Rr. 86

Freitag, 10. April 1936

Sudetendeutscfier Zeitspiegel

Wieder Arbeit

An 40 Sdp- Leute in Hultschin   verhaftet für mehr als 12.000 Arbeiter

Seite 3

Schacht will Anleihen

erpressen

Er droht mit Rücktritt

und Staatsbankrott

Der englische   Journalist Francis Williamt berichtet im Londoner   Daily Herald" über eine Unterredung, die Reichsbankpräsident Dr. Schacht ,, Lidové Noviny" veröffentlichen eine Stati- schäftigt, welche alle aus der Gegend von Deutsch  - Produktive Arbeitslosenfürsorge am vergangenen Sonntag in seinem Landhaus in stik, der wir Folgendes entnehmen: Gabel stammen. Die ersten zwei waren wegen Das Ministerium für soziale Fürsorge hat Badenweiler   mit den Direktoren der Baseler Bank des Verbrechens des Militärverrates nach Pa- im Einvernehmen mit dem Finanzministerium für Im Hultschiner Ländchen   sind allein seit Internationalen Zahlungsverkehr   hatte. dem 1. Feber 1936 nicht weniger als 40 Per ragraph 6 des Gesetzes zum Schutz der Republik über 327 neue Gesuche von Gemeinden, Bezir- Schacht hatte die Vertreter des internationalen sonen in das Troppauer Kreisgericht als In- angeklagt, Medik wegen des Verbrechens nach ken und anderen öffentlichen Bauherren um die Finanzkapitals zu sich gebeten, um sie von der tersuchungshäftlinge eingeliefert worden. Sie Paragraph 12 desselben Gesetzes, weil er die Gewährung des Staatsbeitrages zu öffentlichen Notwendigkeit einer internationalen Anleihe an werden beschuldigt, Anschläge gegen die Republik Tätigkeit Runges den Behörden nicht anzeigte. Investitionsarbeiten beraten. Aus den Mitteln Deutschland   zu überzeugen. Er wies darauf hin, Runge und Müller haben nach Deutschland   mi- der produktiven Arbeitslosenfürsorge bewilligte daß er sich nur durch eine solche Anleihe weiter r a ub vorbereitet und sich an politischen litärische Nachrichten geliefert. Runge wurde das Ministerium für diese Beiträge insgesamt im Amte halten könnte, da unter Führung von Morden beteiligt zu haben, ferner mit der gerade dabei verhaftet, als er sich zur Grenze 11,498.100. Damit wird die Durchführung Goebbels   eine heftige Opposition gegen ihn im mit Angaben über den Reichenberger Flugplatz be- öffentlicher Investitionsarbei­Gestapo und anderen reichsdeutschen Funktio= Gange sei und Hitler ihn nur halte, weil er in nären in Berbindung gewesen zu sein. Fast alle gab. Die Angeklagten legten vor Gericht dar, ten mit einem Gesamtaufwand von ihm den Mann sehe, der bei den ausländischen daß die Uebermittlung von Nachrichten betreffend 100,559.523 ermöglicht. Bei diesen Banfiers Vertrauen genieße. Schacht erklärte, es Häftlinge sind Mitglieder der Sudetenden Reichenberger Flugplas nichts Staatsgefähr Arbeiten finden 12.627 Arbeiter fei ihm gelungen, Hitler von der Möglichkeit zu deutschen   Partei, ja, sogar Orts- und liches sei. Runge und Müller erhielten je drei­Bezirksfunktionäre, Sekretäre einhalb Jahre schweren Sterkers, Medis sechs Beschäftigung. und Ausschußmitglieder. Monate. Alle Angeklagten sind Mitglieder der Henlein   Partei, Runge sogar Funktionär.

versucht, Hoch verrat geübt, Menschen=

Henlein  - Leute

als Spione verurteilt Wie das ,, Právo Lidu" meldet, hat sich der Straffenat des Reichenberger Kreisgerichtes am 7. April mit der Anklage gegen Hermann Runge  , Adolf Müller und B. Me diz be­

SdP- Tagungen verboten

,, Parteitag" und

Kulturwoche"

in Aussig   und Teplitz   untersagt

Die von der Sdß mit großer Aufmachung mngekündigten und mit reichen Mitteln der Agi­tation vorbereiteten Manifestationen, die vom 17. bis 24. Mai in Auffig und Teplik stattfinden sollten, wurden von den Behörden zur Gänze

=

In Langenau   wurde der Arbeitslose Münzberg aus Warnsdorf in Haft genom  men, weil er sich des Hitlergrußes bediente und sich überdies gefährliche Drohungen zuschulden kommen ließ.

stehenden Ministerbesuch wußten, ist kein Wun­ber; er entspringt nämlich ihrer Initiative. So daß die Aufregung der Zeit" über die ,, Hintan­Seßung" der im übrigen rechtzeitig verständigten anderen Parteigruppen herzlich überflüssig ist.

