Seite 6 Sonntag, 29. März 1936 Nr. 76 ffrtwfcttuwg Die Bankaffäre Kräsa Die Konkursaffäre des Bankhauses Kräsa ist das Ende eines von jenen Bankgeschäften, deren Jn- Haber ohne eigenes Kapital manipulieren und deren Erfolg von günstigen Börsenumständrn. noch mehr aber von der Unerfahrenheit, dek Gutgläubigkeit und von der Beseffenheit eine- gewissen Publikums abbängt, mühelos sein Vermögen zu mehren. Es ist tvpisch, daß sich unter den Verlustträgern ein Ostrauer Arzt mit eineinhalb Millionen IW, ein mittlerer Fabrikant, ein pensionierter Major u. a. mit geringeren Beträgen befinden. Die gewiegten Börsenspekulanten werden kaum jemals die Opfer solcher vom ersten Tage ihrer Gründung an auf das Hereinligen ihrer Kunden ausgehenden Bankunter» nehmungen sein. Der Fall Kräsa scheint zu beweisen, daß di« L ö r.se n k amm e r noch diel strenger vorgehen müßte und daß für die Ge- schäfteafiderBörseergänzende gesetzlicheVorschriftennotwen- d i g sind. Die Firma Kräsa hat ohne eigenes Kapital Börsengeschäfte getätigt, in größerem Umfange scheint sie allerdings Aufträge, für die sie das Barges oder die Deckung in Wertpapieren erhielt, nicht durchgeführt zu haben. Als die Hausse an der Prager Börse den Auftraggebern steigend« Gewinne brachte, mußte das Schwindelunternehmen zusammenbrechen. Für di« Geduld der Geschädigten mch für die Langsamkeit des Vorgehens der Behörden ist bezeichnend. daß die Schwierigkeiten des BankgeschäftesschonseitWeih- nachten offenkundig waren. Bor kurzem soll die Firma auch«ine Verwarnung der Börsenkammer erhalten haben. Trovdem konnte« ihr« Agenten I« der Provinz weiter Opfer fangen und der Anhader in aller Ruh« sorgfältig die Flucht vorbereiten. Er hat dar so gründlich grtan. daß die Polizei seine Wohnung so gut wie ausg«räumt vorfand, obwohl sie luxuriös eingerichtet gewesen war. Wie er selbst, so haben auch sein« führenden„Mitarbeiter" nicht darunter gelitten, daß die Firma ohne eigener Kapital war. So ließ sich irr Akquisiteur Kaufmann jede« Samstag 4000 bis 3000 AL, gelegentlich noch mehr auszahlrn, während der Disponent Pick «ine« Monatsgehalt von 8000 AL bezog. Daß sind JahrrSgehälter von 100.000 biß 260.000 AL! Außer Pick und Horn ist auch Kaufmann in Untersuchungshaft genommen worden. Einer der Verhafteten besitzt bei einer Prager Großbank ein Safe. Auch wenn sein Anhalt beschlagnahmt wird, ist dafür die Gläubiger, die rund 18 Millionen Ai verlieren, nux ein schwacher Trost. Die neuen Wohltätigkeitsmarkrn kommen ausnahmsweise schon ab Sonntag, den 29. März, i» Verkauf, und zwar an den Schaltern ein«s Postamtes, welches im Gemeindehaus am Republikplatz provisorisch in den Lokalitäten des ganzstaatlichen Kongreffes der Philatelisten errichtet wird. ES werden dreierlei Wohltätigkeitsmarken ausgegeben, und zwar zu 30 Heller, zu 1 und zu 2 AL. Jede Wohltätigkeitsmarte wird mit einem Zuschlag von 60 Hellern zugunsten der Fürsorge für hungernde Kinder verkauft. Die WohltätigkeitSmarken kann man auch zur Bezahlung von Paketen ins In- und Ausland verwenden. In den übrigen Postämtern beginnt der Verkauf der WohltätigkeitSmarken erst am 1. April 1936. Eine Megäre. Gestern wurde die 28jährige Kaufmannsgattin Anna N o v ä aus Zijjkov auf Grund der Anzeigen ihrer Nachbarn verhaftet, daß sie ihr neunjähriges Stieftöchterchen Georgine fast täglich mißhandle. Die Untersuchung des Kindes durch den Polizeiarzt bestätigte diese Beschuldigungen; sein Körper wieS eine Menge blutunterlaufener Striemen und Wunden verschiedenen Alters auf. Den Nachbarinnen, die sich des Kindes annahmen, drohte die Nova Vitriol ins Gesicht zu gießen. Auch ihrem Mann, dem Kohlenhändler