Nr. 85
Donnerstag, 9. April 1936
Seite 5
Gerichtssaal 9198
Kaution für Treue
6,331.982 Metergentner in der gleichen Vorjahrs- für 1936 u. a. folgende Maßnahmen in die Wege periode. Weiter zurückgegangen ist demnach der zu leiten. Zuckererport und der Verbrauch für die Spiritus- Es ist beabsichtigt, für das Bauwesen, die herstellung. Die Steigerung des inländischen Ver- landwirtschaftliche Siedlung, die Förderung des brauches dürfte zu einem nicht unwesentlichen Fischfangs, die Organisation neuer und die Stüt Teil auf die forcierte Produktion der Schokolade- zung alter Unternehmen, die sonst ihren Betrieb fabriken zurückzuführen sein, die noch vor dem einstellen müßten, größere Beträge bereitzustellen. Prag . Der 30jährige Karl Bachor, der Zustandekommen des Schokoladekartells, das jetzt Außerdem nimmt die Regierung einen Zuschuß gestern dem Straffenat Petřit vorgeführt wurde, übrigens wieder verzögert worden ist, größere zur Förderung des Fremdenverkehrs in Aussicht. ist ein alter Gauner, der sich auf die Beschwindelung Posten bei ihren Kunden und in ihren Verkaufs: Die Frage der Maßnahmen zur Belebung des leichtgläubiger Weibchen spezialisiert hat. Er verfilialen unterzubringen suchten. Schiffsbaues wird geprüft. Die Regierung wird fügt über glatte Umgangsformen, eine schmalzige Beredsamkeit, eine elegante Garderobe und seine Die Melasseproduktion war mit 1,359.371| dem Parlament ein Straßenbauprogramm und Meterzentner etwas geringer als im ersten einen neuen Plan für die Elektrifizierung der Finger sind aufs beste manifürt. Halbjahr 1934/35, in dem sie 1,469.177 Meter- Eisenbahnen vorlegen sowie Vorschläge über die zentner erreichte. Errichtung einer staatlichen Gewerbebank und einer staatlichen Hypothekenbank zur Erleichte rung der Kreditgewährung.
Die Zahl der Arbeitslosen nach den norwegischen Arbeitsnachweisstatistiken betrug Ende 1935 40.089. Zur Bekämpfung dieser Arbeitslosigkeit beabsichtigt die norwegische Regierung
Die Kredite für die Krisenbekämpfung belaufen sich auf 88.4 Millionen Kronen gegen 69.9 Millionen für das abgelaufene Haushaltsjahr.
Der mittlere Orient erwacht
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Sein legtes Opfer ist die 23jährige Beamtin Iara S. Bei der Verhandlung erwies sich, daß Bachor in reichem Ausmaß über zynischen Wiz vers fügt. Er verschmähte die billigen Effette seiner Berufskollegen, die ihren Bräuten" unter verschiedenen materiellen Vorwänden ihre Ersparnisse abfnöpfen. Karl Bachor ging die Sache raffinierter an, ten gleich beim ersten Stelldichein. Aber ein ata
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„ Ich bin Jurist", erklärte er seiner Auserwähl demischer Beruf fann heutzutage einen Mann von Kultur nicht ernähren. Ich habe daher ein Fahrs radgeschäft aufgemacht. Ich habe einen tüchtiger Geschäftsführer und kann mich also ganz der Literatur widmen. Denn eigentlich bin ich Dichter." Allen Anzeichen nach gerät nun der mitt- 1 und in beständiger Verbindung mit dem ägypti= Diese fühne Behauptung ist belegt durch einige lere Orient, also die arabischen halb unabhängi- fchen Kriegsministerium stehen solle. In Pas poetische Ergüsse des Angeklagten, die dem Gerichtsgen und unabhängigen Staaten zwischen dem Nil- lästina steht noch immer das Problem des Ge= aft beilagen und deren Verlesung beträchtliche Heis tal und dem Persischen Golf, wieder in Gärung. se bgebenden Rates im Vordergrund. terkeit hervorrief. In einem dieser Gedichte heißt Jubiläum eines ,, Führers" Diesmal scheint das unter französischem Mandat Die Araber sind für seine Einsetzung, die Juden es 3. B.:„ Ich habe im Tal der Scharka gefüßt meine füße Klárka..." Als Klara einmal zu spät Am 9. April find 600 Jahre vergangen, seit stehende Syrien die Führung der Unabhängig- dagegen. Die Entwicklung in Palästina wird her Mongolen- Khan Tamerlan, ursprünglich feitsbewegung zu übernehmen. Nach zwei Mo- aber