Seite 4amstag, 6. Juni 1938Nr. 132Volksgenosse Unternehmer in der KriseFabrikant Ettrlch und die BartänzerinPrag,(ri.) Seit drei Jahren sind dieZivil- und Strafgerichte mit der Aufrollung deSProzeßknKuelS befaßt gewesen, der sich»m dieLiebesaffäre des ostböhmischen FabrikantenEttrich mit der Bartänzerin Perle Lachsentwickelt hatte. Wir haben vor zwei Jahren, alsdiese Angelegenheit daS Prager Strafgericht beschäftigte, den Sachverhalt nur andrsten können.Nun ist aber das Urteil des Zivilkreisgerichtes ergangen, durch welches die Einzelheiten dieserAffäre bekannt werden. Dieser Sachverhalt zähltwohl zu den aufreizendsten ZeitdokuMrnten, diediese Epoche deS Zusammenbruches der kapitalistischen Ordnung zutage gebracht hat.Wir begnügen uns damit, die gerichtlich fest-gestellten Tatsachen wiedrrzugebe«.Im Jahre 1923 machte Fabrikant Josef Ettrichim Prager„SektPavillon" die Bekanntschaftder aus Galizien stammenden Bartänzerin PerleLachs. Rach einiger Zefl machte er ihr den Antrag, seine„Dauerfreundin" zu werden. Dieses Angebot, unterstützt durch, Schenkung verschiedenerSchmuckstücke, die einen Wert von viele» Zrhntausrn-den repräsentieren, fand Anklang bei der Tänzerinund so kam es zu einer„Freundschaft", die sertensdes Herrn Fabrikanten durch die bescheidenemonatliche Zuwendung von 20.000 ULunterbaut wurde. Perle Lachs fand diesen Betragfür unzureichend und verlangte 30.00 0 XLmonatlich, ungeachtet dessen, daß ihr Freund sieaußer diesem ansehnlichen Liebeslohn noch mit verschiedenen Geschenken und Zuwendungen derart überschüttete, daß nach kaum einjähriger Bekanntschaftbereits Millionenbeträge erreicht waren.Außerdem wollte die geschäftstüchtige Geliebte abereine ausreichende Sicherstellung für den Fall desTodes ihres kränkelnden„Geliebten" erreichen. Daihr rechtskundige Freunde die Belehrung erteilten,daß selbst allfällige Notariatkverträge von den Erbennach 8 879 ABGB wegen des„gegendiegutenSitten verstoßenden Vertragsinhal-t e s" angefochten werden könnten,. wollte PerleLacks sichergehen und verlangte nicht mehr und nichtweniger alsein testamentarisches Vermächtnis von 8,700.000XL, in Worten: fünf Millionen siebenhunderttausend XL...Kann man sich wohl eine entsetzlichere Illustration dieser kapitalistischen„Ordnung" denken, alsdaß ein Repräsentant der berühmten privatwirtschaftlichen schöpferischen Unternehmer in itiativ«zur Befriedigung seiner sexuellen Gelüste Beträgewxgwerfen darf, die Tausenden Arbeiterfamilien einJähreSauskommen bieten könnte»...?* f>Der Fabrikant Josef Ettrich war, allerdingswohl kaum auS solchen sozialen Erwägungen heraus,vorerst nicht bereit, den Anforderungen seiner Freundin zu genügen. Diese sparte nicht mit Repressalienund machte ihrem Geliebten nicht nur unter Vie;Augen, sondern in aller Oeffentlichkeit die widerlichsten Szenen. Ettrich wurde von ihr auf offenerStraße, wie auch in verschiedenen„vornehmen" Lokalenattackiert, grohrfeigt und mit den ordinärstenSchimpfworten überschüttet.Tätliche Angriffe wiederholten sich mehrmalsund selbst im Sanatorium, in welches sich der Fabrikant zurückgezogen hatte.*Dieses traute Verhältnis überdauerte die Zender Konjunktur und bestand auch noch, als die Krisehereinbräch. Ettrich war durch seine„Geliebte" bereits so ziemlich ruiniert und nahm schließlich, da erüber kein Bargeld mehr verfügte, seine Zuflucht zurAusstellung von Wechseln, mit denen erseine„Perle" für eine Zeit zufriedenstellte. Höchstansehnliche Wechsel übrigens I Nach Ausstellung verschiedener Bianco-Wechsel, bei denen die Ausfüllungder Summe der Perle Lachs überlassen blieb, unterschrieb er auf Beträge von 25.000 bis 300.000 XL.um zum Schlußsieben Wechsel auf je 500.000 