Jaroslav Novh, gegenüber stieß sie Drohungen aus und äußerte, daß sie ihn erschlagen und die Wohnung anzünden werde. Tobsüchtiger Raufbold. Gestern um S Uhr "morgens verursachte der 31jährige Ringkämpfer Franz Hrudka im Gasthaus„ U Zilinü" in Zizkov einen Exzeß, begann Biergläser, Taffen und Mobiliar zu zerschlag«! und bedrohte die Gäste. Er wurde von der herbeigeholten Wache auf die Polizei gebracht, wo er jedoch noch ärger zu wben begann, so daß er gefeffelt werden mußte. Die Untersuchung durch den Poljzeiarzt ergab aber, daß er geistesgestört sei, weshalb er in die Landesirrenanstalt in Prag n. überwiesen wurde. Ein netter Zechkumpan. Gestern morgens erschien stark blutend der 23jährige Raseur Joses Rehäcek aus VaSkov auf der Zijkover Polizeiwachstube und gab an, daß er dis jetzt mit seinem Kameraden dem 81jährigen Bürstenbinder Anton Svanda auS Zizkov in einem Gasthaus„U Kromeriz" in Zijjkov gesessen sei. Als gegen 2 Uhr morgens Svanda etwas Kleingeld aus der Tasche gezogen und auf den Tisch gelegt habe, habe er es, in der Meinung, daß es ihm geschenkt worden sei, einstecken wollen; in diesem Augenblick habe er jedoch von Svanda mit dem Bierglas einen solchen Schlag in den Kopf erhalten, daß er ohnmächtig zusammengebrochen sei. Er hatte«ine tiefe Rißwunde am Scheitel, erlitten; ein anderer seiner Kollegen begleitete ihn auf die Klinik Schlaffer. Das Strafverfahren gegen Svanda wurde eingeleitet. mit längerer Praxis, der tschechischen und deutschen Sprache vollkommen mächtig, gesucht. Längere Betätigung-auf sozialem oder gewerkschaftlichem Gebiet, bevorzugt. Zuschriften an die Verwaltung„Sozialdemokrat", Prag XII., Fochova tr. 62. Drei Amazon«« unv ein Mann. Eine Bande von Ladendiebinnen, bestehend aus der' 86jährigen Bojena Weigant, der 46jährigen Marie PetkiLek, der 37jährigen Rosa Svoboda und ihrem Mann, dem 89jährigen Händler Franz Svoboda, alle aus Zizkov , gelang eS gestern nach längeren Anstrengungen festzunehmen. Den Verhafteten wurde eine Menge Diebstähle in Prag , Brünn , Proßnitz und Pilsen , wohin sie mit dem Auto zu fahren pflegten, nachgewiesen; eine Menge gestohlener Waren, hauptsächlich Kleiderstoffe, wurde beschlagnahmt, die Eigentümer werden noch gesucht. Tödlicher Stnrz aus der Straßenbahn. Gestern um halb 11 Uhr vormittags fiel die 20jährige Beamtin Vlasta Skäla aus Zizkov in der Velvarska m Dejwitz plötzlich aus einem Motorwagen der 23er- Linie, auf deffen Plattform sie stand und verletzte sich tödlich. Sie erlitt einen Bruch des Schläfenknochens und eine schwere Gehirnerschütterung. Die Rettungsgesellschaft brachte sie in» Krankenhaus auf der Bulovka. Ihrem Kind davongelaufen. Gestern um halb 1 Uhr mittags erschien eine unbekannt« Frau im Landesinstitut für Kinderfürsorge in Prag II und ersuchte, daß ihr fünf Monate alter Knabe im Institut belaffen werden möge, da sie keine Wohnung habe. Während das Kind vom Anstaltsarzt untersucht wurde, lief die Mutter, die auf dem Gange warten sollte, davon. Es wukde feftgestellt, daß es sich um die 24jährige Marie Häk, zuletzt in Nusle, Boleslavgasse 793, handelt; nach ihrem Aufenthalt wird geforscht. Das Kind wurde ins Institut für Mutterschutz und Säuglingsfürsorge auf der Hetzinsel gebracht. Zur Behandlung her Darmträgheit der Frauen ist das rein natürliches„Franz-Josef"-Bitterwasser, infolge seiner durchaus zuverlässigen und außerordentlich milden Wirkungsweise, selbst für die zartesten Konstitutionen hervorragend geeignet.,■ JCunsl und Wissen Lauri Voipl Im Deutschen Theater als Herzog in„Rigoletw". Lauri Bolpi gab dem gestrigen Opernabend im Deutschen Theater ein interessantes, einmaliges