Nr. 134 Dienstag, 9. Jun? 1936 Seite 3 Auf neuem Vormarsch Große Kundgebungen der deutschen   Sozialdemokratie in Tachau   und Dettendorf Der vergangene Sonntag sah wiederum zwei große Aufmärsche der sudetendeutschen   So­zialdemokratie, die sich würdig an die überwältigend schöne und große Beranstaltung des Rrichsjugendtages anreihen. In Tachau   kgm der ärmste Teil der sudetendeutschen   Bevöl- kernng zumKreistag der Arbeit" zusammen;«S waren die Arbeitslosen, die Heimarbeiter und Holzarbeiter des Böhmerwaldgrbietes, deren Teilnahme mit den unvorstellbarsten Opfern verbunden war und die doch Wind und Wetter um der Idee willen trotzten, der sie in rühren­der Treue ergeben find. In Dessendo rf marschierten die Arbeiter des Gablonz-Tann» walder Industriegebiete- unter unseren Fahnen auf so stark wie noch nie seit der Spaltung. Sie marschierten, obwohl es in Strömen regnete, marschierten, weil sie von Trotz und Be­geisterung erfüllt find. Kreistag der Arbeit In Tachau Während de- ganzen Samstags goß es in I die Aermsten ist, de- Manne-, dem sie grenzen» Strömen. Die Veranstalter de- Kreistags der> lose- Vertrauen entgegenbringen. Man zeihe un- nicht der Freude an Superlativen, wenn wir sagen, daß unsere Sprache zu arm ist, um das Erlebnis dieses Berbundrnseins zwischen dem Parteiführer und der Gefolgschaft, das Erlebnis dieser halben Stunde wiederzugeben, da Czech zu de« Böhmerwäldlern sprach! Arbeit, die unter großen Opfern alles auf da­gründlichste vorbereitet hatten, konnten nicht mehr hoffen, daß sich die großen Erwartungen erfüllen würden, mit denen sie dem Fest entgegengesehen hatten. Das Siedlungsgebiet, aus dem sich die Teilnehmer an diesem Kreistag der Arbeit rekru» tieren, ist sehr ausgedehnt. Die Bahnverbindun­gen sind schlecht. Was aber das entscheidende ist: die Menschen sind so arm, daß sie sich eine Bahn­fahrt nicht gestatten können. Die Glücklicheren, die im Besitze eine- Rades find, legen die weiten Strecken mit diesem HilfSmitel zurück. Die anderen aber müssen fünf, sechs und noch mehr Stunden wandern, um dabei sein zu können. Am Sam-tag waren nur die Unentwegtesten da: unsere Jugendlichen vor allem, in denen da- Erlebnis von Bodenbach   noch nachzit­terte, das sich auch denen mitgeteilt hat, die nicht dabei gewesen find, dann die Turner und R W-L e u t e. Und auch viele Genossen und Ge­nossinnen au- nah und fern. So daß das Ber- einSheim in Tachau  , in dem am Samstagabend eine Feier stattfand, vollkommen überfüllt war. Diese Feier bot einen Querschnitt durch die Lei­stungen unserer Kulturorganisationen im Böh­merwaldgebiet. Am Sonntag: Tachau   Ist rot Als Dr. Czech geendet hatte, erhob sich minutenlanger Beifall, Tausende Fäuste streck­ten sich grüßend der Tribüne entgegen, Frauen und Männer hoben ihre Kinder empor und all der Sturm der Liebe und des Vertrauens, der hier emporschlug aus der Gemeinschaft der Aermsten, die auch unsere Getreuesten sind, verkörpert sich am sinnvollsten und ergreifend­sten in dem schlichten, von einem tief erschüt­terten Arbeiter dem Partrivorsitzenden zuge­rufenen Satz:»jawohl, B o t a, r« f ner, mir kumma scho!" Nach Dr. Czech, dessen Rede wir an anderer Stelle bringen, sprach der tschechische Bergarbeiter Jannausch, dessen Bekenntnis zur Verbun­denheit zwischen tschechischen und deutschen Arbei­tern begeisterte Zustimmung auslöste. Dann be­endet« Willi Wan k'a, der junge Kreissekre­tär der Partei und zweite Vorsitzende des Sozialistischen Jugendverbandes, dieKundgebung. Wieder erhob sich stürmischer Jubel, ergrif­fen sang die Menge dasLied der Arbeit". Die feierlichen