Nr. 112Mittwoch, 13. Mai 1836Seite 5.tlusöamtItalien als Weltmacht. Der römische Mitarbeiter des Pariser„T e m p s" schreibt: Deritalienische Sieg ist eine Tatsache. Das Gebiet,das durch die Truppen von Badoglio besetzt ist,ist viermal so groß als Italien(das ist natürlicheine maßlose Uebertreibung: bis zum 9. Maihaben die italienischen Truppen im Norden undSüden rund 380.000 Quadratkilometer, alsorund ein Drittel des gesamten abessinischen Gebietes besetzt gehabt; Italiens Gebictsfläche beträgt 310.000 Quadratkilometer. Anm. d. Red.)Abessinien, Eritrea und Jtal. Somali stellen zusammen einen Länderblock von 1.8 Millionen' Quadratkilometern dar. Die Annexion Abessiniens schafft eine neue SituationenAfrika. Im Niltale, an den Küsten des RotenMeeres, an der Straße von Bab el Mandeb, inganz Ostafrika und längs der großen See-st ratze nach Indien ist alles in Fluß geraten. Italiens Position gegenüber Hedschas,Jemen und sogar gegenüber Persien ist heute eineganz andere: Auch die Beziehungen Italiens zu Indien und Japan bekommen eine neue Grundlage. Mit änderen Worten, Italien wird von nun ab zu einer Großmachtim kolonialen, zwischenkontinenmlen und ozeanischen Sinn. Die abessinische Bevölkerung könnezum Grundstock einer großen und vortrefflichenitalienischen Kolonialarmee werden, und Italienist bereits heute berechtigt, seine Orientpolitik aufeine breitere Grundlage zu stellen.Die Balkan-Entente und di« Meerengenfrage. Diese Frage hat bei den letzten Verhandlungen in B e l g r a d eine bedeutende Rolle gespielt, obgleich sie in der Hauptsache durch dieStellungnahme der Großmächte bereits vorherentschieden war. England, Frankreichund die Sowjetunion haben auf die Anfrage der Türkei betreffend die Befestigung derMeerengen grundsätzlich zustimmend geantwortet,während Italien einige Vorbehalte machte.Interessant ist die Stellungnahme Griechenlands gewesen, die für seine Zusage die Vorbedingung stellte, es möge auch ihm erlaubt werden, die vor dem Eingang zu den Dardanellenliegenden griechischen Inseln zu befestigen. Das ist der Regierung von Athen inBelgrad auch bewilligt worden. Rumänien hatanfangs Schwierigkeiten gemacht, da man in Bukarest befürchtete, daß Ungarn und Bulga-r i e n unmittelbar Ansprüche auf die Revisionder sie bindenden Verträge stellen werden. Aberschließlich hat Bukarest in die Befestigung derMeerengen eingewilligt. Durch die BelgraderKonferenz ist die Meerengenfrage tat-,sächlich zugunsten der Türler. g e.l ö st worden. Esist aber zugleich auch ein großer Erfolg fürdie Sowjetregierung, die, seitdemsie am 14. August 1923 die Meerengenkonvention von Lausanne unterzeichnet hatte, stets bestrebt war, diese Konvention zu revidieren.Politische Krise in England. Die gut informierte liberale„N e w s C h r o ni c l e" berichtetin sensationeller Aufmachung über scharfe Meinungsverschiedenheiten innerhalb des britischenKabinetts. Das Sanktionsproblem habe die Regierung tatsächlich gespalten. Die baldige Demission Baldwins und einiger andererMinister, darunter auch Edens, liege im Bereich der Möglichkeit. Ein Teil der Konservativenverhandle sogar über die Bildung einer neuenR e g i e r u n g mit Nevil Chamberlain an derSpitze. Schatzkanzler soll Samuel Hoarewerden, Verteidigungsminister R o b e r tH o r n e. Außerdem sollen an der künftigen Regierung Lord Hailsham und W i n st o nChurchill teilnehmen. Baldwin selbst wolleHoare in das jetzige Kabinett einfügen, um denZerfall seines Kabinetts vorzubeugen. Edentrete nach wie vor für die.Sank-t i o n e n e i n. Im Kabinett wird" Eden von denjüngeren konservativen Regieruugsmitgliedern:Oliver Stanley, Walter Elliot und OrmsbyGoare, unterstützt.Jeder 20. Schwede organisierter Sozialdemokrat! Auf dem soeben in Stockholm abgehaltenen16. Parteitag der Sozialdemokratie Schwedenswurde berichtet, daß die Partei" 340:000 Mitglieder hat— kn einem Lande mit etwas über'sechsMillionen" Bevölkerung\ Diese Stärke der Parteirechtfertigt Wohl die auf dem Kongreß ausgesprochene Erwartung, bei der bevorstehenden Neuwahldes Reichstages die Mehrheit zu erobern.