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Sonntag, 28. Juni 1936
Arbeitersozialversicheruns, Staat und nationale Minderheiten Von Abg. Ant. Hampl
Ein Gesetz ist dann gut, wenn sein Geist im Zeichen des Fortschrittes steht, die Entwicklung antizipiert und eine Stütze der Staatsraison ist. Diese drei Hauptbedingnngcn erfüllt das Gesetz über.die Ä'rbeitetsozialversicherung, trotz seiner verschiedenen Unvollkommenheiten, in höchstem Maste. Oesterreich-Ungarn hat lediglich die Unfall- tznd Krankenversicherung realisiert. Gegen Jnvali« «tät und Alter hat Lhrkriegs-Ungarn lediglich seine Staats- und öffentlichen Angestellten stchergestellt, Oesterreich hat diese Sicherstellung auch den Privatbeamten und aus dem Arbeitarlager lediglich den Bergarbeitern gewährt. Deshalb ging die größt« Sehnsucht des arbeitenden Proletariats dahin,' eine ■ Exiftenzsichrrung gegen die schwersten Risken des Lebens und des Berufes zu erhalten. Der Ruf nach Verwirklichung dieser Sozialreform war schon vor dem Kriege sehr stark, zur Verwirklichung gelangte sie bei uns erst nach dem Kriege. Bereits die erste tschechoslowakische Regierung hat in ihrer programmatischen Kundgebung erklärt, daß der neue Staat die Invaliden- und Altersversicherung verwirklichen werde. Unter der Leitung des ersten Ministers für soziale Fürsorge Tr. Lev Winter, wurden denn auch mit aller- grötzter Beschleunigung sämtlich« statistischen und finanziellen Vorbereitungen getroffen, damit dieser Große soziale und finanzielle Plan der obligaten Kol- lekriversparniffe gegen die Risken der Arbeitsinvalidität und des Alters im Arbeiterlager verwirklicht werden können. So wurde es möglich, im Jahre 1J24 unter aktiver Teilnahme unserer politischen Parteien das Gesetz zu verwirklichen, das vor zehn Jahren am 1. Juli in Kraft getreten ist. Schon damals wurde dieses Gesetz als eines der besten Gesetze zum Schutze der Republik bezeichnet und die mit ihm gewonnenen Erfahrungen bestätigen dies. Durch Gesetzwerdung der Sozial- derficherung ist der Staat der Arbeiterschaft nähergekommen.' Er hat sie in Situationen gestützt, die für sie menschlich die empfindlichsten und schmerzlichsten waren. Zugleich hat er die Arbeiterschaft ohne Unterschied der Nationalität und der politischen Parteizugehörigkeit an das Schicksal des Staates gefesselt. Von der Konsolidierung ihrer Wirtschafts- verhältnisie und dem daraus erfliehenden Werte der Währung ist die Sicherheit und der Wert der Pension des Arbeiters im Falle der Invalidität und des Alters sowie die Sicherstellung seiner Angehörigen abhängig..Moralisch und politisch hat es sich in schweren, inttzmationalen Situationen erwiesen, wie die den nationalen Minderheiten angehörigen Arbeiter in der Slowakei und in den historischen Ländern zwischen dem eigenen Regime und den Regimen der übrigen Staaten unterschieden. Und dies, meines Erachtens, zugunsten unserer Republik . Die Zentralsozialversicherungsanstalt muhte in den ersten Jahren gegen die schwersten Vorurteile ankämpfen. Es wurde ihr vorgehalten, sie hebe nur Beiträge ein,'ohne auszuzahlen, sie entzieh« der Volkswirtschaft und dem privaten Unternehmertum bedeutende Mittel und thesauriere sie. Diese Vorurteile sind nun unter dem Gewicht der Tatsachen zerstoben. All« objektiv öffentlichen sind Wirtschaftsfaktoren sind sich dessen bewuht, daß die Jnvaliden- und Altersversicherunug der Arbeiter zu einem der größten und verlählichsten Gläubiger d«S Staates/ der Länder, Bezirke und Gemeinden geworden ist. Zu Ende des Jahres 1935 befanden sich in festen Händen der Zentralsozialversicherungsanstalt für nominal 1167 Millionen KL Staatswertpapiere; unter der Mitwirkung der Zentralsozialversiche
