Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

16. Jahrgang

Der Magdeburger Sozialistenprozeß

endete mit folgendem Urteil: zehn Angeklagte erhielten Zuchthausstrafen von 3 11 Jah= ren, zwei Angeklagte wurden zu einem Jahr ( bzw. 14 Monaten) Gefängnis verurteilt. Einer wurde freigesprochen. Sämtlichen Verurteilten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Die Verurteilungen erfolgten wegen ,, Vorbe- reitung zum Hochverrat".

Kampf

Der

gegen das ,, eine" Prozent und Ansporn für Nazi- ,, Uebereifer" Berlin.( Deutsches Nachrichtenbüro.) Reichstanzler hat ein neues Gesetz über die Ges währ von Straffreiheit unterzeichnet. Das neue Straffreiheitsgesetz unterscheidet meh­rere Gruppen von Straftaten, für die eine Gna­denbegünstigung gewährt werden soll: und zwar diejenigen Fälle, in denen sich der Täter durch Uebereiferim Kampf für den national­sozialistischen Gedanken hat hinreißen Lassen. A u 3 genommen sind vorsätzliche Handlungen, die den Tod eines Menschen herbei­führten oder eine gemeine Gesinnung des Täters erkennen lassen; weiters die Fälle der politischen Nörgler und Schwätzer".( Hier handelt es fich u. a. um Straftaten, die in öffentlicher Be­schimpfung des Reiches und der Partei und Ver­gehen gegen gegen den sogenannten Kanzel Paragraphen( staatsfeindliche Aeuße rungen von Geistlichen) bestehen.) Weiter um Beleidigungen des Reichstanzlers und anderer leitender Bersönlichkeiten des Staates oder der Partei. Hier gilt Straffreiheit nur für leichtere Fälle.

,, Volksgericht"

TRAWLOW

Wir müssen die Anklagen einschränken, sonst brechen wir in die 99prozentige Front der Ja­Sager ein!

Samstag, 25. April 1936

Zum 1. Mai 1936

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nud32

Nr. 98

Arbeitendes Volk! Genossen, Genossinnen!

In schweren Tagen voll Unruhe und Unsicherheit rufen wir Euch zur Feier des 1. Mai, unseres Arbeiterfeiertages. Wir rufen Euch zu Kundgebungen, mit denen wir unseren entschlossenen Wil­len und unsere Bereitschaft zum Kampf gegen alle manifestieren wollen, die den ruhigen Gang der Entwicklung durch Anstiftung von Konflikten im Volke und zwischen den Völkern bedrohen.

Der Friede der Welt ist ernstlich gefährdet durch die Ver­letzung der Friedensverträge und fest vereinbarter Verbindlich­keiten. Das faschistische Italien hat den kriegerischen Konflikt in Abessinien hervorgerufen, Hitler- Deutschland hat eine gültige und von seinen Vertretern unterschriebene Vereinbarung gebro­chen und das reaktionäre Oesterreich hat durch Einführung der Wehrpflicht Ehrenpflichten verletzt.

Die Regierungen aller faschistischen Staaten erschüttern die Grundlagen des europäischen Friedens. Sie bereiten eine verhäng­nisvolle kriegerische Katastrophe vor, die den Zusammenbruch der gesamten Zivilisation und den Untergang der menschlichen Kultur nach sich ziehen müßte.

Die faschistischen Staaten führen durch ihre Rüstungen und durch ihre einseitigen Gewaltakte die Völker an den Rand des Abgrundes. Indem sie die Fundamente des europäischen Friedens untergraben, verschulden sie schwere Störungen des wirtschaft­lichen Lebens und soziale Erschütterungen. Sie vergrößern die wirtschaftliche Verwirrung und vertiefen den Verfall der Staaten und Nationen. Ihnen gebührt auch der traurige Ruhm, daß die Arbeitslosigkeit der Männer und Frauen eine verhängnisvolle soziale Dauererscheinung geworden ist.

Die sozialistische Arbeiterbewegung führt seit Jahren einen schweren Kampf gegen den Faschismus, in dem sie eine soziale, politische und kulturelle Gefahr erblickt. Den gleichen, Kampf führt sie für den dauernden Frieden der Welt für das friedliche Zusammenleben und die Verbrüderung der Nationen.