— ZumParteitag waren zahlreiche Vertreter ausländischerBruderparteien'erschienen. Ministerpräsident PerAlbin Hans son stellte zwar fest, daß auch inSchweden die Weltwirtschaftskrise nicht überwundenist, daß aber seit dem vorigen Parteitag vor vierJahren durch die Arbeit der Partei und ihrer Regierung wesentliche Besserungen erreicht werdenkonnten. Im Hauptteil der Rede schilderte er dieVerschärfung der außenpolitischen Situation. Erbetonte die Wichtigkeit unverbrüchlichen Zusammen«Eln betrogener BetrügerPrag. Josef Moulik hatte nach längererArbeitslosigkeit eine Stellung als Aushilfspostbote in Spoiilov gefunden, obwohl ihmein ziemlich übler Leumund vorauSging. Als schwerer Alkoholiker konnte er mit seinem Gehalt natürlich nicht auSkommen und so verfiel er nach kaumeinjähriger Dienstzeit darauf, die gesammeltenKenntnisse um die Postpraxis zu einem dreisten Betrug zu verwerten.Er kaufte eine Postanweisung, die er auf einenBetrag von 2600 KL ausfüllte. In einem unbewachten Moment drückte er den Poststempel seinesAmtes auf, wobei er dafür Sorge trug, daß dieNummer des Postamtes verdeckt war, sodaß die betreffende Stelle der Stampiglie leer blieb,denn die Anweisung sollte ja den Eindruck erwecken,daß sie von einem fremden Postamt eingelaufen sei.Mit der Hand fälschte er dann die Nummer des.Aufgahepostamtes"(er wählte das Amt Nr. 4) ander leergebliebenen Stelle und schmuggelte" die solcherart fahrizierte Anweisung am nächsten Morgenin den Stoß der, eingelaufenen. Sie wurde dennauch anstandslos von der Kasse liquidiert und mitden andern dem Geldbriefträger zur Zustellung übergeben.Als Adressatin war die 50jährige BozenaWild aus K r l angegeben, die mit Moulik undseiner Familie befreundet war. Schon vorher hatteMoulits Frau Marie, die mit im Komplott war,die gute Freundin aufgesucht und sie gebeten, anihrer Stelle die zu erwartende. Geldsendung,.eut-...gegenzunehmen. Es'handle sich um«ine alte Schuld,die jetzt«in Verwandter abzahlen wolle, aber siefürchte sich, das Geld ihrem alten Saufbruder vonMann zu Gesicht kommen zu lassen, damiWer esnicht durchbringe. Deshalb habe sie dem Aosenderals Adressatin ihre liebe alte Freundin Wild angegeben und hoffe, daß diese ihr den kleinen Diensterweisen würde.Die alt«, liebe Freundin war mit Freuden einverstanden, denn blitzschnell hatte sie sich ein netteskleines Planchen zurechtgelegt. So oft die MarieMoulik auch nachfragen mochte— stets bekam sie diebetrübliche Auskunft, das Geld sei noch nicht eingelangt. Josef Moulik tobte, denn er wußte natürlich,daß die 2600 KL pünktlich zugestellt worden waren.Aber was konnte er tun, wenn er nicht seine eigeneGaunerei verraten wollte?Bozena Wild meinte natürlich, daß sie nicht inalle Ewigkeit den Empfang des Geldes würde leugnen können, denn von Mouliks Schwindel wußte sienichts und konnte daher auch nicht annehmen, daßüberhaupt kein Absender existiere und der Betrogene sich hüten werde, Lärm zu schlagen. ZurSicherheit redet« sie einem Nachbar zu, er solle ihrvor Gericht bezeugen, daß sie das Geld den Moulikshaltens der Sozialdemokratie ganz'Skandinavienszur^Aufrechterhaltung des Friedens und der Freiheit des Nordens^'<Die Rolle Tibets in einem russisch-iapanischcnKriege.