Einzelpreis 70 Heller («insehlitBlich 5 Heller Porte) IENTRALORGAN DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRÜH. Redaktion und Verwaltung frag xii fochova«r. Telefon 53077. HERAUSGEBER! SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, FRAG. 16. Jahrgang Donnerstag, 11. Juni 1S36 Nr. 136 Strelk»Abbau In Etappen Ter große Streik in Frankreich wird langsamer liquidiert, als es zu Wochenbeginn de« Anschein hatte. Das liegt vor allem daran, daß die Unternehmer in einzelnen Branchen der In­dustrie sich vielfach dem Rahmenvertrag von Montag nachts nicht fügen wollen und insbeson­dere bei der Festsetzung der Lohnerhöhungen Schwierigkeiten machen. Die Regierung hat aber die Verhandlungen nicht unterbrochen und es ist ihr gelungen, in wesentlichen Gruppen, so im nord­französischen Kohle n b c r g b a u, in der T e x t i l i n d« st r i e, in einem Teil der Glas- und Metallindustrie und den Brauereien die Einhaltung des Ab­kommens durchzusetzen und damit die Voraussetzungen für die Aufnahme der Arbeit zu schaf­fen. Insgesamt schätzt man die Zahl der Arbeiter, die bereits wieder zu arbeiten be­gonnen haben, auf mehr als 10 0.0 00. Andererseits treten teilweise noch immer neue Schichten in den Streik rin. Es handelt sich aber vorwiegend um kleinere Berufsgruppon z. B. das Personal der Pariser Modesalons, der Rennställe u. a. kleinerer Betriebsstätten. Die Preffe erscheint wieder. Man rechnet mit einem Abflauen der Streikbewegung und hofft, daß die Ar­beiter und die Regierung die Grundsätze des Schlichtungsabkommens vom Montag in den mei­sten Industriezweigen werden durchdrücken können. kascke Arbeit in Paris Heute fünf weitere Resierungsentwürfe Pari S. Eine 33gliedrige Sonderkommis­sion der Kammer für die Beschleunigung der Prüfung der Regierungsvorlagen über die Ber- befferung der sozialen Stellung der Arbeiter hat Mittwoch vormittags ihre Arbeite» ausgenommen. Dir Kommission besteht aus 22 Mitgliedern der Linksmehrheit und 11 Mitgliedern der Opposi­tion aus den Reihen der Rechten und der Mitte. Tie Regierung bereitet fünf weitere Gesetzent­würfe, u. zw. über die Amnestie, über die Er­richtung eines Getreide-Instituts, über die Re­form der Statuten der Bank von Frankreich» über die Verstaatlichung der Erzeugung und des Han­dels mit Kriegsmaterial und über die Verlänge­rung des Schulbesuches vor. Diese neuen Gesetze werden am Donnerstag vom Ministerrat geneh­migt und noch am selben Tag der Kammer vor­gelegt werden. Ein Gestapo -Anschlag auf Brüning? Zürich . Die Schweizerische Telegraphcn- Agentur meldet: Vor einiger Zeit wurde in Zürich ein Beamter der deutschen Gestapo ver­haftet. lieber die ganze Angelegenheit wird nun­mehr von amtlicher schweizerischer Seite ge­meldet: Es handelt sich in dem genannten Falle um den aus Dortmund stammenden Hugo Röme r, welchem zur Last gelegt wird, versucht zu haben, eine Aktion gegen eine hochgestellte Persönlichkeit des.früheren Regimes, welche sich damals in Zürich aufhielt, einzuleiten. Römer arbeitete mit dem ebenfalls aus Dortmund stammenden Heinrich Eduard Clemens Müller zusammen. Müller ist nun wegen politischer Umtriebe in Holland verhaftet worden. Wie bekanntgegeben wird, gibt Müller zu, der Hauptschuldige in der Angelegenheit zu sein. Müller ist geständig, seit vielen Jahren von der Schweiz aus politischen Nachrichtendienst