Seite t Freitag, 26. Ium 1936 Sir. 14S Wie verlief die Sonnenfinsternis! Die Beobachtungen in der Sowjetunion  Aus Moskau   wird uns geschrieben: 300 sowjeirussische und 70 ausländische Ge­lehrte, in 41 Expeditionen vereint, beobachteten.am 19. Juni in der.Sowjetunion   die totale Sonnenfin­sternis auf der enormen Strecke von der Küste des Schwarzen Meeres   bis zum Stillen Ozean  . An acht Beobachtungspunkten von insgesamt 17 verliefen die Beobachtungen glänzend. An sechs Orten waren die Ergebnisse der Beobachtung infolge der Bewöllung nur mittelmäßig, an drei Beobachtungsorten muhten die Beobachtungen wegen völliger Bewölkung und Regens unterbleiben.. Von. außerordentlicher Bedeutung sind die ge­lungenen Beobachtungen in Ak-Bulak bei Orenburg  , wo eine sowjetrusftsche und eine amerikanische   Expe­dition weilten, ferner die Beobachtungen in Sara, wo zwei sowjetrussische Expeditionen, Astronomen der italienischen Akademie der Wiffenschaften und Vertreter der Tschechoslowakischen astronomischen Ge- scstschaft tättig waren, weiter in Omsk  , wohin sich zwei sowjetrussische, eine englische, eine japanische und eine polnische Expedition.begeben hatten, in Tosk, wo drei sowjeirussische Expeditionen die Son­nenfinsternis beobachteten, und schließlich in Kuiby- schewo im Fernen Osten, wo die Expedition des Mos­kauer astronomischen Instituts Forschungsarbeiten zur Nachprüfung des Einstein-Effektes vornahm. Der Vorsitzende des Ausschusses der Akademie der Wissenschaften der STSR Professor G e r a s s i- in o witsch erklärte zur Beobachtung der Sonnen­finsternis, daß die Forschungsergebnisse von zwei sowjetrussischen und einer amerikanischen   Funkexpe­dition besonders wichtig seien. Diese Expeditionen befaßten sich mit der Frage der elektrizitätsleitenden Atmosphärenschichten und ein Mitglied der amerika­ nischen   Funkexpedition erklärte, daß die Ergebnisse, die bei den Beobachtungen gewonnen wurden, voll­ends bestätigen, daß die elektrizitätsleitenden Sira- tosphärenschichten, die die Verbreitung der Funk­wellen längs der Erdoberfläche bedingen, infolge der ultravioletten Strahlen entstehen und nicht, wie an­genommen wurde, durch elektrisierte Partikelchen, die mit gewaltiger Geschwindigkeit von der Sonne zur Erde streben. Von der Sonnenkorona wurden während der Verfinsterung, über 50 Aufnahmen gemacht. Die Korona hatte die Form eines fünfzackigen Sternes, der aus fünf großen silberweißen Strahlen bestand. Die Länge der Strahlen erreichte fünf Durchmesser der Sonnenscheibe. In Omsk   währte die Phase der totalen Son­nenfinsternis 136 Sekunden. Es waren zwei große Protuberenzen sichtbar, von der Korona, der infra­roten Strahlung des Spektrums usw. wurden Auf­nahmen gemacht., i«' 1' In Tomsk   haben die Sowjetgelehrten trotz star­ker Bewölkung fünf Aufnahmen des Spektrums ge­macht. Der Typ der Korona war dem Maximum nahe. Es waren Fackeln und zwei große^und eine kleine Protuberenz von roter Färbung sichtbar. Trotz starken Leuchtens der Korona waren im Augenblick der totalen Sonnenfinsternis am Himmel sieben Sterne zu sehen. Ideal waren die Witterungsverhältnisse in Sara, wo Aufnahmen der Korona in infraroten und blauen Strahlen, vier Aufnahmen des Spektrums usw. gemacht wurden. Die Ergebnisse der Beobachtungen im Dorfe Beloretschenskaja werden in den nächsten Tagen er­forscht werden. Mit Hilfe eines standardmäßigen Koronographen wurden zehn Aufnahmen einer par­tiellen Phase der Sonnenfinsternis und zwei Auf­nahmen der totalen Phase gemacht. Während der Finsternis waren die