92t. 94 Dienstag, 21 April 1936 Sekte 5 Das Ergebnis der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik (R. F.) In derBohemia" vom 12. April finden wir einen ausführlichen Artikel, der einen guten Kenner der deutschen Wirtschastsverhält- nifle zum Verfasser hat. Das Zahlenmaterial, daS dieser Artikel aus. durchwegs amtlichen Quellen bringt, enthält eine so durchgreifende Kennzeichnung der nationalsozialistischen Wirtschastsmethoden, daß wir unseren Lesern die wichtigsten Angaben nicht vorenthalten wollen. Das erste wesentliche Ergebnis der in der Bohemia" angestellten Untersuchungen ist, daß die beiden einzigen Industrien, die heute in Deutschland blühen, die Rüstungsindustrie und die Sektfabrikation sind. Die Stahlerzeu­gung ist von 7,6 Millionen Tonnen im Jahre 1933 auf 18,4 Millionen Tonnen, also um fast das Zweieinhalbfache gestiegen. Die S e k t- erzeugung ist von 5,5 Millionen Flaschen auf 13 Millionen Flaschen gestiegen. Dagegen ist dieSchuhproduk^ion im-Jahre 1933 um 7 Millionen Paar g e s u n I em. Der Fleischverbrauch ist im gleichen Jahr« um 16 Prozent gesunken. Die R-dio- i n d u st r i e, die im Jahre 1934 dank der Riesenpropaganda, die aus innerpolitischen Grün­den für den sogenanntenVolksempfänger" be­trieben worden ist, einen gewissen Aufschwung ge­nommen hat, verlor im Jcchre 1933 55 Prozent ihres Absatzes, was den Z u s a m m e n- b r u ch von vier größeren Radio-fabriken zur Folge hatte. Die Texti l-industrie arbei­tet durchwegs mit 20 bis 36 Wochenstunden, trotzdem auch sie an den Rüstungsinvestitionen beteiligt ist. Der Artikel in derBohemia" kommt somit zu den unbesrrettbaren Schluß, daßdie Inve­stitionsgüter mit, den Rüstungsgütern identisch" sind. Die nationalsozialistische Wirtschaft ist ihrem wesentlichen Inhalt«ach zum Kriegskapi- talismuS geworden. Siebzig Prozent der gesam­ten Bautätigkeit entfallen auf den Bau von Ka­sernen, Befestigungen und strategischen Auto­straßen. DaS gesamte Kreditwesen wird so ausschließlich fiir Rüstungszwecke in Anspruch genommen, daß der Staat nicht einmal die Aus­gabe von Pfandbriefen gestattet, die die wesent­liche Kreditgrundlage für den Wohnungs­bau sind. Dafür werden allerdings, mit Rück­sicht auf den für die Olympiade erwarteten Frem­denverkehr, die, Berliner Häuserfassaden re­stauriert...'''_ Auch über die nationalsozialistische Ar­beitsbeschaffung" enthält der Artikel authentische Angaben. Offiziell wird die Ge­samtzahl der Neubeschäftigten mit 3,3 Millionen angegeben. Bon diesen sind ab amt- j lichen Angaben zufolge, nur 2,2 Millionen in einem regulären Arbeitsverhältnis beschäftigt, während der Rest(1,1 Millionen)' in der Land­hilfe, im Arbeitsdienst usw. untergebracht ist. Wie weit diese Zahlen zuverlässig sind, kann Nur nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung beurteilt werden. Jedenfalls sind diese 2,2 Mit» lionett Neubeschäftigte das Alleräußerste, was die gleichgeschaltete amtliche Statistik als Erfolg der Arbeitsschlacht" heraüsrechnen konnte. Wie sich die soziale Lage der Arbeiterschaft entwickelt hat, ergibt sich andeutungsweise aus folgenden amtlichen An­gaben: Das nominelle Arbeitseinkommen hat seit 1933 um 19 Prozent, d. i. um 5 Milliarden zu­genommen. Bon diesen 5 Milliarden