Nr. 136

Donnerstag, 11. Juni 1936

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Ausland

JODBAD DARKOV

das stärkste in Mitteleuropa  

mit KINDERHEIM   und modernem SANATORIUM.

Heilt mit Erfolg: Chirurg. Tuberkulose, Arteriosklerose, hohen Blutdruck, Frauenleiden, Hautkrankheiten, Exsudate, Skrofulose, rheumatische Erkrankungen, Folgezustände nach Schlaganfall und Lues, Tabes, Struma, Zustände nach Unfällen, Knochen­brüchen. Luxationen u. s. w. Fachärztliche Ordination. Saison: BAD 1. Mai

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30. September, SANATORIUM ganzjährig. Pauschalkuren. Vereinbarungen mit sämtlichen Krankenversicherungsanstalten und Fonds. Auskünfte und Prospekte: für das Bad durch die Badeverwaltung,

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Die Lebensmittelschwierigkeiten im Dritten Reich  . Die Eierknappheit tritt in den deutschen Großstädten erneut empfindlich in Er­scheinung. Die Zeitungen dürfen darüber, nicht schreiben, aber aus den Berichten von den Eier­märkten ist die Schwierigkeit in der Eierversor­gung zu erkennen. So heißt es in einem Bericht bom Berliner   Eiermarkt: ,, Da für die Konservie rung noch beträchtliche Mengen fehlen, auch die Konsumnachfrage weiter gut it, finden alle Anlieferungen zu festen Preisen glatten Abjaz." In verständliches Deutsch über­jezt heißt das: Die Anlieferungen von Eiern find zu knapp, der Bedarf kann nicht befriedigt werden. Es wird zu höchsten Preisen verkauft. Also Eier­knappheit zu einer Zeit, in der sonst noch ein Ueberschuß für die Konservierung vorhanden Auch dann, wenn der Verfasser des im y den, dürfte durch die Blutnacht des 30. Juni den war. Das ist die Folge der nationalsozialistischen Züricher   Europa- Verlag   erschienenen Buches legten Anstoß zur Abkehr von Hitler   erhalten Wirtschaftspolitik, die die Futtermittel ver- ch tann nicht schweigen"( 214 haben. Unter den unzähligen, die damals ver­teuert und die Eiereinfuhr beschränkt.- Ueber den Auftrieb von Schlacht vieh zu den Hauptviehmärkten in Deutschland  , der für die Fleisch versorgung der Bevölkerung ausschlaggebend ist, wird für die dritte Maiwoche berichtet: Der Auftrieb von Schlachtvieh zu den Hauptviehmärkten im Reiche war gegenüber der Vorwoche in allen Viehgattungen auf den meisten Märkten niedriger. Rinder und Schiveme mußten zugeteilt werden." Die Zufuhren von Schlacht vieh zu den wichtigsten 49 Schlachtviehmärkten in Deutschland   zeigen im April 1936 folgende Ent­

für das Sanatorium durch die Direktion des Sanatoriums.

Ein deutscher ,, J'accuse  !"

widlung:

Rinder

Kälber Schafe Schweine

6

1936

71,050

143.654

61.122

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April

Seiten, Preis Fr.4.50) nicht gezivungen wäre, seinen Namen zu verbergen, wäre seine Anklage und Bekenntnisschrift nicht der Emile Zolas an die Seite zu stellen. Seiner Sprache fehlt die mit reißende Kraft, seine politischen Darlegungen ermangeln der Tiefe. Aus diesem Buche spricht nicht ein großer Mensch, eine überragende Per­sönlichkeit. Und doch ist sein Buch von hohem of umentarischen Werte: ein Kenner, ein Eingeweihter, einer, der lange mit Hitler   mitmarschiert ist, spricht, vom Grauen und Entsetzen über die Willkürherrschaft einer Gang­sterbande gepackt, aus gründlicher Kenntnis aller Schandtaten dieses Regimes, indem er diese schil­168,932 dert, das Urteil über das Hitlersystem.

