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Sozialdemokrat"
Donnerstag,? 1936. Nr. 79
was auf der Bühne vorging, klarer und verständlicher. Im Stück war die Rede von einem jungen Flieger und seiner Braut, dis infolge eines Motor- defekres gezwungen waren, auf einer unbekannten Insel notzulanden. Tie Verunglückten werden von Kannibalen umringt, die ihre Absicht, die Fremden zu verspeisen, nicht verbergen. Aber mit Hilfe der Sprache der Zeichen und Gesten bittet der Flieger den Häuptling der Kannibalen um Gnade für sich und seine Braut. Der Häuptling läßt sich schließlich erweichen, und alles endet gut. Nach Schluß der Vorstellung trat der Schanspieler, der den Häuptling gespielt hatte, vor die Rampe und erklärte dem Publikum— in der Zeichen- und Gestensprache des Professors Paget— die Vorteile der neuentstandenen Sprache. Zum Schlüsse trug ein anderer Schauspieler zu Geigen- und Klavierbegleitung ein Gedicht in der Zeichensprache vor.^- Klavierabend der Deutschen Musikakademie, Lyzeumsaal heute 20 Uhr, Prag II., Charvätovä Nr. 5.
Deutsche sozialdemokratische Frauenorganisation Prag Freitag, den 3. April, 8 Uhr abends, im Parteiheim, Narodni tk. 4, Frauenabend mit Vortrag des Genossen Dr. E. Franzel über das Thema „Zwischen Frieden und Krieg“
dos- der Partei Bezirksfrauenkomitee. Freitag um 7 Uhr Sitzung.
Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Donnerstag halb 8: Das M ä d ch e n aus dem goldenen Westen, neuinszeniert, C 2.— Freitag halb 8:EinKindklagtan, Erstaufführung, Dl.— Samstag halb 8: Große, Liebe, Ensemblegastspiel des Theaters in der Jo- sefstadt, Abonnement aufgeboben.— Sonntag halb 3 Uhr: Der Freischütz, Arbeitervorstellung, halb 8: Ping-P ong, Gastspiel des Theaters in der Josefstadt , Abonn-ment aufgehoben. Spielplan der Kleine« Bühne. Heute, Donnerstag 8: U n entschul digte Stunde. — Freitag 8:Dr. med. HiobPrätorius.— Samstag halb 8: Ich und mein kleiner Bruder, Erstaufführung.— Sonntag 3: College Crampton, 8: Ich und mein kleiner Bruder.
SIMM mit längerer Praxis, der tschechischen und deutschen Sprache vollkommen' mächtig, gesucht. Längere Betätigung auf sozialem oder gewerkschaftlichem Gebiet, bevorzugt. Zuschriften an die Verwaltung„Sozialdemo- i krat", Prag XU., Fochova ti. 62.
Veremsnacänektetr
Freitag, den 3. April, treffen wir uns alle um 8 Uhr abends im Restaurant„11 Sedivich" in Prag II., Ra Bojisri(gegenüber dem Sanatorium Schneider), zu einem gemütlichen
■ Bestammenftin mit unseren Sama- rKAG ritern, die zu einem achttägigen Kurs hier sind. ,Die DTJ-Samariter nehmen ebenfalls
Jene Falken, welche am O st e r l a g e r im Brdywald teilnehmen, kommen am Freitag um 3 Uhr ins Parteiheim zu einer Besprechung. Letzter Termin für Neuanmeldungen zum Osterlager.
Mitteilungen aus dem Publikum. Bei NeffelanSschlag und Hautjucken ist in jedem Falle Magen und Darm durch den Gebrauch des rein natürlichen„Franz-J»sef"-BitterwasserS öfters gründlich zu entleeren. Aerztlich bestens empfohlen.
Am Sonntag beginnt das„Pariser Tageblatt" mit der Veröffentlichung des spannenden Zukunftsromanes Der Untergang von Prag Der englische Schriftsteller S. Fowler Sri g h t liefert hier ein Bild von Geschehnissen, die Europa jeden Tag überräschen können. Dieser Roma« ist von' so unerhörter Spannung, daß er den Leser von der ersten bis zur letzten Fortsetzung feffeln wird. In allen. Kiosken erhältlich. Soebest erschien das sensationelle Buch: Manuel Humbert: .^Hitlers Mein Kampf — Dichtung u. Wahrheit" .mit einem Vorwort von Heinrich Mann (Umfang 400 Seiten). Preis 30 ffrs. Verlag„Pariser Tageblatt" 3381 Paris 8", 5, Rue La Boötie.
