Nr. 11Dienstag, 14. Sännet 1936Seite 5Wie City of Khartoum abstürzte. Bei deramtlichen Untersuchung der Katastrophe des Flugzeuges»City of Khartoum" bestätigte der Pilot,daß in einer Höhe von etwa 600 Fuß alle dreiMotoren gleichzeitig den Dienst versagten. ES geschah dies etwa eine Minute, nachdem die Maschine eine Funkdepesche abgesandt hatte, daß sieeinen Landungsversuch vornehmen werde. DaSFlugzeug begann zu sinken und berührte nach 15Sekunden bereits die Wasserfläche.Der Urteutone Karäfrk. Vor dem Schwurgericht in Innsbruck standen sieben Nationalsozialisten, die die Brennerstraße mit Hakenkreuzenbemalt hatten. Der Student Alois K a r ä s e kwurde als Anstifter und Führer der Gruppe zufünf Monaten strengen Arrestes, fünf weitereAngeklagte wurden zu se einem Monat verurteilt,während einer der Angeklagten fteigesprochenwurde.Doch nicht„Hitlerstadt". Anläßlich des Jahrestages der Saarabstimmung hat Reichsminister desInnern Frick im Verlaufe einer großen Feier diefrühere Stadt Saarlouis zusammen mit ihrenumliegenden Gemeinden auf den Namen S a a r•lautern umgetauft.Rach einer aufsehenerregenden Brrfolgnng durchganz Oesterreich ist es der Kriminalpolizei Sonntagabends gelungen, den von der Bukarester Polizeisteckbrieflich verfolgten Millionenbetrüger E ist enge o s t ü in Feldkirch zu verhaften. Der Verhaftetehat Malversationen und Fälschungen zum Nachteilder Bukarester Petroleum-Gesellschaft„Fagero" miieiner Schadenssumme von rund 80 Millionen Leiverübt. Er wird rach Bukarest überstellt werden.Auch in England starker Gednretnrückgang. Auseiner amtlichen Bevölkerungsstatistik über das Jahr1938 geht hervor, daß die Geburtenzahl in Englandund Wales di« niedrigste seit Menschengedenkenwar, nämlich 14.4 Geburten für tausend Köpfe derBevölkerung. Aus der Uebersicht geht hervor, daß sichdie englische Bevölkerung auf 40.3 Millionen beläuft,wovon rund 19.3 Millionen männlichen und 21 Mil-lionen weiblichen Geschlechts sind.Tas UrbUd der Lady llhatterley. Wie au-Kenya berichtet wird, verstarb dort im Alter von 27Jahren Mrs. Erville-Ruttrey, die Tochter von LordFurneß. Sie hatte mit ihrem Vater vor fünf Jahren eine Reise nach Kenya gemacht, wo dieser großeBesitzungen sein eigen nennt. Das junge Mädchenverliebte sich auf dieser Reise in den Förster Ruttrey,der, ein ehemaliger Soldat der Kolonialarmee, 25Jahre älter war als sie. Sie brach mit ihrer Familie, heiratete ihn und lebte mit ihm in einemBlockhaus mitten im Urwald in völliger Einsamkeit.Bor einigen Monaten starb ihr Mann, und nunfolgt fie ihm ins Grab. Dieser außerordentlicheLebensroman erinnert stark an die Figur der LadyEhatterley in dem berühmten Roman von Lawrence,so daß die gesamte englische Presse darüber einigist daß der.Dicht«, jetzt,.int nachhinein, das.Urbildzu seiner Romanftgur gefunden hätte.Man trinkt immer weniger Wodka. Die»J--westija" veröffentlichen eine Statistik des zentralenMkohol-BewirtschaftungSamteS„Glavspirt", aus dersich ergibt, daß der Wodkaverbrauch immer mehr abnimmt. Während im Borkriegsrußland im Jahre1918 pro Kopf der Bevölkerung acht Liter Wodkajährlich konsumiert wurden, waren es im Jahre1931 nur noch 4.4 