1935 128.952

61.947

529.250 548.768 Es ergibt sich demnach bei allen Vieh- Arten eine Abnahme des Auftriebs, die besonders start bei Rindern und Kälbern ist. Diese Entwicklung ist ein Beweis dafür, daß, obwohl die niedrige Ent­Johnung der deutschen Arbeiterschaft den Ver­brauch start gedrückt hat, die Schwierigkeiten in der Fleischversorgung von der nationalsozialisti­schen Regierung nicht behoben werden konnten.

haftet wurden, befand sich auch er. Auch er war, mit vielen Prominenten", Insasse des Colum bia- Hauses. Und was er nicht schon wußte von den Geheimnissen der Machteroberung und Machtbehauptung des deutschen Faschismus, hát er von seinen Mitgefangenen erfahren.

willig dem deutschen Volksgericht zu stellen, falls Der Verfasser erklärt sich bereit, sich frei­es Göring   gelingt, die vom Autor geforderten Dokumente über den angeblichen Kommunisten­aufstand im März 1933 und den ebenso angeblich geplanten Putsch der SA   im Juni 1934 im Original vorzulegen. Er wird nie vor das Volks­gericht kommen, denn nie wird Göring   diese Dokumente vorlegen können. Sie sind, was ja Eine Bestätigung des Schweizer Alt- schon bekannt ist, aber hier neuerlich bewiesen Staatsanwaltes Dr. E. Zürcher stellt fest, daß wird, einfach nicht da, der SA  - Putsch und der der Verfasser seit dem Kriege führend auf der Kommunistenaufstand sind deutschen Rechten stand, daß er in engster Berbin- tungen. dung zur Reichswehr   stand und bis in die jüngste Beit Mitarbeiter des Böllischen Beobachters" war. Der Verfasser, einer der vielen, die lange Zeit hindurch an den Nationalsozialismus und an Hitler   geglaubt haben, die nur zögernd sich die Enttäuschung, die sie erlitten, eingestan­

Frick und die Hebammen

V

Nach dem Führerprinzip gibt es im Hitlerreich auch eine Hebammen Füh= rerin". Reichsminister Frick auf dem internationalen Hebammen- Kongreß mit merkwür­dig kostümierten Hebammen und der Führerin".

Der Ahnherr Queen Mary"

der

"

Von Jng. K. Freitag.

Shwindelbehaup

Mit der Legende, daß Hitler von all dem

,, Ist das ein Auto, Vater?"

,, Ah wo, das ist der alte Janda!"

einem Kenner das deutsche Blutregime in seiner ganzen Greulichkeit geschildert zu bekommen. Belanglos ist, daß der Verfasser meint, eines Tages werde das deutsche   Volk erwachen und die Hitler- Diktatur ersetzt finden durch eine, ver­nünftige" und sozial gerechte" Reichswehrherr= schaft. Das sind Prophezeiungen eines Militari­sten, der sich den Weg Deutschlands   nicht anders

Schrecklichen und Granenvollen, das im Dritten vorstellen kann. Der Wert des Buches liegt im Reich geschieht, nichts weiß mit dieser Agitatorischen, liegt darin, daß es mithelfen monarchistischen Legende, die für gläubige Unter- wird, bisher Blindgläubigen die Augen zu öffnen. tanen so notwendig ist räumt der Verfasser auf: er stellt fest, daß Hitler von allem weiß und

alſo voll mitverantwortlich ist. Mitberantwortlich Volkswirtschaft und Sozialpolitik

also auch für den Reichstagsbrand. Ueber den Reichstagsbrand wird berichtet, was ungefähr schon durch andere Veröffentlichungen bekannt ist, daß er planmäßig von Goebbels  , Goering  , Hell­ dorf  , Heines und Ernst und dem Regierungsrat Sommerfeld ,, veranstaltet" wurde. Neu ist, daß Hanussen den van der Lubbe im Auftrage Helldorfs vor der Brandlegung hypnotisiert hat und daß Hanussen ermordet wurde, weil er Mit­wisser der Vorgänge beim Reichstagsbrand war. Der SA  - Sturmführer Steinle erzählte im Co­ lumbia- Haus  , daß er seinerzeit von Ernst den Auftrag bekommen hatte, den Hanussen ,, umzu Tegen", die der SS  - Führer Große als ,, unum gänglich" bezeichnete.

Wirtschafts- Regionalismus

beitsverbandes der Privatangestellten in der CSN Aus Anlaß des X. Verbandstages des Ein­haben die aus allen Teilen Europas   anwesenden Bertreter der Angestellten Internationale erneut ihre Verbundenheit mit der Arbeitsgemeinschaft der freien Angestellten- Gewerkschaften Mittel­ europas   bekundet.

