Nr. 66 Mittwoch, 18. März 1936 Seite 8 Claudette Colbert in»Arauen auf dem Scheidewege" Feuerwehrauto und Straßenbahn. Ein Feuerwehrauto stieß in Budapest mit einer in voller Fahrt befindlichen Straßenbahn zusammen. Das Feuerwehrauto wurde auf den Bürgersteig geschleudert, fünf Feuerwehrleute und zahlreiche Fahrgäste der Straßenbahn erlitten schwerste Verletzungen. Ein Feuerwehrmann und«in Zivilist wurden getötet. Eine Brücke über den Sund. Rach Fertigstellung der Brücke über den Kleinen Belt erwägt man jetzt den Bau einer Eisenbahnbrücke Kvischen Däne mark und Schweden ." Hierfür kommen Malmö oder Helsingborg in Frage. Bei Helsingborg ist der Oere- sund nur 6 Kilometer breit, aber 35 Meter tief, während die Strecke zwischen Malmö und Kopen hagen zwar nur 9 Meter tief, dafür aber 25 Kilometer lang ist. Die Kosten würden bei Helfingborg 190, bei Malmö 125 Millionen Kronen betragen, die Bauzeit wird auf 7 Jahre berechnet. KarnrvalSmasken aus Banknoten. Der franzö sische Karneval ist dieses Jahr fast unbemerkt vor- Lbergegangen. Rur an dec Cote dÄzur gab es wie jedes Jahr die traditionellen Veranstaltungen. Auch das Maskengewerbe hat unter der Krise schwer ge- Ltten, und von den früher bestehenden zwei Dutzend großen Maskenfabriken sind in Paris nur noch fünf oder sechs übyg.geblieben. Wer noch immer beziehen- sie das Rohmaterial.für. die. Masken, von einer Stelle, an die man am allerwenigsten denken würde, nämlich von der Banque de France . Die alten eingezogenen Banknoten laffen sich ganz hervorragend zu Papiermache verwenden. Die wenigsten Karne« dalsteilnehmer dürften gewußt haben, daß ihre Maske ehemals den Wert von vielen hunderttausenden Francs darstellte. Vom„zufriedensten Volk der Weir Aus einem Berliner Bericht: Der Naive, der nach der gesetzlichen Frist eines halben Jahres in Deutschland vom Wohlfahrtsamt seinen Besohlungsschein abholen will, bekommt ihn in keinem Fall: denn entweder sind nach einem halben Jahr doch noch gewisie'Rudimente von Sohlen vorhanden: dann ist der Mann als Schwarzarbeiter entlarvt; oder es ist naturgemäß nach einem halben Jahre nicht nur die Sohle, sondern auch die Brandsohle vertilgt: dann ist der Schuh nicht>nehr reparaturfähig, also ein Besohlungsschein gegenstandslos. Schuhe gibts aber auch nicht; denn der Patient hat noch im vergangenen Jahre zwei wafferschluckende Spreekähne von der Winterhilfe erhalten. Rach den Be stimmungen hat zwar Winterhilfe als„zusätzlich" zu gelten. Es ist aber nicht gesagt, für wen; also im Zweifel— für die die Entlastung der Wohlfahrt. Weshalb der Patient sich definitiv zum Fakir ausbilden und mit eventuell aus der alten guten Zeit noch vorhandenen Skiern zur Stempelstelle kommen muß. Widrigenfalls... Man läßt die Leute nicht einfach verhungern. Man läßt sie langsam verhungern. Einmal im Jahr dürfen sie sich sogar den Magen verderben. Mit Büchsenfleisch. Und wenn es nicht zu Leim geworden ist, so stinkt es noch heute. Aus Gründen historischer Gerechtigkeit muß festgestellt werden, daß die Priorität eines Jnnungssieges über die Höchstpreise des total.. en Staates nicht den Fleischern vom Juli, sondern den Schustern vom März/35 gebührt. Im März nämlich wurde ihnen zugemutet, für Kunstledersohlen und das Ueberleben der Wohlfahrtsversuchskaninchen, die sie tragen, eine halbjährige Garantie zu übernehmen. Und da wars aus mit der Geduld der Schuster. In aller Stille siegten sie, aber sie siegten... * Es ist im Dritten Reiche nicht als Rassenschande