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Samstag, 18. Jänner 1936

Die offen ausgebrochenen imperia  Iistischen Konflitte in Asien  , im Mittelmeer  , in Afrika   haben

Nr. 15

und der Staatsverschuldungen zustandegekom- und U- Boote bauen. Und dieses Wettrüsten kann die Situation so verändert, daß mit einem Er­Englands Rüstungen in Afrika  men; die fünf Mächte, unter dem Druck der nur in einem neuen Krieg enden. folg der Flottenfonferenz nicht mehr zu rechnen Paris  . Der Petit Parisien" bringt eine angelsächsischen Länder, einigten sich auf folgen- Die Gelegenheit für eine erfolgreiche Ston- war. Dem kommenden Wettrüsten wird man nicht des Verhältnis für Großkampfschiffe  : Großbris ferenz ist vorbei. Vielleicht hätte die vorjährige mit vertraglichen Weltlösungen beikommen. Die Depesche aus Kairo   über britische   Truppenver­tannien 5, USA  . 5, Japan   3, Frankreich   1,75, noch erfolgreich sein können, wenn man die einzige Möglichkeit der Frieschiebungen in Aegypten  . Während der vergange Ztalien 1,75, aber die Ausführungsbestimmun- Striegsgefahr so unmittelbar drohend gesehendenssicherung wird auch zur See die nen Woche, sagt das Blatt, trafen in Aegypten  gen blieben äußerst mangelhaft und über die hätte wie heute. Aber besonders England, weil Bildung starter Blods der 20.000 britische   Soldaten ein, Freitag wurde Kategorien III und IV wurde überhaupt nichts es ja..friedfertig" war, verkleinerte sie gern und friedenswilligen Mächte gegen die eine Infanterie- Brigade ausgeschifft, welche vom beschlossen. Frankreich   hat das Abkommen übri- bemühte sich nicht genügend um eine neue Ueber- Friedensstörer sein, also die Verständigung Generalmajor Howard geführt wird.. Seit der gens nie ratifiziert, Japan   hat es gekündigt; de einkunft mit Amerika  , der sich, wie 1921, Japan   Großbritanniens   mit Frank Zeit, da Italien   in Libyen   seine Militärkräfte facto hat sich keiner daran gehalten. Den späteren hätte anschließen müssen. reich, den 11 A. und Rußland  . Dieser fonzentriert, wird auch in Aegypten   an der Vers Konferenzen gelang es nicht, die widerstreitenden Blod hätte auch zur See ein so großes Ueber stärkung der Verteidigung gearbeitet. Die Ge­Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu gewicht, daß er Japan  , Italien   und eventuell samtstärke der britischen   Truppen in Aegypten  bringen. auch Deutschland   in Schach   halten könnte. wird auf 75.000 Mann geschätzt. Auch die Be­fabungen im Sudan   werden ständig verstärkt und mit moderner Ausrüstung versehen. Der Bericht unerläßliche Vertrauen zwischen dem Minister erstatter des Pariser   Blattes hat an zuständiger und seinen militärischen Mitarbeitern gestöri Stelle festgestellt, daß Großbritannien   mit die­in der Regierung wird. Das gerade Gegenteil ist richtig. Es darf sen Maßnahmen 1. sich die Möglichkeit einer r nicht vergessen werden, daß das Ministerium für folgreichen Verteidigung im Falle eines gegen Franke Schulminister, Tučný Post Nationalverteidigung ein Amt von sehr großem Aegypten   und den Sudan   gerichteten Angriffs Nach der Wahl des Präsidenten der Repu- Umfange ist, in welchem eine Menge von Agen  - sichern und 2. die Mittel zur Durchführung des blik hat bekanntlich die Regierung, wie das in den vollkommen verschiedenen Charakters kon- britisch- ägyptischen Militär- Vertrages gewinnen solchen Fällen zu ſein pflegt, ihre Demiſſion über- zentriert ist. Die systematische und rasche Infor- will. reicht und wurde wieder ernannt. Alle früheren mierung des Ministers, inbesondere in militär­Minister traten wieder ihre Aemter an mit Aus- technischen Fachangelegenheiten ist unerläßlich nahme natürlich des Außenministers und es notwendig. Bisher hatte der Minister in sei­präsident inzwischen die Leitung des Außenmini­ſteriums übernimmt. Schon damals sprach nan