Die Sozialdemokatie war immer der entschlossenste Verfech­ter der kollektiven Sicherheit und der Unteilbarkeit des Friedens. Sie unterstützt entschieden und mit dem ganzen Gewicht ihrer poli­tischen Macht alle Fiedensbestrebungen und bleibt auch weiter die verläßlichste Stütze des Friedens in der internationalen Politik. Sie unterstützte und unterstützt in der Tschechoslowakischen Republik alles, was zur Vereidigung des Staates und der Bevölkerung not­wendig ist, und was zur Festigung unserer Bündnisse mit allen friedliebenden Staaten führt. Sie stellte sich voll und ohne Rück­halt in die Dienste der Republik und verpflichtete sich, alle Kräfte zur Festigung ihrer Selbständigkeit und Unteilbarkeit und zur Sicherung ihrer demokratischen Verfassung einzusetzen.

Wir manifestieren am 1. Mai in mächtigen Kundgebungen vor allem für den Weltfrieden und demonstrieren gegen alle seine Feinde und Schädlinge.

Der Vorstand der Tschechoslowakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei

Spanische Unruhen

Madrid. In Almeria sind ernste Un­ruhen entstanden, zu denen ein 16 jähriger Knabe die Veranlassung gab, der sich einer tommunistischen Gruppe in den Weg Gericht über das Attentat auf Blum stellte und sie aus einem Revolver zu be ichie izen begann. Er verletzte zwei Personen. Paris . Gestern wurde vor dem Strafgericht Nach seiner Verhaftung sprach er sein Bedauern für Uebertretungen die Verhandlung gegen brei aus, nicht mehr Munition gehabt zu haben. Die Personen eröffnet, welche der Teilnahme an dem Schüsse verursachten unter den Kommunisten eine am 13. Feber I. 3. auf den Deputierten Léon Panit, wobei ebenfalls mehrere Personen Blun ausgeführten Angriffen beschuldigt wer- e.r le ungen erlitten. Später wurde den. Alle drei Angeklagten sind No ya I i ste n, eine Protestkundgebung veranstaltet, wobei die zwei von ihnen junge Leute, der dritte ein 60- Menge ein Mitglied der Garde er= jähriger Architekt. schlug, das den Zug aufhalten wollte. Die Po­lizei verhaftete zahlreiche Anhänger der Rechten. Der Zivilgouverneur hat die streng ſten Maßnahmen getroffen, um weitere Zufam menstöße zu verhindern. Die Erregung in der Stadt ist noch immer sehr groß.

Das Gericht verurteilte einen der Angreifer zu drei Monaten Gefängnis, einen zweiten zu 14 Tagen unbedingt. Der dritte Angeklagte wurde mangels an Beweisen freigesprochen.

Ernste Unruhen entstanden auch in 2ebri3 Poona.( Reuter.) Bei einem Zusammenstoß bei Sevilla . Extremisten versuchten die Kirche hischen Mohammedanern und Hindus wurden zwei des hl. Fanziskus und einige andere Gebäude, Moscheen und vier indische Bethäuser in Asche gelegt. insbesondere das Haus des Obmannes der lokalen Außerdem wurden 82 Personen verwundet, davon Boltsaktion anzuzünden. Sie zogen hierauf zu 12 Personen schwer. Der Anlaß zu diesen Unruhen den Vereinsräumlichkeiten dieser Partei, die sie war der Umstand, daß vor einem indischen Tempel plünderten und in Brand steckten. Ein eine Musikkapelle spielte, wogegen die Moham- eutnant der Bürgergarde wurde mit einem mebaner protestierten. Gummifnüppel erschlagen, Zwei Lastautos

Je mehr die Welt in Wirren verstrickt wird und je offener das Bestreben der Störer des ruhigen und friedlichen Zusammen­lebens der Nationen hervortritt, um so mehr müssen wir alles daran setzen, daß der Friede erhalten wird. Nur auf der Erhaltung des Friedens beruht die sichere Gundlage der demokratischen Ver­fassung, der bürgerlichen Freiheit, des kulturellen Fortschrittes, der gesunden wirtschaftlichen Entwicklung und des sozialen Auf­stieges der arbeitenden Schichten.

Wir manifestieren am 1. Mai auch für die Sicherung des Ar­beitsplatzes für alle Gesunden und Arbeitsfähigen, für den gehö­rigen Schutz der wirtschaftlich Schwachen, für die Verkürzung der Arbeitszeit, für die öffentliche Arbeitsvermittlung, für die Rechts-­verbindlichkeit der Kollektivverträge! Unsere Kundgebungen müs­sen große Manifestationen für ein besseres Leben und eine schö­nere Zukunft der Arbeitenden in Stadt und Land sein!