wahrscheinlich von der allgemeinen Entivid- sum Stelldichein kam, schmuggelte er ihr ein weiteres dichterisches Meisterwerk ins Täschchen, in wel= Timur- Leng genannt, geboren wurde. Unter der naten dauernden Streiks, Meutereien und De- lung in dem gesamten arabischen Orient abhängen. chem er in schrecklichen Knittelversen erklärt. daß Zahl der Eroberer, die aus Asien kommend, Europa monstrationen hat die französische Verwaltung In diesem Zusammenhange müssen auch die be- sein Herz von Eifersucht gesprengt sei" usw. und Afrika überschwemmten, ist er wohl derjenige, eingesehen, daß man den Weg des Kompromisses harrlich auftauchenden Gerüchte über die An- Die Wirkung blieb nicht aus und Klara flü vor dem die Menschheit am meisten in Schrecken erbebte, und der auf die grausamste Weise ein riesiges beschreiten müsse. Nachdem Mitte März zwischen sprüche des Emirs Abdullah von Trans- sterte dem„ Bräutigam" zu, daß sie eine ganz hübGebiet unſeres Blaneten unter seile era bem franzöſiſchen Hohen Kommissar de Marjordanien auf den Thron eines zu gründenden ſche Mitgift mitbrinam" zu, daß fie eine brachte. Er war der Sohn eines mongolischen te I und den Führern der arabischen Parteien neuen arabischen Königreiches, zu dem auch Pa- feinfühlig, um sich auf solche finanzielle ErörterunHäuptlings und eroberte, als alle mongolischen eine Zusammenkunft stattgefunden hat, hat man lästina gehören soll, verzeichnet werden. Diese gen einzulassen, was sein Ansehen bei dem verliebAsien von der chinesischen Mauer bis nach Mostau tion nach Paris beschlossen. Es ist zum charakter. Sollte aber die Aufhebung des syrischen 7000 Kč auf Nimmerwiedersehen in den Taschen Emire unter seiner Herrschaft standen, fast ganz die Entsendung einer arabischen Delega - Gerüchte tragen einen ausgesprochenen Tendenz- ten Mädchen noch beträchtlich steigerte. und vom Indus bis zur Gangesmündung. Die erstenmal seit der Uebernahme des syrischen Man- Mandates zur Tatsache werden, so ist mit einem des Schwindlers verschwanden. Eroberung der alten indischen Hauptstadt Delhi iſt dats durch Frankreich , daß die Pariser Regierung spontanen Wiederaufleben der arabischen Einig- dieser Herauslockung war wirklich originell. ein einziges Massenmorden gewesen.„ Weder lebende Männer, noch das Weinen eines Kindes, noch das sich zum Empfang einer offiziellen Delegation der teitsbestrebungen zu rechnen. Bellen eines Hundes, noch das Krähen eines Hah- arabischen Nationalisten bereit findet. Es hanEine Konzession an die Flamen. Die belnes ließ er hinter sich", so schreibt ein zeitgenöffi- delt sich, wie verlautet, um Verhandlungen über scher Chronist über ihn. Zum Schluß widerstand den Abschluß eines Vertrages nach Art jenes, den gische Kammer hat gegen den heftigen Widerstand ihm nur noch China , und als er dorthin auszog, Großbritannien seinerzeit mit Frat abgeschlossen eines großen Teils der Wallonen ein Gesetz über starb er im Jahre 1405.-Trotzdem ist seine Be- hat. Man kann wohl sagen, daß es heute um die Anpassung der Abgeordnetenzahl an die Erdeutung in der Geschichte sehr gering geblieben. nichts geringeres geht als um den mehr oder gebnisse der Volkszählung von 1930 angenommen, Troß der Riefenmacht, die er besaß, konnte er feine minder raschen Abbau des französi das für den flämischen Voltsteil Belgiens mögKultur hinterlassen. schen Mandats über Syrien . Man darf licherweise von großer Bedeutung werden kann. annehmen, daß die Zerreißung des Rheinpaktes Denn die Flamen erhalten dadurch Chancen, die durch Hitler nicht ohne Einfluß auf die Nach- Kammermehrheit zu erlangen. Nach der Volks: giebigkeit der französischen Regierung war. zählung von 1930 bekannten sich nämlich Die Verhandlungen zwischen dem dem britischen 3,473.000 Belgier zum flämischen, 3,390.000 Hohen Kommissär in Kairo und der ägypti zum wallonischen Volkstum, d. h. sie sind jeweils schen Nationalistenregierung