Eeitr 2 Dienstag, 14. Jänner 1936 Rr. 11 striellen Produktion für gegeben. Die Konjunktur­belebung in den Vereinigten Staaten hat sich be­reits in einer Erhöhung der Einfuhr ausgewirkt, wodurch der Weltaußenhandel neue Anregung er­halten hat. Bei ihrem Fortdauern dürfte sie für die Weltkonjunktur noch stärkere Bedeutung er­langen. In der gleichen Richtung bewegt sich der Aufschwung der Wirtschaft in Großbri­ tannien . Die Rohstoffproduktion hat die jemals erreichten Höchstziffern überschritten und der Stand der Beschäftigten liegt höher als im Jahre 1929. Die Konjunktur wurde in den letzten zwei Jahren besonders durch eine umfangreiche private Bautätigkeit vor­wärts getragen und durch eine Erhöhung der Ausfuhr, die England durch den Ausbau der handelspolitischen Beziehungen mit seinen Welt­reichstaaten erreichte. Neuerdings erhält sie eine Unterstützung durch die Ausführung eines umfas­senden Rüstungsprogrammes, die bereits in der stärkeren Belebung bestimmter Industriezweige sichtbar ist. Das Streben nach Erhöhung der wirtschaft­lichen Unabhängigkeit hat die Industrialisierung der großen südamerikanischen Staaten, der skan­dinavischen Länder, und in Ost» und Südost­ europa vorangetrieben; sie geht weiter. S o- wjetrußland, das seine Industrie-und Agrarwirtschaft zu immer neuen Spitzenleistun­gen vorwärtstreibt, wird auf den weltwirtschaft­lichen Aufschwung dann einen noch größeren Ein­fluß erlangen, wenn die in den letzten Tagen ge­meldeten Anleiheverhandlungen mit Frankreich und England zu einem Erfolg führen und den 19 Jahre andauernden internationalen Finanzie­rungsboykott beenden würden. Die Aussichten da­zu sind vorhanden. Die Kräfte, die den Konjunk­turanstieg in den letzten Monaten zur Auslösung gebracht haben, werden in der nächsten Zeit wei­ter wirksam sein. Werden sie und die in der gleichen Richtung wirken­den Maßnahmen auch der Wirt­schaft der Tschechoslowakischen Republik zu einem stärkeren Aufschwung verhelfen? Die Be­antwortung dieser Frage hängt ab von der Stärke der Gegenfaktoren, die die Aufschwungsentwick­lung hemmen. Zehnen gehört der fortdauernde Absahmangel auf dem Jnlandsabsatzmarkt, der dqrch die Kaufirastschwäche breiter Bevölkerungs­schichten hervorgerufen wird. Zu ihnen gehört eine Kartellpolitik, die die Preise fortgesetzt in die Höh« treibt, die Produktion drosselt und Betriebs­stillegungen erzwingt. Und ihnen sind alle jene Maßnahmen zuzuzahlen, die den Außenhandel weiter einschränken und damit die Chancen un­serer Ausfuhrindustrien herabdrücken. Auch vom Ausland her wirken solche Gegenfaktoren, wobei nur an die schwere Schädigung unseres Exports durch Deutschland erinnert sei. Kurz: ans e i n e nAufschwungunsererWirt- schaft wirken vielerlei Ein­flüsse von innen und außen starkabdämpfend. Rur wenn sie weitgehend ausgeschaltet wer­den könnten so wie es die Wirtschafts-, Han­dels- und sozialpolitischen Vorschläge der Sozial- deinokratie wollen würde unsere Wirtschaft den Anschluß an die Weltkonjunktur finden. Budapest . Der Bischof von Steinamanger Gras Johann MikeS, der bekannte Führer der ungarischen Monarchisten und Bertrauensmann der habsbur­gischen Familie, hat sein Amt aus Gesundheitsrück­sichten niedergelegt. Wie verlautet, soll das Bistum nicht neubesetzt werden. Vermlttlungsaktlonen Genf . In den letzten Tagen vor dem Zu­sammentritt des Bölkerbundrates find offenbar noch verschiedene