Str. 107Donnerstag, 7. Mai 1936Seite 5IWfcswtecfioft undbestimmt. Moskau habe das ostafrikanische Abenteuer Italien- vor allem-aus Gründen der Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichtesverurteilt. Heute jedoch, da es sich erwiesen habe,daß die Sanktionen erfolglos seien, und da Abessinien tatsächlich erobert ist, müsse man mit d e rSanktionspolitik brechen. Bor allemmüsse man, angesichts der durch den Gewaltaktvom 7. März geschaffenen Lage, danach trachten,Italien in die europäische Völkergemeinschaft zurückzuführen. Die Sanktionen können hertte, nachAnsicht der Sowjetdiplomatie, nur schaden.und der Handelsvertretungen im Ausland, För-ders in der mittleren Industrie, genossenschaftliche Organisation des Agrarexportes.Kredites. Nm öffentlichen Sdktvr"Liquidierung der Krisenzuschüsse, Schaffung eines Konsortiums der öffentlichen Finanzinstitute und ihreVerwendung zum Wiederaufbau der Wirtschaft;im privaten Sektor Verstärkung der Kontrolleüber die Depotbanken, ihre Ausdehnung auf Geschäftsbanken, Kontrolle der Tarife und Prämienreserven bei den Versicherungsinstituten. 3. Organisierung der Produktion: OeffentlicheMonopole für Elektrizität, Brennstoffe undDüngemittel, Kontrolle der Kartelle, Trusts undübrigen Monopolgebiete, Entfaltung des industriellen Informationsdienstes, Schaffung öffentlicher Finanzierungsinstitute für Industrie undLandwirtschaft, Förderung neuer Industriezweige.4. Organisation des Verkehrs: OeffentlicheFinanzierung und Kontrolle der Cisenunterneh-mungen, Ausbau der Häfen, Wasserwege undStraßen u. a. 5. Organisation des Außen-negativen Sinne entschieden. Die Anhänger derDemokratie in Frankreich undEngland aber, die fich aus parteipolitischerVerärgerung noch immer vom Schicksal Oesterreichsdesinteressiert abwenden zu können glauben, sollte«sich in letzter Stunde darauf besinnen, daß eine Eroberung des heutigen Oesterreichs durch den Nationalsozialismus nichts anderes bedeuten kann, alsdaß Mitteleuropa,—■ und bald nicht nur Mittel-1an Wertpapieren beträgt llöDie Realitäten stehen mit KCzu Buche. Das mit Ende 1985Verwaltungsvermögen per KCdie Einlagen vonSa uhjml auißH. SafatgMrlÜberalterung der BevölkerungEin interessantes WirtschaftsproblemDie Londoner Zeitschrift„Planning"(Organ der P. E. P., Political and Economie Planning) befaßt sich in ihrer letzten Nummer mitden Wirkungen, die der drohende Bevölkerungsschwund auf die Wirtschaftspolitik der Staatenausüben muß und kommt zu folgenden Schlüssen:Nach den verschiedenen Schätzungen wird die Bevölkerung Großbritanniens in den nächsten Jahrzehnten im besten Fall stabil bleiben, vielleichtstark zurückgehen. Hingegen tst die durchschnittlicheLebensdauer des einzelnen Menschen stark gestiegen. Es steht also eine gewisse Ueberalterung derBevölkerung allmählich zu erwarten, was in gewissen Gebieten hereits sichtbar sei; dg.die durch-■lschvÜUiche Lebensdauer.der- Frauen,-höher sei-:,werde vermutlich der Frauenüberschuh^noch steigen. Die Arbeitskraft der Bevölkerung werde jedoch weiter ansteigen, da die erwähnte Bevölkerungsbewegung wieder zu einer Bevorzugung derMänner gegenüber der Frauen- und Jugendlichenarbeit führen werde. Die Wanderungen, zumindest gegenüber dem Ausland, verlieren anBedeutung.Flaschezu K8 4*80,7*20 u. 9*50Kanisterzu KB 9-.17-u.32-europa— definitiv unter den Stiefel der braunenDiktatur gerät."So richtig es ist, daß Oesterreich eineSchlüsselstellung ist, die nicht in Hitlers Händefallen dürfte, so unmöglich ist natürlich, dieseStellung auf. die.Dauer zu halten,.wenn in. ihrS t a r h e m b e r g—- also Mus.solini— kommandiert. Die