Dienstag, 17. März 1936 Seite 5 Bloß eine Ankerkette... Hunderte von Zentnern wiegt allein die Anker­kette des neuen englischen Ozeandampfers Queen Mary", der die größten bisher gebauten Schiffe noch um die Hälfte übertrifft. Ein Glied der Kette ist so schwer, daß ein einzelner Mann es nicht zu tragen vermag. Das Kräfteverhältnis Im Westen (G. B-) Der bekannte Militärschriftsteller General Rissel, äußert sich inParis Midi" über die militärischen Kräfte, die im fchlimmsten Fall die Unterzeichner des Locarno -Paktes Frankreich zur Verfügung stellen können. Wenn Deutschland nach Belgien einfallen sollte, so werde England automatisch auf feiten Frank­ reichs eingreifen. Die belgischen Truppen werden ihre Landesgrenze verteidigen, die eine Verlängerung des französischen Festungsgürtels, der sogenannten Maginot-Linie, darstelle. Für diesen Zweck verfüge Belgien über Truppen,> die sehr rasch manövrieren können. DerI Plan der Zusammenarbeit zwischen den beiden Generalstäben sei vollkommen ausgearbeitet. Rissel ziveifelt auch nicht an dem mili tärr-! scheu Eingreifen E ngla n d's, das nicht nur aus Vertragstreue, sondern aus dem ur- I eigensten Interesse des Inselreiches heraus gege­ben.ist., Die.7 bL.it üßch e ,E xp e^> iLi.ätrSiIj armer besteht aus vier Divisionen und neun' Spezialbataillonen. Aber nicht alle diese Truppen befinden sich in England, einige davon sind in Malta , Gibraltar , Cypern und Aegypten statio­niert. In den ersten Tagen werde Englaird den Franzosen nichtmehralsdreißigtau- s e n d Soldaten zur Verfügung stellen können. Die Unterstützung der britischen Flotte werde erst im späteren Stadium nützlich werden. Dabei sollte man nicht vergessen, daß die Deut­ schen heute über eine U-B ootflotte verfügen, die der britischen minde st ens eben» b ü r t i g sei. Dagegen werde England sofort etwa 500 Flugzeuge für Operationen gegen Deutschland zur Verfügung stellen. Italien erscheine, trotz des abessinischen Krieges als eine wertvolle Unter­stützung, aber es habe keine gemeinsam« Grenze mit Deutschland . Italien werde bloß in dem Falle aktiv eingreifen, wenn Deutschland Oe st erreich besetzen würde, was jedoch im Anfangsstadium des Krieges wenig wahr­scheinlich sei. Dagegen könne die italienische Aviation für Frankreich von größter Wich­tigkeit werden. Italien könne, abgesehen von den 600 Flugzeugen, die heute in Afrika konzentriert seien, noch 1200 Maschinen sofort in Europa zur Verfügung der Bundesgenossen stel­len. Diese italienische Luftflotte würde, zusam­men mit der britischen und französischen den Bundesgenossen die Herrschaft über die Luft gleich zu Beginn des Krieges sichern. Aber zunächst, meint Rissel, müsse Frankreich auf sich selbst rechnen. Die Franzosen würden zusammen mit den-Belgiern den ersten Schlag auszuhalten haben. Man müsse der Wahrheit ins Gesicht sehen. Das System der kol­lektiven Sicherheit könne uns, meint zum Schluß Rissel, bloß eine Illusion der Sicherheit geben. Es ist dazu zu sagen, daß alle diese Berech­nungen von einer falschen Voraussetzung aus­gehen. Hitler wird weder Belgien noch Frankreich »ängreifen", sondern natürlich Oe st erreich. Die europäische Krise and die öffentliche Meinung Englands Wie dem PariserOeuvre" aus London telegraphiert wird, herrsche in England gegen­wärtig kaum vorstellhare. Unent­schlossenheit. Bon den Kabinettsmitglie­dern treten bloß Eden und der Schatzkanzler RevilleChamberlain für die strikte Auw-.ndung des RheiupakteS auf. In der Sitzung des Exekutivausschusses der konservativen Partei am 12. März haben