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fanden, nur noch der Pötel beteiligt war. Selbst die deutsche  | Boden stürzte und bewußtlos liegen blieb. Obwohl| blutüberströmt zusammenbrach und in das Hospital verbracht wurde. reaktionäre, russenfreundliche Presse hat sofort den Sachverhalt in der Mann blutend am Boden lag, schlug der Angeklagte noch Gegen die beiden Studenten ist Untersuchung eingeleitet. dieser Weise geschildert. weiter auf ihn ein und soll ihn auch mit Füßen getreten Thronfolgefchmerzen hat man in Koburg Gotha. Der be­Es ist ja echt russisch wiewohl nicht bloß auf Rußland be haben. Schließlich wurde das Publikum derart empört, daß der fchränkt, erst in heimtückischer Weise Wehrloſe niederzuschießen und brutale Schläger regelrecht gelucht und dann durch einen herbei- rechtigte Thronfolger ist ein englischer Prinz, namens Arthur Friedrich Patrid Albert Prinz   von Connaught, dann versuchen, diesen Unglücklichen noch die Schuld dafür aufzuliigen. geholten Schußmann zur Wache gebracht wurde. Dem Verlegten, und selbst wenn und soweit sich Arbeiter au den Grzessen beber als ein Raufmann Giefeler festgestellt wurde, leistete ein sechszehnjähriger Knabe, der kein Wort Deutsch   kann und fein eiligt haben, wer trägt die Schuld? Der Absolutismus  , die der praktische Arzt Dr. Klein, der Zeuge des Vorfalles kennt, wenn er es überhaupt fennt. Diesem Uebelstande wollen mun der Zeuge des Vorfalles angeftammtes" Herzogtum   höchstens aus dem Geographiebuch Gewaltherrschaft, die jede freie Regung unterdrüdt. Ber- war, die erste Hilfe. Er ließ ihn nach der Unfallstation sammlungs- und Vereinsrecht kennt man in Rußland   nicht, die Presse in der Kronenstraße bringen, brachte ihn wieder zum Bewußtsein seine Landestinder abhelfen. Der Landtag hat deshalb folgenden ist gefnebelt, es giebt fein Organ, feinen Ort, wo das Volk seine und legte ihm einen Verband an. Gieseler hatte mehrere Verlegungen Antrag angenommen: Wünsche äußern, feine Angelegenheiten besprechen kann. Was Wunder, auf dem Kopfe und eine sehr starte Kontusion an der rechten wenn diese blutige Gewaltpolitik gelegentlich solche Früchte zeitigt, Schulter, die längere Behandlung erforderte. Der Angeklagte ent­wie jetzt in Riga  !- schuldigte sich mit Trunkenheit. Der Staatsanwalt bezeichnete den Vorgang als einen Erceß, der umso bedauerlicher Aus Riga   wird unterm 31. Mai berichtet: Die Düna  - fei, als der Angeklagte den gebildeten Ständen angehöre und selbst 8eitung" schreibt, die vorgefallenen Ruhestörungen und Aus- Jura studiere. Durch ein lang anhaltendes Saufgelage habe der schreitungen vor den Fabriken seien gewiß tief bedauerlich, aber dant Angeklagte jede Direktion über sich verloren und habe traut mache." Würde Angeklagter mit der der Vorsorge der staatlichen und städtischen Behörden und dank der sich benommen wie ein Rowdy. besonnenen Haltung des größten Teils der Arbeiter, die sich darin Strenge des Geseges bestraft, so würde er später nicht in der Lage sein, als Richter über andere zu zeigte, daß die größten Fabriken die ganze Zeit über ruhig den Berichten. Er wolle ihm die Zukunft nicht vernichten, weshalb trieb fortsetzen konnten, fei zweifellos eine Beruhigung eingetreten, er für Bewilligung mildernder Umstände plädiere, doch müßte die welche die beste Aussicht auf baldige Wiederherstellung normaler Zu- Geldstrafe eine hohe sein. Er beantrage 500 M. Stände eröffne.

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Deutsches Reich  .