Beseitigung deri t a l i e n i sch en Dikt a t u r ist dasMindeste, was die Demokratien und Demokratenvon Oesterreich fordern müßten, das auf dieDauer nicht davon leben kann, daß auch dieschlechteste Wiener Regierung noch besser seinmag als eine Berliner Statthalterschaft!Sowjetunionfür„Stresa-Front“?Der Moskauer Mitarbeiter des Pariser„TempS" gibt eine ausführliche Darstellung derdortigen Stimmungen gegenüber der internationalen Lage. Die französische Taktik nach dem 7.März ist in Moskau einer scharfen Kritik begegnet. Man ist in Moskau überzeugt gewesen, daßeine energischere Politik Hiller zum Nachgebenund London zu einer Unterstützung der französischen Aktion gezwungen hätte. Nun sei diedeutsche Position, besonders gegenüber den klei-neren Staaten auf dem Balkan und im Baltikum,sehr gestärkt.„Wie kann nun Deutschland dieSowjetunion angreifen". Darauf hat man demMitarbeiter des„T e m p s" folgende, etwas unerwartete Antwort gegeben: Die Deutschen werden versuchen, Rußland über Rumänienanzugreifen, nachdem vorher O e st e r r e i ch besetzt und die Tschechoslowakei mit HilfeUngarns zertrümmert sein werde. Der deutschungarische Angriff werde über die rumänischen Naphthagebiete nach der Ukrainegehen. Man könne dabei nicht wissen, wie sichJugoslawien verhalten werd«, da Belgrad durch die französisch-italienische Annäherungdesorientiert sei und allmählich unter den deutschen Einfluß gerate. Moskau lege aus diesenGründen der Aufrechterhaltung derösterreichischen Unabhängigkeiteinen großen Wert bei und sei bereit, alles zutun, um die Verwirklichung der Berliner Anschlußpläne zu verhindern. Durch ähnliche Erwägungen werde auch die Stellungnahme Moskausgegenüber dem abessinischen Kon fliktEinigungder deutschen Monarchisten?Wie Otto Strassers»Deutsche Revol n t i o n" meldet, haben die deutschen Monar chisten sich auf die Person des Erb-Großherzogsvon Braunschweig, E r n st A» g u st v o n Cum berland, als zukünftigen Monarchen geeinigt.Ernst August von Cumberland ist mütterlicher seits ei« Enkel Wilhelms H. und ist als Welfe'derung einer Organisation der Exporteure, besonund Abkomme der englischen Welfen(Hannover)angeblich in England sehr genehm. Er ist 22Jahre alt und dient gegenwärtig in der Reichs wehr. Mit dem System soll man sich darüber ver ständigt haben, daß der Prätendent nach demTode Hitlers zum Kaiser ausgerufrn wer den und Herrn Heß als Kanzler bestellen wird.Angesichts der Spannungen zwischen Monarchi sten und System kommt der Einheitskandidaturder bisher in verschiedene Lager gespaltenen Mon archisten aber auch für den Fall eines baldigenKonfliktes zwischen Reichswehr und NSDAP einehohe Bedeutung zu.Die eben jetzt beginnende Tagung derKleinen Entente wird sich vor allemmit dem österreichischenProblemzu beschäftigen haben. Es ist nicht nur das Kardinalproblem der europäischen Sicherheitspolitiküberhaupt, sondern stellt auch jene Frage dar,über die innerhalb der Kleinen Entente amschwersten eine wirlliche Einigung zu erzielenist, da I u g o s l a w i e n bekanntlich einer„deutschen Lösung" der mitteleuropäischen Probleme nicht gerade ablehnend gegenübersteht, während es dieRestauration der Habsburger nach wie vor alseinen Kriegsfall erllärt und bemüht ist, die Son-derinterefsen der Dynastie Karageorgevic zurMagna carta der Kleinen Entente zu machen.Im Hinblick auf die Bedeutung der österreichischenFrage für die Kleine Entente und die Notwendigkeit für diese, statt der bisherigen negativenFormel„Weder Habsburg noch Anschluß" endlich zu einer positivenFormelzu gelangen, ist die Meinung der angesehenenBasler„National- Ze i t u n