Nr. 121 Somstng, 23. Mai 1936 «Seife 5 Die zehn Gebote des Herrn von Loesch Dr. Karl Cbristian v. Loesch, Privatdozent der Berliner   Universität, ist neben Pros. Max Hildebert Boehm   Leiter desInstituts für Grenz«.und Auslandforschung" in Steglitz  , Herausgeber desTaschenbuchs des Grenz- und Auslanddeutschtmns", Leiter desVolk und Reich"-Berlages, und der wichtigste Verbin­dungsmann zwischen der ausland­deutschen Jrredentaund dem Propagandamin ist e r i u m. Als preußischer Junker betrachtet er allerdings das Auslandsdeutschtum als eine Art Kolonialersatz Und die Buslanddeutschen alsNatives", Ersatz­tür di« verlorenen Askari-Neger, kurz vor­übergehend unentbehrliches.Menschenmaterial", 1. Tas Gegendementi.' Nichts von dem Gedankengut des National­sozialismus, das auf der staatlichen Eben« liegt, und das ist sehr viel in unserer Zeit der Ausweitung der Staatsaufgaben, läßt sich unmittelbar in' das Leben der Auslanddeutschen- übertragen. Insofern ist eben der Nationalsozialismus eine Sache deutscher  Staatlichkeit. Diese, deutsche   Staatlichkeit ist aber ge­wiß nicht auf das heutige Reich in seinem derzeitigen Umfange beschränkt, da- zeigt der Sieg des National­sozialismus in Danzig  , das zeigen gewisse Vorgänge io Oesterreich/ auf die hier nicht näher eingegangen werden soll." 2. Die formale Ungleichschaltung. Während also das Auslandsreichsdeutschtum, zumal da ja auch deutsche   Reichsbürger im Auslände Mitglieder der NSDAP  - werden können, dement­sprechend auch in sehr hohem Maße vom National­sozialismus erfaßt wurde, und diedeutschen Kolo­nien im Auslände", die ja erst vor wenigen Jahr­zehnten entstanden, eine kulturelle, Festigung erfuh­ren, die fich im günstigen Sinne auswirkt,.ist die Ausdehnung der nationalsozialistischen Bewegung aus das. übrige Auslanddcutschtum unter ganz andere Bedingustgen gestellt. Hier kann eS sich nur darum handelns den Geist,'-d er im Reiche weht, a u f z u g r e i f r n, nicht aber die Form. Denn das. nationalsozialistische Gut muß von Land zu Land eigenartig« besonder« Formen annehmen, die den,so vielfältig unterschiedlichen Bedingungen der einzelnen Heimatländer entsprechen. Man hat vielfach von auslanddeutscher Seite... darauf hingewiesen, daß--. die völkischen Einrichtungen in gewissem Sinne schon seit längerer oder kürzerer Zeit viele Forderungen deS Nationalsozialismus vorweg genommen hätten... Im übrigen w ä ch st natürlich die Einwirkung de- Natio­nalsozialismus mit d er r ä u m l i ch e n Nähe zum geschloffenen deutschen   Siedlungsgebiet. Wie wäre es sonst zu erklären daß das sudeten­deutsche Volk trotz aller Bedrängungen (wie die Alpendeutschen) immer wieder vom Natio­nalsozialismus erfaßt wurde?" 3- Treu und Glauben und Verträge. Ueber alle Grenzen der Verträge, ja über die Grenzen des geschloffenen Siedlungsgebietes hin ­aus, weht der Geist, den Adolf Hitler   formte." 4. Mitläufer dankend abgrlehnt Es kommt auch gar nicht darauf an, wie viele mitgeschleppt werden, die schon Halbwegs oder zu noch höheren Hundertsätzen bereits in anderen Lagern stehen" 3. Leesch desavouiert die Natienalititenstatistik. Die Riescnzahlen von Auslanddeutschen, die in manchen Handbüchern noch geführt werden, sind nicht- als Selbstbetrug." 6. Auslanddeutsche sind überwiegend Untermenschen". Denn eine Million Einzeldeutscher find vom Gcsamwolksstastdpunkt gesehen weniger,, als eine kleine, aber feste Gruppe von Zehn- und Zwanzig­tausend mit starker innerer Tradition und entspre­chendem Zusammenhalt.", 7. Zuzug ist streng fernzuhalten. .Denn es hängt sehr viel davon ab, ob eine Nachwanderung aus dem Reiche möglich ist, und ob die schon früher Ausgewanderten mit diesen sich noch"zusammenfinden." 