Nr. 130 Donnerstag, 4. Juni 1936 Seite 5 Der Streik In Paris 5n der Pariser Elektto-Jndustrie ist eine ausgedehnte Streikbewegung, an der insgesamt 50,000 Arbiter beteiligt sind, zum Ausbruch gekommen. Die Streikenden haben sich geweigert, die Arbeitsstätten zu verlassen. Die Arbeiter ließen sich, Ivie unser Bild zeigt, von ihren Ange­hörigen mit Lebensmitteln versorgen. I» Kürze Berlin . Die religiöse Sekte der Adventisten wurde verboten und ihr gesamtes Eigentum be­schlagnahmt. Budapest . Erzherzog Albert aus dem ungari­schen Zweig der Habsburger -Familie hat um Ver­söhnung mit dem Haupt der Habsburger -Familie, Otto, angesucht. Die ungarischen Legitimisten er­hoffen aus diesem Schritte eine Stärkung ihrer Bewegung. Athen . In der Stadt Bolos in Thessalien, wo die Tabakarbeiter, Bergleute und Weber streiken, kam «S zu schweren Zusammenstößen zwischen den Strei­kenden und der Polizei. Zwei Personen wurden ge­tötet, vier verwundet. Rom . Römische offizielle Kreise dementieren formell die in der Auslandspresse verbreitete Mel­dung, derzufolge Mussolini am IS. Juni eine Armee in der Stärke von einer Million Mann an die Grenze senden wolle, um auf den Völkerbund einen Druck auszuüben. Washington . Die innere Anleihe von zwei Mil­lionen Dollar wurde bereits am ersten Zeichnungs­tage voll gezeichnet. Managua . In Nicaragua nimmt der Aufstand des Generals S a m o z a gegen die Regierung ernsten Charakter an. Die Aufständischen beherrschen die ganze Hauptstadt mit Ausnahme des Präsiden­tenpalastes, wo Präsident Sacasa mit 800 Anhän­gern eingeschlossen ist. Nach späteren Meldungen hat sich der Präsident den Aufständischen ergeben. Washington . Der amerikanische Senat ver­abschiedete einen Gesetzentwurfs durch welchen der vom Präsidenten Rooesevelt angefordert« Betrag von 1500 Millionen Dollar bewilligt wird, wel­cher für Investitionsbauten im Jahre 1937 ver­wendet werden soll. Parallel nun zu dieser Enttäuschung über Genf , teils im Zusainmenhang damit, teils jedoch völlig unabhängig davon, entwickelt sich die Ueberzeugung, daß man im Vertrauen auf Genf die Wahrnehmung der Interessen des Empire vollkommen vernachlässigt hat. Das müsse jetzt im raschesten Tempo nachgeholt werden. Vor allem sollen die britischen Positionen im Mittel­ meer gefestigt und ausgebaut werden. Es han­delt sich in erster Linie um militärische^ Maßnahmen, aber auch die diplomatische Position Englands im Mittelmeer , die durch die italienischen Erfolge als stark erschüttert ange­sehen wird, soll gestärtt werden. In diesem Sinne ist heute in London der Gedanke eines Mittel­meerpaktes sehr populär, aber keineswegs als einneues Locarno " man ist in London sogar über das erste Locarno augenblicklich sehr geteilter Meinung, also etwa im Sinne einer herzlichen Entente" mit Italien , sondern als ein Instrument einer anti-italieni­schen Politik. Man ist im Ergebnis in London geneigt, die Genfer Kulisse als abgenutzt zur Seite zu schieben und zumimperiali­stischen Realismus" zurückzukehren. Da aber für die wirksame Ingangsetzung dieser neuen Politik England einen gewissen Zeitraum braucht, um erstens, seine Rüstung zu vervollständigen und zu erneuern, zweitens, jedoch um auch die ent­sprechende diplomatische Situation zu schaffen, so wird man vielleicht in Genf das paradoxe Schau­spiel erleben, wie das zu einer energischen Ver­tretung der imperialen britischen Interessen, vor allem gegenüber" Italien , entschlossene und wahr­scheinlich in diesem Sinne, erneuerte Kabinett in Genf eine Polttik des Verschiebens