Seile 4 Donnerstag, 7. Mai 1936 Nr. 107 Oie Zuflucht zahlreicher Europäer in Addis Abeba  Das Gebäude der britischen   Gesandtschaft in der abessinischen Hauptstadt, in das sich während der'Schreckenstage nach' der Flucht des Negus zahlreiche Europäer flüchteten. Noch in den letz­ten.Stunden vor dem Einmarsch der Italiener war die Lage der Gesandtschaft sehr kritisch, obwohl schon seit längerer Zeit die Gesandtschaftswachen durch eine Abteilung indischer Trup­pen verstärkt wurden. AgesnemgKeiten. kln Wehrproblem lieber Anregung des ständigen Ausschusses für das Studium und die Vorbereitung eines Wirtschaftsplanes der Tschechoslowakischen Repu­blik hat das Soziale Institut der Tschechoslowa­kischen Republik ein« Beratung über die Planung des Verbrauchs und der Ernährung einberufen. Dabei ist man zu intereffanten Resultaten ge­kommen, nämlich zur Erkenntnis, daß sich bei uns höchstens 40 Prozent der Jnduftriearbeiterschaft eine normale Kost leisten können, während die übrig bleibenden 60 Prozent nur mit einer Not­kost rechnen können. Es wird jetzt das Material über die. Ernährung der Bevölkerung gesammelt werden, um die Bedeutung der Hebung der Er­nährung für die Aufstellung eines Wirtschafts­planes der Tschechoslowakei   zu erkennen." Zwischen den Sorgen um die neuesten Früh- jahrs-Moden-Modelle und um die Sommerwoh­nung in den Bergen oder an der See hat die Welt also auch noch diese. Aber man muß es den gebildeten und zur Führung berufenen Schichten der bürgerlichen Welt lassen, daß sie zwischen dem Nötigen und dem weniger Nötigen zu unterscheiden vermag und darum peinlich dar­auf sieht, daß in den Zeitungen das Interesse an der Mode und am Tratsch immer die Vorhand vor dem Interesse an. dem Hunger habe. Und so kann man gewiß sein, daß die Tat­sache, daß 60 Prozent der Induslrie-Arbeiter nur eineNotkost" genießen, die Zeitgenossen nicht allzusehr erschüttern und gewiß von wich- tigeren Problemen nicht abhalten wird, als da sind: Fußballmeisterschaften und andere Sport­sensationen, Modefragen, Probleme der Schön- hestspflege und selbst Kochrezepte für das Schlankwerden, das heute nachgerade ein totalitäres Problem gewor­den ist, indem die einen nicht wissen, was sie fressen sollen, um nicht schlank wie ein Bindfa­den zu werden und endlich Hungers zu sterben, der Rest wieder sich den Kopf zerbricht, was man essen könnte, um trotzdem schlank zu bleiben. Wenn es aber alle gleichgültig läßt, die nicht selbst davon betroffen sind, dann sollten wenigstens die amtlich oder aus Ueberzeugung mit der Vielbeschrochen en Frage der Wehrhaftigkeit beschäftig, ten Männer einmal darüber nach» denken, ob die Aufrüstung nicht bei der Zu­fuhr von Einweiß, Kohlenhydraten und Vitami­nen in die Körper halbverhungerter Proleten be­ginnen sollte, die sonst bei dauernder Abrüstung ihrer Muskel- und Nervenkrast schließlich auch zur passivsten Form der Abwehr, zum lebenden Kugelfang untauglich werden! Offene Worte hört man ab und zu selbst im Nazirundfunk. Da brachte Breslau   Mittwoch eine Reportage aus einer dort in Vorbereitung stehenden landwirtschaftlichen Ausstellung. Bei Besprechung der ausgestellten Objekte wurde z. B. von derVerschwendung öffentlicher Gelder zu F L r s o t g e zwecken" im demokratischen Deutschland   gesprochen mit den Ausgaben für Erbkranke hätte man 50.000 Erbhöfe ankaufen können. Also die Armen, die vererbte Krankheiten ryü ins Leben bekommen haben, totschlagen oder verhungern lassen, damit den Bonzen Güter ge­schenkt werden können I Man erfuhr auch, daß die Erbhöfe jetzt wieder Waffen haltenwie in alter Zeit." Es werden aber kaum Morgen­sterne und Speere sein, sondern hübsche moderne M.