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Sonntag, 17. Mai 1936
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ausgesprochen, daß an Stelle der Arbeitslosen Unterstützung die Arbeitslosen Versicherung trete. Wir haben das schon vor dem Inkrafttreten des Genter Systems verlangt und sind bereit, gemeinsam mit den Agrariern, an der Gesetztverdung der Arbeitslosenversicherung mitzLarbeiten und so unser großes Werk der So- ziawersicherung zu krönen. Wir fürchten nur, wenn es zu einem solchen Versuch käme, die Agrarier würden ihren Reformeifer bald vergessen. Und das ist das Wesentliche. Den Agrariern handelt es sich auch gar nicht um eine Reform, sondern um eine Hetze, um die
Günstige Entwicklung der staatlichen Einnahmen Im ersten Quartal um 420 Millionen Kc größer als 1935 Der Ausweis über die Staatseinnahmen für den Monat März zeigt im Vergleich zu derselben Zeit des Vorjahres ein wesentlich günstigeres Ergebnis, das zum Teil wohl auf die neu eingeführten Bonifikationen für Steuervorauszahlungen und auf die Eintreibung rückständiger Steuern, zu einem großen Teil jedoch auf eine Besserung der Wirtschaft zurückzuführen ist. Die nachfolgend angeführten Steuererträge sind Brutwziffern(in Millionen XL), von denen die Zuweisungen an die Selbstver- waltungskörper, Fonds usw, noch nicht abgerechnet sind.(Bei jeder Steuer ist in der zweiten Zeile in Klammern die Differenz gegenüber der gleicht» Zeit des Vorjahres angegeben.) März 1. Quartal 1936
Direkte Steuern
(4-157,85)
(+ 249,00)
Um setzsteuer
208,26
631,21
(4-109,33)
(+ 116,87)
Zölle
65,06
178,49
(+ 10,18)
(+ 23,85)
Konsnmsteucrn
151,07
478,65
(+ 6,78)
(+ 26,25)
Gebühren
99,99
338.10
(+ 3,68)
(+ 7,10)
Monopole
4,41
14,03
(+ 0,65)
.(— 2,83)
Summe der öffentlichen
Abgaben
761,37
2.272,73
(+ 288,49)
'(+-419,75)
Tabakrcgie
66,00
220,00
k— 15,00)
(+ 7,00)
Wefferkrafistener
1,74
5,70 (+ 1,55)
(+ 0,96)
Auspeitschung niederer materieller Instinkte der Besitzenden gegen die Ausgaben des Staates für die Aermften der Armen. In sozial fühlenden Menschen wird deswegen durch den Angriff auf die Arbeitslosen die Achtung vor den Agrariern nicht steigen und niemand wird in der Redaktion des „Venkov" ein Stück Menschlichkeit entdecken. Wenn nach Masaryk die Humanität der Sinn der tschechischen Geschichte ist, dann hecken die protzigen Restgutbesitzer mit der grünen Fahne ebenso viel von diesem Sinn ergriffen, wie ihre Vorgänger, die feudalen Herren, die vom Strom der Demokratie hinweggeschwemmt worden sind.
Nach Abrechnung der Zuteilungen ergibt sich daß die Oeffentlichen Abgaben im ersten Quartal dem entsprechenden Bruchteil der im Budget eingesetzten Summe bis auf v.1 Mill. XL nahekommen; lediglich die Tabakregie weist gegenüber dem Budget einen Abgang von 31,18 Millionen XL auf.