Amerika, ohne Flottenstüßpunkte, mit fern­liegenden Interessengebieten" braucht Schlacht­schiffe größten Kalibers, die genügende Mengen

Betriebsstoff mit sich führen und die Heimatlichen Häfen auch in havariertem Zustand wieder errei­chen können. Unter dem Schlagwort ,, bigger and better" fämpfen die USA  . seit Jahren für die Herauffezung der in Washington   für Schlacht­schiffe beschlossenen 35.000 Tonnen- Grenze. Großbritannien  , mit seinem hervorragendem System von Flottenbasen, braucht, um die 85.000 Meilen Handelslinien, von denen es abhängt, und fleinsten Kalibers. U- Boote sind ihm gefähr lich, deshalb ist es für deren Abschaffung und wird von den USA  . dabei unterstüßt. Aber im

Herabjegung der 35.000 Tonnen- Grenze.

Aenderungen

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Armee Arbeiten verrichten kann, deren Besorgung

schüßen zu können, bewegliche Flotillen fleinen wurde der Ausweg getroffen, daß der Minister  - ner unmittelbaren Umgebung nur eine: Adjutan wußt, daß wir verhindern müssen, daß dieses ten; also einen Offizier einer beſtimmten Waf- Sch to a cher en werde. Es ist richtig, daß der fengattung. Wenn ich nun in mein Büro einen Offizier des Generalstabes berufen habe, habe ich daß der Militär­Gegenſaz zu diesen verlangt es entschieden die den Eintritt der Slowakischen Volkspartei und der dies im Einvernehmen mit dem Chef des Gene Ragist ohne Schaden für die Achtung vor der ralstabes getan, der diese Notwendigkeit aner­fennt. Im übrigen ist diese so hefti bekämpfte Institution nicht ganz neu. Auch der Minister für Nationalverteidigung Udržal hatte als unmittel baren Mitarbeiter einen Generalstabsoffizier in seinem Kabinett.

Hier begegnet es sich mit Japan  , deſſen geographisch- strategische Position im Pazifik eine ähnliche ist. Japan   freilich fordert auch den unge hinderten Ausbau seiner U- Boot- Waffe und die ..parity of security", die bedingungslose Gleich­berechtigung, die ihn weder England, noch Ame­rita, noch Frankreich  , zubilligen können.

Die alte Forderung Frankreichs   nach einer der italienischen überlegenen Flotte, eine For berung, die durch die freundschaftliche Annähe rung im Frühjahr erledigt schien, ist durch den

afrikanischen Konflikt wieder aufgelebt. Das französische   Marineministerium ist, unter Zu­grundelegung der Größe jedes Landes, seiner Küstenlänge, der Länge seiner Verkehrswege und des Umfanges des Außenhandels, zu der Auf­fassung gekommen, daß die Verhältniszahlen ..gerechterweise" tünftig so aussehen müßten: Großbritannien   10, USA  . 4,2, Frankreich   3, Japan   1,6, Italien   1.

Natürlich liegt diese Berechnung so fern allen Realisierungsmöglichkeiten, daß sie nicht einmal in den theoretischen Auseinandersetzungen der Experten auf der Konferenz eine Rolle ge­spielt hat. Jeder verlangt Rüstungsfreiheit für die Kategorie, die ihm aus strategischen( und finanziellen) Gründen die genehmste ist, und einig ist man sich nur in der Erkenntnis, daß die Washingtoner Bestimmungen dabei hinderlich sind. Wenn man es einen Erfolg nennt, daß die ersten Versuche zu einer maritimen Rüstungs­beschränkung, die unter dem Eindruck des Welt­frieges gemacht worden sind, annulliert werden, dann wird die Londoner Konferenz diesen Erfolg wahrscheinlich haben. Aber das bedeutet nichts anderes, als ein neues Wettrüsten, und es nüßt

nicht einmal etwas, wenn eine Gesamttonnage" festgelegt ist: einer japanischen Flotte von 5 Kreuzern und 500 Unterseebooten gegenüber