XLauszustellen. Er wollte angeblich von ihr„Ruhehaben". Perle Lachs schleppte ihren hörigen Liebhaber zu einem Advokaten, damit er dort eine Erklärung unterschreibe, in welcher er auf alle Einwendungen gegen die Gültigkeit der ausgestellten WechselVerzicht leistete. Fabrikant Ettrich unterschrieb mitdem Seufzer:„Mir bleibt nichts anderes übrig, alszu unterschreiben."Vermerkt sei noch zur Abrundung des Gesamtbildes, das wir keineswegs durch Ausmalung zahl-Vom RundfunkImptehlanswartes aus den ProflriaM»iSonntagPrag, Sender L.: 7.00: Uebertragung ausKarlsbad. 6.10: Sängerkonzcrt. 10.00: Musik»Salonkonzert. 11.25: Klassische Musik. 12.20: Mittaarkonzert. 16.00: Populäre Kammermusik. 16.30:Milüärkonzert. 17.85: Deutsche Sendung: KlassischeZeugen.—„Sommer", Komödie von Srmnek.18.50: Deutsche Presse. 21.85: Dvorak: SlowakischeTänze.— Sender S.r 14.30: Deutsche Sendung:Arbeiterfunk: Dr. I. W. Brügel: Die Leistungen desinternationalen Arbeitsamtes. 14.45: Schallvlatten.15.00 Klavierkompositionen junger sudetendeutscherKomponisten.— Brünn: 17.50: Deutsche Sendung:Fritsch: DaS einfache Volk in der Demokratie undDiktatur^ Weltgeschehen in der Musik. 21.85: Tckm-bertkomposition.— Pretzburg: 20.55: Unterhaltungsmusik.loser unappetitlicher Einzelheiten noch eindringlichergestalten wollen, eine überaus bezeichnende Episode.Im Jahre 1933— also im Jahr des ärgsten Krisenelends— riet Perle Lachs ihremFreundseine Geldverlegenheit durch Entlassung von Arbeitern auszugleichen...Ob und inwiefern dieser Rat gefruchtet hat,läßt sich im Augenblick nicht beurteilen.»Der„Liebes"-Roman endete damit, daß PerleLachs mit dem Italiener Ing. Bernioli durchbrannte, den sie später auch heiratete. FabrikantEttrich brachte gegen seine Exfreundin die Klage aufRückstellung der ausgestellten Wechsel ein, wobei ersich einerseits darauf berief, daß er diese„inZwangslage und begründeter Furcht" ausgestellthabe, was die Nichtigkeit des Vertrages nach 8 870ABGB bedeute. Weiter berief sich der noble Kläger auf die im Sinne des merkwürdigen§ 879ABGB bestehende„Unsittlichkeit des Vertragsver-hältniffes", da seine Geliebte wissentlich mit ihm—einem verheirateten Mann— ein ehe-SchulausflügeDurch die Zeitungen ging die Nachricht, daßdas Schulministerium neue Richtlinien für Ausflüge herausgeben will; die Veranlassung dazu botdas furchtbare Unglück in Südmähren. Solche erschütternde Ereignisse sind oft Ursache zu übereilten Entschlüssen, di?, einmal gefaßt, nicht soleicht rückgängig gemacht, oder auf das richtig-Maß zurückgeführt werden können. Es ist dahernotwendig, die Frage klar zu beleuchten.Was bedeuten zunächst die Schulausflüge?Sie sind für die meisten Schüler die schönste Erinnerung an ihre Schulzeit. Das Jahr über wirdgespart und das Kind freut sich die ganze Zeit;ein Stück praktischer Bürgerkunde, wie sie unserVehrplan verlangt, wird verwirklicht. Heute istes vielen Menschen, und vor allem den armyi,nicht möglich, die engsten Grenzen ihrer Heimatzu überschreiten; für sie sind die Schulausflüge dieeinzige Gelegenheit, ein Stück der weiteren Weltzu sehen. Man muß die Freude der Kinder, dasAufleuchten in den Augen gerade der Aermsten undihr Staunen, der Beginn jeglicher neuen Erkenntnis, miterlebt haben, um das begreifen zu können.Die Ausflüge bieten derart starke Eindrücke undso viel praktischen Wissensstoff, daß der Unterrichtdaraus noch lange schöpfen kann. In den wirtschaftlich besseren Zeiten unternahmen Bürgerschulen daher auch Ausflüge von drei bis vierTagen, ja sogar von einer Woche; die Reisezielewaren weit gesteckt; bis in die Karpathen fuhrenKinder aus Westböhmen. Es wäre auch deshalbunangebracht, die Ausflüge stark einzuschränken,weil