Wandlungen haben das wirtschaftliche Gleichge= Die Wirtschaftskrise und große strukturelle wicht im Weltmaßstab auf der Grundlage einer Teilung von Agrar, Industrie- und Rohstoff­ländern und die freie Konkurrenz aufgehoben. Interessant ist des Verfassers Hinweis dar- Ein neuer Ausgleich kann nur im systematischen auf, daß die herrschende Gangstercliqué nach dem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den 30. Juni zur Begründung dieses ztveiten Riesen- einzelnen Staaten gefunden werden. Diese Ent­verbrechens fast mit genau die gleichen Worte widlungstendenz führt zur regionalen Zusam gebrauchten, wie nach dem Reichstagsbrande. War menarbeit innerhalb einheitlich gerichteter Wirt­ihre Phantasie, die die grausigen Verbrechen aus schaftsgebiete. Die Anfänge eines solchen Wirt­geheckt hatte, so armselig, um neue Worte zu schafts- Regionalismus zeigen sich in Skandina­finden, oder schäßen sie das beherrschte Volt so niedrig ein, daß sie glauben, keines der von oben verübten Verbrechen bedürfe einer auch nur einigermaßen wirklich täuschenden Bemäntelung?

pien, in den Baltischen Ländern, auf dem Balkan  und nicht zuletzt in Mitteleuropa  .

So lange eine internationale Durchorgani fierung der Weltwirtschaft noch nicht zustande kommt, sind die regionalen Wirtschaftsgemein­schaften ein Uebergang zur Schaffung der Euros päischen Wirtschaftseinheit. Die Vertreter der Internationale erachten es als die geschichtliche Aufgabe der Gewerkschaften, den Weg zur regio­nalen Großraumwirtschaft zu ebnen.

Die Welt hat schon vor dem Erscheinen die ses Buches gewußt, daß den Reichstag nicht die Kommunisten angezündet haben und daß im März 1933 fein Kommunistenaufstand geplant war und daß in der deutschen   Bartholomäus­nacht gemordet wurde, um Mitwisser des Reichs­tagsbrand- Verbrechens und gleichzeitig eine Sie erblicken aber auch in der wirtschaft­Menge unbequem gewordener Parteigenossen zu lichen Konsolidierung der von Arbeitslosigkeit und beseitigen. Aber es ist verdienstvoll, es wieder ins Wirtschaftsnot bedrängten Länder eine wesent­Gedächtnis zurückzurufen und neue Tatsachen| liche Voraussetzung zur Verständigung der Völker als Belege anzuführen. Und es ist wichtig, von und zum Frieden der Welt.

