Nr. 116 Sonntag, 17. Mai 1936 Seife 5 i. Fünfzig Jahre Johannesburg . Die Hauptstadt von Transvaal rüstet zur öS-Jahrfeier ihres Be­stehens: sie ist im Juni 1886 als Goldsucherstadt gegründet worden. Ihr Gründer, George Walker , ritt einmal über das heutige Territorium der Stadt, das damals eine unbewohnte Steppe war. Sein Pferd zerschlug mit seinem Huf einen Stein, der Walker seltsam vorkam: er untersuchte ihn und fand einen Klumpen Gold. Dies war der erste Goldfund in Transvaal , und die Kunde davon lockte in wenigen Wochen Tausende von Goldsuchern an diese Stätte. Heute ist Johannesburg eine Stadt von über einer Million Einwohnern, darunter über 800.060 Weihen. Schon 1907 betrugen die Goldfunde 27 Millionen Pfund; im vorigen Jahre zahlten allein die beiden größten Gesellschaften 10 Millionen Pfund an Steuern. Das 80jährige Jubiläum stellt aber bereits den Höhepunkt der Entwicklung von Johannesburg dar. Auf Grund von Schätzungen enthalten die Goldminen in Johannesburg nur noch für rund 2 Milliarden Pfund Gold, die spätestens in weiteren SO Jahren abgebaut werden können. Tas 100jährige Jubiläum dürfte also eine sterbende Stadt vorfinden. Der größte Diamant der Welt wird zerschnit­ten. Lazar Kaplan, einer der bekanntesten belgi­schen Diamantenschleifer, bekam dieser Tage den Auf­trag. denJonker", den gröhten Diamanten der Welt(726 Karat), in drei grohe Stücke zu schnei­den, da der Diamant als Ganzes wegen seines un­geheueren Wertes unverkäuflich ist. Der Besitzer des Diamanten ist ein amerikanischer Banfier, der seit zwei Jahren vergeblich versucht, den Diamanten zu verkaufen. Die drei großen Stücke des Diaman­ten werden nun wiederum in je vier kleinere zerteilt, so dah zwölf Brillanten entstehen, aus denen ein Kollier angefertigt wird, deffen Wert ungefähr fünf Millionen Dollar betragen wird. In einem Inter­view erklärte Kaplan, diese Arbeit sei die schwerste und verantwortungsvollste seines Lebens gewesen. Er habe, um ruhige Nerven zu behalten, vor Be­ginn der Arbeit drei Tage Urlaub genommen und ununterbrochen geangelt, um eine ruhige Hand zu bekommen. Kaplan bekam für seine Arbeit 7000 Dollars. Eine internationale Jagd-Konferenz. Während die grohen politischen Konferenzen nur sehr schwer zustandekommen und die inneren Streitigkeiten ihre Arbeiten meist zu Mißerfolg verurteilen, muß mit Freude festgestellt werden, daß zur Zeit in Paris «ine internafionale Konferenz zusammengetreten ist, zu der Deutschland , Belgien , Frankreich , Luxemburg und die Schweiz die besten Fachleute entsandt haben. Die Verhandlungen finden, wie das amtliche Kom­munique mitteilt,im Geiste einer allgemeinen Verständigung" statt. Allerdings ist das Thema dieser Konferenz der Jagd gewidmet, die Abgeord­neten sind Jäger, und die Verständigung betrifft (leider ausschließlich) die Verbesserung der gegen­seitigen Beziehungen zwischen den Jägern der ver­schiedenen beteiligen Nationen. Ob auch eine Ver­ständigung mit dem zu jagenden Wild beabsichtigt wird, wird leider nicht bekanntgegeben. Neue ScheidungSgrsetzgrsnng in Rußland . Die ZeitungTrud"(Die Arbeit) veröffentlicht unge­wöhnlich interessante und sehr bezeichnende Einzel­heiten über daS in Vorbereitung befindliche neue Eherecht. Die Scheidung wird grundsätzlich erschwert werden- Sie wird nur dann gewährt, wenn die Sorge für die Nachkommen vollkommen fichergestellt ist. Auherdem wird für jede Scheidung «ine sehr hohe Gebühr eingeführt werden. Da diese Gebühr sich bei jeder weiteren Scheidung ganz außer­ordentlich erhöht, ist sie sozusagen als Kaution gegen ScheidungSrückfälle anzusehen. Ganz besonder- wird der Schutz der Mutterschaft ausgebaut werden. Es fällt besonders die Schärfe auf, mit der sich der Artikel gegen Abtreibungen wendet. ES heißt wört­lich:In einem Land de- sozialistischen Aufbaues sind Abtreibungen unzuläsiig. Sie können nur in bürgerlichen Ländern geduldet werden, die nicht wis­sen,. wohin sie mit dem Renschenmaterial sollen. Wir brauchen Menschen, ja, sie fehlen uns." Zusammenstoß