Nr. 11

Dienstag, 14. Jänner 1936

Sudetendeutscfier Zeitspiegel

Die Christlichsozialen

regierungsbereit

Egerer..Kavaliere"

In einer Versammlung der Chriftlichiogia Flüchten ins Dritte Reich

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Darunter ein Baumeister, der einen Bauern ins Armenhaus brachte

Vor kurzem flüchtete der Egerer Photograph Baul Bauer, ein Reichsdeutscher, über die Grenze nach Deutschland  . Bauer hatte in Eger beträchtliche Schulden und zog es vor, noch vor der Fälligkeit der von ihm ausgestellten Wechsel Eger  zu verlassen.

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des Vereinsstatuts§ 15, Absatz 2c, den Beschluß gefaßt, in Zentralgruppen eingegliederte früher selbständige Ortsgruppen aufzulösen und die Auf­lösung im Amtsblatt bekanntzugeben."

Das ist der Grund, warum die Union der Textilarbeiter 50 Ortsgruppen aufgelöst hat. Der Mitgliederstand der Union   hat sich durch die Auf­lösung der Ortsgruppen nicht im geringsten geändert.

Unterschlagungen

eines SdP- Mannes

Yen Partei in Marienbad   erwähnte der Hauptredner, Senator Scharnagl, die Mög lichkeit eines bevorstehenden Regierungseintrittes in der Wohnung oder in der Kanzlei des Mat­der Partei. Er behauptete laut Reichenberger tusch erschien, er erhielt von seinem Schuldner Eine durch die Bezirksbehörde Tetschen am Zeitung" es sei mehr als wahrscheinlich, daß nicht eine einzige Krone zurüd, ja nicht ein vergangenen Samstag in Tissa   vorgenommene die slowakische Volkspartei in die mal ein Stüd Brot, um das der dem ab- Kontrolle hatte zur Folge, daß der bekannte S d P- Regierung eintreten werde, wofür ihr gewisse foluten Nichts ausgelieferte und vom Hunger ge- Funktionär, früherer Vorsteher Forderungen zugestanden werden. sollen. Die quälte Mann oft bat... Mattusch selbst litt in von Tiffa und Obmann des Orts a deutsche christlichsoziale Volfspartei sei zwar noch Auf gleiche Weise hat sich noch vor ihm dieser Zeit keine Not; er war nach wie vor nicht offiziell zum Eintritt in die Regierung ein­nach wie vor fchulrates, Rudolf Löbel, wegen Unter­Stammgast in den besten und teuersten Lokalen geladen worden, mache aber den Eintritt von der der Egerer Architekt Mattusch den Egers, als Gourmand stadtbekannt, und immer schlagung und Betrug sofort nach der Rev: sion Erfüllung gewisser Forderungen abhängig. Es Nachstellungen seiner Gläubiger zu entziehen ver- wieder gelang es ihm, vertrauensselige Leute zu verhaftet und in das Bezirksgericht in   Tetschen sind dies vor allem die Sanierung der standen. Mattusch, in   Eger eine stadtbekannte finden, die ihm aus einer momentanen Ver- eingeliefert wurde. Nicht nur, daß 11.470 Schludenauer Sparkassa und die Figur, war in der Wahl der Mittel, zu Geld zu legenheit" halfen. n den Aften der Egerer Poli- in der Kaffa fehlten, auch Radierun­Freigabe des beschlagnahmten Besizes des Stif- gelangen, nicht sehr wählerisch. Als besonders bezei ist der Name Mattusch einigemal vorzufinden. tes Teplin Marienbad. zeichnend für die Skrupellosigkeit, mit der er zu Es hat vor Jahren einmal eine in   Eger vielbe- gen auf Belegen und Urkunden fälschun­Werke ging, möge hier folgender Fall angeführt sprochene Getreibelieferungsaffäre gen sollen festgestellt worden sein. Als diese Tat­gegeben, mit der Mattusch in engstem Zusammen- fache in Tiffa bekannt wurde, waren angeblich so­hang stand; damals war es nur dem entschlossenen fort politische Freunde des Löbel zur Stelle, die Eingreifen eines Ecerer Polizeiinspektors zu ver­danken, daß Mattusch einen großen Geldbetrag, sich bereit erklärten, den fehlenden Betrag zu er­den er für ein sogenanntes Luftgeschäft denn fetzen. Diese Unterschlagung war möglich, trotz­um ein solches hatte es sich bei der Getreide- dem durch eine örtliche Kontrollkommission Revi­lieferung" gehandelt wieder zurückerstattete. fionen vorgenommen wurden, die aber alles in Ordnung" fand.