Erfolg der freien Gewerkschaft

Betriebsausschuẞwahlen bei Schindler­

Schönlinde

Am Montag, den 8. April, wurden bei der untersagt, nachdem bereits vor einiger Zeit die Firma Stefan Schindler in Schönlinde   Betriebs­ausschußwahlen durchgeführt. Die Deutsche Ar­geplanten Aufmärsche verboten worden waren. beitergewerkschaft glaubte in dieser Wirkwaren Die jetzigen Verfügungen betreffen den sogenann- fabrik, deren Arbeiterschaft seit dem Jahre 1925 ten ,, Sudetendeutschen Parteitag 1936" in Auffig gende Mehrheit zu erlangen. Es ist jedoch anders ohne Betriebsausschuß war, allein die überwie=

und die ,, Sudetendeutsche Kulturwoche" in Aufſig

und Teplik.

Das Verbot der Aussiger Kundgebungen er-­folgte gemäߧ 6 des Gesezes über das Versamm lungsrecht aus Gründen der öffentlichen Sicher heit, Ruhe und Ordnung. In der Begründung des Bescheides wird gesagt:

Ereignisse auswärtiger Natur, die politisch ge­spannte Situation und die wirtschaftliche Lage drücken auf das öffentliche Leben in einer Art, die nicht weiter gesteigert werden darf.

Zu den von der Sudetendeutschen Partei in Aufsig proponierten politischen sowie kulturellen Ver­anstaltungen sollen nach der von der genannten Par­tei betriebenen Propaganda viele Zehntausende Teil­nehmer aus dem ganzen Staatsgebiet herangezogen werden. Die Propaganda operiert mancherorts auch

lichen Verbotes inszeniert werden würden.

Mit Rücksicht auf diese Umstände und die be­stehenden parteipolitischen Gegensätze müßte mit einem unruhigen Verlauf der gesamten Veranstaltun­gen gerechnet werden, was bei der in Aussicht ge­nommenen Massenteilnahme besonders in Erwägung

gezogen werden muß.

gekommen.

der Textilarbeiter: 223 Stimmen, 4 Mandate, Die Wahl zeigte folgendes Ergebnis: Union  die Deutsche Arbeitergewertschaft: 240 Stimmen, 4 Mandate, Note Gewerkschaft( Kommunisten)

55 Stimmen, 1 Mandat.

Die Arbeiterschaft des Betriebes hat sich also in ihrer Mehrheit gegen die DAG und damit gegen Henlein   ausgesprochen. Das Ergebnis ist um so beachtenswerter, als die Belegschaft vor dem 19. Mai 1935 fast zur Gänze den Parolen der Henlein  - Partei erlegen war.

Tod im Steinbruch. Ein tödliches Unglüid ereignete sich im Steinbruch der Landwirtin Marie Endler aus Nixdorf. Am Mittwoch vormittags war der 32 Jahre alte Arbeiter Sp hann Schneider aus Nixdorf mit drei Arbeits­follegen beim Ausgraben eines großen Steines beschäftigt, als sich plötzlich oberhalb der Arbeits­stelle schwere Stein- und Sandmassen loslösten und den Unglücklichen unter sich begruben. Schneider war von seinen Arbeitskameraden ge­warnt worden, konnte aber den Steinmassen nicht mehr ausweichen und wurde eineinhalb Meter tief verschüttet. Man fand den Verunglückten in tauernder Stellung mit gebrochenen Gliedern nurmehr als Leiche auf. Da die Arbeitsstätte, wie es heißt, nicht genügend gesichert war, wird der Tod des auf so tragische Weise Verunglückten ein gerichtliches Nachspiel haben.

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zu einer vier­

überzeugen, durch neue Steuern und Auslands anleihen Deutschland   vor dem finanziellen Zusam menbruch zu retten. Wenn ihm die Auslands­anleihe nicht gelinge, dann würde er gestürzt werden, und die Folge davon würde sein, daß alle Anleihen, die man Deutschland   bisher gewährt habe, verloren wären.

