Nr. 149

Zugsunglück in Italien . In der Station Seveso bei Mailand ist eine Lokomotive auf einem stehenden Personenzug aufgefahren. 32 Personen wurden verletzt.

Der Jdiotenklub.( MTP.) In einem Theater in Stopenhagen läuft zur Zeit ein Stück, das in der Deffentlichkeit stark umstritten ist. Erregt durch die zum Teil abfällige Kritik hat nun die Trägerin der Hauptrolle, eine der berühmtesten dänischen Schauspielerinnen, öffentlich erklärt, daß sie alle als Jdioten bezeichnen müsse, denen das Stück nicht gefalle. Diese Erklärung hat einen Entrüstungssturm bei den betreffenden Kritikern entfesselt, die sich zusammensetzten und einen öffentlichen Aufruf erließen, in dem die Grün­dung des Vereines der Gegner des Stücks vor geschlagen wurde. Auf diesen Aufruf meldeten jich Tausende. Die tonstituierende Sigung trat an einem Sonntag vormittags zusammen. Man hatte als Raum das Theater gemetet. Der Verein beschloß stolz, den Namen diotenklub" 311 führen. Als Ziel seiner segensreichen Tätigkeit ist die Pflege der Kunst und Literatur vorgesehen.

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Der Unterrock tommt wieder. Der in Be­ziehungen zur Damenmode stehende Teil unserer Tertilindustrie trifft auf Grund der ihm aus Italien zukommenden Mitteilungen Anstalten, jich betriebstechnisch auf die Rückkehr des Unter­rods in der Damenmode des kommenden Winters vorzubereiten. Zum Aufkommen dieser ,, neuesten" Mode trug wesentlich der Film bei. Die italie nischen Filme bevorzugen nämlich seit geraumer Zeit das Milieu des fin- de- siècle und in An­lehnung an dieses wird nun die italienische Damenmode des kommenden Winters im Zeichen des Unterrockes stehen. Die Damenkleider werden zu diesem Zwecke so geschnitten sein, daß der Rod hinten etwas kürzer ist als vorn, um dem Unter­rod Gelegenheit zu geben, hervorzuschauen. Der. Unterrock besteht in der Mehrzahl der Fälle wenn die Trägerin ganz modern sein will aus reich gefälteltem Taft. Das frou- frou" ist also wieder da.

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Der Golfstrom als Wettermacher. Professor J. W. Sandström, Direktor des Meteorologischen Insti­tuts von Stockholm , hat soeben in einem Interview erklärt, daß er auf Grund seiner langjährigen For schungen vom nächsten Jahr ab fähig wäre, die Wet­terbedingungen für West- und Nordwesteuropa je weils auf ein Jahr vorauszusagen. Sandström ist ein Erpert in der Beobachtung des Golfstroms und der Hauptvertreter der These, daß die Wetterlage Europas aufs Allerjtärkste durch jeweilige Verände rungen des Golfstroms( Wärme, Lauf) beeinflußt werde. Sandström kontrolliert von ihm eingerichtete Beobachtungsstationen in Spißbergen, auf den Farö­Inseln, in Grönland , Norwegen und den Shetland­ Inseln . Vor zwei Jahren gelang ihm der wissen­schaftliche Nachweis, daß der Golfstrom die Richtung seines Laufes entscheidend geändert habe. Auf diese Veränderungen führt der Forscher die Unregelmäßig feiten der europäischen Wetterverhältnisse der letzten Beit zurüd.

Rinderkrippen in Leningrad.( 8.) Die ,, Lenin­graditaja Pravda" vom 30. Mai berichtet, daß die 3ahl der Krippen und Kinderhäuser in Leningrad bon Jahr zu Jahr zunimmt. So gibt es in diesem Jahre in Leningrad , den Vorstädten und Kronstadt 14.845 Kindergrippen gegen 5590 im Jahre 1931. In Leningrad selbst gibt es in diesen derzeit 59.500 gegen 35.600 Kinder fünf Jahre vorher.