-G., Handgranaten u. a. Bluttat in Podersam. Mittwoch kurz vor 12 llhr gab im Podersamer Park der 29jährige Arbeiter Fr. Schmied aus Podersam gegen seine Lebensgefährtin Franziska Konrad, mit der er ein uneheliches Kind hat, aus einem alten Trommelrevolver einen Schuß ab. Die Waffe entwendete er feinem Schwager, bei welchem er nach den häuslichen Zwistigkeiten übernachtete. Durch den Schuß aus einer Entfernung von drei Metern wurde die Konrad leicht verletzt. Schmied richtete dann die Waffe, gegen sich und schoß sich in die rechte Schläfe, wobei er sich eine so schwere Verletzung, berbrachte, daß er ihr nach der Ueber- führüng ins Krankenhaus erlag. Auch die Konrad wurde ins Krankenhaus gebracht. Vom Zuge erfaßt. Mittwoch nach 6 Uhr er­faßte der. aus Pilsen   nach Saaz   fahrende.Per­sonenzug in der Station Podersam den 44jähri- gen Bremser Vaclav Hrubh aus Pilsen  , der auf der Stelle, getötet wurde. Das Unglück ereignete sich in dem Augenblicke, da der Personenzug in die Station'einfuhr,. Der Tote hinterläßt eine Witwe üiid drei unversorgte Kinder. Der tschechoslowakische Rundfunk sucht Orchestrrmusiker. Der tschechoslowakische Rund­funk hat. einen Musiker-Konkurs für seine Sta­tionen ausgeschrieben. Gesucht werden für Prag  einige Geiger, Bratschisten, Cellisten und Baß­geiger, ein Trompeter und ein Schlagwerker, für Kaschau   ein Fagottist und ein Hornist. Konser­vatoriums-Absolventen im Alter bis zu ,35 Jah­ren mögen ihre Gesuche bis 15. Mai einbringcn. Nur wenn sich nicht genügend solcher Absolventen melden, werden qualifizierte Musiker ohne Kon­servatoriums Ausbildung in Betracht gezogen. Schwarzer Brudermord. Wie demDaily Herald" aus Nairobi   in Kenya  , Britisch-Ost- afrika, gemeldet wird, wurden drei aus einem dort, bestehenden Lager für desertierte italienische Askari geflüchtete Eingeborene von einer briti­schen Reiterpatrouille erschossen, einige weitere Ausreißer verwundet und sind sechs von ihnen er­trunken. als sie durch einen angeschwollenen Fluß vor den. Verfolgern flüchten wollten. Warum sie aus dem Lager entwichen und wohin sie wollten ob etwa zur italienischen Armee zurück, von der sie doch desertiert sind, geht aus dem Bericht nicht hervor. In diesem Lager sind mehr als 400 iralienische Askäris interniert, 31 waren mit so traurigem Erfolg, für mehrere von ihnen geflüch­tet, 16 wurden wieder eingefangen, sechs blieben verschwunden. Und die. sie. entdeckt, verfolgt und wegen Nichistehenbleibens trotz Anruf beschossen habest, sind: gleichfalls Schwarzei(bn) Gefilmte Korruption. In einer Stadt der Normandie   hat vor der Stichwahl em aristokrati­scher Politiker, Angehöriger einer großen Rü­stungsfirma, den vergeblichen Versuch gemacht, seinen Gegenkandidaten durch Bestechung zuu» Rücktritt zu seinem Gunsten zu bewegen. Er bot zunächst 100.000 Franken, was jedoch abgelehnt wurde. Dann wiederholte er seinen Besuch. Ge­rade als er eine Ledertasche mit 150.000 Franks und einer auszufüllenden Quittung des Empfän­gers auf den Tisch legte, öffnete sich ein Schrank im Zimmer und heraus trat in voller Uniform ein Polizeibeamter, der die Bestechungssumme be­schlagnahmte. Der Gegenkandidat des Grafen hatte auch dafür gesorgt, daß dieser sowohl beim Betreten des Hauses mit der Mappe, wie auch bei seinen? Abzug gefilmt wurde,(bn) Schaffalitzky von Muckadell ist der edle Name des Berliner   Berichterstatters der Kopenhagener Berlinske Tidende". Die