in den Lüfte«. Unweit Mar» saille sind Samstag, um die Mittagsstunde in etwa 800 Meter Höhe zwei Flugzeuge zusammengestoßen. Ein Pilot fand den Tod, einer konnte sich mit dem Fallschirm retten. Skoda POPULÄR ein rascher Sportwagen, macht Sie zum Herrn der Straßen. Seine Geschwindigkeit ist hervorra­gend, sein geringer Verbrauch verblüffend, seine elegante Linie bezwingend. ASAP? Werk Mlada Bolesl^v Wie Goebbels in Budapest FuO taute (AP.) In Budapest wurde schon lange davon gesprochen, daß die ZeitungU Magyarsag" von Deutschland materielle Unterstützung erhält. Der Exponent dieses Kreises im Parlament ist der Ab-, geordnete Franz Rajniß. bekanntlich hat por einigen Tagen der sozialdemokratische Abgeordnete Petzer darauf angespielt und die Vorlegung von- Be­weismitteln angekündigt. Rajnitz antwortete dar­auf mit Grobheiten, und es kam zu einem stürmischen Austritt im Parlament, auf Grund dessen-war keine Maßnahmen gegen Rajniß ergriffen, aber Peyer von dreißig Sitzungen ausgeschlossen und die sozialdemo­kratischen Abgeordneten Györkh, Propper und Ester« galyos mit Geldstrafen belegt wurden. In der näch­sten Sitzung gab Györky ein schriftliches Beweisstück bekannt, daß Deutschland unentgeltlich Rotations­papier für die genannte Zeitung liefere und außer­dem Bargeld hergebe. Weitere Beweise, wird die Sozialdeuwkratische Partei Ungarns sukzessive vor­legen. Es wurde weiter feftgestellt, daß die Auflage nur 2200 Exemplare beträgt, daß aber seitens der Verwaltung und Redaktion ein ungeheurer Aufwand getrieben wird, der natürlich nur-mit Hilfe aus­ländischer Gelder bestritten werden kann. Die So- zialdemokrafische Partei verlangt die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission und ist bereit, dieser alle Beweise vorzülegen. Rajniß und sein« Gruppe streiten weiterhin alles hartnäckig ab. Um so interessanter ist«in Brief, den Rajniß und sein Kollege Barasits in der Angelegenheit der Finanzierung des Blatte- unter Berufung auf den Besuch eines Dr. Wolf vom Deutschen Nach­richtenbüro in Budapest an das Propaganda­ministerium gerichtet haben und der im Wortlaut vorliegt. Darin heißt es u. a., die ungarische Presse sei zu 90 Prozent in jüdischen oder dem Ju­dentum freundlich gesinnten liberalistischen Händen. Das gelte nicht nur hinsichtlich der Tagespreise, son­dern auch für die sich mit handelspolitischen und wirtschaftlichen Problemen befassenden Presseorgane, wie auch für alle illustrierten Blätter. Das'einzige in deutscher Sprache erscheinende Tagblatt, der Pester Lloyd", sei gänzlich verjadet. Wenn dort auch Nichtjuden zu Worte" kämen, so seien e? nur RenommiergojS". Trotz der Bemühungen der Göm- bös-Regierung(l) sei es-bis heute nicht gelungen, in diese Hegemonie der Judenschaft eine Bresche zu schlagen. Diese Presse kämpfe nicht nur auf innerpolifischen Gebiete gegen zeitgemäße Reformen, sie'greife auch jene Staaten an, in denen der liberale Gedanke aufgehürt habe, seinen Einfluß au-zuüben. Insbesondere werde Deutschland angefeindet. Un­richtige und erlogene Nachrichten würden durch sie Vie kezierung Blum und die Kolonien Der bekannte sozialistische Außenpolitiker, Jean L o n g u e t, stellvertretender Vorsitzen­der des auswärtigen Ausschusses der französischen Kammer, wendet sich in einem Aufsatz imPo- pulaire" gegen die Politik der Regierung Sar- raut gegenüber Syrien . Während der Ta­gung des Nationalrates der so z i a- listischen Partei erschien am Tagungs­ort eine Delegation aller syrischen Par­teien, die dem Nationalrat die Glückwün­sche deSsyrischenVolkeS über­brachte. Diese Delegation ist bis jetzt, wie Lon- guet berichtet, von der Regierung Sarraut nicht empfangen worden. Besonders heftig wendet sich Longuet gegen den Hohen Kommiffär in Syrien , de M a r t e l, der an allen gegenwärtigen Wir­ren schuldig sein soll. Longuet schließt seinen Ar­tikel, der in der gegenwärtigen Lage für die Ent­wicklung der Lage im Mittelorient eine hochpoli- ttsche Bedeutung hat, mit den Worten: Die Ver­sprechen, die