Nr. 109 Samstag. 9. Mai 1936 rite 3 Geres DAS des Essen- nahrhaft ge­macht durch Ceres. Ceres ist 100% reines Pflanzenfett und darum so leicht ver­daulich und schmackhaft. Strfe Tetschen und Aussig als das ,'.Schloß im Walde" bezeichnet, das mit einem unerhörten Lu^us erbaut und ausgestatiet sei. das Geld hätte, meinte er, können besser verwendet werden. DasSchloß im Walde"ist entstanden durch dre Initiative der sozialdemokratischen Fraktion der, sei­nerzeitigen Bezirksverwaltungskommisfion Tetschen mit dem damaligen Vorsitzenden Franz Kügler und wurde gemeinsam" mit dem Bezirke Aussig , an dessen Spitze der vor kurzem verstorbene Genosse Müller stand, gebaut. Es ist zweifellos das schönste und. in seiner Zweckmäßigkeit modernste Kin- dererholungsheim in der Tschechoslowakischen Repu­blik. Es bietet Raum für maximal 220 Kin­der. Derzeit befinden stch dort 160 erholungs­bedürftige junge Menschen zwischen sechs und vierzehn Jahren aus den Bezirken T e i- scheu und Aussig . Man darf es dem Leiter des .Heimes. Herrn Dozent Dr. Slavik, und den zur Aufsicht bestimmten. Silvestern glauben, daß nicht nur die Arbeit und.Mühe, sondern auch die Ber­an t wo r t u n g nicht gering ist. Die. Kinder haben stch sehr rasch an Ordnung gewöhnt und dann wird durch gemeinsame Beschäftigung dafür gesorgt, daß Langweile und Uebermut nicht zu abwegigen Ideen führen. Bei der großen Anzahl der Kinder lassen sich leicht gleichaltrige Gruppen Hilden , die auch leichter zu übersehen find, und die dementsprechend beschäftigt werden. Wir. überraschen eine solche Gruppe drei­zehn- bis vierzehnjähriger Mädel, die fich um ihre Schwester geschart haben. Sie zeigen uns. was sie an Regentagen machen, wenn man weder spazieren gehen noch turnen kann.. Sie haben Puppen aus Stoffresten angefertigt.Marktfrauen", wie sie sie nennen, mit originellen Gesichtern, die recht gut ge­lungen find. Eine Gruppe Jungen und Mädel, treffen wir beim Turnen an, das mit einemWettrennen" endet, eine andere hat sich irgendwo gelagert, wieder eine andere hören wir im Walde singen. Einige Jungen umschleichen. die Küche, aus der es" angenehm riecht. Sie. denken offenbar an das Mittagessen, obschon es erst halb 10 llhr ist und sie dickbestrichene Schnitten in den Händen haben. Als wir ankamen grüßten uns die meisten mit Grüß Gott". Aber Willi H ock e hat"unter den Mädeln und Buben Bekannte und vertraut und fröh­lich lachend rufen sie ihmFreundschaft!" zu. » Während der Dauer ihres Aufenthaltes stehen die Kinder ständig unter ärztlicher Kon- trMe. Ernste Erkrankungen sind in keinem Heim, 'zu verzeichnen. Die. durchschnittliche Gewichtszu­nahme beträgt in den ersten vierzehn Tagen an­nähernd zwei Kilogramm. Die Kost muß dem körperlichen Zustande der Kinder angepatzt wer­den, da in den ersten Tagen ihres Aufenthaltes viele Kinder die neu« Kost nicht vertragen und erbrechen mußten. Obst, wie Orangen, Bananen, Aepfel und Kompott gibt es täglich. Für" jedes Kind wird ein amtliches Standesblatt geführt, in welchem regelmäßig der Erfolg des Erholungs­aufenthaltes eingetragen wird. Diese Standes- blätter werden dem Gesundheitsministerium ein­gesandt. 