Liter. Im Jahre 1985 ist derVerbrauch sogar auf 8.6 Liter gesunken. Dies«Minderverbrauch wirst gleichzeitig die Frage desAbsatzes der Alkoholproduktion auf. Die Veröffentlichung weist darauf hin, daß die Produktiontrotzdem nicht eingeschränkt werden soll, da die heutige Chemie ganz neuartige Verwendung für denAlkohol kennt, so zum Beispiel für die Herstellungvon künstlichem Gummi.Ganz England spendet für Abessinien. DieOberhäupter der anglikanischen Kirche haben sichim Rundfunk an die englische Oeffentlichkeit gewandt, um Spenden für eine neue Rote-Kr»uz-Expedition nach Abessinien zu erbitten. Der Er«folg dieses Aufrufes übersteigt alle Erwartungenund zeigt, mit welcher Leidenschaft ganz Englandfür.den NeguS Partei nimmt. Innerhalb tonvierundzwanzig Stunden war die notwendigeSumme von 10.000 Pfund durch Spenden aufgebracht, wobei es bezeichnend ist, daß sich ein sehrgroßer Teil aus kleinen und kleinsten Gaben minderbemittelter Kreise zusammensetzt."",V» werde Ich Ihnen etwas verschreiben*ber wo hab' ich nur meine Füllfeder?!“„Unter meinem Arm, Herr Doktor“.Die voikswirtsdiatt der Sowjet unionEin Bericht MolotowsMoskau.(Taß.) Auf dem Kongresse deSZentral-Vollzugsausschusses der Sowjetunion erstattete der Vorsitzende des Rates der Bolks-kommissäre, Molotow, Bericht über diewirtschaftlichen Ergebnisse desJahres 1 985, welches er als„ein wirklichgroßartiges Jahr“ bezeichnete. Die Industrieergab im Vergleich zum Jahre 1934 eine Zunahme um 20.4 Prozent gegenüber der plangemäßen Zunahme von 16 Prozent. Die Schwer-inidustrie erfüllte den Plan bis zu 107 Pr^ent,die Holzindustrie bis zu 103 Prozent, die leicht«Industrie bis zu 102 Prozent, die Nahrungsmittel-Industrie bis zu 111.5 Prozent. DieGüterbeförderung der Eisenbahnen wuchs um 23,die Schiffahrt um 21 Prozent. HervorragendeErfolge haben die entscheidenden. Zweige derLandwirtschaft aufzuweisen. Die Getreideernte belief sich auf über 5.5 Milliarden Pud,die Baumwollernte überstieg die Ernte des Vorjahres um 45 Prozent, während um 23 Prozentmehr Zuckerrüben eingebracht wurden. DerPferdebestand wuchs fast um 5 Prozent, derRinderbestand um 18 Prozent, der Schweinebestand um 38 Prozent und der Schafebestandum 25 Prozent.Das wichtigste Ergebnis des Jahres 1935ist aber, nach dem Berichte Molotows die S t ä-chanow-Bewegung, welche zu einer ganzen Revolution im Industrie- und Verkehrswesenführte und das erste Blatt einer hohen Steigerung des sozialistischen Arbeitsproduktivität aufschlägt.. Der BolkswirtschaftsplanAnsteckende Krankheiten. In der zweiten De-1,zemberhälste wurden in Böhmen 629 Erkrankungenan Scharlach, 868 Fälle von Diphtherie und 46Fälle von Bauchtyphus festgestellt. Davon verliefentödlich sechs Scharlach-, 78 Diphtherie« und siebenTyphusfälle. Genickstarre kam nur in drei Fällenvor, ein Fall verlief tödlich.Beirat zur Bekämpfung des Alkehelismus. Gesundheitsminister Genosse Dr C z e ch hat für diedreijährige Periode 1986/88 die Mitglieder derStändigen Beirates für die Bekämpfung der Allo»holismuS ernannt. Unter den Ernannten besindensich u. a, die Genossen Dr. G r u s ch k.a und Dr.Lieben sowie der Sekretär der Deutschen Landeskommission