Kinder

Wenn der Holunder blüht

Von E. Aldt

Freitag, 26. Juni 1936

Krisenfeste Dividenden

Gefamt

fumme der

ausgezahlt.

Dividende

inozent

des Aktien­

In den zahlreichen Unternehmerkundgebun- senjahr nur drei aus, in den übrigen Jahren gen wird jedesmal der Eindruck hervorgerufen, noch weniger! als ob die Wirtschaftskrise die Unternehmer aller Die Dividendenausschüttung nahm seit 1929 Wirtschaftszweige außerordentlich schwer bedrücke. die folgende Entwicklung: Wir erleben es immer wieder, daß bei jedem Ver­such der Sozialdemokratie, die sozialpolitische Ge­feßgebung einen Schritt vorwärtszubringen, die Krisenwirkungen für die wirklichen Opfer ein wenig zu mildern, die Unternehmerverbände in Industrie, Handel und Gewerbe Protestresolutio­nen fabrizieren, in denen sie den Zusammen­bruch der Wirtschaft prophezeien. Dabei halten sich auch jene Unternehmer nicht zurück, die an der Krise ziemlich gut vorbeigekommen sind.

agu

1929

Bahl der

Gefell

8 if or schaften

fapitals

15

5,895.000

8.33

1930

14

5,805.000

8.44

1931

13

5,625.000

8.18

1932

12

5,940.000

8.19

1933 1934

13 14

6,210.000 6,950.000

7.99

8.40

Es sind in der tschechoslowakischen Wirtschaft einzelne Unternehmungszweige vorhanden, die Die in jedem Jahr zur Auszahlung gekommene durch die Krise keine Erschütterung erfahren Gesamtsumme hat sich von ihrem Höchststand im haben. Daneben gibt es zahlreiche Unterneh- Jahre 1929 bis zum Jahre 1934 weiter reicht die Statistik nicht nur um 270.000 kronen mungen, die nur wenig von ihr berührt worden berringert. sind, so daß ihre Rentabilität nur schwach zu= rückgegangen ist.

Leider besteht keine Möglichkeit, allgemeine zuber lässige Erhebungen vor allem für die Einzelun ternehmungen anzustellen. Ein gewisser Maßstab in allerdings begrenzter Zuverlässigkeit können dafür die Bilanzen der Aftiengesellschaften sein. Aber auch die Aktiengesellschaften haben bei der Rechnungslegung so viele Möglichkeiten, die tat­sächliche Ertragsentwicklung zu verschleiern. Schon bei der Errechnung des Rohgewinnes, noch mehr aber bei der Feststellung des sogenannten Rein­gewinns fönnen namhafte Beträge in der Bilanz so verschoben werden, daß eben nur das erscheint, was dem Verwaltungsrat der Aftiengesellschaft genehm ist.

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Seither ist sie wieder im Steigen begriffen und hat 1934 den Höchststand von 1929 um 1,055.000.- überschritten. Nach den bis jetzt veröffentlichten Abschlüssen der Versicherungs anstalten für das Geschäftsjahr 1935 ist mit einer weiteren Zunahme der ausgezahlten Dividendensumme zu rechnen.

Aus dieser Aufstellung ist zu ersehen, daß das private Versicherungsgeschäft für die Aktionäre ich wirklich lohnt. Es hat ihnen auch in den Kri­senjahren ununterbrochen hohe Gewinne abge­

worfen.

Mehr als 30 Millionen Kronen haben die Af= tionäre von 12 bis 14 Versicherungsgesell­schaften in den Jahren von 1930 bis 1934 eingeheimst.