nie Betriebsausschußwahlen Im ClCD-Konzern* Sozialistische Gewerkschaften weiterhin führend Freitag wurden in sämtlichen drei Betrieben des Konzerns Ceskomoravskä(Böhmisch- Mährische Maschinenfabrik)-Kolben-DanLk die Betriebsausschußwahlen durchgeführt, für welche, wie wir bereits berichtet haben, die beiden sozialistischen Gewerkschaften eine Einheitsliste aufstellten. Die sozialistische Einheitsliste vereinigte insgesamt 3763 Stimmen auf sich, was einen Zuwachsvon439 Wählerstimmen bedeutet. D>e sozialistischen Gewerkschaften stehen mit insgesamt 2 7 Mandaten weiterhin an weitaus führender Stelle. Da infolge des gesteigerten Beschäftigungsgrades die'Kopfzahl der Belegschaft gestiegen ist, war auch die W a h l- zahl eine größere, so daß trotz des Stimmenzuwachses die sozialistischen Gewerkschaften Um ein Mandat weniger besetzen, als in der voraus-' gegangenen Wahlperiode. Auf.die kommunistische Liste entfielen 1137 Stimmen, so daß die Kommunisten sieben Mandate besetzen, was einen sehr beträchtlichen Zuwachs bedeutet.(Bei den letzten Wahlen hatten sie bloß 613 Stimmen und drei Mandate.) Auch die von den Nationalisten aufgezogene Liste des„Närodni s d r u z e n i" hat einen Zuwachs von 190 Stimmen zu verzeichnen und besetzt d r ei Mandate, statt der bisher innegehabten zwei. Diese„nationale" Gewerkschaft erfreute
sich naturgemäß der intensivsten Förderung seitens gewifler maßgebender Herren, was sich insbesondere bei Neueinstellungen auswirkte. Angesichts des schweren moralischen Druckes, der von gewissen Direktoren und Oberdirektoren auögeübt wurde, ist der Stimmenzuwachs der Nationalisten als höchst geringfügig zu bezeichnen. Sie bleiben mit drei von siebenundzwänziz Mandaten eine winzige und einflußlose MinoritA. Die Betriebsausschußwahlen im EKD-Kon-, zern bestätigen die Erfahrungen, die die in der' vergangenen Woche durchgeführten Wahlen im Kladnoer Betrieb der„Prager Eisen" gezeitigt haben. Auch in diesem Betrieb hatte die sozialistische Einheitsliste einen mäßigen Anstieg zu verzeichnen, der im wesentlichen auf die felsenfeste Verläßlichkeit der sozialdemokratischen Wähler zurückzuführen ist. Weniger stabil sind die Berhältniffe im nationalsozialistischen Lager, aus dem, wie auch die letzten Bezirkswahlen gezeigt haben, Abwanderungen an die äußerste Linke und Rechte festzustellen sind.
Regierungsumbildung nicht vor Herbst Im„Prävo lidu" von heute befaßt sich Dr. K. Kriz mit der innerpolitischen Lage. Er glaubt versichern zu können, daß es vor den Sommerferien nicht mehr zu der Umbildung der Regierung kommen werde, deren Stabilität in den letzten Wochen gewachsen ist. Als eine der bedeutendsten Erscheinungen der jüngsten Zeit würdigt KkiZ die Erfolge der deutschen Sozialdemokratie bei den Dux-Biliner Btzirks- wahlen, die bewiesen haben, daß die deutsche Sozialdemokratie den Tiefpunkt überschritten hat.
Im WrhrauSschnß des Abgeordnetenhauses kam die Frage der Einrechnung der militärischen Präsenzdienstzeit nach dem Gesetz 275/34 zur Sprache. Es wurde festgestellt, daß bisher nur das Finanzministerium und das Schulministerium diese Bestimmungen durchgeführt haben, während die übrigen Restarts dies noch nicht tun. Der Ausschuß beschloß deshalb, den Ministerpräsidenten und die einzelnen Restarts zu ersuchen, das Gesetz in allen Zweigen der Staatsverwaltung sofort durchzuführen, auch wenn die Durchführungsvorschristen noch nicht erlösten find.— Im Zusammenhang mit den kürzlichen Notlandungen einer Bombenstaffel bei Prag sprach der Ausschußvorsitzende David unter Zustimmung aller Mitglieder die Erwartung aus, daß künftig über solche Unglücksfälke von der Mili- tärvcrwaltung ungesäumt genaue Nachrichten veröffentlicht werden. Pauschalierung der Fleischsteuer bei Hausschlachtungen. DiL 'KoallllSn hat im Abgeordnetenhaus einen Regierungsantrag auf Novellierung des Gesetzes 262/20 über die Fleischsteuer eingebracht. Die Regierung wird darin ermächtigt, die Fleischsteuer von Häusschlachtungen für den Eigenbedarf der Landwirte und der landwirtschaftlichen Arbeiterschaft zu pauschalieren, und zwar auf Grundlage des Ausmaße- der Ackerfläche und der Wiesen — Im Rötivenbericht wird angeführt, daß die Fleischsteuer bei Hausschlachtungen, die im Vorhinein entrichtet werden muß, Gegenstand fortwährender Differenzen zwischen der landwirtschaftlichen Bevölkerung und den Organen der Gefällskontrolle ist. Durch die Pauschalierung sollen diese Unzukömmlichkeiten beseitigt werden. Bisher beläuft sich der Steuerertrag aus den Hausschlachtungen auf
13 bis 16 Millionen XL jährlich; die Einhebung der Steuern und die Kontrolle ist jedoch für die Finanzverwaltung sehr schwierig und kostspielig. Di- Antragsteller berechnen, daß bei einem Pauschale von einer Krone pro Hektar landwirtschaftlichen Bodens ein Betrag von 7.4 Millionen, bei einem Pauschal von 1.50 XL beinahe 11 Millionen Xi sich ergeben würden. Das Pauschale soll sich nicht auf dieHauS- schlachtungen von Rindvieh, sondern nur auf Schweine, Schafe und Ziegen beziehen.