Klänge der Staatshymnen beendeten die Kundgebung. Dann marschierten die vielen Menschen an Dr. Czech vorüber.Noch nie habe ich so viele arme, abgearbeitete Menschen bei­sammen gesehen", sagte er»noch selten auch solche Liebe und Treue". Abschluß Am Nachmittag wurde auf dem Festplatz das vorgesehene Programm abgewickelt. Im Mittel­punkt standen turnerische Vorführungen aller Art. Auch die tschechischen Arbeiterturner beteiligten sich an der Ausgestaltung des Festnachmittags. Dr. Czech war auch auf dem Festplatz immer im Mittelpunkt grüßender Gruppen. Keiner» der an diesem Kreistag der Arbeit teilgenommen hat und die Kraft unserer Bewe­gung zutiefst erlebte, wird ihn je vergessen. ver Parteivorsitzende bei Karl Fleischmann Karl Fleis chman n, der alte Tachstuer Vorkämpfer der Sozialdemokratie in Tachau  , vollendete am 8. Juni sein 79. Lebens­jahr. Fleischmann ist einer der bekanntesten so­ zialistischen   Werber des Böhmerwaldgebietes, er ist das lebendig« Symbol für die Treue und die Unbeugsamkeit der Böhmerwaldarbeiter. Anläß­lich seines bevorstehenden Geburtstages suchte ihn Genosse Dr. Czech am vergangenen Sonntag in seiner Wohnung auf, um ihm die Glückwünsche der gesamten Bewegung zu überbringen. Die Be­gegnung der beiden Männer war erschütternd, denn Fleischmann ist in der letzten Zeit vollkom­men erblindet. Der alte Mann hielt die Hand Czechs fest und fand vor Rührung lange keine Worte. Dann aber war er der alte, knor­rige BöhmerwäHler, der kräftig gegen di« Feinde wettert. Wir schließen uns den Glückwünschen des Parteivorsitzenden   für den tapferen Karl Fleischmann an und sagen ihm, daß sein Wunsch, wir mögen so treu sein wie er, erfüllt wird. Vox dem Besuch bei Fleischmann informierte sich Dr. Czech auf dem Bürgermeister­amt über den Stand der Arbeitslosigkeit und den Stand der Hilfsmaßnahmen. Dann besuchte er das Krankenhaus. Zweitausend im Itergeblrge Samstag und Sonntag fand in Dessen» darf ein Bezirksarteitertag unserer Partei statt. Schon Samstag abends kamen Turner und RW a«S dem ganzen BrzirkSgebirtr, um teilzunehmen an der Abendfeier, dir vom TurnvereinLassalle" anläßlich feines vierzigjährigen Bestandes veran­staltet wurde. Uevrr 300 Genossen und Genossin­nen füllten den Festsaal, in welchem dir Turner Zeugnis ihres turnerischen Könnens ablegten. Der Sonntagmorgen begann mst turnerischen WertnngSkämpfen und einem Weckrufe. Trotz dem äußerst ungiinstigen Wetter kamen die Genossin, nen und Genossen aus dem ganzen weiten Bezirke nach Drssendorf geströmt und als zu Mittag die Aufstellung zum Demonstrationszuge begann, waren etwa 1500 Jscrgebirgsprolrten gestellt. Unter Borantritt von zwei Musikkapellen und vie­len Sturmfahnen setzte sich der herrliche Demon­strationszug in Bewegung. Besonders stark waren im Zuge die Arbeitersportler, die RW und die tschechischen Genossen der DTJ vertreten. Der De­monstrationszug löste allgemein dir größte Ver­wunderung aus, da dir Gegner auch mit Rücksicht auf das schlechte Wetter mit einem Fiasko der gan­zen Beranstaltung rechneten. Auf der Kundgebung, an der über 2000 Per­sonen teilnahmen, sprach nach einer kurzen Begrü­ßung der Kundgebung durch den Bezirksver­trauensmann H l a d i k Abg. Taub, stürmisch begrüßt, in rindntcksvoller Rede zu den Festteil- nehmrrn. Die Rede des Genossen Taub und das Begrüßungstelegramm an den Präsidenten Benes wurden von der Kundgebung mit leb­hafter Begeisterung ausgenommen, womit auch die Jsergebirgsproleten bekundeten, daß sie treue Wächter der Demokratie sein wollen. Der Ar­beitertag von Dessendorf war ein voller Erfolg unserer