8. Ei« Komödiant könnt'«inen Pfarrer lehre«. Wem daran liegt, die Einheit des deutschen  Volkes zu erhalten, der muß, an welcher'Stelle er auch steht, dafür sorgen, daß die tief ethischen und aus religiöser Wurzel kommenden Grundgedanken des Nationalsozialismus auch jenseits der Grenzen der deutschen  Staaten ein vollesHeimatrecht ge­winnen. Es handelt sich nicht um Parteiformen. Es handelt sich nicht um mechanische Uebertragungen Es geht vielmehr darum, daß der Aufgaben- und Pflichtenbereich in jeder auslanddeutschen Gruppe, wo sie auch leben möge, neu geformt wird im Sinne der nationalen Erneuerung, die au- dem Reiche und aus Oesterreich  (Adolf Hitler  !) kam." 9. Hall«, hier alle deutschen   Sender... Daran können wir mit technischen Mitteln arbeiten, durch verbesserte Verbindung auf schriftlichem Wege und den Rundfunk, durch organisatorische Mittel aller Art." 10. Entweder Hochverrat oder Volksverrat! Denn wer das nicht tut... ja überhaupt nicht mitarbeitet, ist letzthin ein Zerstörer der deut- schen Volksgemeinschaft. Wir müffen diese u m die ganze Erde her­um im Sinne des nationalsozialistischen Gedanken­gutes neu und, soweit es der äußere Rahmen ge­stattet, auch einheitlich gestalten." Rur   so kann die straffere Formung der deut­ schen   Wesenheit, wie sie in diesem Wandel der Zei­ten geschieht, zu einem Bollerfolge wer-, den."(Zitiert nach:Auslanddeutschtum und evan­gelische Kirche", Jahrbuch 1934, herauSgegeben von D. Dr. Ernst Schubert, Pfarrer und Konsistorialrat, Chr. Kaiser-Verlag, München  , Seite 16,. 18, 19), Deutsche Wirtschaft Besseren Papieren werden noch Lumpen zuge­setzt. In der Beschaffung dieser Lum­pen entstanden in letzter Zeit Schwierig- k e i t e n, da die Textilindustrie bei der gegenwärti­gen Knappheit auch Lumpen minderer Qualität ver­arbeitet, die sonst ausschließlich der Papierindustrie zufielen.(Frankfurter Zeitung   vom 9. Diai 1936.) Die Auszahlungen bei den deutschen S p ar- lassen sind im März 1936 um 62 Millionen Reichsmark gestiegen, die Einzahlungen dagegen um 26 Millionen zurückgegangen. Es hat sich im März ein Auszahlungsüberschuß von 8,9 Millionen Reichs­ mark  - ergeben. Bereit» im Feber war eine Abnahme de» Einzahlung-Überschusses zu verzeichnen.- Die für die Fleischversorgung der deutschen   Bevölkerung zur Verfügung stehende Fleischmenge, die schon im Feber zurückgegangen war, har im März weiter abgenommen. Sie ist von 4,80 Kg. je Kopf der Gesamtbevölkerung auf 4,58 Kg. oder um 5,6 Prozent gesunken. Der Faschismus in Lettland  . Anfang April ist iw Lettland   ein Prozeß gegen FuNkliorwre der. Sozialdemokratischen Partei und des Akbeiter- jugendvrrhgNdes durchgeführt worden. Avgeklagt waren zehn frühere Mitglieder des Arbeiterjugend­verbandes und der Sozialdemokratischen Partei. Vier tveilere Gcnoffen, gegen die ebenfalls An­klage erhoben worden war, konnten sich der Ver­haftung durch die Flucht entziehen. Die Anklage lautete auf illegale Fortsetzung der nach dem fa­schistischen Staatsstreich.aufgelösten sozialdemokra- ttschen Partei- und Jugendorganisation. Der Hauptangeklagte, der frühere stellvertretende Vor­sitzende des Arbeiterjugendverbandes,' Genosse Janson, wurde zu vier Jahren Zwangsarbeit ver­urteilt. Diese Straf« bedeutet Arbeit in den Steinbrüchen unter den fürchterlichsten Bedingun­gen. Die übrigen Angeklagten, von denen mehrere minderjährig sind, wurden zu ein bis drei Jähren schweren Kerker verurteilt. Alle Genossen wurden wahrend der Voruntersuchung schwer mißhandelt, aber^ sie haben sich trotz dieser Mißhandlungen fast ausnahmslos mannhaft und tapfer gehalten. Wer wird die Krönung Viktor Emanuels vollziehen'? Der Papst soll keine besondere Nei­gung verspüren den italienischen König zum Kai­ser von Ethyopien zu krönen. Man weist im Vati­ kan   darauf hin, daß die Päpste lediglich die Kai­ser des Heiligen Römischen Reiches   und Napo­ leon I  . gekrönt haben. Als im 18. Jahrhundert einer der Dogen von Venedig sich zum Kaiser von Persien   krönen lassen wollte, hat der