kein Kind mehr so billig fahren kann, wie beieinem Schulausfluge(ein Drittel der Fahrt), niemals mehr so billig und leicht Eintritt erhält inBetriebe, Galerien, Tiergärten usw., schließlichkaum je so kundige und verläßliche Führung habenwird.Selbst heute noch besitzen gerade die armenEltern viel Verständnis für die Ausflüge undbringen große Opfer, da"ihnen der bildende Wertbekannt ist.Auch die Lehrerschaft, vor allem die derVolks- und Bürgerschulen, hat sich zum größtenTeil in den Dienst der Sache gestellt und die Opferder Verantwortung wie die materiellen Opfer gernauf sich genommen, um den Kindern Freude wieBildungsmöglichkeit zu gewähren.Das Unglück in Südmähren veranlaßte vielezur Meinung, daß die Ausflüge überhaupt eingestellt, oder wenigstens stark eingeschränkt werdensollen. Damit kommen sie jenen entgegen, die ausBequemlichkeit oder Ueberängstlichkeit in den Ausflügen eine Belastung empfunden haben.Es ist notwendig, Vorkehrungen zu treffen,daß das Gefahrenmoment möglichst beseitigt, dieAuslagen erniedrigt und man jede Vorsorge ob-walten läßt, damit jeder Ausflug zur vollsten Zufriedenheft abläuft.1. Der Preis der Bahnfahrten ist wieder aufein Viertel herabzusetzen, damit nicht die billigere,aber gefährlichere Fahrgelegenheit, das Auto, benützt werden muß, 2. Das Ueberfteigen ist möglichst zu vermeiden, die von Schülern besetztenWagen sind umzukuppeln. 3. Für je 20 Kindermutz mindestens eine Begleitperson vorhandensein; die Auswahl bleibt der Lehrperson überlassen.'4. Alle Transportmittel sind vor der Benützung durch den ersten Schülerausflug einesjeden Jahres fachlich zu untersuchen und durch ein»Bescheinigung zu beglaubigen. Diese Bescheinigung ist unaufgefordert der Lehrperson vorzuzeigen. Nach einer von fachlicher Seite festzustellenden Zeit(oder Anzahl der Reisen—oder Kilometer) ist das Transportmittel wiederum zuuntersuchen 5. Ein Auto darf nur so viel Kinder befördern, als bequem fitzen können. 6. JedesTransportmittel muß für alle Fälle(Autobeschädigung, Verletzung der Kinder, Auslagen, die ausunterbrochener Fahrt für die Kinder entstehen...)versichert sein; der Besitzer kommt für alle irgendwo entstandenen Schäden auf. 7. Ter Autolenker muß den Nachweis für die Befähigung zurbrecherifches Verhältnis eingegangcn sei. Außerdembestehe„ein krasser Gegensatz zwischen der gebotenen Leistung seitens der beklagten Partei und der durchdie ausgestellten Wechsel gegebenen Gegenleistungdes Klägers..Was die Geklagte einwendete, entzieht sich größtenteils der Berichterstattung, da die betreffendenVerhandlungen geheim waren. Soweit di« Aussagendurch das Urteil bekannt wurden, sind sie solcher Art,daß wir sie unseren Lesern nicht vorsetzen wollen..Diese widerwärttge Affäre endete damit, daßdas Gericht, ohne auf die verschiedenen Einwendungen einzugehen,Perle Lachs zur Rückgabe der ausgestellten Wechselim Werte von rund vier Millionen XL verurteilte.Da die Geklagte die Wechsel ihres Exfteundesgrößtenteils weitergegeben hat, ist sie verpflichtet,sie rückzukaufep und dem Aussteller zurückzustellen.Soweit das Urteil, dessen prakttsche Durchführung allerdings auf Schwierigkeiten stoßen dürfte.Perle Lachs, heute Frau Berlioni, weilt im Auslandund hat die erhaltenen Millionenbeträge beizeitenüber die Grenze gebracht. Ob und wie Herr Ettrichbzw. die Geldanstalten, die heute die ganze Sache in-stradieren, mit diesen Schwierigkeiten fertig werden,ist ihre Sache.ersten Hilfeleistung besitzen. 8. Die OrtSschulrät»Werden verpflichtet, Schüler, Begleitpersonen wieLehrkräfte für die Zett des Ausfluges besonderszu versichern. 9. Die Lehr- und Begleitpersonensollen freie Bahnfahrt erhalten, sowie es bereitsbei Auwfahrten der Fall ist. 10. Durch den O.