Wenn dieser englische Bericht den Tatsachen entspricht, woran zu zweifeln kein Grund besteht, dann zeigt er, daß Schacht gesonnen ist, seine Finanzpolitik weiterzuführen, die von Anfang an darauf gerichtet war, das Dritte Reich auf Kosten des Auslandes wirtschaftlich über Wasser zu hal­ten und sich zu diesem Zwecke dem Auslande gegenüber als den Gemäßigten" und Ver­trauenswürdigen" aufzuspielen. Daß Schachi jest zu Drohungen und Erpressungen übergeht, beweist allerdings, daß seine letzten Anleihe bemühungen in London  ( und auch die des Bank­direktors v. Stauß) erfolglos waren. Auch in Badenweiler   sollen die versammelten Banfiers, dem englischen Bericht zufolge, erklärt haben, daß für die gewünschte Anleihe die praktischen Vorausseßungen fehlen. Dennoch habe Schacht augenscheinlich begründete Hoffnungen, daß in absehbarer Zeit seine Gastfreundschaft belohnt werden wird". Mit anderen Worten: er hat die Soffnung, daß die Kriegsvorbereitungen des nas ' tonalsozialistischen" Hitler- Regimes mit Hilfe bes internationalen Finanzkapitals weiterfinan= ziert werden und er sich dadurch als Wirtschafts­diktator des Dritten Reiches   wird halten können.

Nicht einmal die Steine dürfen reden!

Wien  . Die Witive des Führers des sozials demokratischen Republikanischen Schutzbundes Maria Weiß I hatte am Grabe ihres Man nes, der bekanntlich beim Feber- Aufstand i. 3. 1934 hingerichtet wurde, auf dem Zentralfried­Smeral, der Egerländer. Auf der Kreiston­50jähriges Bestandsjubiläum der Auffiger hof einen Gedenkstein mit folgender Inschrift set­ferenz der NPC in Karlsbad   hatte Appelt die Handelsakademie. Die Aussiger Handelsakademie, Aufgabe, die neue Gottwaldlinie zu rechtfertigen. eine der ältesten und derzeit die größte deutsche zen lassen: Ein Stein unter Steinen mit der Behauptung, daß die beabsichtigten Veran- Er fand selbstverständlich Zustimmung, da| taufmännische Lehranstalt der Tschechoslowakei  , feiert im Aufbau der Menschheit". Der staltungen von der Partei auch im Fall eines behörd- Andersdenkende ja aus der Partei geworfen am 17. und 18. Oftober d. 3. das Fest ihres 50- Wiener   Magistrat hat die Beseitigung die­werden. Noch fröhlicher aber als die überzeu- jährigen Bestandes. Die Anstalt als Höhere Han- ser Inschrift angeordnet, die nach der Auffassung genden" Darlegungen des Appelt mutet die Tat delslehranstalt" war ursprünglich dreiklassig und des Magistrats eine und des Magistrats eine, politische Kunds sache an, daß diese Kreiskonferenz der egerländi wurde im Schuljahre 1900/1901 schen Kommunisten den Smeral als klassigen Handelsakademie ausgebaut. Angegliedert gebung" darstellt und die Tätigkeit des Ver­Parteitagsdelegierten gewählt find: ein einjähriger Abiturientenkurs für Mittel- storbenen billigt. Die Witwe legte beim Obersten  hat. Angesichts der Bemühungen der KPC, auch schulabsolventen, eine zweiflasſize Handelsschule für Bundesgericht   Berufung ein, das die Be­mit den Henleinleuten eine Einheitsfront" her- Knaben und Mädchen, eine kaufmännische Foribil- schwerde gleichfalls mit der Begründung verwarf, Die beabsichtigte maffenhafte Zusammenziehung zustellen, muß es nicht durchaus als ausgeschlossen dungsschule. Aus der Anstalt sind während der daß die Inschrift eine Kritik darstellt, die nicht der Parteiangehörigen zu diesen Veranstaltungen gelten, daß Smeral demnächst der ,, Egalända Zeit ihres Bestandes mehr als 15.000 Absolventen ungewohnter politischer und neuartiger Prägung, Gmoi" als Mitglied beitreten wird. hervorgegangen. Aus Anlaß des 50jährigen Ju- auf einen Friedhof gehört. welche offensichtlich einen demonstrativen Charakter biläums sind u. a. eine Festaufführung im Aus­haben sollen, würden unbedingt auch außerordentliche siger Stadttheater, ein Festakt, eine Ausstellung in Sicherheitsmaßnahmen erfordern. den Räumen der Anstalt geplant. In einer be­sonderen Festschrift soll ein leberblick über den Ent­wicklungsgang der Schule und die Stellung ihrer Absolventen gegeben werden. Insbesondere soll das Brüssel  . Der Senat hat den Gesezentivurf Fest aber auch den ehemaligen Absolventen Gelegen= heit zu zwanglosen Zusammenkünften bieten. Die über die Vollmacht für die Regierung mit Schule ersucht schon jetzt alle ehemaligen Absolven- 134 Stimmen angenommen. Acht Sena­Nach der ten(-innen) und Schüler(-innen) aller Abteilungen toren enthielten sich der Stimme. und Kurse, um Bekanntgabe ihrer Adresse, damit sie Sißung ist Ministerpräsident van Zeeland in in der Lage ist, ihnen weitere Mitteilungen unmit einem Sonderflugzeug nach Paris   abgeflogen, telbar zugehen zu lassen. Zuschriften erbeten an die von wo er mit dem Nachtzug heute früh in Genf  Direktion der Aussiger Handelsakademie. eintrifft.

