Nr. 139 Tonntag, 14 Juni 1936 Seite 3 Der Untemehmerflügel gegen Kasper Wie wir erfahren, hatten es gewisse Kreise in der SdP von vornherein darauf abgesehen Kasper, in dem sie den Vertreter von Arbeiter« interessen sahen, aus der Partei hinauszudrängen. Die Veranstalter der Egerer Konferenz hatten— eS geschah dies zum ersten Male— der Sitzung der Hauptleitung auch die Abgeordneten Dr. Rosche, Dr. Peters und Kundt zugezogen, welche den Unternehmerflügel der Sudetendeut schen Partei repräsentieren. Die Taktik gegen- ' über Kasper war, an ihn stets eine neue Forderung zu stellen, wenn er eine früher gestellte angenommen hatte. Als er dieses Spiel durchschaute, mußte eS zum Bruche kommen. Der Ausschluß Kaspers bedeutet einen Sieg des reaktionären Flügels in der SdP, das ist jener Männer der Hauptleitung, die in Verbindung mit dem rechten Flügel der tschechischen Agrarier, insbesondere mit Stoupal stehen. eine Blamage der SdP Die sonntägige„Deutsche Landpost- berichtet, daß in einem Prozeß, den der SdP-Abgeord- nete May gegen den BdL.- Bezirksleiter Schicht angestrengt hat— Schicht wurde freigesprochen— folgendes offenbar wurden: Der SdP-Abgeordnete Knöchel versuchte einen Hauptzeugen in diesem Prozeß, Klaus, zum Schreiben eines Briefes an den Vertreter Mays, Dr. Kriozrlstein, zu verleiten, in welchem behauptet werden sollte, daß der gewesen« Sekretär des BdL. Jannauschals Urheber der Anschuldgungen gegen May anzusehen sei. Die Hen- leinpartei brauche in diesem Prozeß ein anderes Opfer als den Bezirksleiter Schicht. Die Mitteilungen des Klaus vor Gericht solle» großes Aussehen hervorgerufen haben. Vas wird Kasper tun? Nene Partei oder Anschlufi an Simm? Die„Lidovt Noviny" schreiben, daß es bezeichnend ist, daß Kasper auf die Zusammensetzung des Ehrengerichtes keinen Einfluß hatte. Deshalb wird die Entscheidung des Ehrengerichtes nur einen relassven Wert haben. Ebenfalls bezeichnend für die Verhältnisse in der SdP ist, daß die „Rundschau" schon am Freitag bekanntgegeben hat, daß Kaspers Freund» der Abgeordnete Liebl, sich geweigert habe, das Mandat abzugeben. Achtung, Unterstützungsschwindler Am 12. Juni d. I. fanden sich im Kreissekretariat unserer Partei in Pilsen zwei Durchreisende namens Rudolf K a ch i n a und Lenk, beide aus Reusattl, ein. Sie wiesen sich als Mitglieder des Glas- und Keramarbeiterverbandes aus; Kachina hatte außerdem ein Mitgliedsbuch der Partei. Eine genaue Ueberprüfung der Parteilegitimation ergab jedoch, daß der Name gefälscht war. Ebenso stammten die geklebten Beitragsmarken aus einem anderen Parteibuch. Darob zur Rede gestellt, gestand Kachina seinen Schwindel ein und bekannte auch, daß er Kommunist sei. Er legte zum Beweise dafür ein Mit- gliedsbuch des kommunistischen Turnvereins, des Bundes der Freunde der Sowjetunion und der Union für Freiheit und Recht vor. Selbstverständlich wurde dem Kachina das gefälschte Parteibuch abgenommen. Wir machen alle Organisationen auf die beiden UnterftützungSschwindler aufmerksam und fördern sie auf, ihnen die Tür zu weisen. Ferner mögen unsere Funktionäre daraus die Lehre ziehen, daß alle Mitgliedsbücher» soweit sie von Durchreisenden als Ausweis vorgelegt werden, genauest überprüft werden müssen, bevor Unterstützungen ausgezahlt werden. fudetendeutsdier Zeitspiele t Währenddessen ist das Disziplinarverfahren gegen ihn noch nicht einmal voll im Gange. Kasper wartet vorläufig ab, wie sich die Verhältnisse in der Partei entwickeln werden, ob er aus der Partei ausgeschlossen wird und ob seine Anhänger ausgeschlossen und ihres