Nr. 103 Freitag, I. Mai 1930 Sekte 5 Dem Werte folgt die Tat! Das arbeitende Voll in Stadt und Land hat es heute notwendiger denn je, die falschen Propheten als solche zu erkennen. Zu oft ist die Arbeiterklaffe von trügerischen Versprechungen solcher falscher Pro­pheten enttäuscht worden, als daß sie nicht Veran- laffung hätte, strenge zu prüfen, ob den gleisir-.-ri­schen Worten neuer Heilslehren auch wirklich die Tat folgt. Was nützt es der Arbeiterklaffe, wenn ihr von Volksgemeinschaft gepredigt wird, wenn ihr vorgeredet wird, es komme nur darauf an, daß kein Volksgenosse im anderen seinen Feind sehe, wenn wir auf Schritt und Tritt mit unseren eigenen Augen sehen, wie der deutsche Arbeiter und der deutsche Ver­braucher von deutschen Kapitalisten auSgebeutet wird. Immer hat es sich als richtig erwiesen: das Los der breiten Masse deS schaffenden Volles in Stadt und Land kann nur mit dem Einsatz« seiner eigenen Kräfte gebessert werden. Nur was wir itttS' selbst erkämpfen, wird unS gegeben. Und selbst wenn eS den An­schein hat, als ob die Klasse der Besitzenden dem arbeitenden Bolle da und dort Gerechtigkeit wider­fahren läßt, so ist es doch so, daß dies auf den tatsächlichen Einsatz der politischen und wirtschaft» lichen Kräfte deS schäftenden Volles zurückzuführen ist. Freiwillig gibt uns die kapitalistische Privat­wirtschaft nicht einen Heller; alles ist das Ergebnis von wirtschaftlichen Kämpfen. Dies können wir augenfällig bei dem Beispiel der Konsumgenossenschaften sehen. Heute wollen die Händler und Zünftler den organisierten Genossen­schaften weismachen, sie hätten nichts gegen den Bestand von Selbsthilfeorganisationen der Verbrau­cher. Wir haben es anders gekannt! Denken wir zurück an jene Zeiten, wo es für die Fabrikanten bei Lohnkämpfen eine Waffe gegen die Arbeiter war, wenn sie die Händler im Falle eines Streiks gegen die Arbeiter ausspielten. Die Konsumgenossen­schaftsbewegung hat dem ein Ende gesetzt. Heute könnte eS der Privathandel nicht mehr wagen, vor streikenden Arbeitern den Laden zu sperren. Aber seien wir uns dessen sicher: morgen würden die gleichen Leute, welche heute behaupte», sie hätten nichts gegen die Existenz der Konsumgenossenschaf­ten einzuwenden, genau so an den Arbeitern wie ehedem handeln, wenn sie die Möglichkeü dazu hätten. Die aufsteigend en Selbsthilfeorganisationen der Verbraucher haben daS Marktmonopol des privaten Einzelhandels gebrochen. Am Beginne der Tätigkeft unserer Konsumge­nossenschaften stand dir Parole: Genossen'» schaftliche S elb sth ilf eT Mit dieser Parole wurde im Laufe der letzten 8040 Jahre ein großes Werk geschaffen. Es gibt heute fast keinen Ort mehr, wo sich nicht eine Ver­teilungsstelle einer Konsumgenossenschaft befindet. Dem Worte der Genossenschaftsbewegung, daß der Zusammenschluß der Verbraucher in starken Selbsthilfeorganisationen mithelf«, den Existenz- EIN WÜRDIGES DENKMAL für sielbewuDte, unermüdliche Aufbauarbeit IST DIE GENOSS EN SCHAFT LICHE EIGENPRODUKTION SEID MIT TRÄGER UMD FÖRDERER DIESER GEWALTIGEN LEISTUNG! kampf der breiten Massen des Bolles zu erleichtern, ist die Tat gefolgt: Heute ist eS nicht mehr möglich, daß daS Boll dem privaten Handel schutzlos aus­geliefert ist. Heute find die vielen Tagesvorteile, welche die Kosumgenossenschasten ihren Mitgliedern bieten, zu bekannt, als daß sie verleugnet werden könnten. Heute macht die Konsumgenoffenschaftsbe­wegung wahr, was sie ihren Anhängern zur Zeit der Gründung als Kampfziel hingestellt hat: Mit den wachsenden Kräften des organisierten Verbrau­ches in den einzelnen Genossenschaften eine genos­senschaftliche Eigenproduktion aufzubauen, welche imstande ist, die Verbraucher gegen