aller Entscheid düngen und einer Nachsicht gegenüber dem faschi­stischen Italien treiben wird. scheu Legitimismus, nämlich Einschränkung d e r R esta u ra ti o n auf das ö'sterreichische Staatsgebiet, anerkannt hat. Wollte man befürchten, daß eine Restauration in Oester­ reich auch zur Restauration in Ungarn führen würde, so müßte man doch vom Standpunkt der Kleinen Entente aus bedenken, welches das geringere Uebel wäre: Restauration auch in Ungarn oder polittscher Anschluß Ungarns an die leitenden. Mitteleuropa - Ideen des Dritten Reiches ." Die Auswanderung Die hohe Zahl der Arbeitslosen in unserem Staate ist gelegentlich auch mit dem Hinweis darauf zu erklären versucht worden, daß in frü­heren Jahren regelmäßig ein größerer Strom von Arbeiterauswanderern aus der Tschechoslowakei in andere Länder gegangen sei, der dann während der Wirtschaftskrise infolge der Absperrungsmaß­nahmen zahlreicher Staaten nahezu gänzlich ab­gestoppt worden sei. Ueber den beträchtlichen Um­fang veröffentlicht das Statistische Staatsamt in seinen Mitteilungen die Angaben für 1934 und gleichzeitig eine Uebersicht über die letzten Jahr«. Danach sind Auswandererpäffe ausgestellt worden: Insgesamt Davon nach Uebersee 1928 .. 24.540 14.522 1929 80,715 15.771 1930 * 25.712 8.046 1931 W 9.567 2.511 1932 * 5.165 1.398 1933 4.785 1.558 1934 5.065 2.420 1935 5.686 2.759 Der Tiefpunkt der Auswanderung hat dem­nach im Jahre 1935 gelegen. Die Zunahme, die beretts 1934 zu verzeichnen war, hat sich im Vor­jahr weiter fcrtgesetzt. Allcrdiygs scheine^ die Personen, die Auswandererpäffe ausgestellt er­hielten, nicht alle auSgewandert zu sein. Denn nach den Ausweisen der Grenzpatzkontrolle wur­den erheblich weniger Auswanderer ermittelt. Und zwar: 1933 3510, 1984 3127 und 1985 8533. Wenn auch die Daten der Grenzstellen unvoll­ständig sind, so zeigen sie doch, daß die Zahl der tatsächlich Ausgewanderten niedriger ist. Als die wichtigsten Aufnahmeländer für unsere Auswanderer kamen 1935 in Betracht: Frankreich für 1851 Personen, Vereinigte Staa­ ten von Nordamerika für 981, Kanada für 648, Argentinien für 458, Deutschland für 307, Pa­lästina für 304, Paraguay für 209, Jugosla­ wien für 188 und Sowjetrutzland für 122. In den Jahren 1931 und 1932 find nach Sowjet- rutzland 2208, bzw. 1258 Personen auS­gewandert. Die Zahl der Rückwanderer betrug 1935 1800. Davon kamen allein 983 aus Frankreich zurück, wohl als Folge der schärferen Durchführung der Gesetzgebung gegen die aus­ländischen Arbetter. Auch aus Sowjetrutzland gab es 56 Rückwanderer und aus Ungarn kehrten 27 zurück, während 1935 nur 19 nach diesem Lande ausgewandert sind. Neben dieser durch die ausgestellten Aus­wandererpäffe ermittelten Auswanderung vcll, zieht sich auch die k-oll e k t i v e^ a is o w- Au- w a n d er u n g ohne Paß. Es handelt sich dabei in der Hauptsache um landwirtschaftliche Arbeiter, die in der Erntezeit in Oesterreich ar­beiten. Im Jahre 1930 wurden 22.302 Saison­auswanderer festgestellt, von denen 16.451 nach Oesterreich gingen. 