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Sozialdemokrat"

Samstag, 28. März 1936. Nr. 75

Prager Zeitung

Auch

Deine

Blumen

Prager Pierdefleischbüfetts und ihre Schicksale blühen so schön, wenn Du

Die Zeiten, da jeder bessere Mensch" sich beim|

Die Kundschaft des Büfetts rekrutiert sich größ­

sie mit dem guten

Worte..Pferdefleisch" verpflichtet fühlte, sich zu tenteils aus Arbeitern und kleinen Angestellten, die Blumen- Zauberdung

allgemein ihre Zufriedenheit äußerten, für billiges Geld einen ordentlichen Bisen Fleisch zwischen die Zähne zu kriegen. Im Restaurant sahen wir auch andere Typen. Es gibt wirkliche Feinschmecker, die behaupten, daß Pferdefleisch an Saft und Wohl­geschmack das Rindfleisch übertreffe.

pflegft!

1 Paket 5.60 durch die Verwaltung der Frauen­welt", Prag XII, Fochova . 62, und bei allen Kol porteuren erhältlich.

schüttelt und..hu!" zu sagen, sind längst vorbei. In den Krisenjahren ist der Konsumt dieser ehemals ver­pönten Fleischforie in ungeahnter Weise gestiegen. Die Pferdefleischer hatten Hochkonjunktur und man­cher unscheinbare Vorstadtladen ist seiter zu einem prunkvollen Verkaufslokal geworden, in welchem zur Zeit, da die Pferdewürste und würsteln heiß aus der Räucherkammer kommen, mächtiger Andrang herrscht. Auch über dem Restaurant Cheval" hing vom Dann begann der gesteigerte Pferdefleischkon Anfang an das Damoklesschwert der mangelhaften fum aus der Peripherie auf das Stadtzentrum über­zugreifen. Es entstand ein Pferdefleisch- Konzession. Vor dem Lokal waren Unterschriftsbogen Büfett, und zwar in nobler Gegend, am Moldau - ausgelegt, in denen sich die zufriedenen Kunden ein- Ein trugen. Diese in die Hunderte gehenden Unterschrif­fai. Dieses Unternehmen fand solchen Anklang, daß ten sollen als lebendiger Protest des Publikums gegen, bis 5000 Mittagessen verabreicht wurden. Nach kur behördliche Schikanen Verivendung finden. zem Bestand wurde aber der Pferde- Automat", wie angeblicher Konzessionsmängel behördlich gesperrt... Restaurant Cheval" um die Unterschriftsbogen Man erzählt sich, daß an gewissen Stellen die Existenz eines solchen..plebejischen" Unternehmens in so vornehmer Umgebung Aergernis erregte. Durch Schließung dieses Unternehmens wurden übrigens zahlreiche Arbeitskräfte brotlos.

Inserat

diese Gaststätte furzerhand genannt wurde, wegen Während sich die begeisterten Anhänger des das noch so klein,

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Vor einigen Tagen wurde ein neues Unterneh­men gleicher Art in der Passge von der Wassergasse eröffnet. zur Stephansgasse ,, Restaurant Chebal"( Restauration Pferd") lautet die Fir­menbezeichnung dieses Unternehmens, das außer Fleischhauerei und Selcherei noch ein Büfett und Restaurationsräume umfaßt. Der Andrang war außerordentlich, was um so begreiflicher ist, wenn man die Preise der übrigens recht reichhaltigen Speisekarte in Betracht zieht. Eine& fer de aulaichi uppe fojtet 80 Heller, ein Gul a ich 1.50. Die Speisekarte enthält aber auch Ro it braten, ferner Tafelspis à la Eizer­hazy". Beef it eat, Saftbraten u. a. m. Als Spezialität Wiener Schnitzelvom Fül­len". Die Preise bewegen sich zwischen 3.­

und 4.50.