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Der gemeinsame Landtag wolle die herzogliche Staats­regierung ersuchen, an höchster Stelle darauf hinzuwirken, daß der nach menschlichem Ermessen dereinst zur Thronfolge bes rufene Prinz Arthur von Connaught baldmöglichst seinen wesentlichen Aufenthalt in den Herzogthümern Koburg   und Gotha  nehme, hierselbst eine deutsche Erziehung erhalte und sich mit den Verhältnissen seiner neuen Heimat aus eigenen Anschauungen ver Nur die Socialdemokraten stimmten dagegen.

Aus dem geheimen Gemach. Zu Pfingsten tagte in Kassel  ein antisemitischer Jugendbundestag. Allda erging sich auch der teutsch­verzückte Major Hermann v. Pfister- Schwaighusen in einer flammenden Rede über Sprachreinigung, die durch Beispiele schmackhaft gemacht wurde. So fagte er:

Schon Jahn habe den Gebrauch lateinischer Buchstaben eine vaterländische Abscheulichkeit genannt. Im Zeitalter der Befreiungs friege hätte sich jeder geschämt, anders als deutsch   zu schreiben. Leider sei gerade hier zu Kassel   eine Stätte, wo der Hoch verrat am deutschen   Volkstume gepflegt werde. Er setze seine Hoffnung auf den Kaiser. Dem Schriftleiter des Deutschen Burschen­schefters" zu Leipzig   sei aus dem geheimen Gemache seiner Machtheit des deutschen   Kaisers eine sehr gnädige Rüdäußerung zugegangen, bezüglich amtlicher Einführung der vom Bunde der Germanen zu Wien   eingeführten deutschen  Monatsnamen." I