anzusehen, wenn ein Japaner öffentlich und gebührenfrei am Schwarzen Brett des Studentenhauses in der Oranienburgerstraße die Töchter des Landes einlädt, ihm in seiner Wohnung Sprachstunden zu erteilen, Honorar nach Uebereinkunft. Der Anschlag kann und soll ausschließlich von Akademikerinnen gelesen werden. NMsMrtsckast und äosiatpoAtik Ausfuhr und Arbeitslosigkeit Daß die Exportförderung, auch wenn man sich darunter nicht bloß die Subventionierung der Unternehmer vorsteüt, sich als ein erfolgreiches Mittel zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit auswirken kann, darf in einem Lande keiner näheren Beweisführung, dessen Industrie in so starkem Maße auf den Export angewiesen ist wie unsere. Wenn aber gelegentlich von Unternehmerfeite andere, von den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie geforderte wirtschatts- und sozialpolitische Maßnahmen gegen die. Massenarbeitslosigkeit mit den Argumenten zurückgewiesen werden, daß nur Exportförderung not tut, so sei auf eine interessante Arbeit aufmerksam gemacht, die in Heft 1/2 der sehr lesenswerten„Sozialen Revue", dem Amtsblatt des Ministeriums für soziale Fürsorge erschienen ist. In einem Artikel: „Wie beeinflußt in der Tschechoslowakischen Republik die Ausfuhr der einzelnen Warengattunge» die Arbeitslosigkeit in den einschlägigen Berufen?" untersucht Dr. Josef RechamkiS die Rückwirkungen der Ausfuhrentwicklung auf die Arbeitslosigkeit. Er geht dabei von dem Stand im ersten Halbjahr 1929 aus und stellt ihm dann die Ziffern vom ersten Halbjahr 1933 und 1935 gegenüber. Wir geben der besseren Uebersicht wegen die Zu- bezw. Abnahme der Ausfuhr und die Zu- bzw. Abnahme der Arbeitslosigkeit wieder, die im ersten Halbjahr 1935 in den einzelnen Produktionszweigen im Vergleich zum ersten Halbjahr 1933 zu verzeichnen war: Im ersten Halbjahr 1985 war größer(4-) kleiner(—) als im ersten Halbjahr 1935 die Ausfuhr die Arbeitslosigkeit Land- und Forstwirtschaft. + 12.7% — 26.4% Bergbau und Hüttenwesen. + 13.5% — 13.0% Steinindustrie..... + 16.0% — 4.6% Glasindustrie..... + 11.8% — 33.8% Metallverarbeitung... •• B + 51.9% — 21.7% Maschinenindustrie... •• B + 69.4% — 13.3% Holzindustrie..... • B • + 29.2% — 2.2% Gummiindustrie.... — 8.2% + 100.0% Leder- und ähnliche Industrie •. B — 2.0% — 20.3% Texttlindustrie..... •• • + 15.7% — 7.9% Konfekttonsindustrie... • B B + 109.1% TT“ 7.6% Papierindustrie...• + 7.4% — 14.9% Nahrungsmittelindustrie.. — 2.6% + 9.7% Chemische Industrie..• + 48.4% — 51.1% andere nichtexportierende Branchen . b ...—. 8L% arbeitslose Exportbranchen insgesamt .■ ,.. — 7.'7.%.• Im ganzen ist danach die Ausfuhr im ersten Halbjahr 1935 gegenüber dem gleichen Zeitraum 1933 um 23 Prozent gestiegen. Die durchschnittliche monatliche Arbeitslosigkeit war aber im ersten Halbjahr 1935 nur um 8.4 Prozent geringer als im ersten Halbjahr 1933. Rur in zwei Industrien, nänrlich in der Glasindustrie und der Papierindustrie, war der perzen - tuelle Rückgang der Arbeitslosigkeit größer als die Aufwärtsentwicklung des Exports. 