(AP:) Es ist wenig'bekannt, daß in Tibetstarke Vorbereitungen, für den Fast eines Kriegeszwischen der USER und Japan getroffen werden.In Tibet hält man diesen Krieg für unausweichlich,und man ist- der Ueberzeugung, daß er sich nicht nurin der Mongolei, sondern auch auf den weiten Hochebenen Tibets abspielen werde. Maßgebende.Kreisevertreten die Auffassung, daß die.Japaner im Ernstfälle den Spuren von Dachingiskban folgen undeinen Keil in Zentralasien hineintreiben würden. Indiesem Kriege werde unter Umständen Tibet die Rolle.Belgiens im Weltkriege übernehmen. Es sei nämlichzu erwarten, daß die japanischen Armeen in dentibetanmhcn Korridor nördlich des Kokünox-Seeseinmamchieren würden, um den russischen; im Altai-Gebirge.aufmarschierenden Truppen in die Flanke zufallen.,Die Kämpfe würden in diesem Falle am westlichen Ende der Großen Mauer beginnen und sichdurch den tibetanischen Korridor bis nach Turkestanhinziehen. Hiergegen trifft Tibet jetzt schon seine Ab-wehrmaßnahmenrichtig übergeben habe.' Der Nachbar wollte indessen mft einer solchen Sache nichts zu tun haben undehe die tüchtige> Frau«inen andern. Weg gefundenhatte, war inzwischen der Schwindel mit der Postanweisung aufgeflogen und man nahm die ganzesaubere Gesellschaft fest.Der Strafsenat Kaplan konnte gesternüber den Angeklagten Josef Moulik nur eineZusatz st rafe verhängen, denn inzwischen ist erwegen gefährlicher Drohung verurteiltworden, weil er mit dem Revolver in der Hand deralten Familienfteundiv„Vorstellungen" gemachthatte. Er kam daher mit vier Monatenschweren Kerkers davon(natürlich unbedingt),während feine Frau drei Monate bedingterhielt. Die wackere alte Freundin Bojen« Wildschnitt am schlechtesten ab, denn das Gericht verur--teille sie zu acht Monaten unbedingt.rb.„Wibu-Kakao“Achttägiger Prozeß gegen zwei Lebens-mittelfälscher und KautionsschwindlerPrag. Vor dem Strafsenat I l l n e r beganngestern ein Prozeß, auf den wir noch eingehenderzurückkommen werden. Von dem Prozeßmaterialkann man sich eine Vorstellung machen, wenn manerfährt, daß die Prozeßdauer auf acht Tage berechnetist. Die Anklage vertritt StaatsanwaltD r. G e m r i ch. Für heute begnügen wir unsmit einer kurzen Andeutung des Prozeßthemas.Angeklagt find: der 40jährige aus Litauenstammende und staatenlose SiegfriedSkapowker und der Apotheker Wilhelm.B u üs s o n,. und zwar einerseits des schwerenv t e t s ach e n B e t t uges und nebenbeiwegen Lebens Mittelverfälschung.Die zwei sauberen Kumpane gründeten gemeinsamdie Firma„W ibu, Erz eugUng und V e r-kaufvonKa ka o",die in marktschreierischerArt Reklame für ihre Erzeugnisse machte, als derenSchlager ein Kakao hingestellt wurde, der von köstlichem Geschmack, unerhörtem Nährwert und dabeinicht im mindesten st u h l v erst o p f e n d sei. Von der Güte dieses Produktes zeugt ein umfangreiches Gutachten, in welchemder„Wibu-Kakao" als ein Surrogat bezeichnetwird, dessen Zusammensetzung als Lebensmittel«Perfälschung zu qualifizieren ist.Weit schwerwiegender sind aber die vielenSeiten der Anklage, die sich mit der anderweitigenTätigkeit der beiden Angeklagten befaßt, für die dieganze Firma wohl nur die Grundlage abgab. aufdie sie einen riesenhaften Raubzug gegen dieTaschen stellensuchender Menschen eröffneten. Daßsich um die Posten bei der neuen Firma viel« Hunderte von Postensuchenden bewarben, versteht, sichvon selbst. Aus den Hunderten von' Bewerbernwurden dreißig ausgewählt— offenbar die Zahlungskräftigen— von denen sie unter dem Titelvon.Kautionen",„Einlagen" und„Beteiligun-1Der neue„Kaiser von Abessinien“Viktor Emanuel und Mussolini. Man beachte dieimperatorische Erscheinung des neuen Kaisers!gen" insgesamt den ungeheuerlichen