müssen, um die Entwicklung der Reallöhne, also der K a u f- tratst festzustellen, folgende Beträge abgezogen werden: 1,2 Milliarden für P r e i st e i- g e?r u wg x.n; 1 Milliarde entgangene-Avbeits- losenuyterstützuilg und schließlich 0,5 Milliarden für erhöhre Steuern und soziale'Abgaben. Ob in diesem'letzteren Posten die,,,freiwilligen Spenden" fürWinterhilfe" u. dgl. enthalten sind, ist mehr als ziveifelhqft^ Aber auch diese Statistik verrät viel mehr, alZ sie preisgeben will. Man muß nämlich jene 24 Prozent, die wegen der Preissteigerungen, und jene 10 Prozent, die wegen der Erhöhung öffent­licher Lasten- von dem Lohnzuwachs von 5 Mil­liarden RM. abgezogen werden müffen, auch auf daS gesamte Lohneinkommen um­rechnen. Bor dem Eintritt dieser Preis- und Lastensteigerung(im Jahre 1933). betrug es 26 Milliarden, nach deren Eintritt angeblich 31 Mil­liarden, also um 19 Prozent mehr, während die Schmälerung des Realeinkom­mens 34 Prozent beträgt. Diese 31 Milliarden von 1935 entsprechen also 20,5 Milliarden von 1933, was gegenüber der damaligen Lohnsumme von 26 Milliarden eine Kaufkrafteinbaße von 12,5 Prozent(bei gleichzeitiger Steigerung der regulär Beschäftigten um angeblich 2,2 Millionen regulär Beschäftigten um angeblich 2,2 Mil­lionen) ergibt! Dies ist der Zustand bei den Arbeitern, die regulär beschäftigt sind. Ueber die Lage jener allermindestens 1,1 Millionen, die man in die Landhilfe, in den Arbeitsdienst gesteckt hat, ver­liert die Statistik kein Wort. Man vergleiche aber nur diese Zeilen mit der 250prozentigen Stei­gerung des Sektkonsums; dies wird jedem den- kenden Menschen genügen, um ihm klar zu machen, welche. Gesellschaft imNational"- Sozialismus herrscht. Prag London in fünf Stunden. Die tsche­choslowakische Fluggesellschaft und die holländische Luftverkehrsgesellschaft ,KLM" eröffneten Montag den Luftverkehr auf der Strecke London Amsterdam Prag Wien Budapest mit den modernsten Flugzeugen TypD o u g l a s". DaS tschechoslo- wakische FlugzeugOK AJA" beflog nachmittags zum ersten Male die Streck« Wien Prag Am­ sterdam . In umgekehrter Richtung traf um 13 Uhr das holländische FlugzeugRiewink" auf dem Pra­ ger Flugplätze ein. Das FlugzeugDouglas" hat eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 310 Kilometern. Tas geräuschlos fliegende mo­derne Flugzeug kann 17 Personen an Bord nehmen und besitzt zweiWright-Cyclone"-Motoren zu 725 HP. In der Pilotenkabine ist eine automa­tische LenkvorrichtungPilot- Robot" angebracht, so daß sich die Tätigkeit des Flugzeugführers lediglich auf die Flugkontrolle be­schränkt. Durch die Einführung dieser gegenwärtig schnellsten Flugzeuge gehört unsere Luftschiffahrt zu den bestausgerüsteten europäischen Fluggesellschaften. ' Der Flug von Prag nach London dauert nunmehr fünf Stunden, nach Amsterdam drei, nach Bien eine Stunde 15 Minuten und nach Budapest zwei Stun­den. Di« Schwester Berliners begeht Selbstmord. Johanna Litwen, geborene Berliner , eine 71jährige Witwe, Schwester des ehemaligen Generaldirektors der Wiener Phönix-Bersicherung Berliner, hat sich in ihrer Wohnung im 18. Bezirk mit Gas vergiftet. Zuchtbulle Hitler . DaSSchwarze Korps" protestiert in seiner letzten Ausgabe gegen die harmlose Gepflogenheit der schweizerischen