Papst dieses Ansinnen abgelehnt. Wahrscheinlich wird König Victor Emanuel von einem der Kardinale ge­krönt werden. Die faschistischen Zeremonienmeister sind sich noch nicht darüber klar» ob der KrönungS- akt in Addis Abeba  , in Rom   oder in der Heiligen Stadt Abessiniens, Aksum  , stattfinden soll. Mus­ solini   ist angeblich um die Unter st ützung des Vatikans in der Angelegenheit der Krönung sehr besorgt. Den katholischen Schulen und Missionen in Abessinien sollen große Vor­rechte eingeräumt werden. Der Vatikan   scheint sich aber vorläufig diesen Anbiederungsversuchen gegenüber kühl zu verhalten, da man dort auf die starken katholischen Interessen im Britischen  Reiche Bedacht nehmen möchte. Jugoslawische Stimmungen. Die Londoner  liberaleNews Ehronicle" bringt eine Unter­redung mit einem hervorragenden jugo­slawischen Diplomaten, dessen Name aller­dings verschwiegen wird. Die in der Unterredung ausgesprochenen Ansichten sollen aber die Stim­mung der Belgrader   Regierungskreise genau wie­dergeben. Die Schwäche, die in der letzten Zeit Mitteilungen aus dem Publikum. Gegen jedes Hebel ist einKraut" gewachst«! Auch vom Rheumatismus   müssen Sie fich nicht plagen lassen. Massieren Sie Ihren Körper, und besonders die schmerzenden Stellen mit Alpa-Frgnz- branntwein. Sie werden sehen, wie wunderbar das den Schmerz lindert und wie frisch und elastisch Sie sich nach jeder Massage fühlen werden! Sie sollten einmal mit Ihrem Arzt darüber sprechen! Verlangen Sie Alpa nur in Hriginalflaschen mit Pltzyche. Ausgewogenen Alpa gibt es nicht. 4 Jetzt sparen wir wirklich beim Putzenl Eine frohe Botschaft in diesen schweren Zeiten: VIM viel bil­liger! Welche Erleichterung für die Haushaltskasse und für die Hausarbeit. Denn jetzt kann man wirklich ausnahmslos alles gründlich und rasch mit diesem praktischen Mittel putzen, das den Schmutz auch aus den tiefsten Rit­zen herausholt, der dann durch bloßes Spülen leicht entfernt wird. Mitdiesem ausgezeichneten Putzmittel wird alles blitzsauber. von England und Frankreich   an den Tag gelegt worden ist, meinte der Diplomat, habe in Bel­ grad   eine tiefe Unzufriedenheit hervorgerufen. In Belgrad   sei man davon über­zeugt, daß es heute um die Zukunft der beiden ioestlichen Großmächte gehe. Jugoslawien und seine Verbündeten auf dem Balkan   werden ENg- lantz und Frankreich   unterstützen, falls zwischen den beiden Großmächten einehundertprozen­tige Verständigung zum Zwecke der Durchführung einer hundertprozentigen Genfer   Politik" erzielt werden wird. Widrigenfalls werde man wahr­scheinlich au eine A nle h n u ng an irgend­eine andere Gr o tz macht denken müs­sen.- Zwischen Italien  , Deutschland   und-der Sowjetunion   werde Jugoslawien   in' diesem Falle die Wahl treffen müffen, und diese Wahl werde auf die stärkste Macht fallen. Statt an die Auf­hebung der Sanktionen gegen Italien   zu denken, müsse man. sie erweitern und verstärken. Falls aber auch dies nicht helfen sollte, so müsse man den S u e z- K a n a l s ch l i e ß e n. Volkswirtschaft and Sozialpolitik Regionale Arbeitskonferenzen Im Verlaufe der letzten Verwaltungsrats­sitzung des Internationalen Arbeitsamtes wurde auch Stellung genommen zu dem Bericht über die Arbeitskonferenz der amerikanischen   Staaten in Santiago   in Chile  . Die stattgefundene Aus­sprache hat gezeigt, daß die Ergebnisse dieser Kon­ferenz von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind.' Zwischen dem Bestreben nach einer völligen Vereinheitlichung der archeitsrechtlichen Bestim­mungen. und den verschiedenen Gegebenheiten regionaler Verhältnisse erscheint ein Ausgleich möglich, und es muß gerade die Aufgabe solcher regionaler Konferenzen sein, für diesen Ausgleich geeignete Vorschläge auszuarbeiten. Mehrere Berwaltungsratsmitglieder gaben dem Wunsche Ausdruck, solche Konferenzen künftig regelmäßig