Nr. 51 Samstag, 29. Feber 1936 Var Quellgebiet des Webl-Schebeli mit den charakteristischen Gubuabergen im Hintergrund, die Kamelhöckttn gleichen^ IRON-RADIO Die Qualität und Leistuns gibt den guten Ruf IronSolid 312.. Kc 1660- Iron imposant Superhet 427 XL 2440 Iron Exklusiv Superhet 527 K« 2720* Vorführung ohne Kaufzwang in den Warenhäusern Präs, Bodenbach , Böhm. Leipa, Eger , Pal« kenau, Karlsbad , Komotau und in allen Radiofachgeschäften 3139 der Warenhaus-Kommanditgesellschaft Kreisky , Lorenz& Co. I duslanU die Volkswirtschaft und Sozialpolitik chen lind ren, sozialistischen Gemeindeverwaltung der Stadt Tours eiiigerichtete Lager für spanische sozialistische Emi­granten aufgelöst worden treibt das schlechte Ge­wissen Hunderte von reaktionären Politikern, Mit­gliedern des hohen und höchsten Adels, Großindu­strielle und Groß-Schieber aus ihrem jetzt so un­gastlich gewordenen Vaterland. Wie wenig diese großen Patrioten von einst das heutige Spanien noch als ihr Vaterland anerkennen, zeigt der um­fangreiche Kapitalschmuggel, dem auf Grund beson­derer, verschärfter Vorschrifteir energisch entgegen­getreten wurde. Allein an der Grenzstation Hen- daye wurden Millionenbeträge beschlagnahmt, welche die. neuen Emigranten. über die Grenze schaffen wollten. Bor der Einberufung des griechischen Paria- ntentS. Die griechische Regierung hat das Parla- ntent zum 4. März emberufen. Das Parlament soll in seiner Tagung nach dem Mißerfolg der Beratun­gen des Königs mit den Führern der einzelnen Par­teien definitiv darüber entscheiden, welcher Partei das Mandat zur Bildung der künftigen Regierung übertragen werden soll. Einige Führer der gemä­ßigten republikanischen und monarchistischen Par­teien sind bestrebt, noch vor der Einberufung des Parlaments die beiden Führer Tofulis und Tsal- daris zu veranlassen, die unterbrochenen Verhand­lungen über die Bildung einer Koalitionsregierung wieder auszunehmen. Diese Aktion hat aber nicht viel Aussichten auf Erfolg, da Tsaldaris sich wei­terhin weigert, den Beniselisten das Innenministe­rium zu überlassen. Das Innenministerium hat dieser Tage die definitive Mandatsverteilung be- kanntgegcben. Die monarchistische Gruppe umfaßt die Partei Tsaldaris mit 72 Akandatcn, den natio­nalradikalen Verband, Gruppe Theotokis, mit 60 Mandaten, die extremen Royalisten des Generals Metaxas, die sogenannten Freidenker, mit sieben und die neue Partei der mazedonischen Regionali- sren mit vier Mandaten, verfügt also über insge­samt 143 Mandate. Ihnen gegenüber steht das re­publikanische Lager mit 142 Mandaten(liberale Partei 127, republikanische Koalition 7, Agrarpar­tei 4, kretisch« republikanische Dissidenten 2, Unab­hängige zwei Dkandate). Die Kommunisten, welche außerhalb der beiden großen Lager stehen, sind durch 15 Abgeordnete vertreten. Der Stand unseres Sparkassenwesens Wendung zum Besseren Deutsche Sparkassen am härtesten getroffen (R. F.) Die Entwicklung des Einlagen­standes der tschechoslolvakischen Sparkassen wies im letzten Jahre eine entschiedene Besse- r u n g auf. Während im Jahre 1934 die Abzüge noch um 740 Millionen KL überwogen, ergab sich 1935 ein Einlagenüberschnß von 13 Millionen, also eine Besserung um 753 Millio­nen. Seit dem Jahre 1930 ist der Einlagen­bestand aller Sparkasien um 8.5 Prozent auf die Höhe von 21.325 Millionen KL gestiegen. Hie Sparfreudigkeit hat also auch in den schwersten Krisenzeiten nicht abgenommen, wenn auch die Spar Möglichkeit natürlich wesent­lich beeinträchtigt worden ist. Die Folgen des Kriseneinbruchs sind bei den deutschen Sparkassen am deutlichsten sichtbar gewor­den. Dort ergibt sich gegenüber 1930 kein Anstei­gen der Einlagen^ sondern ein Sinken um ein halbes Prozent. Bei den tschechischen Spar­kassen betrug die Zunahme der Einlagen 1930 bis 1935 zwölf Prozent, bei denen in der S l 0- w a k e i sogar 79 Prozenti Dies dürfte zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß bei den Slowa­ken das Sparkafsabuch den Sparstrumpf zu ersetzen beginnt. Die 21.3 Milliarden Spargelder sind natür­lich ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Kre­ditwesens. 