2m Bergbau und Hüttenwesen, der Textilindustrie und der chemischen Industrie hielt der Rückgang der Arbeitslosigkeit üngefähr gleichen Schritt mit dem Anstieg des Exports. Dagegen blieb der Rückgang der Arbeitslosigkeit weit hinter der Zunahme des Exports zurück in folgenden Industrien: der Konfektionsindustrie, Steinindustrie, Metallverarbeitung, Maschinenindustrie und Holzindustrie. Einen Rückgang des Exports und ein Steigen der Arbeitslosigkeit weisen die Gummi-Industrie und die Lebensmittelindustrie aus, während die Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Rückgang des Exports gesunken ist nur in der Leder-, Bürsten- und Federindustrie. Die Enttoicklung in letzteren Industriezweigen ist sicher auf eine Besserung der Verhältnisse auf dem Jnlandmarkt zurückzuführen. Der Verfasser kommt zur Schlußfolgerung, daß im Jahr 1935 der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit dem Aufstieg des Exports nicht Schritt gehalten hat und daß die Abhängigkeit der Höhe der Arbeitslosigkeit, von der Höhe des Exports in den einzelnen Branchen verschieden ist. Er schließt seine Arbeit mit der Feststellung: Ohne Berücksichtigung der heimischen sozialen, wirtschaftlichen, Rationalisierungs- und Distributionsverhältnisse kann von einem erhöhten Export ein ihm entsprechender Rückgang der Arbeitslosigkeit bei der Mehrzahl der Produktionszweige nicht erwartet werden. Damit wird die Auffassung der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie unterstrichen, daß die Bestrebungen auf Exportförderung ergänzt werden müssen durch entscheidende Wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen, wenn der Kamps gegen die Massenarbeitslosigkeit wirklich von einem dauernden Erfolg begleitet sein soll. Ich bin ein Mensch Ich hatte keine Arbeit und keinen Obdach. Die Frau mit dem Kind waren, seit drei Monate beim Schwiegervater in Harle«— sieben Menschen in drei Zimmern. Meistens schlenderte ich im Hafen umher. Je länger ich Arbeit suchte,, desto heftiger fluchte ich über den Haß gegen die Reger. Ein Arbeitsloser ist hier kein seltenes Tier. Auch für einen Weißen Arbeitslosen hat man hier nicht viel übrig. Der Reger aber hat überhaupt nirgends Zutritt. Jeder hält dich für einen Dieb und Säufer. Gehst du um eine Stellung beim List eines Wolkenkratzers, wirst du mit den Augen durchbohrt, über deine frühere Arbeit ausgefragt, und du siehst -— man glaubt dir kein Wort. Schon seit langem gab ich den Gedankens Liftboy zu werden, auf. Ich begann irgendeine Arbeit zu suchen—■ Heizer, Nachtwächter, Lastträger, Hölzer in einem Sägewerk. Ileberall werden Weiße bevorzugt. Früher wurden wir genommen, um am Lohn zu sparen. Heute sind die Weißen betest, für den gleichen Lohn zu arbeiten. An diesem Tage hatte ich noch nichts gegessen. Ich besuchte einen reichen Neger-Apotheker in Hartem. Es wurde mir gesagt, er handle mst Kokain und brauche Verkäufer. Eine riskante Sache— fällst du der Polizei in die Hände, wirst du halbtot geschlagen, bevor sie dich vor Gericht stellt. Der Hunger diskutiert aber nicht. Ich ging hin. Der Dicke sitzt und schnauft durch die ganze Apotheke. Hört mich aus und beleidigend lächelnd sagt er mir:„Du Schwarzschnauze, wohin willst du nur? Ich habe ausgewählte Kundschaft: alles Leute mit politischen Beziehungen. Als Verkäufer brauche ich weiße junge Leute, die das Kollege absolviert haben." Wie kann ich mich mit diesen messen? Den ganzen Tag wandelte ich in der Stadt umher, hunderte Straßen lief ich entlang. In einer Straße sehe ich einen älteren Herrn stehen. Ich frage, ob er Arbeit für Mich hätte. Er sagte — Ja! Den Keller sauber machen, den Ofen putzen und den Boden in der Küche abwaschen. Ich beginne zu arbeiten. Mein Bauch zerrt mich, die Hände ziehen vor Müdigkeit. Ich lasse nicht ab. Der Herr hat mir fünfzig Cents versprochen. Zwei Stunden lang schaufelte ich im Keller Asche und Schutt, und als ich in die