Nr. 132

Samstag, 6. Juni 1936

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Drunter und drüber in der SdP Verfahren gegen zehn SdP- Parlamentarier?

Mar Karg, der über die Vor-[ rungagent Landesvertreter Giebisch zum Be gänge in der SdP immer gut unterrichtete zirksführer ernannt. Herausgeber des Prager Zeitungsdienst",

veröffentlicht dort einen Artikel, dem wir Rückstrom der

folgendes entnehmen:

In der an Affären Konflikten und Aus­schlüssen sehr reichen Geschichte der SdP. ist der legte Sonflitt mit dem ehemaligen Abgeordneten Kasper und mit einigen anderen Mitgliedern der Partei ohne Zweifel der e r n ste ste und fo l- genschwer st e. Hier dreht es sich nicht um eine der üblichen und im Parteileben unvermeid­lichen Reibereien, sondern um eine Auseinander­sesung innerhalb der Führung der SdP., die für das weitere Schicksal der   sudetendeutschen Eini­gungsbewegung von weittragender Bedeutung ist. In politischen Kreisen werden Gerüchte ver­breitet, daß die Aktion der Ausschlie­bungen noch nicht beendet ist, sondern, daß noch gegen einige Amtswalter und gegen 10 Parlamentarier ein Verfahren schwebt. Auch diese eventuellen weiteren Ausschließungen aus der Partei werden nicht mit politischen Argu­menten begründet, sondern einfach damit, daß die Betreffenden nicht mehr das Vertrauen Hen­Teins und seines engsten Mitarbeiterkreises bejit­zen. Es fehlen also entweder eigentliche sachliche und politische Gründe, oder man legt Wert dar­auf, sie zu verschweigen. Die Folge davon ist, daß der Beobachter den Eindruck gewinnt, daß es sich um nichts mehr als um eine persönliche Ver­trauenskrise handelt, die einerseits zwischen ein­zelnen führenden Männern der Partei besteht und andererseits zwischen einem Teil der Mitglied­schaft und der Führung entstanden ist. Tatsächlich ist auch das der eigentliche Kern der Sache. Gewiß hat die politische Entwicklung im letzten Jahr viel dazu beigetragen, um die Führung der SdP in immer schwierigere Situation zu bringen.

Die Politik der Partei war ein Zwischending

zwischen Opposition und Regierungspolitik und eine Tattit, die sich staatspolitisch gebärdete,

Mitgliedsbücher

Die ,, Rum burger 3eitung" ver­öffentlicht, wie übrigens auch andere sudetendeut sche Bürgerblätter, eine Erklärung Saspers, laut welcher seinem Ausscheiden aus der SdP Differenzen sachlicher Art mit Dr. Brand vor­ausgegangen sind, weiter daß er, Kasper, bei einer zuwarten den Haltung verbleiben, aber bei fortgesetter Tätigkeit der Gerüchtemacher" sich durch keinerlei Rücksichten mehr gebunden fühlen" werde.( Da kann sich also die SdP noch auf allerhand gefaßt machen. d. Red.) In einer anderen Erklärung stellt Dr. Kreißl fest, daß er seinen Ausschluß erst aus der Zeitung er­fuhr, ohne daß ein sabungsgemäßes Verfahren ge= gen ihn eingeleitet worden wäre, das ihm Gele­genheit zur Rechtfertigung gegeben hätte. Aber alle gegen ihn erhobenen Anschuldigungen seien haltlose Kombinationen". Auch der SdP- Abge­ordnete ie b I erklärt öffentlich, daß er ledig­lich durch die Presse von einem gegen ihn einge­leiteten Disziplinarverfahren Kenntnis erhielt. ( Also wieder Beweise, wie brutal und diktatorisch die SdP mit den Menschen umspringt. d. Red.) Die ,, Rumburger Zeitung" schließt ihren Kom­mentar zu diesen Erklärungen also:

Seite 3

Ein Wort des Dankes

Genossen und Genossinnen!