-S.-R. und die Schulleitung sind Vorkehrungen zutreffen, damit selbst das ärmste Kind an allenAusflügen teilnehmen kann; der O.-S.-R. hättejedes Jahr eine bestimntte Summe für Ausflügeeinzusetzen, in den Klaffen wäre gleich von Beginn des Schuljahres eine Sammel- und Spar-'> aktton einzuleiten.Eine unter einsichtsvollem pädagogischen Einflüsse stehende Stelle könnte diese Vorschläge ausbauen und eine brauchbare Grundlage für eineNeuregelung des Ausflüge schaffen.Also nicht Beschränkung— sondern Ausbau!Es wäre auch verfehlt, die Enffernung der Ausflüge schematisch für die einzelnen Altersstufenfestzulegen; die Verhältnisse sind überall verschieden. Alle Unglücksfälle müssen uns anspornen,den Kampf gegen die Widerwärtigkeiten aufzunehmen, um sie zu überwinden.—er.Die„verjüngte" Kammer. Während derPfingsffeiertage haben sich die neugewählten 618Deputierten der neuen Kammer zum erstenmalim Palais Bourbon versammelt. Es wurdenfreilich nur wchnisch« Angelegenheiten geregelt:die neuen Deputierten gaben im Büro der Kammer ihre Personalien. Dabei wurde festgestellt,daß das Durchschnittsalter der neuen Deputierten 45 Jahre beträgt, während das Durchschnittsalter derDeputierten der vorhergehenden Kammer52 Jahre betrug. Viele Pariser finden, daß dieneue Kammer zwar jünger sei als die alte, abernoch keinesfalls jung genug, um wirklich eine„junge" Kammer genannt zu werden.Attentat auf eine Brücke. Die Eisenbahnbrücke zwischen Haifa und Lydda wurde durch Explosivstoffe beschädigt. Dadurch wurde der regelmäßige Verkehr in diesem Teile Palästinas inFrage gestellt.Erholungsfürsorge in der TTTR.(S.)Die„Leningradskaja Pravda" vom 16. Mai berichtet, daß mit dem Monat Mai alle 457 Erholungsheime und 178 Sanatorien, die unter derLeitung der staatlichen, Partei- und Gewerk-schaftsorganisatiouen stehen, ihre Tätigkeit inAngriff genommen haben. Die Gewerkschaftenhaben für die Beschickung der Erholungsheimei und Sanatorien 100 Millionen Rubel vorgesehen, das ist zweimal so viel als im Vorjahr.Im Sozialfürsorge-Budget sind für diesen Zweck546 Millionen Rubel eingesetzt. Auf Kosten desSozialfürsorge-Budgets werden 1,700.000 Menschen in Erholungsheime, 200.000 in Sana-torien geschickt werden und zirka zwei Millionenwerden in der Form des Ausgangstages aufKosten des Sozialfürsorge-Budgets Erholunggenießest. In diesen Ziffern sind nicht die ungeheueren Mittel enthalten, die die Unternehmungen und Wirtschaftsorganisationen für die Erholungsfürsorge widmen.Der A. D. G. B. ist nicht tot! Auf derPfingst-Jahrestagung der Britischen Maschinen-bauergewerkschaft teilte Präsident I. C. L i t t l eunter gespannter Aufmerksamkeft und von stürmischem Beifall gefolgt, die Tatsache mit, daßeine Bertretungskörperschaft derdeutschen Gewerkschaften eingesetzt worden ist, um den Kampf zur Ueberwin-dung des Nazifaschismus zu organisieren und zuleiten. Ihr erstes Ziel ist die Freilassung der eingekerkerten Gewerkschaftler. Der Redner erklärte,daß er keinerlei Einzelheften enthüllen könne,aber von dieser Körperschaft erfahren habe, wieschlecht die Zustände in Deutschland sind. VieleTextiler haben jetzt nur noch acht Stunden in derWoche Arbeit. Die Autoindustrie, mit Ausnahmeder Heereslieferustgen, ist in elender Situationsowohl durch Rohstoffmangel wie durch die ständig gesunkene Kaufkraft. Außer dem Lohnabbauum 30 Prozent müssen 19 Prozent zur Erhaltung der Arbeitslosen hergegeben werden. DazuSteuern und Kurzarbeit— wer arbeitet verdientnur noch ganz wenig inehr als die Arbeitslosesan erheblich geminderter Unterstützung erhalten.Andre Maria Ampöres 100. TodestagVor 100 Jahren, am 10. Juni 1836, starb inMarseille der berühmte