Küche kam, hielt ich es, nicht mehr aus— ich nahm vom Tisch ein Ätück Torte und steckte es in den Mund, Nichts anderes war dort. Der Herr erwischte mich— er schaut- durch das Fenster von draußen zu—, schrie mich an, drohte mit Polizei, und trieb mich, ohne zu bezahlen, auf die Straße hinaus. Mir aber war von der Torte, die ich auf nüchternen Magen, gegessen hatte, übel geworden. Ich kehrte in den Hafen zurück. Biele Vagabunden sind dort, man kann zumindest mit einem Kameraden sprechen. An der Ecke Channel- und i Hudsonstraße sehe ich einen bekannten Hafen arbeiter stehen, er bettelt. Ich kannte ihn seit langem, ein guter, ehrlicher Jung« war er. Bisher schien es mir beschämend zu betteln. Jetzt dachte ich aber, wenn Tom, der alte Matrose, ein ge- scheiter Mensch, die Hand ausstreckt, werde auch ich es Versuchen. Ich stelle mich an die Straßenecke, gegenüber von Tom, schau auf seine„Arbeit" und mache sie nach. Ich war erst an den dritten Passanten herangetteten, als ein Polizist erscheint. Ich laufe davon, er hinter mir— und pfeift. Da«, bei bettellen unser zwei, Tom— ein Weißer, ich — ein Neger. Der Hüter des Gesetzes lief dem Schwarzen nach. Kaum entlief ich ihm. Glücklicherweise kenne ich die Gegend des unteren Mannhattan wie meine fünf Finger. Es blieb nichts übrig, als bei der Heilsarmee zu übernachten. Ich gehe hin, warte zwei Stunden, werde vom Regen durchnäßt. Endlich werden wir eingelassen. Wir find etwa fünfzig Ar«, beitslose. Man zwingt uns, Hymnen zu singen und die Bibel zu hören. Dann setzen wir uns an einem langen Tisch. Kaum bückte ich mich über meinem Napf, als mein Nachbar von links, einer mst roten Haaren bewachsener Vagabund, über den ganzen Saal hin schrest:„Hol' der Teufel diesen schwarzen Affen, den man mir an meine Seite hinsteckte!" Ich hal es nicht aus, schiebe mst dem Ellbogen seinen Napf beiseite, der umkippt. Er schlägt mir in die Zähne, ich erwidere. Ein« allgemeine Schlägerei entsteht. Wir waren sechs Reger gegen vier Dutzend Weiße. Wir schlu«, Die Maginot-Linie Frankreichs östlicher Befestigungsgürte! Die Pariser Presse teilt interessante Einzelheiten über die grandiose Befestigungsliyie mit, die Frankreich an seiner östlichen und nördlichen Grenze aufgebaut hat. Diese Befestigungen, die man die Maginot-Linie nennt, ziehen sich von, der schweizerischen zur belgischen Grenze hin, während auf dem belgischen Gebiet die Maginot- Linie eine Verlängerung findet, die sich bis zur holländischen Grenze hinzieht. Nun beginnt auch Holland mit der Aufrichtung eines Festungsgürtels an seiner Ostgrenze. Der ganze Festungsgürtel hat Frankreich 10 Milliarden Franken gekostet und seine Aufrichtung hat sechs Jahre gedauert. Von Basel bis Dünkirchen zieht sich eine ununterbrochene betonierte Festung hin. Die Maginot-Linie kann in einigen Stunden in vollkommene Kriegsbereitschaft versetzt werden. Die für die Besetzung des Festungsgürtels bestimmten Truppen werden fast ausschließlich aus jenen Reservisten gebildet, die nahe an der Grenze wohnen. Hinter der ersten Befestigungslinie zieht sich eine zweite hin, deren Zweck darin besteht, den Feind im Falle des Durchbruches der ersten Linie aufzuhalten, bis die motorisierten Teile, die in voller Bereitschaft längs der Grenze stationiert sind, den Durchbruch liquidieren können. Der ganze Befestigungsgürtel trägt einen ausschließlich defensiven Charakter und ist für offensive Operationen ungeeignet. Nach der Erfahrung des letzten Krieges kann man diese