Fürsorgeminister Netas in Westböhmen Gleich bei Uebernahme seines Amtes batte Fürsorgeminister Genosse Jng. N e c a s es sich zur Aufgabe gemacht, mit den Vertretern der Be­völkerung der von der Wirtschaftskrise am meisten tzeimgesuchten Teile unseres Staates in persön­liche Verbindung zu treten, um aus der tatsäch­lichen Kenntnis der Verhältnisse heraus die zur Bekämpfung des Notstandes erforderlichen Maß­nahmen treffen zu können. Nach einem Besuch der Gebiete von Reichenberg und Gablonz hat nun Minister Necas Samstag in Begleitung dec Abgeordneten Taub, de Witte und Katz die. von der Krise am schwersten betroffenen west­böhmischen Bezirke Elbogen , Falkenau , Graslitz , Neudek und Kar ls bad be­sucht. Vertreter der Industrie, der Arbeiterschaft, der Bezirks- und Gemeindevertretungen schilder­ten dem Minister die Lage der einzelnen Produk­tionszweige, das Elend der Bevölkerung urch das Unvermögen der Selbstverwallungskörper, hel­fend einzugreifen. Die notleidende westböhmische Industrie ist durchwegs Exportindustrie und die sich daraus ergebenden Forderungen wurden fast überall gleichmäßig formuliert: Exportförderung, Beseitigung alter Ausfuhrhindernisse, Abschluß entsprechen­der Handelsverträge mit allen Ver- b räucher ländern und für die von der Krise am schwersten betroffenen Arbeitslosen die Ermög­lichung von N o tst an ds a r b eit en und in« entsprechend« Dotierung der Ernäh­rungsaktion, in die auch die Jugend­lichen einzubeziehe« und von der Erwerbslose mit irgendeinem kleinen Renteneinkommen nicht ausgeschlossen werden sollen. Bor allem die Vertreter der Arbeiterschaft betonten über­all, daß das wichtigste die Beschaffnng vonArteitist. In allen diesen Besprechungen, die am Sitz der Bezirksbehörden stattfanden, hörte Minister Nekas die Ausführungen der einzelnen Sprecher mit größtem Interesse an und nach Beendigung der Aussprache ging er auf die vorgebrachten An­regungen ausführlich ein, wobei er versicherte, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, dauiit die geäußerten Wünsche, deren Berechtigung der Minister in den meisten Fällen anerkannte, er­füllt werden. Mit besonderem Nachdruck betonte Minister Nekas, daß er sein Amt völlig ob­jektiv auffafse und daß ihm jede Benachtei­ligung irgendeines Bollsteiles vollständig fern liege. Diesen Eindruck gewannen wohl auch alle Teilnehmer an den Besprechungen. Vor allem die Arbeiterschaft fieht im Für- sorgeminister Necas einen treuen Sachwalter ihrer Interessen, der gemeinsam mit den übrigen sozialistischen Ministern bemüht ist, Hilfe zu brin­gen. Sie rechnet es ihm hoch an, daß er sich diesen Tag ftei machen konnte, um an Ort und Stelle den in Westböhmen herrschenden Notstand kennen­zulernen. Wir sind überzeugt, daß her Besuch in diesem Krisengebiet nicht ohne Wirkung bleiben wird. Bei den Vertrauensmännern in Rothau und Karlsbad Auf der Fahrt von Graslitz nach Neudek kam Fürsorgeminister Genosse Neäas auch zu den Vertrauensmännern der Rothauer Arbeiter, die ihn herzlichst begrüßten und denen er in länge­ren Ausführungen schilderte, daß es das unab- lässige Bestreben der sozialistischen Parteien ist, der schwer geprüften Rothauer Bevöllerung Hilfe zu bringen. Die Rothauer Genossen waren für den'Besuch außerordentlich dankbar und baten den Genossen Neäas, ihre G r ü ß e d c n t sch e- wischen Sozialdemokraten zu überbringen.' Nach Abschluß der offiziellen Besprechungen in Karlsbad hatte Genosse ReLah eine längere Aussprache mit den Vertrauensmännern des Karlsbader Bezirkes, die ihm ihre besonderen Wünsche vortrugen. Erst in später Nachtstunde trat Minister Neias die^ Heimreise an. Unser, südmährischerVolkswille" meldet: In der Z n a i m e r Henlein -Partei stinkt Die Herren Führer haben vollauf zu tun, den Gestank zu verscheuchend der von den det, daß die gesamte Arme« des Regus in der Schlacht am Aschangi-Dee, die volle vier Tage daüerte, anfgerieben wurde. Die Trappen des Nrgns stieben in Unordnung. An der ganzen italienischen Rordfront wurden alle italienischen Abteilungen eingesetzt, um die abessinisch« Nieder­lage zu vollenden. DaS siegreich« italienische Armeekorps rückt, indem es der Armer des Regus auf den Fersen folgt, gegen Quorum vor. Es wird erklärt, daß der Regus, als er alle seine Hoffnungen schwinden säh, mit einem kleinen aus Soldaten der kaiserlichen Garde bestehenden Zug nach Dessirgeflohenist. Arbeiter, hört Ihr es? So spricht über die Henleinpartei Anton Malek, der diese Partei gut kennt und in ihr eine führende Rolle spielte! Der Parteiaustritt Maleks bestätigt, was wir im­mer sagten: das Geschwätz von der VolkSgemein- schaft ist ein Schlagwort, mit dem man die Ar­beiter betören und von ihrem notwendigen und gerechten Kampf um den Sozialismus äbbringen Willi Wir freuen uns darüber, daß dies immer mehr Arbeiter erkennen und der Volksgemein­schaft A d e s.a gen l. London . Der Dreizehnerausschuß des Völkerbundes wurde für Mittwoch, den 8. April, vormittags nach Genf einbrrufen. Er wird die Ergebnisse der Dchlichtungsbestrebungen» welche Gesandter Madariaga unternahm, zur Kenntnis nehmen und alle notwendigen Maßnahmen tref- fen, welche die gegenwärtige Lage im abessinisch­italienischen Konflikt erfordert. Die abessinische Regierung hat dem Ge­sandten Madariaga mitgeteilt, daß sie zu Ver­handlungen mit dem Dreizehner-Ausschuß über eine Versöhnung mit Italien im Sinne der Re­solution dieses Ausschusses und gemäß der Dar­legung, welche die abessinische Regierung am 20. März d. I. dem Dreizehner-Ausschuß über­sandte, bereit isK' Abessinien werde seinen defini­tiven Standpunkt bekanntgeben, sobald Italien die Versicherung gebe, daß es im Rahmen und im Geiste, des Völkerbundes verhandeln wolle. Die italienische Regierung gab bekannt, daß sie kurz nach Ostern ihren Vertreter zu den Beratungen des Dreizehner-Ausschusses nach Genf entsenden werde. Dagegen wird die von Frankreich für den kommenden Mittwoch vorgeschlagene zweite es! um zahlreichen unredlichen Funktionä­ren ausgeht und müssen alle Ueberredungskunst aufbieten, um die enttäuschten und un- zufriedenen Mitglieder zu beruhigenl Die Arbeiter, die seit Monaten gegen die Parteifüh­rung in offener Opposition stehen und.vielfach keine Mitgliedsbeittäge mehr bezahlen, begin­nen jetzt die Henleinpartei zu verlass en! Es komme« täglich Henleirr- arbeiter zu«ns, die erklären, daß sie von derVolksgemeinschaft" mit dem Millionär I i ll v genug habe» und die Ersuchen, sie in die<2 o z i a l- demokratische P a r t e i auf­zunehmen. Wir können heute der Oeffentlichkeit mittei­len, daß auch Anton Malek ans der Hen- lcinpartei ausgetreten ist und im VolkShaus eine Beitrittserklärung für die So­ zialdemokratische Partei abge­geben hat! Herr M a l e k ist nicht der Erst­beste. Er ist ein Arbeiter, der bis zum Tage sei­nes Austrittes aus der Henleinpartei Mit­glied d er K r e i s l e i t» n g wär! Herr Malek hat in der Znaimer Henleinpartei eine große Rolle gespielt! Er hat verschiedene Aemter bekleidet und der Bezirksleiter Brosch stellte ihm das Zeugnis aus, daß er zu seinen besten und werwollsten Mftarbeitern gehöre! Malek wurde im Wahlkampf im Auw von Versammlung zu Versammlung geführt und überall als der v o r- bildliche deutsche Arbe i t e r