man der syrischen Nation gemacht hatte und die sich auf ihre Unabhängig­keit und ihre nationale Einigung(es handelt dem ungarischen Publikum vorgesetzt. Der moräli- sche und materielle Schaden, der dadurch dem Dritten Reiche zugefügt werde, sei kaum zu schätzen. Deshalb wollten dft beiden Unterzeichneten ein volkswirt­schaftliches. Presseorgan schaffen, daß sich zur Auf­gabe setze, für den Ausbau der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen beider Länder zu kämpfen. Trotz des Paktes von Rom würden 81 Prozent des ungarischen Außenhandels mit dem Reich abge­wickelt. Da das Bethlen-Regime ein treuer Diener der Finanzmagnaten gewesen sei, habe die deutsche Industrie in. Ungarn nicht da- Absatzgebiet finden können, wie es dem ungarischen Export nach dem Reich entspreche. Ein gut organisierter Nachrichten­dienst würde die Ziffern des gegenseitigen Handels­verkehrs bedeutend erhöhen. Auch im.Rahmen der Kompensationsgeschäfte ließen sich viel bedeutendere Umsätze erreichen, wenn sich die ungarischen Expor­teure infolge der tendenziösen Nachrichten über das Dritte Reich nicht Zurückhaltung aufetlegten. Das zu gründende Presseorgan wolle man mit der morali­schen, Unterstützung der deutschen Regierung auf- rechterhalten. Die Spesen würden natürlich be­deutend, sein. Aber bis jetzt flössen, die für die'Jn- serierung bestimmten Gelder deutscher Firmen in Ungarn fast ausschließlich in die Taschen vonErz­juden". ES sei tragisch zu nennen, daß Krupp, Sie- menS-Schuckert, die I. G. Farben etc. ihre Inserate durch Juden an jüdische Blätter vergeben müßten, während nachher jüdische Journalisten, die deutsches Geld in die Tasche steckten, dafür d^S Dritte Reich angriffen. Das gelte nicht nur vomÜjsag", Magyar Hirlap",Az Est",Pesti Naplo",Magyar szag",Pesti Hirlap" und8 Orai U j s a g", sondern auch von dem Magyarsag"(nicht zu verwechseln mitUj Magyarsag), der sich als christliches Blatt auffpiele, aber der Mischen Annoncenexpedition Blockner total verschuldet sei. Es wurde daher vorgeschlagen, die deutschen Inserate durch das im Zusammenhang mit dem genannten Blatt zu organisierende Annoncen­büro an die ungarischen Blätter gelangen zu lassen. Die Provisionsgewinne würden zur Deckung der Berlägsspesen genügen und könnten teilweise auch für Propagandazwecke verwandt werden. Die für Inserate verausgabten deutschen Gelder betrügen 500,000 RM., der Verdienst der Annoncenbüros 100.000 RM. Der deutschen Regierung würde das Recht eingerämnt, die Geschäftsgebarung der zu gründenden Gesellschaft zu überprüfen. DaS Ziel sei die Vernichtung der Wühlarbeit liberal-jüdischer Blätter gegen den HitleriSmus. sich um die Aufhebung der besonderen französi­ schen Verwaltung für Syrien und Libanon . Anm. d. Rd.) bezogen, seien, nicht erfüllt worden... Aber die fatalistische Partei habe seit langem ihren Willen kundgegeben» dem syrischen Volke Gerechtigkeit zuteil werden zu lasten. Und dieses Versprechen werde eingehalten werden. Die Konstituierung Syriens als eines selbst- ständigen St a a t e s, der zu Frankreich etwa in dem Verhältnis stünde, wie Irak zu Eng­land, liegt also durchaus im Bereich der Mög­lichkeit. Das würde aber der pan-arabischen Be­wegung einen neuen gewaltigen Im­puls geben und auch die britische. Po- litik im Mittelorient vor neue Aufgaben stellen. Ein Jugendkongreß in Genf . Für die Teil­nahme an dem vom 1. bis 7. September 1936 in Genf stattfindenden Weltjugendkongreß haben eine Reihe von sudetendeutschen Jugendverbänden der verschiedenen weltanschaulichen Richtungen bereits reges Interesse bekundet. Ueber Anregung der deutschen Völkerbundliga hat sich am 14. Mai in Prag der vorbereitende Ausschuß konstituiert, der die Vorbereitung im Einvernehmen mit der Deutschen Völkerbundliga durchführen wird. Oie Vereidigung de» neuen spanischen Präsidenten In Madrid fand die feierlich« Vereidigung des neugewählten Präsidenten der spanischen Re­publik, A z a n a, statt. Unser Bild zeigt den Wagen des Präsidenten, von einer