nur ihrer Muttersprache, flämisch beziehungsweise scheinen, nach den letzten Londoner Nachrichten, französisch, mächtig. Weitere 1,450.000 Belgier auf einen toten Punkt gelangt zu sein. Es han- sprechen beide Sprachen und dürften sich in ziemdelt sich noch immer um die beiden entscheidenden lich gleicher Stärke auf beide Gruppen vertei Buntte: das britisch ägyptische Kondominium über len. Diese flämische Mehrheit wäre allerdings britisch- ägyptische den Sudan und die englischen Garnisonen in wohl ziemlich klein. Man darf dies Moment auch Kairo und Alexandrien . Von ägyptischer Seite nicht überschäßen, denn die Flamen verteilen sich wird behauptet, daß die Nationalisten in feinem ja auf eine Reihe von Parteien, und die MehrFall die Stationierung der briti zahl derselben steht sowohl Flamen wie Wallonen schen Truppen in den beiden ägyptischen offen, obwohl die beiden nationalen Gruppen oft Hauptstädten zulassen wollen. In der letzten Zeit getrennt marschieren, so daß der Riß mitten durch ist aber ein Kompromißvorschlag aufgetaucht, die Parteien hindurchgeht. Anderseits ist diese wonach zwar die britischen Garnisonen aus den Stärkung der Flamen angesichts der außenpolitiHauptstädten zurückgezogen, der britische Gene- fchen Probleme Belgiens und der Einstellung talstab aber ein Hauptquartier in Kairo haben eines großen Teiles der Flamen nicht unwichtig.
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Volkswirtschaft und Sozialpolitik
Zuckerproduktion rückgängig Das erste Halbjahr der Zuckerkampagne 1935/36 bringt im Vergleich zum ersten Halbjahr der vorjährigen Kampagne einen Rüdgang der Zuckererzeugung, des Zuckererportes und eine Erhöhung des inländischen Verbrauches. Es betrug der Verbrauch:
1. Halbjahr
1935/36 Meterzentner
Inlandskampagne 1,776.044
Für Spirituszivecke Für Futterzwecke Zudererport
1934/35 Meterzentner
1,668.653 47.166 203.919 195.019 187.512 877.669 1,019.470
Die Gesamterzeugung betrug im ersten Halbjahr 1935 5,683.783 Meterzentner gegen
Der neue Kamerad
Unsere Schritte dröhnen dumpf im Stollen gewirr. Mit jedem Schrift brödelt ein Stüd gewirr. Mit jedem Schritt bröckelt ein Stück " Tag" von uns ab, bis nichts mehr übrig bleibt als unsere schmalen, trüben Lichter. Draußen ist Sonne, hell und warm, wie eine wunderschöne Freude.
So viel Sonne! Und wir müssen in den Berg die Sonne nur für andere gemacht.
als wäre
Und doch endete dieser Liebesroman damit, daß Der Vorwand zu Schwindler Bachor gebärdete sich nämlich als übera aus eifersüchtiger und mißtrauischer Liebhaber. Er traue keiner Frau, ehe nicht das heilige Band der Ehe vor Gott und den Menschen geknüpft sei. Er tenne die Frauen und deshalb glaube er keiner von ihnen. Er habe überaus traurige Erfahrungen gemacht und seine heiligsten Gefühle seien mit Füßen getreten worden. Kurz er wußte die Sache so gefchidt einzufädeln, daß schließlich das Mädchen felbst ihm die sieben Tausender geradezu aufdrängte als Beweis ihrer selbstlosen Liebe und unwan „ Bald werden wir ja Eheleute delbaren Treue. sein und es spielt keine Rolle, ob ich das Geld habe oder Du. heißt es in einem Brief an den ., Bräutigam"
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Fräulein Klara war nicht die einzige Zeugin. bei der Strafverhandlung. Zwei weitere Frauen wurden von Bachor in ganz ähnlicher Weise herein gelegt, mit dem einzigen Unterſchied, daß er sich als Architekt bzw. Bahntechniker ausgab.
Die Verhandlung endete damit, daß der Angeklagte zu se ch 3 Monaten schweren Kera ters verurteilt und seine Anhaltung in der 3 wangsarbeitsanft alt ausgesprochen wurde, denn die Straffarte dieses Schwindlers ist reich an Vorstrafen verschiedenster Art. Die sechs Monate nahm der Dichter mit der zertretenen Seele unter sachverständigem Kopfniden an, aber die 3wangsarbeitsanstalt ging ihm, wie allen seinesgleichen, beträchtlich wider den Strich. Er meldete daher Berufung an.
rb.