Gepräge; natürlich vor allem im guten Sinne. vDenn der Weltruhm, den dieser italienische Sänger an seinen Namen heftete, hat künstlerisches Fundament. Eine Stimme ist da, wie ein Haus, von einem Volumen denkbar größter Art; am Schluß deS Duetts mit Gilga singt Bolpi ein hohes Des phänomenalen Charakters; einfach großartig, wie er diesen Ton frei, mü beispiellosem Brio, ansetzt, durchhält, ausklingen läßt; in dieser höchsten Höhe noch männlich, gesättigt, strahlend und packend zugleich klingend. Aehnliches ereignet sich dann in einer ganzen Gesangsphrase beim Abschluß der Canzone; riesenhaft klingt da die stark kehlige Stimme und dabei voll, schön, alle Zuhörernerven elektrisierend. Das Publikum rast Beifall. Schreit. Trampelt. Auch Giuseppe Verdi würde das den Atem verschlagen haben. Aber zweifelhaft, ob er mitapplaudiert hätte. Denn gerade hier zeigt sich, daß Lauri Bolpi nicht immer nach dem Sinn der Verdischen Musik singt. Er ist rin H e l d e n t e n o r, nicht inkarniert für den Herzog(der. jedoch auf seinen in Aussicht stehenden R a d a m e s neugierig macht). Der Lyrik des„Rigoletto " wird Bolpi nur in der ersten Arie voll gerecht. Im übrigen wird er mit seinem koloffalen Kaliber der Zartheit dieser Musik gefährlich und ist, bei aller Vorzüglichkeit der Erscheinung und bei Aller Arische, mit der er den Herzog angeht, beispielsweise im„Donna e mobile" doch zu sehr Kanone, die eben kracht, dafür aber das Einschmeichelnde und den„frischen Studententon" schuldig bleibt. Zudem scheint Bolpi seine grandiose Gesangskunst nicht so sehr in Respekt vor dem Genie des Komponisten zu bändigen, sondern nach seiner eignen Art und Lust, zu singen, ohne besdndere Rücksicht auf da» Gesamtbild der einzelnem Pjtzre; so und durch den Umstand/daß Bolpi bald wirklich darstellt, bald aber nur schauspielert, erklärt es sich, daß das Publikum ihm stellenweise die Gefolgschaft fühlbar versagt. Trotz alledem darf man der Direktion dankbar sein, die Bekanntschaft mit diesem bedeutenden Säuger vermittelt zu haben. Und man mutz dabei auch die zwieschlächtige Wirkung in Kauf nehmen, die solche Stargastspiele mit sich zu bringen pflegen. Einerseits spannt«in solcher Gast, von dem di« Zei- wngen tagelang vorher reden, das Ensemble zu größter Kraftaufbietung an. Aber das so gehoben« Niveau, zumal einer eingeworfenen, wenig aufgefrischten Vorstellung, ist dadurch anderseits wiederum gefährdet. Die heimischen Sänger(unter denen Hagen hervorragt), versuchen es auch mit dem Virtuosentum; ihnen glaubt das Publikum noch so große Kunst nicht— denn natürlich will der Bezlrksvereln Arbeiterfürsorge, Präs Einladung zur Generalversammlung am Montag, den 30. Mürz 1936«m 8 Uhr atendS im Kleinen Handwerkervereinssaal, SmeLkagaffe: 1. Verlesung des PratokollrS. 2. Berichte. 3. Neuwahlen. 4. Ferientage im Hirschbergrr- Kinderheim; Lichtbildervorführnn». Hörer in jeder Minute Abstand zum berühmten Gast fühlen; die Sänger des eigenen Ensembles scheinen Aufmerksamkeit manchmal sich erst erzwingen zu müssen; singen sich sozusagen das Beuschel heraus, bis wenigstens ein Teil des Publikums merkt, daß sie,-wenigstens einzelne Unter ihnen, zur Staffage für einen noch so großen Gast doch viel zu gut sinb. Dirigent, Chor, die Sänger der kleinen Partien scheinen zu fühlen, daß es auf sie gar nicht ankommt. Und wenn sie trotzdem ihr Bestes geben, so bleibt dennoch eine Diskrepanz, die- dem Werke keinesfalls gut tut. Also scheint uns Sparsamkeit'mit solchen Gastspielen geboten. Sie machest kein volles Haus, erschöpfen die Kaufkraft des Publikums für überlange Zeit und machen eine Reprise solcher Opern nur mit eigenen Kräften