Kavallerie­eskorte begleitet, auf dem Wege durch die von großen Menschenmengen umsäumten Straßen zur Deputiertenkammer, wo die feierliche Vereidigung erfolgt. §KODA, RA PID Bescheiden im Verbrauch, kommt an Geschwindigkeit und Bequemlichkeit den großen Wagen gleich. Über­zeugen Sie sich I ASAP- Werk Mlada Boleslav Volkswirtschaft und Sozialpolitik Zum Gesetz über Zahnhellkunde und Zahntechnik Eine Erklärung des Gesundheitsministerium» Die Kundgebungen der ärztlichen Organisatio­nen gegen die Durchführung des 8 9, Absatz 4 des Gesetzes über die Zahnheiftunde und Zahntechnik sind zum Abschluß gelangt. Damit scheint der Zeitpunkt gekommen, daß auch da- Gesundheitsministerium in dieser Sache das Wort ergreift und folgender fest­stellt: a) 8 0, Absatz 4 des Gesetzes vom 11. Juli 1934, Zahl 171 Slg. d. G. u. B. lautet: Durch Regierungsverordnung können die besonderen Bedingungen festgesetzt werden, unter denen in rücksichtswürdigen Fällen die Berech­tigung zum selbständigen Betriebe der Zahntechnik Personen erteilt werden kann, di« nach dem 6. Mai 1920 in die Lehre für das Zahntechnikergewerbe getreten sind." b) Dem Ministerium für öffentliches Gesund­heitswesen und körperliche Erziehung ist es erst Ende März gelungen, den vollen Wortlaut des angeblichen Referenten-Entwurfes" kennenzulernen, der den Anlaß zünden Kundgebungen der ärztlichen Organi­sationen gegeben hat. e) Den AerzteorgäNisäfionen war'schön aus dem 8 4 diesesReferenten-Entwurfes" bekannt, daß zur Herausgab« der Regierungsverordnung nicht das Ge­sundheitsministerium, sondern daS Handelsmini­sterium als das für das Zahntechnikergewerbe zu­ständige Restart kompetent ist und daß das Gesund­heitsministerium in diesem Falle lediglich als mitbe­teiligtes Ressort in Betracht kommt. d) Es besteht im Ministerium kein Akt, durch den der Minister irgendeinenReferenten-Antrag" genehmigt hätte, und daher existiert auch keinRefe­renten-Antrag", welcher alsAntrag des Mini­steriums" angesehen werden könnte. «) Das Gesundheitsministerium hat bis zum heutigen Tage keinenReferenten-Antrag" ins inter­ministerielle Verfahren geleitet. Das Gesundheitsministerium hat, um schon im Hinblick auf die Urgenzen aus parlamentarischen Kreisen für die Verhandlung de- Gegenstandes mit den zuständigen Ministern und mit allen Jnter- effenten, zu denen selbstverständlich auch die Aerzt« gehören, parat zu sein, die notwendigen vorbereiten­den Arbeiten eingeleftet. Da aber schön, die ersten Versuche zur Erzielung eines Einvernehmens mit den Zahntechnikerorganisationen ergebnislos blieben, überließ das Gesundheit-Ministerium alles weitere dem zuständigen Ministerium und hat sich mit dieser Sache schon seit dem 11. Jänner d.- I. nicht weiter befaßt, während die Kundgebungen der Aetzteorga- nisationen erst im Monat März einberufen wurde». Dies wird deswegen festgelegt, um von vornherein der Behauptung zu begegnen, als hätte da- Mni- sterium nur unter dem Druck der öffentlichen Ein­spruchskundgebungen, die es an dieser Stelle lieber übergeht, von den weiteren VorbereiwngSarbeiten Abstand genommen. Diese Feststellungen genügen zur Klärung der Sachlage. Frankreich plant Erhöhung des Hopfenzolles. Beim französischen Landwirtschaftsministerium wurde ein Antrag auf Erhöhung des Hopfenzolles cingebracht, über den in nächster Zeft entschieden werden wird. Gegen den Antrag stellt sich die Brauindustrie, welche davon ausgeht, daß zur Herstellung gewisser Biersorten unbedingt aus­ländische Hopfenarten notwendig sind. Unser Hopfenexport ist am französischen Absatz stark interessiert, zumal Frankreich mit 26.8 Millionen KL 1936 unser zweitbester Kunde war. Im heu­rigen Jahre haben sich die Bezüge Frankreichs im ersten Quartal auf 5 Millionen KL gegen fast 7 Millionen KL im gleichen Borjahrsviertel ge­senkt. Besonders stark war der Rückgang in den ersten zwei Monaten 1936(von 6.5 auf 3.7 Mil­lionen KL), während im März d. I. im Vergleich zum Borjahresmärz eine kräftige Belebung von 380.000 auf 1.3 Millionen KL eintrat.