Mandats und anderer Funktionen enthoben werden. Er wartet ab, wieviel Parteimitglieder hinter ihm stehen. Vorläufig sollen es bereits zehnmal so viel sein, als in der Zeitung gemeldet wurde. Kasper selbst wird vorläufig keine Zeitungskampagne organisieren, er gedenkt sich nur auf Berichtigungen von Unwahrheiten zu beschränken. Er hat sich noch nicht entschieden, was er politisch unternehmen wird, ob er eine neue Partei gründen wird oder ob er sich einer bereits bestehenden Partei anschließen wird. Er denkt angeblich haupssächlich an die Partei seines Freundes und früheren Kollegen auS dem Parlamentsklub der Nazipartei, Simm. Die dreijährige Frist von der Auflösung der Hakenkreuzpartei wird am 4. Oktober ablaufen, bis zu dieser Zeit kann Kasper nach dem Gesetz über die Auflösung von politischer Parteien weder eine neue Partei gründen noch Versammlungen einberufen. angetreten. In St. Nazaire besetzten die Arbeiter und die anderen Angestellten die Flugzeugfabrik Nieuport. Die Fabrik beschäftigt 1200 Arbeiter. Van Zeeland erfolgreich? Brüssel . Das zweite Kabinett Van Zeeland ist fast zur Gänze gebildet. Nack Informationen der Presseagentur Belga wird das Kabinett folgendermaßen zusammengesetzt sein: Ministerpräsident: Van Zeeland; Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Minister für öffentliches Gesundheitswesen: Bandervelde(Sozialist); Außenminister: Abgeordneter Paul Henry Spaak(Sozialist); Finanzen: Abgeordneter Merlot(Sozialist); Unterricht: Journalist Julius Hoste (flämischer Liberaler); nicht Mitglied des Parlaments: Nationalverteidigung: General Denis. Dieser neuen Kombination gehören sechs Sozialisten, fünf Katholiken, Van Zeeland mitgerechnet, drei Liberale und ein General an. Belgische Bergarbeiter In den Generalstreik? Brüssel . Man erwartet, daß in Belgien der allgemeine Bergarbeiterstreik verkündet werden wird. Die Metallarbeiterschaft von Lüttich verkündete den Streik. Zwölfjähriger Opfer des wilden Bergbaues. Freitag nachmittags verunglückte auf einer Kohlengrube bei Dallwitz der 12jährige Schüler Willi Richter aus Dallwitz, der zusammen mit seinem Freunde aus einem wilden Bergbau Kohle abholen kam. Nachdem er die für die Großmutter seines Freundes bestimmte Kohle übernommen hatte, scheint der Junge in die ungefähr sieben Meter tiefe Grube abgestiegen zu sein, um noch einige größere Kohlenstücke aufzulesen, wobei er durch die auf der Sohle angesammelten Gase vergiftet wurde. Er konnte erst nach mehr als einstündigen Bemühungen wt geborgen werden. Dreizehnjährige wird Mutter. Nach den Mitteilungen des Aussig er Polizeikommissariats wurde dieser Tage der 32jährige, verheiratete Angestellte Wenzel S. aus Aussig verhaftet, der ein 13jähriges Mädchen geschwängert hatte. Zu der kurzen lakonischen polizeilichen Meldung ist nachzutragen, daß das 13jährige Mädchen, ein Kind /rrmer Eltern, zeitweise die Familie eines Kaufmannes in der Teplitzer Straße besuchte, bei dem der Wüstling angestellt war. Der Handlungsgehilfe wußte den jugendlichen Unverstand des Mädchens geschickt auszunutzen. Vor fünf Monaten lockte er das Kind, als es bei seinem Chef zu Besuch war, in den Keller und vergewaltigte es dort. Als die Eltern auf den Zustand des Mädchens aufmerksam wurden, veranlaßten sie eine ärztliche Untersuchung, bei der die Schwangerschaft des Mädchens festgestellt wurde. Ein 30jähriger lediger Geschäftsmann, der ebenfalls in Beziehungen zu dem Mädchen trat, wurde ebenfalls verhaftet. Aberthamer Raubmörder bei Aussig verhaftet. Johann Preis, der in Abertham einen Raubmordversuch