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Autos im Baumgarten? Tagesblätter brachten die Nachricht, daß die Hauptstraße des Baumgartens bis zur Restauration für den Autoverkehr freigege­ben werden solle. Ist das möglich? Ist es wahr, daß man die letzte grüne, von Benzindämpfen bis­Her verschonte Insel preisgeben will? Das man den Kindern, den geistig und körperlich arbeitenden Menschen ihre Erholungsstätte verschandeln, ihre Freude an dem bißchen Natur trüben will, bloß da­mit ein paar Großverdiener, die 10 Minuten Geh­zeit von der Ausstellung bis zum Genußplatz er­spart bleibe und so bis zur vollen Schüssel fahren werden können? Den paar Burschen und Mäd­chen, die mit dem Rad im Baumgarten spazierfahren wollten, den armen Arbeitern aus Selz, Rostot, Troja usw. hat man im Vorjahre den Baumgarten gesperrt, so daß sie nach der Tagesarbeit noch einen großen Umweg machen müssen, um ihr Heim erreichen zu können und den reichen Prassern öffnet man ihn wieder, damit sie das Leben besser in ihrer Weise ..genießen" fönnen, ohne Rücksicht darauf, daß sie es anderen bergällen.

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aus=

Die Wohltätigkeitspostmarken werden nahmsweise bereits Sonntag den 29. März bei dem Gelegenheitsschalter des Postamtes, der im Ge­meindehause( nám. Republiky) in Prag in dem Raume errichtet werden wird, zum Verkauf gelan­gen, in welchem der ganzstaatliche Kongreß der sche= choslovakischen Philatelisten stattfindet. Zur Ausgabe gelangen drei Werte der Wohltätigkeitsmarten: zu 50 Heller, 1 und 2. Jede Wohltätigkeitsmarte wird mit einem Aufschlag von 50 Heller zugun­sten der Fürsorge für darbende Kinder verkauft. Der Zahlungsivert der Marke ist jedoch einzig deren Rennwert, der auf ihr verzeichnet ist. Die Wohltä­tigkeitsmarken können für Sendungen im In- und ins Ausland verwendet werden. Bei den übrigen Bostämtern gelangen die Wohltätigkeitspostmarken erst ab 1. April 1936 zum Verkauf.

Kunst und Wissen

Chorkonzert. Unter der Stabführung Profes for Rudolf Krauß' hatten sich die Sängerinnen und Sänger der Deutschen Staatslehrer­bildungsanstalt in Prag und des Deut­schen Männergesangvereines in Sm i- chow zu gemeinsamer chorgesangskünstlerischer Tat zusammengeschlossen. Prof. Krauß ist nicht nur ein umjichtiger Dirigent, der seine Mirkenden fest in der Hand hat, sie sicher führt und seiner eigenen Auf­fassung unterzuordnen versteht, sondern ein vortreff­lich zu Werke gehender Chorleiter, der seine Sän­ger tonliche Disziplin und Wortdeutlichkeit gelehrt bat, der seinen Chor vor allem richtig nach der Be­deutung der Stimmgruppen geordnet hat. Vor allem in den A- capella- Chören zeigte sich die schöne Proportion der Stimmen, zeigte sich ein be­deutendes Maß chorgesangstechnischer, in Dynamif und Rhythmik schön gegliederter Kunst. Den geistig

drängten. erschien plötzlich eine ältliche und dicke Frau, die unter heftigem Weinen erklärte ihr sei nach Genuß eines Pferdegulaschs schlecht geworden. Die blühende Gesichtsfarbe der Matrone lies diese Behauptung freilich als wenig zuverlässig erscheinen. Das versammelte Publikum überschüttete fe mit Spottreden: Sie ist bezahlt! Die Kontur ren bbatsie bezahlt! Es ist eine Komödiantin!

Die plärrende Alte verschwand angesichts diefer Saltung des Publikums spurlos.

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Und vor dem Lokal drängt sich ein murrender Menschenhaufen, der seine Unzufriedenheit äußert. daß ihm der billige Bissen Fleisch entzogen wurde.

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Bis 31. März zu ermäßig.

ten Propagandapreisen überall erhältlich.