Im allgemeinen steht fest, daß der wirklich er- Das hat jedoch die Versicherungsanstalten nicht zielte Reingewinn viel höher ist, als er ausge- abgehalten, die Gehälter ihrer Angestellten herab­wiesen wird, und als er sich durch die Berückzujeßen und ihnen auch sonst Verschlechterungen sichtigung der vorgenommenen Abschreibungen, ihrer Arbeitsverhältnisse aufzuzwingen. Investitionen und andere Bilanzmanipulatio= nen korrigieren läßt.

Daß auch von der Dividendenhöhe nicht ims Belebung im Außenhandel Skandinaviens . mehr ein zuverlässiger Schluß auf den tasächlichen Die Entwicklung des Außenhandels der drei Reingewinn gezogen werden tann, ist ebenfalls standinavischen Länder Schweden , Norwegen und bekannt und muß besonders bei den Dividenden Dänemark war im Monate Mai weiter günstig. ausschüttungen in diesem Jahre beobachtet wers Besonders die Umsäße Schwedens nahmen den. Denn in einer Zeit, in der die Unterneh- neuerdings zu und ergaben auf der Einfuhrseite mer über unrentable Produktion, über hohe so- 129,9 Mill. Kr gegen 122,0 im Vorjahrsmai, ziale Belastungen, über unerträgliche Steuern auf der Ausfuhrseite 129,0 gegen 116,9 mil. und noch manches andere fortgesetzt klagen, in der Kr. Ganz wesentlich ist somit der Export gestie­sie mit diesen Argumenten auch die Arbeiter- gen. In den ersten fünf Monaten betrug die löhne auf dem tiefsten Stand halten, scheint| Einfuhr 634,2( im Vorjahre 566,6) Mill. Kr., es den meisten von ihnen angezeigt zu sein, bei die Ausfuhr 541,4( 462,1) Mill. Kr. Auch die den Dividenden keine allzu herausfordernden Außenhandelsziffern Norwegens stiegen Erhöhungen eintreton zu lassen. im Mai: Die Einfuhr betrug 78,38( im Mai Umso bedeutsamer ist es, wenn ein ganzer Zweig 1935 75,3) Mill. Kr., die Ausfuhr 48,65 unserer Wirtschaft durch seine Dividendenaus Mill. gegen 46,7. Die norwegischen Fünfmonats­schüttungen den Nachweis erbringt, daß ihm die ergebnisse erreichten bei der Einfuhr 355,2 Mill. Strife wirklich nichts angetan hat. Es handelt sich Str. gegen 317,2; bei der der Ausfuhr 268,0 dabei um das Versicherungsgewerbe. gegen 234,9 Mill. Kronen. Die Einfuhrsteigerung Nach einer Aufstellung in dem Bulletin der Dänemarts steht teilweise im Zusammen­Nationalbank zahlten von 25 Versicherungsanstal, hange mit der viermonatlichen( stets im Jäns ten mit einem Aftienkapital von 115.2 Millionen ner, Mai und September) Einfuhrbewilligungs­Kronen Aktienkapital im Jahre 1929 15 Aktien zuteilung des Valutakontors. Sie erreichte 138,8 gesellschaften, die über 70.7 Millionen Kronen Mill. Kr. und übertraf somit das Aprilergebnis Aktienkapital verfügten, insgesamt 5,895.000 um 38,8 Mill. Kr. und die Einfuhr im Mai 1935 Dividende. Von diesen 15 dividendezahlenden um 15 Mill. Kr. Ebenso stieg die Ausfuhr im | Versicherungsanstalten fielen im schlimmsten Kri-| Mai 1936 um 9,5( gegen April 1936).

mat it. Der Fliedertee" z. B., jenes wohlbe- lang" genannt. Man pflanzt es auf das friſche

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L

Fade Sommerfrische!

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Du könntest doch nach den Stricknadeln tauchen, die mir ins Wasser fallen!