getrieben zu haben. Auch habe er die Ergebnisse seiner militärischen Spionage­tätigkeit in Frankreich , wo er seinerzeit in Metz zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, durch die Schweiz nach Deutschland geleitet. Müller hat weiterhin zugegeben, daß sich sein politischer Nachrichtendienst auch auf die erwähnte Persön­lichkeit, welche kürzlich zum Staatsfeind erklärt worden und deren Unschädlichmachung beschlossen worden sei, erstreckt habe. Wie behauptet wird, soll es sich bei der er, wähnten Persönlichkeit um den früheren Reichs­kanzler Dr. Brüning handeln. Dr. Benes auf der Rückreise Bukarest . Präsident Tr. Benes ist mit sei­ner Suite Mittwoch vormittags nach Prag abge­reist, wo er Donnerstag gegen 7 Uhr abends"ein­trifft. Eine Ehrenkompagnie erwies dem Präsi­denten Dr. Benes die militärische Ehrenbezei­gung, die Schiffe, die im Hafen von Giurgiu vor Anker liegen, ließen ihre Sirenen ertönen. oder: Der-streitbare Doppelaar Vincent Auriol Finanzminister im Kabinett Blum London. In politischen Kreisen wird er­klärt, daß die Stellung Italiens zum Völker­bunde und zu den Sanktionen den Gegenstand der dienstägigen Unterredung des italienischen Bot­schafters G r a n d i mit dem Unterstaatssekrrtär Bansittart bildete. Der diplomatische Korrespondent des Reu­ter-Büros erfährt, daß Botschafter Grandi ganz deutlich hat durchblicken lassen, daß Italien den Völkerbund verlassen«erde, wenn die Sanktionen nicht bereits in der Juni-Tagung der Bölkerbundversammlung aufgehoben werden würden. Es bestehen aber zahlreiche Gründe zu der Annahme, daß Italien bereit ist, einen viel versöhnlicheren Standpunkt zum Völ­kerbund in der Angelegenheit der Annexion Abes- Schanghai.(Tsch. P.-B.) Da die Mili- tärabteilungen der Regierung des Südens in Hunan eingedrungen sind, scheint es, daß der Bürgerkrieg unabwendbar ist. An gut informier^ ten Stellen wird erklärt, daß die Süd-Armee auf keinen Widerstand der Nanking-Armee auf dem ganzen Wege bis nach Hentscheu, 150 Kilometer südlich von Schanghai , stoßen werde. Das süd­westliche politische Komitee greift Marschall Tschangkaitschek wegen seiner Haltung gegenüber den japanischen Angriffsabsichten sehr heftig an. Die Erregung erreichte ihren Höhepunkt, als die Nachricht verbreitet. wurde, daß die Japaner ihren Effektivstand in Nord-China vergrößert haben. Di« Südarme« hat keine genauen Vorstel­lungen über ihre zahlenmäßige Stärke, die jedoch kleiner ist, als die der Militärkräfte von Nanking. Die Südarmee vertraut auf die patriotische Be­geisterung, die sich auch in den Provinzen, di« der Nanking-Regierung unterstehen, ausbreittt. Die antijapanische Agitation in Schanghai hat ungewöhnlichen Umfang angenommen. Stu­denten ans Kwansi sind massenweise in Schang­ hai rkngrtroffcn, nm ihre Schanghaier Kollegen zur Ausrufung des Generalstreikes zu bewrgem l Schluß mit der Deflation 1 Paris . Finanzminister Vincent Aurkol erklärte in einer Unterredung mit Journalisten, daß der Index der Preise seit den im August des Vorjahres veröffentlichten Dekreten der Regie­rung Laval von 420 auf 451 angestiegen ist, was einer Lebensverteuerung von 8 bis 10 Prozent gleichkommt und eine Erhöhung der Arbeitslöhne um 7 bis 15. Prozent begründet, wie sie die Ver­treter der Arbeiterschaft und der Verband der französischen Arbeftgeber vereinbart hat. Die