sich Winston Churchill , Austin Chamberlain und Samuel Hoare sehr energisch für die Erfüllung jener Verpflichtungen,> die der Rheinpakt England auferlegt hat, auSge» I Dolfeswtecfigft und Somlpoßtife Steigende AuBenhandelsumsätze In den ersten zwei. Monaten des 1 Jahres 1936 hat der tschechoslowakische Außenhandel im Vergleich zum Vorjahre eine b e t, r ä chtl i ch e U m s a tz st e i g e r u n g z u ve rz e i ch- n e n. Betrugen im reinen Warenverkehr die Außenhandelsumsätze im Jänner-Feber 1935 1845 Millionen, so erhöhten sie sich 1936 auf 2171 MiNionen; die Umsatzsteigerung beträgt demnach ungefähr 18 Prozent. Die Einfuhr stieg von 850 Millionen aus 1076 Millionen die Ausfuhr von 995 Millionen auf 1095 Millionen. Die stärkste Eünfuhrsteige- r u n g haben die folgenden Warengruppen zu verzeichnen. Es betrug die Einfuhr Eisen. r Rohmetalle«» Mineralöle. Baumwolle«» Wolle.... Häute, Rohleder Chemikalien kc Janner -Feber 1936 46.000 t 6.800 t 68.000 t 16.800 t 5.500 t 5.100 t 39,000.000 1935 31.000 t 6.200 t 57.000 t 9.200 t 8.900 t 8.700 t 33,000.000 Es handel sich dabei in erster Linie um Rohstoffe für die Schwer« und metallverarbeitende Indu­strie und für die Textilindustrie. Die Rohstoffemfnhr insgesamt hat in den er. sten zwei Monaten 1936 620 Millionen betrage» und zwar damit um 199 Millionen oder um fast 50 Prozent höher als in der glei­chen Borjahrszeit. Dagegen liegt die Fertigwareneinfuhr nur um etwa 13 Prozent höher als im Vorjahr. Auf der Ausfuhrseite ergibt sich für die Rohstoffausfuhr mit 243 Millionen beinahe der gleiche Stand vom Jänner-Feb^r 1935, der 242 Millionen kc betrug. Bemerkenswert ist, daß die Eiseneinfuhr von 121 Millionen auf. 138'Millionen Krönen also um etwa 14 Prozent gestiegen ist. Die FertigwarrnauSfuhr hat sich von 701 Mil­lionen anf 804 Millionen oder um fast 15 Prozent erhöht. Die A u s.f u h r st e i g e tun g war am stärk­sten bei den nachstehenden Warengruppen. Die Ausfuhr.betrug: Jänner-Feber 1986 1985 in Millionen Kronen Maschinen.... 25 21 Baumwolle, Garne und Waren daraus. ,113 Wolle, Wollgarne und Waren daraus 89 Konfektion., 43 Seide.... 50 Häute, Leder, Schuh - waren... 78 87 76 34 41 48 Tiefer lag der Export in der Papierwarenindu­strie, während er in der keramischen Industrie mit 22 Millionen nur um eine Million höher war als im Vorjahr und in der GlaSwarenindu- strie sich mit 72 Millionen genau auf dem gleichen Stand halten konnte. An dem Steigen der Ausfuhrumsätze sind demnach beinahe ausschließ­lich nur bestimmte Branchen der Textilindustrie, die Lederwaren- und die metallverarbeitende Industrie beteiligt. Von entscheidender sozialer Bedeutung ist, daß trotz der nicht unbeträchtlichen Erhöhung der Fertigwarenausfuhr gegenüber dem Vorjahr die Arbeitslosenziffern in den be­troffenen Industrien in den letzten Monaten entweder nur unbedeutend niedriger oder z. T. sogar höher waren als vor einem Jahre. ArbeitSmarft«nd beruflicher Nachwuchs. Mit diesem neuesten Heft seiner Sammlung ge­meinnütziger Vorträge hat der Deutsche Verein zur Verleitung gemeinnütziger Kenntnisse, Prag II, Klimentskä 4, eine sehr wertvolle Ar­beit der Oeffentlichkeft übergeben: den Bericht über eine Tagung vom Herbst 1985, die sich mit den Fragen des tschechoslowakischen Arbeitsmark­tes und des beruflichen Nachwuchses beschäftigte und auf welcher Dr. Walter Simon, Genosse Weigel-Reichenberg und Dr. R. Femegg sprachen. Leider sind alle Ausführungen fürden jagend«, lichen Nachwuchs in der Wirtschaft niD hpHmI-- stisch gehalten und können ts nicht sein/Die