Parteiorganisation des Jsergebirges. Er hat gezeigt, daß es, so wie überall in unserem Or- ganisationsgrbiete, auch dort vorwärts geht und daß die Zeit nicht mehr allzufern ist, in welcher die Sozialdemokratie wieder die dominierende Partei des JsergebirgeS sein wird. Die für den Sonntagvormittag geplanten Wettkämpfe der Turner, der Jugendstaffel und der RW mußten wegen des durch den Regen unverwendbar gewordenen Platzes abgesagt wer­den. Dafür aber boten sich andere Ueberraschun« gen: der Regen hatte aufgehört, und obwohl die Straßen fast unpassierbar ge­blieben waren, zogen ununterbrochen große Scharen,,.von-, Teilnehmer«.nach, Tn-hg» Viele kamen mit Rädern, die meisten aber, zu Fuß. Als sie aufgebrochen waren, goß es noch in Strömen: es gäb Männer und Frauen, die in der Morgendämmerung von zu Hause weggingen und um 10 Uhr vormittags in Tachau   eintrafen. Nicht nur Junge, sondern auch viele Alte. Rüh­rend, wie sich diese armen Menschen, dentn man die Not vom Gesicht ablesen konnte, diese abge­arbeiteten Frauen und darbenden Männer auch äußerlich auf den Festtag, ihren Lag, pot­bereitet hatten: das einzige gute Gewand, meist das sHvarze HochzeitSgewand, daS für die fest­lichsten Gelegenheiten aufbewahrt wird,' war her­vorgeholt worden. Neber diesem Zuge muß­ten unsere roten Fahnen leuchtender flammen als sonst.... Und immer neue Scharen kamen: Ju­gendliche mit klingendem Spiel, Turner, Sän­ger, Radfahrer. Ein Sonderzug aus Mies, von dem man schon geglaubt hatte, daß er nicht würde zustande kommen, brachte mehr als 1000 Men­schen. Als der Festzug, auf seinemMarsch durch die Straßen lebhaft begrüßt, auf dem Platze ein- luarschierte, waren schon ebensoviel Versamm­lungsteilnehmer hier wie im Zuge. Die amtliche Zählung ergab 4200 Festzugteilnehmer, die Stärke der Versammlung auf dem Marktplatze, der Wohl noch nie eine solche Kundgebung gesehen hat, wird von der Behörde mit 8000 angegeben. Die Kundgebung Unter der Lestung des Gau-Chormeisters H a l ä trugen die Arbeitersänger denArbeiter­gruß" vor, dann begrüßte der Kreisvcrtrauens- mann Star! die Versammelten. Er beantragte unter stürmischer Zustimmung BegrüßungStele- gramme an den Staatspräsident en und an den erkrankten Abg. Wenzel Jaksch  und brachte die Entschuldigung des Fürsorge­ministers N e L a s zur Kenntnis, der durch andere Verpflichtungen an der Teilnahme ver­hindert war. Dann bestieg der Parteivorsitzende Dr. Czechdie Rednertribüne. Unbeschreiblich ist der Jubel, mit dem er empfangen wurde, unbeschreib­lich auch der Geist dieser Versammlung des ärm­sten Teiles unserer Bevölkerung. Immer wie­der wurde Dr. Czech von spontanen Zustimmungs­erklärungen unterbrochen, die so schlicht und ursprünglich waren, wie ei die Menschen sind, die sie äußerten. Man sah Frauen, Männer und Jugendliche, die vor Ergriffenheit weinten. Als Dr. Czech von den Sorgen um die Arbeitslosen sprach, ging eine stille Bewegung durch die Ver­sammelten, die in stürmische Entrüstungsrufe gegen den ungeheuerlichen Betrug mündete, den die SdP an den Arbeitslosen verübt. Wie ge­bannt lauschten die Menschen den Worten des ManneS, der für sie das Symbol treuester Pflicht- erfüllung, der lebendigste Ausdruck der Sorge um fadetendeufscfier Zeitspiegel Wahlen in 2-8 Gemeinden Sonntag sollten in 318 Gemeinden rm gan­zen Staatsgebiet Gemeindewahlen stattfinden. Da in 80 Orten jedoch einheitliche Wahllisten vorge­legt wurden, wurde der Wahlakt nur in 238 Ge­meinden durchgeführt, von welchen 144 in Böh­ men  , 43 in Mähren  »Schlesien  , 36 in der Slowa­ kei   und 15 in Karpathorußland liegen. Insgesamt gaben 