Schutzgesetzverfahren gegen SdP- Funktionär

werden:

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In einem Egerer Gasthaus hatte der Archi tekt den Landwirt Krader aus Topissenreuth In der Vorwoche wurde in Graslih eine im Egerer Bezirke kennen gelernt, einen ein­Parteibersammlung der SdP abgehalten, in der fachen Landmann, den er nach kurzer Zeit dazu es schon nach kurzer Zeit zu einem Zwischenfall zu bewegen vermochte, ihm ein Darlehen in be­insoferne kam, als der Hauptreferent, Ing. i trächtlicher Höhe zu gewähren. Mattusch ver­fde r- Franzensbad, sich zu einer Auseinan sprach dem Bauern eine besonders günstige Ver­dersezung mit dem Regierung 3 zinjung und verstand es, den Strader unter Hin­durch bertreter hinreißen ließ, wobei er u. a. die weis auf zahlreiche von ihm- Mattusch Aeußerung tat: Soll mir der Staat eine Anzuführende Neubauten so sehr in Sicherheit zu wiegen, daß der Bauer dem Architekten Geld stellung bei der Post oder bei der Bahn geben, gab, solang er noch über solches verfügte. Als er dann habe ich es nicht nötig, als Agitations bann um Rückzahlung ersuchte, erklärte ihm der redner aufzutreten!" Die Versammlung wurde err Architekt, daß er nichts besize, daß die Möbel sväter abgebrochen und geschlossen. Nunmehr ist seiner Frau gehören und daß alle seine Einnahmen gegen den SdP- Funktionär Ing. Fischer wegen bereits auf Jahre hinaus gepfändet seien. Der der bei dieser Grasliger Versammlung gefallenen Bauer stand vor dem Ruin, fonnte die auf dem Aeußerungen ein Strafverfahren nach den Bestims Hofe lastenden Hypotheken nicht abstoßen und mungen des Gesetzes zum Schuße der   Republik ein- die Folge war die Versteigerung des An­geleitet worden. wesens. So oft auch der Landwirt Krader in   Eger

Seelenverwandtschaft Henlein-   Hitler

Wir haben vor einigen Tagen die charakteri stische Tatsache hervorgehoben, daß in dem Leit­

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artikel, welchen die Zeit" über den Parteitag des Bundes der Landwirte geschrieben hat, vor allem an der sachlichen Art Stritif geübt wurde, mit der

Minister Spina die Verhältnisse in Sowjetruß­land dargestellt hatte. Bemerkenswert ist nun, daß auch die Frankfurter   Zeitung" in ihrer Ausgabe bom 11. Jänner unter dent Titel Ein Professor träumt ven Rußland" die Ausführun

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von unserer dreimal wöchentlich erscheinenden Boltspreise" eingeleitet wurde, hat in einigen Gebieten außerordentlichen Erfolg gehabt. Nicht weniger als 1000 Zeitungsexemplare werden allwöchentlich mehr abgenommen als früher.

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Die Zahl der Gläubiger, die das spurlose

Verschwinden des sehr- und trinkfreudigen Architekten bedauerr., ist nicht gering, und für sie ist es nur ein geringer Trost, wenn sie jetzt hören, daß Mattusch in   Deutschland eine gute Stellung gefunden haben soll", Senn auch in diesem Fall wird der Flüchtling seinen Verpflichtungen wohl faum nachkommen. Als besonders tragisch jeden­falls muß der Fall des von Mattusch um nahezu 100.000 gebrachten Bauern Krader be­zeichnet werden, denn der Mann ist heute im Armenhause untergebracht und fristet sein Dasein von Almosen, die ihm von seinen Mit­menschen gereicht werden...

Isolationsabteilung nicht gebrauchsfähig.

durch die Straßen Karlsbads ergießt, gerät mit Der Strom von Menschen, der sich dauernd einem Male ins Stocken; eine Frau schreit leicht auf, und dann scharen sich die Passanten um einen Menschen, der schweratmend auf dem Pflaster liegt und dessen Hände, in irrsinniger Angst flat­ternd, auf den talten Steinen einen Halt zu suchen scheinen.