180 Kinder in Hirschüerg und Thammühl, 220 in Dittersbach, 100 im ganzen in den fünf Heimen. In der zweiten Hälfte Mai, nach sechs­wöchigem Aufenthalt, kehren sie heim und es kom­men 400 andere. 80Ü junge Menschen, denen eiste wahnsinnige Zeit und eine anarchische Gesell­schaftsordnung alles versagt hat, auf das der Mensch Anspruch erheben kann, haben dann ein paar Wochen gelebt, die nie in ihrer Erinnerung ersterben werden. Wir wissen: diese sechs Wochen Erholungsaufenthalt bedeuten für sie nicht alles, nicht die Rettung. Aber für alle bedeuten sie Kräftigung, Aufspeicherung von Reserven, die ihnen förderlich und nötig sein werden, wenn sie wieder heimkehren. Sie bedeuten auch für ihre Familien eine wenn auch nur vorübergehende, aber dennoch fühlbare Entlastung und Abbürduyg einer Sorge um ihre Lieblinge. Und sie bedeuten für die Kinder eine Freude, Licht und Sonne in ihrem jungen Herzen, die die Welt noch nicht ver­stehen und.unter ihren Harten und Ungerechtig­keiten leiden. Dankbar gedenken wir, dankbar alle, denen diese Großtat sozialer Fürsorge zuteil wurde, des. Mannes, dessen Initiative sie ent­sprang: Dr, Ludwig Czech . LmU Arnberg. tfudeicndeutsdiet Zeitspiele! Das Ferienerholungsheim der Stadt Gablonz Erholungsheim der Arbeiterfürsorge in Hirschberg befind« sich nur ein paar hundert Schritte davon ent­fernt.- Es machr den Eindruck eines behaglichen Land­hauses und ich hab« keine Ursache, an der Versiche­rung des Herrn Verwalters zu zweifeln, daß sich die 65 Kinder, die seiner Obhut anvertraut sind, hier zufrieden fühlen. Von den 65 Kindern'stammen 35 aus dem Bezirke Warnsdorf, die anderen aus den Bezirken Mies und Schüttenho fen. Auch da sind Kinder, die nie oder fast nie zu Hause Milch bekommen, solche, die nur einmal Wäsche mitbrach­ten. Untergewicht, unternormalen Wuchs. Kinder mit sichtlichen Merkmalen der Unterernährung und Ra­chitis. Ein Junge aus Georgental zählt noch neun Geschwister, der Vater ist eine Ausnahme nicht arbeitslos, sondern Kurzarbeiter. Hier weiß ich Bescheid: Es ist unser Heim. Bon Arbeitern für Arbeiter errichtet. Und wir ken­nen es alle aus früheren Schilderungen. Es ist die geräumigste und wahrscheinlich auch die meist freguenrierreste der drei Anstalren. Jetzt beherbergt es 80 Kinder für sechs Worhen. Die Kinder, di« ich hier treffe,- kommen aus einer wahren Hölle der Krise. Es find Kinder der Glasproleten des H a i d a e r Gebietes und aus dem Leipaer Bezirke. Tort grasiiert die Arbeitslosig­keit nichterst" seit sechs Jahren, dort hungern die Menschen seit mehr als zehn Jahren und es wächst eine Jugend in beinahe absoluter Hoffnungslosigkeit heran. Wie mögen fich diese unglücklichen Kinder, diese freudlose Jugend fühlen, nach Jahren des Dar­bens und der Entsagung ein paar Wochen in sorg­loser Freiheit, bei stets vollen Schüffeln zu verbrm- gen. umgeben von um sie besorgten und sie elterlich betreuenden verständnisvollen Menschen! In unserem Heim überraschte ich sie beim Abndbrot. Der ganze Speisesaal riecht nach Orangen.. Ich frage, wer Orangen gegesien habe und ein Ehor von Kinder­stimmen schlägt mir entgegen:All«".. Frage ich, ob sie genug zu essen bekämen, sagen sie:Soviel wir wollen." Frag« ich, ob es ihnen gefällt, heißt eS: Wenn wir nur dableiben könnten". Das Heimweh haben sie auch überwunden und nur ein Schatten stört augenblicklich das sonnige Leben, das ihnen sechs Wochen lang blüht: sie können noch nicht baden. eS ist noch zu kühl. Einstweilen geht man spazieren, turnt, spielt itzt und schläft. An der Bahnstrecke P r a gB ako v B.