Venus und zwei andere Sterne vorzüglich sichtbar. Besonders interessante Ergebnisse sind von dem in Kuibyschcwo gewonnenen Material zu erwarten. Mit Hilfe einer besonderen Anlage, mit der vier Aufnahmen gcniacht wurden, ist dort der Einstein- Effekt nachgeprüft worden. Während der Sonnen­finsternis waren fünf bis sechs flammende Protu­berenzen. von einer Höhe von etwa einem Sechstel der Größe des Sonnenradius sichtbar. Ucberall, wo die Sonnenfinsternis beobachtet wurde, war während der partiellen Sonnenfinster­nisphasen und während der totalen Sonnenfinsternis ein starkes Sinken der-Temperatur zu verzeichnen. So z. B. sank in Omsk   die Temperatur von plus 22 auf plus 11 Grad. Auch die Beobachtung der Tiere Vom Rundfunk Imptahlenswertai aus den Programme«> Samstag: Prag  , Sender L: 7: Konzert, 10.05: Deutsche Presse, 12.10: Operngesänge, 14: Buntes Konzert, 16.50: Klavierkonzert, 17.55: DeutscheSendung: Im Fluge durch Marienbad  , Reportage. 18.45: Deutsche Presse, 20.45.: Unterhaltungsmusik, 22.15: Blas­musik, 22.30: Tanzmusik. Sender S: 7.30: Popu­läres Konzert, 14.30: Schallplattenkonzert, 15.15: Deutsche   Sendung: Buntes Konzert, 15.50: Deutsche  Prdsse. Brünn   12.05: Beethoven: IV. Klavier­konzert, 12.35: Mittagskonzert. 17,40: Deutsche  Sendung.: Das Volkslied von der Wiege bis zum Grabe, 20.30: Konzert.   Preßburg   14.15: Ope­reitengesänge. Mährisch-Ostrau 16.05: Konzert, ergab viel wertvolles Material. Die Tiere verhielten sich in der gleichen Weise, wie die Nacht anbricht: Die Nachteulen verließen ihre Nester, Hühner und Haustiere machten Anstalten, einzuschlafen usw. Sehr interessante Ergebnisse verheißen die Be­obachtungen,. die aus der Luft und auf hoher See gemacht wurden. In Krasnodar  , in Omsk   und in Moskau   sind drei Substratosphärenflugzeuge aufge­stiegen. In Krasnodar   stieg mit einem Substratosphä- renballon der Astronom Schistowski auf, der während des Fluges, welcher 1 Stunde 27 Minuten währte, 1.000 Aufnahmen. der verschiedenen Fin- sternisphasen machte. Gleichzeitig beobachtete der Pilot Popow die Einwirkung der Sonnenfinster­nis auf den Flug des Substratosphärenballons. In Krasnodar   ließ die Expedition des Aerologischen In­stituts vier Registrierballons aufsteigen, von denen einer eine Höhe von 20 Kilometer erreichte. In Omsk  stieg der Substratosphärenballon bis zu einer Höhe von 9.200 Mter auf und blieb 4 Stunden 50 Minu­ten in der Luft. Während dieser Zeit nahm der Astronom Kulikowski alle erforderlichen Be­obachtungen vor. In der Nacht auf den 19. Juni stieg in Moskau   ein grptzer Substratosphärenballon auf und erreichte eine Höhe von 7000 Meter. Der Ballon blieb mehr als sechs Stunden in der Luft und während dieser Zeit machte der Direktor des Mos­ kauer   Planetariums sechs Photoaufnahmen und fertigte viele interessante Zeichnungen an. In Kras- nodark stiegen Astronomen im Flugzeug bis zu einer Höhe von 5000 Meter auf, wo es ihnen gelang, mhrere Photoaufnahmen der Sonnenkorona zu machen. Zum erstenmal in der Geschichte der Astronomie wurden während der totaien Soni.enfinsternis auf hoher See hydrometeorologische Beobachtungen vor­genommen. Die Beobachtungen erfolgten auf dem Schwarzen Meer unter der Leitung des korrespon­dierenden Mitgliedes der sowjetrussischen Akademie Schuleikin. Es gelang der Expedition, inte- reffante Angaben über den Wärmeaustausch zwischen dem Meer und der Atmosphäre während der Son­nenfinsternis zu gewinnen. Das von den Expeditionen gewonnene Material wird jetzt von Astronomen, Geophysikern, Meteoro­logen, Biologen