Schwedens Wes aus der Krise Vortrag Professor Bertil Ohlin aus Stock holm in Prag Jni Sozialen Institut in Prag sprach Donnerstag der bekannte schwedische Volkswirtschaftler Prof. Bertil Ohlin über die Ueberwindung der Wirtschaftskrise in Schweden . Nach einem Rückblick über die Entwicklung seit dem Jahre 1914 schilderte der Vortragende die Schwierigkeiten, in welche Schweden durch den Kreuger- Krach im Jahre 1932 geraten war. Die schwedische Regierung war damals gezwungen, sich von der Reichsbank 250 Millionen schwedische Kronen auszuleihen, nm die durch Run bedrohten Banken zu stützen. Die Folge war eine Kreditverbilligung, die weiter gefördert wurde und den Uebergang zur expansiven Wirtschaftspolitik seit 1933 schuf. In zwei Jahren wuchs die schwedische industrielle Produktion um 50 Prozent über den Stand von 1929. Im September 1935 war die Arbeitslosigkeit auf 41.000 gesunken, obwohl sie noch 1932 ungefähr 150.000 betrug. In Schweden sind heute um 200.000 Menschen mehr beschäftigt als im Jahre 1929. Vier Faktoren kennzeichnen die schwedische Antikrisenpolitik: a) die Exportsteigerung, b) eine Währungspolitik, welche den Kredit verbilligte, c) das Verlassen des Budgetgleichgewichtes und Aufnahme von Anleihen, die in der Konjunktur zurückgezahlt werden, und d) Hebung der Preise der landwirtschaftlichen Produkte. Seitdem im Jahre 1931 der Goldstandard aufgegeben wurde, wurde die schwedische Krone auf einer Höhe gehalten, welche den Export anregte. Von 1932 bis 1934 stieg dieser um 350 Millionen Kronen, das ist um ein Drittel. Mehr als die Exportförderung hat der schwedischen Regierungspolitik der Jnlandsmarkt zu verdanken. Die Großhandelspolitik wurde erhöht, das Preisniveau im Detail stieg jedoch nur unbeträchtlich. Die Löhne blieben im ganzen unverändert, doch stieg die Beschäftigung und damit die Lohnsumme. Der Geldüberfluß, welcher durch die Operationen der Bank von Schweden herbeigeführt wurde, führte zu einer starken Zinssenkung, welche sich in der Baubewegung sehr zum Ausdruck brachte. Auf dem Gebiete der öffentlichen Wirtschaft gab die schwedische Regierung den Grundsatz des ausgeglichenen Jahresbudgets auf und ging zur Aufnahme von Anleihen für vernünftige öffentliche Ausgaben über. Der Wirtschaftsaufschwung wird es bereits im kommenden Jahre ermöglicht haben, die so aufgenommenen Anleihen zurückzuzahlen. All dies gelang, ohne den Privatkredit in seinen Möglichkeiten zu beschränken. Abschließend bemerkte der Vortragende, daß die schwedische Oef- fentlichkeit zwar nicht zur Gänze die Wirtschaftspolitik der Regierung teilt und daß diese unter- § schädlichen Ansichten mitten durch alle Parteien gehen, daß jedoch die psychologische Auswirkung der Regierungspolitik auch bei wirtschaftspolitisch anders Eingestellten eine außerordentlich günstige ist.
Hochkonjunktur der Strumpfindustrie!