Der Reichsjugendtag ist vorüber. Daß er zu einer so überwältigenden Rundgebung unserer Kraft und unseres Willens wurde, zu einer Mani­festation, die in unseren Reihen Freude und Begeisterung weckte und un­seren erbittertsten Gegnern Achtung abnötigte- das danken wir dem Jdea­lismus unserer Jugend, ihrer Begeisterungsfähigkeit, ihrer Solidarität, ihrer Treue. Das danken wir aber auch den vielen Vertrauensmännern und Mitgliedern der Partei, der Gewerkschaften, der Genossenschaften und der Kulturorganisationen, die an den Vorbereitungen und an der Durchführung des Reichsjugendtages mitwirkten oder durch ihre Anwesen­heit die Wucht und die Bedeutung des Festes erhöhten, das danken wir nicht minder dem Opferwillen der RW- Leute, die bei Nacht und Tag, in Wind und Wetter Dienst machten.

Den Dank an alle, die sich um das Gelingen des Reichsjugendtages verdient gemacht haben, sprechen wir nicht nur im eigenen Namen aus, sondern auch im Namen jener tapferen Illegalen aus   Deutschland und Desterreich, denen die Tage von   Bodenbach und   Tetschen zu einem tiefen Erlebnis und zu einer Quelle neuer Kraft geworden sind..

Wir grüßen Euch, Genossen und Genossinnen, grüßen Euch, Junge und Alte, Männer und Frauen in stolzer Dankbarkeit. Und wir wollen einander auf der nächsten großen Rundgebung der   sudetendeutschen Arbeiterschaft, dem Bundesfest in Romotau, alle wieder begegnen, um vor aller Welt den Geist der Kampfbereitschaft und der Eintracht zu demonstrieren, von dem alle Zweige der sudetendeutschen sozialdemokratischen Bewegung erfüllt sind.

Der Verbandsvorstand des Sozialistischen Jugendverbandes

Es dreht sich also um feinen belang=| die da plötzlich und zu seiner unangenehm= Iosen Stoflikt, den ein Machtwort Hen- sten leberraschung als eine Str an t- Teins beilegen kann, sondern um die Austragung heit der oberen Kreise der Sd P. grundsätzlicher Standpunkte, die in der Stille aus sich zeigt, unter Ausschaltung aller persönlichen einandergewichen sind und um deren Ausgleich Einflüsse gerecht unterucht und beseitigt werden. ,, Der Rüd st r om der Mitglieds- und allmähliche Wiederannäherung man sich nicht Die Krise der SdP kann, wenn noch lange gezau­bücher in die zuständigen Kanzleien wird weder früh genug bekümmerte... An einer sachlichen dert wird, zu einer Krise der sudeten­durch wohleinstudierte Treuekundgebungen der und überzeugenden, den Kern des Konflittes   zum deutschen Einheit werden und man be­von der Hauptleitung abhängigen Amtswalter Zwecke der Heilung entschlossen entblößenden Dar kämpft Krisen nicht durch Schweigen oder unge= und Parlamentarier( siehe Saßungen" und 40 stellung läßt es aber auch die SdP. fehlen und nügende Aufklärung. Das Volk hält Disziplin, Bunkte"), noch von ihrem Abdruck in dem zustän- so bleiben allen Gerüchten und Vermutungen Tür aber es erwartet gerade aus diesem Grunde, daß digen ,, Trommler" aufgehalten. Das dürften die und Tor geöffent. Das ist man muß es offen bald zu ihm gesprochen und ihm reiner Wein ein­Kassiere auch schon gemerkt haben." sagen ein Zustand, der Gefahren enthält, geschenkt wird über die Dinge, die sich da im Es entsteht eine Atmosphäre, in der Lüge, Halb dunke I abspielen und die es nicht Entstellung und Verleumdung versteht. gedeihen und das Vertrauen zur Wegsicherheit der SdP- Führung Anfechtungen ausgesetzt ist. Dunkle Mächte sind am Werk, denen das Feld nicht all­zulange mehr überlassen bleiben darf, wenn ver­hindert werden soll, daß die Spaltpilze zu wuchern beginnen. Unser Volt will beisam men bleiben. Es will die Einheit und muß daher erwarten, daß die Ursachen zur Zwietracht.