unternahm, wurde von der Gendarmerie in Bokau bei Aussig festgenommen. Erst einige Stunden nach der Einlieferung des Verdächtigen in das Gerichtsgefängnis Aussig konnte man feststellen, daß eS sich um den gesuchten Raubmörder handelte. Eine Fahndungs- .abteilung der Egerer Gendarmerie überführte den Verhafteten nach dem Kreisgericht in Eger . Drakonische Maßnahmen gegen arabische Sabotageakte Jerusalem. (Reuter) Ein Samstag erlassenes Dekret des Hohen Kommissärs für Pa- lästma bestimmt, daß die Todesstrafe oder lebenslängliche Kerkerstrafe gegen Aufrührer erlassen werden kamn, die auf den britischen Sicherheitsdienst schießen oder Bomben mit der Absicht werfen, Tod, Verletzungen oder Materialschäden zu verursachen. Diesen Strafen unterliegen auch Delinquenten, welche Kommunikationen welcher Art immer vernichten oder beschädigest. Vie Massenstreiks beendet ■ Paris :"Der heutige Samstag steht bereits im Zeichen eines bedeutenden NachlaffeNs des Streiks sowohl in der ftanzösischen Hauptstadt und deren Vororte, als auch im Übrigen Frank reich . Die CafLs, Restaurationen, Fleischerläden und die Großhandlungen mit Lebensmitteln sind bereits geöffnet und am Montag erwartet man überall bereits die Rückkehr der Metallarbeiterschaft zur Arbeit. In der Nacht zum heutigen Samstag wurden nämlich auf diesem Arbeitsgebiete ein Endübereinkommen geschlossen, welchem die Delegierten der Metallarbeiterschaft beitraten. Die Arbeiter verlassen am heutigen Abend die Fabriken, in denen sie fich volle achtzehn Tage aufhielten. Auch in der Papier -, der Kartonagenindu- strie ü. a. wurden gleichfalls Uebereinkommen geschloffen. Auch die Streiks in der Bau- und Kon- fektionsindustrie wurden beigelegt, man erwartet deshalb, daß in Paris und Umgebung am Montag über 300.000 in Ausstand befindliche Arbeiter die Arbeit wieder aufnehmen werden. Die Regierung leitet die Schlichtungsbestrebungen zwecks Beseifigung des Arbeitskonflikts in den großen Kaufhäusern und in den Versicherungsgesellschaften. Der Friseurstreik dauert an. Unreelles und betrügerisches System der Bau*Zweckspargenossenschaften Direktor der Sdireckensteiner urd Warnsdorfer Bau* und Zwedc- Spargenossenschaft wegen Betrug verurteilt Das Kreisgericht Leitmeritz sprach jetzt den 47jährigen Privatbeamten Heinrich schuldig, als leitender Direkwr zweier Baugenossenschaften der»Gemeinnützigen Bau-Wohnungsge- nossenschaft in Schreckenstein" und der von ihm selber errichteten.Allgemeinen Nordbühmischen Bau-, Spar- und Krediwereinigung in Warnsdorf" betrügerische Manipulationen zum Schaden der Mitglieder dieser Genossenschaften im Gesamtbeträge von über 2 0.0 0 0 KL begangen zu haben. Das Gericht stützt sein Urteil auf das Ergebnis des Beweisverfahrens und die Sachverständigengutachten. Der Verurteilte habe, wenn auch nicht vor der Aufnahme seiner Tätigkeit, aber doch bald darauf erkennen müssen, daß die Ge- schäftsgebarung der Genossenschaften auf einem strafbaren»Schneeballsystem" aufgebaut war, bei dem zum mindesten das letzte Drittel der beigetretenen Genossenschaftler, aber auch frühere Teilnehmer, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachzukommen in der Lage waren, geschädigt wurden. Die Gestapo in Mitteleuropa Prag . Eine Reihe von Blättern berichten auf Grund einer aus Wien stammenden Meldung der Jntro-Preß, daß dort eine Weisung der Gestapo -Zentrale in Berlin aufgedeckt wurde, welche die Richtlinien für die Neuorganisation der Gestapo in den mitteleuropäischen Staaten enthält. Diese vom 2. April 1936 datierte Weisung lautet: Das neue Arbeitsgebiet GD IV(Geheimdienst) wird mit Rücksicht auf die GebietSgliede- rung ganz neu organisiert und in folgende Gebietseinheiten eingeteilt: . 