Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

16. Jahrgang

Dienstag, 25. Feber 1936

Das Belgrader Resultat

Wirtschaftsplan im Donaubecken tritt in ein konkretes Stadium

Belgrad  . Die offiziellen Besprechungen Dr. Hodžas mit dem Ministerpräsidenten Stojadino­vič wurden Sonntag abends abgeschlossen. Am Nachmittag hatte Dr. Hodža in der tschechoslowa­tischen Gesandtschaft u. a. auch mit den jugosla= wischen Ministern für Finanzen und für Landwirtschaft fonferiert.

Das offizielle Kommuniquee über die Bes sprechungen wurde von den beiden Staatsmän nern der Presse bei einem Journalistenempfang zur Verfügung gestellt. Dr. Hodža brachte im Ge spräch mit Journalisten seine volle Befriedigung über die Einheitlichkeit der Ansichten zum Aus­druck, in welcher sich die beiden leitenden Staats­männer der verbündeten Regierungen gefunden haben, und deutete an,

daß es sich jetzt um die Lösung der konkreten Aufgabe mit Hilfe von Fachleuten- Experten handeln werde.

Aufs neue wird betont, daß dieses Bestreben gegen einen anderen Staat gerichtet ist und day die Saaten des Donaubeckens in dem Wunsche, sich gegenseitig zu unterstüßen, auch mit der Unterstützung der anderen und insbesondere der großen Staaten Mittel- und Westeuropas  rechnen müssen.

Die beiden Länder haben als Mitglieder der Kleinen Entente   immer das größte Verständnis für den Vorteil befun­Ministerpräsident Dr. Hodža hat Montag det, welche alle Staaten des Donau  - mittags Belgrad   verlassen. Er begab sich zunächst beckens aus der engeren wirtschaft nach dem Zentrum der jugoslawischen Slowaken lichen Zusammenarbeit haben könnten. in der Gegend von Petrovac  , wo er in den Solche Bestrebungen sollen nunmehr ge- Jahren 1905 und 1906 zum Abgeordneten ge­stärkt und im Sinne des Paktes der Kleinen wählt worden war. Er wird eine Reihe von Ge­Entente und zum Wohl aller dieser Saaten meinden feines damaligen Wahlbezirkes besuchen unter st üht werden. und überall feierlich begrüßt werden.

In dem Kommuniquee wird die Ueber= einstimmung der Ansichten der beiden Staatsmänner über alle aktuellen inter­nationalen Probleme politischen wie wirtschaft­lichen Charakters konstatiert und der Wunsch ausgesprochen, daß man in den allgemeinen inter­nationalen Beziehungen ehestens zu einer gesim­deren und glücklicheren Situation gelange, und zivar auf der Basis der großen Prinzipien der internationalen Gerechtigkeit und des Friedens, jet foie sie in vollem Maße im Völkerbund pakt und dessen kollektiven Sicher beitssystem zum Ausdruck kommen.

Im Hinblick auf die Verhältnisse im Donaubeden wird konstatiert, daß die beiden Länder gemeinsam mit dem verbündeten Rumänien   bereits in der Vergangenheit be= strebt waren, eine aufrichtige loyale Zu­sammenarbeit mit allen interessierten Staaten zit schaffen und die entgegen­stehenden Schwierigkeiten zu vermindern.

Berger- Waldenegg   erklärt: Habsburger  - Restauration von der Tagesordnung gestrichen

Belgrad  . Die ,, Pravda" veröffent­licht einen Artikel des österreichischen Außen­ministers Berger Waldenegg  , worin es u. a. heißt:

I

Dr. Ho da mit dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Dr. Stojadinovič im Arbeitszimmer des jugoslawischen Außenministeriums.

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( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 47

Der Marsch nach Potsdam  

Ein deutsches Trauerspiel

Die Männer, die mit dem unbeschränkten eine zahlreiche und mächtige Presse, einen unge= heuren Partei- Apparat mit vielen Hunderten be= soldeten Agitatoren und Agenten, über nahezu sämtlichen bürgerlichen Vereine, Wirtschaftsver= bände und kulturellen Organisationen, die poli tische Führung von zwei Dritteln des Sudeten­deutschtums verbinden, hatten Sonntag eine großartige Gelegenheit, ihre Macht in den Dienst einer großen Aufgabe zu stellen und sich vor der Nation und vor der Welt zu bewähren. Die SdP hatte eine Kulturtagung einberufen, die von allen möglichen Gästen aus den verschieden sten Bereichen des öffentlichen Lebens beschickt war, darunter auch von den diplomatischen Ver­tretungen Deutschlands  , Italiens  , Polens   und der USA  . Die leitenden Männer der SdP ließen Konrad Henlein   eine program matische Re de vortragen, die dank der Aufmachung des Kongresses mit allem Brimbo rium einer faschistischen Zeremonie, die aber auch dank der politischen Macht, die hinter Henlein steht, eine Beachtung fand, die sie durch ihren bloßen Inhalt niemals gefunden hätte. Die Ver­fasser der Rede hatten eine einzigartige Gele genheit, ihre nationale Mission vor dem Sudeten  deutschtum und vor der gesamten deutschen   Na­tion zu erweisen. Wie haben sie diese Gelegenheit genüßt?