Ausland

Die Konferenz für Asylrecht

Paris. ( Tsch. P.-B.) Die internationale Konferenz für Ashlrecht hat ihre zweitägigen Be­ratungen mit der fast einstimmigen Annahme zahlreicher Resolutionen abgeschlossen. Es wurde u. a. ein Entwurf betreffend die Regelung des Asylrechtes angenommen, der den politischen Emi­granten internationale Bässe und Identitätsnach­weise, das Recht auf Arbeit, die Möglichkeit der Teilnahme am kulturellen und sozialen Leben, in dem Lande, das sie sich als Zufluchtsstätte gewählt haben, das Ausweisungsverbot u. ä. sichert. Die­ser Gefeßentwurf wird dem Völkerbunde und den verschiedenen Staaten als Muster für ihre Ge­feßgebung vorgelegt werden. Zahlreiche Mitglie­der ausländischer Parlamente, die verschiedenen politischen Parteien angehören, versprachen, sich in den Parlamenten ihrer Staaten für die defini­tive Regelung dieser Frage zu verwenden. Eine besondere Resolution verlangt die Amnestierung aller im Gefängnis oder in Haft befindlichen poli­tischen Emigranten und die Aufhebung der be­

( reits ergangenen Ausweisungsbefehle. Eine an dere Resolution perurteilt die Entführung von Emigranten u. ä. Die Konferenz wählte einen internationalen Ausschuß zur Hilfeleistung für die politischen Flüchtlinge und eine Delegation, welche anfangs Juli an der Konferenz der Regie­rungen teilnehmen wird, in welcher Fragen der politischen Flüchtlinge zur Verhandlung gelangen werden. Die viergliedrige tschechoslowakische Des legation mit Dr. Rádl an der Spize hat wirksam in die Kongreßberhandlungen eingegriffen.