g" vonInteresse, die dieser Tage an leitender Stelleu. a. ausfuhrte:„Wenn man die Grundtendenzen der durchausexpansiv gerichteten nationalsozialistischen Außenpolitik überdenkt, so kommt man zu dem zwingendenSchluß, daß der Nationalsozialismus seinem Wesen nach auf dieEroberung Wiens gar nichtver-z i ch t e n kann; die Eroberung Wiens bedeutetden entscheidenden Schritt zurBerwirklichung jenes Mitteleuropa, aufdas Hitler seinen unbedingten Hegemonie-Anspruchanzumelden nie müde war— bedeutet einen entscheidenden Vorstoß in der Richtung auf das Mittelmeer, auf den Ballan und auf den Orient. DieEroberung Oesterreichs würde— sozusagen alszweiter Schritt nach der Rheinlandbesetzung— dievöllige Lahmlegung der östlichen VerbündetenFrankreichs, vor allem der dadurch restlos eingekreisten Tschechoslowakei bedeuten, der dann überhauptnichts anderes übrig bliebe, als eine befristeteWeiterexistenz durch eine bedingungslose Anpassungan die neudeutsche Außenpolitik zu erkaufen.Gesetzt den Fall, die Lenker der neudeutschenAußenpolitik ließen einen'Einmarsch in Oesterreichunter dem Borwand starten, sie hätten den habsburgischen Aspirationen gegenüber die vitalen Interessen des deutschen Bluter zu schützen— so kannman sich schon heute auSmalen, welche propagandistischen VernebelungSkünste in einem solchen Moment schlagartig auf die Welt losgelassen würden,um ihr wie Notwendigkeit, die Berechtigung und—die Unabänderlichkeit eines solchen Eingriffes vonaußen zu suggerieren— der ja nach nationalsozialistischer Ideologie nichts anderes bezwecken würde,alt Menschen gleichen Blutes und gleicher Gesinnung zu vereinen. ES müßte mit dem Teufel zu-gehen, wenn es der einzigarttgen, auf dar Gemütdes europäischen Massenmenschen berechneten nationalsozialistischen Propaganda nicht gelänge, mittelseines auf alle Schichten der notleidenden Bevölkerung niedergehenden Trommelfeuers von Verheißungen und Versprechungen dem nationalsozialistischen Regime und seinem Führer einen ttiumphalenEinzug in Wien zu sichern, dessen(über alle großenRadiostationen vermitteltes) Erlebnis die schwachenAnsätze der übrigen Welt zu einem aktiven Widerstand gegen die nationalsozialistische Expansion imKeime ersticken müßte. Jugoslawien,dessen über alle Wirtschafts- und Handelsabkommen hinauSgehenve politi fch e Bindung an das Dritte Reich kaummehr zu verschleiern ist, würde«indeutsches Vordringen nach Oesterreich auS einemdoppelten Grunde nicht ungern sehen: einmal, weildadurch der Gedanke jener habsburgischenRestauration eliminiert wäre, die speziellauf die kroatische Bevölkerungeine kaum zu ü b e r w i n d e n d e A n«ziehungSkraft ausübt, und dann, weilein deutscher Vorstoß in den Donauraum die europäische Position Italiens, des Gegenspielers Jugoslawiens, außerordentlich erschüttern müßte; solangeOesterreich selbständig bleibt, wird Jugosiawien beider engen Bindung Oeftrrreichs an Italien denVerdacht nicht ganz loS werden, daß das österreichische Bundesheer sozusagen als linker Flügel der inder Venezia Giulia stehenden italienischen Armeefunktionieren könnte.Die französischen Zeitungen erörtern gerade indiesen Tagen eifrig die bedrohte aktuelle SituationOesterreichs und verhehlen ihre Besorgnis nicht, daßder auf außenpolitische Ablenkungsmanöver angewiesene Nationalsozialismus jene unheimliche Zeitspanne vir zur chefinitiven Regelung des englisch-italienisch-abeffinischen Konfliktes dazu benützenkönnte, um den österreichischen Programmspunktdurch einen Handstreich zu bereinigen.Wenn auch die fortgesetzten, schadenfrohen Berichte der nationalsozialistischen Presse über Unstimmigkeiten