Vieh­züchter, ihrem Rindvieh den Namen eines Staatsmannes zu geben, so vor allem dagegen, daß ein st. gallischer Braunviehzüchter seinen StierHitler " genannt hat,mit dem Namen eines Staatsmannes, zu dem sich ein 65 Millio­nenvolk rückhaltlos bekennt." Der betreffende Belegschein des Braunviehzüchters wird sogar abgebildet. Rumänien ohne Magier. Eine neue Verord­nung vertreibt berufsmäßige Magier aus Rumänien . Zauberkünstler dürfen nicht mehr öffentlich auftre­ten; ebenso wenig dürfen spiritistische Veranstaltun­gen, Geisterbeschwörungen und dergleichen mehr stattfinden. In der Begründung des Gesetzes wird! gesagt, daß dem Aberglauben und dem Mißbrauch der Gutgläubigkeit ein Riegel vorgeschoben werden müßte. Oesterreich gegen die Friedenspropaganda. Der österreichstche katholische Priester Ude be­kam am 3. April 1936 durch das Grazer Prllizei- kommiffariat folgendes Erkenntnis zugestellt: »Der Beklagte ließ am 23. August 1935 in der ZeiffchriftWyler Bote", erscheinend in dem schweizerischen Kanten St. Gallen, einen Offenen Brief unter dem TitelDer Krieg ist ein Ver­brechen"(Offener Brief an den italienischen Mi­nisterpräsidenten) iirstheiurü und in Flugschriften verbreiten, wodurch der italienische Ministerpräfi», deut Musiolini öffentlich beleidigt und eine Ver­ordnung der Bundesregierung übertreten wurde." Ilde ist zu 1000 Schilling Strafe und zur Be­zahlung der Verfahrenskosten- verurteilt worden. Man darf im katholischen Oesterreich auch als Priester nicht gegen Mussolinis KriegSzug gegen das wehrlose Abessinien Stellung nehmen. Die österreichische Regierung apportiert wie der Lund einen Stein jeden Friedensfreund, wenn Mussolini es befiehlt. Ei« faustisches Werk. Das ungeheure Werk der vollkommenen Austrocknung der Zuider-See wird bald in"eine neue Phase eintreten. Die erste Phase dieses Unternehmen- wurde im Jahre 1930 mit der Austrocknung eines fruchtbaren Gebietes abge­schlossen, das jetzt unter dem NamenWieringer- meer-Polder" bekannt und durch Dämme gesichert ist. Nach Beendigung des ganzen Werkes wird da» Gebiet Hollands um vier Gegenden, sogenannte Polders", in einem Gesamtausmaß von 240.000 Hektar vergrößert sein. Etwa vor einem halben Jahre beschloß die holländische Regierung, an die Austrocknung der zweiten Gegend, des sogenannten Nordöstlichen Polders, im Rahmen der Aktion zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Holland zu schreiten. Diese Austrocknung wird in 15 Jahren beendet sein. Etwa 6000 Personen werden dabei Beschäftigung finden. Der Kostenaufwand wird auf 126 Millionen holländische Gulden geschätzt- Der«eise Bettler. Ein stadtbekannter Bettler hat vor einigen Tagen die Mitteilung erhalten, daß ihm 30.000 Peseten als Erbschaft eines vor langen Jahren nach Amerika ausgewanderten Verwandten rugefallen seien. Swlz wie nur Spanier sein können, schlug der Bettler dies« Erbschaft aus. Als Grund -ab er an, daß ihn das Leben davon überzeugt habe, daß Geld nur unglücklich mach«, und daß er sich al­besitzloser Bettler am glücklichsten fühle. Ausbildung der Blinden in der Lastschrift. Er- lvachsene Blinde, Halblinde und Schwachsichtige auS Prag und der Provinz, die die Blindenschrift oder Roten in dieser Schrift lernen wollen, können sich bei der