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Der Verteidiger M.-A. Dr. Schwindt stellte in seinem Blaidoyer die merkwürdige Behauptung auf, daß auf Gefängnis nicht erkannt werden könne, weil dadurch nicht allein die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit des Angeklagten vernichtet werde. Alle Widerstand gegen die Staatsgewalt. bisherigen Aufwendungen für seine Erziehung würden Die Kriminalstatistik für das Jahr 1897 verzeichnet für verloren sein, wenn ihm die Zukunft abgeschnitten werde. Die Zugehörig­bas ganze Reich 15 988 Personen, die wegen Widerstandes gegen die Die Geldstrafe müsse auch gering fein. Staatsgewalt verurteilt wurden, während 1257 Personen von dieser feit zu den gebildeten Ständen dürfe fein Straf Anklage freigesprochen wurden. Wenn man untersucht, welchen An- fchärfungsgrund sein. Den Gebildeten treffe jede teil an diesen Verurteilungen die einzelnen Gerichtsbezirke haben, so Strafe schwerer als den Ungebildeten, bei dem kann man sich der Vermutung nicht erwehren, daß hier ein fie leicht wieder in Bergessenheit gerate gewisser Zusammenhang mit den politischen Zuständen besteht und Gerichtshof zog mildernd in Betracht, daß der Verlegte schlimme Wenn das geheime Gemach seiner Machtheit nicht etwa das daß die größere oder geringere Stärke der politischen Reaktion in und dauernde Folgen nicht davongetragen habe. Das Eine müsse den verschiedenen Gebietsteilen des des Deutschen Reiches auf aber in Betracht gezogen werden, daß der Angeklagte einer Gesell- Civilfabinet des Kaisers sein sollte, so könnte man auf die eigen­die Zahl dieser Verurteilungen nicht ohne Einfluß Einfluß ist schaftsklasse angehöre, deren Mitglieder sich nicht so betragen dürfen. artigsten Gedanken verfallen. Diese Vermutung wird Nebenbei ist des aus dem geheimen Gemache Beglüdten 8orn über auch Da aber durch eine strenge Strafe die Zukunft des An­verstärkt, wenn man andere Delikte, bei denen ein solcher Zusammenhang denkbar ist, geklagten vernichtet werden würde, und hierzu die die Verwendung der sogenannten lateinischen Buchstaben völlig un­berücksichtigt und dann findet, daß in der That auch da die Zahlen Sache nicht angethan sei, so sei die Strafe auf 100 Mart be- berechtigt, fintemalen gerade die deutschen Typen aus roma ähnliche Bewegungen zeigen. messen worden. nischen Mönchsschnörkeln entstanden sind und also höchft un­Wir haben vor einigen Tagen die Verurteilungen aus Die Einstimmigkeit, die Staatsanwalt, Berteidiger und Richter deutsche   Entartungen der lateinischen" Lettern darstellen. Deshalb § 153 der Gewerbes- Ordning besprochen. Hier ist der er in der Sorge um die Zukunft des Angeklagten bekundeten, verdient hat auch der Begründer der Wissenschaft vom Deutschtum, Jacob wähnte Zusammenhang ganz naheliegend, und wirklich zeigen in der Arbeiterschaft hohe Beachtung. Ein Arbeiter, der mit seiner Grimm, stets der lateinischen Schriftzeichen sich bedient. auch die Zahlen, daß z. B. Sachsen, der Hort der poli- Familie von der Hand in den Mund lebt und unter dem Zuchthaus  - Die Socialdemokratie wird ausgerottet. Die Schüßen­tischen Realtion in Deutschland  , tapfer an der Spize marschiert, furse das Unglück hat, wegen irgend einer nicht einmal thätlichen zunft in Schwaan   in Mecklenburg   hat, ähnlich dem Vorgehen Es wird in der Zahl der Verurteilungen dieser Art mur von Ham Streikbrecher- Beleidigung zu schwerer Gefängnisstrafe verurteilt zu ber Kriegervereine, beschlossen, daß neu aufzunehmende Mitglieder burg   übertroffen, für dessen Bezirk aber Ausnahmeverhältnisse nicht werden, erhält durch solche Strafe Wunden geschlagen, die ihn und fortan befunden sollen, daß sie den Bestrebungen der nur im allgemeinen infolge seiner fast ausschließlich großstädtischen seine Familie ins schlimmiste Elend bringen und oftmals nicht mehr Socialdemokratie fernstehen. Nun hat das letzte Bevölkerung, sondern für das Jahr 1897 wegen des voraus- vernarben. Wir können uns übrigens nicht entsinnen, daß schon Stündlein der Socialdemokratie in Mecklenburg   sicher bald ge­gegangenen Hafenarbeiterstreiks