deut­ schen Berufsberater haben ckber doch diese im Wirtschaftlichen heute so schwierige Aufgabe ablei ­ten können. Das Heft kann zum Preise von 4. unter der Rr. 682/3 vom obgenannten Verein bezogen werden. Nm die Bildung eines Gurken-Syndikats. Die mährischen Gurkenzüchter-Organisationen sind untereinander in Verhandlungen über die Bildung eines Syndikats getreten. Das Syndikat soll vor allem den Gurkenankauf für Konservie­rungszwecke vereinheitlichen und auf die Ein­schränkung des Gurkcnanbaues hinarbeiten. Diese Einschränkung soll im Hinblick auf die schwinden- dM NjtzWWLUMWL.erfolgen. jenen Lahre wurden nur 50 Waggons Salatgur­ken nach Deutschland auSgeführt, gegen durch­schnittlich 3000 Waggons früher. sprachen, ohne Rücksicht auf etwaigen Widerstand der öffentlichen Meinung. In demselben Sinne äußert sich auch Churchill in einem Artikel der inParis Soir" erschienen ist. Wenn der Völkerbund heute siegen werde, meint Churchill , werde damit die sonst unvermeidliche Kriegsgefahr für 1937 und 1938 gebannt sein. Falls dem Völkerbund eine Koalition zur Verfügung stehen würde, die um vier- bis fünf­mal die Kräfte des Angreifers überstiege, dann wären die Chancen für die Aufrechterhaltung des Friedens sehr groß. Aber wichtiger vielleicht als die Ansichten der Staatsleute ist die Stimmung des Durchschnittsengländers. Darüber schreibt der Akademiker Louis G i l l e t dem Paris Soir" aus London folgendes:Man muß sich ein für allemal darüber flar werden, daß die Frage der demilitarisierten Zone das britische Publikum gar nicht interessiert. Der Mann auf der Straße weiß nur, daß der Rhein irgendwo in Deutschland fließt und daß mit die­sem Strom eine Reihe von sehr komplizierten Problemen verknüpft sind, von denen die Eng­länder sich lieber fernhalten sollen." Die Ansicht des französischen Publizisten wird, durch, eine Enquete in der liberalenNews Chro­nik le" bestätigt. Auf die Frage:Aa s m e i- nen Sie zu den gegenwärtigen Er­eignissen?" antwortet da z. B. ein Milch­händler:Das Rheinland gehört ja Deutschland . Falls die Franzosen wegen dieser Provinz einen Krieg führen wollen, so mögen sie ihn allein führen." Oder ein Friseur:Ich will weder mit den Franzosen noch mit den Deutschen einen Krieg führen." Ein kleiner Bauunternehmer äußert sich viel drastischer:Frankreich hat acht­zehn Jahre lang Deutschland bedrückt, nun kommt Deutschland an die Reihe. Frankreich hat langegenug überEur opage­herrscht." Allerdings scheint sich in den allerletzten Tagen ein Umschwung der britischen öffentlichen Meinung vorzubereiten. Sehr be­zeichnend ist in dieser Hinsicht der Leitartikel des dem Auswärtigen Amt nahestehenden. ,-Daily Telegraph ", in dem die Verantwortung für die gegenwärtige akute Krise Deutschland und den unmöglichen Methoden seiner Diplomatie aufer­legt wird. Sollte Deutschland sein« Drohung ver­wirklichen und sich in eineehrenvolle Verein­samung" zurückziehen, schreibt die konservative Morning Post", so werde das automatisch zu einer noch größeren Annäherung Englands an Frankreich führen. «Der wahre Sieger** Unter diesem Titel schreibt P. F. Carus in der Pariser Mitropreß" u. a.: In der Tat haben' die Vorgänge der letzten Tage die italienische Position im Gremium der Völker grundlegend verändert. Sie ist heute un­endlich stark. Italien nimmt im Locarno -Kon­flikt nicht die zögernde Stellung der Engländer ein; es wartet vielmehr, ohne zu zögern, ruhig, entschlossen und aufmerksam ab. Nichts könnte seine Stellung mehr festigen als diese Haltung. Denn Italien braucht nichts