5.5 Milliarden sind in Staatspapie­ren, und 12.2 Milliarden in langfristigen Darlehen (Gemeindeanleihen und Hypotheken) angelegt. Der letztere Posten weist gegenüber 1934 einen Rückgang um 400 Millionen auf. Seit der ersten Hälfte 1935 hat sich jedoch der Kreditverkehr wieder belebt. Mademoiselle X Aus den Akten des VransAslschen Geheimdienstes Im zweiten Jahr des Weltkrieges hatten es Genfer Behörden schwer. Ter Kanton wim- sie müsse in die Schweiz fahren und möchte bei der Rückkehr an der Grenze keine Schwierigkeiten haben. Der Dramatiker möge ihr deshalb zu einem bestimmten Datum eine Depesche schicken, die ihre sofortige Rückkehr nach Paris fordere, mn in dem neuen Stück des Autors die Haupt­rolle zu übernehmen. . Der Dichter sagte nach einiger Ueberlcgung zu, aber dann schien ihm die Sache doch nicht ge­heuer, und er erstattete Anzeige beim Pariser Militärkommando. Man ließ Marya trotzdem nach der Schweiz fahren, aber mtter der Bedingung, [ daß sie dort für den französischen Nachrichtendienst arbeiten werde. Dies tat sie auch. Sie setzte sich sofort mit dem französischen Konsul in Lausanne in Verbindung und bekam eine Reibe von Auf­trägen, die sich auf die Beobachtung der gegsteri- schen Spionage bezogen. Marya sprach vorzüglich deutsch, und es war ihr deshalb leicht, in diesen Kreisen Eingang zu finden. Ihre Beobachtungen übermittelte sie je- wcils dem Konsul, als dessen offizielle Freundin sie galt. Später verlegte sie ihre Tätigkeit nach Genf . Aber der Rumäne wußte seine Maitresse zu überzeugest, daß es für sie vorteilhafter wäre, ihre Dienste der Spionage der Mittelmächte an­zubieten und zur Belohnung dafür Nachrichten zu erhalten, die allerdings falsch seien, aber den Franzosen willkommen erscheinen würden. Marya schlug ein. Einige Monate hindurch ging alles gut, aber dann schöpfte der französische Geheim­dienst Verdacht und beschloß, sich der schönen Po­lin zu entledigen, die zuviel wußte und darum gefährlich werden konnte. Was weiter geschehen ist, wurde nie aufge­klärt, obwohl man in Genf die Wahrheit ziem­lich genau ahnte. Sicher ist nur, daß ein zuver­lässiger Mannin vertraulicher Mission" nach Genf geschickt wurde.-Marya wurde von ihm zu einem Souper eingeladen, das sehr fröhlich ver­lief. Sie sprach dem Champagner reichlich zu, und es war selbstverständlich, daß ihr Begleiter sie in ihr Hotel zurückbrachte. Am nächsten Morgen wurde Marya in ihrem Zimmer tot aufgefunden. Sie lag in ihrer dekol­letierten Abendrobe auf dem Bett, und im Zim­mer waren eine Menge Blumen zerstreut. Alles deutete darauf hin, Marya habe aus Liebeskum­mer Selbstmord verübt. Der Genfer Polizeiarzt beschlagnahmte eine Kaffeetaffe, in deren Boden­satz Zyankali festgestellt wurde. Diese Feststellung stimmte mit dem Ergebnis der Obduktion überein. die melte von Spionen. Sie gaben sich als Rentner, Aristokraten, Künstlerinnen aus, hatten gültige Pässe, und die Behörden mußten sie infolgedeffen dulden, trotzdem sie genau wußten, mit wem sie es zu tun hatten. Im Genfer Kursaal hatte Georges Casella sein Lager aufgeschlagen, der Chef des französi­ schen Abwehrdienstes. Er kommandierte über ein Dutzend Tänzerinnen, Kellner, Croupiers, Jour­nalisten, Kaufleute. Die Gegner, Deutsche und Oesterreichcr, operierten in den Bierlokalen und Tavernen der Vorstadt Carouge, in der auch Le- I nin eine Zeitlang wohnte, und in den berüchtig- I test Cafes der Rue de Cendrier. Eines Morgens wurde im eleganten Hotel |Z. eine auffallend schöne Fremde, die sich als I französische Schauspielerin ausgab, tot aufgefun- den. Die Genfer Polizei war sich nach kurzer Untersuchung darüber klar, daß Mord vorlag. Als sie jedoch ihren Bericht an die