noch im besonderen anzunehmen einmal ein Fall dagewesen wäre, wo Staatsanwalt und Richter schlagen. find( 1896 bleibt Hamburg   mit nur 5 Verurteilungen aus§ 158 von gleichen Erwägungen ausgegangen sind, wenn ein wegen Streit Die Münchner   Allgemeine Zeitung  " schreibt an der weit hinter Sachsen   zurück, das fast ebenso viel wie 1897, nämlich vergehens angeklagter Arbeiter vor ihnen stand, der doch nicht aus Spige ihres Blattes:" Bum aufrichtigen Bedauern des Ver­reiner persönlicher Lust am Rohen, wie im obigen Fall der Student, lages scheidet der Chefredacteur Dr. Karl Mühling infolge Bei den Widerstandsdelikten ist es ganz ähnlich. Be- gefehlt hat, sondern im Dienste einer allgemeinen Sache sich verging. politischer Meinungsverschiedenheiten aus der Redaktion der Al­rechnet auf 100 000 Einwohner fonimen nämlich Verurteilungen aus§ 113 des Strafgesetzbuches auf das ganze Reich 80,6. Industrieller Flottenpatriotismns. Wir haben wiederholt gemeinen Zeitung" aus. Herr Hans Tournier, langjähriger Wit­städte umfaßt und demnach, wie gesagt, fast ausschließlich groß- intereffierte Großindustrie steht. Das giebt jetzt auch die Kreuz- Man hört aber immerhin gern, daß es in dem Blatte Meinungs­Der Oberlandesgerichts- Bezirk Hamburg  , der die drei Hanja- betont, daß binter den Agitationen für eine neue Flottenvorlage die redakteur des Blattes, tritt in feine Stelle ein. Die leitenden Redakteure wechseln in dem Blatt sehr rafch. städtische Bevölkerung aufweist, wobei der besondere Charakter der zeitung" zu, die in ihrem wirschaftlichen Wochenbericht schreibt: verschiedenheiten giebt; das jetzt das erfreuliche Vorhanden Schifferbevölkerung noch mit in Rechnung gezogen werden muß, er ein wenig hinter die Coulissen sieht, der gewahrt, daß sein von Meinungen voraus, ein rarer Lugus in der bürgerlichen steht mit 73,6 an erster Stelle. Ihm folgt aber sofort Sachsen   mit den Schiffsbau Interessenten in Deutschland   schon jetzt Bresse unserer Tage.­45, dann kommt Frankfurt   mit 43,8, Stiel mit 43,6, Breslau   mit bange um die Zukunft wird. Sie fürchten, dem blanten Ein Schlachtgefang zum Sängerkrieg. Dieser Tage gab es 87,5, Marienwerder 36,4, Köln   35,4, Berlin   33,3, Stuttgart   32,4 usw. Nichts gegenüberzustehen, sobald die nach dem festgelegten Flotten in Kaffel einen sogenannten Sängerkrieg b. h. eine Schau- oder Hör Königreich Bayern weist 25,4 auf, Westfalen   mit feiner als vielfach plan in Auftrag gegebenen Kriegsschiffe vom Stapel gelaufen gewaltthätig bekannten Bevölkerung mur 26,6, Darmstadt   mr 16,9, find, da neue Aufträge nicht in naher Aussicht fteffing stimmlicher Maffenentfaltungen. Die Sache sollte mittelalter­Staffel gur nur 15,7. Alle übrigen Bezirke stehen gleichfalls unter stehen. Mit fieberhaftem Eifer suchen sie deshalb im Volke liches Sportwefen wiederbeleben. Da nun der Kaiser anwesend war, dem Durchschnitt und zum Teil sehr start. und im Parlament Stimmung zu machen für eine im jetzigen so waren einige Vereine der Meinung, man müsse wenn nicht Tempo auhaltende Vermehrung unserer Kriegeflotte. Der durch musikalische Vorzüge so durch die Bethätigung löblicher Gefimmung Mittellandlanal, wenn er bewilligt wird, kann den großen Schiffe- den Preis zu erringen suchen. In dieser Richtung hatte sich auch werften natürlich keinen Ersatz bieten, da er nur fleiner Schlepper ber Straßburger Männergesangverein träftig vorbereitet. Er hatte und einfacher Lastkähne bedarf. Soviel wir sehen, herrscht aber als Vortragsstück den mit einem dreimaligen Hurra einsetzenden Chor in maßgebenden Kreisen vorläufig wenig Neigung, unseren der" Toten vom Jitis" gewählt. Damit mußte der Sieg Werften neue Aufträge über das von den verbündeten Regierungen errungen werden. Aber es tam anders. Köln   erhielt den ersten Preis und Straßberg   tam nicht einmal in die innere Wahl der acht verlangte Maß hinaus gut erwirken." zum Wettstreit um den Kaiserpreis zugelassenen Vereine. Ueber diesen Ausgang ist num die hochpatriotische Straßburger Bost" fuchsteufelswild geworden. Sie macht den Preisrichtern den