Verfügungsrecht über 67 Parlamentsmandate,

Sie haben Henlein   ein faum mehr umschrie benes, ein wünschenswert eindeutiges Betenntnis zum Kulturideal Sitlerdeutschland& ablegen lassen. Es ist grotest, wie die Henlein- Bewegung ihre eigenen Ursprünge verleugnet, um sich nur ja recht eng an den Hitlerismus anzuschließen! Die Henleinleute haben jahrelang einen oft kindischen Stammestu It betrieben, haben die Hei= mat und die Heimatkunst, Heimatbildung, Hei­matliebe in tausend Tönen besungen, haben die Besonderheiten des sudetendeutschen   Stammes wo sie konnten betont. Nun, da zum erstenmal in der Geschichte das Sudetendeutschtum eine selbstän­dige Aufgabe hätte, nicht als ein historischer Stamm, der es ja gar nicht ist, wohl aber als eine Gruppe von dreieinhalb Millionen Deut schen, die nicht der Diktatur Hitlers   unterstehen und sich nicht nach Goebbels  ' Grundsäßen gleich­schalten müssen, gerade jezt, wo es eine welthisto­rische Bedeutung hätte, das Sudetendeutschtum Er könne versichern, daß die Politik der bri- als denkendes, noch freies Volk dem Kasernenvolt tischen Regierung auch weiterhin in der Be i be. Hitlers   gegenüberzustellen, wirft die SdP ihre haltung des festen follettiren ganze Stammestradition über Bord und bekennt Widerstandes gegen den Angriff sich rückhaltlos zur großen Kulturgemeinschaft beruhe. Es könne teine Schwäche und der Deutschen  ", da es eine sudetendeutsche Son tein 3 ögern in diesem Standpunkt geben, berfuĭtur ja nicht gebe. Das ist gewiß rich­tig. Es gibt keine sudetendeutsche Sonderkultur. solange nicht der Frieden unterzeichnet und so- Aber es gibt gewisse sudetendeutsche Kulturauf­lange nicht den Kriegsoperationen in Ostafrika  ein Ende bereitet sein wird.

Exposé Edens im Unterhaus

Neues Friedensangebot auf Grund der alten Vorschläge des Fünferausschusses

London  . Vor überfüllten Bänken und in Gegenwart der Botschafter von Frankreich  , Ita­ lien  , Sowjetrußland und Deutschland   fand am Montag im Unterhaus die mit großer Spannung erwartete Aussprache über Aufrüstung und Del­sperre sto".

Die Auslandspresse beschäftigt sich in der letzten Zeit häufig mit der Angelegenheit des An­schlusses und der Restauration der Habsburger   in Der Augeordnete Lee Smith erklärte in Desterreich. Ich kann nur wiederholen, was be- Begründung eines Antrages, der die formelle Ba­reits Kanzler Schuschnigg   und Vizekanzler Star- fis für die Debatte bot, daß seiner Ansicht nach der Hemberg   in dem Aufruf an die Führer der Hei- britische Staatssekretär selbst ein Embarge matfront vom 19. März erklärt haben: Cester- auf Petroleum   vorschlagen sollte. Unter star reich wünscht n i d, t, in der internationalen euro- fem Beifall erklärte Lee Smith: päischen Politik Komplikationen hervorzurufen. Die Grundlinien der österreichischen Außenpolitik machen es der Regierung Schuschnigg   zum Gebot, diese Punkte v onder Tagesordnung 3 u streichen.

Winkler ausgebürgert

,, Wenn wir in Zukunft imftande sein wollen, Göring  , Goebbels   oder Hitler die Zügel anzuzie­hen, müssen wir damit beginnen, Mussolini  zu bremsen!"