Be­seitigung der acht- bis zehnprozentigen Gehalts­abzüge der französischen kleinen Staatsangestell­ten und Kleinpensionisten sowie der ehemaligen Kriegsteilnehmer, welche die Regierung gleich nach der Annahme des Gesetzentwurfes vorbereite, wird dem Staat etwa 300 Millionen Franks kosten. Diese Summe ist jedoch nicht zu hoch, wenn dafür der soziale Frieden im Staate erzielt werden könnte. siniens einzunehmen. In viele» Ländern, darun­ter auch in Groß-Britannien hoffe man, daß Italien noch vor der Juni-Tagung der Bölker- bundversammlung eine bestimmte Geste gegenüber dem Völkerbund tun werde. Wenn z. B. Italien erklären würde, daß es seine Ge­biete in Ost-Afrika in Zukunft n a ch d c n Man­dat s- G r u n d s ä tz e n, wie sie vom Völ­kerbund festgesetzt wurden, verwalten will, würde durch eine solche Erklärung die gesamte Situation ungewöhnlich erleichtert. Man erwartet neue Besprechungen des Bot­schafters Grandi mit dem britischen Minister für auswärtige Angelegenheiten, allerdings nicht für die nächsten Tage, da sich Botschafter Grandi er­kältet hat»nd das Bett hüten muß. Eine neue geheime Gesellschaft, genanntBer­einigung für die Rettung der chinesischen Völ­ker*, arbeitet aaif propagandistischem Gebiete an­gestrengt für eine Verbindung mit den Kommu­nisten gegen die Japaner. In Hankau nehmen 23 Flugzeuge der Nanking-Armee Erkundungs­flüge vor. Die Bankkreise in Kanton erwarten mit Nervosität den Beginn der Feindseligkeiten. Die Behörden der Provinz Kwansi haben die Todes­strafe auf Spekulation mit den lokalen Bank­noten geletzt und haben der Bank von Kwansi das Monopol für die Operationen mit ftemder Wäh­rung gegeben. Kanton.(Reuter) General Caicinkai, ein Volkshcld, der im Jahr« 1932 Schanghai gegen die Japaner verteidigte, weigert sich, die Expedition südchinesischer Truppen nach dem Norden zu unterstützen, weil, wie er erläuternd hinzufügt, diese Expedition einem Bürgerkrieg gleichkommt. Kanton ist darüber verstimmt, daß General Cailinkai ihm die Mitarbeit versagt, denn der Name des Generals ivürde der Bewe­gung größere Bedeutung gegeben haben., Friedendühler Mussolinis in London Durch neue Drohungen mit dem Austritt aus dem Völkerbund maskiert Bürgerkriegs-Stimmung in China Die nationale Bewegung wächst Geschäft and Moral Die Geschichte der Arbeiterbewegung weist manch ein von den Kommunisten verursachtes Kapitel der Schmach auf. Das Verhalten jedoch, das die von den Kommunisten regierte Sowjet­ union in der Frage der Sanktionen gegen Italien und der Wirtschaftsbeziehungen zu Deuffchland an den Tag legte, ist so unfaßbar grauenhaft, daß ihm gegenüber alle Verbrechen verblassen, die die Kommunisten bisher der Arbeiterklasse zufügten. Es handelt sich um folgende, in der letzten Aus­gabe desKampf" mitgeteilten Tatsachen, die von der tschechoslowakischen Kommunistenpresse nicht etwa bestritten, sondern beschönigt werden: Die Sowjetunion ist das Land, das während der Zeit, da die Sanktionen gegen Italien wirk­sam wurden, die Ausfuhr nach Italien g e st e i» g e r t hat. Es wird bei diesem Verrat an der Idee des Völkerbundes, bei diesem Verrat an dem euro­ päischen Frieden und damit an der Arbeiterklasse, nur vom faschistischen Oe st erreich übertroffen, dem die Arbeiterklasse bei der Wahrung des Frie­dens allerdings nicht jene Aufgaben zuschreibt, deren Erfüllung für ein von