vorge­stellt, der dem Marxismus abgeschworen hat und der einsicht, daß' den Arbeitern nur. geholfen wer­den kann, wenn^ sie sich mit den Kapitalisten und Millionären in einer Volksgemeinschaft vereint- Flucht aus der Henlein -Partei zu uns! Ein SdP-Krelsleltungsmitglied ersucht um Aufnahme In unsere Partei gen! Malek hat in Dutzenden Versammlungen gesprochen und für die alleinseligmachende Volks­gemeinschaft geworben. Aber noch ist kein Jahr vorbei und Malek, der I Paradearbeiter der Znaimer Henleinpartei,! kehrt der Volksgemeinschaft angewidert und angeekelt den Rücken! Er hat schon in dieser kurzen. Zeit erkannt, daß das Gerede von der Volksgemeinschaft Unsinn oder Betrug ist. Malek erzählt über die Gründe seines Austritts: Ich bin in der Sudetendeutschen Partei, die ich irrtümlich für eine so­ziale Partei hielt, für die Interesse» der Arbeiter und Arbeitslose« ein­getreten. Aber das gefiel de» Herren­nicht! Wer für die Rechte der Arbei­ter kämpft, ist in ihren Augen ei« Roter". Wenn ich in den Sitzungen Forderungen der Arbeiter ver­trat, so rief man mir oft zurMa­lek, du bist«in Marxist!" Ich bi« daher schließlich aus dieser Par­tei, die ich als eine durch und durch arbetterfeindliche und faschistische Partei, kenne« lernte, ausgetre ­ten." Volksfront, wohin? . Von unserem Pariser Korrespondenten Wird der Druck der französischen Massen nach links, der seinen gewaltigen Ausdruck in der Kundgebung vom 14. Juli 1935 in Paris zum «Andenken an den Bastille-Sturm von 1789 fand, der sich zuletzt nach dem^Attentat der Action Fran- caise auf Leon Blum manifestierte, bei den Wah­len seinen Ausdruck finden? Alle Welt erwartet es nicht anders. Und ebenso, wie es der begeisterte Wille der Massen zum Kampf für ein besseres Dasein und zur Zerbrechung der Reaktion in jeder Form war, der schließlich die Linksorganisatio­nen dazu veranlaßte, die Folgerungen daraus zu ziehen und den Kontakt unter den Parteien von den Radikalsozialiften bis zu den Kommunisten unter Einschluß der Gewerkschaften und der Liga für Menschenrechte herzustellen und zu festigen, so wird auch der Wahlkampf und ein Wahlsieg der Linken die Parteien zwingen, die Frage ihres Verhältnisses zueinander und zu den Tagesauf­gaben einer Linksregierung zu losen, die den Wünschen der Massen gerecht zu werden hat. Kein Zweifel, daß die Ereignisse in Spanien , von den Arbeiterorganisationen und selbst den linken Tei­len der Radikalsozialisten mit lebendiger Stziii- pathie verfolgt, der Zuversicht einen mächtigen Auftrieb geben. Wo steht die Volksfront heute? Was stellt sie dar? Sie entstand aus dem Ausschuß zur Orga­nisierung eben jener einzigartigen Julikund­gebung, in der das Pariser Proletariat, begleitet von großen Teilen der Kleinbourgeoisie, sich er­neut seiner Stärke bewußt geworden war. Die Linkstendenz der^Masseir traf die Neigung der Radikalsozialisten, durch ein Einschwenken in die allgemeine Linksströmung die eigene Politik der letzten Jahre vergessen zu lassen und der vernich­tenden Antwort auf die Unterstützung der groß­bürgerlichen Doumergue-, FlaNdin- und vor der Laval-Politik zu entgehen, um vielleicht sogar noch zum Nutznießer der Linksentwicklung zu werden. Die Kommunisten waren bereit, um den Preis der Bindung der Radikalen an den Ruß- landpakt alle jene Konzessionen zu bringen, an die ein Zusammengehen mit den Radikalen ge­knüpft war. Die Sozialisten endlich sahen gleich­falls keine Möglichkeit, sich ttotz mancher An­fangsvorbehalte von her Linkensammlung auszu­schließen, obwohl der Partei das Wiedersehen mit den Renegaten der Sozialistischen Union und darunter vor allem mit