weiter zu tun als ahzuwarten, wie im Laufe von Tagen die sank- tionistische Front unter Englands Führung zer­bröckelt. Ihr Zusammenbruch kann nach den letz­ten Vorgängen ernsthaft nicht mehr in Zweifel gezogen werden." Es geht hier nicht um die Möglichkeit einer Sanktionspolitik überhaupt; sie ist prinzipiell möglich. Aber sie ist es nur dann,wenn nicht da­mit gezögert wird, sie immer anzuwenden, wenn sie die vertraglichen Verpflichtungen fordern. Sie wird unmöglich, wenn dies nicht der Fall ist. Auf diese Weise bleibt Mussolini der eigentliche Sieger über Locarno . Die Zerreißung des Locarno -Paktes und die durch die deutsche Regierung zweisellos von vornherein eskomptierte Haltung.Englands hat es sei denn innenpolitisch Italien wesent­lich mehr gedient als Deutsch- land. Es gab fürItalien keine günstigere Mög-' lichkeit, den abessinischen Konfliü zu beenden, als gerade dadurch, daß ein weit gefährlicherer, weil weit unmittelbarerer Konflikt im Herzen von Europa entstand." Die Sowjetunion entschieden auf Frank­ reichs Seite. Daily Expreß meldet, daß der sowjetrussische Botschafter in Paris , Potem- k i n, in seiner letzten Unterredung mit Flandin und Sarraut sie beschworen habe, auf England keine Rücksicht zu nehmen. Frankreich sei starkgenug und die Sowjetunion werde ihm ihre ganze milftärische Macht zur Verfügung stellen. DemDaily Telegraph " wird unter dem 12. d. aus Moskau telegraphiert, man habe dort die Nachricht über die Ablehnung jeder Verhand­lung mit Berlin seitens Frankreichs mit Begei­sterung ausgenommen. Dagegen telegraphiert derselbe Korrespondent einen Tcm später über die Stellungnahme der Sowjetregierung folgendes: USSR habe den Locarno -Pakt nicht unterzeichnet. Daher werde die Tatsache der Remilitarisierung der Rheinzone für die Sowjet­ union bloß in dem Falle einencasus belli" be­deuten, wenn der Völkerbund militärische Sanktionen gegen Deutschland beschließen sollte. Aber das wird weder für möglich nochfürwünschenswert gehalten. Stalin sei ein entschiedener Geg- nereines Präventivkrieg es. Er trete aber für di«.Schaffung eines rasch und sicher wirkenden Systems der kollektiven Sicher­heit ein. Absage der polnische« Jugend an de« Faschis­ mus .(R. F.) Wie die.Lidovö noviny" melden, hat die polnischeLegion mlodych" in ihrem neuen Organ Nowe panstwö pracy"(Neue Herrschaft der Arbeit) offiziell den Uebertritt dieser' früher zum Regierungsblock gehörenden Jugendorganisation zum Sozialismus mitgeteilt. Gleichzeitig richtet sie an die junge Generation aller arbeitenden Schichten den Appell, den gleichen Schritt zu vollziehen. Dieses Ereignis ist ein neues Merkmal für die Radikalisie­rung, die das arbeitende Volk Polens unter der Herrschaft des Oberstenregimes erfaßt hat. Ein lag der Komischen Verteidigungen Prag . Das vielberufeneGesetz der Serie" er­füllte sich gestern beim Prager Strafkreisgericht in besonderer Art. Der gestrige BerhandlungStag sah nämlich in den verschiedenen Zimmern deS Justiz­palastes Angeklagte, die ihre bunte Phantasie in den unglaublichsten Verteidigungen aufs heiterste spa­zieren führten. Vor dem Senat Hruöka erschien ein junger Mann, dem schwere Heiratsschwindeleien an einer nicht mehr ganz jungen Dame zur Last gelegt wur­den Der Sachverhalt war eindeutig. Gleichwohl flammte dieser Herr B o u b e k vor Entrüstung auf »nd erklärte seine Handlungsweise für absolut sau­ber und fair. Die verschiedenen Tausender, die er unter verschiedensten Verwänden seiner Braut abge» luchst hat, waren ja nicht abznstreiten. Aber Herr Boubek hatte eine