Das Sanitätsauto rattert heran, nimmt den Mann auf und entschwindet in der Richtung zum Krankenhaus. Dort angekommen, beginnt der

Ein schöner Presse- Werbe- Erfolg nur die Oeffentlichkeit informieren sollte, son- Mann zu toben, schlägt um sich, Schaum tritt ihm Die Werbeaktion, die anfangs November dern deren Zweck wahrscheinlich ein anderer war. vor den Mund. Der diensthabende Arzt stellt fest, ohne viel Mühe durch einen telephonischen Anruf daß dieſes armselige Bündel Menſch- es han­Die Redaktion der ,, Reichenberger   Zeitung" hätte bei der Union der Textilarbeiter in Reichenberg delt sich um den dreißigjährigen Johann I an ja Janja Die Ursache feststellen können, warum die Auf­aus Hirschenstand im Bezirk Neudek, irrsin­nig geworden ist. lösung von 50 Ortsgruppen erfolgt. Daß sie eine solche Anfrage unterlassen hat, lestärkt uns in dem Glauben, daß dieser Angriff aus einem sehr durchsichtigen Zweck erfolete. Zur Aufklärung der Angelegenheit wird uns von der   Union der Zer

Wenn man berücksichtigt, daß dieser Werbe­gen Spinas über die   Sowjetunion abfällig triti- erfolg in der Zeit der ärgsten Strife erreicht wurde,

siert und sie ins Lächerliche zu ziehen versucht. tionäre der Arbeiterbewegung, auf deren Arbeit Siz Reichenberg, folgendes mitgeteilt:

Diese und des Hauptorgans der SdP. legt erneut die enge geistige Verwandtschaft dar, die zwischen der Hakenkreuzbewegung im Reiche und der Hen­lein- Front hierzulande besteht.

SA- Mann in   Kaschan verhaftet. Die Staats­polizei in   Kaschau verhaftete Montag Herrman Heinrich aus   Dresden. Heinrich, der sich, wie festgestellt wurde, schon längere Zeit in   Kaschau aufgehalten hatte, ist Mitglied der SA. Nach dem Verhör auf der Polizei wurde er in die Haft des Kaschauer Kreisgerichtes eingeliefert.

Eine sudetendeutsche Uraufführung in   Prag

,,   Wallenstein" von Josef Mühlberger Josef   Mühlberger, der jüngeren Generation fudetendeutscher Autoren angehörend, hat sich durch feine Erzählungen einen guten Namen gemacht. Sonntag führte das   Prager   deutsche Theater sein Schauspiel   Wallenstein" auf und schuf damit einem größeren Kreise Gelegenheit, Mühl­berger auch als Dramatiker kennen zu lernen.  Wallenstein, das ist freilich ein Stoff, der Ver­gleiche mit Höchstem und Größtem heraufbeschwört, was die deutsche Dramatik hervorgebracht hat. Mühl berger mußte darauf gefaßt sein, daß man seine Gestaltung der Wallenstein- Figur an der Dichtung Schillers mißt und daß sich jeder Zuschauer fragen wird, ob es objektiv( denn subjektiv kann es jeden Autor dazu drängen, einmal Gedichtetes noch ein­mal zu dichten) nötig und gut war, dem so oft, und einmal endgültig, Gestalteten eine neue Form anzu­fügen.

Der Rezensent gesteht, daß er nicht überzeugt wurde. Auch an modernen Forschungsergebnissen, so an Srbif's kritischem Wert gemessen, ist Schil lers Held dem historischen   Wallenstein näher als Mühlbergers fast anderthalb Jahrhunderte später entstandener Heros. Zu den Zügen, die Schiller seinem Wallenstein verleiht, um ihn als Träger einer großen Idee erscheinen zu lassen, fügt Mühlberget eigentlich feine neuen hinzu. Er übersteigert und überspitzt nur in einem Grade, daß es der dramati schen Dichtung nicht frommt. Man ist bei   Schiller vom Untergang des tragisch Schuldigen ganz anders erschüttert als bei Mühlberger von dem Fall des un­schuldigen Genius.

Der historische Wallenstein war eine merk­würdige Kreuzung von   Condottiere( also mehr Ban­den- als Seerführer) und frühkapitalistischem Kauf­mann. Sein größtes Talent war eine erstaunliche

der Lesergewinn zurückzuführen ist, recht augen­fällig in Erscheinung. Den Löwenanteil an dem bisher erreichten Erfolg hat die Bezirksorganisa­tion   Jägerndorf.

