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Sonntag, 3. Mai 1938
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chsplins„Moderne Leiten"
flusfani Wem gilt der nächste Schlag? Im Pariser . Leuvre" werden einige interessante In- formationen über die deutschen Befestigungen in der R h e j n z o n c mitgcteilt. Die erste Spcrrlinie soll bereits Anfang November fertig sein. Die deutschen Befestigungen tragen einen anderen Charakter als die französischen . Man baue möglichst viele Forts, Außerdem wird ie ganze Zone mit einem Netz von permanenten Schützengräben mit geschützten Maschinengewehrnestern und nraskierten Batterien bedeckt. Es werden auch unterirdische Unterkünfte für Truppen und Flugplätze errichtet. Diese» ganze Befesti- gungssystem stellt ein Mittelding zwischen einer permanenten und einer Feld-Befestigung dar, etwa in der Art der au» dem Weltkrieg bekannten „Siegfried-Linie ". Der Schutz dieser neuen„Siegfried-Linie * Kinn sogar wenig ausgebildeten Truppen überlassen werden, wodurch Elitetruppen für eine Offensive in anderer Richtung frei werden.„Oeuvre" glaubt nun, daß die Diplomatie und die Kriegführung Deutschlands zunächst eine Eroberung Oesterreich » vorbereiten. Das solle der erste Schritt zur Schaffung eines deutschen „Mitteleuropa " werden. Immer noch japanisches Dumping.(AP.) Man hat lange Zeit nichts vom japanischen Dumping gehört. Neuerdings mehren sich aber wieder die Klagen. Aus Holland kommen Nachrichten, daß dort Fahrräder zum Preise von 5 Gulden verkauft werden. In England gibt es japanische Strümpfe für sage und schreibe —' 3 Penny. Jugoslawien wird mit japanischen Pullovers zum Preise von 15 Dinar überschwemmt. In Berlin gibt es japanische G l ü h l a m p e n, die nur 2 Pfennig kosten. Die Schweizer Uhrenindustri« sieht sich ebenso wie die tschechoslowakische Glasindustrie durch das japanische Dumping bedroht. Japan offeriert Uhren für 36 Franc» das— Kilogramm! Zur Zeit exportiert Japan schon mehr Baumwolle als Lancashire . Der Gußeisenexport, der 1929 nur 541.000 Tonnen betrug, ist inzwischen auf 17 Millionen Tonnen gestiegen. England und di» japanische Gefahr. Di« große Londoner Tageszeitung„Daily Expreß " empfiehlt den Engländern, Abessinien zu vergessen. Die Komödie sei aus, nun muß man den Verhäng fallen lassen. Andererseits sei es noch zu früh, sich im Ernst mit Hitler zu beschäftigen. Obgleich Krupp ununterbrochen Geschütz« produziere, sei Deutschland noch nicht genügend für den Krieg gerüstet. Statt alledem sollen wir unsere Aufmerksamkeit Japan - zuwenden,, das heute bereits den ersten Platz 4m Pacific einnimmt. Und was tvixd morgen sein? Das sei die Frage, Russisch-japanischer Offiziersaustausch. Im Austausch gegen die japanischen Offizier«, welche jüngst nach der Sowjetunion abgereist sind, treten nunmehr sowjetrussische Offiziere ihren Studien-
Rach vier Jahren Pause und Vorbereitung ist ein neuer Film der Künstlers erschienen, der den „Goldrausch" und den„Pilgrim", den„Zirkus" und die„Lichter einer Stadt" schuf, alles Märchen der Wirklichkeit, Gedichte aus Schmerz und Lachen, Phantasien aus Narrheit und Güte, aus Angst und Tapferkeit, aus Einfalt und Spott: Gipfelwerke der Filmkunst, weil sich bier in einer Gestalt der Dichter und der Darsteller, der Clown und der Held vereinten. Und auch Charlie Chaplins neuer Film ist wieder ein G i p f e l w e r k, das»in- sam und groß, lächelnd und wehmütig in der Flur der Flüchtigkeiten, Mittelmäßigkeiten und Jämmerlichkeiten des Filmschaffens steht. Wenn man, wie es so üblich ist, den neuen Chaplin-Film mit den früheren vergleicht, wird man zwar Unterschiede in der Art, aber keine im Wesen bemerken können. Tas rein Akrobatische in seinem Auftreten hat Chaplin diesmal auf ein geringeres Maß beschränfi, was nicht