Bermittlungsaktio- n e n im Gange, um das drohende Oel -Embargo mit allen seinen möglichen Folgen vorläufig noch hintanzuhalten. Der britische Botschafter in Rom Sir Eric Drummond hat seine in England verbrach­ten Ferien abgekürzt und ist nach Rom zurück­gekehrt. In der ftanzöfischen Presie wird ein Vor­schlag diskutiert, Frankreich möge sich in Genf vor der Einführung verschärfter Sanktionen für die Entsendung einer Untersuchungskommission des Völkerbundes nach Abessinien einsetzen. Die französischen Linkskreise verhalten sich dagegen sehr ablehnend und erinnern vor allem daran, daß 50 Mitgliedstaaten des Völkerbundes ja bereits auf Grund überzeugender Dokumente entschie­den haben, daß Italien der Angreifer sei. Ministerpräsident La v a l hatte am Mon­tag in Paris eine Aussprache mit dem italieni­schen Botschafter C e r u t t i, der eben erst aus Rom zurückgekehrt ist und Laval unmittelbar über die Ansichten Mussolinis informieren konnte. An informierten Pariser Stellen heißt es, daß Laval die Möglichkeit einer Regelung im Schlich­tungswege auch weiterhin nicht aus dem Auge verliere. Die Agence Havas verbreitete jedoch am Abend eine Meldung aus Rom , wornach autori­sierte italienische Kreise das Gerücht dementieren, daß Italien die Anregung zu Friedensvorschlägen und Friedensvcrhandlungen geben wolle. In der Londoner Presse wird ein angeblich belgischer Vermittlungsvorschlag abfällig beurteilt, wonach die Völkerbunduntersuchungs­kommission an Ort und Stelle die Einführung eines Völkerbundmandates über Messinien prü­fen solle. Von belgischer Seite wird offiziell jeder derartige Vorschlag in Abrede gestellt. Trauerfeier für Lundström Addis Abeba . Die ganze Hauptstadt stand am Montag im Zeichen der Trauerfeier für den schwedischen Arzt Lundström, der bet dem Bom­bardement der sästvcdischen Feldambulanz bei Dolo tödlich verletzt worden war. Sämtliche öffentliche Gebäude flaggten. In der schwedischen Kirche fand im Beisein der kaiserlichen Familie, der Regierungsmitglieder und des gesamten diplomatischen Korps ein feierlicher Traucrgottes- dienst statt. In Addis Abeba wurde ein Aufruf des Kai­sers verlesen, in welchem die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht wird, sich auf einem even­tuellen Anflug italienischer Flugzeuge in der Zeit vom 20. bis 22. Jänner vorzubereiten. In diesen Zeitraum fällt in Abessinien der Dreikönigs- Feiertag, an welchem Tage aus der weitesten Umgebung Zehntausende von Einwohnern in die Hauptstadt pilgern, um an den religiösen Fest­lichkeiten teilzunehmen. Rom . In der Nähe von Massaua stürzte ein italienisches Bombenflugzeug ab. Die Besatzung kam ums Leben. TagblatbKorrespondent aus Berlin ausgewiesen Berlin . Der Berliner Vertreter desPrager TagblatteS" Ernst Popper, ist aus dem Ge­biete deS Deuffchen Reiches ausgewiesen worden, daS er binnen zehn Tagen zu verlassen hat. ^Jn der Verfügung des Polizeipräsidenten heißt es u. a.:Sie werden hiemit aus dem Reichsgebiet ausgewiesen, weil Sie als Vertreter des»Prager Tagblatt" fortdauernd, vor allem aber in den letzten Wochen und Monaten, Ge­ruch t e an die von Ihnen vertreten« Zeitung ge­liefert haben, die ein« irreführende Darstellung über die Verhältnisse im Deutschen Reich enthal­ten und geeignet ünd, nicht nur die internationale Atmosphäre zu vergiften, sondern auch lebens­wichtige Interessen Deutschlands zu schädigen." . Der tschechoflowakische