französische Physiker undMathematiker Andre Marie Ampere. Ihm dankt,die Menschheit eine neue grundlegende Lehre desMagnetismus, die die magnetischen Vorgänge ausEleftrizität zurückfiihrt. Ferner entdeckte er dieelektrodynamischen Erscheinungen. Nach ihm istdie elektrische Maßeinheit Ampere benannt. Dieses zeitgenössische Gemälde zeigt Ampere in seinen jüngeren Jahren.Die Protestbewegung wider die Verschlechterungdes Lebensstandards gewinnt in den Betrieben anBestimmtheit und Energie. Die deutschen Arbeiter, schloß der Präsident, Hecken jetzt kein gesetzliches Mittel, ihre Meinung zu äußern. Langsam,aber sicher finden sie selbst Wege und Methoden,ihren Willen nach Wiederherstellung der Demokratie zu festigen, zu äußern und schließlich auch,durchzusetzen.Opfer der Wissenschaft,(mb.) In Paris ist soeben die Herzogin von Biancas gestorben. Sie kamals junges Mädchen aus ihrer Heimat Rumäniennach Paris, um Medizin zu studieren.(Damals hießsie noch Mathilde Grünspan.) Di« Kenntnis desRadiums und die Röntgenologie standen noch in denAnfangsstadien. Frau von Biancas hat an die dreißigJahre mit Radium experimentiert und unter anderem eine Nadel für Elekttothermie erfunden, die nachihr genannt ist. Im November 1935, als ihre durchden Einfluß der X-Strahlen hervorgrrufene Krankheit kritisch wurde, mußte sie ihre Arbeit aufgeben.Sie konnte seither das Bett nicht mehr verlassen.236.587 Stachanowzen in Leningrad,(s) Die„Leningradskaja Prawda" vom 18. Akai berichtet,daß die Zahl der Stachanow-Arbeiter in Leningradzum 1. Mai 1936 auf 236.587 angewachsen ist. Innerhalb von fünf Monaten— am 1. Dezember desVorjahres gab es 88.838 Stachanowzen— find147.749 Arbeiter hinzugekommen, die nach derStachanow-Methode arbeiten.Kampf dem Dudelsack,(mb.) Tas Dorf Birken-Head in England hat die drakonische Bestimmung erlassen, daß Dudelsackpfeifer nur zwanzig Minutenlang täglich musizieren dürfen, und zwar nur zwischen halb sieben und halb neun Uhr abends. Zu jederanderen Zeit sei das Dudelsackpfeifen„ein schädlicherLärm", unvernünftig, unnötig und der öffentlichenGesundheit abträglich",Entführung. Auf Einschreiten der Brünner Po-lizeidirektion wurde in Marburg ein 16jährigeSMädchen aus Brünn angehalten, das am 2. Junivon dem jugoslawischen Studenten Frana GreguriLentführt worden war. DaS Mädchen hatte seine Eltern telephonisch angerufen und sie gebeten, nachMarburg zu kommen, um ihre Einwilligung zu derHeirat der beiden jungen Leute zu geben. Die Eltern versprachen, zu kommen und ließen das^Mädchenanhalten. Gegen GreguriL wurde die Sttafanzeigeerstattet.Wetter bleibt schlecht. Wahrscheinliches WetterSamstag: Vorwiegend bewölkt, regnerisch, etwaswärmer, besonders aber in Böhmen. Wetteraussichten für Sonntag: Andaner des unbeständigenund kühlen Wetters.Mord bei Gablonz?Gablonz. Bei Gablonz wurde von Pilzsuchern in einem Walde die Leiche einer 56jäh-rigen gut gekleideten Frau gefunden, die mit demGesicht auf dem Boden lag. Der Frau wareneinige. Weidenruten um den Halsgeschlungen, die von einem wenige Metervon der Fundstelle entfernt stehenden Baum abgerissen waren. Bisher konnte noch nicht festgestellt werdep, ob es sich um einen Mord oderSelbsttnord handelt. Die Frau war, wie bisherfestgestellt wurde, in einem Sanatoriumin der Umgebung von Gablonz zur Kur. Es handelt sich um die 56jährige Agnes Franz ausHohenelbe.Eisenbahnkatastrophein OesterreichWien. Gestern abends entgleiste der ausFrankreich und der Schweiz kommende D-ZugN. 122 in der Nähe von Enns. Die Lokomotive,der Dienstwagen, der Postwagen und drei Personenwagen wurden umgestürzt. Bisher werdenzwei Tote, sechs Schwerverletzteund eine große Anzahl Leichtverletzte gemeldet.