,, Die Union der Textilarbeiter löst 50 Ortsgruppen auf"

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,, Die Union der Tertilarbeiter hat im Jahre

Aber im Karlsbader Krankenhaus, das mit

einem Aufwand von über zehn Millionen Kronen vor einigen Jahren umfangreiche Zubauten erhal ten hat, sind solche Fälle nicht vorgesehen; des= halb schidt es den Unglüdlichen, von einem Wär­ter begleitet, zur Polizei und gibt ihm einen Zet­

tel mit:

" Da Patient in eine geschlossene Anstalt gehört, tann Patient derzeit nicht aufgenom men werden, da unsere Jiolations abteilung nicht gebrauchs fähig ist.

1919 überall dort, wo Mitglieder ihren Wohnsiz hatten, eigene Ortsgruppen errichtet. Im Laufe der Zeit wurde aus v rwaltungstechnischen Grün­den eine Zentralisierung der Ortss gruppen bezirksweise durchgeführt. Es wurden Zentralgruppen errichtet und die im Bezirk be- Der Polizei bleibt, da Kranke nicht in Ge­stehenden Ortsgruppen und deren Mitglieder in wahrsam genommen werden können, nichts ande­einer Zentralgruppe vereinigt. Die Zentralisie- res übrig, als das Menschenwrad nach   Neudek | rumg der Ortsgruppen hat dazu geführt, daß von abzuschieben, ohne daß freilich die Gewähr besteht, 145 Ortsgruppen 50 im Laufe der Zeit ihre daß der Irrsinnige im dortigen Krankenhaus Selbständigkeit verloren haben. Der Vorstand der aufgenommen wird, da er bei der Krankenkasse.  Union der Tertilarbeiter hat nun unter Beachtung nicht gemeldet ist...

Schillers Wallenstein, ein Opfer nicht nur fremder| Auch wenn es so historisch wäre, so wäre es wies Intrigue, sondern des Konfliktes zwischen beschivo derum dramatisch falsch. rener Pflicht und sittlicher Verpflichtung gegen die Jdee, der in der eigenen Brust unentschieden wogt.

Unter dem alarmierenden Titel ,, Die Union der Textilarbeiter löst 50 Ortsgruppen auf" wurde vor einigen Tagen in der bürgerlichen Presse eine Notiz veröffentlicht, welche wohl nicht Organisationsgabe, genial an ihm ist der Zug ins Phantastische, den seine Unternehmungen annehmen. Er hat den Habsburgern ein stehendes Heer orga= Die Technik des Dramas läßt in den ersten beis nisiert, er hat in   Böhmen die Grundlagen für zahl­den Bildern zu wünschen übrig. Dann kommt stär­reiche Manufakturen und damit die Anfänge des feres Leben in das Spiel, der dritte Akt hat eine Mühlberger deutet den Friedländer eigentlich bramatisch gutgezeichnete Figur, den böhmischen  Kapitalismus in unserem Vaterlande geschaffen, er ist ein Wegbahner des modernen Staates und der nicht anders als Schiller. Aber er verklärt ihn Emigranten Bogumil( von Walter   Taub er­modernen Wirtschaft, dabei zweifellos einer der vollends zum Apostel einer höheren Sittlichkeit, zum greifend nachgezogen, ein unheimliches Stück Gegen­markantesten Repräsentanten der alten Reichsidee, größten Genie seiner Zeit, er läßt den Meteor, der wart in dunkler Vergangenheit), im fünften Akt, da wenn auch nicht der lezte und größte; denn das überraschend aufflammte und nach kurzer Bahn im es so viele Leichen gibt Jahrhundert nach ihm hat immerhin den Prinzen Blut verlöschte, zum strahlenden Gestirn werden, das ihn ins Schloß, wo die Offiziere ermordet werden, Eugen und Joseph II  . hervorgebracht. Moralisch die Zeiten überdauert und in ferne Zukunft leuch= läßt aber den Tod Wallensteins aus dem Stadt­erhob sich   Wallenstein nicht über die wüste Zeit, cus tet. Mühlbergers Wallenstein wird zum Vorläu- hause nur vermelden der er kam und in der er lebte: seine Spekulationen fe der Neubegründer des tschechoslowakischen Staa Manches wirkt konstruiert, weil es offenbar nur den auf finanzpolitischem Gebiet, seine Lieferungs- tes, zugleich aber auch zum Propheten und Vor- 3wed hat das Gegenteil der Schillerschen Dichtung Geschäfte, seine Bodentäufe, die Brandschabungen des kämpfer   deutscher Reichseinheit,   deutscher Größe und zu sein. Das Wert hat also recht viele Schwächen, die Landes. ob Freundes- oder Feindesland durch der Idee des ewigen Friedens. an anderem, weniger anspruchsvollen Thema weni­ger auffielen und störten. seine Truppen, sind so gut und so schlecht wie die Moral und die Praktiken des Feudalismus und Ab­Jolutismus es eben waren.

