Nr. 111 Dienstag, 12. Mai 1938 Seite 5 Ausland Balkan-Entente»nd albanische Frage. Airs der eben beendeten Konferenz der Balkan-Entente hat, Ivie man uns aus wohl informierter Quelle berichtet, die albanische Frage eine bedeutende Rolle gespielt. Laut dem Balkan -Pakt haben sich bekanntlich die Bundesmitglieder verpflichtet, den heutigen Besitzstand auf der Balkan -Halbinsel ein­ander zu garantieren. Aber dieser Pakt wurde sti- nerzeit vom griechischen Parlament mit der Ein­schränkung ratifiziert, daß Griechenland nicht zur Hilfeleistung verpflichtet sein werde, wenn es dadurch mit einer Macht außerhalb der Balkan -Halbinsel in Konflikt geraten könne. Da­mit war deutlich auf den Fall eines jugoslawisch­albanischen Konfliktes hingcwiesen, in dem Ita­ lien hinter Albanien stände. Mitte März ist aber in Genf durch den griechischen Vertreter MaximoS ein Protokoll unterschrieben worden, durch wel­ches diese Einschränkung außer Kraft gesetzt wurde. Die Schwenkung Athens ist wahrscheinlich auf englischen Einfluß zurückzuführen. Auf der ge­genwärtigen Konferenz ist nun diese Frage end­gültig bereinigt worden: Griechenland hat jede Einschränkung fallen gelassen, obgleich einfluß­reiche griechische Kreise dagegen protestiert haben. Dieses Konferenzergebnis ist auf den Druck der jugoslawischen Regierung zurückzuführen, die ge­rade in der weiteren Einflußnahme Italiens an Albanien eine große Gefahr für sich sieht. Nach dem Balkan -Pakt in seiner letzten nunmehr gül­tigen Fassung sind alle Bundesmitglieder, also Rumänien , die Türkei und Griechenland , im Falle eines italienischen Einmarsches in Albanien ver­pflichtet, Jugoslawien zu helfen. Klaffenkämpf von oben" Die letzte Aprilnum­mer der in Wien erscheinenden Wochenzeitschrift Der christliche Ständestaat" schreibt in einem be­zeichnenden, nicht signierten Artikel:.Das Wort vomchristlichen Staat" in Oesterreich verpflichtet. Kardinal Jnnitzer wird nicht müde, das immer und immer wieder zu wiederholen. Er ist die Stimme aller jener Katholiken e8 find gewiß nicht die Schlechtesten, denen es angesichts mancher Dinge in diesem Staat angst und bange wird um die Rück­wirkungen auf ihr« Kirche und ihren Glauben. Voll Sorge fragen fie sich, warum vieles nicht geschieht, was geschehen müßt«, um diesem großen und heili­gen Programm zum Durchbruch zu verhelfen, und warum viele- nicht unterbunden wird, was unter­bunden werden müßt«, wenn es ernst werden soll mit diesemchristlichen Staat". ES fehlt immer noch die große katholische Kulturinitiative und die große katholische Sozialreform. Man kann sich nicht aufGott , von dem alles Recht ausgeht" be­rufen und dann alles beim alten lassen. Insbe­sondere der f or t dau t rnde.Klass«nkamp s von oben" ist.geeignet, dar Wort christ­lich schwer zu kompromittieren. Die Gefahr des Mißbrauch- ist«ine größere Gefahr al­ber offene Kampf. Der.Klaffenkampf von unten" ist gebrochen: wenn nun der nicht minder unverant­wortliche.Klaffenkampf von oben" andauert, ,so lauft nicht nur der Staat Gefahr, sondern die Kirche, die jene Prinzipien vertritt, auf die er sich berufen hat. ES ist begreiflich, wenn gute Katholiken voller Sorge«ine solche Entwicklung der Dinge betrachten, aber es. wäre«in verhängnisvoller geistiger Kurz­schluß zu meinen, man könne dieser Gefahr durch «in Desintereffement der Kirche am Staat und eine Distanzierung vom Regime begegnen. Eine solche Distanzierung ist nicht mehr möglich. Also bleibt nur der Weg verstärkter Anteilnahme der Katholiken am Aufbau eines Staatswesens, für dar ihnen, ob sie wollen oder nicht, die Verantwortung zugeschoben werden wird. Ein verärgerte- Beiseiteschieben ist vielleicht psychologisch verständlich, aber e- ist sach­lich unerlaubt und unmöglich." und äosiaLpoktik Wendepunkt auch bei den Löhnen? Das