*

Die SdP kündigt Schritte gegen dieses Ver­bot an, macht aber gleichzeitigt bekannt, daß die Vorbereitungen für den Parteitag un= terbrochen werden.

Auch ein ,, Erfolg"

der Henleinpartei

Großes Schadenfeuer in Kreibis. Im Hause der Kartonnagenerzeugung Krollop und Gambe auf dem Marktplatz in Kreibiz brach Donnerstag um die dritte Morgenstunde ein großes Feuer aus, dem das Gebäude in kurzer Zeit zum Opfer fiel. Es gelang nur den größten Teil der Buch­haltung zu retten, die Maschinen und der Lager­bestand dürften jedoch zur Gänze vernichtet sein. Zum Glück konnte das drohende Uebergreifen des Feuers auf die Nachbaranwesen infolge der Windstille und Tätigkeit der Feuerwehr verhin­dert werden. Es wurde ein enormer Schaden ver Als am vergangenen Samstag der Fürursacht, der jedoch durch die Versicherung gedeckt forgeminister nach Faltenau tam, hatte sich auch sein soll. der SdP- Abgeordnete Wollner zur Aus­sprache gedrängt, obwohl er dort nichts zu suchen hatte. Wollner beschränkte sich darauf, den Aus­führungen der sozialdemokratischen Redner zuzu­stimmen und im übrigen den Minister aufzufor­dern, auch nach Grasliz und Neudek   zu fah­ten, um die furchtbare Not im Erzgebirge   zu studieren. ,, Die Zeit" des Herrn Henlein berich­tet über dieses Zwischenspiel folgendes:

..In längeren Ausführungen verwies dann auch Abg. Wollner auf die traurigen wirtschaft­lichen und sozialen Verhältnisse des Falkenauer Bezirkes und bat den Minister, wenn dies irgend= wie angängig sei, doch auch das Graslißer und Neudefer Notstandsgebiet aufzusuchen, einer Bitte, der Minister Ing. Nečas unter ausdrücklicher Be­rufung auf den Abg. Wollner auch entsprach."

Also ein Erfolg des Herrn Wollner? Kei­neswegs, denn das Reiseprogramm war schon vor dem., Eingreifen" des Wollner festgesezt und hatte den Besuch von Graslih, Rothau   und Neudek   vorgesehen. In diesem Sinne hat der Für­forgeminister dem Abgeordneten Wollner geant­wortet. So sehen also die Erfolge der SdP aus. Daß die Sozialdemokraten von dem bevor­

Arbeitslose durchwandern die Welt

In Kürze

Los Angeles.( Reuter.) Eine hiesige Flug­zeugfabrik baut 31 Eindecker für China  . Es han= delt sich um Bombenflugzeuge mit einer Durch­schnittsgeschwindigkeit von 330 Kilometern und einem Aktionsradius von 1600 Stilometer.

Mostau. Gemäß der zwischen den Regierun gen Sowjetrußlands und Japans   erzielten Ver­einbarung fand am 2. April an der sowjetrussisch­mandschurischen Grenze in der Nähe des Zusam= menstoßes vom 25. März die Auslieferung der Leichen der zwei japanischen Militärpersonen, eines Hauptmannes und eines Soldaten, statt, die während dieses Zusammenstoßes getötet wur­den. Von den beiderseitigen Truppenteilen wurs den hiebei die üblichen Ehrenbezeigungen er

8000 Kilometer in 250 Tagen wan­derten diese drei arbeitslosen Jugendli­chen aus Falkenau- Kittlig zu Fuß. Sie durchzogen die Tschechoslowakei  , Dester- wiesen. Warschau  . In den letzten Tagen wurden wegen reich, Deutschland  , Dänemark  , Holland  , Schweden  , Norwegen   und sind nun wie- umstürzlerischer Propaganda insgesamt etwa 1000 der in ihrer Heimat eingetroffen. Vor- Kommunisten verhaftet, davon 300 in Warschau  . träge unterstützt durch Lichtbilder und Jerusalem  . Nach Meldungen aus Damaskus  Lieder zur Laute, die sie in einigen Orten find dort 2000 Spinnereiarbeiter wegen Lohnfor Nordböhmens abhielten, waren massen- derungen in den Ausstand getreten. Man nimmt haft besucht und fanden ungeteilten Bei- an, daß sich ihnen 5000 Weber zum Zeichen der Solidarität anschließen werden,

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