1935 gab es noch 5054 Sai­sonauswanderer, die restlos von Oesterreich aus­genommen wurden. Ihre Zahl ist aber auf we­niger als ein Viertel der von 1930 zusammen­geschrumpft. Auf je 100.000 Einwohner kamen 1928 in der Tschechoslowakei 105 Auswanderer nach Uebersee , 1933 10 und 1934 28. Im ganzen einschließlich der Saison­auswanderer ist aber eine Vermin­derung der Zahl der Auswanderer im Jahre 1935 gegenüber 1929 um etwa 40.000 fest­zustellen. Dazu kommt noch eine gegen früher stärkere Rückwanderung- also zusammen eine Mehrbelastung des Arbeitsmarktes, die sich auch wenn sie zahlenmäßig nicht so hcch ist gerade während der Wirtschaftskrise besonders fühlbar machen muß. Wendung in der britischen AuDenpolitik? Bon besonderer Seite wird uns geschrieben: Der letzte Besuch des italienischen Botschaf­ters G r a n- i im Foreign Office hat zu Ver­mutungen über die bevorstehende englisch -italie­nische Verständigung geführt. Die gegenwärtige Situation läßt jedoch keineswegs eine solche Ver­ständigung in der nächsten Zukunst erwarten. Rom wäre allerdings geneigt, auf Grund der vollendeten Tatsachen" irgendeinen modus vivendi, also eine Berständigungsbasis mit Lon­ don zu suchen. Aber in London «gewinnen, jeden­falls in den ausschlaggebenden konservativen Kreisen, Stimmungen und Gedankengänge die Oberhand, die eine solche Verständigung vorläu­fig wenig aussichtsreich erscheinen lassen. Es wäre aber ein großer Fehler, daraus zu schließen, daß London nunmehr bereit ist, im Bündnis mit der neuen französischen Regierung, eine ener­gische Politik im Sinne derkollektiven Sicher- hett" und des Völkerbundpaktes durchzuführen. In London kann man augenblicklich zwei paral­lele Erscheinungen beobachten: einerseits eine vollkommene Enttäuschung in der Sanktionspoli­tik, die zu keinem praktischen Ergebnis geführt hat und höchst wahrscheinlich, ohne Anwendung der militärischen Sanktionen, auch nicht führen konnte. Daraus zieht man in London die Schluß­folgerung, daß man das auszusprechen hat, was ist, nämlich das völlige Versagen des Genfer Systems der kollektiven Sicher­heit. Die Enttäuschung über Genf ist um so größer, als man eine Zeitlang in London ernst­haft davon überzeugt war, daß die Politik der kollektiven Sicherheit" der britischen Regierung die Möglichkeit gewähren werde, die britischen Interessen, selbstverstPidlich im Rahmen^des Genfer System-, zu verteidigen, ohne das Risiko eines Krieges auf sich zu nehmen. Diese Rechnung hat sich nun als gänzlich falsch erwiesen. Tagungen der Bölkerbundligcn-Union. Am I staaten zu respektieren, wirft sich die Frag« auf, ob I die tschechoslowakische Gegnerschaft gegen eine Re­stauration in Oesterreich , nicht minder als die der Kleinen Entente überhaupt, nicht doch einer Revision zu unterziehen wäre. Ich kann in meiner Eigenschaft als legitimierter Bertteter der Interessen unseres legitimen Landesherrn erklären, daß Otto von Habsburg den Programmspunkt des österreichi- 27. d. M. trat in London der vorbereitende Aus­schuß für den von der Union veranstalteten Welt­jugendkongreß(31. August bis 7. September in Genf ) zusammen. Am 30. d. M. tagte der Ge­neralrat und vom 1. bis 4. Juli findet die Voll­versammlung des Welfverbandes der Vülker- bundgesellschasten statt. Beck in Belgrad . Wie es scheint, hat der letzte Besuch des polnischen Außenministers in Belgrad besonderen Zweck gehabt. Es handelte sich angeblich weder um eine Vermitt­lung zwischen Jugoslawien und Ungarn noch zwi­schen Deutschland und Jugoslawien . Das Haupt- thema der Gespräche zwischen Beck und S t o j a- dinowitsch soll die Völkerbunds­reform gewesen sein. Ueber dasselbe Thema hat Beck angeblich auch in Brüssel Ver­handlungen geführt. Der polnische Außenminister versucht, wie es scheint, die Opposition gegen die Völkerb u n dsreform im Sinne von Mussolini , d. h. unter Herabdrückung der Rolle der kleineren Staaten, zu organisieren. Beck soll auch gegen die Abschivächung des Sanktionsartikels 16 und ge­gen die Erweiterung des Revisionsartikels 19 sein. Wenn sich