Trager
Frühlingsschleifen * Man geht an Vorgärten entlang. Plötzlich raschelt es hinterm Zaun, Ein Mann richtet sich auf. Ein Gärtner mit braunem Gesicht. Am Jäckenknops hat er einen dicken Bajtzopf hängen. Einen Baststreifen hält er zwischen den Zähnen, ein schmales zähes Band. Er bindet den wilden Wein am Zaune fest, bindet lauter kleine schmucke Schleifen, nicht zu locker, aber auch nicht zu fest, damit die Ranke sich regen kann. Mit einigen Feldern ist er schon ftrtig. Die zierlichen Schleifen schmiegen sich um Latte und Ranke. Die Latten sind staubig und verblichen in der Farbe, und an den Ranken schlafen noch alle Blattaugen geschlossen und wartend, aber doch ist da mit einemmäle etwas neu und anders geworden. Tie Bastschleifen künden das Neue an: der Frühling ist da und der Sommer wird kommen. Letzte schmutzige Winterreste liegen noch überall umher, vermoderte Blätter, vom Sturm abgerissene Zweige, morsche Straßenbahnfahrscheine,, die der Wind durch den Zaun in den Garten geweht hat. Aber die Frühlingsschleifen leuchten-am Zaun— das ist der Anfang.• Ä’A' Und s o sollte-man den Frühling darstellen, nicht als nackten Jüngling, der lächelnd über erwachende Fluren schreitet, nicht als blükenstreuende Götrin, sonder« als braunen Gärtner mit der Baststrähne am Jackenknopf. Götter sind Chimäre; sie erscheinen auf den Bildern der Familienzeitschrif- ren. Aber ehe die Zeitschrift gedruckt ist, kann es noch einmal schneien. Und nichts ist lächerlicher als ein Frühlingsgott, der den Schnupfen hat. Auf Götter ist kein Verlaß. Wenn aber der Mann mit der Baftsträhne erscheint, dann ist es wirklich so weit. Er raschelt hinterm Zaun und bindet die Ranken fest. Mit kleinen Bastschleifen bindet er den Frühling und den Sommer fest. Der Zaun ist das Gerüst, an dem er mit schmalen Bändern die kurze Illusion des Südens befestigt, mit der uns auf dem 50. Breitengrade zwischen Frühling und Herbst der Sommer tröstet. Die Bastschleifen sind zähe und von schmiegsamer Festigkeit- Aber die Sommersonne wird sie rösten und nwrsch machen, und im Herbst werden sie grau und schmutzig und zerschlissen unter den entblätterten Ranken wieder zum Vorschein kommen. Tas sommerliche Fest wird zu Ende gehen. Unseren Illusionen ist keine Dauer beschieden. Sie sterben in kcchlen Gärten— wenn überhaupt in Gärten... Der Gärtner aber hat uns, ohne daß er es ahnt, etwas Gutes angetan Er ist der Frühlingsbote, und wir leben auf, wenn wir ihm begegnen. Denn dem Herzen tun die Illusionen Wohl, mit denen der Frühling die Menschen betört.
Eine Provokation des Bio„Avion". Das Prager Bio„Avion" hat einen. Gefthäftsvrief unserer Verwaltung mit folgender Bemerkung in tschechischer Sprache zurückgesendet: P. T. Ihren Brief betrachte» wir als Gipfeich u n k t der P r o v o k a t i o n. Es ist Ihnen doch sicherlich bekannt, daß Sie im tschechischen Prag sind und einem tschechischen Unternehmen schreiben. Sie konnten also soviel Takt und A n st a n d besitzen und tschepisch schreiben. Von dieser Unterloeisung in Takt und Anstand mögen alle die vielen Deutschen, die auch das Bio Avion besuchen, Kenntnis nehmen!