Die tiefste Ursache aller politischen und wirtschaftlichen Kri­sen ist der Verfall der alten kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Der Kapitalismus kann. dem Volke das Brot nicht mehr gewähr­leisten und den Weltfrieden nicht sichern. Er hat Verwirrung her­vorgerufen, Mängel verschuldet und Millionen ins Elend gestürzt, Er ist unfähig und hat nicht mehr die Kraft, die ruhige Entwick­lung des wirtschaftlichen Lebens wieder herzustellen und die Be­dingungen für das freundschaftliche Zusammenleben der Völker zu schaffen.

Diese kapitalistische Wirtschaftsordnung, die den Haß der ganzen fortschrittlichen Welt auf sich gezogen hat, muß überwun­den werden. Die menschliche Gesellschaft muß anders geordnet und geleitet werden.

Für eine Neuordnung der Gesellschaft, für eine Neuorganisa­tion der Wirtschaft und für die sozialistische Ordnung kämpft die Sozialdemokratie. Nicht nur durch ihren Kampf, sondern auch durch schöpferische Arbeit bereitet sie neue und bessere wirt­schaftliche und soziale Verhältnisse vor.

Die Früchte der schaffenden Arbeit dürfen nicht die Beute einzelner oder kleiner Gruppen sein! Sie müssen kollektives Eigen­tum werden. Die Produktionsmittel müssen Eigentum der Arbei­tenden werden. Erst dann wird die Zeit des Friedens und der Ruhe, des Wohlstandes und der kulturellen Blüte kommen.

Wir manifestieren an unserem Feiertage für den Sozialismus und für eine neue Ordnung der Welt. Wir gehen mit dem arbeiten­den Volke der ganzen Welt in den Kampf gegen Faschismus und Reaktion, gegen die Kriegshetzer und gegen die Verelendung der Arbeitenden. Unter den roten Fahnen der Sozialdemokratie gehen wir in den Kampf für den Schutz unserer Republik , für Freiheit und Frieden, für Demokratie und Sozialismus, für die Verbrüde­rung der gesamten Menschheit.

Der Vorstand der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei

mit Bürgergarde wurden an den Ort der Un­ruhen entfendet.

In Olloniego bei Oviedo beschlossen die Bergarbeiter einen Streit zu be­ginnen. Sie sperrten die Ingenieure und Auf­fichtsorgane in den Büros ein und fuhren dann in die Gruben ein, indem sie einen Aufseher als Geisel mitnahmen. Die Bergarbeiter weigern sich, die Grube zu verlassen und fordern Lohn­erhöhung.

In Zamora nahm die Polizei im Zusam menhang mit einer Bom benexplosion im Volkshause in Requijo sechs Personen fest, dar­unter den Pfarrer und den früheren Bürger­

meister.

Südfront behauptet sich?

und des Desjasmatsch Abbebe. Nach dem Berichte sollen die Italiener mehrere tausend Tote und eine große Menge von Kriegsmaterial auf dem Schlachtfeld zurückgelassen haben. Einige Flug­zeuge seien abgeschossen worden. Die abessinischen Truppen, so behauptet der Bericht weiter, hätten die fliehenden Italiener weit verfolgt, aber auf Grund neuer italienischer Angriffe hätten sich die abessinischen Truppen auf ihre Kampfbasis zurück­

ziehen müssen.

460 Millionen Dollars für Invalide und Arbeitslose

Washington. Präsident Roosevelt era suchte den Kongreß um die Aufnahme eines Po­stens von 460,8 Millionen Dollars in das Bud= get, und zwar für die Zwecke der Altersversicher rung und für die Arbeitslosenunterstüßung. Der Betrag soll sowohl im laufenden als auch im fünftigen Fiskaljahr in das Budget aufgenommen werden.

Dle Arbeiter für Roosevelt

Addis Abeba. Zu dem Kampf an der Süd­front wird eine offizielle abessinische Verlautba­rung beröffentlicht, wonach lybische und Somali­Truppen mit Unterstüßung von italienischen Jagd und Bombenstaffeln sowie bon motorisierten Ab­teilungen die abessinischen Stellungen bei Denan angegriffen haben. Die Schlacht, die am 14. April New York . Die Hauptführer der nationalen begonnen und drei Tage gedauert habe, sei äußerst Arbeitsföderatior haben sich zugunsten der Wie­heftig gewesen. Wie der offizielle abessinische Be- derwahl Roosevelts zum Präsidenten der Vereing­richt behauptet, habe die Schlacht mit einem Sieg ten Staaten ausgesprochen, da sie der Ansicht der abessinischen Truppen geendet. Besonders sind, daß eine Niederlage Roosevelts tapfer geschlagen hätten sich die Abteilungen uns für die Arbeiter Gewertschafts­ter dem Kommando des Dedjasmatsch Matonnen bewegung bezdarb lig wäre.

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