das bewahrheiten sollte, so könnte man auf diesem Gebiete von einer gewiffen Uebereinstimmung der Ansichten von Warschau mit jenen der Kleinen Entente sprechen. Beck ist aber nach wie vor ein Anhänger derreinen" bi­lateralen Pakte und ein Gegner der Regional­pakte, während die Kleine Entente gerade den Ge­danken der Regionalpakte und ihrer Einfügung in das große europäische Sicherheitssystem verficht. Oeftrrreichifcher Legitimismus und Klein« Entente. Dr. Friedrich Wiesner, der Führer der österreichischen Legitimisten, empfing einen Vertreter desDRD" und gab ihm folgende Erklärung ab, die er als di« Meinung des Hauses Habsburg über alle mit der Restauratton zusammenhängenden Fra­gen der Kleinen Entente bezeichnete:»Di« letzte Entwicklung der mitteleuropäischen polittschen Lage durch den deutschen Vorstoß vom 7. März hat eine Situatton geschaffen, nach welcher die Tschecho­ slowakei und Oesterreich zwangsläufig in eine Schicksalsgemeinschaft geführt wer­den. Dit Fragen des territorialen Schutzes der Tschechoslowakei rücken damit in den Vordergrund, namentlich wenn man die Entwicklung in den öst­lichen Grenzgebieten der Tschechosiowakei ins Auge faßt. Da der österreichische Legitimismus auf dem Standpunkt stellt, nicht über das heutige ö st er r e i ch i sch« S t a a t s g e b i e t hinaus­zugreifen, also die Grenzen der Nachfolge- Aufforstung öden Bodens. In Böhmen soll der gesamte vorhandene öde Boden auch der in Privatbesitz befindliche aufgeforstet werden. Die Bezirksämter sind bereits angewiesen, die in Bettacht kommenden Flächenausmaße festzustcl- len. Die Kosten der Aufforstung sollen aus öffent­lichen Mitteln bestritten und die privaten Besitzer lediglich angehalten werden, tierische Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Liner, der durch Nord avancieren wollte Ein ungewöhnlicher Mordprozeß Prag ,(rb.) Der Fall der 21jährigen Bo- huslav Zdrubeckh, der gestern vor dem Schwurgericht(Bors. OGR. Dr. Pazderskh). des nicht vollendeten Meuchelmor­des angeklagt war, ist sonderbar genug. Bor einem Jahr nahm ihn der Schmiedemeister und Inhaber einer lleinen Reparaturwerkstätte Bl ast im il Palic in Beltrus als Gehilfen auf. obwohl die fachlichen Fähigkeiten Zdrubeckys äußerst bescheiden waren. Es war«her Mitleid mit den unglücklichen Familienverhältnissen des jungen Menschen, die Palic bewog, ihn einzustellen. Der Bater Zdrubeckh» siechte an einer unheilbaren Krankheit dahin, seine Mutter verdiente kümmerlich einige Kronen als Be­dienerin, Zdrubeckh selbst war arbeitslos. So wurde der Angeklagte, allerdings für einen sehr bescheidenen Lohn, in Arbeit genommen. DaS Dienstverhältnis gestaltete sich nicht eben glücklich, denn einerseits war der Arbeitgeber mit der Dienstleistung seines Ge­hilfen nicht zufrieden, andererseits erachtet« dieser seinen Lohn von 90 KL wöchentlich als zu gering, um so mehr, als er infolge verschiedener Ursachen in schwere Geldverlegenheiten geraten war. Als nämlich sein Vater starb, wurde dessen über­schuldetes Häuschen versteigert und der Angeklagte ließ eS durch Vermittlung eines Freundes kaufen, der ihm dann das Eigentumsrecht übertrug gegen di« Verpflichtung, die Kaufiumme in Raten abzu­tragen. Zu dieser Ratenzahlung reichte natürlich der Arbeitslohn Zdrubeckhs nicht aus, zumal, da er noch ein Verhältnis unterhielt, das ihn ziemlich viel Geld kostete. Unter diesen Umständen reifte in dem Ange­klagten der Entschluß, durch ein schweres Verbrechen eine Verbesserung seiner desolaten Situation bcrbei- zuführen. Nachdem er durch