rungsanstalt dem Staats- und Straßenfönds zum Ausbau eines modernen Automobilstrahennetzes geliehen und solcherart auch zur Linderung der Arbeitslosigkeit in de» Jahre» der allerschwerften Wirtschaftskrise beigetrage«, di« wir durchzumachen hatten. In der Republik gibt es kaum eine einzige auwnome Einheit, sei es das Land, Bezirk oder Gemeinde, in deren Distrikt nicht mit Hilfe der Zentralsozialversicherungsanstalt Gemeinde- oder Genoffenschaftshäuser erbaut worden wären. Die Zahl der aus Mitteln der Zentralsozialversicherungsanstalt erbauten Kleinwohnungen ist auf 40.000 zu schätzen. Er gibt keinen Distrikt, in dem nicht mit Hilfe der Zentralsozialversicherungsanftalt eine Wasserleitung, Kanalisation, Melioration errichtet, Krankenhäuser, Siechenanstalten oder Waisenhäuser erbaut worden wären. Nur die Kommunalkredite allein haben die Summe von% Milliarden Kc überschritten. Der Wahrheit entsprechend ist festzustellen, dah namentlich Gesuche von Genossenschaften und deutschen Gemeinden vom Anfang der Tätigkeit der Sozialversicherungsanstalt sehr häufig waren und dah ihnen seitens der Anstalt in äuherstem Matze entsprochen wurde. Für sogenannte industrielle und gewerbliche Kredite wurden an 308 Millionen KL Darlehen gewährt, wovon «ine sehr namhafte Onate«ach Rardbähmm ie> gange« ist. Wenn wir die Kreditpolitik der Zentralsozial- versicherungsanstalt verfolgen, mutz festgeftellt werden, datz sie die Kredite ohne Unterschied für alle Gebiet« der Republik zugunsten der Bevölkerung aller Nationalitäten gewährt hat. Es wird, glaube ich, kein« Indiskretion sein, wenn ich ein paar Beispiele anführe: dem Karlsbader Bezirk wurden 87 Millionen KL geliehen, davon der Stadt Karlsbad 14 Millionen KL, dem Reichenberger Bezirk 40 Millionen. der Stadt Rcichenberg allein davon 13,250.000 KL, dem Bezirke Aussig a. E. 39 Millionen. Der Bezirk Eger erhielt für sein Krankenhaus 3,930.000 KL, der Bezirk Asch für den gleichen Zweck 3 Millionen KL, und diese Aufzählung ist noch lange nicht zu Ende. Die Leistungsagenda der Zentralsozialversicherungsanstalt setzte erst im Jahre 1929 nach Ablauf der Karenzfrist ein, aber ihre Bedeutung nimmt sehr rasch zu und ihr Umfang hat infolge der langandauernden Wirtschaflskrise alle Voraussetzungen
Ausland Die Außenpolitik der Regierung Blum und di« französische Presse. Die Deklaration der neuen Regierung zur Außenpolitik hat in der Pariser bürgerlichen Presse keine ungünstige Aufnahme gefunden. Abgesehen von einigen ausgesprochenen Rechtsorganen, die die Kundgebung der Regierung zum Anlaß für eine scharfe oppositionelle Stellungnahme benutzen, trägt die Kritik im allgemeinen einen sachlichen Charakter. Im.„Echo de Paris" schreibt Pertinax: Der Außenminister spricht uns von einem Donaupakt mit Einschluß aller Staaten Zentraleuropas. Aber wir wissen ja, daß heute weder Un g a r n noch Polen sich diesem Pakte anschließen werden. Die alten Rechnungen zwischen Italien und der Kleinen Entente sind gleichfalls noch nicht liquidiert. Hitler werde nie auf Pakte allgemeinen Charakters eingehcn. Im„Figaro"