Tschechoslowakischen Blindenfürsorgezentrale in Prag IV-, Loretanske nämksti Nr. 2 melden, wo Anfragen erledigt werden. Für die Interessenten >vird ein kostenloser Kurs unter der. Leitung eine­blinden Fachmannes veranstaltet werden. Durch Benvendung praktischer Hilfsmittel wird es jedem ermöglicht, in einigen Tagen durch Abtasten die ein­zelnen Zeichen de» Blindenalphabets unterscheiden zu lernen. Der Blinde kann sich auch zu Hause im Le­sen der Mindenschrist vervollkommnen, zu welchem Zwecke über Ersuchen Lehrbücher leihweise beigestellt werden. Es wird den Blinden ans Herz gelegt, die Blindenschrift zn erlernen, da» Lesen beruhigt und stärkt! Die Freunde und Verwandten der Blinden werden gebeten, dies« auf die vorstehend gemeldete Aktion aufmerksam zu machen,. tlusüuul vttetteicstkcste Korruption Wer ist nicht bestochen? Die BrünnerArbeiter-Zeitung " berichtet ausführlich über den KorruptionSflandal bei der Phönix-BersicherungS A.-G. Geld vom Phönix hat vor allem die Regierung bekommen. So ost die Regierungen Dollfuß und Schuschnigg in Geldverlegenheiten waren, hat ihnen der Phönix kurzfristige Darlehen gewährt. Als Dollfuß die Vaterländische Front gründete, hat der verstorbene Generaldirektor Dr. Berliner, das Gründungskapital beigestellt. Hohe Funktio­näre der Vaterländischen Front bekamen vom Phönix Monatsgehälter, so der Wiener Landes­leiter Oberstleutnant Seifert monatlich 1000 Schilling. Die Heimwehr hat von Berliner fünf Millionen Schilling bekommen. Ein Teil dieses Betrages wurde Starhemberg per­sönlich zur Verfügung gestellt. Auch die katho­ lische Kirche hat von dem Juden Berliner Geld genommen. So hat der Phönix die Kosten des österreichischen Katholikentages im Jahre 1933 bezahlt. F r a u H e r inä v. S ch u s ch n i Fg hat 28.000 Schilling für eine Romwallfahrt der katholischen Frauen bekommen. Besonders schwer kompromittiert ist der ehemalige Bundeskanzler Bau g o i n. Dieser bezog von Phönix monat­lich 4000 Schilling, dann ein Autopauschale von 1200 Schilling und einen Wohnungszuschuß von 400 Schilling. Außerdem wurde beim Phönix ein Wechsel Vaugoins auf den Betrag von einer Mil­lion Schilling gesunden. Zu den ärgsten Korrup- tionisten gehört der jetzige Generaldirektor Rei- n i n g h a u S. Er hat sich vom Phönix Riesen­beträge ausgeborgt und sich 250.000 Schilling Schuldennachlaß gewähren lassen. Selbstver­ständlich fehlt auch Strafella nicht. Er hat sich vom Phönix 500.000 Schilling ausgeborgt und dafür wertlose Wertpapiere als Pfand gege­ben. Auf einer Liste der vom Phönix bestochenen Personen sollen sich noch folgende Namen finden: der Finanzminister Dr. D r a x l e r, der Han­delsminister S t o ck i ir g e r, der frühere Vize­kanzler Fey, die Journalisten Ely, Klee­binder und Schreie r.dre BlätterNe u e s WienerJournal" undTelegraph"! Und diese Schweinewirtschast sollen nun die Angestellten und Versicherten büßen! Abbau der Sozialpolitik. Wie aus einer Ver­öffentlichung deS Statistischen Reichsamtes in der ZeiffchriftWirtschaft und Stqffftik" hervorgeht, sind die im Hitler-Reich für die Unterstützung der Ar- bestslosen aufgewendeten Beträge vom 1. Quartal 1983 bis zum 4. Quartal 1985. also sest Machtan­tritt der NSDAP., um 80 Prozent zurückgegangen. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat sich nach der ohnehin fragwürdigen amtlichen Staffstik hingegen nur um knapp zwei Drittel vermindert. Für den Ab­bau der sozialen Ausgaben ist weiter charakteristisch, daß die für die Sozialversicherung aufgewendeten Beträge sich im gleichen Zeitraum von 572 auf 270 Millionen RM. oder um 53 Prozent verminderten. Hericktssaat Kneiperei In fremden Keller Prag . Eine ganz kuriose Sache wurde gestern vor dem S t r a f s e n a t Trost verbandest. Der 80jährige- Gelegenheitsarbeiter Rudolf N o v ä-k hatte sich auf irgendeine Weise einen Nachschlüssel zum Kellennagazin des Weinberger Kolonialwaren­händlers Max Neumann beschafft und stattete nun diesem Keller häufig nächtliche Besuche ab, wobei er kleinere Partten verschiedener Waren mitgehen hieß. Besonders hatte er es aus Seife und Zichorie abge­sehen. Außerdem aber tat er sich stets an den Wein­vorräten des Kaufmannes gütlich und verbrachte schließlich stets mehrere Stunden in seinem sonder­baren Kneiplokal, ehe er mit seiner Beute das Weite luchte. Uebermütig geworden, lud er eines Tages sei­nen Kameraden Franz Quaiser zu einem ge­mütlichen nächtlichen Trunk inseinen" Keller ein und die beiden begannen um die Mitternachtstunde des 28. Feber ein fröhliches Zechen in dem fremden Kellermagazin, wo sie sich offenbar ganz sicher und heimisch fühlten. Nun zeigte sich aber, daß Ouaffer kein so geübter Trinker war wie sein Kamerad, denn ehe er noch die erste Weinflasche geleert hatte, sank er von der Kiste, auf der er saß, zur Erde und schlief ein. DerGastgeber" Noväk bettete ihn sorgsam auf einen Haufen alter Säcke und trank einsipn wei­ter. bis auch er de» süßen Weine» voll war und sich torkelnd zum Heimgehen anschickte. Es gelang ihm nun aber auf keine Weise, den Kameraden aufzu­wecken, der auf seinem Sacklager laut schnarchte.. In seiner Trunkenheit machte sich Noväk keine Sorgen darüber, sondern machte sich allein auf den Rückzug, ohne zu bedenken, daß dir Entdeckung seines Kumpans notwendigerweist auch ihm verhängnisvoll werden müsse. Und mehr als daS in seinem be­nebelten Gehirn lebte nur eine sehr kuriose Angstvor- stellung: daß nämlich ein anderer Dieb kom- menund jhmseinen" Weinwea- trinken könne. Bon dieserbesoffenen Idee" (wie er es bei der Verhandlung voll Äerger über sich selbst nannte) war er so besessen, daß er beim Weg­gehen die Kellertür mit besonderer Sorgfalt abschloß und damit seinem Kollegen jede Möglichkeit nahm, später zu entwischen. Quaiser wurde denn auch am nächsten Morgen entdeckt und her Polizei übergeben. Guter Kaffee ist auch im bescheidensten Haus* halt kein Luxus. Eine der be­kannten Meinl-Kaffeemischungen, frisch aus der Filiale bezogen, nach dem Meinl-Rezept zu bereit et, ergibt einen Kaffee, der nicht nur herrlich schmeckt, sondern auch zum Wohlbefinden viel beiträgt. Natürlich saß auch Noväk kurz darauf im Polizei­gewahrsam. Der bestohlene Kaufmann legte dem Gericht eine Schadensauf st ellung über 8000(!) vor. Der Gerichtshof unterzog sich der Mühe, diese stattliche Aufstellung zu überprüfen und siehe da! der Schaden schrumpfte auch bei Annahme reichlich hoher Zahlen für die taffächlich und mög­licherweise davongetragene oder konsumierte Ware auf weniger al» 2000 KL