Nr. 80 Setting, 3. April 1936 (Seile 5 Die Notwendigkeit eines Gesundheitsbogens für Bürger wurde in der letzten Zeit vielerorts er­örtert. Man erfuhr von der verpflichtenden Ein- fühung von GesundheitSlegifimafionen im Ausland, unser« Arzte rufen mit Rückficht auf den ungenau bzw. überhaupt nicht bekannten physischen Zustand der Bevölkerung und vor allem der Jugend- nach einer Vereinheitlichung der Untersuchungsmethoden und der Gesundheitsbögen. Die Frage des Gesund­heitsbüchleins, das den Menschen von seiner Geburt an durch das ganze Leben begleiten soll, in Verbin­dung mit den Aufzeichnungen über den phhfischen Zustand und über durchgemachte Krankheiten, ist heute zwar aktuell, aber bei weitem noch nicht gelöst. Die Einführung solcher Büchlein hätte bestfimni ihre Vorteile bei der Assentierung, vor der Hei­rat, bei der Arbeitszuteilung; der untersuchende Arzt hatte ein genaues Bild von den vorhergegangenen Krankheiten und könnte den Zustand des Pafienten leichter und besser beurteilen; der Staat als Gan­zes hätte eine leichtere Evidenz über den Zststand seiner Bürger und wäre eher imstande zu erkennen, wo die Notwendigkeit besteht, zur Gesundung der Nation einzugreifen. Gleichzeitig aber tauchen auch die Nachteile solcher Gesundheitsverzeichnisse auf: das soziale Unrecht bei der Ablehnung von Arbeits­bewerbern mit schlechtem Gesundheitszeugnis, Irr­tümer deS Laien bei der Beurteilung des eingetra­genen ärztlichen^Befundes, Familienzwistigkeiten bei der Feststellung don gesundheitlichen Fehlern, Ver­mehrung der Arbeit d«S Arztes durch Schreibar­beiten, Möglichkeit der Dokumentenfälschung ufiv. Damit hängt auch die Frage zusammen: Wie ist es möglich, daS Aerztegeheimnis zu wahren, zu wel­chen sind die Aerzte den Pattenten gegenüber ver­pflichtet und welche halten fie sorgfälfig ein?- ES ist daher klar, daß die Frage der Einführung von Gesundheitsbögen nicht so einfach ist. Tod eines heldenhaften Hundes. In Washing­ ton   verstarb einer der berühmtesten Hunde deS Welt­krieges, der Liebling des ersten Expeditionskorps der American Legion  ", RuggS, im Hause seines Pflegevaters Colonel Hardenburgh. Ruggs war ein Drahthaarterrier, der von dem amerikanischen   Sol­daten Jimmy Donovan herrenlos auf der Straße in Paris   aufgelesen und mtt an die Front genommen wurde. In den Argonnen hat Ruggs die schwersten Kämpfe mitgemacht, fich als ein wahrer Held er­wiesen, wurde verwundet und gasvergiftet,. Über­stand aber mit seiner Truppe alle Leiden. Er war der beste Meldehund der Armee und verstand, mitten im Trommelfeuer seinen Weg zu finden. In den Kämpfen verlor er ein Auge, versah aber seinen Dienst bis zunt Waffenstillstand weiter. Er wurde auch einmal auf einem Fesselballon abgeschossen. Der Beobachter, der ihn mitgenommen hatte, sprang im Fallschirm herunter. Der deutsche Flieger, der in den Armen des Mannes einen Hund sah, soll, der Legende nach, daS Feuer sofort eingestellt haben und 'sogar durch Winken das Tier begrüßt haben. Jeden­falls landete Ruggs unverletzt. In Amerika   ist eine Biographie hon Ruggs erschienen, Gipsabgüsse seiner Pfoten werden in einem Kriegsmufeum auf­bewahrt. Ruggs bezog eine staatliche Pension, und niemand seiner ehemaligen Kriegskameraden ver­säumte, ihn in Washington   zu besuchen. Tatak und Liete verlängern das Leben." Im Alter von 111 Jahren ist in St. LouiS   die Aerztin Mrs. Davenport gestorben. Sie hat ein recht beweg­tes Leben hinter sich. Mit 13 Jahren heiratete sie «inen russischen rinzen, der im Duell getötet wurde. Von ihrem zweiten Gatten, einem französischen  Vicomte, hatte sie elf Kinder. Nach seinem Tode be­schloß