30, aufweist.)

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Noch auffälliger wird der Zusammenhang, wenn man das Ver: hältnis der Verurteilungen zu den Freisprechungen in die Betrachtung einbezicht. Hier schlägt Sachsen   hinsichtlich der Nicht- Freisprechung alle anderen Bezirke. Das fiel schon bei den Berurteilungen aus§ 153 der Gewerbe- Ordnung auf, wo gegenüber 10 Freisprechungen 38 Verurteilungen erzielt wurden, während in Hamburg   wie in Berlin   die Zahl der Freisprechungen größer ist wie die der Verurteilungen. Bei den Widerstandsdelikten tommen auf eine Frei­fprechung im ganzen Reich 11,33 Verinteilungen, in Sachsen   aber 29. Eine große Lücke trennt es von allen anderen, denn ihm folgt Jena   mit dann

Diese Aufdechung des Flottenschwindels, der die Profitgier patrio­tisch verschleiert, ist eine kleine Bosheit des reaktionären Blattes gegen die großindustriellen Kanalfreunde. Wenn nun die Presse der dem konservativen Organ antwortet, daß sei

mit 14,57, Naumburg   mit 14,40, tiel   mit 12,71, Darmstadt   12,57 fanalfeindliche Agrarierpolitik auch nichts weiter die ganze Vorwurf, daß sie nach musikalischen Erwägungen geurteilt, statt den

und so gleichmäßig herunter bis 7,70 in Braunschweig  .

Spekulation im niedrigsten Eigeninteresse, so wären die hadernden Parteien beide richtig charakterisiert.

Die Einzelerscheinungen unserer Rechtsprechung, wie sie in der Tagespresse bekannt werden, haben längst aller Welt die Erfahrung Den Jenenser Studentenezze sucht ein Stribifag, der bei aufgedrängt, daß der moderne Polizeistaat, dessen konzentrierteste Form fich in Sachsen   gebildet hat, eine mimosenhafte Empfindlichkeit der wohlgefitteten bürgerlichen Presse natürlich willige Aufnahme bejizt und gegen jede noch so geringfüge Verlegung seiner Würde findet, durch folgende Darstellung zu mildern:

in der Person seines vornehmsten Repräsentanten, des Echutzmannes, fofort alte feine Machtmittel aufbietet. Die hier gegebenen amtlichen Zahlen geben einen überraschenden Kommentar dazu.

Das Bild wäre aber nicht vollständig ohne das Gegenstück dazu: Berurteilungen von Beamten wegen Mißbrauchs der Amts: gewalt zu Nötigung, Körperverlegung, Freiheitsberaubung und Hausfriedensbruch. Hier zeigt sich nämlich das umgekehrte Ver­hältnis. Von den 281 Verurteilungen dieser Art im ganzen Reiche( fast fo viel wie Verurteilungen von Arbeitern aus§ 153 Gewerbe- Ordnung) tommt auf Sachfen eine einzige bei 2 Anklagen, Berlin   dagegen 7, Hamburg   8, Württemberg 15, Breslan 17, Stöln 27, Bayern   39. Bemerkenswert ist auch, daß hier im ganzen Neiche auf eine Freisprechung unr 2,47 Verurteilungen kommen. Zahlreiche Vorkommnisse sind in den letzten Jahren in der Preise besprochen worden, aus denen der Schluß gerechtfertigt ist, daß lange nicht jede mißbräuchliche Anwendung der Amtsgewalt ihre gesetzliche Sühne findet und diese Zahlen stärken diese Meinung noch wesentlich.

Großer Eifer in der Bestrafung jeder Verlegung des Polizei: beamten, große Vorsicht in der Bestrafung des Mißbrauchs der Amts­gewalt, das leuchtet deutlich aus den Zahlen der amtlichen Kriminal­statistit hervor und giebt ein Bild unserer Rechtspflege, in dem die politischen Strömungen deutlich durchscheinen.-

" Jena  , 27. Mai. Ist denn fein Stuhl da?" Mit dem Absingen dieses neuesten Gaffenhauers zog in der Nacht zum giveiten Feiertag ein angeheiterter Jenenser Einwohner durch die Straßen muserer Stadt. Ju der Nähe des Deutschen Hauses" wurde dem Biedermann Antwort auf seine Frage alsbald zu teil. Aus einem Fenster des Hauses flog ihm aus der Hand eines Musensohnes ein Stuhl vor die Füße. Demt also prompt Be­dienten schien aber das rechte Verständnis für das Entgegen Tommen zu mangeln, vielleicht war er gar erbost darüber, daß zwar der Stuhl ba war, aber ihm die" Hulda" fehlte. Kurzum, der feuchtfröhliche Sänger beantwortete das Werfen mit dem Stuhl mit einer Flut von Schimpfworten, worauf aus mehreren Fenstern des Hotels allerhand Mobilien, Borzellan und Ge schirr usw. in Massen gepflogen tamen, was natürlich trotz der vorgerückten Stunde nach und nach einen allgemeinen Menschen­auflauf verursachte. Nachdem die Mutsenföhne so ziemlich alles aus dem Hotelzimmer auf die Straße befördert hatten, trat fried liche Stille ein. Der überkede Studentenult wird den Studenten zweifellos teuer zu stehen kommen."