Gesandte m Berlin , Dr. M a st n h, hat gegen die Ausweisung im Auswärtigen Amte Protest eingelegt. Auch der Verein der ausländischen Presse in Berlin hat zugunsten Ernst Poppers interveniert, doch jvaren seine Bemühungen vergeblich. Vie Habsburgerfrage Gegenstand der Prager Besprechungen? Paris . Der»Jntransigeant" befaßt sich in einem politischen Leitartikel mst dem bevorstehen­den Prager Besuch deS österreichischen Bundes­kanzlers Schuschnigg . Das Blatt sagt, daß ganz Europa ein Interesse an den künftigen Pra­ ger Besprechungen habe. Eine Annäherung zwi­schen Oesterreich und der Tschechoslcwakei könnte die Einleitung zu einer Regelung des mittel« europäischen Statuts sein. Eine gewisse Schwie­rigkeit sieht das Blatt aber darin, daß sich die Tschechoslowakei ebenso wie die übrigen Staaten der Kleinen Entente gegen die Wieder­einsetzung der Habsburger in Oesterreich stellt, während Bundeskanzler Schufch- nigg mit seinen monarchistischen Neigungen nicht zurückhält. Deshalb ist daS Blatt der Ansicht, daß die erste Etappe dieser Annäherung eher eine Regelung der gegenwärtigen Wirtschaftsfragen sein wird. Britische Manöver Im Golf von Saloniki Athen. Ueber Einladung des Kommandanten der britischen Torpedobootzerstörer-Eskaders, die im Piräus vor Anker gegangen ist, kamen der Ches des griechischen Generalstabes sowie die Offiziere aller Einheiten der griechischen Marine an Bord der britischen Schiffe, um die Manöver der britischen Eskader im Golf von Saloniki zu verfolgen. An den Manöver» wird sich auch der griechische Kronprinz Paülbetei­ligen. Die Blätter berichten, daß es sich um die normalen britischen Manöver handle. Der spanische Wahlkampf eröffnet Madrid . Der Sozialistenführer und gewe­sene Minister Largo Caballero hielt Sonn­tag eine große Wahlrede. Es war dies die erste öffentliche Kundgebung nach seiner kürzlich er­folgten Freisprechung durch das Oberste Gericht. Caballero erklärte, rr bleibe stets ein überzeugter revolutionärer sozialistischer Marxist. Er sprach sich für die Notwendigkeit einer Wahlgemein­schaft aller proletarischen Parteien in Spanien mit den republikanischen Linksparteien aus. I Um den Minister Najman Zu denjenigen, deren Stellung durch die De- zemberereigniffe in der tschechoslowakischen In­nenpolitik nicht gerade gestärkt wurde, gehört der Vertreter der.Gewerbepartei, Handelsminister Najman. Dieser ist in den Tagen, da man von dem Rücktrftt MasarykS erst sprach, für Benes als dessen Nachfolger eingetreten. Als aber die agrarische Rechte mit ihrer Kampagne für Prof Römer einsetzte, fiel Najman um und gingiMi: Vranh und Konsorten. Diese Haltung des Han. delsministers rief in seiner eigenen Partei Wider sprach hervor und insbesondere die Vertrauens männer aus der Slowakei , mit dem Abg. Liska ai der Spitze, erklärten sich unbedingt für den Kan didaten MasarykS. Aber auch in den gewerbe- parteilichen Organisationen Böhmens und Mäh­rens regte sich der Widerstand gegen Rajman. man kritisierte vor allem dessen Abhängigkeit von den Agrariern. Najman setzte sich in seiner robusten Art zur Wehr und drohte in seinem Prager Organ jedem mit Ausschluß aus der Par­tei, der es wagen sollte, seine Entfernung aus der Regierung zu verlangen. Für Samstag berle' nun Najman eine Sitzung der Prager Vertrau enSmänner der Partei ein, kn der er sich ein Vertrauensvotum aussprechen ließ. Najman hielt auf der Konferenz eine Rede, in