die keineswegs mehr junge Witwe, Medizin zu studieren. Ihr neuer Beruf und das Studium hinderten sie aber nicht, im Alter von 68 Jahren den 22jährigen William Davenport zu heiraten, mit dem fie in glücklicher Ehe lebte und der trotz des Alters­unterschiedes seinejunge" Gattin ebenfalls als Witwe zurücklaffen mußte. DieDoktorin" war in ganz St. Louis   bekannt und' berühmt. Sie ist viel­mals wegen ihrer Alttrsfrische interviewt worden und hatte seinerzeit erklärt, daß ihrer Ueberzeugung nach nur die Liebe und der Tabak<fie rauchte lei­denschaftlich bis in die letzte Zeit!) daS Leben ver­längern. _ Dieser Wagen hat 16 Preise... Gut, dann nennen Sie mir den niedrig« sten! Zur ocsdiidilc des Rddistagsbrandcs Jürges setzt seine Enthüllungen fort Der frühere Amtswalter der Nationalsozia­ listischen   Deutschen   Arbeiterpartei in Berlin  Heinz Jürges, der jetzt stellvertretender Kampflei­ter der Schwarzen Front   in Südamerika   ist, setzt in seiner ZeitschriftTie Schwarze Front", die in Buenos Aires   erscheint, seine Enthüllungen über den Reichstagsbrand weiter fort. Auch das Argentinische Tageblatt", eine altangesehene deutsche Tageszeitung in Buenos Aires  , hat sich für den Fall Jürges interessiert und eine Sach-' Verständigenkommission eingesetzt, die erklärt hat, daß die Person des Jürges und seine Angaben durchaus ernst zu nehmen sind. Dadurch gewin­nen seine Enthüllungen erhöhte Bedeutung. Jürges behauptet bekanntlich zu wissen, daß van der Lubbe die letzten drei Tage vor dem Reichstagsbrand in einer SA-Untedkunst in Ber­ lin   zugebracht hat, er behauptet, daß er, Jürges, als Dolmetscher fungiert habe, als van der Lubbe den Auftrag entgegennahm, eine große Sa­che gegen die Kommunisten zu machen, die als kommunistisch getarnt werden sollte. Jürges hat zum Beweis für seine Behauptungen die Photo­graphie eines im Februar 1933 für Marinus van der Lubbe   ausgestellten Spezialausweis der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg   reproduziert. Jürges erzählt nun weiter, daß er über die Art des Auftrages, den van der Lubbe erhalten habe, zunächst im unklaren gewesen sei. Nach hem Reichstagsbrand hätte er jedoch sofort gewußt, um was es sich gehandelt hatte. Gewißheit erhal­ten habe er durch ein Gespräch mit dem am 30. Juni 1934 erschossenen Berliner  . Gauleiter Karl Ernst  . Darüber erzählt er:' Einige Tage nach dem Brand kommt mir auf der Treppe im Adolf-Hitler-Haus Ernst entgegen. Vertraulich hielt ich ihm am Koppel fest und flüsterte ihm zu:Das Ding mit dem van der Lubbe habt Ihr aber ausgezeichnet ge­dreht." Mit zwinkerndem Auge erwiderte er: Die Sache ist in der Eile besser gegangen als ich dachte; nur schade, daß ich mir dabei meine Uniform vollkommen versaut habe." Bei diesen Worten schob er den rechten Rockärmel hoch. Um den Unterarm trug er einen Verband. ,,'Re Brandblase, aber weiter nicht schlimm. In einigen Tagen ists wieder in Ordnung." Jürges erzählt dann weiter, wie er wegen seiner gefährlichen Mitwisserschaft gewarnt wor­den und dann geflüchtet sei. Goebbels  , der nach seiner Darstellung der eigentliche R e gis s e ü r der B r a n d st i f tun g ist, habe ihm noch nach Südamerika   zwei Gestapo­agenten nachgeschickt, um ihn erledigen zu lassen. Er sei dann tatsächlich in Südamerika   angcschos- sen,-aber nur leicht verletzt worden. Jürges wie­derholt die schon ost aufgestellte Behauptung, daß die Mitwisser des Reichstagsbrandes, ihn ausge­nommen, bei dem großen Kameradenmord vom 30. Juni 1934 aste erledigt worden seien. Zentraleuropa aufgerichtet haben werde, die Reihe an uns kommen würde? Wir werden viel»-, leicht einige Jahre Ruhe gewinnen, werden jedoch dafür mit einer um-e n 1t» innbar e n.'K a- t a st-r o-p h e..'