Rr. 56 Freitag, S. März 1936 Seite 5 Tas wird eS in Adolfs Erbschaft nicht geben! Dieser Tage fand die dritte Versteigerung der Pri- vatbibliothek des verstorbenen Ministers LouiS Bar- thou statt. Die drei Versteigerungen erbrachten zu­sammen 6,800.000 Franken. Minister Barthou   war einer der größten französischen   Bibliophilen  . Karambol: Möbelwagen gegen Baum. Mitt­woch nachmittags stieß an der Einfahrt zu dem Dorfe Domnitz im Saale  -KreiS, offenbar infolge Versagens der Steuerung und der Bremsen, ein aus einem offe­nen Lastwagen und einem angehängten Möbelwagen bestehender Lastzug gegen einen Baum. Der Motor­wagen fing sofort Feuer, das auch auf den Möbel­wagen Übergriff. Der Brand konnte durch schnell herbeigeeilie Hilfe rasch gelöscht werden, doch war der Führer deS Lastkraftwagens bereits tot, wäh­rend der neben ihm sitzende Beifahrer fich schwer ver­letzt und mit Brandwunden bedeckt auS dem Wagen retten konnte. Auf dem Möbelwagen saßen zwei weitere Beifahrer und eine Hausangestellte. Die beiden Beifahrer wurden getötet, daS schwer yerletzte Hausmädchen mußte inS Krankenhaus gebracht werden. Schwieriger Staprllauf derQueen Mary  ". Am 8. März wird König Eduard VIII  . sich nach Glasgow   begeben, um das neue englische   Riesenschiff »Queen Mary  " zu besichtigen, das, wenn die Erwar­tungen nicht trügen, der französischenNormandie  " das Blaue Band entreißen wird. Der Stapellauf des Dampfers wird am 24. März festlich begangen wer­den. Weser   Tag mußte gewählt werden, da eS un­glaublich schwierig ist, den ungeheueren Schiffskörper zu Wasser zu lassen, und da der Clyde nur an dem einen Tag, dem des Frühjahrs-Aequinoctiums, durch ein Maximum an Flut die für die.Queen Mary- notwendige Tiefe erlangt. Den weiteren Schwierig­keiten ist man bereit- heut« ausgewichen: daS Schiff konnte nicht durch die vielen Windungen zum Meere gelangen; kurz entschlossen wurde«in breiter und ttefer Kanal gegraben, der den Windungen auswich. Na also, ist es nicht gleich viel heller im Stübchen?' Der Schmiß ein deutsche  ^ Problem Von F. E. Roth Student und Akademiker kann in Zu­kunft keiner mehr sein, der nicht seine Ehre mit der blanken'Waffe zu schützen imstande und ge­willt ist. Der Schmiß wird unter den deutschen  Gebildeten wieder zu Ehren kommen müssen." (Reichsführer der Nattonalsozialistischen Deut­schen Studentenschaft Derichsweiler in einer kürzlich gehaltenen Rede.) In"der Tat, eS ließe sich eine abgerundete, tiefsinnige und voluminöse Kulturgeschichte über den Schmiß schreiben und über alles das, Ivas unter deutschenGebildeten" zu ihm gehörtI Ein richtiger Schmiß ist ja wohl mehr als der Roßschweif eines Padischahs oder der funkelnde Knopf eines Mandarinen. Roßschweif« und Knöpfe werden einfach verliehen. Den Schmitz verleiht sich derjenige, der ihn haben will und kann, aus eigner Machtvollkommenheit und aus der seelischen Sou­veränität von sich selbst. Bor dem Rohschweif prä« sentierten die Janitscharen, vor dem Knopf kreuzen Kuli und Reisbauer demütig di« Arme vor der Brust. Vor dem Schmiß aber hat dem Unbe- schmißten das Wort im Munde und die Hand an der Hosestnaht zu erstarren. Bor dem Schmitz mutz die Kellnerin mit ehrfürchtigeren Schauern der Dinge; die für sie bestimmt, harren, al- Ledu vor dem Schwan. Der Schmiß ist ebenso identisch mit den notwendigen Belangen eines ordentlichen Staates, wie mit denen eines besseren Stamm­tisches. Was wäre Bismarck   und seine kleindeut- scbe Lösung ohne die Göttinger   Schmisse? Ohne Schmiß kein Hitler! Es gibt, zahlreich sogar, französische Bücher, die den Deutschen   und seinen Schmiß-Komplex schildern und ihm gerecht zu werden versuchen. Noch fremdartiger, noch wundersamer, noch rätselhafter als die ewig preußische Tatsache: sechs­Die Programme der amerikanischen   Präsidentschaftskandidaten (AP) Wir bringen nachstehend die Pro­gramme der amevikanischen Präsidentschaftskan­didaten. Bon den Republikanern fordert Borah 1. Uebernahme der Arbeitslosenunterstüung durch die Bundesregierung, 2. Ausgleich des Budgets durch Ersparnisse, 3. Unterstützung der Landwirtschaft durch Beschränkung der Monopole, 4. Schutz des Binnenmarktes vor ausländi­schen Produkten, 8. strenge Einhaltung der durch die Verfas­sung den Vollmachten der Bundesregierung ge­zogenen Grenzen,. 6. Fernhaltung von allen europäischen   Kon­flikten, Frank Knox   verlangt 1. staatliche Arbeitslosen- und Altersver­sicherung, 2. Ausgleich des Budgets, 3. Bundeshilfe für die Landwirtschaft, 4. Unterstützung des. Obersten Gerichtshofes bei Ausübung, seiner Prärogativen, da er wäh­rend Roosevelts Amtszeit die Nation davor be­wahrt. habe, zu einer bürokratischem Autokratie zu werden. 8. strikte Durchführung der Antitrustgesetze, 6. drastische Berringerung der Verwaltungs­ausgaben, 7. Bekämpfung jeder Einmischung der Re- gierusig in das private Busineß. Der Gouverneur Alf Landon  , genannt der Coolidge   von Kansas  , hat folgende Plattform: 1. Wiederherstellung des Vertrauens in den nationalen Kredit und den Dollar, 2. Förderung der Wiedereinstellung von Arbeitskräften, 3. Schaffung einer billigeren Administration der Arbeitslosenhilfe, 4. Bekämpfung des New Deal  , da die der Staatsschuld zugefügten Milliardenanleihen eine Gefahr seien und zu einer wilden Verschwendung der Staatseinkünfte geführt hätten, 5. Wiederherstellung der Fruchtbarkeit des Bodens, Ueberschwemmungsschutz und Vermei­dung preisdrückender Ueberproduktion in der Landwirtschaft, 6. Aufrechterhaltung der Verfassung in allen Punkten. Kriegsfieber in Fern-Ost. Artur Donald Bäte, außenpolitischer Redakteur derChina- Preß" in Schanghai  , ist.eben in Berlin   eingetrof­fen und erzählte dem Reuter-Korrespondenten über seine Reise: Längs der ganzen mandschurischen Bahn ist eine Mobilisierungs-Stimmung, die an den Zustand. Europas   im.Hochsommer. 19.14 er­innerte. Nördlich von Mulden sahen wir viele Truppentransportzüge. 60 bis 70 Panzerwagen mit Kanonen wurden von einer verkleideten Loko­motive gezogen. In Mandschukuo herrscht ein wahres Spionenfieber. Alle paar Stunden wer­den die Pässe der Reisenden genauest kontrolliert. An der Grenze wird jedes Gepäckstück auf das strengste durchforscht. Eine Französin hatte einen Tiegel mit Gesichtscreme mit, die mandschurischen Zöllner stachen mit Messern hinein, um festzustel­len, ob sonst nichts drinnen wäre. Ebenso streng ist die russische Untersuchung. In den acht Reise­tagen von Pogranitschnaja bis Moskau   bfgegn-ten Was die Demokraten anbelangt, so wendet sich R o o s e v e l t gegen die überalterten Auf­fassungen, die die Gerichte von der Verfassung hätten, wie die Entscheidungen des Obersten Bun­desgerichts hjnsichtlich der Nira gezeigt' hätten. Er verlangt:. .1. Bekämpfung uferloser Inflation, jedoch Berechtigung zu weiterer. Devalvierung des Dollars, 2. Fortführung der Bundeshilfe für die Ar-- bettslosen in Höhe von 2 Milliarden Dollars im Nächsten Jahre, 3. Fortsetzung der Anleihepolitik zur Dek- kung der Ausgaben, und Beschaffung von neuen Steuerquellen zu dem gleichen Zweck, -4. Fortsetzung der Farmerhilfe, 5. Aufwendung von 500 Millionen Dollars jährlich für öffentliche Arbeiten, u. a. Wieder­aufforstung, sowie Fortsetzung der Zuschüsse für Riesenprojekte ww den Schiffahrtskanal in Florida  , 6. Arbeitslosenversicherung und Alters­pensionen»' 7. Verstärkung der Regierungskontrolle über die Privatunternehmungen, 8. Verstärkung von Armee und Flotte, jedoch, zurückhaltende Wachsamkeit in außenpoli» tischer Beziehung. 9. Bundeskontrolle der Kreditpolitik der Banken. E ü g e n e T ä l m a d g e, der Gouver­neur voy Georgis, fordert schließlich 1. Verteidigung der Rechte der Bundes­staaten, 2. Kampf gegen daskommunistische Pro­gramm" Roosevelts, 3. Hilfe für Arbeiter und Farmer, jedoch keine Festsetzung der Löhne durch die Bundes­regierung, 4. Budgetausgleich, 5. Verzicht auf die künstliche Verringerung der landwirtschaftlichen Produktion, 6. Reduzierung der Steuern, 7. Preisgabe von neun Zehnteln aller Ob­liegenheiten der Bundesregierung sowie Verzicht auf jede Konkurrenz der Bundesregierung mit den Privatunternehmen, 8. Unterstützung des Bundesgeiichts gegen den New Deal  . wir 35 Militärzügen zu je 75 Wagen und teil­weise mit Baby-Tanks für ein bis zwei Mann und Artillerie beladen. Auf jeder unserer Haltestationen sahen wir Hunderte Rotarmisten in trefflicher Ausstattung. Kurz vor Omsk   fuhren wir an einem großen Plateau vorüber, auf dem Mchr als 1000 FlugMge standep.^DieIlussest^ -so schließt der Bericht, scheinen mit'dem Kriegs­ausbruch für das Frühjahr zu rechnen. Karl Radek   überHitler   mit Peitsche und Zuckerbrot". In einem großen Artikel unter obi­gem Titel nimmt Karl'Radek   in den Moskauer Jsweftija"(1. Marz) zu den neuen Anbiede­rungsversuchen Hitlers   an Frankreich   ausführlich Stellung. Radek   erinnert die französischen   Poli­tiker an das berühmte offene S ch r ei b e n H i i« lers an von Papen vom 21. Oktober 1932, in dem Hitler zu einem deutsch  -englisch  -italieni­schen Bündnis gegen Frankreich   auffordert. Herr Hitler  , bemerkt Radek, rechne höchstwahrscheinlich ' damit, daß die französische   Rechte, die sich als un­schuldige Jungfrau gebärde, Hitler die Antwort geben werde:Wie soll man ihm nicht glauben, da er doch seine Liebe beteuert?" Aber als Bis-, marck den Krieg gegen Frankreich   vorbereitete, habe er nicht nur Napoleon III.   seiner Liebe ver­sichert, sondern ihm auch Belgien  , Luxemburg   oder einen Teil des Rheinlandes angeboten, um das Mißtrauen der Franzosen für eine Weile einzu­schläfern. Hitler   will Frankreich   iso­lieren, um es alsdann auf die Kn je zu zwingen. Aber Hitler wird, sich ebenso irren, wie sich früher einmal Wilhelm II.   geirrt hat, als er die Franzosen für eine Nation gehal­ten hat, die eines ernsten Widerstandes nicht fähig ist. Das französische   Volk wolle niemandes Sklave sein,.. Hitler   gebärde sich so, als ob Frankreich   bereits besiegt sei, aber die Franzosen sind kein Voll von Feiglingen. Frankreich  sind kein Boll von Feiglingen. Frankreich   sehnt sich nach Frieden, lehnt jedoch die Sklaverei ab. Volkswirtschaft und Sozialoolifik Die Krise der Textilindustrie Die Außenhandelsziffern unserer Textilin- dustrie sprechen eine eindringliche Sprache. Die Textilausfuhr ist von 6387 Millionen XL im Jahre 1929 auf 1725 Millionen XL im Jahre 1935 gesunken. Obwohl schon diese Ziffern nie­derschmetternd wirken, erhält man erst ein richti­ges Bild über die Katastrophe des Textilexportes, wenn man den Anteil der Textilausfuhr am ge­samten Export unseres Staates untersucht. Das Ergebnis dieser Betrachtung ist erschütternd. Im Jahre 1929 war die Textilindustrie noch mit. 3 Irl Prozent an der Ausfuhr der Tschechoflowakei be­teiligt, 1935 mit 21.7 Prozent. Der Anteil der Textilien am Gesamtwert aller ausgeführten Waren der Tschechoflowakei ist binnen acht Jah­ren von einem Drittel auf rund ein Fünftel zus ammengebrochen. Die Textilindustrie hat damit viel von ihrer einstigen großen