treffliche Erklärung zur Hand, dir jedermann einleuchtrn muß. Er erklärte nämlich, ein ausgezeichneter Motorfahrer zu sein und daS Geld seiner Braut dazu verwendet zu haben, sichin Form zu bringen" und, unbehelligt von kleinlichen Alltagssorgen, alsabsolut sicherer Sieger" auS dem tschechoslowakischen 1000-Meilenrennen hervorzu­gehen. AuS dem Siegerpreis hätte er. dann seiner Braut ihre lumpigen paar Tausendkronennoten, wie man zu sagen pflegt,ans der Westentasche" bezahlt. ES sei also lediglich die Schuld der mißtrauischen Gläubigerin, wenn diese- bombensichere Geschäft durch Erstattung der Strafanzeige zunichte gemacht Wurde. Der Gerichtshof, lächelt«'nachsichtig und versL Urteilte den mißglücktem Rennfahrer zu v i e r M o» naten. Ein ganz anderer Typus, aber ebenso phanta­siebegabt, war der 30jährige Franz Sander, der wegen Mittäterschaft am Verbrechen des Diebstahls dem Strafsenat N o s e k vorgeführt wurde. Er hat eine ganze Reihe werwoller Gegenstände(Photo­apparate, verschiedene Instrumente und Wertsachen), die sein älterer Bruder Ulrich Sander von verschiedenen Einbrüchen heimbrachte, teils versetzt, teils verkauft. Beide Brüder sind polizeibekannte Diebe. Der ältere sitzt gegenwärtig wieder für viele Monat« hinter Schloß und Riegel. Sein Bruder. Komplice und Hehler bestritt indessen entrüstet jede Mitschuld. Daß er die Diebsbeute wirklichverschärft" hat, konnte er ja nicht abftreiten, aber er behauptete^ nicht gewußt zu haben, daß es sich um gestohlenes Gut handelte. Er schilderte gefühlvoll, wie er mit seinem lieben Bruder nach drei langen Jahren un­verhofft zusammengekommen sei. In herzlicher Plauderei habe ihm dieser geoffenbart, daß er in der Schweiz , amherrlichen Genfer See eine pracht­volle Stellung befleidet habe". Er habe so viel ver­dient, daß er sich allerlei schöne Dinge anschaffen konnte. In die Heimat zurückgekehrt, habe er keine Stellung finden können. Die schönen Schweizer Franken seien zerronnen und schließlich blieben ihm nur die in der Schweiz erstandenen Wertsachen'. Diese zu versetzen oder zu verkaufen, habe sich der feinfühlige Bruder Ulrich geschämt und so sprang eben der wackere Angeklagte auS brüderlicher Liebe ein und besorgte in bestem Glauben die Verwertung der Wertgegenstände. Das Heitere an der Sache ist nun, daß dieser feinfühlige Bruder und Kumpan des Angeklagten zu jener, angeblich in der Schweiz verbrachten Zeit, in der er angeblich so schöne Ersparnisse machte, in Wahrheit in der Zwangsarbeitsanstalt weilte, wovon das liebevoll« Brüderchen natürlich wußte. Die Verhandlung endete mit fünf Mo­naten Kerker. » Nicht zu Ende geführt wurde der Fall d«S Kaufmannes T o b e r a, der vor dem Straffenat P e r n t des schweren Betruges angeklagt war. Es handelt sich um 220.000 und als Verlustträger treten sowohl Geschäftsfreunde als auch Freundinnen auf. DaS Netz der Anklage hatte sich bereits recht eng zusammengezogen, als der Angeklagte plötzlich mit einer funkelneuen Verteidigung kam. Er habe alles zurückzahlen und auch können, denn in Paris lebe ein gewisser Bohumil Krukek, der ihm auS einer Erbschaft 125.000 schulde. Herr Tobera begehrte also, daS Gericht soll« im vor­geschriebenen Instanzenweg an die Pariser Präfek­tur daS Ansuchen stellen, diese Auszahlung auf sein Prager Konto in die Wege zu leiten. Der Gerichts­hof gab diesem Antrag statt. Es wird freilich viel Zeit vergehen, eh« dieser komplizierte AmtSweg zu End« geführt sein wird, dessen Aukgang vorläufig natürlich dahingeht. Wer immerhin: Zeit gewon- nen, alles gewonnen! rb.