der er sagtc. daß die Gewerbepartei eine selbständige Partei bleiben und nur von Fall zu Fall mit anderen Parteien Zusammenarbeiten wolle.' Daraus kann man entnehmen, daß der Husarenritt der agrari­schen Rechten im Dezember nicht sehr dazu bei­getragen hat, Rastnans Ueberzeugung von der Bortrefflichkeit des agrarischen Bundesgenossen zu steigern. Ob Najman freilich auf die Dauer Handelsminister bleiben wird, ist fraglich, da man auch mst seiner Reffortführung nicht zu­frieden ist. DaS Hindernis der kleinen Kabinetts­rekonstruktion, vor der wir unmittelbar stehen, wird er noch überspringen, aber die Hürde einer größeren, tiefer greifenden Regierungsumbildung wird ihm vielleicht doch zu hoch werden. Rrichsksngretz dir Arbeitslosen." Die ge­meinsame Gewerkschaftszentrale hieft am 9. Jän­ner eine Sitzung ab, in der sie sich u. a. auch mit den besonderen Arbeitslosenausschüsscn beschäf­tigte, die da und dort gegründet werden und zu parteipolitischer Agitation mißbraucht wetden. Den sogenannten Reichskongreß der Arbeitslosen am 15. und 16. Feber, der offenbar eine Aktion der kommunistischen Partei darstellt, werden die Gewerkschaftsorganisationen weder unterstützen noch beschicken. Parlament nächsten' Dienstag? Für Don­nerstag 11 Uhr ist das Präsidium des Abgeord­netenhauses zu einer Sitzung einberufen worden, die sich mit dem Termin der ParlamentSeinberu- fung befassen wird. Nach demVenkov" ist die erste Plenarsitzung bereits für nächsten Dienstag in Aussicht genommen. Ungarische Einheitspartei in Bildung. Wie verlautet, hat die Leitung der ungarischen christ­lichsozialen Partei beschlossen, auf das Angebot der ungarischen Nationalpartei auf Verschmel­zung der beiderseitigen Organisationen zu- stimmend zu antworten. Der Antrag muß formell erst noch der Parteivertretung vorgelegt werden. Beide Parteien haben im Abgeordneten­haus je vier Vertreter, die einen gemeinsamen Klub bilden; dem Klub gehört weiters auch der auf der gleichen Liste gewählte Vertreter der Zipfer Deutschen Abg. Nitsch an. Dem Senat ge­hören drei ungarische Christlichsoziale und zwei ungarische Nationalparteiler an. Roman von Karl Stym Copyright by Eugen Prager-Verlag, Bratislava Kopf hoch, Ernst! Quatsch! Im Waggon ist die Luft zum Ersticken heiß. Möglich, daß es nur mir so vorkommt. Ich lasse die Fenster herunter. Draußen am Bahnsteig steht noch immer Ernst Lang, schmal, mit hartem Mund und hungrigen Augen. Fast ein schönes Bild verlorener Jugend. Menschen hasten und stoßen an ihm vorbei. Warum? Warum steht dieser jungen Mensch dort zwischen den vie­len Menschen, einsam, getreten, ausgestoßen und ohne Jugend? Unsere Zeit hat uns doch so genügsam gemacht, aber so ganz abseits stehen, so ganz nichts sein, das ist immer schlimmer als Tod! Und das Furchtbarste: der dort steht, ist mein Bruder... Ich hätte mir viel erspart, wäre ich nicht nach Hause ge­kommen. «« Mein erster Weg ist zu Hell. Es geht ihm schon besser. Er ist wieder so weit beisammen, daß er, sich an den Bet­ten haltend, herumgehen kann. Seine Freude darüber will mir nicht recht gefallen. Er atmet zu schnell und heiß. Das ist nicht gut Wie wars bei Muttern! Wies bei Muttern immer ist! Hell redet viel vom Gesundwerden und der Grube. Ich gebe nur knappe Antworten. Ich habe kein Vertrauen zu seinen Lungen und seinen schlottrigen Körper. Drach war *?enau so. Und plötzlich sehe ich wieder dessen Tod, nur