nur

deutschen   Christlichsozialen in die Koalition not­wendig würde. Es war ursprünglich beabsichtigt, diese Rekonstruktion der Regierung sehr bald, eventuell noch im Jänner durchzuführen. Von dies fer Absicht ist man abgekommen und zwar des wegen, weil die Verhandlungen insbesondere mit der Slowakischen Volkspartei noch nicht beendet 2. Eine weitere Maßnahme ist die Umbe­sind und außerdem steht der Parteitag der größ­ten Regierungspartei, der tschechischen Agrarier, nennung der militärischen Reiter in Dragoner. vor der Tür. Man will diesen Parteitag und seine Sicher ist, daß das Wort Dragoner   und der Be­Entscheidungen abwarten, bevor man an die geschen, sondern französischen   Ursprungs ist, da die griff der Dragoner als Reiter nicht österreichi­plante größere Rekonstruktion der Regierung schen, sondern französischen   Ursprungs ist, da die herantritt.

Inzwischen aber mußte doch eine gewisse Veränderung durchgeführt werden, die dadurch notwendig geworden ist, daß nach der Wahl des Außenministers zum Präsidenten der Republik die nationalsozialistische Partei nur einen Vertre­ter im Stabinett hat, nämlich den Postminister Dr. Franke. Die Nationalsozialisten bekommen

nun

einen zweiten Vertreter im Kabinett und zwar den Sekretär der tschechoslowakischen Arbei­tergemeinde, der Zentralorganisation der tsche chischen nationalsozialistischen Gewerkschaften, den Abg. Tučný, der das Postressort erhalten wird, während der bisherige Poſtminister Doktor Franke Schulminister wird. Der bisherige Schul­minister Prof. Dr. Krčmář ist Beamter und kehrt auf seinen Lehrstuhl auf der tschechischen Univer­sität zurück.

Machnik verteidigt sich Der Verteidigungsminister an die Obmänner des Wehrausschusses

Gegen den Minister für nationale Vertei­digung wurden in der letzten Zeit einige Angriffe erhoben, auf die er nun in einer Zuschrift an die Obmänner der Wehrausschüsse beider Kammern

reagiert. Er sagt da u. a.:

fönnen 50 amerikanische Schlachtschiffe wenig ausrichten; Amerika   muß dann, ohne 1. Schaffung eines Militärkabinetts des Rücksichten auf ein Limit, Zerstörer, Torpedos Ministers. Es wurde behauptet, daß dadurch das

UNSER GESICHT

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Roman von Karl Stym Copyright by Eugen Prager- Verlag, Bratislava  

Abends sagt Hell, Berta und er werden sich im Frühjahr heiraten. Ich sehe ihn scharf an. Seine Augen leuchten und ich drücke einen schweren Gedanken hinunter. Marthas Augen fragen: ,, Und wir?"

Was bleibt mir da schließlich anders übrig, wie das gleiche zu tun?

Wir schmieden Zukunftspläne. Plötzlich aber sehen wir uns fast ängstlich an, als seien wir im Begriffe, etwas Un­verantwortliches zu begehen. Die Sonntagsträume ver­blassen im Schweigen. Träume sind wie Spiegel: sie ver­schönen und verzerren. Draußen in der Sonne sind sie heller als die Sonne selbst, in dumpfen Stuben aber sind sie trostlose Gespenster.

Ein düsteres Bild steigt vor mir auf: mein Kopf um einige Zentimeter aus der Ulmhöhlung und ein weinendes Mädchen. Daneben Pauls spitzes, ausgetrocknetes Gesicht und auch ein weinendes Mädchen..

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Jedes Jahr am vierten Dezember hängt der Pferdewär­ter Forch über den Stand des ,, alten Blaẞ" ein Bild, das die Heilige Barbara  , mit grellblauem Schwert vor einem Schachte stehend, darstellt. Das geschieht schon fast zehn Jahre hindurch. Vor zehn Jahren rettete der alte Blaẞ zweiundvierzig Bergleuten das Leben. Er drängte sie aus einem Stollen, der hinter ihnen zusammenging. Dafür diese alljährliche Anerkennung. Der alte Blaẞ sah mit ve ständnislosen Augen auf diese Art Dank. Eine Hand voll Hafer würde er gewiß höher schätzen.