nur die Folge des Alterns, sondern die Konsequenz seiner Entwicklung ist, die vom Spielerischen zum Darstellerischen führt. An den Sprechfilm hat er ein paar Konzessionen gemacht, -— aber er selbst spricht nicht, er singt nur einmal in einer Universalsprache, die es nicht gibt, und mit einer Stimme, die keine ist, und er macht das so erschütternd unsinnig und so erregend ausdrucksvoll, daß alle Filmschlager und Leinwandmonolog« davor in Nichts versinken und die Vision einer Sprache erscheint, die jeder versteht und keiner begreift. In dieser Spanne zwischen Verstehen und Nichtbegreifen liegt das ganze Wesen der Chaplinschen Komik, die eben deshalb nicht nur Gelächter stiftet, sondern Herzen rührt und Fragen stellt,'— zwischen Verstehen und Nichtbegreifen bewegt sich Chaplins Kunst, die Wirklichkeit staunend als Märchen zu sehen, das Gewohnte als Narrheit erscheinen zu lassen, dar scheinbar Einfach« unmöglich und das scheinbar Unmögliche einfach zu machen. Wenn Chaplin in seinem neuen Film die moderne Zeit, die Zeit der Rationalisierung, der Krise und der politischen Unruhen, im Lichte feiner Komik und Kunst erscheinen läßt» dann geschieht
anfenthalt bei der japanischen Luftwaffe und schweren Artillerie an. Der sowjetrussische Gesandte in Tokio , Jurjcnew, schließt sich der Eskader der japanischen Bombenflugzeuge in Heijo an. Die japanische Presse betont die Bedeutung dieses Austausches angesichts des gegenwärtigen Stande» der sowjetrussisch-japanischen Beziehungen. Die zukünftige deutsche„Maginot-LInie " soll im Gegensatz zur französischen nicht unmittelbar an der Grenze verlaufen. Die Hauptlinie läuft vielmehr über die Eifel , das Bergland recht» und links der..Mosel, „den Hunsrück , das Pfälzer Bergland , di« Höhen und westlichen Abhänge des Schwarzwaldes. Als Reservelini« ist außerdem schon ein« zweite Stellung im Ausbau, die sich von Frankfurt a. M. Wer den TaunnS und Odenwald ins Neckartal hineinzieht. Die Arbeiten sollen bis zum Einbruch des Winters fertiggeftellt werden.
Merkwürdiges: das wohlersonnene Getriebe einer hochmodernen Fabrik erscheint als vollendeter Unsinn; die Maschine, zum Nutzen des Menschen erdacht, erscheint als bedrohliches Ungeheuer: der Arbeiter, der die Maschine beherrschen soll, wird von ihr verschluckt und gerädert, und der kleine Chaplin, der am laufenden Band Schrauben anzuziehen hat wird selbst zum Schraubenzieher, bekommt den Tchraubkrampf sozusagen, springt herum als tollgewordener Apparat, an dem die Tollheit das einzig Menschliche ist, während der menschliche Vorgang des Essens, wenn ibn eine Eßmaschine besorgen soll, unweigerlich znr Tollheit wird. DaS rote Fähnchen, dal laue Polizeivorschrift an der Rückseite«ineS Lastwagens angebracht ist, wird zum Schrecken der Polizei, sobald«S ein Mensch in die Hand nimmt. Das Gefängnis, das eine Strafe sein soll, wird zi»r Erholung für einen, dem die Freizeit nur Hunger und Angst' zu bieten hat. Und wenn ein solcher dann unbezahlt nimmt, was er will und braucht, da ihm doch nicht mehr geschehen kann als wieder ins Gefängnis zu wandern,— dann wird unsere geregelte und behütete Wirtschaftsordnung zu einer Schrulle, über die sich jeder Strolch überzeugend lustig machen kann, Am Wesen der Chaplinschen Kunst hat sich nichts geändert. Sie war im Grunde immer revolutionär. Aber dieser Film ist der revolutionär sie, den er je gemacht hat, weil er die eingebildete Ordnung unserer Zeit, den Wahnsinn unserer Zeit, dem befreienden Gelächter I preisgibt. Am End« sehen wir das Landstreicherpaar, das die Abenteuer dieser Zeit gründlich anS- gekostet hat, die Straße hinunterziehen, dje zu den Bergen führt, und es lächelt in der Erkenntnis, daß der Mensch nicht untergehen kann, solange es«ine Erd« gibt— und auf ihr ein ewiges Weitergehen.