104.000 Wähler ihre Stimme ab. Gegen­über den Parlamentswahlen im Vorjahr ergaben sich dgbei nur geringfügige Abweichungen, so daß auch der vergangene Sonntag die Stabilität der politischen Verhältnisse bestätigt hat. Soweit die Kandidatenlisten mit den Wahlen vom 19. Mai 1985 verglichen werden können und das Bild nicht durch rein lokale Listen getrübt wird, haben einen Zuwachs aufzuweisen die tschechische Volks­partei, die Nationale Vereinigung(welche in Proßnitz   die Stimmen der Faschisten erhielt und dort die stärkste Partei wurde), die Agrarier und die tschechischen Nationalsozialisten. Einbußen verzeichnen die Gewerbepartei, die flowakische Volkspartei, die Kommunisten und die tschechischen Sozialdemokraten, bei welchen jedoch berücksichtigt werden mutz, datz in manchen Orten die Klein­bauern, wie immer bei Gemeindewahlen, eigene Listen hatten und datz auch die jüdischen Wähler entfielen. Bon Interesse ist das Wachstum der tschechischen Stimmen im Teschener Gebiet, wo die Polen   Verluste erlitten haben. Karwin   bekam zum ersten Male eine tschechische Mehrheit. Bis auf wenige Ausnahmen fanden die Wah­len im tschechischen Gebiet statt, deutsche Listen waren nur in wenigen Orten eingebracht. In Neu-Oderberg erhielten(in Klammer Wahlen 1935 die deutschen Sozialde­mokraten 338 Stimmen, 2 Mandate(437), der deutsche Wahlblock 2266 Stimmen, 14 Mandate (1955), tschechische Nta. Ver. 706 Stimmen, 4 Mandate(824), tschechische Sozialdemokraten 512, Stimmen 3 Mandate(809), Poale Zion  135 Stimmen, 1 Mandat(), bürgerl. jüd. Liste 183 Stimmen, 1 Mandat(), Kommu­nisten 302 Stimmen, 2 Mandate(532), Natio­nale Vereinigung 586 Stimmen, 3 Mandate (493), tschechische Gewerbepartei 111 Stimmen (188). Hier haben lokale Verhältnisse das Wahl­resultat auf das stärkste beeinflußt. In P u d l a u erhielten die deutschen So­zialdemokraten 563 Stimmen, 8 Mandate(579), deutsche Wahlgemeinschaft 484 Stimmen, 6 Man­date(523), Kommunisten 190 Stimmen, 2 Mandat«(214), tschechische Sozialdemokraten 186 Stimmen. 2 Mandate(213), tschechische Nat.-Soz. 216 Stimmen, 8 Mandate(221). FriedrichSwald bei Deutsch-Brod  erhielten die deutschen   Sozialdemokraten 180 Stimmen(142), die deutsche Wahlzemeinschaft (Henlein  ) 354 Stimmen(342). Henlelnvertreter gegen Kleinbauern In den Gemeinden spielen sich in den letzten Jahren unglaubliche Vorgänge bei der Verpach­tung der Gemeindegrundstücke ab. Die Gemeinde­ordnung läßt es zu, daß die Grundstücke im Lizi­tationswege vergeben werden, was in vielen Fäl­len zur Folge hat, daß die geldkräftigen Groß­bauern den kleinen Leuten die Grundstücke weg- lizitieren und sie dann oft mit erheblichem Ge­winn weiter verpachten oder die Nutzung(z. B. bei Wiesen und Weiden  ) mit Profit an arme Teu­fel verkaufen. Selbstverständlich blüht diese Ge­schäftemacherei hauptsächlich dort, wo die Groß­bauern die Gemeindeverwaltung in den Händen haben. Datz sich hierbei die Henleinbquern in erster Linie auszeichnen, liegt auf der Hand. Sie befimden dadurch ihre soziale Eindeutigkeit und den wahren Charakter der Volksgemeinschaft. Landesvertreter Gen. H a l a hat nun als Sachwalter der kleinbäuerlichen Interessen in der Landesvertretung bei einer ihrer letzten Tagungen beantragt, datz die Gemeindeordnung geändert werden soll und Gemeindegrundstücke in erster Linie aus freier Hand an bedürftige Kleinland- lvirte und Häusler   zu verpachten sind. Dieser An­trag wurde dem landwirtschaftlichen Ausschuß zu­gewiesen, dort aber hat sich das Selbstverständliche ereignet, datz autzer dem Bund der Landwirte auch die Henleinvertreter gegen diesen