Krankheit der oberen Kreise der SdP"

ohne staatspolitische Erfolge aufzuweisen. Das ganze vergangene Jahr war eine unun- schreibt die Henleintreue ,, Brüxer Zeitung" terbrochene schwere Nerven probe In einem Artikel ,, Die Krise in der für die breiten Massen der Anhänger- d" beschäftigt sich die Brürer Zeitung", schaft und setzte ein ungeheueres Maß von Ver- eines der bisher henleintreuesten Blätter, mit den trauen in die Führung voraus. Der große Vor- Gegensäßen in der Sdp, die ,, in die Tiefe rei­schuß von Vertrauen, den die führenden und neuen chen": Männer am 19. Mai 1935 erhalten haben, zehri jich jetzt langsam auf und es ist flar,

daß das Sudetendeutschtum jetzt eine Rechtfer= tigung dieses auf Vorschuß gewährten Ver­traues fordert und verlangt.

Alle die verschiedenen Ausschlüsse und Maßrege lungen sind nur Ausschnitte aus dem großen Bild der psychologischen Entwicklung, die in den brei­ten Wählermassen der SdP und auch in den Massen der Amtswalter der Partei, denn auch das sind einige tausend Personen, vor sich geht.... Denn es geht bei diesem Konflikt für die breiten Massen des Sudetendeutschtums nicht darum, ob Brand oder Kasper das Vertrauen Henleins hat, sondern ob die großesudetendeutsche

EinigungsbewegunginStreitund 3ant versinkt oder an verschiedenen Teilen reformiert werden und gesunden soll."

Wie Plan zurückerobert werden soll!

Karlsbad.( E. B.) Die Rebellion der SdP- Anhänger im Planer Bezirk hat die Haupt­leitung zum Sturm auf den Bezirk veranlaßt, um die Opposition mundtut zu machen. Während der ganzen Woche schon fahren Autos im Bezirk herum, die Flugschriften bringen. Für den mor­gigen Sonntag sind 15 Versammlungen angesetzt, die alle zur gleichen Stunde stattfinden, damit die Opposition nicht geschlossen auftreten könne. Für verläßliche Ordner, die gegen die unbotmäßigen ,, Kameraden" einge­setzt werden sollen, ist gesorgt; sie werden aus anderen Bezirken herbeigeschafft, da jene Ordner, die sich die Kreisleitung zur Bezirkslei­tertagung mitgebracht hatte, menterten und also unzuverlässig sind. Unterdessen arbeitet auch die Flüster propaganda. Ueberall werden Gerüchte verbreitet, daß besonders im Planer Bezirk in den nächsten Tagen größere Geld= mittel an die arbeitslosen SdP- An­hänger verteilt werden würden.

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Zu den turbulenten Vorfällen im Bezirk Plan verlautbart die SdP folgendes:

,, In Billigung der durch den Kreisleiter, Kame­raden ran t, im Bezirke Plan getroffenen Maßnahmen bestätige ich die Absetzung des Bezirksleiters Josef Schwarz­meier wegen Treulosigkeit und Verletzung der Parteidisziplin. Ich verfüge auf Grund des Para­graphes 153 der Satzungen den Ausschluß des Josef Schwarzmeier, Plan, aus der Sudeten­deutschen Partei.  Konrad Henlein."

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Für den abgesetzten Bezirksführer Schwarz­maier wurde von der Kreisleitung der Versiche­

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ATUS

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Der Atus marschiert!

Zu den Hauptproben für das 3. Bundesturnfest Sonntag, den 7. und Sonntag, den 14. Juni, finden im ganzen Verbandsgebiete die Hauptproben für das 3. Bundesturnfest statt.

28 Bezirksturnfeste   in Mähren  , Schlesien, Nord-, Nordwest- und Westböh­men,   im Böhmerwald, in   der Slowakei, im Süden und Osten   unserer Republik.

Tausende Arbeiterturner und Turnerinnen treten zu den Massenübungen an, starten zu den Aus­scheidungen der Wettkämpfer und Kämpferinnen, marschieren durch die Straßen der Festbezirke.

Wir grüßen alle die Tausenden, die für Komota u rüsten. Wir freuen uns auf den Tag, der alle zu einer einzigen großen Masse zusammenführen wird, der ein neuer Triumpf   der sozialistischen Arbeiterschaft des Atus werden wird.