Zentralstelle in Bern abgeschickt hatte, kam sofort die bündige Weisung:Untersuchung einstellen, es handelt sich um Selbstmord I" An diese Behauptung glaubte natürlich leist Mensch, aber die Weisung war klar und deutlich. In Bern wußte man genau, was man zu tun hatte, und die Schweiz wollte alles vermeiden, um mit Frankreich oder Deutsch­ land Schwierigkeiten zu haben. Wer war diese geheimnisvolle Frau, von der im Polizeibericht nur als vonRiademoiselle X." die Rede war? In Genf und Lausanne nannte man sie die schöne Marya", und man hatte Grund, anzunehmen, daß sie Polin war. Es war auch richtig, daß sie der französischen Bühne an­gehörte, unter einem in der Künstlerwelt sehr be­kannten Pseudonynr. Sie war wundervoll gewach­sen, blond, milchweißes Gesicht, große schwarze Augen. Sie sprach vorzüglich französisch, das in der Aufregung einen leicht slawischen Akzent an­nahm. Sie sprach aber auch deutsch , italienisch, russisch und vor allem natürlich polnisch. Sie war als Kind eines höheren Staatsbeamten in War­ schau geboren, war jedoch abenteuerlustig und floh, kaum 16 Jahre alt, mit einem russischen Adligen nach Paris . Dort glitt sie allmählich von Stufe zu Stufe, wußte aber den Schein zu wah­ren und hatte in kleinen Bühnenrollen gute Erfolge. Nach Kriegsausbruch sandten die französi­ schen Behörden eine Anzahl Theatertruppen zu Gastspielen an die Front und auch in die neutra­len Länder. Marya, die einer dieser Truppen an­gehörte, kam so nach Holland , der Schweiz und auch in die französische Etappe. Es fiel auf, daß sie sich viel mit Offizieren abgab. Aber als man Verdacht geschöpft hatte, schwand er bald wieder; denn über Marya war plötzlich die wahre Liebe ! gekommen; sie wurde Maitreffe eines Rumänen, der eine dieser Gastspieltruppen als Impresario leitete. Als man wieder nach Paris zurückgekommen war, verabschiedete Marya ihre übrigen Verehrer und blieb ihrem Rumänen treu. Aber dieser selbst fiihlte sich in Frankreich sehr unsicher. Er" hatte einen Bruder, der in Bern wegen Spionage | für die Mittelmächte verhaftet wurde und dafür j sechs Monate Gefängnis bekam. Maryas Gelieb- , ter zog es daraufhin vor, den Staub Frankreichs von seinen Füßen zu schütteln, und flüchtete in die Schweiz zurück. Marya versprach, ihm bald dorthin zu folgen. Allein, fühlte sie sich in Paris sehr unglück- , lich. Ihr Liebhaber schrieb ihr aus Lausanne drin­gende Briefe, und nach vier Wochen gab man ihr durch Fürsprache eines Ministers in der Tat die 1.2 Milliarden in anderen Wertpapieren, Ausreiseerlaubnis nach der Schweiz . Marya ahnte aber, daß man sie nicht wieder nach Frankreich ! hineinlassen werde, und versuchte es deshalb mit einer List. Am Morgen vor ihrer Abreise rief sie einen der bekanntesten Pariser Lustspieldichter ans Telephon und bat ihn um einen kleinen Dienst: Ter franco-russisch« Vertrag. In seiner Rede während der Debatte über die Ratifizierung des sowjetruffisch-französischen Paktes würdigte, wie bereits kurz gemeldet, der radikalsozialistischc Deputierte und ehemalige Lustfahrtminister Pierre Cöt die Bedeutung des sowjetruffischeu j Flugwesens, Er lehnte den Einwand ab, daß zwischen Deutschland und Sowjetrußland keine, gemeinsamen Grenzen bestünden und erklärte,| daß es eine gemeinsame Grenze zwischen Sow-1 jetrußland und Rumänien gebe. Da Frankreich > einen Vertrag mit der Kleinen Entente besitze, sei es notwendig, an die Eventualität eines Krieges zu denken, bei welchem Frankreich die Kleine En- j tente nur auf dem Wege über Sowjetrußland! versorgen könnte. Schließlich existiere, wie Cot I wörtlich erklärte, für die Sowjetlustfahrt Frage von Grenzen überhaupt nicht. Spaniens neue Emigration.