mehr kosten muß, als das Geschäft es einbringt. Neuerdings ist aber am Masaryk-Bahn iof ein besonders forscher Herr eingerückt, dessen Haltung und Ton gewiß nicht dazu beitragen, dem Fremden einen freundlichen Eindruck von der Hauptstadt zu vermitteln. Die Feldwebel-Visage als Haus-Segen über dem Tor zur Stadt— das- ist ein schlechter Einfall und die Verantwortlichen sollten sich, wenn der ganze Betrieb schon unerläßlich sein sollte, wenigstens bestimmen lassen, freundliche und weniger„diensteifrige" Leute aufzustellen. Denn Geld trägt es ohnehin keines, da der verärgerte Besucher meist lieber den Koffer öffnet als daß er die Krone spendiert, aber moralisch schadet es unermeßlich! Eine Friedenskundgebung der fortschrittlichen Frauen veranstalten die Liga für Menschenrechte und das Syndikat der arbeitenden Frauenintelligenz am Donnerstag, 2. April, im großen Saal der städtischen Zentralbücherei, Prag I., Marianske näm. 98, um 19.30 Uhr. Das Böhmisch- Sternberger Erholungsheim für Privatangestellte hat am 1. April seine diesjährige Saison eröffnet. Am 10. Mai findet von Prag aus eine festliche Fahrt nach dem Heim in Sternberg statt. Sie wird von dem Erhalter des gemeinnützigen Unternehmens, dem Einheitsverband der Privatangestellten, veranstaltet. Das Hauptbüro des Verbandes in Prag II., Na Zbotenci 18, gibt jede gewünschte Auskunft über das Heim und die Fahrt.
Xunst und Mssrn.
Das Theater der Gesten. Der englische Gelehrte, Sir Robert Paget, trägt s«h schon längst mit Gedanken, die eine Sprache der Gesten imd Zeichen betreffen, einer Sprache, die ohne weiteres allen Menschen verständlich sein müßte, ohne Umerschied der Ilationalität und des Zivisationsgrades. Im Laufe mehrerer Jahre beobachtete Paget zwei Schimpansen im Londoner zoologischen Garten und stellte mit ihnen allerlei Experimente an. Außerdem hat er viel Mühe zur Schaffung einer sogenannten „natürlichen Pantomime" verwendet, die geeignet wäre, die menschliche Sprache zu ersetzen. Die Arbeiten Pagets sind nun so weit gediehen, daß er sich em kleines Tbeaier gemietet hat.(das„Adephi- Theater in London ), und jetzt darin Stücke in seiner Gesten- und Zeichensprache' aufführen läßt. Die Premiere fand- vor drei Tagen statt. Bor Beginn der Vorstellung hielt Paget einen-Vortrag, in dem er-nachzutyeisen suchte, daß unsere Sprache fich allmählich einens System aurouiatischer Mund- und Handbewegungen nähert. In Nelen Fällen fällt die Notwendigkeit, Worte auszusprechen, überhaupt bereits weg. Die natürliche Sprache der Gesten und Zeichen aber kann allen zugänglich, allen verständlich sein. Man kann sich an sie sehr leicht gewöhnen. Als dann der Vorhang aufging, hatten die Zuschauer in den ersten Minuten das Gefühl, in ein Irrenhaus geraten zu sein. Aber dieser Eindruck hielt nicht lange an. Mit jeder weiteren Minute wurde das.
Zemska banka
Zur Hebung und Belebung des Fremdenverkehrs in Prag und. in der Republik dient insbesondere die Einrichtung der vorfinfflutlichen Gepäks- kontrolle auf den Prager Bahnhöfen. Die Grünröcke, die dem ortsunkundigen Besucher, Vor allem auch dem spxachunkundigen, indem sie ihn durch behördliche Forschheit einschüchtern, eine Krone abzapfen, während der orts- und sprachkundige sich gegen den Anschlag auf seine Tasche gewöhnlich mit Erfolg zu wehren weiß(Steuerpflichtiges führt kaum irgendwer von den Paffanten mit), sind eine alte Landplage. Solange sie ihr Gewerbe taktvoll und zurückhaltend ausüben, mag man sich aber damit abfinden, daß hier ein paar Leute ihr Brot haben, obschon es die Gemeinde Prag weit
aHlans per 31. Dezember 1935.