sehr schwer. Die Erhaltung des Repertoires und der Ensembleleistung ist aber für das Prager Deutsche Theater hoch das Wesentliche. - Nichtsdestoweniger sei nochmals vermettt, daß gerade Lauri Bolpi ein Abweichen von solcher Regel auf jede« Fall rechtfertigt. Und daß sich uns solche kritische Gedanken allgemeiner Art gerade bei dieser Gelegenheit aufdrängten, mag niemanden bestimmen, eine zweite Gelegenheit, diesen Sänger zu hören, zu verabsäumen. L. G. Dr. med. Hiob Praetorlus Der Berliner Schauspieler und Dramatiker CurtGötz hat— wie schon in der»TotenTante" und anderen.Stückenauch in dieser Geschichte in sechs Bildern, die gestern in der Kleinen Bühne erschien, wieder jenen Berliner Witz bühnengerecht gemacht, den der verstorbene Kurt Tucholsky in die politische Literatur und den Ernst Lubitsch sogar nach Hollywood verpflanzt hat: einen Witz, der nie sentimental, aber um so lieber geistreich ist, der zu jedem Spott und auch zur Selhstverspottung bereit ist— und den auch Hitler nicht hat ausrotten können. Curt Götz ist dabei ein harmloser Unterhaltungsfabrikant, denn er hat Erfahrung mit dem Theater und dem Publikum. Er bringt auch das Satirische in die gefälligste Form, er verbindet auch das Ueberraschende gern mit gewohnten Motiven und Typen, und er hütet sich, auch wenn er menschliche Dummheit und Bosheit verspottet, mehr zu sagen, als ein amüsanter Plauderer sagen darf. Bon der Handlung seines Stückes ist nicht mehr zu berichten, als daß es sich da um d«n Auto-Unfall eines glücklichen Professoren-EhepaareS handelt. Aber dem Witz des Stücke- genügt dieser»tragische" Fall, um daraus erst eine Sherlock HolmeS -Parodie und dann eine untragische Lehensphilosophie zu entwickeln— und eine abwechslungsreiche Folge von Dialogen, Exempeln und Pointen, in denen Spott, Ulk, Ironie und Selbstpersiflage auf spielerisch routiniert« Art durcheinandergemischt sind und in denen sich alte Schwankfiguren wie der komische Diener und der beschränkte Kollege und alte Kitschfiguren wie der charmante Herzensbrecher und di« schöne Unbekannte unversehens in originelle Neuigkeiten verwandeln. So ehrlich ist in der Kleinen Bühne schon lange nicht mehr gelacht worden, zumal auch die Darstellung unter Walter TaubS gut pointierender Regie das Bühnenwirksame des Stückes auf heitere Art zur Geltung bringt. Hans Götz gibt der vom Auwr für sich selbst geschriebenen Doppelrolle Neue Bacher DeS Sängers Fluch, ein Führer durch das Labyrinth der Gesangsmethoden, von Lilly Hetman«(Berlag von Josef Kende, Wien ) ist ein Büchlein, daS Vermerkt zu werden verdient, weil es nicht etwa nur Sänger, Gesang-Pädagogen und Kritiker angeht, sondern auch(und eigentlich vor allem) das breite Theater-, Konzert« und Rundfunkpublikum, dem da Augen und Ohren geöffnet werden sollen. Denn tatsächlich gibt«S kaum einen zweiten Beruf, in dem Unzulänglichkeit der mehrer selber und Ahnungslosigkeit der Lernenden allgemein so verbreitet wären, wie in der Sänger-„Branche", Und das führt nicht nur zur Enttäuschung und Schädigung ungezählter Einzelpersonen, die«S oft zett- lebens schwer hüßen müssen, in falsche„Meister"- Hände geraten zu sein, sondern auch zu beklagenswerten Abwegen, Entartungen und Wertminderungen der Kunst an sich, was wiederum allgemeine Kulturschädigung bedeutet. Die Verfasserin dieses Büchleins» eines sehr zeitgemäßen Pamphlets, hat sich also zweifellos ein Verdienst erworben, indem sie ohne Schonnung und Hemmung der Scharlantane- rie, dem Cliquenwesen und dem Ungetüm von Verantwortungslosigkeit und Skrupellosigkeit an den Leib zu rücken suchte, die auf dem Gebiete des Gesangsunterrichtes herrschen. Es würde