Seitr 2 Donnerstag, 28. Mai 1936 Rr. 125 Anläßlich der Pfingstfeiertage wird am Montag, den 1. Juni n i ch t g e» arbeitet, so daß unsere Dienstagausgabe vom 2. Juni entfällt. Die Verwaltung. entschließt, damit nicht die Welt in Blut und Tränen, in Barbarei und Elend versinkt. Oft sind wir da vor schwere Entscheidungen gestellt, wir müssen manche Hemmung überwinden, um das als notwendig Erkannte folgerichtig und entschieden zu tun. Auch da kann uns Benes ein Führer sein, der trotz aller Kompromisse, die ihm die Wirklichkeit abgenötigt hat, es niemals aufgegeben hat, weltanschauliche und sittliche Grundsätze in der Politik zur Geltung zu bringen.„Der richtige Idealismus", schreibt er in seinem großen Erinnerungswerk an den Weltkrieg,.cheruht nicht in der Jagd nach der sofortigen Verwirklichung des Ideals, sondern im täglichen, unermüdlichen und ständigen Kampf um die allmähliche An näherung dazu, was uns als Idealismus vor Augen schwebt." Mit den Tatsachen rechnen, nicht weltfern träumen— aber niemals das Ziel aus den Augen verlieren: die Befreiung der Menschheit aus Not und Gefahr, aus wirtschaftlicher Versklavung, politischer Unterdrückung und kultureller Verelendung. Die trübe Gegenwart nötigt unS andere Waffen auf. Wir werden sie zu führen wissen. Wir werden mit all unserer geistigen Kraft, leidenschaftlichen Willens und heißen Herzens die Demokratie verteidigen— um unserer Zukunft willen, die wir nur im Sozialismus gesichert sehen. Wir wissen, daß der Präsident der Repu blik unbeugsam ist im Kampfe um Frieden und Freiheit. Wir verlassen uns auf ihn, so wie er sich auf die deutschen sozialistischen Arbeiter in der Stunde der Gefahr wird verlassen können.- Gemeinsam mit ihm wollen wir dafür sorgen, die deutschen Verteidiger der Demokratie, wie es in unserem alten Parteiprogramm heißt,' physisch und geistig kampffähig zu machen und zu erhalten. Wolkenbrüche Todesopfer Zerstörte Häuser und Fluren und Überschwemmungen An demselben Tage, da sich in Südmähren das entsetzliche Unglück ereignet hat, dem 31 Kinder zum Opfer fielen, ging über dem Gebiet von R e u- P a k a ein verheerendes Unwetter nieder, das ebenfalls Todesopfer gefordert hat. Auch aus anderen Gebieten der Republik und aus verschie- denrn Gegenden des nahen und weiteren Auslandes langen Meldungen über katastrophale Unwetter ein. * In Neu-Paka sind durch den Wolkenbruch und die folgende Ueberschwemmung 37 Familien obdachlos geivorden. Zwei steinerne Brücken wurden zerstört, fünf andere Brücken wurden fort- gerissen, 26 Häuser wurden im Erdgeschoß überschwemmt, davon wurden fünf Häuser vernichtet. 35 zu ebener Erde befindliche Geschäfte wurden, überschwemmt, bei drei Häusern wurden teilweise die Fundamente unterspült. Der Damm der Eisenbahnstrecke wurde im Kilometer 77,68 in einer Breite von 30 Metern durchrifsen. Die Fabriken der Firmen Matern«, Schnabel, Hoffmann& Co. wurden ebenfalls im Erdgeschoß überschwemmt. Ähre Arbeiterschaft ist nunmehr mit dem Wegräumen des aufgeschwemmten Schlammes beschäftigt. Falls keine anderen Hindernisse eintreten, wird die Arbeit in den Fabriken wieder ausgenommen werden. , Die Katastrophe forderte leider auch vier Menschenopfer. Es kamen ums Leben: die 70- jährige Marie Zajicovä, die achtjährige Jaroslava Preislerovä, die achtjährige Anna Fejfarovä und ein Knabe, dessen Namen bisher noch nicht sichergestellt wurde und dessen Leichnam Mittwoch vormittags bei Alt-Paka gefunden wurde. Der Verkehr auf der Strecke Alt-Paka— Neu-Paka wurde auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Die Wiederinstandsetzungsarbeiten, die Genietruppen bereits in Angriff genommen haben, werden längere Zeit dauern. Allein die im Eisenbahnsektor Neu-Paka verursachten Schäden werden auf 700.000 KL geschätzt. In Alt-Paka wurden im oberen Teil der Gemeinde zehn Familien delogiert. Weggeschwemmt wurden dort drei Holzbrücken und drei hölzerne Stege. Die Schäden in Alt-Paka werden auf KL 700.000.