und Vertretern anderer wissenschast- lichcr Zweige, die sich an den heurigen Beobachtun­gen in der Sowjetunion   beteiligten, eingehend studiert und bearbeitet werden. Granit oder Brei? Nie stand die Front Henleins granitener da als gerade jetzt". Ans einem Henleindlatt. Henlein-Granit hat eigne Oualitäten, Wie sie aus diesem Gleichnis wohl ersehn, Bian kann ihn spalten, durch die Mangel dreh», And ihn wie Gummi biegen oder kneten. Der Fachmann muß sich staunend revidieren. Da der Granit, der sonst graniten hält, Wenn wir ihn nach Herrn Henlein variieren, Just wie ein Pudding auseinanderfällt! Ein Phänomen. Man muß es sehr brachten, * Hier wird Granit uns offeriert als Brei, And wenn auch selbst dir Setzmaschinen lachte», Tas Wort, es steht. So fest wie die Partei! Soviel Granit wird Henlein kaum vertragen. So manches Luftschloß braucht zwar eine» Grund, Graniten ä la Kasper sozusagen, Sie spalte« sich und drum sind sie gesund! Pierre. Wolkenbruch über Znalm lieber 3 n a im und der weiteren Um­gebung ist Mittwoch nachmittags ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen und Hagelschlag niedergegangen, das große Schäden verursacht hat. Nach dem zwei Stunden lang andauernden Sturzregen schwollen die Flutzläufe an und tra­ten vielfach über die Ufer. Die Wassermassen überschwemmten die niedriger gelegenen Orte, Keller und Wohnungen und verursachten an Wohn- und Wirtschaftsgebäuden Schäden. Stel­lenweise wurde auch die Ernte auf den Feldern, in Gärten und Weingärten beschädigt. Auch die Eisenbahnstrecke wurde zwischen Znaim   und Olbramkestal in einer Länge von ungefähr einem halben Kilometer durch die Waffermaffen unterspült und der Verkehr mußte eingestellt werden. Vielfach schlug der Blitz ein und zündete. Feuerwehr, Gendarmerie, Polizei und Militär mußten in vielen Fällen'Hilfe leisten. Opfer an Menschenleben sind nicht zu verzeichnen. Der Schaden ist vorläufig nicht genau abzuschätzen. Bilder vom Streik in Belgien  Das Gewitter ging auch nordöstlich von Brünn   in Bilovice und Lisen nieder, wobei drei Personen Verletzungen davontrugen. Geisterdieb" Meisterdieb. Der von den Multimillionären von Long Island   gefürckuete und von der-Polizei seit Jahren gesuchteGei­sterdieb" suchte in der.Nacht zum Donnerstag zwei feudale Besitzungen in Loeust Valley auf und stahl Juwelen im Werte von insgesamt einer halben Million Dollar. In dem einen Falle drang derMeisterdieb" in die Besitzung des Ehepaares William 11. R. Coe ein, die wegen ihrer Orchi­deengärten und Rennställe sowie ihrer 750 Mor­gen großen Parkanlage in ganz Amerika   berühmt ist. Während im Garten eine Bridge-Gesellschaft stattfand, gelang es dem Dieb trotz der Anwesen­heit von 52 Dienern, Privatdetektiven und Wäch­tern und einem Dutzend dänischer Doggen über eine Veranda in das Schlafzimmer des Millio­närs zu klettern und dort, während dieser schlief, ein berühmtes Perlenhalsband und andere Schmucksachen im Werte von 400.000 Dollar zu stehlen. Wie üblich, konnte der Geisterdieb ent­kommen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Piccard fliegt nochmals. Der bekannte Stra­tosphärenflieger Professor Pieeard beabsichtigt in Minneapolis   in einem Ballon neuer Konstruk­tion zu einem Flug in die Stratosphäre zu star­ten. Professor Pieeard hofft, den bisherigen Höhenrekord zu schlagen. Großspionage. Gegen den ehemaligen USA  - Matrosen Thompson und den japanischen Marine­offizier Teshio Miyazaki in Absentia ist offizielle Anklage wegen Spionage erhoben worden. In den Fall ist angeblich eine große Zahl von Per­sonen verwickelt. Thompson hatte mehrere Jahre lang, als höherer Offizier verkleidet, auf den USA  -Kriegsschiffen GeheimschriftschlüffeU Ko­pien von Plänen für von der Marineleitung geheim gehaltene Flottenmanöver im Stillen Ozean und Pläne neu konstruierter Bombenflug­zeuge und Motoren gestohlen und an Miyazaki  weiterverkauft.