uns zu weit führen. wollten wir hier auch nur andeutungsweise die Wege skizzieren, die die Autorin weist, damit durch eine endlich selbst hochqualifizierte GesangSlehrer- schaft die Gesangskunst, nunmehr wiffenschaftlich fundiert, der menschlichen Stimme wieder jene Reinheit und Schönheit gebe, wie sie seinerzeit im Mutterland des Kunstsingens, in Italien , instinktiv gefunden, gepflegt und auf einem Gipfel geführt wurde. Als ein neuerlicher erster Vorstoß zu solchem Idealstreben ist dieses Buch zu werten und es kommt dabei auch gar nicht darauf an, ob man als Musiker. Sänger, Kritiker, Mufikliebhaber und Publikumsteil in allen Punkten einer Meinung mit Lilly Hermann ist, sondern darauf, daß man mithilft, die nicht zuletzt durch die Trostlosigkeit der gesangspädagogischen Zustände zur Geltung gekommene Scheinkunst zu enrlarven und zu beseitigen. Und das wäre gerade in den deutsch sprechenden und singenden. Ländern» in Haupt- und in Provinzstädten, im Jntereffe vor allem der zu regenerierenden Oper. aber auch d«S erst noch sich entwickelnden Rundfunks sehr nötig. l. g. Reisende Komödianten(Ein Schauspieler erzählt seinen Weg) von Herbert Redlich, Albis Berlag AG, Zürich . Ein Buch, deffen Lektüre Zerstreuung und Ablenkung zu bringen vermag, ohne jedoch sonst nennenswerte Vorzüge zu besitzen. Was der Autor über das Leben von Wanderkomödianten zu erzählen weist ist im allgemeinen sehr bedeutungslos. ja nicht einmal amüsant; und nur einzelne Episoden, die die hauptsächlichste Figur des Buches außerhalb seines Berufes(als Bauern oder Arbeiter), zeigen, sind von stärkerem Reiz. Im übrigen fordert ftellenweises Abgletten ins- Banale," poesielos Alltägliche, deffen Aufzeichnung.'höchstens persönlicher Tagebuch-Wert.zukommen könnte, di« Kritik heraus; mehr noch der fast ununterbrochene Telegramm-Stil, in dem das Buch geschrieben ist, und der eine fühlbare Gedanken-Armut eher unterstreicht als mildert. l. g. Menschen«nd Masken. linier diesem Tüel erzählt in einem bei der»Graphia" in Karlsbad erschienenen Büchlein Friärich E ck m a n n Fälle aus dem Leben eines Staatsanwalts. Alle diese Erzählungen, denen zweifellos wirkliche Begebenheiten zugrundeliegen, find von einem erwärmenden Gefühl der Menschlichkeit, der Gerechtigkeit und von tiefem sozialen Verständnis getragen, so daß^man bei der Lektüre immer eher im Auwr einen modernen weisen Richter als einen Staatsanwalt vermuten würde. Mancher dieser»Fälle" verdiente Platz in Lesebüchern für die Schuljugend, welchem Zwecke auch der schlichte, durchaus volkstümliche Ton des Erzählers entgegenkäme. Freilich würde dem Buch, dem wir eine weite Verbreitung wünschen, vor einer Neuauflage eine nochmalige Redigierung recht gut tun; der Verfaffer ist nämlich zwar, um ein gutes Deutsch recht sehr bemüht und versucht sogar, auS der Sprache zu schöpfen; das glückt ihm aber manchmal nicht; Wortspiele und Wortspielereien, die so entstehen, find ein behebbarer Schönheitsfehler der sonst vor allem in der Gesinnung anständigen Arbeit.' l. g. Deutsches Wirtschaftsjahrbnch für die Tschecho slowakei 1936. 4. Jahrg.(Selbstverlag, Prag II., Na Struze 8.) Auch der von der Arbeitsgemeinschaft der deutschen wirtschaftlichen Verbände in Prag unter redaktioneller Leitung von Dr. Josef K i S- linger herausgegebene vierte Jahrgang des bekannten Jahrbuches weist einen reichhaltigen Inhalt auf. Es enthüll vor allem zwei größere Arbeiten, eine über die Staatswiffenschaft in der Depression von Tr. Armin Spitaler , die andere über die tschechoslowakische Volkswirtschaft 1984/35 von Dr. Karl Uhlig, in welchen eine außerordentliche Fülle von Material zufammengetragen ist sowie eine alphabetisch geordnete Besprechung von wirtschaftlichen Tagesfragen, die zusammen mit den ähnlichen Beiträgen in früheren Jahrgängen«in brauchbare» volkswirtschaftliches Lexikon ergeben. Ein Verzeichnis deutscher 'Organisationen der Wirtschaft in der Tschechoflowakei beschließt das Jahrbuch, das sich eine angesehene Stellung in der leider sonst seltenen deutschen WirtschastSliteratur in der Tschechoslowa kei erworben hat. E. St. Ülevy pri spläceni pohledävek.