üüßen müsien. Und das sei nicht nur für Frankreich  , sondern auch für England richtig..< Volkswirtschaft und Sozialpolitik Der Stand des internationalen Wettrüstens (R. F.) Es ist noch nicht zehn Jahre her, als alle Kulturstaaten der Welt den Kellogg-Pakt unterschrieben, in dem sie anerkannt haben, daß der Krieg als Mittel zur Erledigung zwischen­staatlicher Streitigkeiten ehrlos, unzulässig und moralisch gesetzwidrig ist. Damals ist auch die Herabsetzung der Rüstungsausgaben in Aussicht gestellt worden. Vor dem Kriege, im Jahre 1913, betrugen die Rüstungsäusgaben aller Staaten der Erde etwa 60 Milliarden XL. Dies war das letzte Jahr vor Ausbruch des Weltkrieges, und zu einer Zeit ver­hältnismäßig guter Konjunktur. Im Jahre 1930 war der Höhepunkt jenes Wettrüstens, das 1913 den Weltkrieg vorbereitete, bereits um fast 100 Prozent überschritten die Rüstungen der Welt verschlangen 118 Milliarden XL. Und heute, in der Zeit eines gewaltigen Rückgangs aller Bosts­einkommen, werden dem Kriegsmoloch 290 Mil­lionen XL jährlich in den Rachen geworfen. Die offiziellen Rüstungsausgaben Ita­ler n S betragen ohne die Kosten des abessini» schenFeldzuges" 8.3 Milliarden XL, und bekanntlich hat Mussolini   erst vor wenigen Tagen die Umstellung der gesamten italienischen Wirt­schaft auf die Notwendigkeit einesunvermeid­lich kommenden" Krieges proklamiert. Japans Rüstungsbudget betrug 1931 etwas über 3 Mil­liarden, 1933 bereits 5.8 und 1935 über 7 Mil­liarden XL(gegenüber 800 Millionen, die für Schulzwecke ausgegeben wurden). Deutsch­ lands   Mehrausgaben beliefen sich bereits im Jahre 1932 auf rund 6 Milliarden XL, 1935 (ohne die Einführung der allgemeinen Wehr­pflicht mit oinzubeziehen) auf 8.9 Milliarden XL. Wie hoch die Rüstungslasten heute sind, kann un­möglich festgestellt werden. Aber auch die übrigen Groß« und Mittel­mächte rücken mit gewaltigen Zistern auf. An erster Stelle steht die Sowjetunion  . Ihr Wehrbudget belief sich 1932 auf 5.6 Milliarden XL, im Jahre 1935 auf 26 Milliarden! In Frankreich   sind die Heeresansgaben bisher am stabilsten geblieben. 1930 bettugen sie 15, 1935 etwa 18 Milliarden XL. England gab für Rüstungszwecke im Jahre 193°r über.10.5, 1935 über 24 Milliarden XL aus. Bei den Ver­einigten Staaten betrugen die Zistern für 1933 15.7, für 1935 21.6 Milliarden XL. In Polen   wurden 1935 für die, Wehrmacht  3.6 Milliarden XL ausgegeben. Das ist zwar, gemessen an den Aufwendungen anderer Länder, nicht viel, aber die Belastung des polnischen Volkes ist daraus ersichtlich, daß für Volkser­ziehung und Volkswohlfahrt zusammen kaum zwei Drittel dieser Summe aufgewendet worden sind. Belgien   endlich gibt 3.8 Mil­liarden XL aus. Um den Reigen zu beschließen, seien noch die Zahlen für die Länder der Kleinen En­ tente   genannt: In der Tschechoslowa­ kei   erfordert das Heeresbudget 1.837 Millionen XL, in R u m ä n i e n 1.7 Milliarden und Jugo­slawien 1.1 Milliarden XL. Alle diese Zahlen dürfen allerdings nicht unmittelbar miteinander verglichen werden, vor allem nicht in Bezug auf die Belastung, die. sie für die Bevölkerung bedeu­ten(und worin die Diktatur- und Expansions- staaten an der Spitze marschieren). Ebenso um­fassen die Wehrbudgets in vielen Staaten bei weitem nicht alle Rüstungsausgaben. Aber eines zeigen die Zahlen mit allem Nachdruck: wie weit selbst der ärgste Rüstungstaumel der Vorkriegs­zeit überboten worden ist und wie groß die Ge­fahr ist, die allen Böllern ohne Unterschied heute droht. Italienische Ratschläge an Paris  . Die römische