abzuhalten.. bekomme. Das Gesetz sieht die Bestellung eines Minister of Marketing" und eines Äbsatzaiytes für Urprodukte vor; alle auszeführten Waren gehen zuvor ins Eigentum der Regierung über. Fabrikant und Landmädchen Komplikationen um eine Vaterschaft. Prag  ,(rb.) Ter hiesig« Fabrikant Träger machte seinerzeit einmal die Beanntschast eines hüb­schen Landmädchens, die fich in kurzer Zeit zu einem intimen Verhältnis auswuchs, das nicht ohne Fol­gen blieb. Es kam ein Kind zur Welt, dem Fabrikan­ten wurde die Vaterschaft zugesprochen wid das zu­ständige Gericht erlegte ihm eine Alimenteüzählung von 350 Kc monatlich auf.. Damit war die Angelegenheit aber nicht erledigt, denn die Kindesmutter erstattete gegen den Fabri­kanten die Anzeige wegen Verführung unter ZusagederEhe. Dieses Verfahren endete mit hem Freispruch des Beschuldigten.'Dafür erhob die Staatsanwaltschaft nun gegen die. Kindes­mutter die Anklage wegen falscher Zeu­genaussage, weil einige ihrer Angaben sich als unwahr herausgestellt hätten. Ueber diese An­klage verhandelte gestern der Strafsenat des GR. Dr. Beck. Es war ein bemerkenswerter Fall, bemerkens­wert sowohl nach der menschlichen, als nach'her pro­zessualen Seite. Die angeblich unwahren Zeugenaus­sagen der Angeklagten, um deren willen sie nun unter Anklage steht, drehten sich um den Punkt, ob sie da­mals, als sie den Fabrikanten kennen lernte, noch unberührt gewesen sei, oder nicht. Sie hat das da­mals behauptet, doch fanden sich mehrere Zeugen, dst das Gegenteil bestätigten. Im Läufe der sehr bewegten Verhandlung wies. der Verteidiger des Mädchens, Tr. K o st e ö k a, darauf hin,- daß- im Auftrag der Gegenpartei z w e i P r i v a t d e t t k- ti v s den Heimatort der Kindesmuttcr in ausgiebig­ster Weise bearbeiteten und auch jene Zeugen aus­findig gemacht haben. i. Harie seinerzeit das Bezirksgericht in dem Pro­zeß wegen Verführung die Zeugen durchwegs als unglaubtvürdig- befunden.(und mangels Be­weisen einen Freispruch gefällt) so wiederholt« sich die absolute Unklarheit der Belastungszeugen auch bei der gestrigen Kreisgerichtsverhandlung. Dix ein­zig klare Aussage stammte von einem ehemaligen Bewerber des Dlädchens, der sich seiner-eit der Aus­sage entschlagen hatte, aestern aber bestimmt erklärte, er sei mit dem Mädchen,' das den besten Ruf genießt, niemals in intime Beziehungen getreten. Dann wa­ten eineFreundin" und eine Nachbarin als Zeu­ginnen auf, die in allerlei unklaren Redewendungen und Anspielungen die Angeklagte sichtlich, zu belaste» versuchten, ohne daß aber eine eindeutig«, auf Tat­sachen hindeutende Aussage zu erzielen gewesen wäre. Dann spielte in dem Verfahren noch ein tim vier Jahre jüngerer Bursche eine Rolle als Zeuge, der, sich-einst seiner- galanten Erfolge hei. der Airge- klagten gerühmt-hat wieder, ohne daß er künkrere Fakra glaubwürdig anzugeben wußte. Vor G« ficht spielte dieser Zeug« eine ziemlich klägliche Rolle,. Schließlich wurde die an allerlei drastischen Details sehr reiche. Verhandlung zur Ladung weiterer Zeugen vertagt. Agrarmarktkoutrolle in Neuseeland  . Die Regierung Neuseelands   hat das Gesetz, das eine Kontrolle der Preise für landwirtschaftliche Er­zeugnisse ermöglichen soll, nunmehr im Parla­ment xingebracht. In der Begründung heißt es, man müsse die Urproduzenten von den Schwan­kungen des Rarstes schützen und der wirksamste Weg dazu sei, daß die Regierung die Verfügung über die Produktton für Ausfuhr und Binnenland So sieht es in Tel-Aviv aus Ein Straßenzug in Tel-Aviv  , der jüdischen Schwesterstadt von Jaffa  , in der es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Juden und Arabern kanr in deren Verlauf zahlreiche jüdische Häuser zerstört wurden. Militärstrcifen patrouillierten durch die Straßen, um-die Ruhe wiederherzu­stellen. Die Unruhen sollen vor allem aus italienischen Einfluß.zurückzuführen sein.