Tschechoslowakische Wirtschaftsnachrichten Spiritus wird teurer. Der Zcntralverband der Kartoffelzüchter hat beschlossen, durch Vermittlung der Brennereiorganisationen eine Preisneuregelung für Rüben- und Kartoffelspiritus auf Grund der tatsächlichen, den Inten» tionen des Spiritusgesetzes entsprechenden Roh» stoffpreise zu verlangen. Kurz gesagt heißt da», sie'fördern höher?. Preise, um höhere Gewinne zu bekommen. Weitere Baustoff-Preiskommiffionen. Zur Prüfung der Preise wird die Ernennung von je einer Kommission für Tafelglas und Heizkörper vovbereitef,
Von Chaplin» schauspielerischen Leistungen, von seiner neuen Partnerin Paulette Goddard und von anderen Einzelheiten dieses denkwürdigen Films soll hier nicht die Rede sein. Man gehe und sehe selbst, —eis—
Die Ausfuhr von Hüten. In den ersten Zwei Monaten 1936 sind aus der Tschechoslowakei 864.1U) Stück Hüte im Werte von 10,2 Millionen Kronen ausgeführt worden. In der gleichen Zeit deS Vorjahre» wurden nur etwas über eine halbe Million Hüt« für 7 klillionen Kronen exportiert. Erneuerung des Schiffparks. Zur Erneuerung des Schiffparts der Elbe-Schiffahrts» gescüschaft wurde der Bau von sieben Schleppkähnen in Auftrag gegeben. Zinnverhrauch gestiegen. Im Zusammenhang mit der Aufrüstung zeigt auch der Zinnverbranch der Welt gegenüber dein Borjahre eine beträchtliche Steigerung, nämlich 21,5 Prozent. Die Tschechoslowakei erhöhte ihre,, Zinn- pcrbrauch im letzten Jahr« um 25,1 Prozent, Dänisch- tschechoslowakische- Handelsabkommen. Mit Dänemark wird nächstens ein neues Handelsabkommen unterzeichnet werden. Es wird eine Bcübcsftrung in. der dänischen Einfuhr- bewilligungspraxi» bringen, die di« Ansfuhrniög- lichkeiten in Textilien, Konfektion, Wäsche, Por, zellan- und Glaöwaren günstiger gestalten dürste.
Ausweis für den Monat April (Tie erste Zahl bedeutet Parteifonds, die em» geklammerte Wahlfonds.. Brün n: Ke 1200,-7--(300.7—), Boden bach ; Kd' 4140.—(860,—), Karlsbad : Kd 6080.—(1520.—), LondskromrKd 470.—' (100.—), Pilse n: Kd 960.—(240.—), Pretz- burg: Kd 202.—(33—), Sternberg : Kd 1200.—(800.—), T e p l j tz- S a a zr Kd 3780.—(840,—), Trauten« u: Kd 960.— (240,—), Troppau Kd 1800.—(450.—).
Durdi Berlin fließt Immer no<h die Spree Von Peter Sloth Der Kommissar klingelte nach dem Verhafteten. Nach einigen Minuten trat dieser, begleitet von zlvei Beamten, ins Zimmer. Es war ein junger Mensch, schlank getvachjen und unterernährt, Der Kommissar war kräftig und schwer. Er gab den Beamten einen Wink, worauf sie sich entfernten. Lange blickte er den Gefangenen an, sagte keinen Ton, schaute ihn nur durchbohrend an, zwei, drei Minuten lang, „Sie sind Marxist", sagte er dann. „Jawohl",- erwiderte der Gefangene, Der Kommissar wunderte sich und trat zu dem Vev» hafteten.. „Sie sind Kurier!" Wieder stimmte der Andere zu, dann trat eine Pagft ein., I „Warum leugnen Sie eigentlich nicht?" Weil Ihr mein, ganzes Material habt, dacht« der Gefangene, laut aber sagte er;„Ich. lehne es ab, mir durch Lügen Vorteil« zu verschaffen. Ich bin Sozialist und siehe zu meinen Taten." „So... hm..." Dem Kommissar war sonderbar zumute. Eigenartiger Mensch, dachte«r. Ist mir noch nicht vorgekommen, solange ich im Dienst bin. Er war«in Jahr im Dienst.. „Wollen Sie Aussagen machen?" „Sm Prinzip ja, Herr Kommissar!" „Was wollen Sie damit sagen?"' „Ich möchte erst morgen vernommen wer den, da ich zwei Nächte picht geschlafen hab«." Gerade so brauchen wir dich znr Verneh mung, dachte dex Kommissar. WaS mochte er wohl mit dem Aufschieben deS Verhör ' bezwecken? „Tas acht leider nicht, wir brauchen noch heute Ihre Aussagen." '„Ich werde aber heute nicht» sagen, Herr Kommissar." „Damit verschlechtern Sie sich nur Ihre Lage. Wir müssen noch heut« wissen, wer Ihre Auftragsgeber sind und zwar sofort." „Das tut mir leid, Herr Kommissar, das weiß ich nicht." „Erzählen Sie mir doch keine Märchen, Sie müssen doch al» Kurier Ihre Verbindungsleute kennen."