dieübermächtigen Kartelle zu schützen. Gewiß, noch stehen dem Aufbau der genossenschaftlichen Eigenproduktion gewaltige Auf­gaben bevor. Aber in jenen Gebieten, wa es, durch die vereinte Kraft der organisierten Verbraucher gelungen ist, eine leistungsfähige zentrale, genos­senschaftliche Eigenproduktion» zu erreichen, ist das Diktat privater Erzeugerfinnen unmöglich ge­macht worden. Ein typisches Beispiel; Mag ein Kartell der privaten Kafteesurrvgateerzeuger noch so geschlossen sein, an der Macht unserer genossenschaft­lichen Eigenproduktion muß es zerschellen. Je mehr die organisierten Verbraucher diesem Bereich genos­senschaftlicher Betätigung durch die praktische Tat stärken, um so mehr Boden, um so mehr an wirt­schaftlicher Macht wird dem Privatkapitalismus ent­zogen. Die Konsumgenossenschaftsbewegung hat gerade in dieser Krisenzeit ihr« Kraft bewiesen. Hunderte und Tausende von- privaten Unternehmungen find zugrunde gegangen; die Konsumgenossenschaften ste­hen unerschüttert da, trotzdem die Kaufkraft der Mit­glieder durch die Wirtschaftskrise ungemein geschwächt ist. Das GeheimiS ihres Erfolges in dieser Zeit ist dies: Immer mehr Verbraucher schließen sich als Mitglieder auS;; das Ausmaß genossenschaftli­cher Betätigung wird erweitert. Je vollständiger die Mitglieder ihre Einkaufskrast in der Konsumge­nossenschaft konzentrieren, desto tauglicher machen sie sie, in dem Chaos der Gegenwart standzuhalten und sich noch zu vergrößern. Heute, wo es überall darauf ankommt, konse­quent zu sein, wo das gesprochene.Wort nur dann einen Wert hat, wenn ihm die Tat folgt, heute ist der dichte Anschluß aller jener, welche in ihrer Weltanschauung Gegner des herrschenden privatkapitalistischen Systems sind, an die Konsumgenossenschaften unumgänglich. Es nützt uns nichts, den Gegner der breitest. Massen des arbeitenden Volles mit schönen Sönntagsreden be­kämpfen zu wollen, wenn wir i ihn wochentags in seiner Wirtschaft fördern. Konsequent zur Sache der Genossenschaft stehen ist nicht nur ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft, sondern auch ei» Gebot der proletarische« Selbst­achtung. Fabrlksbesetzuns durch Arbeiter Madrid. (Havas.) Die Arbeiter der Sarg­fabrik La Aguila haben die Forderung aufgestellt, daß ihre Arbeitsbedingungen verbessert und die nach dem Streike im Oktober 1934 entlassenen Ar­beiter wieder eingestellt werden. Da aber seit Montag weder der Direttor noch sein Stellvertre­ter in der Fabrik erschienen, besetzten die Arbeüer die Fabrik und erklärten, daß sie die Erzeugung auf eigene Rechnung fortführen werden. Vom Rundfunk SamStag: Prag , Sender L: 6.15: Gymnastik, 10.05: Deutsche Presse, 12.10: Schallplatte», 18: Händel : aus dem.Messias", 16.50: Für die Jugend, 17.55: Deutsche Sendung: Schnnetschek: Sportbericht, 18.05: Mächa: Mai, romantische Dichtung, 18.45: Deutsche Presse, 22.15: Schallplatte». Sender S: 7.30: Populäres Konzert. 14.10: Deutsche Sen­dung: Volkslieder aus fünf Jahrhunderten, 14.40: Kulturrelief. Brünn 12.35: Mittagskonzert, 17.40: Deutsche Sendung: Musik für die Jugend, 19.80: Volkskonzert. Preßburg : Millöker: aus Dubarrh". Kascha» 16.05: Rundfunkorchester­konzert, 18.30: Schallplatten. Mährisch-Ostran: 18: Lieder auf Schallplatte», 19.15: Harmonikakon- zert, 22.30: Buntes Orchesterkonzert. Sonntag Prag , Sender L.: 7.00; Uebertragung aus Karlsbad . 8.80: Flötensolos. 9.05: Orgelkonzert. 10.00: Musik- Salonquartett. 14.00: Deutsche land­wirtschaftliche Sendung. 17.50: Deutsche Sen­dung: Uebertragung aus dem Stadttheater Reichen­ berg : Symphoniekonzert: Bruckner. 18.50: Deutsche Presse. 19.10: Operette aus dem Studio. 20.40: Rundfunkorchester. 