einige kleinere Ver- untreuungen sich vorübergehend finanzielle Erleich­terung verschafft hatt«, inszenierte er nach gründ­licher Vorbereitung am 12. März d. I. die Tat. für die er gestern vor den Geschworenen stand. Es ban­delte sich um nichts weniger, als um die meuch­lerische Ermordung seines Dienst­geb e r S. durch die er sich zum Werkstättenleiter des verwaisten Unternehmens aufzufchwingen hoffte. Den Mordplan setzte Zdrubeckh in reichlich pri­mitiver Art in Szene. Er schrieb mit verstell­te r H a n d°s ch r i f t d r e i B rie s o. als deren Absender der inzwischen umgebrachte Chef erscheinen sollte. Der erste dieser Briefe war an die Saazer Bürgerliche Sp arkasse gerichtet und betraf«ine Darlehenssache,. die offenbar als Illu­stration schwerer Geldverlegenheiten ein Selbst- mordmottv des zu Ermordeten vortäuschen sollte.- Der zweit« Brief war einAbschiedtschrei- ben", in welchem der fingiert« Absender seiner Frau in rührenden Worten Mitteilung davon macht«, daß er freiwillig aus dem Leben geschieden sei. Nebst der obligaten Bitte um Verzeihung für den zugesügten Schmerz enthielt dieses Schreiben, gleichsam als letz­ten Willen, die Verfügung, sie solle Bohuslav Zdrubeckh zum Werkstättenleiter bestellen und ihmminde'^ens 120 KL Wochenlohn zahlen. Den dritten Brief endlich adressierte der Fälscher an sich selbst. Er ließ darin seinen umzubringenden Chef in schmei­chelhafter Art von seiner Zdrubeckhs Tüch­tigkeit reden, ließ den fingierten Absender Abbitte leisten für etwa vorgefallen«» Unrecht und zum Schluß feierlich verkünden, daß er ihn durch diesen seinen letzten Willen zum Geschäftsführer bestell«., Die ganze Sache war armselig genug erdacht, denn daß diese höchst ungeschickten Fälschungen, die jedem Laien auffällig sein müßten, alsbald enthüllt worden waren, liegt auf der Hand. Soweit dachte aber Zdrubeckh nicht und vollbrachte am 12. März seinen blutigen Anschlag. Nach dem er die drei Fal­sifikate in das Auftragsbuch geschmuggelt hatte, wo fies päter aufgefunden werden sollten, schoß er seinem Chef au» nächster Räbe eine Kugel in den Kopf, und zwar so, daß Selbstmord vorgetäuscht werden sollte. Der Schuß war indessen nicht tödlich und dem Täter verging der Mut zu einem' zweiten Schuß, obwohl er schon angeschlagen hatte. Der Auf­schrei des Verwundeten:Slava, war tu« du?!" ließ ihn von der Vollendung des Mordes ab- ftehen und die Flucht ergreifen. Er wurde bald aus­geforscht und legt« ein volles Geständnis ab. In der Untersuchungshaft bekam Zdrubeckh vermutlich von alterfahrenen Haftkollegen entsprechende Verhal­tungsmaßregeln das ist schon ein« ständige Er­scheinung und leugnete bei der Haupwerhandlung jede Mordabsicht, indem er das ganze als unglück­lichen Ausgang eines Stteites hinstellte, in welchem er in sinnloser Wut den Revolver gezogen habe. Gegen diese Verteidigung standen allerdings tue so außerordentlich sorgfältig durchgeführten Borberei« tungShandlungen. Die Gerichtspsychiater(Dozent Dr. Knoblauch und Dr. Cuba) erklärten den Angeklagten für zurechnungsfäl'". aber für einen schweren Neurastheniker und räumten die Möglichkeit einer heftigen Ge­mütsbewegung im Augenblick der Tat ein.' In der sechsten Abendstunde wurde der Wahr­spruch der Geschworenen verkündet, durch welchen der Angeklagte einstimmig des versuchten Meuchelmordes, der Uebertrc- tung des Waffen patentes und der Uebert r e t u n g d e r B« r u n tr eu un a schuldig erkannt wurde. Der Schwurgerichtshof verurteilt« Bohuslav Zdrubeckh zu vier Jahren schweren und verschärften KerkerS,