min West's, seines amerikanischen Landsmannes, maschine von 609 Millimeter 3yl.-Dm. und auch Angst und Schrecken verbreitet. Aus dem weiter in der Kunit zu vervollkommnen. Seine 1220 Millimeter Hub bauen. Der Dampf- Schornstein schlugen die Flammensäulen und ausgesprochene Vorliebe für die Technik ließ aber maschine voraus reiste er Ende 1806 nach New Funken hoch hinaus, da der Kessel mit trockenem bald den Maler hinter den Ingenieur weit zu York  . Livington war inzwischen ebenfalls nach Fichtenholz geheizt wurde. Dieses Feuerwerk, rücktreten. In England und in Frankreich   begann Amerika   zurückgekehrt. Beide zusammen betrieben verbunden mit dem Stampfen, Stöhnen und Ge= er zuerst, seine Ideen in die Wirklichkeit umzu- jest den Bau des Dampfschiffes, von dem die ratter der Maschine, und die Tatsache, daß sich setzen. In Paris   arbeitete er gemeinsam mit heutige Dampfschiffahrt ihren Anfang genommen ein großes Schiff gegen den Strom ohne Wind Die Jungfernfahrt des zur Zeit größten Robert Livingston  , der sich ebenfalls schon vorher hat. Im Frühjahr 1807 lief die Claremont  " zu bewegen vermochte, genügten, um bei den Dampfers der Welt, der Queen Mary", lenft mit großem Eifer um die Dampfschiffahrt ge- vom Stapel. Das Schiff war 40.5 Meter lang abergläubigen Schiffern, die auf ihren Fracht­viele Augen auf die moderne Schiffbaufunft und fümmert hatte. Ein kleines Versuchsboot, 1802 und 5.48 Meter breit. Im August des gleichen schiffen stromab fuhren, Furcht und Entsetzen zu läßt Gedanken an die Kindertage der Dampf erbaut, erwies sich als zu schwach für die Ma- Jahres war auch die Maschine betriebsfertig in erregen. Man erzählt, daß ganze Schiffsmann­schiffahrt aufkommen. Wohl nur wenigen ist beschine; es zerbrach und versant. Mit einem stär- den Dampfer eingebaut. Am 17. August 1807 schaften auf ihre Stnie fielen und Gott baten, sie wußt, da die Dampfschiffahrt, wie wir sie kennen, teren Fahrzeug aber konnte er bereits 1803 in fonnte die erſte längere Fahrt unternommen vor dem schrecklichen Ungeheuer zu beschüßen, das erst ein Kind des 19. Jahrhunderts ist. Amerika   Paris   auf der Seine ein geladenes Publikum werden. Eine große Voltsmenge hatte sich neu- auf dem Wasser einherzog und seinen Weg durch ist ihr Geburtsland. Nordamerika   mit seinen ge- mehrere Stunden lang stromauf und stromab gierig, aber des Mißerfolges sicher, an der Ab- die Flammen, die es ausspie, beleuchtete. Bald waltigen natürlichen Wasserstraßen, seinen rieji spazierenfahren. Der Krieg zwischen Frankreich   fahrtsstelle eingefunden. Man spottete über Ful- aber gewöhnte man sich, das Staunen wich, und gen Entfernungen, das zu Lande noch nicht wie und England lenkte seine Aufmerksamkeit auf die tons Narrheit", so nannte man seinen Dampfer, nur der Haß gegen die Neuerung, die ihnen den die alten Kulturländer Europas   gut durchges Waffentechnik. Torpedo und Torpedoboote nah- und rief ihm höhnisch zu, er solle auch ein Stüd althergebrachten Beruf zu verkümmern schien, führte Straßen besaß, hatte die größten Vorteile men jetzt jein Hauptintereffe in Anspruch. Auch vom Nordpol   mitbringen. Das Schiff fab merk- blieb bei den Schiffern übrig. von der Dampfschiffahrt zu erwarten. Dem gros ein Unterfeeboot, mit dem sich Fulton   bereits würdig genug aus. Kessel, Maschine und Schorn- Fulton selbst schrieb über diese erste denkwür hen amerikanischen Ingenieur Robert Fulton   ge- stundenlang unter Wasser aufhielt, erregte da- stein mußten mehr Furcht als zutrauen erregen. dige Dampferfahrt an seinen Freund: ,, Ich über­bührt das Verdienst, vor nunmehr 130 Jahren mals großes Aufsehen. Die plumpen großen Seitenräder besaßen an- holte viele Schaluppen und Schoner und fuhr an die erste längere Dampfschiffahrt erfolgreich fangs noch keinen Schußkasten und die 12 unge- ihnen vorüber, als lägen sie vor Anker. Die durchgeführt und zugleich die erste regelmäßige heuren Schaufeln versorgten bei jeder Umdrehung Dampfkraft zum Treiben von Booten ist nun voll Dampfschiffahrts- Verbindung eingerichtet 31 auch noch das Deck mit Wasser. Der Schornstein erprobt worden." war fast so hoch wie die Masten. Als endlich die

haben.

Robert Fulton   wurde 1765 in einer kleinen Stadt Pennsylvaniens geboren. Er wollte zu nächst Feinmechaniker werden, ging aber bald zur Kunst über und erivarb sich als Bildnismaler einen gewiffen Ruf. 21 Jahre alt, begab er sich 1788 nach London  , um sich als Schüler Benja­

Die kriegerischen Verhältnisse in Europa  waren der Entwicklung der Dampfschiffahrt dau­ernd ungünstig. Auch von dem Fultonschen Unter­seeboot, seinen Torpedos und seinen Seeminen verstand man noch keinen Gebrauch zu machen. Maschine in Gang gesezt wurde und das Schiff So entschloß sich Fulton  , nach Amerika   zurückzu sich unter gewaltigem Lärmen wirklich vorwärts kehren und hier die Dampfschaffahrt einzuführen. bewegte, verwandelte sich der Spott der Zuschauer Bei Boulton und Watt in Soho, der ersten und bald in lauten Beifall, der sich bei allen Lan­damals noch größten Dampfmaschinenfabrik der dungsbrücken wiederholte. Auch unterwegs hat Welt, ließ er nach seinen Angaben eine Dampf- dieser Dampfer nicht nur Bewunderung, sondern

Dreizehn Jahrzehnte sind vergangen und die Menschen erschrecken nicht mehr über technische Wunder. Sie forschen nach dem Rekord. Die Queen Mary" hat das Blaue Band nicht erreicht und schon verblaßt die Bewunderung von gestern und hält Ausschau nach Giganten von morgen.

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