Diplomatie nutzt die verwickelte europä­ische Situation aus, um ihre eigenen Zwecke zu Verfolgen..Objektiv erstrebt die italienische Tak- fil in dieser Phase dasselbe Ziel wie die Hitler- Ribbentrop, nämlich die Trennung Frank­ reichs   von England. So wendet sich die parteioffiziöse römischeTribuna" mit folgenden Ratschlägen an Paris  : Frankreich   würde einen gewaltigen Fortschritt auf dem Wege zum Frie­den und zur allgemeinen Sicherheit erreichen, wenn es von nun an eine reine französi­ sche   Politik tteiben würde. Es naht bereits der Augenblick, da man, im Interesse von Europa  , den Engländern freistcllen müsse, ihre isolierten Wege zu gehen und sich mit jenen Paradoxen abzugeben, die in London   so be­liebt sind. Polen Frankheich Rußland. Das ent­scheidende Problem in dem Verhältnis zwischen Westeuropa  , Mitteleuropa   und Rußland   scheint mehr und mehr in den Vordergrund, zu rücken. Der offiziöseT e m p s" zweifelt nicht daran, daß die Remilitarisierung der Rheinzone eine unmittelbare Gefahr für die öst­lichen und südöstlichen Nachbarn Deutsch  - ,l and s darstelle. Die Befestigung der deutschen  Rheingrenze werde die Einmischung der fxanzösi- schen Armee in ost- und mitteleuropäische Ange­legenheiten sehr erschweren. Das müsse schließ­lich auch Polen   verstehen. Der französische  Offiziosus versucht nun der Warschauer   Diploma­tie verständlich zu machen, daß die fianzösische Allianz, von der sich Polen   in der jetzigen Situa­tion anscheinend nicht einfach lossagen will, ledig­lich in dem Falle für Polen   einen Wert haben könne, wenn Warschau   sich zugleich mit derSowjetunionverständigt. Frank­ reich   würde eine große Freude empfinden, wenn die Mißverständnisse zwischen seinem Bundes­genossen Polen   und jener Großmacht, mit der Frankreich   neulich einen Unterstützungspakt abge­schlossen habe, befestigt wären. Viel interessan­ter ist jedoch die Tatsache, daß einige Lon­ doner   Kreise gleichfalls die Tragweite des osteuropäischen Problems zu verstehen beginnen. So schreiben dieTimes" zu der Unterredung Mischen dem polnischen Außen­minister Beck und Eden: In britischen Kreisen kommt allmählich die Ueberzeugung auf, daß die Verhandlungen über die Regelung der westeuro­päischen Beziehungen bloß ein Vorstadium der allgemeinen Organisation des europäischen   Friedens darstellen. Erst wenn dieses umfassende Ziel erreicht sein werde, werde der Alp verschwinden, der, nach dem Wort von Neville Chantberlain, einen bedeutenden Teil des europäischen   Festlandes bedrücke. Was nun? Der Berliner   Mitarbeiter der Pariserradstalen MorgenzeitungOeuvre" versucht die näch st enAktionen und Gesten" Adolf Hitlers vorauszusaL.  gen. In den ausländischen Diplomatenkreisen Berlins   werde nicht daran gezweifelt, daß der Führer" das so glänzend zur Schau gebrachte Erwachen des deutschen Volkes" in der nächsten Zukunst ausnützen werde. Man erwarte in Ber­ lin  , daß etwa in einem Monat, wenn nicht der Einmarsch nach Wien  , so doch wenigstens die B e- setzung von Linz   erfolgen werde. Auch derFntransigeant" spricht von den kommenden Ereignissen. Ber­ lin   brauche unsere augenblickliche Neutralität, nm freie Hand im Osten zu haben. DißaRemilitari- sierung der Rheinzone geschehe keinesMgs deswe­gen, um dort Stoßtruppen gegen Frankreich   zu konzentrieren. Deutschland   werde dort eine Ver­teidigungslinie errichten, die man mit einigen hunderttaufenden Soldaten werde halten könfien. Die übrigen deutschen   Truppenmaffen würden dann gegen Oesterreich  , Danzig  , Me­ mel   und die Tschechoslowakei  gerichtet werden. Aber sei es denn nicht klar, rüst der