Der„Deutsche Nachrichtendienst" meldet: Die Tatsache, daß ein tschechoslowakischer Industriezweig wegen Arbeitsüberbürdung keine neuen Bestellungen mehr annimmt, ist eine so erfreuliche und zugleich leider noch einzigartige Erscheinung, daß sie über die rein wirtschaftliche Bedeutung hinaus allgemeines Interesse beanspruchen kann und deswegen an dieser Stelle verzeichnet zu werden verdient: Alle tschechoslowakischen Strumpffabriken arbeiten derzeit nicht allein unter Ausnützung ihrer vollen Kapazität, sondern auch noch mit Wechselschichten. Die Nachfrage der Firma Bata, die eine große Strumpfbestellung zu vergeben hat und deswegen mit den modernen tschechoslo
wakischen Betrieben verhandelte, mußte vorläufig wegen Arbeitsüberbürdung dieses Produktionszweiges zurückgestellt werden. Es besteht außerdem bereits schon Mangel anStrumwf- a r b e i t e r m In der Strumpfindustrie macht sich nunmehr auch eine erhöhte Jnve- st 4 t io us tätigte it bemerkbar, wie zum Beispiel bei der Firma Kunert, di« ein sechsstöckiges Fabriksgebäude mit modernster maschineller Einrichtung baut. Die Hochkonjunktur der tschechoslowakischen Strumpfindustrie ist nicht bloß eine augenblickliche Konjunkturerscheinung, sondern wird im Hinblick auf deren wohlbedachte neue Distributions- und Reklamemethoden für dauernd angesehen.
10 Her Ruhm dn Kämpfers Hon Jadt London Copyright by Umversita» Berlin , durch Dr. Prlcar Glendons wachsende Freude am Sport brachte es mit sich, daß er eifriger und anhaltender trainierte. Er vergeudete die Zeit nicht, jagte viel in den Bergen und war tatsächlich immer in Form. Er hatte nicht das Pech seines Vaters in seiner Laufbahn, brach sich nie einen Knochen, ja, verletzte sich nicht einmal einen Knöchel. Und eines bemerkte Stubener mit stiller Freude: Sein junger Boxer sprach' nicht mehr davon, für immer in seine Berge zurückzukehren, sobald er Jim Hanford die Weltmeisterschaft entrissen hätte. , VI.,
Er näherte sich schnell dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Der Weltmeister hatte öffentlich verkündet, gegen Glendon anzutreten, sobald dieser die drei oder vier Anwärter auf die Meisterschaft, die noch zwischen ihnen standen, besiegt hätte. In sechs Monaten glückte es Pat, Kid McGrath und Jack McBride zu erledigen, und so blieben nur noch Rat PowerS und Tom Cannam übrig. Ein gewisses junges Mädchen aus der guten Gesellschaft aber war aus Abenteuerlust Journalistin geworden. iStubener hatte seine Einwilligung dazu gegeben, daß die Dame Pat in ihrer Eigenschaft als Reporterin interviewte. Sie unterzeichnete ihre Aufsätze immer mit ihrem wirklichen Namen, Maud Sangster. Die Sangsters waren eine bekannte reiche Familie. Ihr Begründer, der alte Jacob Sangster, hatte sein Bündel geschnürt und als Knecht auf Far
men im Westen gearbeitet und ein unerschöpfliches Boraxlager in Nevada entdeckt, das er anfangs mit Maüleselgefpannen bearbeitete, bis er schließlich eine Eisenbahn baute, um den Transport selbst zu besorgen. In der Folge hatte er auf Hunderten und Tausenden von Quadratmeilen in Kalifornien , Oregon und Wasching- tün Borax abgebaut und den Verdienst eingesteckt. Später hatte er mit seinen Geschäften Politik verbunden, Politiker, Richter und Maschinen gekauft und war Leiter eines großen industriellen Konzerns geworden. Und dann starb er, reich an Ehren und Pefiimismus und hinterließ seinen Namen den Geschichtsschreibern der Zukunft zum Beschmutzen und ein paar hundert Millionen seinen Söhnen zum Streiten. Die folgenden Prozeffe und industriellen und politischen Kämpfe verärgerten und belustigten ganz Kalifornien «in Menschenalter hindurch und endeten mit tödlichem Hatz zwischen den vier Söhnen. Der jüngste von ihnen, Theodore, machte plötzlich, im besten Mannesalter, eine Wandlung durch. Er verkaufte seine Landsitze und seine Rennställe und stürzte sich in einem Kampf gegen alle Korruption in dem Staat, wo er geboren war. Und er traf die meisten Millionäre dieses Staates bei seinem Versuch, ihn von dei j Schande zu. befreien, die der alte Jakob Sangster begründet hatte. Maud Sangster war die älteste Tochter Theodores. Das Geschlecht der Sangster erzeugte durchweg kampflustige Männer und schöne Frauen. Maud bildete keine Ausnahme. Dazu mutzte sie etwas von der alten Abenteuerlust der Sangster geerbt haben, denn als sie erwachsen war, tat sie vieles, was eine Dame in ihrer Stellung sich nicht hätte leisten dürfen. Obgleich sie eine glänzend« Parti « war, blieb sie unverheiratet. Sie hatte sich in Europa aufgehalten, ohne einen adligen Gatten.heimzufüh