Befestigungen für uneinnehmbar halten. Unterirdische betonierte Gänge ziehen sich Hunderte von Kilometern hin. Unterirdisch gebaut sind auch die Kasernen und Hospitäler. Auch die mächtigste Artillerie kann diesen unterirdischen Bauten nichts anhaben. Dagegen kann der fran zösische Festungsgürtel ein Geschütz- und Maschinengewehrfeuer vonaußenordentticherGewalt entwickeln. RiesigeGeschäste sind aufDrehplattformen montiert. Man braucht nur auf einen Knopf zu drücken, um diese Plattformen unter der Erde verschwinden zu laffen. Und umgekehrt: mm: braucht wiederum nur auf einen Knopf zu drük- ken, um Blockhäuser,' Befestigungen und sogar Siedlungen aus der Erde hervorzuzaubern. Die Befestigungen sind ausgezeichnet maskiert. Die Beobachtungspunkte sind unsichtbar und liegen ganz nahe beieinander. Beton und Stahl ersetzen hier tatsächlich hunderttausende von Menschen. „Todesstrahlen“ gegen U-Boote? 2n der Unterhausdebatte über den Haushakt der Kriegsmarine erklärte 8er konservative Abgeordnete Dechair, ein Sohn des Admirals Dudley Dechair, daß Großbritannien nunmehr über ein ungewöhnlich leistungsfähiges Werkzeug zur Abwehr von Unterseebooten verfüge, das auf dem Prinzip des Systems reflektierter Strahlen beruhe. Sobald sich ein Unterseeboot einem englischen Kriegsschiff auf Torpedierungs-Entfernung nähere, gerate es, wie Redner ausführte, in die Gefahr augenblicklicher Vernichtung. Dechair erklärte ferner, daß die britische Admiralität einen alten Kreuzer zu einem besonderen Luftabwehr-Schiff umgebaut habe, das bei der Verteidigung von Häfen hervorragende Dienste leisten soll. Das Schiff kann bei voller Tätigkeit eine gesamte Flugzeug-Eskadre mit absolut vernichtendem Geschützfeuer überschütten. Das Ende des angle-japanischen Bündnisses. Aus den diplomattschen Dokumenten des Außen- ministeriumS der Bereinigten Staaten geht hervor, daß Großbritannien im Jahre 1920 den englischjapanischen Bündnisvertrag auf Grund von Vorstellungen, die die amerikanische Regierung im, britischen Außenamt erhoben hatte, nicht erneuert hat. gen uns gut, aber wir wurden doch hinausgeworfen. Es regnete stärker. Ich stelle mich unter ein Dach. Es war vor den Fenstern einer Kellerwohnung. Groß« Fenster, beleuchtet, und im Zimmer etwa dreißig Weiße, Männer und Frauen. Ich will weaaehen, habe Angst, sie werden mich Wegjagen. Ich war aber sehr müde und es reg-' nete so stark. Ringsum Regenpfützen l Für einen Augenblick mache ich die Augen zu. Als ich sie wieder öffne, sehe ich: von innen winken sie mir zu, ich solle hineinkommen I Erst denke ich— ein Scherz: Weiße Teufel wollen sich über den Neger lustig machen. Dann aber kommt einer heraus und sagt ernst und liebenswürdig:„Ge- noffe, komm herein!" Damals wußte ich noch nicht, was„Genosse" bedeutet. Ueber die„Roten " hatte ich immer nur gehört, sie seien Bombenwerfer und Agenten einer fremden Macht. Was sie eigentlich wollten, erfuhr ich erst später. An diesem Abend schien mir alles wie ein Märchen... Man ließ mich beim Ofen übernachten. Alt; Zeitungen wurden unter den Mantel ausgebreitet, Sie ließen mich ganz allein, hatten keine Augst , daß ich etwas stehle. Sie versprachen, am nächsten Morgen zu kommen, um mit mir zu beraten. Jetzt arbeite ich im Kampfbund für Negerrechte. Meine Lel mSanschauungen find ganz ander« geworden. ES wurde leichter, zu leben. Ich weiß, daß ich ein Mensch bin. Nacherzählung von I. Ules.
Ausgabe
16 (18.3.1936) 66
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