Nicht nur als Arznei, sondern auch als Sym­

pathiemittel fand der Baum Verwendung. Nach

alter Holunder, der ein echtes Kind unserer Hei- Holunderholz voran. Dieses Kreuz wird ,, Lebe­fannte Hausmittel für Schwizkuren, wird aus Grab und wenn es zu grünen beginnt, dann Plinius werden die Masern vertrieben, wenn man den getrockneten Blüten des Holunderbaumes be- glauben die Angehörigen, daß dem Toten die die befallenen Körperstellen mit einem Holun Sommersonnenwende! Auf den Bergen lo- reitet. Das Wort Fliederbaum" stammt aus dem ewige Seligkeit beschieden sei. Auch im Banat fin- derzweig peitscht. Werkwürdig ist der Irrglaube, Althochdeutschen und bedeutet etwa Flatter det der Holunder Verwendung beim Totentult. daß der Holunder eine Krankheit aufnehmen derten wieder die Johannisfeuer. Glühwürmchen baum", verständlich im Hinblick auf die zahllosen, Man legt dem Toten einen Zweig in den Sarg fönne. So sollte man z. B. den Rotlauf auf den schwirren durch die laue Nachtluft und der Ho- zu Boden flatternden weißen Blütensternchen, die und streut Holunderbeeren unter den Sarg. In Baum übertragen" tönnen, und dadurch die lunder steht in voller Blüte. Sommerstimmung der Baum überreich in alle Winde streut. der Slowakei macht man aus dem Mark des Bau- Krankheit loswerden. Auch Fieber und Auszeh­liegt über der Natur. Die Höhe des Jahres ist Vielerlei Heilkräfte sollen dem Baume inne mes die sogenannten Holundermännchen", die rung wollte man in den Baum hineinbannen, erreicht. Uralte Bräuche leben heute noch im wohnen. Es ist nicht unberechtigt, wenn ein Autor als Diener des Todes" aufgefaßt werden. übrigens eine gefährliche Sache, denn er war nun Volfe, uralter Glaube an Wunderkräfte, die sich ihn als die lebende Hausapotheke des Ginöd- Uebrigens erwähnt schon Tacitus , daß das Holz ansteckend für andere Menschen. Allerlei Zauber entfalten, um die Zeit der Sommersonnenwende bauern" bezeichnet. Alles an ihm wird verwen- des Holunders bei der Leichenbestattung Verwen- knüpft an den Holunderbaum an: ein Dieb muß, und vor allem in der Johannisnacht, der Nacht det: die Blüten und die Beeren, die Blätter, das dung fand. Nicht überall erfreut sich der Baum was er gestohlen hat, wiederbringen, wenn man, Holz, ja selbst die Rinde, das Mark und die Wur- der gleichen Beliebtheit wie bei uns. In Rußland vor Sonnenaufgang, mit der linken Hand eine zel. Und wie seltsam sind, besonders in früheren und Polen gilt er als ein unheimlicher Baum. Holunderstaude, gegen Often gewendet, nieder­Wie lange schon der Holunder ein Begleiter drückt. Je stärker man drückt, desto schneller muß Zeiten, oft die Verwendungsarten gewesen! Der Holunderbaum gehört so recht zum Bilde der menschlichen Siedelungen ist, beweisen Funde der Dieb kommen. Auf dem Lande stellt man häufig unter Zu­des deutschen Bauernhauses. Fast bei jedem Hause aus der Bronzezeit. Schon der prähistorische sieht man ihn grünen und blühen und das ist nicht Mensch scheint Beziehungen zu dem Baum gehabt hilfenahme von Holunderblüten ein moussieren­eben verwunderlich, denn er kann selbst auf dürf- und seine Heilkräfte gekannt zu haben. Es ist un- des Erfrischungsgetränk, eine Art Limonade, her. tigstem Boden noch gut gedeihen, selbst auf Schutt glaublich, wie viele Leiden die wundertätige In ein Glasgefäß kommen Wasser, Zucker, Zitro­und. Abraum, und ohne jede Pflege. Vögel ver- Pflanze heilen soll. Im Altertum wurde Solun - nensaft und Holunderblüten. Nachdem man das schleppen seine Samen und in wenigen Jahren ist der als gynäkologisches Medikament und als harn- Glas einige Tage an der Sonne stehen gelassen, er zum üppigen Busch aufgeschossen, der alljähr- treibendes Mittel verivendet. Bald sollte er Pos bis sich Glasbläschen entwickeln, wird die Flüs­

vor dem 24. Juni.

Am Johannistag muß gebadene Holler fücheln essen, wer Bank und Streit und besonders Chezerwürfnisse fernhalten will. So will es der Brauch in vielen Gegenden, besonders in den Al­penländern. Die Hollerfücheln sind die in Teig getauchten und in Schmalz gebackenen Blüten­dolden des Holunderstrauches. Wer am Johan­nistag gebackene Hollerfücheln ist, wird das ganze Jahr nicht mehr frank" sagen die Leute in man­chen Gegenden Süddeutschlands .

enthält, dafür aber stark

Mit dem Holunderstrauch hat es überhaupt lich seine weiße Blütenpracht entfaltet. Einen dagra heilen, bald Spulwürmer vertreiben, gegen figkeit auf Flaschen gefüllt und in den Keller ge eine eigene Bewandtnis. Viel Heimliches und Holunder darf man nicht fällen, denn Frau Holle Kolik konnte er helfen, ebenso wie gegen Bahn- stellt, wo sie weitergärt. Nach zwei Wochen ist Unheimliches wird um diesen Baum gesponnen weiter und ist das Haus vor bösen weh, Entzündungen und Geschwüre. Als schweiß- das Getränk fertig, das merkwürdiger Weise faft und allerlei seltsame Bräuche haben sich bis auf Geistern. Und muß man es dennoch tun, dann treibender Tee erfreut er sich allgemeine Ver- gar keinen Alkohol ein im Bolt erhalten. In vielen von ihnen sind chen, wie es z. B. in Bolen heute noch hie und da soll man um Mitternacht pflücken, am besten in nichts zu schmecken. Läßt man sie aber weg, so unsere Tage, bis in unsere aufgeklärte Zeit hin soll man dazu allerlei Beschwörungsformeln spre vendung. Aber Holunderblüten für diesen Tee moussiert. Von den Holunderblüten ist weiter christlicher Glaube und Seidentum in wundersch sein soll, um Unglück und Tod abzuwen- der Johannisnacht, in der nach altem Glauben, entsteht ein Getränk, das alkoholhaltig ist. Hat