Hat denn dieses blutjunge Leben da vor mir gar keine andere Möglichkeit mehr, als sich auf diese Weise selbst umzubringen? Es begann doch so hoffnungsvoll.
Wir müssen bis Halbschicht einen Schramm| schlecht, daß wir heute nicht mal die blaue Suppe machen. Was das heißt, weiß nur der, der es verdient haben!" tun muß. Man braucht sich ja nur vorstellen: Unsere Eisen fallen wieder gegen die Kohle. beiläufig zehntausend Hiebe in zweieinhalb Stun- Jeder einzelne Hieb reißt fast die Arme aus den den auf harte Kohle! Das heißt, zweieinhalb Gelenken. Wir bieten unser Lettes auf. Fallen Mit legter Kraft zerre ich Hell auf den Stunden Nohle und schlechte Luft schlucken und nach vor, biegen sich zurück, vor, zurück. Wagen und schiebe diesen vor mir her. Schienen= schwißen, daß es nur so dampft. Dabei muß man So schlechte Luft war hier noch nie. Ich stöße knattern. Wie abbröckelndes Leben. Vor zugrunde gehen, und es darf keiner Seele wur- glaube, ich mache heute selbst die Schicht nicht voll. dem Mundloch kommt Hell zu sich. Ich führe dern, wenn Bergleute von vierzig und fünfzig Mein Kopf furrt. Im Magen habe ich das ekle ihn in die Kaue. Der Ingenieur mißt uns unJahren schon dort sind, wo andere erst mit siebzig Gefühl, eine Spinne krieche darin herum. Ein freundlich. oder achtzig hinkommen. heftiger Schlaf quält mich.
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„ Es ist doch erst Halbschicht!" sagt er, als wisse er von nichts und wäre eben erst zur Welt gekommen.
Mein Kamerad hält inne. Sein Mund zuckt. Endlich! Mein Schlitz ist fertig. Hell hat Mein Kamerad geht hinter mir. Er ist noch Verdammte Schinderei!" Er spuckt aus. Die erst achtzig. Ich beginne den Bruch anzubohren. Mir brennt das Blut unter der Haut.„ Tut grubenneu. Dies verrät schon sein Gehen. Er Spude ist ganz schwarz. Hell ist erst eine halbe Er muß bis Schicht noch weg. Hell's Keuchen neben tapst in jede Wasserpfüße und sprigt mir die Woche im Berg, aber seine Lungen find schon mir ist zu einem Röcheln geworden. Laß' Ka- es ihnen etwa gar leid, daß wir noch herausge schmußige Brühe ins Genic. voll Kohle. Von seinen Händen und der rechten merad, quäl' dich nicht so!" sage ich. Er tut mir funden haben?" frage ich. Er zuckt die Achseln.„ Was ich weiß, ist Soviel ich erfahren konnte, hat Hell irgend Achsel rinnt Blut. Das ist Lehrgeld. Es wird leid und schließlich hat er für einen Lehrhäuer eine technische Schule hinter sich, aber leider keinen besser werden, wenn er mal Hände und Achseln schon genug geschrammt. Er steht auf und tau- die Luft auf eurem Ort gar nicht so schlecht!" melt. Gurgelnd fällt er vornüber. Rasch schleppe ,, Aber wir müssen darin arbeiten!" schreie befreundeten Fürsprecher neben sich, der seine hat wie Leder. Würden uns die Leute, die draußen in ich ihn in die Hauptstrecke. ich. Mir ist alles schon gleich. Auf Augenblicke Beugnisse erst lebensfähig machen könnte. Hell Hell muß an den Tag hinaus. Ich Lege sehe ich schon zwei Ingenieure vor mir, wo doch ist ein großer, starter Junge mit offenem Geficht der Sonne leben, so sehen, dann würden sie nicht und guten Augen. Er tut mir leid und doch muß mehr sagen, wir sind roh. Das sind wir ja gar meinen Rock als Unterlage auf einen leeren nur einer ist. „ Sie müssen nicht!" sagt er mit verdäch ich wieder lachen, wenn ich bemerte, wenn er bei nicht. Wir sind nur stumpf wie das rußige Licht Wagen. Ich greife nach Hell, der auf dem Boden liegt, da flirren bunte Nebel vor meinen Augen. tiger Sanftheit. den uns ganz selbstverständlichen Reden