innerhalb der österreichischen Regierungheillos übertrieben sind, so ist doch der interneKampf deS Hirtenberger Rüstungsgewinnlers Mandl gegenden klugen S o z i a l m i n i st e r Do-b r e t» b e r g e r, der in vorausschauenderWeise die Arbeiterschaft für daS kämpfende Oesterteich gewinnen möchte, leider noch immer nicht imGeneralplan des WiederaufbauesEin Wirtschaftsprogrammder belgischen ArbeiterparteiDie im„Plan der Arbeit" enthaltendenForderungen des Umbaus der Wirtschaft werdenin der Plattform der Arbeiterpartei für die kom menden Wahlen näher erläutert. ES handelt sichum folgende sechs Punkte: 1.'Reorganisation desOREE(Amt für wirtschaftlichen Wiederaufbau).Es soll aus allen Ministerien mit wirtschaftlichenRessorts(Handel, öffentliche Arbeiten, Landwirt schaft, Verkehr, Kolonien, Finanzen) zusammen gesetzt, über alle einschlägigen Mittel verfügen,einen Generalplan des Wieder aufbaus und der Arbeitsbeschaffung ausar beiten und einen Generalstab von Technikern, eineStudienkommission und Sonderkommissäre in gewissen Gebieten besitzen. 2. Organisation des! handels: Ausbau des AußenhandelsamtesGeneralversammlungder böhmischen SparkassaDie ordentliche Generalversammlung der Böhmischen Sparkaffe und ihrer Pfandbriefanstalt wurdeam 6. Mai 1986 unter dem Vorsitze des Oberkura-tors Herrn JUDr. Karl Urban abgehalten, welcherzunächst mit warmen Worten der Verdienste desverstorbenen Vereinsmitgliedcs und Kurators HerrnJUDr. Vladimir FäCek gedachte.Hierauf wurden die Rechnungsabschlüsse fürdas Jahr 1935, die Verwendung des Gebarungs-LberschusseS, ferner die Geschäftsberichte der Direktion, deS Kuratoriums und des Direktoriums derBlindenversorgungsanstalt in Smichov„Palata"von der Generalversammlung genehmigt.Der Gebarungsüberschuß der BöhmischenSparkasse pro 1985 beträgt KC 5,494.912.6t, welcher zu-Wertabschreibungen und zu Rücklagen verwendet wird.Mit Ende deS Jahres 1935 betrugen die Einlagen KC 922,047.461.—, sämtliche Hypothekardarlehen KC 846,448.292.26(zur Förderung derBautättgkett wurden mit Staatsgarantte bis Ende1985 Darlehen per KC 164,854.410.44 auSge-zahlt), die Kommunaldarlehen KC 68,525.496.05,eskomptierte Wechsel KC 870.182.—, Lombarddarlehen KC 198.798.26, angelegte UeberschüsseKC 118,709.589.80 und sämtliche WertpapiereKC 443,791.288,89. Der Fonds zur Deckung vonKursverlusten27,782.614.64.27,546.000,—ausgewiesene1.045,068.883.24 umfaßtKC 922,047.461.— und die Rücklagen von KC123,020.922.24. Mit Ende 1935 waren Pfandbriefe von Nom. KC 89,710.800.— tm Umläufe.Zu neuen Verein-Mitgliedern wurden gewähltdie Herren: Eenkk HoudeCek, Rechnungssekretär, undBohuslav Ottomanskh, Kaufmann. Zu Direktion--,räten wurden die Herren Ministerialrat JUDr.Eugen Lirsch und EenK HoudeCek, zum KuratorHerr JUDr. Josef Patejdl, Sekttonschef und Mitglied der Abgeordnetenhauses der Nationalver-sammlung, neugewählt. Schließlich genehmigte VieGeneralversammlung die Pensionierung des leiten«.den Direktors Herrn JUDr. Karl Peterka und dieBestellung des Herrn JUDr. Friedrich Klöckner zumleitenden Direktor.vor Marsch nach WienOesterreich Im Brennpunkt der Gefahr/ Deutschlands Hoffnung auf JugoslawienDer„fliegende Mensch“Im Auftrage einer Londoner Zeitung gab ein junger Amerikaner Clem Sohn'Auf dem Flugplatz Hanworth Park bei London eine Vorführung des ersten Menschenfluges. Er hatte einenAnzug mit Schwingen und Schwanzflügeln, die mit Armen und Beinen bewegt wurden. Aus3000 Meter Höhe sprang er ab und vollführte dann einige Spiralen. Erst in 300 Meter Höheöffnete er seinen Fallschirm und landete wohlbehalten. Unser Bild zeigt Sohn vor dem Start.