1. Oesterreich: Gruppenführer Glaß; 2. Böhmen , Mähren , Schlesien : Gruppenführer Daubek; 3. Slowakei , Karpachorußland: Gruppen: führer Mohilla; 4. Ungarn : Gruppenführer Hauser. Das Büro Z. T. wird von Budapest nach Preßburg verlegt. An Stelle des bisherigen Gruppenführers A n g e r e r wurde zum Obergruppenführer Grillmayer definitiv ernannt. Der Nachrichtendienst für die inländische und ausländische Politik wird in der Abteilung 8 IV konzentriert; der wirtschaftlich-politische Nachrichtendienst in I IV; der militärpolitische Nachrichtendienst in G IV; der Ueberwachungs - dienst in R IV; der Gegendienst in D IV. Die Durchgangsstation Komorn und Raab werden durch Rosenberg und Klausenburg ersetzt. Die Reorganisierung urü> die Errichtung aller notwendigen Dienststellen müssen bis zum 14. April beendet sein. Im Auftrag: Rautert Stampiglie: Gestapo . An den Obergruppenführer Max Grillmayer. Zu Händen des Deutschen Konsulats. * Bon den Genannten war Glaß an dem Mord an Dollfuß beteiligt, Grillmayer an verschiedenen nationalsozialistischen Verbreche:^ Kommunistisches Theater Die Kommunisten machten sich vor und während des Wallerner Verbandstages an die Funktionäre des Kleinbauernverbandes heran und bettelten, daß man sie doch mittun lassen solle. Dies geschah im Namen irgendeiner„revolutio- nären Landvolksbewegung", von der nachträglich festgestellt werden konnte, daß sie so gut wie nicht existiert. Die Verbandsleitung wollte den herr lichen Verbandstag in Wallern durch keinerlei Mißton beeinträchtigen und hat den kommunisti schen Vertreter zum Verbandstag nicht zuge- lassen. Als dann ein kleines Häuflein Kommu nisten zur öffentlichen Landvolkskundgebung er schien und neuerdings darum bettelte, daß man sie reden lassen möge, wurde ihnen um des lieben Friedens willen das Wort erteilt. Was der Kom munist K r e h a n zu sagen hatte, waren die saft- und kraftlosesten Phrasen, die man je ver nommen hat. Dafür ging nachträglich in der kommunistischen Presse ein Agitationsspektakel los, obzwar die Kommunisten feierlich zugesagt hatten, daß man keine parteipolifische Agitation daraus machen wird. In diesem Bericht tun sie Mehr als die Hälfte der Friseurläden ist gesperrt, so, als ob der ganze Kleinbauernverbandstag nur' Auf der Präfektur von Lille wurde ein Ab- von den Kommunisten beherrscht worden und das kommen mit den Bäckerei- und Kohlenarbeitern Wesentlichste am Verbandstag eine angebliche 1 und ebenso in der Lebensmittelbranche getroffen. VerbrüderungSszene— die gar nicht stattgefun- i Gegen 50.000 Arbeiter haben die Arbeit wieder den hat— zwischen sozialdemokratischen und kom munistischen Kleinbauern gewesen wäre, Dabei ist dieser Bericht so abgefaßt, daß man annehmen muß, dieses von den Kommunisten vorgetäuschte Theater hätte sich am Kleinbauernverbands-1 tag abgespielt, obwohl die Kommunisten dorthin gar nicht zugelaffen wurden. Tas tschechisch-! agrarische Zentralorgan der„Venkov" hat die sen Bericht sofort ausgenützt und noch mehr ver dreht, um die Sozialdemokraten zu kompromittie ren. Eine preßgesetzliche Berichtigung hat diesem Blatt beigebracht, daß man bei der Wahrheit blei ben muß. Den Anlaß hiezu haben die Kommu nisten durch ihre schäbigen Agitationsmethoden in der Presse gegeben. Es ist selbstverständlich, daß man die Berührung mit solchen Leuten künftighin in jeder Weise meiden wird, denn politische Dummheit und Taktlosigkeit kennen bei