„DaS tut mir leid,-Herr Kommissar, die kenne ich nicht," Der Kommissar trat ans Telephon.„Dann kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe Sie für einen vernünftigen Menschen gehalten," „Ich bin übermüdet, Herr Kommissar." Der zuckte die Achseln. Dann erschienen«ine , Reihe SA-Leute, die den Verhafteten Mitnahmen. Ter Sturmführer blieb einen Moment zurück. „Soll er was Bestimmt«» aussagen?" „Ja," sagte der Kommissar.„Er ist Kurier, ich brauche noch heute die Namensliste seiner Verbindungsleute." „Zu Befehl, wird beschafft." Die Vernehmung im Keller hatte schnelleren Erfolg, als man dachte. Gleich nach den ersten Schlägen gestand der Gefangene, daß er noch im Laufe dieser Woche einen Treffpunkt mit einem früheren Abgeordneten, der steckbrieflich gesucht wurde, verabredet hatte. Da stellte man aus mehreren Grsinden das Verhör ein. . Es war in den Fcbrrtagen des Jahre» 1935 und abend» fünf llhr. An einer Spreebrücke fuhr ein Privatwagen vor, au» dem drei Männer stiegen. Einer davon; war jung, schlank gewachsen, blond und unterernährt. Am Brückenkopf standen ein« Anzahl harmloser Zivilisten beschäftigungslos herum. Manche spuckten von Zeit zu Zeit in die Spree. Indessen rückte der Wagen wieder ab, und die drei Männer betraten die Brücke. Etwa in der Mitte, an einer Stelle, die den beiden anderen von dem blassen Dritten bezeichnet wurde, blieben sie stehen, „Also, wir warn«" Sie noch einmal, wenn Sie etwa an Flucht denken sollten. Die Brückenköpfe sind beseht, Sie kommen nirgends durch. Wir würden augenblicklich schießen. Gelingt«S aber, den Abgeordneten zu fangen, dann kann dafür Sie sehr günstig fein." Ter Andere nickte, worauf er sich aßs Geländer lehnte. Die Eestapoleute gingen weiter und stellten sich etwa zwanzig Meter entfernt von ihm auf. Eds fing schon allmählich zu dunkeln an, aber der einzelne Mann am Brückengeländer war gut zu beobachten. Er stand noch immer leicht angelehnt und blickte fortwährend in einer Richtung. Die beiden Beamten standen in tiefem Gespräch, ohne jedoch einen Augenblick ihren Gefangenen, der jetzt Lockspitzel sein sollt«, zu vernachlässigen. Richt, weil sie befijrchteten, daß er einen Fluchtversuch unternehmen könnt«; da» war so gut
wie ausgeschlossen. Sie hätten nicht einmal die Pistole zu ziehen brauchen. Rur ein Pfiff und di« Beamten am Brückenkopf versperrten jedem Fußgänger den Weg. Aber man mußt« gut auf den Augenblick aufpassen, da sich ihm ein Fremder näherte. Ueber eme viertel Stunde war schon vergangen, aber bi» dahin batte sich noch nichts ereignet. Mit eiligen Schritten gingen die Fußgänger vorüber, denn es war kalte», unfreundliches Wetter. Vom Himmel rieselt« grauer Schnee, der mft Regen vermengt war.' „Ich glaube, cs fällt auf, wenn wir fortwährend auf einer Stelle stehen," sagte der eine Beamte, Sie beschlossen auf und ab zu gehen. „Daß uns der Bursch« nur nicht belogen hat und uns allen eine Komödie votspieltl" „Das möchte ich ihm nicht geraten habens Im Uebrigen glaube ich das nicht, denn er hat in den ersten Minuten schon alles gesagt, was wir wissen wollten," „Ein sonderbarer Mensch." „Sonderbar? Feige ist der Kerl, ein Schlappschwanz.. Sie schritten auf der gegenüberliegenden