betreten vor unseren Köpfen. Stohle! Sie bringt so vielen Glück und Rote, blaue, gelbe. Sie fließen zusammen zu Ich verstehe. um sich schaut. Das wird sich eben alles noch legen. Er wird von uns lernen und unsere Art Behagen. Uns. aber stiehlt sie alles. Lachen einem großen pechschwarzenkler, der auf mich zuverstehen. Die ist genau wie wir selbst sind: ein- und Weinen, Licht und Freude. Wir wühlen in fommen will. Mit all meiner Willenskraft wehre er. fach und dreckig. Wir sagen nicht viel, aber das jie hinein, verzweifelt und fluchend. Weil wir ich mich dagegen und halte meine Augen offen. Ich darf nicht einschlafen. Was würde dann aus Gesagte jizt, wenn auch für manche Ohren etwas müssen. Wir haben sonst keine Möglichkeit. Hell schlägt nur mehr ruckweise. Der meinem Kamerad werden? zu faftig. Auf sein Gesicht fällt trübes Licht. Der Oft jagt einer am Tag draußen Freund". Schweiß rinnt in weißen Strichen über sein rußibreht sich um und verzieht das Gesicht. Wir ges Gesicht. Seine Augen sind leer, als sei ihr Mund ist halb offen. Es ist noch fast ein Kindersagen nur" Kamerad", rennen aber nicht davon, Leben ausgeronnen. Als ich diese Augen zum mund. Zwei seine Speichelfäden rinnen von den wenn wir einen aus dem fallenden Abbau helfen erstenmal sah, waren sie hell und eine frohe Mundwinkeln herab übers rußige Stinn. ,, Kamerad!" Jugend bliste daraus.
fönnen.
Armer Kamerad! Du hast gewiß auch ges Ich höre meine eigene Stimme selbst kaum. Unsere Arbeit liegt am weitesten im Vortrieb und hat die schlechteste Luft. Mein Kamerad träumt, den Himmel herunterzureißen, die Erde Auch Antwort kommt keine. Aber er atmet noch und ich jezten uns auf die Zeugkiste und rauchen aufzuwühlen und lachend durchs Leben zu gehen. ganz leise. Ich streiche meinem Kameraden die verklebuns vorerst mal eine an. Die halbe dämpfen Du hast es nicht gefannt, dieses Leben. Jezi Fürs Zigarettenrauchen ist das„ Geding" feuchst du neben mir und statt der Erfüllung dei- ten Haare aus der kalten, schweißnassen Stirn. nicht aufgestellt. Wir nehmen aus der Siste unsere ner himmelhohen Hoffnungen hast du zerfette Das flackernde Licht verzerrt durch Schatten und Helle sein Gesicht. Die Augen find tief drinnen Eisen und stellen uns zum Stock. Die Kohle ist Finger Hell lehnt am Ulm . Seine Hände hängen und glasig, die Stirn kantet weit darüber vor, hart und verspannt. Ausspringend, füllt sie die Augen und schlägt die Handknöchel blutig. Die schlaff herunter. Ich kann nimmer!" ächzt er. Nase und Kinn sind spitz und die Wangen eingeEine fleine Viertelstunde noch, Kamerad!" fallen.- trüben Lichter rußen lang auf in der dicken Luft. Wir schwitzen. vertröste ich ihn. Schau, unser Geding ist so
Ich möchte schreien,
Hell atmet immer heftiger. Plötzlich tankt Ich führe ihn aus der Kaue in die Nacht hinaus. Der Himmel ist neblig und beengend niedrig. Zwei unheimlich große, miteinander verwachsene Schatten hocken über uns darin.
" Ich hab' nie geglaubt, daß es so schiver ist!" sagt mein Kamerad leise. Mir kommt's so vor, er möchte am liebsten weinen.
"
Ja,
Brot!"
Kamerad, wir essen ein bitteres Der Körper in meinen Armen zittert. Ich faffe ihn fester. Hell gehört schon zu uns. Ich weiß und fühl' es. Er wird noch viel Kohlenstaub und schlechte Luft schlucken. Er wird fluchen ler= nen und feine, gepflegte Hände verachten.
Wie wir,
Später einmal, vielleicht gar schon nach einem Jahr, wird er über sich selbst lachen, daß er einmal so dumm war und von einer Zukunft geträumt hat. Er hat feine Zukunft mehr. Wie wir. Karl JIgner.