ihnen keine Grenzen. Die Erfahrungen in Wallern wer den auch für die Zukunft bestimmend sein müssen für das Verhalten gegenüber den Kommunisten. Schließlich haben sich diese Leute nun selber wie der entlarvt und gezeigt, daß eS ihndn nicht um ein einheitliches Vorgehen aller arbeitenden Schichten geht, sondern um aus derlei Anlässen parteipolitisches Kapital zu schlagen. Die Zukunft wird sie lehren, daß sie mit solchen Methoden bei dem Landvolk so abblitzen werden, wie die schon bisher geschah. Sa. Brief an den Zeitspiesel Die von Henlein in seiner Prager Kulturrede auch für das Sudetendeutschtum akzeptierte Hitlerkultur schickt sich an, die Literaturstunden in unseren Schalen gleichschaltend zu reformieren. Die Hitlerkultur hat Heines Werke im Berliner Lustgarten verbrennen lassen, versieht Heines„Loreley“ mit dem Vermerk„Verfasser unbekannte— ergo müssen Heine und seine Werke auch aus unseren Schulen verschwinden! Der sudetendeutsche Schüler . soll und darf nicht wissen, daß ein Jude einer von Deutschlands größten lyrischen Dichter war, ist, und,— trotz aller Autodafes— für alle Zeiten bleiben wird. Seine„Wallfahrt nach Kevlaar“ wird bei Hitler und Henlein zur Parodie auf den katholischen Wunderglauben,„Die beiden Grenadiere“ zu einer das völkische Gefühl verletzenden Franzosenvergottung,„Belsazaar“ zu einem Hymnus auf den jüdischen Jehova gestempelt. Der Lehrer darf der Oberstufe (jungen Leuten bis zu zwanzig Jahren!) nicht mitteilen, daß die Verbrennung der Heineschen Werke bloß Ausfluß eines politischen Systems ist, das mit wahrer Kultur nichts gemein hat, ja, selbst der Hinweis: „daß wir uns glücklich schätzen dürfen, einem Staat anzugehören, in dem wir Heines„Loreley“ unbeanstandet singen dürfen—" wird prompt als„Hineintragen von Politik in die Schule“ denunziert! So oft Kritik an Schule und Lehrer geübt wird, schreibt unsere Nazipresse:„Pauschalverdächtigung“! Hier sind konkrete Fälle angeführt, und Namen nicht angeführt, aus dem Grunde, weil der Schreiber sie' nicht in die Sphäre persönlicher Gehässigkeit zerren will; Personen sind Nebensache, die Gesinnung die Hauptsache! Es ist schließlich Sache der Schulbehörde, die Lehrerschaft zu unterrichten, was der Erlaß des Schulministeriums über das„Nichthineintragen von Politik in die Schuld“ bedeutet; daß nicht die Erwähnung kulturwidriger Vorgänge, sondern ihr Verschweigen „Politik treiben“ heißt— Politik zugunsten sine» fremden, und zum Schaden des eigenen Staates, zum Schaden der J ugend durch irregeleitete Jugendbild- I ner! Unus. Die Strafe wurde mit acht Monaten schweren Kerkers, bedingt mit einer dreijährigen Bewährungsfrist, bemessen. Das.Gutachten des Gerichtssachverständigen JUDr. Maximilian Walter in Teplitz bezeichnete das System der Zweck- und Bausparkaffengenossenschaften im allgemeinen als unreell und aus betrügerischer Grundlage aufgebaut. ■ Nach dem umfangreichen Gutachten ist für die Schädigung aber nicht Heinrich allein, sondern auch das Vorstandsmitglied Arlt, der im Außendienst tätig war, mit verantwortlich. Im Gutachten wurde ein Schadensausmaß vonüber 7 0.0 00 und 11 9,5,2 0 KL angegeben, für die der Verurteilte verantwortlich ist. Vom Sachverständigen wird weiter anerkannt, daß außer den beiden von dem Berurteil- tcn geleiteten andere Genossenschaften in Nordböhmen arbeiteten, die aber inzwischen auch in gleicher Weise ihre Tätigkeit einflellen mußten und deren Leiter ebenfalls sich vor Gericht zu ver- ! antworten haben werden.
Ausgabe
16 (14.6.1936) 139
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten