Seite 2Dienstag, 17. März 193«Nr.«5Stärbcmberg drängt zum Vollfaschismus hin., M A(|g A AiiRanovnAcÄSoweit er dabei die amnestierten und illegalen FlCUlC AUDCI1CaPv5Cauf 10009Prag. Für Dienstag nachmittags wurde»die AußenauSschüffe der beiden Kammer« zuSitzungen einberufe«, in welchen der neue Austenminister Dr. K r o f t ta, wie bereits in der Vorwoche angekündigt, ein Expoft über die außenpolitische Lage unter besonderer Berücksichtigungder durch den deutschen Schritt vom 7. März geschaffenen Situation erstatten wird.*Am Montag fanden verschiedene interministerielle Verhandlungen statt, welche der endgültigen Redaktion der vom Ministerrat bereitsgrundsätzlich genehmigten Vorlagen Wer dieVerteidigung des Staates und Werdie Verschärfung der Bestimmungen Wer dieSpionage dienten.Die Beratungen, an denen die feweilS interessierten Ressorts- teilnehmen, gehen Dienstagvormittags weiter. Sie betreffen üsevdies auchden Mieterschutz, Wahrscheinlich wird dieseVorlage mit kleineren Aenderungen in derFassung, wie fie seinerzeit von der Regierungausgearbeitet wurde, zur parlamentarischen Ge-nehmigung unterbreitet werden.8m Schülministerium fanden am MontagBeratungen von Vertretens der SchnlKi:wakkungund der zentralen tschechischen‘ und deutschenLehrerverbände statt, die sich mit der Frage desUebertrittes der Schüler aus den Volks- in di«Bürgerschulen befaßten, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der m i n d e r b e g a b-t e n Schüler. Es wurden hauptsächlich zwei Möglichkeiten diskutiert: die bisherige Praxis, wor-nach Minderbegabte Schüler erst nach erfolgreichabgelegter Prüfung in die Bürgerschule ausgenommen werden, und neue Vorschläge in derRichtung einer Neuregelung der Klasiifizierungs-vorschriften für das fünfte Schuljahr an Volksschulen. Die Ergebnisse der Enquete werden beider kommenden normativen Regelung Berücksichtigung finden.Arbeitslosigkeit und NationalitätVon 1.000 Einwohnern im tschechischenGebiet 48.05. im deutschen 96.5 arbeitslosVon 1000 Einwohnern waren— wie wir denMitteilungen des Deutschen Hauptverbandes derIndustrie entnehmen— zu Ende Feber 1936 inder ganzen Republik 58.4, in den deutschen Gebieten 96.5 und in den tschechischen Gebieten 48.5arbeitslos. Die schlechtere Lage der deutschen Bezirke beweist noch deutlicher nachstehende Grgen-Werstellung der Bezirke mit der größten und dergeringsten Arbeitslosigkeit^ zu Ende Feber 1936^Bezirke mit derBezirken mit der größten Ar-Sozialisten tvieder in di« Kerker und Konzentrationslager bringen will, findet er die liebevollsteUnterstützung der Razi-Bürokratie und der Nazi-Justiz. Beim Mißhandeln verhafteter sozialistischer Arbeiter tun sich auf den Wiener Wachstuben die Nazi-Polizisten besonders schändlichhervor. Sozialisten werden wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit zu zehn Jahren schweren Kerker verurteilt; Nazis kommen bei dem gleichenDelikt mit einigen Monaten davon. Gendarmendie sich bei der Niederschlagung der Feberkämpferhervorragend„auszeichneten", sind inzwischenbereits als illegale SA-Leute entlarvt und eingesperrt. Unter der Bürokratie finden rätselhafteVersetzungen statt. Ein besonders„vaterländischer" Bezirkshauptmann-Stellvertreter mußteplötzlich gegangen werden, weil seine Vorgesetztenerfuhren, daß er den Silvester durch Absingendes Horst-Wessel-Liedes gefeiert hat. Der Mannamtiert bei einer anderen Bezirkshauptmannschaft weiter! Die Tragikomik der österreichischenDiktatur besteht darin, daß einfach nicht genugvaterländische Elemente vorhanden find, um dieBeamten und Richterposten zu besetzen. DieNazis sind im Staatsapparat unentbehrlich.Daran wird gar nichts geändert, wenn quasi derParität willen wieder einige hundert Austronazisverhaftet werden. Soweit die Gefängniswärternicht direkt mit ihnen durchbrennen» öffnen ihneneinflußreiche Freunde bald wieder die Tür zurgoldenen Freiheit.So ist es um ein Regime bestellt, welches dieStirne hat, soeben 30 Vertrauensmänner derrevolutionären Sozialisten des„Hochverrats"anzuklagen. Das sind Männer und Frauen,welche die demokratische Berfaffung Oesterreichsunter Einsatz von Existenz, Freiheit und Lebenverteidigten. Die Anklage dichtet ihnen Diktaturgelüste an, dies im Namen von Usurpatoren,welche die beschworene Verfassung gebrochen undüber vier Fünftel des österreichischen Volles eineDiktatur aufgerichtet haben. Es wird doch keinMensch in Oesterreich glaWen, daß nicht die ganzezivilisierte Welt wüßte, wer in diesem Prozeß diewahren Ankläger und wer die wahren Angeklagten sind. Nein, diese Komödie wirdmitdemBlickaufRom undaufBer-lin gespielt! Der Regisieur heißt Starhem-berg. Er will seinen heutigen und seinen morgigen Geldgebern zeigen, wie er das Terrain zuZubern versteht.Darum: Achtung auf Oesterreich!Die völlige Schwenkung, die zwischen der Wrih-nnchts-Amnestie und dem Monstrrprozeß gegen30 Sozialisten innerhalb Biertrljahresfrist vorgenommen wurde» ist der beste Beweis» daßdunkle Pläne, gesponnen werden. Europa mögewissen, daß dje Friedens- und FreiheitSgesiiinungder österreichischen Arbeiter unter Anklage steht.In der Sorge um den europäischen Frieden mögenicht übersehen werden, daß in Oesterreich einestarke und treue Friedensarmee trotz alledem aufrecht steht, die nun wiederum durch neue Verfolgungen und neu« Schreckensurteile auseinandergetrieben werden soll. Wir wisien, daß dieser neueVersuch ebenso mißlingen wird wie die vorangegangenen Aktionen gleicher Art mißlungen sind.DaS friedliebende Europa aber hat di« Pflicht,seinen Teil zur Beseitigung der Schande beizutragen, daß in einem so exponierten und wahrlichbedrohten Staate die VerfasiuNgsbrecher Wer dieVerfassungsschützer scheinheilig zu Gericht sitzendürfen.In den 12 Bezirken mit der größten Arbeitslosigkeit sind nur zwei tschechische Bezirke(Wsetin und Starkenbach).Bezirke mit der auf 1000Berufs-tätige24.542.142.843.044.852.856.458.258.458.759.061.5größtenBerufs»geringstenArbeitslosigkeittätigeArbeitslosigkeitGraSlitz,.887.5Groß-Prag.Wsetin»-■ e879.7Tabor».Sternberg,338 7Jitschin..Preßnitz..309.1Königinhof a. EWogen..•801.2Ledetsch a. S»Karlsbad.,■296.8Strakonitz.,Friedland.294.7Proßnitz..Rümerstadt,289.3Blatna-,Freudenthal.■287.1Beneschau,Jägerndorf.•273.1Schlan..Starkenbach.271.1Nikolsburg,Neudek.,267.6Landskron.I„Wir wollen nur die Freiheitwie die Arbeiter anderer Länder"Prachtvolle Haltung der Wiener Sozialisten vor GerichtWien. Montag begann vor dem Wien« r Schwurgericht im Landesgericht I der Prozeßgegen 25 Sozialdemokraten und zwei Kommunisten. Die Hauptangeklagten Karl HansSailer und Marie E m h a r t werden in der Anklageschrist des Hochverrates beschuldigt.Gegen sie hat der Staatsanwalt die Todesstrafe beantragt. Gegen die übrigen Angeklagtenwird ebenfalls die Beschuldigung des Hochverrates erhoben, gegen zwei überdies die Beschuldigung des Betruges, begangen durch Paßfälschungen.dann das L i r» z e r P r o g r a m m, das sich für dieDer große Schwurgerichtssaal ist nur spärlich gefüllt. Das Gebäude ist von Bewaffnetenumstellt, die Kontrolle WerauS streng. Zuhörerkarten wurden nur an die engsten Angehörigender Angellagten und an einige ausländischeJournalisten ausgegeben. Das ersuchen einigerausländischer Sozialisten um Zuhörerkartenwurde vorläufig abgelehnt.Die Verhandlung begann nach 9 Uhr srW.Die Angeklagten, die alle in aufrechter, trotzigerHaltung in den Saal schritten, grüßen ihxe Angehörigen mit dem Freiheit-Gruß und durch Win ken. Nach der Aufnahnre der Personalien wurdedie Anklage verlesen.vle AnklageDie Anklage behauptet, daß die Vereinigtesozialistische Partei die Aufgabe hatte, die sozialdemokratisch und kommunistisch orientierte Bevölkerung wieder in einen Rahmen für die revolutionäre politische Tätigkeit einzufügen. InWirklichkeit bezieht sich der Name„Vereinigtesozialistische Partei" nicht auf das Zusammenwirken mit den Kommunist«», sondern darauf,daß sich nach den Febertagen in Oesterreich verschiedene Gruppen der alten sozialdemokratischenPartei gebildet haben, deren Zusammenfassungund einheitliche Leitung durch den neuen Namenausgedrückt wird. Den Angeklagten wird auchvorgeworfen, an einer Reichskonferenz der neuenPartei in B r ü n n um die Jahreswende 34/35teilgenommen zu haben.Das Verhörder AngeklagtenAls erster Angeklagter wird der Schaffnerder Bundesbahn Franz Rauscher einvernommen,der, wie die meisten übrigen Angellagten, schon14 Monate in Haft sitzt.Er gibt an, von der Brunner Konferenz nichtsgewußt und an ihr nicht teilgenommen zu haben.Die Teilnahme an der Sammlung der versprengten Parteigruppen stellt er nicht in Abrede. Esses gänz selbstverständlich gewesen, daß sich"dke Mit-yneder der soMldemostatischen Partei mit dem Verbot der Partei nich^t abgesunden hätten. Dielangjährige Tätigkeit der Sozialdemokratie aufwirtschaftlichem, sozialen und kulturellen Gebiethabe reiche Früchte getragen; dieses Wirken könnenicht von heute auf mergrn ausgelöscht werden.Die Sozialdemostaten seien sowohl gegen den nationalsozialistischen als auch gegen den Heimwebr-faschismus und strebten nichts anderes an als di«Freiheit ,die die Arbeiter anderer Länder haben.\ES sei beschämend,daß man seine sozialistische Gesinnung nur alS Angeklagter im Grrichtssaal bekennen dürfe. Die Bewegung sei immer revolutionär gewesen, der neue Name sei unter den besonderen Umständen nach dem Feber von selbst entstanden. Nlan habe alle Gelegenheiten auSnützenwollen, um ein späteres legales Hervortretenwieder vorzubereiten., Der Angeklagte erläutertDemokratie ausspricht und Gewalt nur als Abtvehrgewaltsamer Angriffe vorsieht. Meine Richter, sägteder Angeklagte, urteilen nach Gesetzen und Verordnungen, ich handle nach dem natürlichen Rechtsempfinden des Volles.Der Angeklagte Karl Fischer, ein Mechanikergehilfe, läßt in seiner Aussage erkennen, daßgerade die illegale Tätigkeit zur Rettung der Arbeiter vor dem Einfluß der nationalsozialistischenIdeologie und also zur Stütze der österreichischenUnabhängigkeit beitrug.Er schildert die Bemühungen der Nationalsozialisten, die Anhänger der aufgelösten sozialdemokratischen Partei für eine nationalsozialistische Revanche-Ideologie zu gewinnen, und die Bemühungender illegalen Sozialdemokraten, vor allem d> jungen Parteianhänger, vor einem solchen Schritt z u-rückzuhalteu. Die losen Gruppen hätten sichim Wrigen nach dem Feber vor allem zum Zweckeder Unterstützung der Menschen gebildet, deren Ernährer erschaffen, hingerichtet oder eingekerkcrtwurden.Der Angellagte Alois Pfänner, ein Elektri-ker, sagt aus, daß die Polizei mit der Behauptung, der Schutzbund werde wieder gesammelt,auch die Zusammenfassung der Mitglieder früherer sozialdemostatischer Kulturorganisationen gemeint habe.Karl Fürstenhofer gibt an, daß nach denFebertagen Gerüchte über gewisse Vorbereitungeneiner ausländischen Macht im Osten im Umlaufgewesen seien.Er sei Burgenländer und habe seinerzeit auchmit anderen Genoffen für die Freiheit desBurgenlandes gekämpft. Run habeer sich verpflichtet gefühlt, den Gedanken der Freiheit des Burgenlandes unter feinen Freunden wachzuhalten. Zu diesem Zwecke habe er in seinem Geburtsort mit alten Freunden, nicht jedoch mit sicheren Mandataren, Verbindung gesucht. Die Männerdes Schutzbundes, die ihr Herzblut für die Ideegaben, seien auch die besten Parteigenossen gewesen.Im übrigen sei von einer Wiedererrichtung desSchutzbundes in seiner mflitanten Form niemals dieRede gÄvesen.Karl Fischer ergänzt seine frühere Aussage.Er gibt zu, an.der Besprechung in Brünn teilgenommen zu haben, doch seien dort k e i n e Besch l ü s s e gefaßt worden. Ueber die Einzelheiten der Konferenz verweigert er die Aussage.Zu einem Geständnis wurde er erst durch die Behauptung der Polizei verleitet, daß die Geständnisse der anderen Genossen schon vorlägen.Das Durchlesen des Polizeiprotokolls sei demAngeklagten nicht ermöglicht worden.Der Angeklagte Anton Proksch schildert zunächst seine erfolglosen Versuche, sich eine neueExistenz zu gründen. Sailer habe in Brünn indem Sinne referiert, daß die Neuschaffung einerlegalen Bewegung versucht werden solle.Die Dinge, die er(Proksch) angab, standen imProtokoll anders, als er es gemeint habe.MKNNER, FRAUENI UND WAFFEN IRoman von Manfred GeorgCopyright by Dr. Manfred Georg. PragEr hat einen Anfall, dachte sie und wolltezur Tür. Ta war es schon vorWer. Der Fremdestand wieder wie ein ganz gewöhnlicher Sterblicher neben ihr. Nur zitterten seine Hände beimZigaretten-Anzünden so, daß sie ihm selbst dasStreichholz schließlich anriß. Er tat drei langeZüge, ritz ein Blatt aus einem Büchlein, schmierteetwas darauf und gab es ihr.„Ach bin der Vater Lieser Frau, die Sie beschrieben haben. Sie haben mir einen großenDienst geleistet, bitte nehmen Sie meine Adresseund..." er gab ihr noch eine Visitenkarte",—und das andere, bitte ich Sie von mir anzuneh-nten als Entschädigung für die Versäumnisse, dieSie sicher durch Ihren Besuch bei mir gehabthaben."Draußen auf dem Gang entfaltete dasMädchen den Zettel. Sie erschrak Wer die Höhedes Schecks. In demselben Augenblick steckteSchumann noch einmal den Kopf zur Tür hinausUnd winkte sie heran:„Aber eine Bedingung, mein Fräulein:nichts davon weiter erzählen oder in die Zeitungbringen! Versprechen Sie es mir?"Das Mädchen nickte, dann umarmte sie ihnspontan und lief davon.Als Schumann eine halbe Stunde später mitgepackten Koffern im Vestibül erschien, fiel ihmauf, daß di» Leute ihn anlächelten. Er lächeltezurück, er war glücklich und er freute sich, daßauch di« andern sich freuten. Worüber war ihmegal. Schließlich brachte der gewandte Portierihm diskret bei, daß er das Gesicht voll Puderhatte..„Sie mögen das nicht?" fragte er den völligVerblüfften und empfahl sich, ohne auf die Ent-schuldigungsbeteuerungen des Mannes zu hören,der dachte, einen faux-pas begangen zu haben.Aber Hotelportiere beruhigen sich rasch, haben siedoch neben den Irrenärzten die beste Menschenkenntnis und stärkste Menschenverachtung vonallen Berufen.Die Reis« nach Barcelona— ein Umweg,hervorgerufen durch eine Depesche Giröbles—war mit allerhand Verzögerungen verbunden. Diepolitische Unruhe schien sich immer weiter auszubreiten. In Valencia bekam der Zug eine mili-tärische Bedeckung. Barcelona selbst zeigte einAussehen, das Schumann kannte. Daß die Stra-ßen voll von Menschen waren, war ja nichts Ungewöhnliches, denn bis in die späte Rächt hineinwar hier immer alles auf den Beinen. Aber dasFieber, das die Leute zu beherrschen schien, dievielen diskutierenden Gruppen, die sich widersprechenden Exstablätter der Zeitungen, die höhnischen Pfiff« und Zurufe, wenn die Polizeipatrouillen sich quer den Weg über die Plätzebahnten, zeigten deutlich die sich steigernde Erregung. Die Stadt war voll von Gerüchten. Eshieß, daß die katalanische Selbstverwaltung eineoffizielle Loslösung vorbereite. Genaues waralleodings nicht zu erfahren. Der Bankier Gi-robles empfing Schumann besonders herzlich:„Das ist«in Glück, daß Sie kommen. GroßeGeschäfte. Es stinkt hier nach Revolution. Wirhaben von Paris den Auftrag, unverzüglich inder Bucht von Badalona Waffen für die Regierung zu speichern. Sie werden von Madrider Vertrauensleuten dort abgenommen. Die Schiffekommen aus Marseille herüber. Selbst wenn diespanischen Küstenbatterien hier mit katalanischenRegimentern belegt sind, besteht keine große Gefahr. ES sind Torpedoboote und Kreuzer unsererMarine, di« sicher sind, angewiesen, die Transporte zu decken. Außerdem wird bei Nacht gelandet. Gleichzeitig kommt Gas in Kisten, die alsPianos deklariert sein werden, hier direkt imHafen an. Besonderer Wert wird auf die Maschinengewehre gelegt, die bei den Sendungen sind.Es ist erstklassige Ware, Hotchkitz Nr. 87, dasselbe Modell, das für die Japaner nach China geliefert worden ist. Es ist zwar nur eine Spielereifür Sie» diese Sachen durchzuführen, aber dieTelegramme von Dunaimis bezeichnen Sie mitNamen."Es klappte alles. Schumann erfüllte die Aufgabe mit sachlicher Selbstverständlichkeit. Er haßtedie Revolution in welcher Gestalt auch immer,und wenn er an den Untergang seines Landesdachte, den er fern in der Gefangenschaft aus demEcho der Lagerwachen und Lagerzeitungen erlebthatte, so empörte sich sein der Tradition ergebenesSoldatenherz. Selbst in den Zeiten seiner stärksten Apathie war er heftig geworden, wenn dieRuhe und Ordnung der Well, die ihm durch ewigeGesetze vorgeschrieben schien, gefährdet zu werdendrohte. So wenig wie er unordentliche Kleiderliebte, so wenig verbarg er seine Abneigung gegenein«„unordentliche" Weltgeschichte. Alle seineprivaten Erlebnisse, sein Leid, sein Suchen unddie Werraschenden Wendungen seines Lebenshatten jenes Grundgefühl nicht Werwinden können, das in der Jugend in ihn gepflanzt wordenwar, das Gefühl für das Recht des Mannes, derdie Waffe trug und dessen, der diesem Mannekraft seiner Persönlichkeit befehlen konnte.Die Landungen im Hafen vollzogen sichohne Schwierigkeiten. Die Hafenarbeiter, meistSyndikalisten, die unter sich lebhaft und ohneGene die Möglichketten eines baldigen bewaffneten Aufruhrs erörterten, trugen ächzend dieschweren Piano-Kisten auf die Camions, die, vonzuverlässigen Chauffeuren geleitet, damit nichtin die Kasernen fuhren, sondern in Barackenaußerhalb der Stadt, deren Personal und Wachenfast durchwegs Beamte der Madrider Zentralregierung in Zivil waren.Bei der Landung in der Bucht von Badalonagab es einen kleinen Zwischenfall. Es war später,dunkler Abend, als die großen Boote von denSchiffen die gut verpackte Fracht ans Ufer trugen.Die Lust war schwer von der Süße des Sommers,und die Wellen kamen ganz leise und behuffam inlangen Linien angezogen. Da das Ufer aber ziemlich klippenreich war, hatte man Fischer mitgenommen, die jeden Zollbreit Meer hier kannten.Es waren arme Burschen, die sich gern mit diesernächtlichen Arbeit ein paar Peseten verdienten.Die Agenten der Gesellschaft hatten Schumannhinterbracht, daß man mit ihnen sehr vorsichtigsein müsse, weil sie politisch'als durchaus unzuverlässig galten.Einer der Fischer nun, Geronimo mitNamen, half an einer abseitigen Stelle bei derUebernahme von Kisten von den Booten ans Land.Und gerade vor ihm muftte durch die Ungeschicklichkeit einetz von einer Mücke am Auge gestochenen Matrosen ein« Kiste auf die Steine fallen,zerschellen und aus ihrem geöffneten Leib eineUnzahl blinkender Maschinengewehrteile herausquellen lassen. Der Geheimpolizist, der in Zivilan dieser Stelle den Transport überwachte, sahGeronimo die Augen aufreißen und hörte ihnleise einen Pfiff durch die Zähne stoßen.Der Polizist entfernte fich unauffällig undmeldete den Fall Schumann. Er fügte hinzu:.„Ich habe auch ganz deutlich gesehen, daßder Bursche etwas Blinkendes in die Tasch«steckte. Wahrscheinlich will er seinen Kumpaneneinen Beweis vorlegen."„Verhaften und unschädlich machen", befahlSchumann kurz.Der Agent nickte und entfernte sich.Er suchte Geronimo auf und verwickelte ihnin ein Gespräch. Dann meinte er:„Wir wollensetzt einmal dort hinWer. Da kommen gleich zweiBoote an, wo man so einen kräftigen Mann wieSie nötiger braucht als hier."(Fortsetzung folgt.)