Es kann ein Lied", erklärt das Blatt, sehr richtig, sehr schön und ansprechend gesungen werden und auf die Hörer einen mäch tigen Zauber durch seine Gesamtwirkung ausüben, ohne daß es darum auch der Preisrichter übereinstinumendes Rob zu finden braucht. Dynamik und Rhythmus, Intonation und Ausbruck, Aus­sprache und Auffassung und Gott weiß es noch alles wird schematisch in Betracht gezogen und von jedem einzelnen mit Noten von eins, als der besten, an versehen, und bei welchem Vereine dann die Summe dieser Noten die niedrigste Zahl von Punkten ergiebt, nun, der ist eben Sieger." Und an anderer Stelle: Jedes Sängers Herz schlägt höher, wenn er daran denkt, daß auch ihm die Huld beschieden sein könne, vor vor unserem Kaiser mit seinen näheren Sanges­genossen um das Kleinod des Sieges zu ringen. Erhaben aber, gehüllt in die lichte Wolfe musikalischen Nuhmes, statt ber Wage der Gerechtigkeit die Stimmgabel der Toneinheit in der Hand, die hie und da einer der Olympier an das Ohr führt, thront das Preisrichter- Kollegium in unnah­barer Höhe und folgt mit Gleichmut und unerschütterlicher Ruhe dem achtzehnmaligen Vortrag des Chorals von Leuthen", wägt bedächtig ab, hier und da neigt ein Haupt dem anderen sich zu einer schwerwiegenden Bemerkung zu, die hingenommen wird, als habe es sich nur um eine Wetterbetrachtung gehandelt, und die kaum ein leises Neigen des Kopfes als Bestätigung erzielt."

Es ist auch eine Schändlichkeit, daß diese Preisrichter nicht ein­mal fich der Gewalt eines Hurra- braufenden Jltischors gebengt haben, sondern gleichgültig auf die musikalischen Qualitäten