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Auch das Restaurant Cheval" ist gestern der Wochenspielplan des Neuen Deutschen Theaters. seiner Augen." Tsch. Beseda: Königin der behördlichen Schließung verfallen. Die Gründe sind Samstag Rigoletto. Sonntag halb 3: Liebe." D. Carlton: In den Gäßchen von uns nicht bekannt. Die Speiseräume sind verödet und Unentschuldigte Stunde, 7: Der Paris." M. Chevalier. A. Illusion: Die nur der Fleischer- und Selcherladen im Betrieb. Der Rofentabalier, D 2. Montag 8 Uhr: sündigen Frauen von Boom. Fr. Andrang ist erdrückend. Auf engſtem Raum bemühen IV. phi I harmon. Konzert, Abonnement Kapitol: Einmaleins der Liebe." D. Lido II: sich die Verkäuferinnen der ungeheuren Anfrage ge= aufgehoben. Dienstag halb 8: Orpheus in Prinzessin Infognito." A. Louvre: Golem." recht zu werden. der Unterwelt, A 2. Mittwoch halb 8: Fr. Maceška: Die sündigen Frauen Liebe ist nicht so einfach, B 2. Don von Boom." Fr. Rogy: Das Licht seiner nerstag halb 8: Das Mädchen aus dem Augen." Tsch. Sport: Sequoia." A.- u go I denen Westen, neuinszeniert, C 2. Vejvodu: Grandhotel Nevada." Eva oder Freitag halb 8: Ein Kind klagtan, Erst- Peter." Baldek: Das Licht seiner Augen." Tich. böhmen Camillo Horn, von Taubmann und Schmidt. Liebe, Ensemblegastspiel des Theaters in der Jo- Boom." Fr. aufführung, D 1. Samstag halb 8: Große Veletrhy: Die sündigen Frauen von Anerkennenswert war auch die Aufnahme ziveier sefstadt, Abonnement aufgehoben. Sonntag halb Chöre von dem kürzlich verstorbenen hervorragenden 3 Uhr: Der Freischütz, Arbeitervorstellung, halb 8: tschechischen Komponisten Josef Suk in das Pro- ing Pong. Gastspiel des Theaters in der eines Franenchores und eines gemischten gramm; Chores, beide mit Klavierbegleitung. Dem Charak- Josefstadt, Abonnement aufgehoben. ter des Konzertes als Vokalfonzert entsprechend Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Samstag waren als seine Solisten ebenfalls Votalkünstler halb 8: Dr. med. Hiob Prätorius, Erst­gewonnen worden; die Sopranistin Mayer, der aufführung. Sonntag 11: Tanzmatinée Sa M Bassist Dr. E h m und der Tenor Dr. Longin, die scha e o ntiew, 3: Was Ihr wollt, Arien von Joh. Sebastian Bach, ein Lied von Sut 8: Dr. med. Hiob Prätorius. Mon­und Volkslkeder den Zuhörern zu Dank fangen. Als tag 8: Spiel um die Welt, Bankbeamte I und Dienstag 8: Dr. med. Hiob vielseitiger Klavierbegleiter bewährte sich Doktor freier Verkauf. E. J. Prätorius. Mittwoch 8: Spiel um die utschig. Don= Welt, Bantbeamte II und freier Verkauf. nerstag 8:11 nentschuldigte Stunde. Freitag 8: Dr. med. iob Prätorius. Samstag halb 8: Jch und mein kleiner Bruder, Erstaufführung. Sonntag 3: Col­lege Crampton, 8: Ich und mein fleiner Bruder.

Deutsche Musikakademie, Donnerstag, den 2. April: Oeffentlicher Abend. Klavierwerke von Beet­ hoven, Schumann, Brahms, Chopin, Debussy, Reger und Bartok.

Eine Dickens- Ausstellung. Zur Feier des 100. Jahrestages seit der Ausgabe Dickens Picwider veranstaltet die Karáskov Galerie in Prag Sonntag, den 29. März, eine Ausstellung der ersten Ausgabe der Dickens- Werke und anderer Andenken ( Bildnisse usw.) aus dem Eigenbesitz und entlie­henen Sammlungen Dr. P. Tomans und aus der Náprstet Bibliothek. Die Ausstellung ist während des ganzen Monates April geöffnet und wird Sonntag um 11 Uhr mit einem Vortrag Prokop Tomans eröffnet werden.

Arbeitervorstellung Der Freischüß", Oper, am Sonntag, den 5. April, um halb 3 Uhr nachmittags. Starten ab Dienstag täglich von 8 bis 2 Uhr, 4 bis 6 Uhr bei Optiker Deutsch, Koruna.

hochstehenden Musiker Krauß zeigte sein Chorpro G.LAURI VOLPI

gramm, das in der ersten Hälfte geistliche Chorwerke, eine fünfftimmige Motette von dem alten deutschen Meister Heinrich Schütz und eine vierstimmige Motette des bedeutenden zeitgenössischen deutschen Tonfeßers Heinrich Kami niti, enthielt, während die zweite Abteilung insbesondere dem Volksliede gewidmet war. Hier hörte man erfreulicherweise auch einmal eigene su detendeutsche Volts­