für Kinderschutz und Jugendfürsorgein Brünn Erich« ch o l d, im Ersatz u. a. FrauGertrud Frankl, Prag.Ein vierzehnjähriger Kidnapp«. Der Kinderraub von Marseille und die Detektivromane habenSchule gemacht. Ein Hausbesitzer in Poulgjye^Monsieur Äon Chollet, hat vor-einigen. Tagen einenDrohbrief bekommen, in dem von ihm 20.000Francs verlangt wurden, widrigenfalls sein fünfjährig« Sohn geraubt werden würde. Die Polizei istdiesem neuesten Versuch des Kidnapping- in Frankreich schnell zuvorgekommen. Sie hat al- Verfasserdes Briefer den vierzehnjährigen HausangestelltenGsrard Schneider feftgestellt. Aber nach französischem Recht mußte sie den jugendlichen Kidnapper„in spe" auf freiem Fuß lassen.perlen en 6er Adria, bezahlt miterschwindelten KautionsgeldemSchwindlerpaar im Adria-HotelPrag. In der Ferieusaison 1934 kehrte imHotel.Jugoslavia" auf der Adriainsel Kickein dem Aussehen nach recht vermögendes Paar ein.das sich als die Eheleute Jaroslav und MarieSirek aus Prag meldete. Die Inhaberin des Hotels.Jugoslavia"(da- übrigens ein ziemlich bescheidener Unternehmen ift), eine Frau F e r t i n i c.behandelte die Gäste mit aller Auszeichnung, zumalder Herr Sirek die Absicht, äußerte, das Hotel»Jugoslavia" zu kaufen. Tatsächlich kam«in Kaufvertrag zustande, nach welchem da- Hotel für einenKaufpreis von 80.000 Dinaren in den Besitz desHerrn Sirek übergehen sollte. Der Kaufpreis solltein drei Raten bezahlt werden und die erste Ratevon 10.000 Dinaren war am 1. Oktober 1934 fällig.Mit dem Fälligkeitstag sollte auch die bis dahin aufgelaufene Hotrlrechnung beglichen werden, dennSirek hatte noch keinen Heller für Kost und Quartierbezahlt. Es fiel nicht auf. daß die junge Frau nachPrag fuhr, um das«forderliche Geld nach Kick zuholen.Frau Marie Sirek holte tatsächlich Geld. Undzwar in der Art. daß sie in der»Rärodnk Politika"Inserate erschienen ließ, in welchen.ein Oberkellner und ein Direktor für«inAdria Hotel mit 120 Zimmern für dieFrühjahrssaison gesucht wurden. Tatsächlich meldetensich Interessenten, denen die.Frau Chefin" kurz undvon oben herab erklärte, sie hätten 10.000. b e z w.5000 XL Kaution.zur freien Disposition des künftigen Chefs" zu ihrer Handzu«legen. Es fand sich ein Oberkellner undein H o t e l d i r e k t o r. die diese riskanten Bedingungen erfüllten und ihre Spargroschen der vermeintlichen Chefin auSfolgten.Marie Sirek— sagen wir gleich, daß eS sich inWirklichkeit um die 21jährige Marie Jansen bau»delt. die mit ihrem Kumpan Jaroslav Sirek ausBeute au-gezogen war— hatte also 15.000 Ki inder Hand, von denen sie also 9000 Ai sofortinPrag verpulverte. Rach Krk brachte sie nur6000 Ki. die gerade zur Bezahlung der Hotelrech»nung und der Rückfahrt nach Prag reichten. DieBesitzerin de- Hotels. Frau Fertenii war froh,wenigsten- ihre Rechnung bezahlt zu sehen und löstefür dasJahr 1936 stellt ein Riesenprogramm dar. Die Gesamtproduktion der Industrie wird sich um 23 Prozent vergrößern undihr Wert wird sich auf 81 Milliarden Rubel belaufen. Die Produktion d« Schwerindustrie sollsich um 26 Prozent, des Maschinenbaues um 31Prozent, de- Baues von Lastautos um 89 Prozent, die Erzeugung der