west überholt. Es ist übrigens verständlich, datz die Arbeiter mit ihren gesunkenen Löhnen und die völlig Arbeitslosen in weit höherem Matze ihre Ansprüche namentlich auf die Invalidenrenten geltend machen als in Zesten guter Beschäftigung und steigender Löhne. In der ganzen Republik gibt es kaum eine Gemeinde, in der nicht ein Invalider, ein Greis, Witwen oder Waisen regelmätzig Renten erhielten. Die Schichtung der BiertelmMo« von Rentnern, die von der Zentralsozialversicherungsanstalt zwar kleine, aber regelmätzige Invaliden-, Alters-, Waisen- oder Witwenrenten monatlich beziehen, entspricht begreiflicherweise auch der sozialen und natto- nalen Schichtung unserer Versicherungsnehmer. Die ZentralsozialverficherungSanstalt korrespondiert mit den tschechischen Versicherungsnehmern tschechisch, mit den slowakischen slowakisch, mit den deutschen deutsch , mit den magyarischen magyarisch und mit den ruthenischen ruthenisch, also jeweils in der Muttersprache des Versicherten. Die Leistungen sind allerdings noch sehr bescheiden und bei jüngeren Rentnern mst mehreren Kindern begreiflicherweise unzulänglich. DaS Werk ist aber begonnen und noch nicht vollendet. Trotzdem jedoch ist die soziale und die wirtschaftliche Bedeutung der namentlich in den letzten Krisenjahren an Personen, die ihrer Verdienstfähigkeiten und-Möglichkeiten beraubt sind, ausgezahlten Summen sehr groß. Die ZentralsozialverfichernngSanftalt hat i« den letzten fünf Jahren an Rente««nd sonstigen Leistungen mehr als eine Milliarde KL ausgezahlt. Heute beträgt die Auszahlung der Leistungen und Renten täglich mehr als eine Million KL. ES ist ersichtlich, datz die an Versicherungsprämien einlaufenden Beträge nicht brach liegen bleiben und nicht nur zum Nutzen der sozial Schwächsten, sondern auch zum Nutzen unseres gesamten Wirt- schastslebenS verwendet werden. Sie flietzen auf unzähligen Wegen in unseren inneren Konsum und dem ganzen wirtschaftlichen Kreislauf wieder zu. Die Krankenversicherung, die Arbeiter-Jnvaliditäts- und Altersversicherung, die Bergarbeiter-Pensionsversicherung und die Versorgung der Staats- und öffentlichen Angestellten schützen alle unsere privaten und öffentlichen Angestellten für den Fall von Krankheit, Mutterschaft, Invalidität, Alter und Todesfall und geben unserer Demokratte«inen sozialen Charakter. Der nicht voreingenommene Bolkswirtschaftler und Sozialpolitiker sieht in diesen Mahnahmen nicht nur ein verdienstvolles Werk auf dem Gebiete der sozialen Mahnahmen, er ist sich darüber hinaus auch der Wichtigkeit dieser Einrichtungen für das gesamte öffentliche und polttische Leben der Republik bewuht. Schon in meiner letzten Kundgebung habe ich im Rundfunk betont, daß die diesen Zwecken gewidmeten Beträge von allen Gesichtspunkten, also auch vom Gesichtspunkt des Staates, rin sehr gut angelegtes Kapital sind.
äußert sich' Wladimir d'O r m e s s o n über die Regieruttgskundgebung, es sei ein Achtungserfolg. Aber, setzt er fort, wir befinden uns auf einem Kampfplatz. Es gibt in Europa ein Land, das sich Tag und Nacht für den Krieg vorbereitet. E s wird den Krieg plötzlich beginnen, wenn es bloß«inen passenden Augenblick findet; es wird sich davon enthalten, wenn es diesen Krieg für riskant hält. Alles andere ist leeres Geschwätz. Di« wesentliche Aufgabe unserer Politik besteht darin, mit jenen vier oder fünf Mächten uns zu einigen, deren kollektiver Widerstand, im Bunde mit dem unsrigen, imstande ist, die Ordnung und den unteilbaren Frieden in Europa zu sichern. Vor dieser Aufgabe sollen die Ideologien, Doktrinen, Sympathien und Mißtrauen zurücktreten. Damit tritt d'Ormesson offen gegen die antifaschistische Sttmmung der gegenwärtigen Regierungskreise auf. Demgegenüber wird in der„Ere Nouvelle", dem Organ von Herriot ,«ine Lanze für die t r a-
Mädel mit acht Weltrekorden Willie den Ouden, Hollands große Schwimmerin und Olympia-Zweite im 100-Meter-kräul» schwimmen von Los Angeles , nach dem Training.