zusammen, und damit unter die Grenze, über welcher der Diebstahl als Verbrechen zu strafen ist. Die beiden wein­seligen Kumpane kamen daher milde weg. Noväk wurde zu vierzehn Tagen strengen Arrestes verurteilt, Quaiser zu zehn Tagen. rb. Geköpfte Konkurrenz Prag . Der südslawische Weinhändler M. in Prag XII gilt als durchaus einwandfreier Mann, zugleich aber al» allzugroßer Liebhaber seiner eigenen Ware. Er ist hitzigen Temperaments und in ange­heitertem Zustande sticht aus dem Häuschen ge-- bracht. Gestern sollte vor dem Strafsenat P e r n t diese Angelegenheit zur Verhandlung kommen, die seinerzeit ast heiteres Lokalereignis auf den Wein­bergen viel belacht wurde. Eine Konkurrenzfirma hatte zur Anpreisung ihrer Erzeugnisse eine Reklämefigur bestellen lassen, -d« für: ihre Weine-Pröpnsäudä chsachen'ftLte. In diese Figurine steckte.sie.einen jener Arbeitslosen, die auf solch« Verdienste lauern und schickte ihn durch die Weinberger Straßen. Schließlich nahm die Reklame­figur vor dem Geschäft des Herrn M. Aufstellung und blieb auch dott. indem sie mit allersti lustigen Sprün­gen und Bewegungen die Aufmerksamkeit der Passan­ten auf sich zu ziehen suchte. Der heißblüttge Dalma­tiner M. ertrug diese Provokatton der Konkurrenz vor seinem Unternehmen nicht, sondern stürzte auf die Straße und warf sich auf die Figurine, der arme Träger dieses Monstrums bekam einige Püffe ab. die Figur selbst aber kam ärger weg. denn der tobende M. riß ihr buchstäblich den Kopf ab. Mit dieser symbolischen. Erledigung der Konkurrenz war aber das hitzige Gemüt des Herrn M. noch nicht be­ruhigt, sondern er verfuhr mit den«inschreitenden Wachleuten in so unsanfter Art, daß daraus ein« An­klage wegen öffentlicher Gewalttätig« leit wurde, nebst einer"solchen wegen boshafter Sachbeschädigung, denn der abgerissene Kopf reprä- senttert einen Wert von 200 XL. Zur BerhaMung kam es indessen nicht, denn es wurde festgestellt, daß Herr M. nicht auffindbar ist und vermutlich die Republik verlassen hat und daß ein Steckbrief gegen ihn erlassen wurde. rb. Volkswirtschaft uni Sozialpolitik Wirtschaftliche Erholung in England Die Maßnahmen der englischen Regierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit üben nun ihre Wirkung aus. Im März betrug die Zahl der Beschäftigten 10,630.000, das ist um 411.000 mehr als im März 1935 und um 1,216.000 mehr als im März 1933. Die Zahl der Arbeitslosen betrug 1,881.531, das ist um 272.839 weniger ast im März 1935 und um 894.643 weniger als im März 1933. Rege Nachfrage ans dem Hopfenmarkt. Nach der durch die Osterfeiertage hervorgerufenen Ruhe­pause setzte wieder rege Nachfrage ein, die täglich zu größeren Platz- und Landumsätzen führte.. Die Mehrzahl der Käufe wurde für Exportrechnung ge- täthzt. Di« Stimmung hat sich weistr befestigt, der Preisrahmen ist enger geworden. Die Notterungen für 1935er Saazer Hopfen lauten heute von 110 0 bis 1250 XL je Zentner zu 50 Kilogramm. In der Oeffentlichen Hopfensignierhalle in Saaz wurden bis heute insgesamt 98.699 Zentner brutto 1935er Saazer Hopfen beglaubigt. Der Hopfen­schnitt geht seinem Ende zu. Die Produzenten be­ginnen bereits mit dem Aufziehen der Drähte. In vielen Fällen werden Beschädigungen der Hopfenstöcke durch Engerlinge gemeldet.