Walzerzeugniffe um 80Prozents der Stahlerzeugnisse um 28 Prozentund die Steinkohlenförderung um 24 Prozentvergrößero» Das Land'wird 14.5 Millionen Toasten Roheisen, 16 Millionen Tonnen Stahl und.2 Millionen Tonnen Walzerzeugnisse erhalten.Die Produktion der leichtenJndustrie soll um mehrals 29 Prozent wachsen, die Produktion derNahrungsmittel und der Holzindustrie soll ummindestens 21 Prozent vergrößert werden.Der Landwirtschaftsplan siehteine Vergrößerung der Gesamtpriüuiktion um 24Prozent vor. Der Getreideernteertrag von 6.3Milliarden Pud bedeutet einen großen Vormarschauf dem Gebiete der Erfüllung der Aufgabenzur Erzielung eines Ernteertrages von 7 bis 8Milliarden Pud Getreide, der nach drei bis vierJahren erreicht werden soll. Die Zuckerrüben-Produktion soll um 57 Prozent» die Flachsproduktion um 42 Prozent und der Pferdebestandum zehn Prozent, der Rinderbestand um 17Prozent und die Schweinezucht um 34 Prozentgehoben werden. Die Erzeugung von landwirtschaftlichen Maschinen soll auf eine MilliardeRubel gebracht werden, die Leistung des Traktorenparkes wird sich um dreißig Prozent vergrößern.im übrigen alle Vereinbarungen mit dem feinenPärchen.Schlimmer waren die armen Kaution-erlegerdaran, die sich nicht nur um ihre Kaution gebrachtsahen, sondern auch zur neuen Frühjahrssaison vollHoffnungen nach Krk fuhren, wo sie erfuhren, daßsie Gaunern aufgeseffen waren.Vor dem Strafsenat T r o st erhielt gesternJaroslav Sirek für sein Gaunerstück sechs Monate schweren Kerkers, sein« PartnerinMarie Jansen kam mit drei Monatendavon. rb.Einbrecher als ObstfreundSchwerer Einbruch im Befkowitaer Schloßund eine humoristische VerteidigungPrag. Der 43jährige Karl Müller, derMontag dem Strafsenat No sek aus d« Untersuchungshaft vorgeführt wurde, macht-einen äußerstsoliden und gediegenen Eindruck. Leider trägt seineStrafkarte mehr als zwanzig, teilweise lehrschwere Vorsträfesi usid der Polizeibericht bezeichnetihn als unverbesserlichen und höchst gefährlichen B e-rufSdieb.Am 29. August brach er mit einem Spießgesellen namens W e b e r in das Beikowitzer Schloß de-Großgrundbesitzers Franz Lobkowicz ein. Diebeiden erbeuteten aus einem versperrten SchrankWertsachen im Werte von 44.110 Kd,meist alten Familienschmuck, goldene Uhren u. dgl.Nach Teilung der Beute entwischte Weber glücklich ins Dritte Reich, wo er sich derzeit noch aufhält.Müller aber wandte sich nach Prag, wo er seineBeute zu»verschärfen" gedachte.Da eS sich um Schmuckstücke handelt, die ihreraltertümlichen Arbeit wegen nicht leicht an den.Mann zu bringen waren, mußte Müll« besondersvorsichtig zu Werke gehen. Als alter Fachmannwußte er natürlich, daß nach jedem derartigen Diebstahl den Versatzämtern, Juwelieren und Altwarenhändlern eine genaue Beschreibung der gestohlenenStücke zugeht, um vor deren Ankauf zu warnen.Müller setzte sich daher mit einem»Kollegen" inVerbindung, mit dem er im Gefängnis von Kart-Hau- bei Verbüßung einer 18monatigen StrafeFreundschaft geschloffen hatte. Dies«— ein ehemaliger Maurer namens Wenzel Kubik— tatsein Möglichstes und setzte sich mit einer Reih« vonHändlern in Verbindung. Im Verlauf dieser Bemühungen, die Beute zu