Odborove sdruzeni. veröffentlicht auf Grund der Angaben des Zentralversicherungs­amtes über den Stand der Krankenversicherung einige graphische Darstellungent über die Ent­wicklung der täglichen Lohnsumm? und des täglichen Durchschnittslohns. Es sei ausdrücklich bemerkt^ daß die folgenden Zah­len sich nur auf die A r b e i t e r, nicht auf die Angestellten beziehen, für die die Zahlen der Pension sversicherung maßgebend sind: Die tägliche Lohnsumme betrug im August 1929 August 193V August 1931 August 1932 August 1933 August 1934 August 1938 Feber 1935 Feber 1936 Man wird bei dem 52,000.000 KL 49,000.000 KL 47,000.000 KL 39,500.00V KL 34,000.000 KL 32,000.000 KL 33,500.000 KL u. im 26,000.000 KL 27,800.000 KL Unterschied zwischen den Feber-, und den Augustzahlen selbstverständlich berücksichtigen müssen, daß im Hochsommer viele Saisonarbeiter(mit teilweise relativ höheren Löhnen) beschäftigt sind. Bei der täglich-» Lohnsumme ist also ein gewisser A u f st i e g zu verzeichnen. Inwieweit er nur auf eine Steigerung der Beschäftigtenzahl zurückzuführen ist, zeigt die Entwicklung der Durchschnittslöhne. Diese gestaltete sich folgender- maßen: August 1929 August 1930 19.30 KL 19.30 KL August 1931 19.05 KL August 1932 18. KL August 1933 16.90 KL August 1934 16.50 KL August 1935 16.10 KL und im Feber 1935 15.70 KL Feber 1936 15.70 KL Wie die beiden letzten Zahlen zeigen(bei denen das bereits oben Gesagte ebenfalls berücksichtigt werden muß), hat sich die Abwärtsentwicklung der Durchschnittslöhne von 1935 bis 1936 bisher nicht fortgesetzt. Es ist zu hoffen, daß der gegenwärtige Stand wirklich den Tiefpunkt bildet, von dem aus durch eine kräftige Belebung unserer Wirt­schaft und durch eine zielbewußte So- zialpolitik eine Hebung des Lebensniveaus der breiten Massen beginnen wird. Zuckerproduktion und Zuckerverbrauch geringer Die Gesamtproduktion an Zucker in der sie­benmonatigen Periode des laufenden Zuckerjahres beträgt 5,699.860 Zentner gegenüber 6 Millio­nen 344.476 Zentner in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die diesjährige Zuckerproduktion ist demnach um 644.615 Zentner kleiner als im Vor­jahr. Die Raffinerien haben in den ersten sieben Monaten dieses Jahres für den einheimischen Konsum 1,960.041 Zentner Zucker versteuert, das sind 291.090 Zentner weniger als im Vorjahre. Die Spiritusfabriken haben in diesem Jahre nur 48.266 Zentner gegenüber 204.869 Zentner im Vorjahre bezogen. Der Zuckerverbrauch im Inland ist demnach im ganzen in diesem Jahre wesentlich niedriger als im Vorjahre. Kompensationsgeschäfte. Zwischen Oester­ reich und Deutschland wurde ein neues Kompen­sationsgeschäft abgeschlossen, auf Grund dessen Deutschland Oesterreich 250.000 Tonnen Saar­kohle für die Bundesbahnen im Werte von mehr als 3.8 Millionen Mark liefert. Diese Lieferun­gen bezahlt Oesterreich mit Holz und Milch. Rekordernte in Ungarn zu erwarten. Den letzten Saatenftandsberichten zufolge ist in Un­ garn eine Rekordernte zu erwarten, wie sie schon seit einer langen Reihe von Jahren nicht verzeichnet werden konnte. Ehemaliger Ministersekretär unter Betrugsanklage Ein phantastischer Prozeß. Unglaubliche weibliche Leichtgläubigkeit Viertelmllllon Schaden und Freispruch Prag . Der Mann, der gestern auf der An­klagebank vor dem S t r a f s e n a t P ernt Unter Anklage m e h rf a ch e~» B^.t i n ttie s erschien, hat tatsächlich«ine bewegte Vergangenheit hinter sich. Der 53jährige Johann Raset, der in höchst herabgekommenem Zustand aus der Unter­suchungshaft vorgeführt wurde, war seinerzeit Doktor der Rechte und politi­scher S ekretä r eines Ministers. !Wie er aus der Bahn geschleudert wurde, ist nicht j bekannt. Fest steht soviel, daß er vor einigen Jah­ren' wegen schwerer Betrügereinen zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilt wurde, womit er natürlich auch sein Doktorat verlor. Die Angelegenheiten, welche Gegenstand des neuerlichen Strafverfahrens bildeten, haben sich zum Teil noch vor dieser Verurteilung abgespielt. Raset suchte der Verurteilung dadurch zu ent­gehen, daß er den seinerzeit angerichteten Schaden, dessen Höhe aus den Akten nicht hervorgeht, gut­zumachen trachtete. Durch Inserate suchte und fand er..Ehebekanntschaft mit einer vermögenden Dame, dieeinem Dr. jur. zur Uebernahme einer Advokatenkanzlei verhel­fen könnte. Zunächst meldete sich eine Frau B l a Z e n a, die an dem Herrn Doktor Gefallen fand und be­reit war, mit ihm in den Stand der Ehe zu treten. Als sie nach einiger Zeit erfuhr, daß der Bräu­tigam verheiratet sei, ließ die prak­tische Frau das Eheprojekt schwimmen, nicht aber die zarten Beziehungen-und lieh ihm sogar 30.000 KL, als er ihr eines Tages erklärte, daß er durch Verschulden seiner Frau, von der er sich trennen wall«, in eine ärgerliche Sache geraten sei und ihm eine Anklage wegen Veruntreu­ung drohe. Später lieh sie ihm noch einige kleinere Beträge(zusammen über 5000 KL). Das war aber zu einer Zeit, als schon eine wcitexe.per-, '-mögende Dame' namens L u d m stl! a ange- bisferr hatte,'"bi«' ohne weiteres zur'angeblichen Gründung einer Advokatenkanzlei ebenfalls 30.000 KL herausrückte, gegen Ausstellung von Wechseln, die natürlich niemals eingelöst wurden. Bei dieser Frau Ludmilla erschien nun eines Tages die Gattin Raseks und brachte ihr schonend bei, ihr Gatte, mit dem sie in Schei­dung stehe, sei wegen Unterschla­gung verurteilt worden. Sonst aber sei er ein kreuzbraver Mensch undbrauche nur die richtige Frau." Sie, die bisherige Gattin, wolle das Glück ihres Gatten nicht stören. Und Frau Ludmilla war mit der Rolle einer Retterin so einverstanden, daß sie nicht nur das verflogene Projekt mit der Advokatenkanzlei verschmerzte, sondern dem zu rettenden künftigen Gemahl noch 9000 KL vorstreckte, als Kosten eines Gnadenge­suches. Aber das alles war nur eine Einleitung, denn schließlich investierte Frau Ludmilla auf Vor­schlag des Bräusigams noch 91.000 KL in ein von ihm gegründetesBankgeschäft", dessen T e i l h a b e r i n" sie wurde. Es fiel ihr zwar auf, daß ihr Bräutigam mit seiner geschiedenen Frau ständig in bestem Einvernehmen lebte und Charlie Chaplin als Napoleon In Prag und in der Provinz läuft zur Zeit mit ungewöhnlichem Erfolg Chaplins letzter Film Moderne Zeit". Damft wird die Frage nach dem Thema seines nächsten Films zeitgemäß, der an­geblich nicht so lange auf sich warten lassen' soll. Einen endgültigen Entschluß hat Chaplin noch nicht gefaßt, doch kehrt er immer wieder zu seiner Lieb­lingsidee, den Napoleon zu spielen, zurück. In einer Unterhaltung mit dem Prager Schriftsteller A. I. Urban äußerte sich Chaplin näher dazu: Und doch möchte ich gern einmal eine tra­gische Rolle spielen", sagt er fast beklommen.Ich denke, als nächsten Film mache ich doch endlich den Napoleon . Es wird ein Tonfilm." Ist das Ihr eigenes Libretto?" frage ich. Ja", bestätigt Chaplin und spinnt die Un­terhaltung weiter.Ein schönes Libretto. Und zeitgemäß. Es ist nicht der Napoleon der Ge­schichte, wie man ihn für gewöhnlich sieht. Es ist das Leben Napoleons , des Pazifisten, der.... Mein Libretto geht von der Voraussetzung auS, daß nicht Napoleon , sondern sein Doppelgänger aus Sankt Helena gestorben ist. Stellen Sie sich vor, daß zu dem auf Sankt Helena gefangen- gehaltenen Napoleon eines Tages ein Mann kommt, der ihm unheimlich ähnlich sieht und zu ihm sagt: Ich opfere mich für Sie, Mre. Ich! bleibe statt Ihrer hier und Sie gehen nach Frankreich , unser schönes Vaterland zu retten. Eie verstehen, dieser Doppelgänger ist gleichfalls tzranzose. Es kommt also wirklich zu