— geschätzt.'' Aehnliche Verwüstungen richtete das Unwetter, das die harmlosen Bäche des Tales in wenigen Minuten in reißende Ströme verwandelt hatte, in der näheren und weiteren Umgebung von Paka in zahlreichen Ortschaften an. Auch die Fluren und Saaten wurden schwer beschädigt. Aehn- liche Schäden meldet das Gebiet von Weitz- wasser u n t e r m B ö s i g. Der Innenminister Eernh begab sich Mitt- tvoch nachmittags in das betroffene Gebiet. Die Bergung der toten Kinder Z« den Bergungsarbeiten an der Thaya wurden Pioniere herangezogcn, die gemeinsam mit der Feuerwehr arbeiteten. Dennoch gelingt es nur langsam, die Leichen der Kinder den Fluten zu entreißen. Bis Mittwoch morgens waren erst sieben Kinder und der Kutscher Belek aufgefunden. Die bisher geborgenen Toten werden Donnerstag nachmittags beerdigt werden. Am Nachmittag wurden in der Thaya bei Neumühl weitere zwei Leichen ertrunkener Kinder gefunden. In den heutigen Abendstunden werden noch 22 Kinder vermißt._, af ,,,...., 2a. Das Parlament gedenkt der Opfer Im Abgeordnetenhaus gedachte der Vorsitzende Ma lypetr zu Beginn dxr Sitzung des tragischen Unglücks an der Thaya und der Opfer des Wolkenbruchs in Neupaka. Es sei gewiß ein Trost, daß sich unter Einsatz des eigenen Lebens opfermutige Retter fanden, die bezeugen, daß Heldentum und Opfevwilligkeit noch nicht ausgestorben sind. Es dürfe aber auch Gewissen- haftigkeitund Vorsicht nicht a u s st e r b e n, die zusammen mit Voraussicht und Sorgfalt alles Mögliche tun müssen, um derartige Katastrophen zu vermeiden oder wenigstens ihre Folgen zu mildern. Die Staatsgewalt werde sicher in dieser Hinsicht ihre Pflicht tun. Ltiirrne und Hochwasser im Waagtai Aus Puchov an der Waag wird berichtet: Montag, den 25. Mai, ging über dem Bezirke lein starker Sturm, verbunden mit einem Wolkenbruch und Hagelschlag, nieder und überraschte zahlreiche Landleute auf den Feldern. Der Bauer H e h e j i k, der mit seiner elfjährigen Enkelin Vieh auf die Weide trieb, wurde bei Ueberschreiten der Brücke über den Hochwasser führenden Fluß vom Sturm ins Wasser geworfen. Das kleine Mädchen konnte sich ans Ufer retten, Hehejik jedoch ertrank, ehe ihm Hilfe gebracht werden konnte. Das Unwetter hat auf den Feldern riesigen Schaden angerichtet, das Getreide wurde ümgelegt, so daß es unverzüglich geschnitten werden mutz und auch die Obstkulturen haben durch Entwurzelung der Bäume und durch den Hagelschlag große Schäden erlitten. Die im Bau befindliche Eisenbahnstrecke Puchov a. d. Waag —Horni Lideö wurde infolge des Wolkenbruches durch Ausspülungen stark beschädigt. Ebenso wie der Bezirk Puchov wurden auch dec Bezirk Poväzskä Bystrica und teilweise auch der Bezirk 2lava von dem Unwetter in Mftleidenschaft gezogen. Saaten vernichtet Äglan. lieber dem böhmisch-mährischen Hügelland wüteten am Dienstag und Mittwoch mehrere Stunden hindurch zwei Gewitter, die ungemein heftig und mit Wolkenbrüchen verbunden waren. Das erste Unwetter erfaßte das Gebiet zwischen Slapanov, Smilov und Pozovice, wo der Bach Slapanka über seine Ufer trat und das ganze Tal in einen See verwandelte; der Wasserspiegel stieg um zwei Meter und die Fluten überschwemmten die Felder und rissen die Saaten fort, so daß dort neuerdings gesät werden muß. Bahnverkehr unterbrochen Prag . Von der Staatsbahndirektion in Kö- niggräh wird mitgeteilt: Infolge Unterbrechung der Straße und der Eisenbahnstrecke zwischen Alt-Paka und I^u-Paka ist die Autobusverbindung der tschechoslowakischen Staatsbahnen und damit auch die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen beiden Stationen