ditionele franko-britische Entente gebrochen. England sammelt jetzt seine Kräfte, heißt es dort, man bereitet sich in London für den Fall vor, daß jemand die Grundlagen des Friedens selbst zerstören wollte. Für England geht cs nun vor allem um Zeitgewinn. Jene, die es heute für eine gute Außenpolitik ansehen, den britischen Löwen bei dem Schwanz zu ziehen, werden sich sehr verrechnen. Japan und USER. Unter diesem Titel veröffentlichen die offiziellen Moskauer „I swe- stij a"(18. 6.) einen Aufsatz, der sich in scharfer Weise gegen die japanischen militaristischen Kreise wendet. Die sich häufenden„G r e n z- z wischenfälle" bestehen darin, daß die japanischen Soldaten die russische Grenze überschreiten, während entgegengesetzte Fälle überhaupt nicht vorkommen. Das gehe schon daraus hervor, daß die japanischen Grenzbehördcn stets an die entsprechenden russischen Behörden sich mit der Bitte wenden, Leichen der japanischen Soldaten, die die Grenz« überschritten haben, herauszugeben. Die Japaner sabotieren die Einsetzung der Grenzausschüsse und erheben nun die Forderung nach der Schaffung einer d e m i l i- tarifierten Zone an der sowjet-mandschurischen Grenze, die zu beiden Seiten der Grenze sich auf je 50 Kilometer hinziehen soll. Die Sowjetunion , meinen die„Jswestija", habe an ihrer fernöstlichen Grenze eine Verteidigungslinie aufgeführt, und die führenden japanischen Militärkreise wissen es sehr gut, wie schwer es sein werde, diese Linie einzunehmen. Daher schlagen sie nun uns vor, sie zu beseitigen. Hinter der russischen Verteidigungslinie jedoch befinde sich die strategisch wichttge Eisenbahn, die keine 50 Kilometer von der Grenze entfernt verlaufe. Die Tokioter Militärs müssen doch endlich verstehen, daß niemand in Moskau ihre Vorschläge ernst nehmen könne.
Die Sonnenfinsternis Von Josef Wechsberg Tic Geschichte vom Kapitän Lissiac und der Sonnenfinsternis hat mir ein französischer See- niann an einem glühendheißen Sommerabend in Suez erzählt. Später habe ich sie auch noch in Rio und Wladiwostok gehört. Denn sie ist eine jener Seegeschichten, die ihre Runde durch alle Häfen der Erde machen und allen Matrosen vom nürdlNhen bis zum südlichen Wendekreis geläufig sind. Wir Landmenschen kennen sie nicht. Aber damit soll nicht gesagt sein, daß sie nicht wahr sein ckayn. An'jenem Abend lag die„Esperance" im Hafen von Cristobal vor Anker. Die„Esperance" wär trotz ihres vornehm klingenden Namens nur ein„Cargobvot", ein gewöhnliches Frachtschiff, und der Abend der Begebenheit mag fünfzehn, vielleicht auch achtzehn Jahre zurückliegen; doch sind diese Einzelheiten nebensächlich und unwichtig. Um sechs Uhr abends schlug Kapitän Lissiac, der Kommandant der„Esperance", seine Bücher zu, über denen er den ganzen Tag gesessen war, ließ sich den ersten Steuermann rufen und hielt ihnz die folgende Ansprache, die wortwörtlich wie- dcrgegcbcn werden muß, ohne Aenderunz und Kürzung, da darin der Kern der ganzen Begebenheit liegt. Es stünde fast dafür, sie auswendig zu lernen, ivenn man das Kommende richtig verstehen will.„Wie Sie wohl wissen werden", begann der Kommandant in gewohnter Höflichkeit,„haben wir morgen eine Sonnenfinsternis, was nicht alle Tage vorkommt. Sie lassen um acht Uhr früh alle Mann in Dienstkleidung auf dem Vordeck antreten.-Sie werden dort das seltene Phänomen be
obachten können und ich will ihnen die nötigen Erklärungen geben. Falls es regnen sollte, gibt es natürlich nichts zu. sehen. In diesem Fall wird nicht angetreten und die Burschen bleiben im Bootsraum unten." Der Kommandant machte eine Pause und blickte den ersten Steuermann an.„Sie haben mich wohl verstanden?" „Vollkommen", sagte der Steuermann, obzwar er in diesem Augenblick an die rassige Mexikanerin dachte, die ihn unten am Peer erwartete. „Ich danke Ihnen", sagte der Kommandant, „veranlassen Sie das Nötige!" Der erste Steuermann lief die Stiegen herunter, ließ sich den zweiten Steuermann rufen und sprach schnell, wobei er nervös auf seine Uhr blickte: „Auf Befehl des Kommandanten, ist morgen um acht Uhr früh Sonnenfinsternis, in.Dienstkleidung. Alle Mann treten auf dem Vorderdeck an und der Kommandant wird die nissigen Erklärungen geben, wäs nicht alle Tage vorkommt. Wenn es regnet, gibt es natürlich nichts zu sehen. In diesem Fall wird das seltene Phänomen, im Bootsraum beobachtet werden und es wird nicht angetreten. Verstanden?" Der zweit« Steuermann nickte und sein Vorgesetzter schaute zu, daß er zu seiner Mexikanerin zurechtkam. Indessen ging der„Zweite" aufs Achterdeck und ritzf Rossi, den Schiffszimmermeister und Vertrauensmann der Matrosen.„Rosst", sagte er wörtliche„morgen um acht Uhr früh wird auf Befehl des Kommandanten die Sonnenfinsternis auf dem Vorderdeck sein. Alle Mann treten an. Der Käpt'n wird im Bootsraum die notwendigen Erklärungen geben. Wenn es regnet, was nicht alle Tage vorkommt, wird das seltene Phänomen in Dienstkleidung stattsinden. Abtrcten!"