Antrag stimmten, der aus diesem Grunde nicht zur An­nahme, bzw. Weiterleitung an die Regierung ge­langen konnte. Während der Vertreter des Bun­des der Landwirte nachträglich erklärte, daß er nur auf Grund eines Mißverständnisses dagegen gestimmt habe, liegt die Feindseligkeit der Hen­leinvertreter gegen die Kleinbauernintereffen offen zutage. Die Kleinbauern und Häusler  , die bei den letzten Wahlen der Henleinpartei die Stimme ga­ben, mögen sich nun dafür bei ihr bedanken, daß ihnen die Großbauern in den Gemeinden auch weiterhin die Gemeindegrundstücke wegnehmen und damit Geschäfte machen. Ueber die Sache selber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die organisierten Kleinbauern und Häusler   werden den Kampf gegen dieses Un­recht in verschärfter Form weiterführen. Günstige Aussichten für Tellnitz Allem Anschein nach verlaufen die Verhand­lungen zur Schaffung einer neuen Industrie in den Gebäuden der Porzellanfabrik Tellnitz   gün­stig.' Eine Königswalder   Firma, die Metallwaren Möbelverchromungen herstellt, beabsichtigt, die Gebäude zunächst zu pachten und später eventuell käuflich zu erwerben. Die Firma würde 50 Facharbeiter mitbringen und rund 150 Arbei­ter der früheren Porzellanfabrik einstellen. Es sollen größere Aufträge vorliegen, so daß die Fortführung des Betriebes gesichert ist. Dem Ver­nehmen nach wurden von dem neuen. Interessen­ten bereits Maschinen in Prag   bestellt, die in den nächsten Wochen aufgestellt werden sollen. Schwie­rigkeiten bezüglich des Verkaufes der Gebäude der Prozellanfabrik, die darin bestanden, datz der frühere Inhaber des Betriebes Egon Stein gegen die Veräußerung des Betriebes Rekurse ringe- bracht hatte, sind dadurch bereinigt wprden, daß alle Gerichtsinstanzen, vor etwa zwei Wochen auch das Oberst« Gericht in Brünn  , die Einsprüche und Rekurse des Herrn Stein cwgewiesen haben. Professor Dr. Heinrich Raudiberg spricht morgen, Mittwoch, in der Pra­ ger   Deutschen   A r- bcitersendung überDie Sozialver­sicherung in der Zeit der Wirtschaftskrise". 1500 Staatspolizfften ins Grenzgebiet. Nach der Verstaatlichung der Polizei in Nordböhmen  haben 1500 Staatspolizisten den Dienst in den Bezirken Gablonz  , Reichenberg  , Böhm.-Leipa, Tct- schen-Dodenbach, Aussig  , Teplitz  , Dux, Brüx  , Karlsbad  , Eger und Marienbad   angetreten. Dem­gegenüber wurde die gleiche Anzahl Gendarmen ins Innere des Landes versetzt. Tagung des Reichsverbandes der deutsche« Aerztevereiue. Samstag und Sonntag fand in Mähr.-Ostrau die Delegiertenversammlung und Hauptversammlung des ReichSverbandeS der deut­schen Aerztevereiue, der Wirtschaftsorganisation der deutschen Aerzteschaft, unter dem Vorsitze von Dok« wr Schoeppe(Aussig  ) statt. Es lagen Begrü­ßungsschreiben u. a. von den Ministern Dr. C z ch und Jng. N e l a 3 vor. Die Beratungen galten einer Fülle von ärztlich-wirtschaftlichen und volksgesund- beitlichen Problemen von großer Bedeutung. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand die Sozialver­sicherung(Rahmenvertragskaffen, Beamtenkranken« kaffen und HeilfondS), die Erwerbsteuer der Aerzte aus Kaffenbezügen', die PenfionSverficherung der Aerzte, die Behandlung der Arbeitslosen, die Frage der Zulassung unqualifizierter Kräfte als Zahntech­niker u. v. a. Auch der Unterbringung deS ärztlichen IcachwuchseS galten die Beschlüsse. Selbstmord. Montag mittags warf sich die im Jahre 1905 geborene Hausgehilfin Anna Schuster auf der Strecke Karlsbad  Marien­ bad   vor einen Zug, Dem Mädchen, das die Tat aus Liebeskummer beging, wurden beide Beine abgefahren. Sie starb kurze Zeit darauf.