Betrag von747.000 KL herauslockten.Der Prozeß ist monströs in seinen Ausmaßen,aber in seinen Einzelheiten dürfte er sich von seinenungezählten kleineren Vorgängern kaum wesentlichunterscheiden, denn die Methoden solcher Unternehmer gleichen sich auf ein Haar. Wir werden, wieerwähnt, auf diese"Sache noch zurückkommen, rb.Volkswirtschaft und SozialpolitikDie steigende KartellflutNach dem Kartellregister, das vom Statistischen.Staatsamt geführt wird, si^rd seit der Errichtung des Registers im Oktober"'1933 bis zum30. April 1936 insgesamt 903 Kartellverträgeeingetragen worden. Am 1. Mai 1936 waren787 Kartellverträge in Geltung gegenüber 712gültigen Verträgen am 1. Mai 1935. Im letztenJahre haben sich demnach die Kartellverträge um75 vermehrt. Mehr als die Hälfte der Kartellverträge, nämlich 397, werden von 230 Organisationen, die besonders zu diesem Zweck errichtetwurden, durchgeführt. Der Verkaufsstelle der Vereinigten Tschechoslowakischen Eisenwerke obliegtallein die Durchführung von 24 Kartellvereinbarungen. Die gleiche Anzahl, wird auch von der.Evidenzkanzlei der Kabelfabriken durchgeführt.Mit der starken Vermehrung der Kartelle inden letzten Jahren ist der Kartellierungsprozeßin der Tschechoslowakei immer noch nicht zum Abschluß gekommen. In allen Zweigen der Industriegeht die Kartellbildung weiter. So wird gemeldet,daß zwölf Eisenöfenfabriken sich zu einem Kartellzusammengeschlossen haben. Von der Erzeugungsregelung, die vereinbart worden ist, sind vorläufig die Gußöfen ausgenommen worden.Vosen ans dem NordenBlumenwunder auf dem 70. BreitengradDie nördlichste Gärtnerei der WeltT r o m s o e, im Mai.Nachts zwölf Uhr geht die Sonne auf, ohneeigentlich untergegangen zu sein. Sie umtanztkurz vor Mitternacht ein paar Bergspitzen, verschwindet für ein Weilchen hinter der einen oderanderen, und wenn es auf der übrigen Weltollerdunkelste Macht ist, wenn für uns„Südländer" die Geisterstunde schlägt, hebt sich inNordnorwcgen der feurige Ball rotglühend amblaugrünen Polarhimmel empor...Was für ein seltsames Land! Die Menschenhaben sich nach ihrer Raturumgebung gerichtet.Sie schlafen in der endlosen Winternacht vielund in der Zeit der Mitternachtssonne— vom20. Mai bis zum 25. Juli— fast gar nicht. DieStraßen von Tromsoe und Hammerfest sindwährend dieser zwei Monate um Mitternachtam belebtesten- man geht spazieren, tanzt imFreien, genießt das nächtliche Schauspiel; dafürgewöhnt man sich aber so sehr an die dauerndeHelligkeit, daß die meisten Nordnorweger auchim Winter nur bei Licht schlafen können! ZumGlück ist elektrischer Strom dank der vielenWasserfälle dort oben billiger, als sonstwo in derWelt...Soweit die Menschen. Aber die Pflanzen?Wie finden sie sich mit diesen eigenartigenLebensbedingungen ab? Liefern sie alles, wasder Mensch im Land der Mitternachtssonne genau wie wir braucht: Vitamine, Nährstoffe, Dustund Farbe? Nein— sie denken gar nicht daran,hier auf dem 70. Breitegrad von alleine zuwachsen, in einer nördlichen Höhe, die in Sibirienund Grönland bestenfalls kümmerliche Moose gedeihen läßt. Freilich, die warmen Südwinde undder Golfstrom, der Norwegen bevorzugt, zaubernin und um Tromsoe, das von Berlin so weit entfernt liegt wie vom Nordpol, eine etwas üppigereFauna hervor. Aber e§ hat doch der geradezubeispiellosen Gärtnerkunst der Herren Dtrebergbedurft, um aus dem kargen Boden hier obenWunder herauszuhexen. Wie sie das gemachthaben, das ist einfach unglaublich.Die„Björkaas-Gärtnerei"(„Berghang-Gärtnerei") in Tromsoe ist die nördlichste derWelt. Sie besteht nun genau vierzig Jahre. Damals lachte man Herrn Dtreberg senior aus, alser mit 3— drei!