-L eipa liegt ein idyllisches Fleckchen Erde , anziehend durch seine einzigartige landschaftliche Schönheit, bekannt durch seine von dem'sonst Ueb- lichen abweichende Fauna und Flora und seit ein paar Jahren berühmt und gesucht als Ausflugs­ort und Ferienaufenthalt van vielen tausenden M em'chen. H i r s ch b e r g am See und Tham­mühl. Drei Erholungsheime in Hirschberg und Thammühl ' Drei Heime für erholungsbedürftige Menschen, die sich keinen Erholungstag gus. eigenen Mitteln leisten können, find hier in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren entstanden. Im gegenwärtigen Zeitpunkte herrscht in allen dreien Hochbetrieb. Ende Feber hat der Gesundheits­minister Dr. Ludwig Czech eine staatliche Er- bolungsaktion für die Kinder Arbeitsloser eingeleitet, an der insgesamt 8000 jung« Menschen im Alter von 6 bis 14 Jahren teilnebmen und in Durchführung dieses großzügigen Hilfswerkes, einer. Volkshilfe im wahrsten und edelsten Sinne des Wortes, sind nun die drei Erholungsheime in Thammühl und Hirsch­berg von insgesamt 184 Kindern besiedelt. Ich stehe in Thammühl vor einem herrlichen zweistöckigen Bau. den man für ein vornehmes Kur­hotel halten könnte, wenn Gäste da wären und eine Leine Tafel einen nicht belehren würde, daß es daS Erholungshei« der Bergbauangeftellten Thammühl, erbaut vom Angestelltenrat Brüx ist. Ich sehe um mich, unten von Millionen Wellen gekräuselt die Riesenfläche des Sees, darin sich der frühlingsblaue Himmel spiegelt und im Osten schwarz-blau die Silhouette der beiden Bösigberge, davon der größere die gewaltige Ruine der Burg gleichen Namens trägt. Die alte und die neue Zeit. Dort die-letzten Zeichen der Gewalt, der Tyrannis und Unfteiheit, hier die lebende Gegenwart, die zu- kunftgeswltende kollektive Hilfsbereitschaft und tat­bereite Solidarität. Der Verwalter des Heims spricht bewegt einen Namen aus, den wir alle kennen, deffen Träger aber nicht mehr unter uns weilt: A d ols Pohl. Er bat erheblichen Anteil an dem Werke, das hier entstan­den ist. Gegenwärtig beherbergt das Heim 35 Kinder von 6 bis 14 Jahren. Sie haben sich gerade zur Jause versammelt und ich komme mit ihnen ins Ge­spräch. Es ist erschütternd, wenn sich auf die Frage, wer zu Hause regelmäßig oder doch öfters Milch bekommt, drei oder vier melden und gleich beifügen:-Wir haben zu Hause eine Ziege". Nicht «in Drittel dieser 85 Kinder, die durchwegs aus dem Kaadener Bezirke stammen, schläft zu Haus« allein. Ein Junge ist in der Reihenfolge seiner Ge­schwister der sechste von neun, die all« leben und die mit den Ellern zusammen elf Personen! in einer Stube und einer Kammer wohnen. Und trotzdem Hai es in den ersten Tagen wenn auch nur vereinzelt elementare Ausbrüche unbezähmbaren Heimwehs gegeben. Aher