- Zn dem Eisenbahnunglück in Spanien  , in der Provinz Galizien  , kam es dadurch, daß der Zugsführer des Schnellzuges infolge einer zwei­stündigen Verspätung auf der vor dem Tunnel liegenden Station San Miguel de la Sduenas nicht das Abfahrtssignal des Stationsvorstehers abwartete. Der Maschinist des entgegenkommen­den Güterzuges sah die Katastrophe kommen, brachte den Zug am Eingang des Tunnels zum Halten und flüchtete dann in die naheliegenden Berge, wo man ihn später in einem Zustand der Verzweiflung wiederfand. Der Heizer des Güter­zuges konnte sich nicht mehr rechtzeitig retten und kam ums Leben. 1 Fünfzig Jahre FürftenvertreibÜng in Frank­ reich  . Vor fünfzig Jahren, am 23. Juni 1886, erhielt das Gesetz Rechtskraft, durch das dit Angehörigen der in Frankreich   früher regierenden Fürstenhäuser des Landes veriviesen wurden. Dieses Gesetz hatte im Parlament zu lebhaften Auseinandersetzungen geführt; aber nicht darum, weil die Royalisten gegen seine Annahme waren, sondern vielmehr, weil die Gegner des Antrages die Meinung vertraten, daß bereits damals die Republik   so gesichert war, daß man eine so unmenschliche" Maßnahme nicht zu treffen brauche. Unter das Gesetz fielen zunächst der Graf von Paris  , der Herzog von Orleans, der Prinz Napoleon   und sein ältester Sohn. Noch am Tage der Verkündung des Gesetzes verließ der Graf von Paris   sein Schloß, um sich in die Verbannung zu begeben. Der Abschied wurde mit allem Prunk gefeiert. Eine Menge von etwa 2000 Personen stand Spalier. Seit damals sind, wie man Iveiß, die Mitglieder sowohl des Hauses Bourbon, wie die des Hauses Bonaparte   nie mehr nach Frankreich   zurückgekehrt. Der heutige Thron- prätendant, der Herzog von Guise, lebt in Belgien  . 15 Millionen Exemplare des Verfassungs­entwurfes der SSSR  (s). Nach einer Mittei­lung derLeningradskaja Pravda" vom 15. Juni wurde« vom Parteiverlag 15 Millionen Exem­plare der neuen Sowjetverfassung gedruckt, um diese den Massen bekannt zu machen. Knrpanschalaufenthalte der ESD für Einzelper­sonen. Diese können wann immer angetreten und auf beliebig lange Zeit verlängert werden, so z. B. auch in der Hochsaison(JuliAugust): Drei Wo­chen in Tatranskä Lomnice XL 1390.(Hotel Lom- nica und Slovenskh Dom) oder XL 1740(Grand Hotel Praha), in Strbske Pleso XL 1275(in Villen) oder XL 1695. im Hotel Krivän oder XL 2115. im Grand- Hotel Hviezdoslav, Lubochüa in der Slowakei   XL 980., Johannisbad XL 890., Marienbad XL 1100.(Hotel Casi­no),Joachimsthal   XL 1205. und Karls­ bad   XL 1100.. In Tatranskä Lomnice billige Bäderkur für Teilnehmer in der Staatlichen Wasser­heilanstalt XL 250. inklusive ärztlicher Behand­lung. In den angeführten Preisen inbegriffen sind beide Fahrten, Logis, Verpflegung, Trinkgeldablöse, Taxen usw. Anmeldungen für die Hochsaison mögen rechtzeitig im Basar neben dem Wilson-Bahnhof Fernruf 883-35 vorgenommen werden. Prospekte eventuell telephonisch dortselbst. Wahrscheinliches Wetter heute: Veränderliche Bewölkung, nur ganz vereinzelt Schauer oder Ge­witter, Temperatur wenig verändert oder etwas kühler. Mäßiger Nordwestwind. Wetteraus­sichten sür Samstag: Allgemeiner Witte« rungscharakter vorderhand unverändert,