sowohl durch Eisenbahnzüge wie auf dem Straßenwege unmöglich. Personenzüge fahren nur zwischen Chlumec nad Cidlinou und Neu- Paka sowie zwischen Trautenau und Alt-Paka. > Eine Ausnahme bilden nur die Schülerzüge Nr. 437, 432 und 423, welche zwischen Alt-Paka und der Motorzughaltestelle Neu-Paka—Realgymnasium fahren. Für die Reise über die unterbrochene Strecke müssen sich die Reisenden eine entsprechende Verbindung auf einem Umweg suchen. Der Fraktenverkehr wird in unvermindertem Umfange durch Hilfsstrecken aufrechterhalten. Blitzschlag— fünf Tote Warschau . Während eines von schweren Gewittern gefolgten Unwetters im Krakauer und ThornerBezirke wurdenfünfPersonenvom Blitze getötet,.während acht weitere verwundet worden sind. Uebersdiwemmungen in Rußland Moskau . Die Ueberschwemmungen der Flüsse Kura und Araxes im Kaukasus nehmen nach den Blättermeldungen einen immer gefährlicheren Charakter an. Tausende Hektar Ackerlandes stehen unter Wasser und zahlreiche Dörfer mutzten geräumt werden. Auch im mittelasiatischen Gebiet der Sowjetunion dauern die Ueberschwemmungen an. Agrarische„Gewerkschaft“ Im agrarischen Betrieb geschlagen (rb.) Wir haben anläßlich des Abwehrkampfes der Janecek-Arbeiter auf die Versuche der von dem agrarischen Abg. Chloupek aufgezogenen „grünen Gewerkschaft" hingewiesen, unter dem Jndustrieproletariat Fuß zu fassen und sich im Sinne der finanzierenden Hintermänner auf ihre Art zu betätigen. Die kürzlichen Betriebsausschutzwahlen in der Metallindustrie haben erwiesen, wie aussichtslos das edle Bemühen des Herrn Chloupek ist. Der grünen„Gewerkschaft" gelang es nicht einmal, eigene Kandidatenlisten aufzustellen. Doppelt bemerkenswert ist die Tatsache, daß auch die Arbeiterschaft eines so eindeutig agrarischen Betriebes, wie es die Fleischverwertungsund Selchereifirma„Z e m k a" ist, den ihnen von Herrn Chloupek präsentierten„Arbeitervertretetn" eine glatte Abfuhr erteilt hat. Die soeben durchgeführten Betriebsausschutzwahlen der Prager Betriebe dieser agrarkapitalistischen Firma brachten den vereinigten sozialistischen Wahllisten 133 Stimmen und vier Mandate. Auf die„Gewerkschaftsvereinigung" des Herrn Chloupek entfielen ganze 45 Stimmen und ein Mandat.' Mehr Schulpraktikanten. In der böhmischen Landesvertretung führte Genosse I l l n e r aus, daß sowohl insozialeralsauchinpäda- gogischerHinsichteineMehranstel- lunz von a bs o l v i ert en L e h ra mt s« zöglingen notwendig ist. Im vergangenen Schuljahre wurden in Böhmen über 1700 Praktikanten und Praktikantinnen eingestellt. Wenn auch die Bezahlung vollständig unzureichend ist, so werden doch diese jungen Leute in den Arbeftsprozetz eingeführt, mit den Schulverhältnifsen vertraut gemacht und dem traurigen Lose der Arbeitslosigkeit entrissen. Wir wiffen, daß dies nur eine vorübergehende Lösung sein kann, aber sie ist in der heutigen schwierigen Zeit empfehlenswert. Ein Antrag Jllners auf Mehranstellung und besserer Bezahlung von Schulpraktikanten wurde dem Landesausschutz zugewiesen. Der Rechnungsabschluß Böhmens für das Jahr 1935 wurde von der Landesvertretung Mittwoch nach längerer Debatte angenommen. Genosse Grund beschäftigte sich mit der Frage der Bezirksdarlehen für die Landesstratzenaktion, den sogenannten Sanierungsdarlehen an Gemeinden und Bezirke und den Elektrifizierungsdarlehen, deren Schuldendienst das Land unter gewissen Bedingungen übernommen hat. Im Landesausschutzbericht zum Rechnungsabschluß wurde nun der Standpunkt vertreten, daß das Land jetzt zu einer Rückforderung gegenüber diesen Gemeinden und Bezirken berechtigt ist, da sich deren finanziellen Verhältnisse durch, die Novelle des- GemeindefmanzgesetzeSsigebeffert haben. Dieser Aufsassung gegenüber vertrat Genosse Grund den Standpunkt, daß die