licher Weise mit einander verquidt.

den. Auch darf man das Holz nicht verbrennen, die Heilkräuter alle ihre höchste Wirkung entfal- Frau Holle den bösen Geist des Alfohols ausge= sollen nicht Krankheit und Viehseuchen ihren Ein- ten. Denn die Johannisnacht ist eine Geistertrieben? Hier ist die Wissenschaft ihr auf ihre

"

Schon der Name erinnert an Frau Holle, zug halten. Wer unter dem Holunderbusch ein- schwärmzeit", unheimlich und von geheimen Kräf- Schliche gekommen. Gärung von Zuckerlösungen denn die alte Bezeichnung war Solluntar, schläft, der hat schöne Träume und ist sicher vor ten voll... Ueberall spiel der Wunderglaube ist die Wirkung von Hefepilzen, die überall reich­das bedeutet: Baum der Holla oder Berchta , jener bösem Zauber und Schlangenbiß. Wo ein Holun- mit hinein in den Glauben an die Heilkräfte des lich vorkommen. Die meisten Hefeforten aber ver­Naturgöttin der alten Germanen, die einst hohe der steht, da ſchlägt der Blitz nicht ein. Grund Baumes. Albertus Magnus , der große Alchimist gären den Zucker nur bis zu Alkohol und nicht, Verehrung genoß als Herrin der Liebe, der Wol- genug aljo, ihn zu schonen und zu schüßen. Wer des 13. Jahrhunderts, gibt an, daß, wenn man oder nur zum geringen Teil, zu Kohlensäure. Die fen und des Spinnrockens und die besonders in ihn gar pflanzt, will damit die Geister der Un- die Rinde des Baumes von unten nach oben Rolle der Holunderblüten besteht nun darin, eine den Alpenländern noch in vielen alten Sagen und tervelt günstig stimmen. Sein Ansehen ist in schabt, ihr Saft ein Brechmittel liefert, ein Ab- bestimmte Sefeforte, die in ihrem Nektar lebt, in Volfsbräuchen weiterlebt. Da der Holunder oder manchen Gegenden so groß, daß man, wie ein führmittel dagegen, wenn man von oben nach die zu vergärende Flüssigkeit einzuführen. Durch Soller vielfach auch& I i e der genannt wird, gibt alter Bauernspruch sagt, vor ihm den Hut ziehen unten schneidet. Derselbe Aberglaube findet sich die Lichtwirkung wird nun diese bestimmte Hefe­es wohl zuweilen Verwechslungen mit dem eben müsse. In manchen Gegenden Deutschlands nimmt merkwürdiger Weise in den verschiedensten Län- raffe denn anderen gegenüber in ihrer Entwid­falls als Holler oder Flieder bezeichneten Syrin- der Totengräber unter Schweigen, das Maß zum dern: in Rumänien Rußland , Sibirien , ja selbst. lung gefördert, und sie macht gründlichere Arbeit, genbaum unserer Bartanlagen, der unserer Vege- Sarg mit einem Holunderstab. In Südtirol trägt bei gewissen Indianerstämmen. Tatsache ist nur, indem sie den Alkohol noch weiter abbaut zu tation nicht ursprünglich angehörte wie unser man in manchen Orten dem Sarg ein Kreuz aus daß die Rinde beide Wirkungen ausübt.

Kohlensäure.