diesem Per ­sonenwechsel, Napoleon reist ab und auf Sankt Helena bleibt sein Doppelgänger. Napoleon kommt nach Frankreich , das sich mühsam von den ihm durch die napoleonischen Kriege zugefügten Schlägen erholt. Als er die Schrecken gewahr wird, die seine Kriege im Gefolge hatten, erforscht er sein Gewissen und entschließt sich, diesmal die Welt nicht mehr mit Gewalt, sondern friedlich zu erobern. Er wird Pazifist. Durch ein Spiel des Zufalls wird er auch Geschichtsprofessor und in dieser Rolle verbreitet er pazifistische Ideen. Er erzählt, welch ein Tyrann Napoleon gewesen und wieviel Uebel er verursacht hat. Stellen Sie sich vor", erzählt Chaplin lebhaft,ich habe da eine Szene, wie Professor Napoleon die Tochter des Polizeipräfekten in Geschichte unterrichtet und wie er ihr vor Augen hält, welch ein Ungeheuer Napo­ leon war. Das Mädchen springt auf und schreit Napoleon wütend an: How dare You?(Was un­terstehen Sie sich?)" Chaplin lebt förmlich auf, aus seinen Augen leuchtet der Schalk, der ihn nie Zerläßt, während er fortfährt: Professor Napoleon aber besichtigt ab und zu die Kanonen und andere Zeugen seines Ruhms, und plötzlich lockt ihn wieder der Gedanke an einen Sieg. Er beruft heimlich seine Generale ein, die ihn lange nicht erkennen, als er ihnen aber schließ­lich verschiedene Einzelheiten vorhält, glauben sie, daß E r vor ihnen steht. Der Umsturz wird vor­bereitet. Auf die Einwände, warum er plötzlich seine Ueberzeugung ändere, antwortet Napoleon : Jcb will die Welt friedlich unterwerfen, aber vor­erst muß ich sie militärisch erobern! Erst muß ich sie unterjochen und dann bezwinge ich sie durch Güte!" Chaplin unterbricht sich und bemerkt:Er sagt nämlich das gleiche, was alle Staatsmänner von heute sagen. Aber damit ich zu Ende erzähle. Alle Vorbereitungen zum Umsturz sind getrosfeü, es bleibt nur die Stunde zu bestimmen. Ausschlag­gebend ist, daß sich Napoleon gleich zu Beginn der Revolution dem Volk zeige, damft das VoU glaubt, daß der wirkliche Napoleon zurückgekehrl ist. Doch in dem Augenblick, da der Umsturz be­ginnen soll, kommt die Nachricht, daß Napoleon auf Sankt Helena gestorben ist. Sie verstehen, dort ist nämlich laut Libretto sein Doppelgänger gestorben", erinnert Chaplin,doch jeder glaubt, daß der wirkliche Napoleon gestorben ist. Die Um­sturzpläne müssen natürlich sofort^begraben wer­den und der wirkliche Napoleon stirbt schließlich aus Gram. Seine letzten Worte werden sein: Es war die Nachricht von meinem Tode, die mich ge­tötet hat", endet Chaplin. Wollen Sie den Napoleon spielen?" frage ich. Ja. Ich weiß aber noch nicht.sicher, ob ich auch die Regie führen werde. Es wird ein Sprech- film. Ich will ihn ganz anders machen, als nian heute Sprechfilme macht.Natürlich will ich für mein Leben gern erfahren, wie sich das Chaplin vorstellt. Ich habe den Eindruck", sagt Chaplin ,daß der Sprechfilm ganz überflüssig das Theater nach­ahmt. Der Sprechfilm kennt von der Sprache nur den Dialog, nichts mehr. Wissen Sie, was ich ver­suchen will? Den Autor direkt auf die Leinwand zu bringen. Das heißt, statt, der Dialoge stellen­weise Erläuterungen einschalten. Selbstverständ­lich versucbe ich das erst in kleineren Filmen, ehe ich mit einem großen Film beginne." (Deutsch von Julius Mader .), Das künftige Heim des Regus? Das Haus Prinzeß Gate 5 in Knightsbtidge, London , das vor ein paar Tagen vom abessinischen Gesandten Dr. Martin im Auftrage des Negus gekauft wurde. Wie es heißt, wird der Negus später in diesem Hause Wohnung nehmen. diese sogar als Beamttn in seinemBankhaus" anstellte. Aber die geschiedene Gattin, die ja schon einmal alsguter Engel" aufgetreten war, wußte die Bedenken der freigebigen Frau trefflich zu zerstreuen, so trefflich, daß sich diese schließlich auch damit abfand, daß ihr