Sekt« an dem Verhafteten vorbei, der teilnahmslos und wie abwesend vor sich hinblickte.,. „Denk doch mal an die Burschen, die wir früher im Keller gehabt haben. Mensch, gab«S da Kerle drunter! Den«inen haben wir zwanzigmal verarscht, dann ist er verreckt. Gebrüllt hat er wie ein Stier, aber gesagt, keinen Ton!" „Sckade um di« Kerle, hätten Große» leisten können." Sie machten kehrt. Der Eine blickte nach der Uhr. «Verdammt, sagte er,„eine Halde Stunde und der Kerl.,." Die anderen Worte blieben ihm im Halse stecken. „Der Hund ist verrückt," schrie er seinem Kollegen zu, dann flog er wie irrsinnig die Brücke entlang. Der Andere lief in entgegengesetzter Richtung und blies in seine Signalpfeife. Die Brük- kenküpfe wurden im selben Moment abgeriegelt. Wenn der Flüchtende di« Brücke nicht schon verlassen hatte, dann mußte e» möglich sein, ihn zu fassen. Die Fußgänger wurden einer genauen Kontrolle unterzogen und konnten erst, nachdem sie sich ausgewiesen und den Gestapeleuten vorgestellt hatten, weitergehen. Bon dem Gesuchten war jedoch keine Spur zu sehen. Es bestand nur! noch die Möglichkeit, so hoffte man an jedem
Ende der Brücke, daß er auf der gegenüberliegenden Seite fcstgenonunen war. Aber auch diese Hoffnung zerbrach, als sich die beiden Beamten trafen. Richt», keine Spur war zu entdecken gewesen. „Mensch, wenn das der Alte erfährt!" sagte der Eine. Sie fluchten. „Er kann doch nicht in der kurzen Zeit Uber die Brücke gerast sein, das wäre doch aufgefallen." „Vielleicht ist er auf ein Auto gesprungen?" E» schien die einzige Möglichkeit. Schwitzend vor Wut kamen sie an die Stelle, wo der Verschwundene gestanden hatte, „Mensch," sagte der Eine und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Was, du meinst doch nicht etwa, daß er bei dieser Kälte..." „Natürlich meine ich." Sie blickten beide in die Spree. „Dann kann er noch nicht weit sein." „Nein,... man muß die Feuerwehr holen und durch di« SA die beiden Ufer kontrollieren, vielleicht kriegen wir ihn noch." Al» die Feuerwehr eintraf, leuchtete sie mit riesigen Scheinwerfern die Spree ab, während eine Anzahl SA-Trupps die llfer und die Umgebung abstreifte. Die Strompolizei nahm die Verfolgung des Flüchtlings mit einem Motorboot auf und durchsucht« jeden Kohlenkahn. Ueber«ine Stunde dauerte die Aktion, dann wurde sie ergebnislos abgebrochen. * «Die Stadt Berkin," sagte der Minister für Vollsaufklärung und Propaganda bei irgend einer Rede,„einst der Brandherd des Marxismus, steht in seiner überwältigenden Mehrheit hinter der Regierung. Der Nationalsozialismus hat diese Festung gestürmt," In der Tat, das muß wohl so sein. Nur die Berliner sind manchmal etwas sonderbar. Und so hielten sie es für selbstverständlich, daß man, al» in eingeweihten Kreisen bekannt wurde, irgendwo sei ein Mensch wie«ine Wasserratte au» der Spree geklettert,«ine Sammlung veranstaltet«, die einen Bombenerfolg hatte. Da dieselben Berliner auch zumeist schlank gewachsen und unterernährt sind, hatten sie, als sie hörten, daß der Unbekannt« in einem abgelegenen Teil Berlin - einen Treffpunkt vereinbart hatte, bald einen trockenen Anzug gefunden. Wie gesagt, sie sind wirklich etwa» sehe sonkKrvar, die Berliner .