Würdigkeit zum weiteren Verbleiben, in diesem Amt beweist er durch einen Be­richts den sein Blatt abzudrucken so kühn'war. Da­nach sollen im Dritten Reich   kaum noch mehr als vier oder fünf Konzentrationslager mit höchstens 3000 Gefangenen bestehen!Sozialdemokraten  " stempelt dieses Goebbelsei als faul ab und stellt allein an international bekannten Konzentrations­lagern fünfzehn fest, die sämtlich stark belegt, wenn nicht überfüllt find, weshalb auch in mehreren neue BarackcnLiur PepM^erHNg.tA Fassungsraunies er­baut werden' natürlich von den bereits Eingeker­kerten. Unser Bruderblatt erinnert dabei an zahl­reiche, seit Einbruch des Dritten Reiches Einge- sperrre, wie Heitmann, Ossietzky, Dr. Jasper, Rieke u. v. a.(bn) Millionärsparade vor dem Louvre. Die Ge­winne der französischen   Nationallotterie werden im sogenanntenPavillons de Flore" einem Flügel des Louvre, ausgezahlt. Vor einigen Tagen gab es im Schnellfeuer der Objektive eine wahre Millio­närsparade vor dem schönen Renaissance-Portal. An diesem Tag wurden 22 Millionen Franks an Gewinnen- ausgezahlt. Tie Vertreter der Kriegs« verletzte n-OrgänisatiönGuelles caffees", die den Verkauf der Zehntellose organifiert haben(nach­dem etliche Privarbankiers mit den Gewinnen für diese staatlich nicht aüsgegebenen Teillose davon­gegangen waren), kassierten allein 6,500.000 m Hundertfrankscheinen ein, die fie in Körben ab­schleppten. Ein neuer Lotterie-Millionär kam in einem alten Citroen angefahren,' hinter dem ein wunderbarer neuer Delage anfuhr. Er holt« den Gewinn ab, bezahlte ostentativ den Wägen und hängte ein SchildZu verkaufen" an das nicht mehr standesgemäße Auto, für das sich mich sofort ein Liebhaber fand. Internationale Kongresse ohne Sprachschwierig- keitrn. TieUebersetzerzeMrale" des Völkerbundes macht Schule. Demnächst findet in Wien   der neunte internationale Kongreß der Zahnärzte statt. Um Ziehung der Klassenlotterie Unverbindlich. Prag  . Bei der Mittwoch-Ziehung der 5. Klasse, der 24. tschechoslovakischen Klassenlotterie wurden nachfolgende Gewinne gezogen': Ke 40.000 30.960. Kc 10.000 29.693, 53.863, 55.351, 70.498, 67 K6 2, 5000 3 16.016, 29.554, 32.848, 43.594, 45.951, 50.967, 72.410, 73.207, 83.713, 86.432, 89 347 95.117. K« 2000 1927, 3886, 6819, 7613, 9311, 9445, 17.736, 19.179, 25.525, 26.518, 32.524, 32.757, 32.761, 33.900, 33.914, 34.128, 42.398, 49.687, 51.151, 52.121, 57.1Y3, 57.108, 61.179, 62.727, 68.610, 70.843,70.920,76.851,78.739, 79.288, 79.833, 82.938, 84.137, 87.573, 88.365, 102.903, 102.928, 104.078, 109.194.. keine Sprachschlvierigkeiten aufkommen zu lassen,, wird dem Kongreß eine nach dem Völkerbundmufter eingerichtete Uebersetzerzentrale beigegeben werden. Ter jeweils Vortragende wird sein«. Rede in einer der am Kongreß zulässigen Sprachen Deutsch, Französisch oder Englisch   halten und ein Teil der Zuhörer wird ihn verstehen. Wer aber die Sprache, in der er spricht, nicht beherrscht, braucht bloß die Kopfhörer untzuschnallen und durch einen Knopfdruck sich für eine oder die andere der beiden übrigen Sprachen einschalten. Die Drähte der Kopfhörer führen ihn dann in die Zimmer, wo Üebersetzer sitzen, die den Vortrag in der gewünsch­ten Sprache vor sich liegen haben, dem Redner gleichfalls durch Kopfhörer zuhören, mit ihm also Schritt halten, und das, was er gerade sagt, in der vom Zuhörer gewünschten Sprach« vom Ma­nuskript ablesen. Selbstredend steht vor jedem Dol­metscher ein eigenes Mikrophon, das durch den schon erwähnten Knopfdruck mit den Kopfhörern der fremd­sprachigen Zuhörer verbunden ist. Auf diese Weise wird jedes Mißverstehen und jede Unterbrechung ver­hindert.