22.85: Tanzmusik. Sender S.r 14.30: Deutsche S-ndung: Arbeiters»»!: Dr. Roßmeisl: Die neue« Bauförderungsgesetze. 14.45: Aus ChamissoSSchlemihl". 15.00; Tsche­chische Liederkompositionen. Brünn: 10.25: Schallplatten. 11.15: Klassische Musik. Preßbär«: 16.00: Nachmittagskonzert. 21.85: Unterhaltungs­musik. Kascha«: 12.20: Mittagskonzert. Mähr.-Ostraar 17.50: Deutsche Sendung: Rund» sunkorchesier. 22.20: Schallplatten. rals Graziani haben im Sturm die mächtig be festigte Linie zwischen Saffabaneh und Bnllale genommen, dir von den abessinische» Abteilungen des Ras Rassibu tapfer verteidigt worden war. Beide genannten Ort« wurden Donnerstag besetzt. Den fliehenden Feind verfolgen unsere motori- sierten Abteilungen. 10 Millionen Pfund r ü st u n g des MarineflugwesenS, und zwar mit neuen Flugzeugtypen, gerechnet. Es wurde auch beschlossen, die Anschaffung neuer Flugzeug-Abwehrgeschütze für die Kriegsschiffe zu beschleunigen Die Aufwendungen für Befestigungs­arbeiten in der Flottenbafis Singaporc wurden von 8,603.000 auf 10,663.000 Pfund Sterling erhöht. Durch die neuen Rachtragskredite ist die Ge­samtsumme der heuri-en Rachtrags-Budgetkre- dite für die britische Kriegsflotte auf 80,230.000 Pfund Sterling(mehr als 10 Rifliarden KL) an- gcwachsen. A d d i s A b e v a. In der abessinischen Hauptstadt trafen am Donnerstag die Mitglieder der britischen Ambulanz ein. Sie teilen mit» daß italienische Truppenabteilungen den wichtigen strategischen Punkt, den Talmadur-Hügel, besetzt haben, ohne auf großen Widerstand zu stoßen, und daß sie in einer 100.000 Mann star­ken Kolonne gegen Debra Birham vvrrücken. Rach Eroberung von Debra Birham werden die Ita­liener zwei Drittel des Weges nach Addis Abeba zurückgelegt haben. Der NrguS ist Donnerstag nachmittag in der Hauptstadt eingetroften. Die Lage in der abessi­nischen Hauptstadt ist unsicher. Es scheint, daß die italienischen Truppen auf ihrem Wege nach Addis Abeba auf keinen militärischen Widerstand stoßen werden. Auch Ras Nassibu überwunden Rom . Marschall Badoglio telegraphiert im 199. Kriegsbericht:Die Abteilungen des Gene­Vlktor Emanuel Kaiser von Abessinien? Den faschistischen Organisationen wurden Dispositionen erteill, auf große Bollsverssunm- lungen(Adunata) vorbereitet zu sein, sobald die amtliche Nachricht von der Okkupation Addis Abe­bas eintreffen wird. Das italienische Voll wünsche und hoffe, daß der italienische König Viktor Emanuel III. nach der vollständigen Okkupation Abessiniens zum König von Italien und Kaiser von Abessinien" proklamiert werden wird, doch ist dieses Gerücht bisher in polittschen Kreisen nicht bestätigt worden. Addis Abeba vor dem Fall? Konzentrischer Vormarsch von Nord und Süd Parteigenossinnen, Parteigenossen l Heute marschieren wir gemeinsam, heute ist unser aller Kampftag Oer 1. Mai Vom 4. bis 6. Juli ist das 3. bundesturnfest des Atus Vom 4. bis 6. Juli treffen wir uns alle in Komotau Wir marschieren wieder gemeinsam, weil wir nur gemeinsam siegen können. England beschleunigt Flottcnrflstungen Neue Naditragskredile von London . Die Regierung brachte im Unter ­haus« weiter Borlagea über Nachtragskredite für die Flotte in der Gesamthöhe von 10,3 Millionen Pfund Sterling ein. Davon werden annähernd 3 Millionen für den Beginn von Dchiffsbauten nach dem neuen vergrößerten Schiffsbaupro ­gramm für das Jahr 1936 verlangt. Die Bau ­vergebung der neuen Schiftseinheiten soll mög ­lichst noch im laufenden Finanzjahr erfolgen. Die Kredite beinhalte« weiter die für die Ausrüstung der Reserven notwendige« Beträge sowie die Ausgaben, welchemit Rück- sichtauf die italienisch-abessi ­nische Lage" notwendig find. Ferner wird mit einer bedeutend verbesserten Aus-