Hierauf ergriff Außenminister Eden das Wort. Er erklärte, daß die Sanktionen des Völkerbundes feinesweg 3 wirkungslos seien. Die Wirkun Wien  . Auf der schwarzen Tafel der Wiener   gen der bereits auferlegten Sanktionen seien dauernd und kumulativ und würden auf den Erfolg des Völ

Wir alle wünschen, erklärte Eden, eine mög­lichst rasche und möglichst befriedigende Erledigung

des Konfliktes.

gaben, die niemand lösen kann, der sich nicht von Hitler fondert! Und es gibt, was die Souffleure Henleins übersehen oder leugnen, doch eine nazistische Sonderkultur", die mit der großen deutschen   Kulturgemeinschaft" nichts zu tun hat. Die deutsche   Kulturgemein­Die britische Regierung ist der Ansicht, daß schaft, das bedeutet doch auch, ja es bedeutet vor der Bericht des sogenannten& in feraus- allem die Fülle deutscher   Kulturgüter aus einem schusses, dessen Bedingungen seinerzeit ,, un- Jahrtausend und insbesondere aus den letzten glücklicherweise" von Italien   nicht angenommen zivei Jahrhunderten deutscher   Geschichte, es be= deutet das Bekenntnis zur Kultur Lessings, Her­worden seien, a uch weiterhin die ders, Goethes, Kants und Schillers, zur Kultur Grundlage darstelle, auf welcher jedes neue Mozarts und Beethovens, zur Kultur des viel­Streben nach einer Lösung gegründet sein sollte. geschmähten anderen Deutschland  ", dessen Re­Wenn beide Konfliktsparteien noch jetzt die präsentanten heute in der Verbannung leben oder im Konzentrationslager schmachten, von deutschen  femt sind. Nicht wir Sudetendeut che haben eine Sonderkultur, aber Hitler   hat sie. Und sich zur deutschen   Kultur bekennen müßte heißen, von der Hitler  Barbarei abrüden.

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Bolizeidirektion wurde eine Kundmachung ver- ferbundes in dessen Hauptziel und Hauptzweck, der öffentlicht, welche besagt, daß der gewesene östers Beendigung der Feindseligkeiten, einen großen guten Dienste des Völkerbundes annehmen würden, ehrstühlen verbannt und in Hitlers Reich ver­reichische Vizekanzler Franz Winkler   und ge- Einfluß haben. Was die Petroleumsanktionen so würde sich unter den übrigen Mitgliedern nie­wvesener Führer des österreichischen Landbundes, betrifft, so seien diese in ihrer Durchführung von mand finden, der zaudern würde, seine Zustimmung der derzeit in der Tschechoslowakei   lebt, der der Kooperation der Nichtmitglieder des Völker zu dem Antrage zu geben, daß der Mechanismus österreichischen Staatsbürgerschaft für verlustig bundes abhängig, in deren Händen fich ein großer des Fünferausschusses einstweilen in Disponibilität erklärt wurde.

bleibt.

Teil der Petroleumquellen befindet. Die Petroleum einfuhr Jtaliens aus A merita ist von 6,3 Pres Ein neues Kampfflugzeug zent der gesamten Einfuhrquote in den Monaten Rom.  ( Havas.) Zu den im Auslande ver- Henlein denkt nicht daran, von Hitler abzu­London. Wie Morning Post" zu be- Jänner bis September 1935 auf 16,8 Prozent im breiteten Gerüchten, daß Italien   im Falle einer rücken. Er ahmt ihn schon im Aufbau und in der richten weiß, beschäftigt sich das englische Luft- lebten Vierteljahr 1935 g est i egen. Es muß Verschärfung der Sanktionen den französisch  - dilettantischen Oberflächlichkeit der Rede nach. Da fahriministerium zur Zeit mit den Bauplänen für auch über die Petroleumsanktionen ebenso wie über italienischen Vertrag fündigen wolle, erfuhr der fehlt nichts, was auch Adolfs Seele bewegt: die ein neues Kampfflugzeug, das angeblich die phan- alle anderen Erwägungen angestellt werden, ob ihre Havas Berichterstatter an kompetenten Stellen, Architektur z. B. die neue. Baugesin= tastische Geschwindigkeit von 400 Stundenmeilen, Verhängung zur Beendigung des Kries daß sich Italien   tatsächlich Handlungs- nung", die Henlein   als eine der drängendsten §. i. 640 Kilometer, in der Stunde erreichen soll. ges beitragen kann. In diesem Geiste were freiheit borbehalte, um eventuell auf die Sorgen aufzählt, weil bei uns noch immer die Es handle sich um eine zweimotorige Maschine, auch die britische Regierung ihre Entscheidung tref Sanktionen antiporten zu können, daß es aber Architekten und Baumeister bauen, während in die mit 20 Millimeter- Kanonen sowie mit Ma- fen. Je früher darüber in Genf   eine Entscheidung nicht an die Kündigung des erwähnten Vertra- der großen deutschen   Kulturgemeinschaft Hitlers  getroffen werden wird, desto besser. ges denke. bekanntlich die Parteiführer durch ihre geschmad fchinengewehren ausgerüstet ijt,)