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Diese Verklärung der Hauptgestalt führt auch dazu, daß die Gegenspieler als ganz unproblema­tische Schufte dastehen; das ist aber, selbst wenn es  Schiller, der nationalste und deutscheste" der der Geschichte entsprechen sollte, nicht dramatisch, es  deutschen Dichter, hat- welches Sinnbild für die schwächt die Bühnenwirkung ab. Aus der allgemein nationale Misère der   Deutschen und unsere, durch weltanschaulichen ergibt sich zwanglos eine deut­Reformation, Fürstenstaat und Preußentum ver liche politische Tendenz; sie ist scharf anti- österrei schuldete, Geschichtslosigkeit niemals einen großen disch, anti- babsburgisch, anti- katholisch; es ergibt nationalen" Stoff gefunden. Denn der Wilhelm fich die merkwürdige Situation, daß nach dem drits Tell" ist ja, vom nationalen Standpunkt gesehen, die ten und fünften Akt zumindest nationale   Tschechen Verherrlichung des Seperatismus der   Schweizer. und stilechte Nazi gemeinsam applaudieren können, Auch   Wallenstein" wird keine deutsche Tragödie, denn dieser Wallenstein soll ebenso der tschechischen sondern die repräsentative Dichtung des kosmopoli- Treiheit gedient wie den protestantisch- deutschnatio­tisch und europäisch denkenden Bürgertums. Schils nalen Stampf gegen den römisch- habsburgischen ler macht   Wallenstein, an dem historischen Charal- Drachen vorgefämpft haben. ter des Friedländers nichts ändernd, was ihn um­Was die dramatische Wirkung aber am stärk­biegen und umdeuten könnte, zum Träger großer ften beeinträchtigt, ist die Reinwaschung des Fried­staatspolitischer Ideen der neuzeitlichen, bürgerlichen länders von jeder auch nur formellen Schuld des Gesellschaft: religiöse Toleranz, Ueberwindung der Hochverrates. Nach Mühlberger hat der große Vor­Kleinstaaterei, Kampf gegen die Enge des ultras| fämpfer gegen den katholischen Ferdinand sich zuletzt fatholischen Hofes sind die Säulen   Wallenstein'scher in alles gefügt, tein Schatten trübt das lichte Bild Politik bei   Schiller. Mit der Idee des Verrates des Schuldlosen; er ist todkrant und hat seinen Rück­am Kaiser spielend, mitten in dem Versuch, dem tritt bereits unterschrieben, da fällt ihn die Meute Staiser das Heer ganz aus der Hand zu reißen, fällt der Verschwörung aus Angst und purem Uebermut.

einen Staatsmann,

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denn Mühlberger verlegt

wird's erst recht lebendig.

Unter der Spielleitung des Direktors Mag ie b1,' der in letzter Stunde auch den Piccolomini zu spielen übernahm, den er als talten Streber gut charakterisierte, brachte das deutsche Theater eine szenisch saubere, sprachlich nicht gut durchdachte Auf­führung zustande. Vielelicht liegt es am Tert, daß ganze Szenen sprachlich so unerfreulich blieben. Auch im Tert wechseln nämlich hausbackene Gespräche mit hereinbrechendem Pathos. Friz Vall plöslich spielte den Wallenstein, gedämpft und hoheitsvoll, von Velasques dunkel auf dunklem Grund gemalt, mit Gold und Feuer spars chen Militär fielen neben dem schon genannten fam, aber markant diftinguiert. Unter dem zahlrei Walter   Taub der urwüchsige Isolani Willh Volkers, der glatte Gordon Walter Frieds, der Kriegsrat Schlick des Herrn Mrlé und, dra­matisch eigentlich unmotiviert durch das Stück spazie= rend, aber gern gesehen und gehört, Marion Wünsche, eine stilvoll zarte und leise Gräfin Piccolomini, als rühmenswert auf. Die Aufnahme war mit wiederholtem Her vorruf des Autors ein herzlicher, wenn auch kein Dr. E. Franzel. rauschender Erfolg.

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