Bedeutung bei der Beschaffung, ausländischer Zahlungsmittel zum Ankauf aus­ländischer Rohstoffe und hochwertiger Qualitäts­waren eingebüßt. Noch viel schlimmer ist aber, daß die Textilindustrie, deren Export 1929 den Wert der Einfuhr von Textilien und Textilroh­stoffen um mehr als 700 Millionen XL überstieg, 1934 schon um 108 MiÜionen XL mehr Textil- rohftoffe und Halbfabrikate ein- als aüsführte. DaS bedeutet, daß der Ertrag des Textilexportes schon nicht mehr hinreichte, um die Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten zu decken. Auch 1935 war unser Textilautzenhandel noch mit 32.7 Millionen XL passiv: Dieses Defizit der Devisenbilanz unserer Textilindustrie ist aber in Wirklichkeit viel größer, wejl,.sich eüi großkr.Lleil.der Texsilaußfuhr nach^, Ländern richtet, mit denen wir Verrechnunzsab-i' kommen haben und aus denen daher keine aus­ländischen Zahlungsmittel eingehen, und weil fer­ner ein erheblicher Teil der Auslandsforderungen der Textilindustrie monatelang eingefroren ist. Dazu kommt,' daß die Textilindustrie ihre Roh­stoffe nicht in denselben Ländern einkaust, in de­nen sie den größten Teil ihrer Erzeugnisse ab­setzt, so daß sich daraus weitere Schwierigkeiten bei der Aufbringung jener ausländischen Zah­lungsmittel ergeben, die für di« Begleichung der Einfuhr ausländischer Rohstoffimporte der Tex­tilindustrie benötigt werden. Der Textilarbeiter. mal in der Woche Sauerkraut mit Wurst(ah, les choucroutiensl") also noch gespenstischer mutet den Welschen an, daß drüben jenseits des Rheins, wo über schwarzen Bergen immer noch die wilde, verwegene Jagd der Odin   und Freia   im zerrissenen Nebelgewölk daherbraust, vollwüchsige Männer für Lebenszeit aus ihren Gesichtern wahre Beefsteaks machen und eine leicht beschädigte Nase oder eine haarlose Schädelnarbe etwa so pfle­gen, wie bei ihnen selbst manche Leute das rote Bändchen der Glorie im Knopfloch. Der Schmiß ist eines der großen Rätsel der Ethnographie! Er ist fast noch schwieriger zu ver­stehen, als die ganze deutsche   Philosophie, mit Leibnitzens Monaden und den Ausflügen des mondsüchtigen Schusters Böhme in das All ange­fangen. Der Schmiß entsteht auf jeden Fall durch ein Duell oder einem Zweikampf. Aber das Duell ist eben kein Duell und der Zweikampf kein Zwei­kampf. Sondern das Duell(oder der Zwei­kampf) ist in diesem Falle eine Mensur. Das ist das Geheimnis. Beim Duell geht es um Leichen, bei der Mensur  ? Nun ja um Schmisse! Haben Sie nun verstanden, Monsieur? Nicht jeder kann(oder darf) sich einen Schmiß zulegen. Ein Landbriesträger kommt nie zu einem Schmiß mit rechten Dingen. Noch nicht einmal ein Hofkondttor! Es bedarf zu einem anerkann­ten, einem autoritativen Schmiß des Reifezeugnis­ses einer neunklassigen höheren Lehranstalt be- nebst nachfolgender Jmmatrikulationsurkunde. Ein Apotheker oder gar ein Zahndoktor ist nur sehr bedingt schmiß-, weil satisfaktionsfähig. Das Ge­nauere darüber findet der Raritätensammler in einem sehr dicken Buch, das sich deutscher   Ehren­kodex nennt und schwieriger selbst von anerkann­ten Juristen zu handhaben ist, als das gesamte Kirchenrecht. Wer Schmisse haben will, muß das Buch mindestens zur Hälfte von vorn und rück­wärts aus dem Kops hersagen können. Aber jetzt werden Sie es doch wohl verstehen, Monsieur? Immer noch nicht? Nun, dann werden Sie aber doch sicherlich be­greifen, daß in Deutschland   jedwede Art von sich anspinnender Hochstapelei in ihrer leichteren Form grade immer beim Schmiß dem unechten Schmitz zwar beginnt. Es hat dort immer Zehntausend« von Bäckergehilfen und vierten Bankfilialbuchhaltern, von Postassistenien und Kanalräumergehilfen gegeben, die