Geld zu machen, flog dieSache auf und Karl Müller kam wieder einmal vorGericht utü> mit ihm eine Reihe von Händlern, diesich der H e h l e r e i verdächtig gemacht hatten. Wiestet- in solchen Fällen beteuerten diese Ehrenmännervor Gericht, sie hätten natürlich keine Ahnung gehabt, daß«S sich um Dieb-gut handle.Der Hauvtangeklagte Müller hat entschiedeneine humoristische Ader. Er schilderte den Einbruchnämlich derart, daß er in der kritischen Nacht, mitdem verschwundenen Weber, am Elbe-Ufer bei Bekko-witz lustwandeln-, LustaufObftbekommen habe.Deshalb sei er mit seinem Kumpan in einen Garten eingestiegen, in welchem sie ihrem Verlangen zuftönen hofften. Da sie auf den Bäumen kein Obstsanden, stiegen sie durch ein offenes Fenster in denKeller des Schlosses ein, daS im Park steht— immernoch lediglich von der Begierde nach einigen Aepfelnoder Birnen geführt. Aber auch im Keller war keinObst vorzufinden und so begaben sie sich in die unbewohnten Varterreräume. Auch hier gab es wederAepfel noch Dirnen, dafür aber fayden sie einenverschlossenen Eichenschrank, den sie mit einer auSdem Keller geholten Krampe aufsprengten. SMttdes erhofften ObsteS mußten die Pechvögel Mit Ju»welen im Wert von 44.110 Kä vorlieb nehmen!Dies ift die neckische Historie, die der Haupt-anarklagte Müller mit ernster Miene vor seinenRichtern zum Besten gab. Diese Verteidigung halfihm natürlich wenig, DaS Gericht nahm Rücksichtauf seine zahlreichen schweren Vorstrafen und verurteilte Müller zu der exemplarischen Straf« vonsünf Jahren schweren und verschärften Kerker und nachfolgender Anhaltung inder siwanqSarbeitSanftalt. Sein FreundKubik und der Hehler Podlesny wurden zu je-> e h n Monaten verurteilt, zwei weitere Angeklagte fteigesprochen, rb.Schweden hat die KriseüberwundenUnter sozialdemokratischer FührungStockholm. In der Thronrede, mit der dieheurige ordentliche Session des schwedischenReichstages eröffnet wurde, wird konstatiert, daßdie Staatseinnahmen inständigen Steigen begriffen sind, so daß die normale Einkommensteuer und die Vermögenssteuer vorläufigherabg.esetzt werden können. Der Voranschlag für das mit 1. Juli beginnende Budgetjahr ist ausgeglichen und beträgt 1167 Millionenschwedische Kronen; gegenüber dem bisherigenBudget bedeutet dies eine Erhöhung um 111Millionen. Diese Erhöhung würde hauptsächlichdurch die endgültige und definitive Liquidierungder in der Zeit der Wirtschaftskrise zur Durchführung öffentlicher Arbeiten aufgenommenenAnleihen bewirkt, durch die Schweden die Ar-beitslosigkett bekämpfte. Durch diese Liquidationerhöht sich der Bedarf für die Amortisierung deröffentlichen Schuld auf 130 Millionen gegenüber46.3 Millionen im lautenden Budget. Die Sondersteuern auf große Einkommen und Vermögen,die Zölle, Verbrauchssteuern etc, verbleiben inder gegenwärtigen Höhe.Bekanntlich ist in Schweden seit langem dieSozialdemokratie die führende Regierungspartei, die auch den Ministerpräsidentenstellt.Vorstoß Badoglios gegenMussolini Armee gegen MilizAuch in Italien hat sich wie in Deutschlandneben der faschistischen Miliz und dem faschisiertenStaatsapparat die Armee eine gewisse Selbständigkeit— wenn auch