— winzigen Pflänzchen seineersten Versuche begann— hier oben, wo Tomaten ein kostbarer Importartikel, Blumen nur vonBildern her bekannt waren und selbst Kartoffelneinen gewissen Seltenheitswert, besaßen. Manlachte nicht lange über Herrn Dtreberg senior.'Und man bestaunt heute Herrn Dtreberg junior,der auf dem Riesengeländr seiner Björkaas-Gärtnerei alles aus dem Boden zaubert, was erwill!Der deutsche Besucher hat keine Schwierigkeit, sich von Herrn Dtreberg durch sein Reichführen zu lassen; er spricht fließend deutsch—denn er hat seine Gärtnerkunst nirgends andersgelernt als in.. Bamberg! Der Garten Edenvon Tromsoe weit über den Polarkreis, gibt derBamberger Gärtnerkunst recht.In der Expedition ist Hochbetrieb. DieBlumenmädchen der Arktis arbeiten von früh bisspät, um ganz Nordnorwegen einschließlich derFischerinseln mit Blumen und Gemüse zu versorgen. Sie sehen ein wenig anders aus als beiuns-— mit ihren Schihosen Md ihren kleinenSchlitten, die drei" Viertel des Jahres in Bettiebsind. Herr Dtreberg junior selbst, ein jüngerMann Anfang der Dreißig, Hilst in seinemOverall-Anzug mit, Ordnung in das Blumenlabyrinth zu bringen.„Fünfhundertfünfzig Pflanzen gedeihenheute bei uns in Frerbeeten und Treibhäusern!"berichtet er stolz. Das Meiste allerdings hat ererst durch jahrelange Versuche ausprobieren müssen, denn arktische Gärtnerei lernt man in Bamberg nicht. So muß man, noch ehe der Schneegeschmolzen ist, die Arbeit an den Freibeeten beginnen, um die allzu kurze Sommerszeit auszunützen. Und die Treibhäuser selbst, ungeheureHallen, werden mit dem Pferdegespann bestellt!Während des ganzen Winters aber müssen sievon Tausenden von hellen elektrischen Birnen bestrahlt werden— damit die hier HeranwachsendenBlumen auch Farben bekommen. Ließe man sieim Dämmerlicht und im Dunkel wachsen, so würden sie grau und farblos werden! Das sind allesErfahrungen, die in keinem Lehrbuch der Gärtnerei zu finden sind... Dafür aber gedeihenalle Blumen, die während des Sommers imFreien wachsen, viel schöner als bei uns im Süden— sie haben ja unaufhörlich, Tag und Nacht,Sonnenlicht!Wir bewundern Dtreberg? Freibeete. Dawachsen Chrysanthemen und Dahlien, Nelken undStiefmütterchen, Lupinen und Begonien, Asternund Anemonen; und daneben die Nutzpflanzen:Kartoffeln und Radieschen, Rhabarber und Salat, Tomaten und Erbsen— unendlich wichtigeGemüse für den Fischer, der einst aus Vitaminmangel ständig vom Skorbut bedroht war! Heuteversorgt Dtreberg Abertausende von Menschen mitGemüse, das sie früher kaum vom Hörensagenkannten!,Llnd welche Blumen haben die Nordnorwegerinnen am liebsten?"„Alpenveilchen!" erklärte Herr Dtreberg,öhne zu zögern. Das bescheidene, genügsameAlpenveilchen hat sich seit ein paar Jahren, seitDtreberg es hier eingeführt und in seinen Treibhäusern heimisch gemacht hat, die Herzen derTromsoer Frauen erobert. In allen Fensternstehen die Töpfe mit den blaßrosa Blüten, imWinter sorgsam von wärmendem Zeitungspapierumhüllt. Die„Alpenvioler" sind die bevorzugtesten Zierpflanzen Nordnorwegens geworden....Ober wir haben auch Rosen!" sagt HerrDtreberg. Und wahrhaftig, unter dem strengenPolarhimmel wachsen in Freibeeter, die schönstenRosen— Rosen aus dem Norden. Es ist wie einWunder... Und der seltsamste Anblick der Weltist es, wenn etwa im, Juni die Rosenbeete derBjörkaas-Gärtnerei von einem plötzlichen Schneefall in dichtes Weiß gehüllt werden!Rosen im Schnee, Alpenveilchen in der Mitternachtssonne, Tomaten in der Arktis— dassind Dinge, von denen die Schulweisheit derGartenbaukunst bisher nichts wußte. Ein jungerNorweger hot sie, unbeschwert von Zweifeln undBedenken, zur Tatsache werden lassen— in dernördlichsten Gärtnerei der Welt.