nun fühlen sich alle wohl. Selten ist eine Gegend unserer engeren und weiteren Heimat so reich und abwechselnd mit land­schaftlichen Schönheiten ausgestaftet. wie das Elbe - faydsteingebirge, dessen Ausläufer sich bis in das Daubaer Land und Auschä erstrecken, das aber ent­lang der Elbe von Tetschen bis Schandau seinen größten Formenreichtum entfaltet. Hier gibt eS eine ganze Reihe gerne ausgesuch­ter Ausflugsorte und Sommerfrischen. Eine der be­kanntesten und beliebtesten ist das Dörfchen D i t- 'tersbach bei B.-Kamnitz im politischen Bezirke Tetschen . Dieser Flecken Erde atmet Ruhe und Frieden: fernab vom großen Verkehr suchen hier Menschen Er­holung und finden sie auch. Hier gibt es auch zwei Erholungsheime, die von sozialfühlenden Menschen errichtet, der Kräftigung und Gesundung armer, unbemittelter Menschen dienen. Das Erholungsheim der BKVA Rumburg Auf einer Anhöhe, von parkähnlichen Anlagen umgeben, wurde es, das früher Hotel war. von der BKVA Rumburg erworben und zu einem Er­holungsheim. zu einem Rekonvaleszentenheim für deren Mitglieder umgebaut. Gegenwärtig beherbergt es 60 Kinder beiderlei Geschlechts aus den Bezir­ken R u m b ür g und Deutschgabel. Die Auf­sicht führen zwei geprüfte Fürsorgeschwestern. Zwi­schen den Kindern und den Schwestern hat fich bin­nen wenigen Tagen«in freundschaftliches Verhältnis entwickelt und das ansiinglich bei manchem Kinde vor­handen« Heimweh ist verflogen. Den Kindern siebt man eS nach vierzehntägigem Erholungsaufenthalt noch deutlich genug an, daß sie der Kräftigung drin­gend bedürfen, obwohl die durchschnittliche Gewichts­zunahme zwei Kilogramm in vierzehn Tagen bettägt. Stolz berichtet uns ein lang aufgeschossenes Mädel, daß es zum Frühstück neun Semmeln gegessen habe. Sie wird aber übertrumpft, denn ein elfjäh­riger Knirps hat am selben Tag" zehn Portio­nen Spinat konsumiert, dann aberging es nicht mehr". Auch hier find die Kinder durchaus arbeit?- l o s e n F a m i l i e n entnommen. Die Antwor­ten auf unsere Fragen enthüllen grenzenlose Armut und Not. Richt ein Viertel von den'60 schläft zu Hause allein in einem Bette. Die meisten von ihnen erhalten daheim nie oder fast nie Milch, viel« haben hier zum erstenmal eine Banane gegessen. Eine ganze Anzahl hat nur ein einzigeSmalWäsche mit­gebracht. Fast alle mutzten sich erst an die bessere und reichhaltigere Kost gewöhnen, bevor sie diese ver- trugen. Das Schloß im Walde Ein hervorragenderAmtswalter" und Aai- tationSredner dereindeutig sozialen Partei" des Herrn Konrad Henlein hat vor kurzem in einer Ver­sammlung das gxotzp öbadererholungsheim der B e- Wilder von der Jiindfr*frfio!unfsafitton Obere Reihe, in der Mitte: Kinder-Erholungsheim Ditterbach. Mittelreihe: links das Heim der ,'.Arbeiterfürsorge" in Hirschberg a. 8., daneben: Blick auf den See. Untere Reihe: mittleres Bild: Heim der Rumburger Bezirks-Krankenvers.-Anstalt, in Dittersbach, rechts: dos Häm der Brüaer Revierbntderlade von Thammühl. Wer viel schafft, braucht viel Kraft Deshalb ist nichts so wich­tig wie ein kraftspenden- Arme Kinder auf Erholung Hirschbers« Thammühl, Dittersbach/ Das Hilfswerk des Gesundheitsministeriums