Heuer erlebte er seinen Ehrentag nicht mehr. Forch fand an in seinem Stand liegend, mit in die Luft gestreck­

ersten Dragoner auf der Standarte und auf dem Kolben der Muskete einen Drachen( französisch dragon) hatten.

er sich von seiner unzulänglichen Gage nicht be­zahlen kann.

Ich füge noch hinzu, daß ich die angeführ ten Maßnahmen der Militärverwaltung dem Präsidenten der Republik zur Genehmigung vor­gelegt habe und daß der Präsident der Republik fie nach dem Antritt der Funktion als neuer Ober­tommandant der Wehrmacht   genehmigt hat.

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Minister Machnik hat seine Rechtfertigung, die wir auszugsweise wiedergegeben haben, den Obmännern der Wehrausschüsse des Parlaments zugestellt, die ihrerseits diese ministerielle Mei­nungsäußerung den Ausschüssen selbst wohl in einer Sibung unterbreiten werden, so daß dort Gelegenheit gegeben sein wird, über die Amts­führung des Ministers zu sprechen. D. Red.

3. Schließlich wurde dem Ministerium für Nationalverteidigung zum Vorwurf gemacht, daß es den Militärgagisten, die jünger als 35 Jahre alt find, zur Pflicht gemacht hat, in Uniform zu gehen. Diese Maßnahme wurde im Wehraus­schuß des Senats mit dem Hinweis auf einige für die Armee und für den Staat unangenehme Die Forderungen der Geschäftsreifenden bei der Erscheinungen, insbesondere im Grenzgebiet, ver- Novellierung des Gesetzes über die direkten Steuern. langt. Ich habe in dieser Angelegenheit aber auch Jm Budgetausschuß wird die Novelliſierung des einer anderen Initiative entsprochen. Der An- Gesezes über die direkten Steuern behandelt. Die trag, daß jungen Gagisten der Auftrag erteilt Geschäftsreisenden und Vertreter erwarten, daß diese werde, nur die Uniform zu tragen, wurde auch, Novelle endlich ihr brennendes Steuerproblem in und zwar einstimmig vom Armee beirat be gerechter Weise lösen wird. Das Vorgehen der fchloffen. Der Zivilanzug diente jüngeren Gägi Steuerämter ist unhaltbar. Es vernichtet nicht nur sten, insbesondere in kleineren und Grenzgarni- die Existenzen der Geschäftsreisenden und Vertreter, sonen oft auch dazu, um ohne Befürchtung wegen sondern fügt auch schweren Schaden unserem ganzen des Prestiges des Kommandantenforps und der Wirtschaftsleben zu. Die Geschäftsreisenden ver.an­Armee Beziehungen zu pflegen, die dem guten gen mit allem Nachdrucke, daß zum§ 47 des Gefeßes Rufe der Armee nicht dienen. Es ist unstreitig, über die direkten Steuern eine Zusatzbestimmung an daß die militärische Uniform, wenn sie der ein- genommen wird, welche alle diejenigen von der Zah­zig zulässige Anzug ist, den jüngeren Offizier lung der Erwerbsteuer befreit, die pensionsversichert und den Rottmeister von mancher Unbesonnenheit sind. Die Union   der Geschäftsreisenden und Vertre abhält und ihm ständig die Verantwortlichkeit ins ter hat bereits im Juni v. J. durch Abg. Robert Gedächtnis ruft, die er als Angehöriger der Klein einen diesbezüglichen Gesetzesantrag im Par­Wehrmacht und Erzieher der Soldaten und Bür- lament eingereicht, hinter dem alle Geschäftsreifen­

ger auch für sein außerdienstliches Verhalten hat. den und Vertreter ohne Unterschied der Organisa­Der Präsident der Republik hat dieser Maßnahme tionszugehörigkeit stehen. Sie erwarten dessen unbe­voll zugestimmt. Wir sind uns allerdings voll bedingte Verwirklichung.

ten Beinen, vor. Er war einfach umgefallen und tot. Ein anderes Roẞ steht jetzt an seinem Platz. Es wird so lange dort stehen, bis es auch umfällt.

Grubenpferde sind noch ärmer als wir. Uns steht es schließlich frei, unser Los selbst zu ändern, wenn eine Möglichkeit dazu vorhanden ist. Das Pferd aber muß täg­lich in den Berg, muß sich schlagen lassen und muß Kohle schleppen, bis es nimmer kann.