den ehemaligen Neu­sozialisten schiver auf der Seele liegt. ES kamen die SenatSwahlen vom Oktober mit einem glän­zenden Beweis von Organisationsdisziplin der I Volksfrontparteien zueinander, und die Kainmer- i Wahlen rückten heran. Im Jänner 1936 endlich trat daS Programm der Volksfront ans Licht, ein schmales Ueberbleibsel von dem, was auf soziali­stischer Seite für das Minimum eines Gemein­schaftsprogramms bei Strafe einer'Selbstdiskrc- ditierung angesichts der radikalen Wünsche der Arbeitermassen gehalten worden war, Kampf gegen die Ligen, Kampf für die Verstaatlichung der Bank von Frankreich, Achtstundentag, bzw. weitere Arbeitsverkürzung,, öffentliche Arbeits­beschaffung, Hebung der Agrarpreise waren die Hauptforderungen, die die Radikalsozialisten eben noch für annehmbar gehalten hatten, um ihre Partei schriftlich auf dieses Programm zu ver­pflichten. Und keine Forderung durfte verein­barungsgemäß ausgenommen werden, wenn auch nur ein einziger Parteidelegierter widersprach! Es wäre falsch, die Kritik zu verheimlichen, die sich vor allem innerhalb der sozialistischen Partei und bei den Gewerkschaften gegen dieses Programm erhob. Sie warf der Volksfront vor, ein Instru­ment zur Bindung der Kämpfe her Arbeiterklasse an die Wünsche des linken Flügels der französi- schen Bourgeoisie zu sein, anstatt im Gegenteil das Mittel zu werden, mit Hilfe dessen sich die Arbeiterklasse gerade zur Durchsetzung der eige­nen Forderungen mit dem verelendeten Kleinbür­gertum und den leidenden Bauern verbündet, um auch ihnen den Weg aus der Not zu weisen. Die rechten Teile.der radikalen Partei, deren Einfluß auf die Parteiführung heute nicht groß ist, stehen. dem Parteibeschluß des Wagramer .Kongresses, die Volksfront mit allen Mitteln zu unterstützen, mit Mißbehagen gegenüber. Auch DaladierS Energie zwang bisher die Fronde MalvyS und seiner Freunde nicht nieder, die trotz offener Distanzierung von dem Bündnis mit den i Sozialisten und Kommunisten die Unterstützung Vie Armee des Negus aufgerieben? London . Der Krieg in Abessmhen nähert sich einer kritischen Periode. Die Italiener be­nützen jetzt ihre ganzen Streitkräfte, um den Abessiniern einen entscheidenden Schlag zu versetzen, bevor noch di« groß«« Regengüsse be­ginnen. Der Reuterberichtrrsintter in Asmara tele­graphiert: Da- italienische Oberkommando mel« Genf als Friedensvermittler Drelzehner-Ausschufi für Mittwoch einberufen Locarno -Konferenz erst nach Ostern !Konferenz der Locarno -Mächte über Wunsch Englands e rst n a ch d e n O st er- feiertagen, wahrscheinlich am 14. April, i zusammentreten. Der Tagungsort ist noch nicht ! bekannt. England steht auf dein Standpunft, daß die Tagung des Dreizrhnerausschuffes den inter­essierten Regierungen ohnedies Gelegenheit z« einem Meinungsaustausch geben wird. Die französische Regierung ist jedoch ent­schlossen, gleich z« Beginn dieser Woche den Lo­ carno -Staaten ihr Memorandum zu über­reichen, an dem sie eiftig arbeitet. Es soll aus drei Dokumenten zusammengesetzt sein. Das erste wird eine Antwort auf die Behauptungen der deutschen Rote über die französische Außenpolitik | sein, das zweite eine Darlegung an die Locarno - Staaten, in der der französische Standpunft hauptsächlich in bezug auf die Rheinland - f r a g e definiert und ausgesprochen wird, was Frankreich von dem letzten deutschen Memoran­dum ablehnt(namentlich die Schaffung deutscher Festungswerke an den Rheinlandgrenzen) und was es annimmt. Das drftte Dokument wird einen konstruktiven Plan für den Bölkerbnsid ent-' halten, in welchem die ftanzösischen Friedens­grundsätze hervorgehoben werden.