Rossi war dermaßen erstaunt, daß er mit offenem Munde dastand und über das seltene Phänomen nachdachte. Es kam selten vor, daß Rossi nachdachte.„Das wird ein Spaß sein!" sagte er, ohne es eigentlich zu wollen. „Laß deine Reden", schrie der zweite Steuermann wild,„und schau lieber zu, datz du deine Leute instruierst I" Rossi blickte sein Gegenüber wütend an, spuckte über die Reeling und swlperte die Treppen in den Bootsraum hinunter. Dort setzte er die Finger an die Lippen und lietz einen markerschüt- ternden Pfiff ertönen. „Ruhe jetzt!" brüllte er, als die Matrosen um ihn versammelt standen,„macht lieber Eure Ohren auf und bemüht Euch, weniger vernagelt zu sein als gewöhnlich... Also: morgen früh um acht Uhr im Bootsraum wird der Käpt'n die Sonnenfinsternis mit den nötigen Erklärungen machen. Wenn es regnen wird, seid ihx alle auf dem Vorderdeck und das seltene Phänomen wird in Dienstkleidung abgehalten, was nicht alle Tage vorkommt. Morgen acht Uhr! Datz keiner zu spät kommt,.O Was schaust du so dumm?" schrie Rossi auf den Schiffsjungen Tom,„haft du das nicht verstanden, du Lümmel?" Tom machte ein Gesicht wie ein Bettler aus der Landstraße, der ein Luxusauko vorbeifahren sieht und stieß einen lästerhaften Fluch aus. „Schluß jetzt!" rief Rossi und schloß die einseitige Debatte»„jeder auf seinen Platz!" Als um acht Uhr abends die zwei Matrosen vom Dienst von der Kommandobrücke herunterkamen, wurden sie von ihren Kameraden mit geheimnisvollen Gesichtern empfangen. „Moret", begann der alte Laperuchc flüsternd,„morgen um acht ist am Deck..."
„Und wozu?" „Verdammt, eine faule Geschichte, die nicht alle Tage passiert. Das soll die Sonnenfinsternis mit dem Käpt'n in Dienstkleidung sein..." „Und wo?" „Im Bootsraum. Außer wenn's regnet...." „Wenn es regnet, wird das seltene Phänomen mit den notwendigen Erklärungen auf dem Vorderdeck stattfinden." „Und was sollen wir dabei tun?" „Ich weiß nicht mehr genau", sagte Lape- ruche,„ich will Rossi fragen gehen."— Um dieselbe Zeit ließ der Kommandant Lissiac den ersten Steuermann rufen.„Sie haben meine Befehle bezüglich der ixorgigcn Sonnenfinsternis an die Mannschaft weiter gegebene" „Ja, Kommandant", erwiderte der Erste, wobei er'die Hand an die Mütze führte und daran dachte, daß ihn die Mexikänerin heute die Hälfte seines Monatslohnes gekostet hatte. Verdammte Weiber! „Und alle wissen, um was«S sich handelt?" „Alle!" sagte der Steuermann mit dem Brustton unerschütterlicher Ueberzeugung. „Danke, mein Lieber. Sie können gehen!" schloß der Kommandant die Unterhaltung und klopfte seinem Untergebenen freundlich auf die Schulter. Und während der Kapitän Lissiac seine Bücher ergriff und sich in stiller Zufriedenheit die Stellen anzeichnet«, die er morgen seiner Mannschaft vorlesen wollte, saßen unten im Bootsdeck, in der Kambüse und im Maschincnraum die Matrosen und sprachen halblaut über das seltene Phänomen, das morgen um acht Uhr auf dem Vorderdeck den Käpt'n mit den notwendigen Er- Uärungen verfinstern würde...