Parteimitglieder! Freunde   der sozialistischen Arbeiterbewegung! Be­suchet Sonntag, den 7. bzw. 14. Juni unsere Bezirksturnfeste. Beachtet fol­genden Plan der Festorte:

7. Juni  : Brünn( DTJ- Stadion) 7. Juni  : Nikolsburg

7. Juni  : Znaim

14. Juni: Hannsdorf  ( Mähren) 7. Juni: Söhle  ( Mähren)

7. Juni  : Predlitz(   bei Aussig) 7. Juni: Probstau(   bei Teplitz)

14. Juni: Komotau II( Feststadt)

14. Juni: Oberlentensdorf( bei Brüg) 7. Juni: Stankowitz(   bei Pilsen)

14. Juni  : Tetschen( bei Bodenbach)

7. Juni  : Haan( bei Dug)

7. Juni: Haida( Nordböhment)

7. Juni: Schönborn(   bei Rumburg) 7. Juni: Altrohlan( Westböhmen) 7. Juni  : Franzensbad( Westböhmen) 7. Juni: Ober- Rothau

7. Juni  : Tachau( bei Mies)

7. Juni: Falkenan(   bei Eger)

7. Juni Trantenan( Ostböhmen) 7. Juni  : Zwittau  ( Mähren)

Außerdem finden noch Bezirksturnfeste im   Bezirk Jägerndorf  , Reichenberg, Seestadtl, Halbstadt, Meldet euch dort   für Komotau für das 3. Bundesturn=

Ruppersdorf und Arnau statt.

fest.

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Die   Prager Deutsche Arbeitersendung bringt in dieser Woche: Sonntag, 7. Juni, 14.30 bis 14.45: Die Tätig­keit des Internationalen Arbeitsamtes( Dr. J. W. Brügel); Mittwoch, 10. Juni, 18.20 bis 18.40: Die So­zialversicherung in der Zeit der Wirtschaftskrise ( Prof. Dr.   Heinrich Rauchberg); Freitag, 12. Juni, 18.35 bis 18.45: Aktuelle zehn Minuten;

Sonntag, 14. Juni, 14.30 bis 14.45: Lehre und Uebung im bürgerkundlichen Unterricht( Johann Storch).

Drei neue Inspektorate für die staatlichen Nationalschulen. Die Entwicklung der staatlichen Kindergärten, der Volks- und Bürgerschulen in den Grenzgebieten erfordert eine Ergänzung des Verwaltungs- und des pädagogischen Aufsichts­dienstes. Deshalb werden nunmehr drei neue Aufsichtsbezirke mit dem Site   in Komotau, Bischofteinis und Neutitschein

errichtet.

Die Einschreibungen in die vierklassige Aussi­ger Handelsakademie und in die zweiklassigen Handelsschulen für Knaben und Mädchen erfolgen vom 27. bis 30. Juni. Die Aufnahmsprü fungen finden am 30. Juni um 29 Uhr für die Handelsakademie und um halb 10 Uhr für die Han­delsschulen statt. Einschreibungen in den Abitu= rientenkurs haben bis 1. September unter Vorlage des Reifezeugnisses zu erfolgen. Auch schriftliche Anmeldungen sind zulässig. Prospefte und Auskünfte durch die Direktion der Anstalt  .

Völkerbund: 30. Juni  

Genf.( SDA) Der Generalsekretär des Völkerbundes hat die Völkerbundsversammlung auf den 30. Juni zur Wiederaufnahme der Be­handlung des italienisch- abessinischen Konfliktes einberufen.

Dr. Beneš in der   Hauptstadt  

Siebenbürgens

Bukarest. Gestern abends ist Präsident Dr. Beneš in der   Hauptstadt Siebenbürgens  , Cluj, eingetroffen. Am Bahnhof hatten sich zum Emp­fange des Präsidenten viele Würdenträger und eine nach Tausenden zählende Volksmenge ver­sammelt. Bei der Einfahrt des Zuges intonierte die mit einer Ehrenfompanie auf dem Bahnhof aufgestellte Militärkapelle die tschechoslowakische Staatshymne. Präsident Dr. Beneš verließ unter dem stürmischen Jubel der Versammelten den Waggon und begrüßte die zu seinem Empfange erschienenen Persönlichkeiten. Nach einem Aufent­halt von zehn Minuten verließ der Sonderzug un­ter brausendem   Jubel Cluj zur Weiterfahrt   nach Bukarest, wo er heute früh eintrifft. Beson= ders herzlich gestaltete sich das Wiedersehen des Präsidenten Beneš mit dem ehemaligen Minister­präsidenten Vajda Voewod, dem der Präsident für die Teilnahme an dem Empfange dankte,