nicht eine so bedeutende wiedi« deutsche Reichswehr— zu behaupten verstanden. Zwischen Armee und Miliz gab es immerSpannungen und seit Kriegsbeginn sind sie nochmehr angestiegen. Nunmehr hat in diesem stummen Ringen die Armee einen unbestreitbaren E-folg davongetragen. Wenn die Entsendung Badoglios nach Afrika eine Vorsichtsmaßregel desDuce gegen seine gefährlichsten Gegenspieler inder Armee war, so hat sich Badoglio jetzt erkenntlich gezeigt, indem er durchgesetzt hat, daß alleTruppen in Ostafr ika, also auch dieSchwarzhemdendivisionen, der Gerichtsbarkeit des Heeres unter st ehen und"hnejeden Unterschied als Heerestruppen behandeltwerden. Das italienische Amtsblatt teilt mit, daßalle Schwarzhemden, die sich in Milizkörper einreihen lassen, die nach Afrika abgehen, damitautomatisch in die Armee eintreten und der Disziplinargewalt und Gerichtsbarkeit d« Armee untcr-licgen.' Das ist gerade angesichts dft drohendenkriegs« und innenpolitischen Entscheidungen eineernste Schlappe Mussolinis.Drei Schlachtkreuzerverlassen GibraltarGibraltar.(Reuter.) Die Schlachtkreuzer„H o o d",„Otto n" und„N e p t u n", di«vor einiger Zeit von der englischen Heimatflottedem Dienste in Gib-altar zugeteilt wurden, sindMontag von dort abgedampft, um wiederum indie englischen Heimatsgewässer zurückzukehren.Schwere Kerkerstrafenim Pierackl-ProzefiWarschau. DaS Bezirksgericht in Warschauhat am Montag daS Urteil in dem seit dem 18.November v. I. andauernden Prozeß wegender Ermordung deS Innenministers Pierackiverkündet. Die Angeklagten Bandera, Lebed und Karpynec wurden zum Tode durchden Strang verurteilt, auf Grund des Amnestiegesetzes wurde jedoch die Todesstrafe in lebens«dinglichen Kerker verwandelt. Weitere zwei Angeklagte wurden- zu lebenslänglichem Kerker undsieben Angeklagte zu Strafen von sieben bis 15Jahren schweren Kerkers verurteilt. Bei Verkündung des Urteils stimmten zwei Angeklagte in dieRufe aus:„S l ä v a K-I. t a t n 2". Sie wurden auf Anordnung des Vorsitzenden gewaltsamaus dem Saale hinausgeführt.Die neue estländische Verfassung. Im Febersoll in Estland eine aUgemeine Volksabstimmungstattfinden, durch die die Regierung ermächtigtwerden sott, eine verfassungsändernde Nationalversammlung zur Bestätigung einer neuen Verfassung einzuberufen. Der neue Entwurf stellteine Mischung aus Demokrafte und Korporativstaat dar und sieht eine Volksvertretung aus zweiKammern vor. Die erste Kammer sott vom Vollin Einzelwahttreisen durch einfache Mehrheitswahl gewählt werden. Die zweite Kammer wirdaus den Vertretern der berufsständischen Körperschaften, der höheren Behörden, der Kirchen, derKommunalverwaltungen, der Universität, der Gerichte, des Schutzkorps, des Offtzierkorps und derBeamtenschaft bestehen. Das bisherige Verhältniswahlsystem fällt also fort. Die deutscheMinderheit wird daher, ähnlich wie in denautoritären Ständestaaten Polen und Ungarn, inder ersten Kammer wahrscheinlich nicht mehrvertreten sein, da sie in keinem WahllreiSdie Mehrheit hat. In der zweiten Kammer wirdsie dagegen eine Vertrefting erlangen. Staatspräsident Päts hat nach Durchführung derStaatsreform die Absicht, sein Amt niederzulegen.