(g) Ein falscher Untersuchungsrichter. In der hana- kischen Gemeinde Chropyn bei Kremsier   erschien dieser Tage ein anständig gekleideter unbekannter Mann, der sich das Betrauen der Einwohnerschaft daditrch gewann, daß er sich als Untersuchungsrichter aus Mährisch-Ostrau   vorstellte. Zahlreiche Leute suchten ihn auf, um juristische Ratschläge in Privat- angelegenheiren zu erhalten. Für jeden Ratschlag ließ sich derUntersuchungsrichter" gut bezahlen und bei komplizierten Fällen hob er fette Vorschüsse ein. Als ihm der Boden zu heiß wurde, verschwand er. Die Gendarmerie stellte fest, daß der Gauner der 82jährige Josef Olsäk aus Tücap bei Holcsov ist, der festgenommen und dem Gerichte übergeben wurde. Wetter gemischt. Eine mäßig warme Luft­strömung aus Südosrrußland erhält bei uns und in ganz Mitteleuropa  ' die Temperaturen- andauernd um 2 bis 5 Grad über dem Normalisiert.' Da die allgemeine Luftdruckverteilung in Europa   ihre Lage nicht wesenüich ändert, kann erwartet werden, daß auch bei uns vorläufig noch kein Wctterumschlag eintreten wird. Wahrscheinliches Wetter heute: Halbheiter, Neigung zu lokalen Schauern oder Ge­wittern, mäßig warm, Ostwind. Wetterausfichten fürFreitag: Ohne wesentliche Aenderung. Vom Rundfunk IssafeMefiswertes aus 4m ProirMBMi Freitag. Prag  , Sender L.: 10.05: Deutsche Presse. 12.10: Operngesänge auf Schallplatten, 13.40: Straußwalzer, 18.10* Deutsch  « Sendung: Lilly Freud-Marle: Sigmund Freund in seinem Heim, zum 80. Geburtstag, 18.35: Arbeiter funk: aktuelle zehn Minuten, 18.45: Deutsche Presse, 20.30: Klavierkonzert, 22.15: Leichte Musik. Sender S: 7.30: Salonorchester, 14.15: Deutsche  Sendung: Für die Frau, die Wanderzeit beginnt, 14.30 Leppin singt aus seinemFrühling nm 1900", 18.20: Lieder von Glazunov  , 18.35: Baln- laikakonzert. Brünn. 15: Rachmittagskonzert, 17.40: Deutsche   Sendung: aus Tuchol­ sky  -Büchern, 19.20: Salon-Trio. Kascha«. 12.35: Rundfunkorchestcrkonzert, 20.30: Geigen­konzert. Mähr.»Ostrau  : 18.10: Deutsche   Sen­dung: Drapal: 100 Jahre Essenbahn. Lieder­konzert. Von einem Zensor Von Jaroslav Hasek  In der Zeit, als es noch, keine, solche Presse­freiheit gab wie heute, als man noch. Druckschrif­ten beschlagnahmte, was man bekanntlich heute schon aus der ganzen Welt nicht mehr tut, lebte in einem gesegneten Lande ein Zensor) der Wasser im Kopfe hatte. Vom medizinischen Standpunkt war dieser Zensor insofern ein Kuriosum? als die Witterung einen gewissen Einfluß auf die Ausdehnung des Wassers in seinem Kopfe übte. Und fo wie die Witterung, spielten auch Mond und Sonne«ine wichtige Rolle im Leben des Zensors. Er selbst nannte diese Erscheinung Ebbe, und Flut. Ent­weder nahm das Wasser in seinem Kopf ab, oder nahm es zu, auf alle Fälle gab es jedoch immer Wasser genug. Er war Vorsitzender eines Klubs» in dem alle jene vertreten waren, die mit Verachtung auf Leute herabsahen, die kein Wasser im Kopse hat­ten. Als Vorsitzender sorgte er unermüdlich um die geistige Entwicklung der Klubmitglieder und hielt daher gern und häufig Vorträge darüber, was Zensoren siind, warum Zensoren sind, wozu Zensoren da sein müssen, und wie es aus der Welt auSsähe, wenn es keine Zensoren gäbe. Diese Vorträge strotzten schon deshalb von Geist, weil der Herr Zensor nur dann vortrug, wenn das Wasser, im Kopse zunahm. In diese geistreichen Vorträge über seine erhabene Tätigkeit pflegte er Betrachtungen über die Weltordnung, den Staat Und- die guten