Bräutigam oftenkundig zu seiner früheren Frau zurückgekehrt war. Das Idyll fand das unausbleibliche Ende. DasBankhaus" des Hern Raset war ein Kartenhaus gewesen und brach so gründlich zusammen, daß die Teilhaberin L u d m i l l a bei der Liquidation dieser famosen Firma von ihren investierten rund 150.000 KL ganz« eintausend Kronen zurückbekam! Nehmen wir gleich vorweg, daß Ex-Doktor Rasek freigesprochen wurde. Alle diese Transaktionen" waren verteufelt fein eingefädelt und zeigten sich vom formal-juristtschcn Stand­punkt nur als Darlehens- bezw. Teilhaberge­schäfte. Die betörten Frauen mußten selbst zu­geben, daß der Angeklagte st e t s rechtzei­tig demaskiert hatte, bezw. auf schlaue Weise demaskieren ließ, so daß diel i st i- g e V o r s p i e g e l u n g", die ein wesentli­ches Tatbestandsmerkmal des Betruges bildet, hin-' fällig wurde und sie sich des Risikos ihrer Hand- lnngstpesse bewußt sein muhten. Auf ähnliche . Meise schlüpfte, der talentierte Herr-Rasek in zwei weiteren Fällen durch die allzuweiten'Maschen des gesetzlichen Tatbestandes", nämlich in zwei Fäl­len, wo ihm zwei weitere Frauen insgesamt 17.000 KL liehen natürlich auf Nimmerwieder­sehen. rb. Tragisches Kinderspiel am Mühlgraben Ist Kanzlei- und Hauspersonal verantwort­lich für Kinderbeaufsichtigung? Prag . Eine Mühle ist wohl ein wundervoller Ort für Kinderspiele zugleich aber auch ein recht, gefährlicher. Gar nicht zu reden von der geheimnis­vollen Romantik des Mühlrads und Schüttbodens schon der Mühlgraben mit der pfeilschnell hinschießens den Wasserflut übt mächtige Anziehung auf Kinder aus. Zuweilen endet solches Kinderspiel tragisch. Am 1. Oktober vorigen Jahres fand das drei­jährige Söhnchen des Müllers in U n e t i c e auf solche Art den Tod. Das Kind kroch unter dem Zaun, der nicht, ganz bis zur Erde reickte. durch und stürzte, in den Mühlgraben, tri welchem-die kleine Leiche cril nach einigen Stunden vergeblichen Suchens aufgefun­den wurde. Es wurden strenge Voruntersuchungen wegen fahrlässiger Tötung und Vernach­lässigung der pflichtgemäßen Aufsichts­pflicht eingeleitet, das mehrere Strafunter­suchungen zur Folge hatte. Tas Verfahren gegen den unglücklichen Müller, dem zur Last gelegt worden war, er hätte den Zaun so einrichten sollen, daß das Kind nicht unter ihm durchkriechen konnte, wurde eingestellt. Dagegen erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Mutter des ertrunkene» Kin­des als unmittelbar verantwortliche Aussichtsperson und gegen zweiweibliche Angestellte. Tie Mutter hatte, nämlich zu ihrer Verteidigung ange­führt, sie sei am krittschen Tag von schweren neural­gischen Schmerzen befallen, an denen sie öfter leidet und habe sich zu Bett gelegt, nachdem sie vorher das Kind der Obhut, ihrer Ka nz le i ay g e st ellt c n Marie D. und der Hausgehilfin Anna B. anverlraut habe. Vor dem Einzelrichte; GR. Ka plan »lachten die Verteidiger dieser beiden mitangcllaglen Angestellten eine interessant« Verteidigung geltend. Beide waren nachgewiesenermaßen ausfchliest- lich für ihre K a n z lei-, bzw. Haus­arbeit ausgenommen und auch nur für diese bezahlt worden, nicht aber für die Beaufsichtigung des Kindes.'Sieftien also weder als g e s e tz l i ch« A u f s i ch t s p e r s o nen anzusehen, noch seien fie vertraglich zu einer solchen Aussicht verpflichtet gewesen.- Dazu kam, daß sie nachweisbar aM kritischen Tag vollkommen mit ihren ordentlichen Dienstobliegenheiten beschäftigt waren. Die Kanzleikraft hatte Abrechnungen durch- zufübren, die Hausgehilfin tvar durch Wasche voll­kommen in Anspruch genommen. Daher falle die all- fällige Verantwortung einzig der Mutter zu. ftir die aber wieder ihre Krankheit einen Entlastungsgrund bildet. Angesichts dieser Sachlage sprach der Richter sämtliche drei Angeklagten frei. rb.