Manchmal fühle ich ein grenzenloses Mitleid mit den großen, feuchtwarmen Augen. Auch Tiere haben eine Seele, nur will es niemand gelten lassen..

Am erstfolgenden Sonntag nach Barbara feiern wir unser Fest. Alles, was kann, hält mit, denn es gibt Frei­bier und Bratwurst. Das gibt es nur einmal im Jahr und die Grubenherren sind an den übrigen dreihundertvierund­sechzig Tagen alles eher als splendid.

Der Wettergott und unsere Schutzpatronin scheinen sich heuer durchaus nicht vertragen zu wollen. Auch kein Wun­der; sie richten sich eben nach der Verträglichkeit der sich so wunderbar vertragenden Menschheit. Eineinhalb Stunden im naẞkalten Morgen zu stehen und die Schnee­fetzen sich ins Gesicht schlagen zu lassen, ist bestimmt kein festliches Vergnügen.

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Der Dorfpfarrer spricht das Barbaragebet von einem Zettel herunter. Er kann es nie auswendig und Schicht­meister Gahl muß es ihm alljährlich neu aufschreiben. Anschließend schwingt Direktor Rexmann eine Rede über stilles Heldentum, Schweiß und Achtung. Dürfte man lachen, so glaube ich, würde er es am lautesten tun. Ein Direktor kann nie richtig zu Arbeitern sprechen. Höch­stens er würde sagen, von nun an zahlt die Firma das Doppelte für die gleiche Arbeit. Da dies aber die unmög­lichste Möglichkeit ist, darf er uns auch nicht zumuten, daß wir ihm zuhören, geschweige etwas von seinem lang­weiligen Sermon ernst nehmen. Er ist dafür da, vor uns dicke Bäuche und volle Geldtaschen zu repräsentieren, mag er selbst auch noch so spindeldürr sein. Er ist ein Begriff und im Grunde genommen noch viel weniger eigener Mensch als wir.

und der Stand der Bergarbeiter ist ein wesent­licher Grundpfeiler in dem Gedeihen unserer Wirtschaft und hat von jeher dies zu würdigen verstanden...!" Ist das nicht witzig?

Und gerade unser Herr Direktor sagt das! Neben mir spuckt der alte Daniel eine tüchtige Priem­ladung aus und sagt bedächtig:

,, Das hab' ich gar nicht gewußt, wie wichtig wir eigent­lich sind! Gespürt schon gar nicht!"

Setzt seinen Hut auf und steuert der Wirtschaft zu. In der Wirtschaft ist es aber auch bedeutend gemüt­licher als unter den direktorlichen Psalmen. Hier sind wir unter uns. Zu dem Krug Freibier gesellen sich noch einige. Natürlich selbstbezahlte. Nach einer Stunde ist die Stim­mung schon sehr gehoben.

Der alte Daniel bringt ein Hoch auf unseren lieben, guten Herrn Direktor und ein anderer eines auf die Hei­ lige Barbara  , auf daß sie lebe und uns mit ihrem wunder­schönen blauen Säbel beschütze.

Paul und ich werden von unseren zukünftigen besseren Hälften vor zuviel Bürgerbräu gerettet. Hm, reichlich früh beginnen sie das Zepter zu schwingen.

Der Weg in die ,, Rolle" ist heute stark frequentiert. An Bäumen, Zäunen und Wiesenangern kleben und heulen die geistigen Opfer der Heiligen Barbara. Am ärgsten hat es natürlich den Schick. Er flötet in einen verschrumpften Birnbaum hinein, als habe er die ,, Madonna" vor sich. Seine Frau erwartet zu Hause das zwölfte Kind. Schick hat ein besonderes Pläsier für runde Zahlen. Ein Dutzend sagt sich leicht und ist nicht so schnell zu vergessen. Bes­ser aber wäre, er tränke um eine Halbe mehr und bliebe irgendwo im Straßengraben liegen und ließe seine Frau in Ruhe...

Beim Fest bekamen wir auch unseren neuen Aufseher zu sehen. Ich gäbe ihm kein langes Leben. Sein Gesicht ist zu aufgeblasen, als daß es noch sehr lange bestehen könnte. Bei der ersten Schicht hat er auch schon seinen Spitznamen weg: der schöne Junge!