Leitartikel desJntransigeant" aus, daß, nachdem Deutschland  . seine Oberherrschaft über räte für billigeres Brot! Der Zustand, daß in dey Lagern Weizen- Vorräte aufgestapelt liegen, die nicht abgesetzt wer­den können, obwohl bereits das Vieh mit Weizen gefüttert wird, während gleichzeitig Millionen Kinder, Frauen und Männer nicht genug Brot zu essen haben, ruft immer wieder alle sozial denken­den Menschen zur Abhilfe heraus. Auf dem Ver- bassdstag der Deutschen Wirt- s ch af t s g e n o s s e n s ch a f t e n wurde die­ser Frage ernste Beachtung geschenkt. In einer Entschließung sind Vorschläge zusammengestelll worden, durch die eine Neuregelung der Getreide- bewirtschastung mit dem Ziel der Beseitigung der gegenwärtig herrschenden, unwägbaren Miß­stände angestrebt wird. Es wird für die Getreide­preise folgende Neuordnung vorgesehen:Der Uebernahmepreis für das von der Getreide- Gesellschaft bewirtschaftete Getreide ist gemäß den aügelieferfen Mengen zu staffeln, und zwar nach dem Grundsatz, daß sich der Uebernahmspreis im Verhältnis zur abgelieferten Menge senkt. Für die von den bäuerlichen Wirtschaften his zu zehn Hektar Grundbesitz erzeugten Getreioemengen gel­ten die Grundpreise, die je näch den Ernteergeb­nissen festzusetzen sind. Der Uebernahmspreis des Getreides von landwirtschaftlichen Betrieben mit mehr als zehn Hektar ist gemäß den von diesen erzeugten Mengen in einer absteigenden Staffe­lung derart festzusehen, daß die großen Grund­besitzer für ihr abgeliefertes Getreide einen Preis erhalten, der bis zu einem Drittel niedriger ist als der festgesetzte Grundpreis. Dadurch würde fol­gendes bewirkt: 1. Der großen Masse der kleinen Grundbesitzer bis zu zehn Hektar Besitz bleiben die gleichen Crtragsmöglichkeiten gewahrt; 2. der Gesamtaufwand für die von der Getreidegesell- schast aufgekauften Getreidemengen wird niedri­ger. Eine auf solche Art erzielte Senkung des durchschnittlichen Getteidepreises würde nicht nur dem Gerechfigkeitssinn des Volles enffprechen und mit einem Schlage die Ursache für die derzeitigen untragbaren Erzeugungsbedingungen für die Brotbäckerei beseifigen, sondern ebenso die Vor­aussetzungen für eine Verbilligung von Mehl und Brot und damit-für eine Steigerung des Ver­brauches schaffen." Diese im Interesse der Verbraucher erhobene Forderung muß mit Nachdruck vertreten werden. Sie darf bei der Entscheidung über die Verlänge­rung des Getreidemonopols leinesfalls unberück­sichtigt bleiben. Dor Rückgang der Devisenbestände Die Devisenvorräte der Nationalbank weisen seit Monaten einen fortdauernden Rückgang auf. Ende März waren sie bis auf 48.8 Millionen XL zurückgegangen. Ende März des vorigen Jahres erreichte der Devisenbestand die Höhe von 291 Millionen Kronen, um bis auf$25 Millionen Kronen im Juni des gleichen Jahres anzuwach­sen. Im Juli 1935 setzte dann der Rückgang ein. Der niedrigste Devisenstand, den die Nationalbank bisher ausgewiesen hat, betrug 13 Millionen XL. Das war im Juni 1934, noch einige Monate be­vor die Konffription der ausländischen Wert­papiere durchgeführt wurde. Diese neuerliche starke Abnahme wird mit umfangreichen Rohstoffeindeckungen erklärt, zu denen die tschechoslowakische Industrie in den letz­ten Monaten übergegangen ist. Immerhin ist da­bei zu berücksichtigen, daß die tschechoslowakische Außenhandelsbilanz im Jahre 1935 mit einem erheblichen Aktivum abgeschlossen hat und daß fich auch in den ersten zwei Monaten 1936 ein Aus­fuhrüberschuß ergab. Da inzwischen auch die Be­zahlung der Exportaufträge in Kronen erschwert worden ist, müßte der Schwund der Deviscnvor- eigentlich zum Stillstand kommen.