(R. F.) Zur glei-, Zeit, wo sich die spanischen Gefängniffe öffnen! die Linksemigranten in ihre Heimat zurückteh-! so ist in den letzten Tatzen das von der Wie warMademoiselle X." jedoch vergifte* worden? In Gens ahnte man einiges, aber Bern gebot Schweigen, und man mußte gehorchen. Tas Dossier Mademoiselle X. ruhte fast 15 Jahre hindurch unter sicherem Verschluß. Erst als Ro­bert Boucard die Genehmigung erhielt, die fran­ zösischen Geheimdienstakten des Weltkrieges eiu- zusehen, die ja heute keine Staatsgeheimnisse mehr enthalten, entrollte sich das hier gezeichnete klare Bild der inneren Zusammenhänge.(MTP) Existenzkampf bis aufs Messer Prag . Zu den zahlwsen Gewerbetreibenden, die durch die sinkende Kaufkraft der arbeitenden Schich­ten in Bedrängnis geraten sind, gehört auch der 42jährige Kaufmann August Merha, der in der Bezirksstadt Hokovice einen Lebensmit­telkiosk betrieb. Mit dem Einbruch der Krise und dem sinkenden Beschäftigungsgrad in der Eisen­industrie, die in diesem Teil des Brdywäldes einst eine bedeutende Rolle gespielt hat, verringerte sich natürlich auch der Umsatz der Kaufleute und Ge­werbetreibenden und auch der kleine Betrieb Merhas lvurde betroffen. Ter Inhaber erklärte, sich indessen den immer empfindlicher werdenden Geschäftsaus­fall auf primitivere Art und schob die ganze Schuld für sein geschäftliches Malheur darauf, daß sich im Betrieb der Firma Hofman eine.Kantine etabliert hatte, die ihm vermeintlich die Kunden wegnahm. Es scheint, daß dies« Vorstellung, die zum min­desten stark übertrieben war, mit der Zeit zu einer fixen Idee wurde, die den Kioskinhaber mit ver­hängnisvoller Macht packte und nicht mehr losließ. Sein besonderer Haß richtete sich gegen den Werk­meister VojtichUhlsti, dem er die Verant­wortung für die Errichtung dieser Kantine zitschob. Im Herbst 1931 ließ er sich aus dieser Einstellung j heraus zu einer schweren Gewalttat hinreißen, der unschuldige Personen zum Opfer- fielen. Er dtaug nämlich, mit einem großen Fleischer­messer bewaffnet,'in die Wohnung des ver­haßten Werkmeisters ein, wo er aber nur dessen Gattin und Schwiegermutter vorfand. Wie toll ' warf er sich auf die beiden Frauen und brachte der Frau Uhlltr schwer« Stichverletzun­gen bei, währeird deren Mutter mit leichteren Wunden davontam. Damals erhielt er vier Monate Kerker bedingt auf drei Jahre. Während dieser Be­währungsfrist benahm er sich vernünftig. Kaum aber waren die drei Bewährungsjahre vorbei, so unternahm er einen neuen Vorstoß gegen llhlckk, der ihn zum zweiten Riale auf die Anklagebank brachte, diesmal unter der Anklage der gefährlichen Drohung. Am 11. Jänner erschien nämlich Merha beim Prokuristen der Firnta Hofman und erklärte in aufgeregter Art, daß Werkmeister Uhlllr gegen ihn unter der Arbeiterschaft intrigiere und ihm die Kun­den abspenstig mache. Er stellte also der WerkSlei- tung ein Ultimatum: Entweder werde, durch öffent­lichen Anschlag, der Arbeiterschaft Mirrhas Kiosk als Äaufquelle anempfohlen, und zlvar bis 12 Uhr mittags oder er werde den Werkmeister Uhlilr abkrageln. Da nach den Erfahrungen mit Merha nicht zu spaßen war. ließ der Prokurist tat­sächlich eine Kundmachung plakatieren, tn, welcher eS hieß, das gegen den Kioskinhabcr nichts einzuwen­den sei. Gleichzeitig aber machte er insgeheim die Gendarmerie auf die Drohungen Merbas aufmerk­sam, die ihn ins Gebet nahm und ihm zuredete, solche Sachen zu unterlassen, da sie sehr üble Folgen haben könne. Merha nahm sich indessen diese Warnungen nicht zu Herzen, sondern erklärte den Gendarmen, er müsse den Werkmeister Uhlür unter allen Umständen umbringe n, auch wenn er I dafür ins Kriminal kommen sollte. Da er verstockt bei dieser Meinung beharrte, blieb nichts übrig, als ihn in Verwahxungshast zu nehmen. Und da der bedrohte Werkmeister begreiflicherweise erklärte, er empfindebegründete Furcht",, überreicht« die Staatsanwalffchaft in Anklage wegengefährlicher Drohung". Gestern verhandelte der Straffenat Beck die Straffache und gewann von dem Angeklagten öffen­bar nicht den besten Eindruck. Die Strafe lautete auf acht Monateschweren Kerkers unbedingt. rb.