daß ?aul der Sterbende ist Es ist mir unmöglich, ihm frohe Worte zu sagen. Nach einer knappen halben Stunde schiebt er mich zur Tür hinaus. Mein Gesicht muß wohl ein wenig beleidigt aus­sehen, weil er sich entschuldigt Nichts für ungut, Fritz! Aber ich erwarte jemand!" Berta? Sein Gesicht wird etwas frischer und sieht fast gesund aus. Aha, das also ist die Medizin! denke ich für mich. Erraten! Nun auf Wiedersehen! Im Korridor kommt mir Berta Mühler entgegen. So oft ich dieses Mädchen sehe, wundert mich etwas. Ihre Mutter ist eine plumpe, abgehärmte Arbeiterfrau, die notdürftig ihr Leben durch Botengänge und Aufräumen fristet und ihren Vater zogen wir vor zwei Jahren als zerquetschten Klumpen aus dem Abbau. Ich weiß nicht, von wo Berta das lebendige Gesichtchen mit den großen, grauen Augen und den pikanten Sommersprossen her hat. Sie kommt auf mich zu. Fritz, wie denkst du nun von Paul? Die großen, grauen Augen bitten, daß ich lügen muß. Ich bin erstaunt, daß es ihm so gut geht. Wird schon wieder werden, Mädchen! Glaubst dus wirklich? Ich bin so froh. Manchmal hab ich solche Angst, er könnte mir sterben. Dann muß ich im­mer weinen. Er aber will, daß ich ihn gesundlache. Er ist ein so guter Junge und ich" Schon gut. Berta, weiß ich! Ich sehe dem Mädchen nach. Ihr Gang ist jung, schön und voll Hoffnung. Der aber, zu dem es geht, hat das alles schon verloren. Er geht bereits den letzten Gang. Ich gebe meinem Freund und Kameraden Hell nur mehr höchstens zwei Jahre und die nur, wenn er nicht mehr in die Grube geht Ich schäme mich fast. Warum habe ich das Mädchen be­logen? Ich mußte einfach. Im Park setze ich mich auf eine Bank und sehe zu Pauls Fenster hinauf. Dort oben sitzen zwei junge Menschen und schmieden Pläne, die nie erfüllt werden können. Ihr Wollen und ihre Liebe betrügt sie. Zwei junge Menschen und soviel leere Hoffnungen!- Freut euch des Lebens..." Der erste, der dieses Lied sang, konnte kein Bergmann gewesen sein, sonst müßte ich ihn einen Narren nennen... Ich hätte nicht geglaubt, daß man auch die Arbeit ver­lernen kann, das heißt, daß sie einem plötzlich so schwer vorkommen kann. Die sechs Wochen haben meine Hände weich und empfindlich gemacht und ich muß trotz meiner vier Grubenjahre noch einmal mit Blasen anfangen. Wie die Faust aufs Auge paßt dazu, daß man mich dem lan­gen Dießler zugeteilt hat. Der ist, gelinde gesagt, ein Vieh. Er schafft Kohlentrümmer von ein und einem halben Zent­ner allein vom Oberflöz herunter und legt sich beim Schie­ßen kaum drei Meter vom Schuß auf den Boden, die Kohlen­schwinge als einzigen Schutz über den Kopf gestülpt, um, wenn das Loch noch dampft, wie ein Blödsinniger über die Kohle herzufallen. Man könnte fast meinen, er leide an Lebensüberdruß. Aber der Dießler von früher ist er trotz­dem nicht mehr. Vor dem Streik arbeitete er für gut drei Mann. Das bringt er jetzt nicht mehr zuwege. Der Streik hat ihm dasGenick gebrochen und eine der traurigsten Tragödien, die ich als Bergmann bisher erlebte, eingeleitet. Heute, das ist zwei Wochen nach meinem Arbeitsantritt, führen Röhling und ich den Dießler durch dieBolle. Zwar nicht im gelben Wagen; aber besser, er wäre es. Nervenzusammenbruch nennen es die Ärzte. Wir selbst sagen anders: der Berg hat ihn erledigt! Dießlers Körper zittert, sein verzerrter Mund zuckt, und was das furchtbarste ist, Dießler weint Weint wie ein kleines, hilfloses Kind.