Aktiva
Kö
I.
a) Barbestände in ffchechoslowakischer Währung
42,133.719
b) Valuten und Münzen
64.025
II.
Guthaben den Bankanstalten
93,719.091
III.
Wechsel und kaufmännische Antveisungen
639.198.255
IV.
Wertpapiere
• 1.720,606.846
V.
Wertpapiere des allgemeinen Reservefoudes
13,095.368
VI.
Realitäten des allgemeinen Reservefondes
10,292.442
VII.
Wertpapiere des SpezialreservefondeS der Filiale
6,589.110
VIII.
Wertpapiere des allgemeinen und speziellen
PensionSfondes
133,773.887
IX.
Wertpapiere des Kurhauses der Zemska banka in
1,235.967
X.
Vorschüsse und Kredite in laufender Rechnung
1.423.675.478\
XI.
Sichergestellte Kredite
247,909.013
XII.
Kommunaldarlehen
2.406,593.547
XIII.
Meliorationsdarleben
133,322.397
XIV.
Eisenbahndarlehen
108,939.623
XV.
Realitäten
82,329.896
XVI.
Inventar
1,840.259
XVII.
Rückstände aus Darlehen und Krediten
20,479.225
XVIII.
Uebergangs-Posten
4,827.870
XIX.
Effekten der bankmäßigen Depositen
10.703,971.591
XX.
Effekten der gerichtsmätzigen Depositen
319,041.587
Zusammen:
18.062,638.696
Zusammen: 18.062,638.696
Passiva
’ I. Betriebsgrundfonds
‘56,000.000
II. Allgemeiner Reservefonds Ke 24,020.468
III. Spezialreservefouds der Filiale in
IV. Reservefonds vom Jahre 1926„ 14,019.706
V. Reservefonds für Kursverluste an
Wertpapieren eigener Emission„ 500.000
VI. Außerordentliche Reserven„ 13,509.237
58.645.684
VII. Allgemeiner und spezieller Pensionsfonds
133,774.697
VIII. Einlagen auf Einlagsbüchel
1.374,509.257
IX. Einlagen gegen Kassascheine
93,194.400
X. a) Einlagen im Kontokorrente
2.831,534.959
b) Vorübergehendes Guthaben der Kreditoren in
Girokonto
142,447.805
XI. Einlagen aus Darlehensgeschäften
64,443.680
XII. Kommunalschuldscheine
2.087,896.100
XIII. Meliorationsscheine
84,814.800
XIV. Eisenbahnschuldscheine
108,908.400
XV. Verloste Schuldscheine und fällige Zinsscheine
2,144.744
XVI. Uebergangs-Posten
50,325.618.
XVII. Ueberschuß
1,485.424
XVIII. Bankmäßige Depositen
10.703.p71.591
XIX. Gerichtsmäßige Depositen.
319,041.587-
Gewinn- und Verlusttouto per 31. Dezember 1935.
Einnahmen: K£ Zinsen• 284,342.445 Provisionen und Courtage 6,195.300 Regiebeiträge 10,019.199 Kursdifferenz bei Schuldscheinen eigener Emission 2,644.815 Kursertrag an Wertpapieren fremder Emission 2,796.211 Ertrag der Realitäten 953.946 Dwerse Erträgnisse 168.130
Zusammen: 307,120.046
Ausgaben:
Kö
Zinsen
268,003.205
Provisionen und Courtage
195.010
Steuern, Gebühren und Beiträge
3,579.138
Regieauslagen
26,991.030
Wschreib'mg von Realitäten
502.507
Abschreibung vom Inventare
363.782
Zuteilung dem allgemeinen Pensionsfonds
6,000.000
Ueberschuß
1,485.424
Zusammen:
807,120.046
Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch di, Post monatlich Kö 16.—. vierteljährig Kö 48.—, halbjährig Kd 96.—, ganzjährig KC192.—.— Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. — Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitüngsfrankatur wurde von der Poft- und Tele- ■- gravhendirektion mit Erlaß Rr.-18.800/VIl/1930 bewilligt.— Druckerei:„Orbis". Truck-. Verlags- und Zeitungs-A.-G. Prag ..