Vorbehalte, welche das Land bei Uebernahme des Schuldendienstes für die erwähnten Darlehen gemacht hat, erst dann in Kraft treten können, wenn eine Besserung der Selbstverwaltungsfinanzen nicht durch gesetzliche Hilfs Maßnahmen, sondern infolge der natürlichen Steigerung der Einnahmen aus den normalen Quellen einer sich belebenden Wirtschaft erzielt werden wird. Ein in diesem Sinne lautender Antrag des Genossen Grund wurde vom Landesiinanzreferenten in zufriedenstellender Weise erledigt. Die Dienstordnung für die Landesangestellten Böhmen wurde Mittwoch von der Landesvertretung erledigt. 19 Her Ruhm des Kämpfen Don ladt London Copyright by Universitas Berlin, durch Pr. Präger Pressedienst, Wien . Das übliche Beifallsgetöse erhob sich, als Billiy Morgan, der Veteran unter den Ansagern, durch die Seile in den Ring kletterte und sein graues Haupt entblößte. Gerade wollte er den Mund öffnen, um zu reden, als aus einem Abschnitt mit mehreren Sitzreihen ein lautes Krachen ertönte: einige Pfeiler waren zerbrochen, und die Reihen krachten zusammen. Die Menge brach in lautes Lachen aus, drückte den Opfern in scherzhaften Zurufen ihr Beileid aus und erteilte ihnen gute Ratschläge. Niemand war zu Schaden gekommen. Das Getöse der zusammenbrechenden Bänke und die allgemeine Lustigkeit veranlaßten den wachhabenden Polizeihauptmann, einen beredten Blick mit seinen Leutnants zu wechseln; sie wußten, daß ihnen ein bewegter Abend bevorstand, und daß sie alle Hände voll zu tun bekommen würden. Sieben starke alte Helden des Ringes kletterten nacheinander, mit tosendem Beifall begrüßt, durch die Seile. Es waren laute frühere Schwergewichts-Weltmeister. Billy Morgan stellte sie dem Publikum vor und begleitete die Vorstellung jeweils durch einige anerkennede Worte. Einem wurde als dem„Ehrlichen John" und dem„Alten Getreuen" gehuldigt, ein anderer war „der anständigste zweifäustige Kämpfer, den der Ring je gesehen hat". Und von andern wieder hieß es:„Der Held der hundert Kämpfe, der nie aufgab und nie k. o. wurde", dann„der bravste von der alten Garde" und„der einzige, der je Wiederkain", weiter„der größte aller Krieger", und„die härteste Nutz, die es je im Ring zu lnacken gab". Alles das nahm Zeit in Anspruch. Jeder von den sieben sollte eine Rede halten, und vor Stolz errötend und verlegen, murmelten und brummten sie etwas vor sich hin. Die längste Rede hielt der „alte Getreue", eine Rede, die fast eine Minute dauerte. Dann sollten sie photographiert werden. Der Ring füllte sich mit Meisterringern, bekannten Trainern, alten Unparteiischen und Schiedsrichtern. Leichtgewichtler und Mittelgewichtler schwirrten umher. Jeder schien alle andern herauszufordern. Rät Powers war erschienen, um einem Revanchekampf von dem jungen Glendon zu verlangen, und wie er all die andern strahlenden Lichter, die Glendon ausgelöscht hatte. Sie alle forderten auch Jim Hanford heraus, der als er sich'genötigt sah, Stellung zur Sache zu nehmen, erklärte, daß er den nächsten Kampf mit dem Sieger von heute ausfechten würde. Und sofort begannen die Zuschauer die Namen zu rufen; die Hälfte brüllte„Glendon" mid die andere Hälfte„Powers", Mitten in diesem Höllenspektakel brachen noch einige Sitzreihen zusammen, und es gab einen heftigen Streit zwischen den Inhabern der zerbrochenen Sitze und den Platzanweisern, weil mehr Karten verkauft waren, als zulässig war. Der Polizeihauptmann schickte nach dem Präsidium und erbat Verstärkung. Das Publikum amüsierte sich glänzend. Als Glendon und Cannam den Ring betraten, konnte man glauben, einer polittschen Versammlung beizuwohnen. Beiden wurde gut fünf Minuten lang gehuldigt. Alle Unbeteiligten hatten unterdessen den Ring verlasse». Glendon setzte sich, von seinen Sekundanten umgehen, in seine Ecke. Wie gewöhnlich saß Stubener direkt hinter ihm. Cannäm wurde zuerst vorgestellt, und nachdem er seine Verbeugungen und Kratzfüße gemacht hatte, mutzte er den Zurufen gehorchen, die eine Rede von chm verlangten. „Ich bin stolz darauf, daß ich heute hier sein darf", sagte er, und der donnernde Applaus ließ ihm Zeit nachzudenken, was er weiter sagen sollte. „Ich habe immer ehrlich gekämpft. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan. Das wird niemand leugnen können. Und ich werde auch heute mein bestes tun." Laute Rufe erschollen:„Das stimmt, Tom!" „Das wissen wir!"„Braver Kerl, der Tom!" „Du wirst schon Gulasch aus ihm machen!" Dann kam Glendon an die Reihe. Die Zuschauer verlangten auch von ihm, daß er eine Rede halten sollte, obwohl diese Reden im Ring eigentlich etwas ganz Neues waren. Billy Morgan hob die Hand, um Schweigen zu gebieten, und mit "klarer, mächtiger Stimme begann Glendon. „Alle haben gesagt, daß sie stolz darauf sind, heute hier sein zu können", sagte er.„Ich bin es nicht." Das Publikum war bestürzt, und er ließ seinen Zuhörern Zeit, darüber nachzudenken, was er wohl meinte. „Ich bin nicht stolz auf die Gesellschaft, in der ich mich befinde. Sie wollen ein« Rede hören. Schön, Sie sollen eine haben. Dies ist mein letzter Kampf. Dann verlasse ich den Ring für immer. Warum? Das hab ich Ihnen schon gesagt. Ich befinde mich nicht wohl in dieser Gesellschaft. Es ist faul bis ins Mark hinein, sowohl bei den kleinen Klubs wie bei der Geschichte heute." Das anfangs leise Gemurmel war jetzt zu einem Gebrüll angewachsen. Es wurde gezischt und gepfiffen, und viele riefen:„Anfängen!" „Wir sind hergekommen, um den Kampf zu sehen!"„Warum kämpft ihr nicht?" Glendon, der ruhig abwartete, daß der Lärm sich legen sollte, bemerkte, daß diejenigen, welche am eifrigsten darauf bedacht waren, sein Weiterreden zu verhindern, Unternehmer, Manager und Boxer waren. Vergebens versuchte er wieder zu Worte zu kommen. Die Meinungen des Publikums waren geteilt. Die Hälfte schrie„Anfängen!" Die andere Hälfte:„Weiterredenl Weiterredenl" 1 Zehn Minuten lang herrschte hoffnungslose Verwirrung. Stubener, der Schiedsrichter, der Besitzer der Arena und die Veranstalter drangen in Glendon, den Kampf zu beginnen. Als er sich weigerte, erklärte der Schiedsrichter, Cannam den Sieg zusprechen zu wollen, da Glendon sich weigerte, mit ihm zu kämpfen. „Das können Sie nicht", entgegnete Pat. „Ich werde Sie vor alle Gerichtshöfe des Landes ziehen, wenn Sie das versuchen. Im übrigen bin ich bereit zu kämpfen. Aber erst, wenn ich mit meiner Rede fertig bin." „Aber es ist gegen die Regeln", protestierte der Schiedrichter. „Durchaus nicht. In den Regeln steht kein Wort davon, daß im Ring keine Reden gehalten werden dürfen. Jeder von den alten Boxern, die heute hier sind, hat geredet." „Doch nur wenige Worte", schrie der Unternehmer Glendon ins Ohr .„Aber Sie wollen hier ja einen ganzen Vortrag halten." „In den Regeln steht nichts davon, daß man keine Vorträge halten darf", antwortete Glendon. „Und jetzt macht, daß ihr aus dem Ring kommt. Jungens, oder ich schmeiß euch hinaus." Der aufgeregte Unternehmer wurde, soviel er sich auch wehrte, beim Kragen gepackt und über die Seile gehoben. Er war ein großer, schwerer Mann, aber Glendon hatte es so leicht getan, daß das Publikum vor Entzücken tobte. Glendon trat wieder in die Müte des Ringes zurück und hob beide Hände. „Wollt ihr, daß ich rede?" rief er mst donnernder Stimme. Hunderte, die um den Ring saßen, hörten ihn und riefen: „Ja!" „Dann soll jeder, der hören will, den Lärmmacher, der ihm zunächst sitzt, zum Schweigen bringen!" (Fortsetzung folgt.)'
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16 (28.5.1936) 125
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