Dieses Geschreibsel ist dreist erfunden und offenbar nichts anderes als der Versuch, einen fürzlich in Bonn   geschehenen Studentenult für Jena   mußbar zu machen; dort hatten Studenten einigen Damen, welche auf der Straße eine Klatschvisite abhielten und lauschten. dabei eine ungewöhnliche Ausdauer ant den Tag legten, Uebrigens ist nicht nur die Straßburger Post", sondern auch eine Sitzgelegenheit a la:" Ist denn fein Stuhl da!" an der Kaiser mit der Veranstaltung nicht ganz zufrieden. In einer Die Verrohung der Jugend vor dem Richter. einem Strick von ihrer Wohnung herabgelassen. Trotz der Ver- Ansprache soll nämlich Wilhelm II  . feine musikalischen Anschauungen Die Brutalität eines Studenten fand gestern vor der achten renkungen, die der freiwillige oder bestellte? Studentenanwalt in der folgenden Kritik ausgesprochen haben: Er spreche dem Komitee Straffammer am Landgericht I Berlin   eine auffallend milde Sühne. unternimmt, genügt seine Darstellung, um ganz andere Schlüsse zu und den Preisrichtern wie der Stadt Kassel   seine Anerkennung für Auf der Auflagebant stand der Studiosus juris Adolf Mag Ludwig folgern, als er sie zicht. Denn von einem überleden Studentenult" ben gelungenen Verlauf des Festes aus. Es sei ihm eine Freude Schünemann aus Groß- Lichterfelde   unter der Beschul- tönnte auch dann nicht mehr die Rede sein, wenn die Ursache der gewesen, dem Wettstreite beizuwohnen. Eine besondere Freude habe digung der Körperverlegung mittels gefährlichen Werkzeuges im beispiellofen Ausschreitung wirklich ein fingender Jenenser es ihm bereitet, daß man zum Wettsingen so viele Ge Sinne des§ 223a des Strafgesetzbuchs. Einwohner gewesen wäre. Das ist einfaches Rowdytum. Der an dichte patriotischen Inhalts gewählt habe. Er müsse Der Auflage lag folgender Thatbestand zu Grunde: In der gebliche Jenenfer Sänger fönnte gegen seine Bedränger Strafantrag aber gleichzeitig sein Vedauern darüber aussprechen, daß die zu Nacht vom 26. zum 27. September v. J. taumelten drei betrunkene wegen versuchten Totschlags stellen, denn wenn nach ihm für Worte gekommenen Komponisten in Bezug auf die Schwierig zu große Anforderungen an Studenten die Friedrichstraße entlang. Sie gingen Arm in Arm und 1800 M. Mobiliar( f. die letzte Notiz) geworfen worden ist, so hat keit des Sazes gd die Sänger stellten. Eine orchestrale Behandlung der vier fangen schmußige Lieder. An der Ecke der Leipzigerstraße begegnete er sich doch sicherlich in Lebensgefahr befunden. Die ges ihnen der praft. Arzt Dr. Virchowo mit seinem Bruder. Letterer machte Bis jetzt hat die Krawallscene für die Verüber zur Folge gehabt, daß Stimmen fei für den Männerchor nicht paffend. sich die eine Bemerkung über die Trunkenheit der Studenten, welche diese ihnen vom Gemeindevorstand angesonnen worden ist, je 50 M. Strafe hörten schwierigen Gefänge hätten bewiesen, daß wohl gehört haben mochten, denn sie folgten den beiden Herren und wegen Ruhestörung zu zahlen. Die Herren werden natürlich in die Tasche Komponisten für Männerchöre in Bahnen bewegten, die für provozierten einen Wortstreit mit ihnen, der anfangs harmlofer greifen oder ihre Väter dazu veranlassen, und blechen; sie werden die Entwickelung dieser Kunstgathing ungünstig seien. Natur war. Durch das Dazwischentreten von Friedenstiftern wurde sich hüten, Einspruch zu erheben und dadurch eine Gerichtsverhand habe einander an musikalischen Sunststüden über­Wenn sich also kein Staatsanwalt findet, bieten wollen. Die ernste Natur er aber ausgedehnt, so daß sich alsbald eine große Menschenmenge lung herbeizuführen. des Männergesanges ausammelte, die bald hier, bald dahin wegte. Plöglich löste sich welcher eine Anflage wegen Landfriedensbruchs erhebt und keiner der sei aber auf den Ton des Volksliedes und des Volkstüm aus dem Knäuel ein Herr los, der rasch ein Stück davon lief und Getroffenen oder Befudelten Strafantrag stellt, dann wird wohl der lichen geftimmt. Er bitte die Preisrichter, dahin wirken zu wollen, dann vor dem Aschingerschen Lokale stehen blieb. Dahin wurde er Mantel der christlichen Liebe über das Vorkommnis gedeckt werden daß die Komponisten für Männerchöre wieder von dem Studenten Otto Hornemann verfolgt, der ihn mit den und der Abschluß hinter den Coulissen zu stande kommen. andere Bahnen einschlagen möchten. Der Kaiser sprach Worten stellte: Sie Feigling! Warum laufen Sie denn davon?" Zur Würdigung der Blüte der Nation nehme man noch folgende weiter aus, daß er nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, vier Jahre In demselben Moment fam der Angeklagte dazu, er riß dem An- Meldung der Frankf. Beitung" aus Mainz   vom 30. Mai: 8wei mit dem Ausschreiben des Wettfingens warten wolle. Vielleicht gegriffenen den Stock aus der Hand und schlug ihn über den Kopf Studenten aus Straßburg   überfielen in der verflossenen werde er bereits im nächsten Jahre einen neuen Wettkampf ver­und zwar mit solcher Wucht, daß der Getroffene sofort zu Nacht einen nach Hause gehenden jungen Mann, so daß dieser anstalten.

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