damit den Weg der Caglioftro oder Domela zu beschreiten anfin­gen, daß sie sich mit einem Rasiermesser oder einem zerbrochenen Teelöffel einen möglichst tieftn Schnitt von einem Ohr zum anderen beibrachten. Schon nach vierzehn Tagen, kaum von der Ver­wundung genesen, erhielten sie jedweden Maß­anzug auf Kredit, fing die Braut an, berechtigten Ansprüchen nicht mehr zu genügen und sagte die Frau, die Hemden und Kragen zum Waschen und Bügeln abholt, jedesmalHerr Doktor". Oh es gäbe in Deutschland   keine StaaiS- autorität, es gäbe kein Knochengerüst der soge­nannten Gesellschaft ohne den Schmiß!(Hat dar nicht Übrigens die fluchbeladene Republike, dieses Juden-Weimar klar genug erwiesen, in dem dem schmißlosesten Wesen Ehren erwiesen wurden mit Pensionsberechtigung die das Entsetzen jedes Hervorrufen mußten, der um die tiefsten Mysterien deutschen   Nebeneinanderlebens wirklich weiß?!) Ohne seine Schmisse, mein Lieber, wäre Deutschland   schon längst bolschewistisch- eine leichte Beute asiatischer Steppenhorden! Das walte Gott  ! Wie könnte ein Staatsanwalt auf einen Arm­sünder, der Holz im Walde geklaut hat oder auch nur Heidelbeeren, mit der ganzen Wucht eines preußischen Aars hinabstoßen, bräunte auf seiner Backe nicht jenes unentbehrliche Zeichen rühmlicher Männlichkeit! Wie könnte der Herr Landrat   in Pommern   dem Bauer Kulicke leutselig hin und wieder die Hand drücken, hielte nicht sein feurig glänzender Schmiß jene allzu notwendige Distanz aufrecht, die Gott der Herr in seiner Weisheit nun einmal zwischen Volk und Obrigkeit in einem ge­ordneten und durch Seifenverbrauch zur Welt­geltung gelangtem Staatswesen gesetzt hat! Wie wäre wohl ein Geheimer Rat   in einem Berliner  Ministerium gradezu psychisch gehandicapt, wenn die Quart zwischen Ohrläppchen und Nasenloch nicht schon von weitem und selbst im Düsteren den bedeutenden Menschen erkennen machte! Niemand kann auf die Dguer Deutschland   regieren, selbst der Tausendsassa Hitler   nicht- es sei denn auf der Basis des Schmisses. Weithin erglänzt in der Tat der deutsche- Schmitz. Von der Maas   bis an die Memel, von Tuntenhausen   bis Böhmisch-Leipa  . In Küchle bei Prag   sind sogar einmal Mitteleuropäer von Mitteleuropäern halb totgeschlagen worden nur, weil die einen Schmisse trugen und die an­deren wiederum sie nicht recht leiden konnten. Hat er also Kulturgeschichte oder hat er keine, heh?I In diesem Deutschland   gab es beinahe ein­mal einen Rücktritt des Reichsoberhauptes nur wegen eines Streites um den Schmiß! Wegei: des Osthilfe-Skandals, wegen der auSgebliebenen Siedlung deutscher Bauern im Osten ist Hinden­ burg   nicht zurückgetreten und hat auch keine Minute daran gedacht. Als ihm aber'zugemutet wurde, zu erlauben, daß die SatiSfaftionsfähigen auf den Schmitz verzichten sollten, drohte der Alte mit Generalstreik, weil er mit Recht die Revolution heranbrausen hörte. Das ist historisch und alten- mäßig. Kennt ihr nun Deutschland  ? Nein, ihr kennt eS nicht! Denn eS gibt wie­derum ganz böse Menschen, die behaupten, das deutsche   Volk sei als das geborene der Super- numerare dermaßen unkriegerisch, daß eS'sich in dieser schnöden Welt der Totschläger mit und ohne Frack nun einmal nicht anders zu helfen wisse, als sich wahrhaftig mörderisch zu schminken. Was mag daran Wahres sein? Winnetou  , der große Apachenhäuptling, wäre auch ohne Adlerfeder ein tapferer Krieger und seinem Gesicht könnte- man's glauben? WaS aber wäre der Assessor Dr. Eis­bein samt Gesicht ohne den Schmiß? Es ist nicht auszudenken! Mag er eS also sein, der deutsche   Schmiß nicht nur ein Symbol im Vaterland, sondern auch ein nicht zu knappes Problem!