(Die Erleichterungen bei der Abzahlung von Forderungen.) Unter diesem Titel hat der aus dem Richte-Stande hervorgegangene Sektionsrat des Justizministerimns Dr. Karel Loula eine Ausgabe dör im Dezember 1935 erschienenen, am 1. Jänner 1936 in Kraft getretenen Notverordnungen über die Erleichterungen bei der Abstattung der Forderungen gegen Landwirte(Bdg. Nr. 250/1935), gegen Arbeitslose(Bdg. Nr. 241/1935) sowie bei der Abstattung von langfristigen Schulden(Bdg. Nr. 249/3») veranstaltet. Die Arbeit, die im Rahmen der Zeitschrift»Prävo kefloslovenskö" sowie als Separatdruck im Verlage„Ein" erschienen ist, enthält werwolle Erläuterungen zu den komplizierten Bestimmungen. Es ist bekannt, daß diese in aller Eile knapp vor Jahresschluß beschlossenen und kund- gemächten Verordnungen.außerordentlich schwierig und unllar formuliert sind. Loula hat sich also einer mühevollen, aber notwendigen Arbeit unterzogen. Ta er schon die früheren, provisorischen Bestimmungen über den Exekutionsschutz der Landwirte und Arbeitslosen literarisch behandelt hat, war er hiezu mehr als jeder andere berufen. Das Werk kann allen, die mit der Anwendung der Verordnungen praktisch zu tun haben und. der tschechischen Sprache mächtig sind, empfohlen werden..Es kostet 11 Kö. E. Sch.. Dävky za nredni ükony.(Die Abgaben für Amtshandlungen.)- Ter Sekretär des Obersten Verwaltungsgerichtes Dr. Jiii H r 0 m a d a hat das Gesetz über'die Abgaben von Amtshandlungen aus dem. Jahre 1925 in der Fassung, die-es durch die Novellen von 1926 und 1935 erlangt hat, mit der neuen Durchführungsverordnung(Nr.248/35), den Abgabeordnungen, den Materialien und der Judikatur im Verlag„Ein" als Separatabdruck aus der Zeitschrift„Prävo keskoslovenskk" herausgegeben. Die gründliche und verläßliche Arbeit wird, dem Praktiker. gute'Dienste leisten.(Preis 12.50 KC.) ■■ s, E. Sch. Bavtin Spravedlivemu(Ter Lorbeer dem Ge rechten ),. Verlag Orbis, Prag ; Umfang 340 Seiten, Preis drosch. 88 Kä, gebunden 50 XL. Tas Buch enthält 305 Artikel über Masaryk , die in den letzten Jahren in ausländischen Blättern erschienen find. Za sovktsko« rivilisari(Sowjetzivilisation). In Generalkommission Verlag Orbis, Prag ; 580 Setten, drosch 55 Kä, geb. 65 Kä. Der Hnmanitas-Berlag in Zürich kündigt auch für dieses, Frühjahr ein paar beachtenswerte Neu-- erscheinungen an. Bon Romain Rolland : „Bia saera", den Schlutzband von dem zweiten, großen Romanzyklus»Die verzauberte Seele". Damit liegt für alle Freunde und Leser Romain Rollands auch dieser Zyklus voMändig in deutscher Sprache vor. Von Karin Michaelis , wohl das beste ihrer Bücher:„Rielsine, die Mutter." Ein Lebensbild der Mutter der größten dänischen Dichterin, von dem die große, dänische Presse schreibt: Karin Michaelis hätte nie etwas Schöneres geschrieben.— Voü der kürzlich verstorbnen Schriftstellerin Johanna Sanzara :„Die glückliche Hand." Eine Krankenschwester erlebt ihre große Liebe, verliert aber diesen Mann und kehrt in ihren Beruf.zurück. Eines der schlichtesten und deshalb eindrücklichsten Lebensschicksale, das je geschrieben wurde.
Ausgabe
16 (29.3.1936) 76
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