Bürger einzuflechtctt, welche Be­trachtungen er wieder Mit einer Reihe selbstver­faßter Aphorismen durchspickte, Er setzte ausein­ander, was jeder Zensor sein Eigen nenne. Ein Zensor besitze einen Kopf, Ohren, Nase, Mund, Hände, Füße, Hals, Haare, Bart, Nabel und einige von ihnen auch ein Muttermal. Von den Vierfüßlern üuterschieden sie sich dadurch, daß sie größtenteils aufrecht gehen, keine körperlichen Be­ziehungen zu Tieren unterhalten, sprechen, rau­chen, Alkohol, trinken und auf die Reinheit der Presse achten.: Warum, um. Himmels willen, gebe es ässo Menschen, die auf Zensoren spucken? Er stellte sich diese Frage selbst, die er dann scharf­sinnig und witzig in' seinem Vortrag beantwortete. Darum. weil die betreffenden Menschen kein Was­ser im Kopfe haben. Ein Mensch, der Wasser im Kopf hat. besitze einen viel schärferen Verstand als'der ohne Wasser. Im folgenden gab der Herr Zensor Beispiele aus seiner Tätigkeit: In einer Zeitschrift habe man cs gewagt, Verse abzudruk- len, die begannen:Frühling, der frucht brin ­gende, ist wieder da, alles atmet wieder Liebe, Auf den ersten Blick würde darin niemand eine Aufforderung zu Handlungen vermuten, die dem Schamgefühl und der allgemeinen Sittlichkeit zum Aergernis gereichen könnten. Zerlege man jedoch die Verse, fallen einem sofort die Wortefrucht­bringend".undLiebe" auf. Also: fruchtbringende Liebe und Frühling. Er.der Zensor, hab« daheim einen Kater und eine Katze. Sowie der Frühling anfängt, find der Kater und die Katze..., kurz, er, der Zensor, wisse nur, zu gut, was der Dichter mit dem fruchtbringenden Frühling und derLiebe sagen wollte.Schaut euch den Kater und die Katze des Herrn Zensors an", wollte er sagen,und macht es aucb so wie die lieben Tierchen." Fn einem anderen Falle war er gezwungen gewesen, in einer Zeitung folgenden Satz zu be­schlagnahmen:Der arme Mann schritt müde die Landstraße dahin. Da raste ein Auto vorüber. Der arme Mann blickte nachdenklich dem in der Ferne entschwindenden Wagen nach." Wieder könnte da jemand behaupten wollen, das sei recht harmlos geschrieben. Gewiß, aber lest nur einmal zwischen den Zeilen! Das Wortnachdenklich" beinhaltet ein Vergehen gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit, weil der arme Mensch in seiner Nach­denklichkeit überlegt hat. Was er überlegt hat, steht zwar nicht in dem Artikel, aber das tann j jeder leicht zu Ende denken. Sicherlich dachte er daran, es wäre das beste gewesen, den Wagen zum Stehen zu bringen, den Chauffeur zu erschla­gen und das Geld der Herrschaft zu rauben. Und was meinen die verehrlichen Mitglieder des Klubs zu diesem Satz:Bei uns gibt es 127-.600 Schnapsbudiken und 18.200 Schulen. Demnach entfallen auf eine Schule 7 Budiken Die Vorträge des Herrn Zensors über seine Tätigkeit erregten allgemeines Aufsehen. Einige Psychiater bedachten einander mit groben Briefen, da jeder dem. andern im Beweis zuvorkommen wollte, daß der Herr Zensor entweder ein Narr oder ein Idiot sein müsse. Allen diesen Streitigkei­ten machte der Herr Zensor durch nachstehende kurze Erklärung in einem offiziellen Blatt ein Ende: Mit Rücksicht auf die dauernde Uneinigkeit der Herren Psychiater antworte ich wi« folgt: Warum heißen Sie mich«inen Narren oder Idioten? Nen­nen Sie mich so, wie mich der Großteil der Leute nennt: Herr Zensor." Diese seine Erklärung im offiziellen Blatte beschlagnahmte er selbst und belangte die Schrift­leitung wegen Ehrabschneidung, begangen in der Presse. Seit der Zeit sagt man von ihm, er sei unpar­teiisch. ^Denchch von 2utmr Made x.X