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Der Film

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Neues Aktualitäten- Kino

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Vereinsnachrichten

Sonntag, den 19. April,

von 3 bis

8 Uhr treffen sich alle Genossen und Genossinnen im großen Radiosaal, Fochova 56, bei der

Großen Atus- Akademie

Es treten an die Atus- Kinder, die Atus- Mädeln, die Atus- Frauen, die Atus- Männer, zusammen 100 Atus- Turner und Turnerinnen. Diese Aka­demie soll aber auch ein Freundschafts- Nachmittag sein. Ihre Mitwirkung haben zugesagt: Die Volks­inggemeinde, die Sozialistische Jugend, die Roten Falken. Da darf man hoffen, daß auch kein Bar­teimitglied fehlen wird und daß diese Akademie sich zu einer großen sozialdemokratischen Kundgebung gestalten wird. Regiebeitrag: Erwachsene 5,

Im Svanda Theater in Smichov ist am Freitag mit Lizenz der Smichover Jugendfüv­forge ein neues Nachmittags- Stino eröffnet worden, nun schon das dritte in Prag, das sein Programm aus Wochenschauen und Trickfilmen zusammensetzt. Im Eröffnungsprogramm laufen neben dem Ufa­und dem Paramount- Journal farbige und gezeich nete Grotesken der verschiedenen amerikanischen Walt Disney- Nachahmer, die besonders bei der Kinder 2. Karten bei den Vertrauensmännern. Jugend( die zu Programmen dieser Art behördlich erlaubten Zutritt hat) Entzücken hervorrufen. So wahrscheinlich es ist, daß die Vermehrung der At­Ortsgruppe Prag: Treffpunkt tualitäten- Kinos ihren Grund in den niedrigen Samstag um 3 Uhr in Smichov: Preisen der hier gezeigten Kurzfilme hat, so be= Café Westend, Fahrt zur Hütte. zeichnend ist sie aber auch für das immer stärkere Sonntag Wanderung über Karl­Interesse des Publikums an Filmprogrammen ohne stein nach Černošice. Oster Stars, dramatische Konversation und Liebesszenen. an de rung in die Daubaer Schweiz: Inter­Ein Interesse, das der Kritiker durchaus zu würdi- effenten mögen sich bis zum 3. April im Vereinsheim gen weiß und das auch die Filmproduzenten mehr melden! ―eis­als bisher würdigen sollten.

Filme in Prager Lichtspielhäusern

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Urania: Das Mädchen vom Moorhof." Alfa: Adria: Das Wachsfiguren- Kabinett." A. Avion: Der Geheimdiplomat." 2. Howard. A. Charlie Chan in Aegypten." Warner Oland. A. Beranek: Die sündigen Frauen von Boom." Fr. Fenix: Tarzan und seine Gefähr­tin." A.- Flora: Das Licht seiner Augen." Tich. Gaumont: Herbstmanöver." D. Hollywood: Königswalzer." D. Hvězda: Das Wachsfigu­ren- Kabinett." A. Juliš: Taras Bulba." H. Baur, Regie: Granovsky. Fr. Kinema: Jour nale, Grotesken, Reportagen. Koruma: Aktuali­täten, Journale, Grotesken. Kotva B 36: Wir fahren nach Honolulu." Laurel u. Hardy. A. Lucerna: Tarzan und seine Gefährtin." A. Metro: Königswalzer. D. Olympic: In den Passage: Gäßchen von Paris." M. Chevalier. A. Herbstmanöver." D. Braha: Charlie Chan in Radio: In den Gäßchen von Aegypten." A. Stant: Das Licht Paris." M. Chevalier. A. Světozor: Taras Bulba." 5. Baur. Fr. Sequoia." A. Belvedere: Das Licht

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Alma:

Bajkal: Golem." Fr.

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Lauri Volpi, der berühmte italienische Te- seiner Augen." Tsch. lieder( aus dem Böhmerwald und aus Schlesien) nor, der heute abends im Prager Deutschen Theater im gefälligen gemischten Chorias von dem Deutsch- den Herzog in Verdi's ,, Rigoletto" singt. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich 16.-, vierteljährig 48.-, halbjährig 96., ganzjährig 192.- Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Tele­graphendirektion mit Erlak Nr. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt, Druderei: Orbis". Drud, Verlags- und Zeitungs- A.- G. Prag.

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