ren, und hatte unter ihren Landsleuten zahlreiche Körbe ausgeteilt. Sie liebt« den Freiluftsport, hatte die Tennismeisterschaft von Kali fornien gewonnen und die Zeitschriften der besseren Kreise durch unpassende Artikel in Atem gehalten. Sie war in einem Rennboot von San Mateo nach Santa Cruz gesegelt und hatte einmal Sensation erregt, weil sie sich als einzige Frau an einem Polokampf beteiligt hatte. Die reformatorischen Bestrebungen ihres Vaters ergriffen auch sie. In leidenschaftlichem Unabhängigkeitsdrang setzte sie, die noch nie einem Manne begegnet war, dem sie sich freudig unterworfen hätte, und die ihrer vielen Anbeter längst überdrüssig war, ihren Missetaten die Krone auf, verließ ihr Heim und nahm eine Stellung beim Courier-Journal an. Einmal glückte es ihr, Morgan in einer wichtigen Sache zu interviewen, während ein Dutzend hervorragender Rew-flcrker Journalisten vergebens Jagd auf ihn machte. Sie ging mit einem Taucher auf den Grund des Goldenen Tors hinab und flog mit Rood, dem„Vogelmenschen", als er alle Rekorde schlug. Nach alledem sollte man glauben, daß Maud Sangster eine derbe Amazone gewesen wäre. Aber im Gegenteil: sie war eine grauäugige, schlanke junge Dame, drei- oder vierundzwanzig Jahre alt, mittelgroß, mit ungewöhnlich kleinen Händen und Füßen. Und im Gegensatz zu anderen Sportmädels war sie von einer ausgesprochenen Wecklichkeit. Sie hatte selbst dem Redakteur vorgeschlagen, daß sie Glendon interviewen wollte. Außer Bcb Fitzsimmon, den sie einmal flüchtig im Frack im Grillraum des Palace-Hotels gesehen hatte, war ihr noch nie im Leben ein Boxer begegnet. Sie hatte sich übrigens auch nie etwas daraus gemacht, einen kennenzulernen, und war nie neugierig gewesen, bis Pat Glendon nach San Franzisko kam, uM für seinen Kampf mit Rat PowerS zu trainieren. Da reizte sie der Ruf, den er in den I
Zeitungen genoß. Das Höllenbiest— das zu sehen, mutzte sich lohnen I Nach dem zu urteilen, was sie über ihn gelesen hatte, mutzte er ein Ungeheuer in Menschengestalt, stumpfsinnig und mit der Tücke und Wild- htit des Dschungeltieres sein. Zwar ließen Bilder von ihm diese Eigenschaften nicht erkennen, aber sie zeigten doch deutlich die mächtig« Muskulatur, die darauf schließen ließ, daß er ein solches Ungeheuer war. Und so stellte sie sich in Begleitung eines Pressephotographen zu der von Stubener angegebenen Zeit im Trainingssaal ein. Stubener hatte Sorgen. Pat war rebellisch. Er ließ das eine seiner kräftigen Beine über die Stuhllehne baumeln, hatte die Sonette von Shakespeare aufgeschlagen auf dem Knie liegen und protestierte gegen das Kommen dieser Frau. „Warum wollen die Weiber sich jetzt in Sportsachen mischen?" fragte er.„Da haben sie gar nichts zu suchen. Was verstehen Weiber da- bon? Die männlichen Reporter sind schon schlimm genug. Ich hab es nie ausstehen können, daß Weiber im Trainingssaal herumlungerten, und es ist mir ganz einerlei, ob sie Reporterin ist oder nicht." „Aber sie ist keine gewöhnliche Reporterin", unterbrach Stubener ihn.„Sie haben doch wohl von den Sangsters gehört— den Millionären?" «Warum arbeitet sie dann für eine Zeitung — und nimmt ander» armen Teufeln die Arbeit weg?" „Sie hat sich mit ihrem alten Herrn überworfen. Sie gerieten aneinander, als er in San Franzisko auszumisten begannn. Sie ging. Ging ganz einfach, verließ ihr Heim und suchte sich Arbeit. Und das will ich Ihnen sagen, Pat: sie schreibt ein tadelloses Englisch. Nicht einer von all den Zeitungsschmierern in der Gegend kann es mit ihr aufnehmrn, wenn sie erst mal loslegt." (Fortsetzung folgt.)