den Arbeitern regier­tes Land, wie es die Sowjetunion ist, als selbstver stündlich erscheint. Uebrigens hat Oesterreich die Teilnahme an den Sanktionen von vornherein verweigert. Selbst das Frankreich unter Laval hat die sich aus den Sanktions- beschlüffen ergebenden Verpflichtungen besser re­spektiert als die Sowjetunion , von England, Hol­ land , Rumänien und Jugoslawien ganz zu schwei­gen I Während die französische Ausfuhr nach Ita­ lien von 196.82 Millionen Dollar im Feber 1935 auf 60.32 Millionen Dollar im Feber 1936 sank, st i e g die russische von 45.75 Millionen Dollar auf 53.98 Millionen Dollar! Noch auffallender ist aber das Verhalten der Sowjetunion gegenüber der Auftüstung des faschistischen Deutschland . Diese Aufrüstung wird von der Sowjetunion nicht nur unterstützt, sondern von ihr überhaupt erst ermöglicht. Denn Deutschland braucht zur Herstellung seiner moder­nen Waffen unbedingt jenes Manganerz, das n u r in der Sowjetunion in beträchtlichen Mengen vorkommt und dessen Nichtlieferung an Deutschland der wirksamste Beitrag zur Sicherung, des europäischen Friedens sein könnte, ein wirk­samerer Beitrag als ihn alle die tapferen Anti­faschisten leisten können, die in Deutschland in heißem Glauben an die Sowjetunion Freiheit und Leben in die Schanze schlagen und in den demo­kratischen Ländern ihre ganze Kraft dem Kämpfe gegen die faschistischen Kriegstreiber widmen. Aber die Sowjetunion hat allein 52 Prozent des von Deutschland im Jahre 1935 eingeführten Manganerzes direkt geliefert, und es ist anzu­nehmen, daß die restlichen 48 Prozent, die auf dem Umweg über andere Staaten geliefert wur­den, ebenfalls aus der Sowjetunion stammen. ImKampf" wurde gefragt, was die Kom­munisten wohl zu diesen Dingen zu sagen haben. Nun liegt eine Antwort vor. DieRote Fahne " vom 10. Juni 1936 schrieb: Ist es wahr, daß die Sowjetunion Manganerze nach Deütschlaivd liefert, welche für die Aufrüstung verwendet werden?" So fragt uns ein Grulicher Leser und knüpft daran die Mitteilung, daß in sozialdemokratischen Kreisen darüber' diskutiert wird. Bekanntlich hat auch kürzlich außer demPrager Tagblatt" die H e n- lein-Presse dieses Argument gegen die UdSSSR aus der sozialdemokratischen Monats­schriftDer Kampf" übernommen. Hitlers Agen­ten führen also das gleiche Argument gegen die . UdSSR ins Treffen. Das allein kennzeichnet schon seinen Wert. Was ist darauf zu antworten? Die sozialdemokratischen Arbeiter wissen, daß die Sowjetunion gegen alle Angreifer, nicht nur gegen das Dritte Reich, sondern auch gegen Italien ein einheitliches Vorgehen und schärfste Sanktionen gefordert hat. Die beschlosse­nen Sanktionen wurden in der Sowjetunion stets lückenlos durchgeführt. Als es zur Rheinland­besetzung kam und Hitler , den Locarnovertrag in Fetzen ritz, war es wieder die Sowjetuni o n, welche schärfstes Vorgehen aller Mächte gegen den Vertragsbrecher forderte. Dieses wurde von der Reaktion unmöglich gemacht. Dazu lehnten die rechten Führer der II. Internationale wiederholt das Angebot der Kommunisten auf gemeinsame Massenaktionen aller Friedensfreunde und Durch­führung proletarischer Sanktionen ab. Welche Heuchelei, wenn" man dieselben Leute, welche zum Beispiel die Oelsanktionen gegen Italien sabotier­ten, der Sowjetunion den Vorwurf machen, daß ' Sowjetöl nach Italien 'gekommen fei'Und jetzt dig