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Zwel Selten

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Prager Zeitung

,, Sozialdemokrat"

such des Präsidenten Dr. Beneš ausge= zeichneten Opernaufführung wurde die Spielzeit des Deutschen Theaters beschlossen. E. J.

läufer.

0.

Donnerstag, 2. Juli 1936. Mr. 153

Der Film

Verstümmelt durch den Drudfehlerteufel" wurde gestern unser turzer Bericht über die Sams­tag- Nachtvorstellung. Wir wiederholen ihn deshalb: hotel werden durch einen Ueberfall auf einen reichen Ueberfall im Hotel. Menschen in einem Berg­am südlichen Hang des Riesen Für den Ferialfonds der Mitglieder des Prager   Gast aus ihrer Sommerruhe geschredt. Und da gebirges" hält. Deutschen   Theaters hatten diese am Samstag ciue Hinter seinem Tischchen steht der Straßen­Das Wetter im Juni. Laut Mitteilung der Nachtvorstellung veranstaltet, die durchaus der hei- zwischen gibt es allerhand Liebesgeschichten, die, am händler und zaubert. Er hat fleine Brettchen mit See im Sonnenschein geknüpft, den Sommer über­teren Muse" gewidmet war. Es gab auch wirklich dauern. Ein wohldressierter fleiner Hund und sein furzem Stiel und drei Löchern. Durch das mittlere Staatsanstalt für Meteorologie war der Juni in Lustiges- wenn auch nicht durchaus. Die paro- biederer Besizer sorgen für Humor. Unter der Re­Loch stedt er ein Hölzchen. Dann streicht er beschwö Die Mitteltemperatur betrug an der Staatlichen Prag   etwas übernormal warm und ziemlich trocken. distische" Verunglimpfung Schillers durch eine Art rend mit der Hand über das Brettchen hin und auf Kurzposse Kabale und Liebe" kann nicht anders gie Karl Lamač   wurde aus Sommerstimmung. einmal ſtedt das Hölzchen im oberen Loch. Das Sternwarte im Klementinum 18.4 Grad Celsius, las denn als Entgleisung bezeichnet werden. Aber ein otelatmosphäre, verschwundenen Bilanzen und daher um 0.6 Grad Celsius über dem 80jährigen macht der Mann so geschickt, daß die Zuschauer gar Normalwert; am Observatorium der Staatsanstalt Großteil des Publikums unterhielt sich auch über einem chloroformierten Generaldirektor ein ebenso unterhaltender, wie spannender Kriminalfilm zu= nicht merken, wie er das Brettchen unter der flachen für Meteorologie, am Alarob betrug fie 17.6 Grab dicien Spaß, wie über deſſen Vor- und Nach- jammengemischt. So gut gemist, daß der Buſchauer Sand schnell gewendet hat und daß zwei der Löcher Celsius. Die ersten zwölf Tage waren start unter­wirklich in Atem gehalten wird und die richtige Lös nur ein wenig eingebohrt sind, das eine durchge= normal, die übrigen Tage war es warm, namentlich Aus den Anfängen des sozialen Dramas. In sung der geheimnisvollen Vorgänge kaum erraten bohrte Loch aber auf der einen Seite des Brettchens um den 18. Juni herum. Am höchsten stieg die Tem- großer Not, ähnlich wie viele andere tschechische fann. So sei es auch hier nicht ausgeplaudert, wie das mittlere, auf der anderen das obere Loch ist. peratur am 18. Juni, und awar im Stementimum wie Schriftsteller ſeiner Zeit, it doſef st a je t an fid) alles in überraschender weiſe in 38oblacfallen Der Mann kann aber noch verblüffender zau- auch am Klarov auf 29.8 Grad Celsius; am tiefsten Thl vor 80 Jahren( 11. Juli) in Bilsen   gestor- auflöjt. Man trifft mehrere alte Bekannte aus dem bern. Auf dem Brettchen hat er mit Gummifäden fant sie am 3. Juni, und zwar im Klementinum auf ben. Seine materielle Situation und die soziale reichsdeutschen Film wieder, so vor allem Rudolf vorschiedene Gegenstände befestigt, auf der einen 6.6 Grad Celsius. am Marob auf 5.8 Grad Celsius. Welle, welche sich vor dem Jahre 1848 aus Frant- Klein- Rogge, Trude, Hesterberg, Hans Brausewetter  Seite ein Zündholz, auf der anderen drei, oder auf Es gab 15 Sommertage mit Höchfttemperaturen reich nach Witteleuropa wälzte, verstärkt durch den und die unvermeidliche volternde Adele Sandrod. der einen Seite ein Seronenstüd, auf der anderen über 25 Grad Celsius. Die Sonne schien im gan- Aufstand der schlesischen Weber im Jahre 1844, Gine reizende junge Schauspielerin Jessie Vihrog  ein Fünffronenstück, oder einen Straßenbahnfahrzen 268 Stunden, d. i. um 42 Stunden mehr als haben dazu beigetragen, daß sich Thl gerne mit spielte eine pflichtvergessene verliebte Telephonistin, schein und einen Zehntronenschein. Der Mann zeigt das zehnjährige Mittel ausmacht. Der Himmel sozialen Problemen befaßte. Er schrieb eine Er­Gr: Als Hauptdarsteller iſt der kleine Filmbund Lumpi es, macht Hokuspokus, läßt das Brettchen am Stiel war im Mittel zu 50 Prozent mit Wolfen bedeckt. zählung über arme Leute, einen Aufsaß über Wa- au nennen, der seine Rolle mit Anmut und treuz zwischen den Fingern wirbeln und icht sehen die Seiter waren acht, trübe fieben Tage, an zwei Tagen schinenstürmer und ironisierte in einigen Couplets herzigem Hundehumor spielt. Ein freundlicher überraschten Zuschauer auf beiden Brettchenfeiten zeigte sich die Sonne überhaupt nicht. Im Klemen seiner Lustspiele soziale Gegenfäße. 1847 schrieb er Unterhaltungsfilm, der, umrahmt von hübschen Bil­nur Straßenbahnfahrscheine. Der Zauberer hält tinum regnete es insacfamt 39.8 Millimeter, d. i. cine Tragödie, welche das erste soziale Stüd in der dern aus dem Zugspizen- Gebiet, eine entsprechende inne und läßt es ſchen: wirklich, es ist ein ganz bloß 63 Prozent der Normalmenge. Am meisten tschechischen Literatur iſt, Kutnohoršti haviri" Sandlung sauber serviert und dessen Fehler nur iſt. gewöhnlicher Umsteiger". Der Mann macht die be- regnete ca 12.0 Millimeter am 24. Juni. Am Kla- Die Bergarbeiter von Kutten- daß die zu lärmende Begleiimusit stellenweise die schwörende Handbewegung, läßt wieder das Brett rob wurden elf Tage mit Regen verzeichnet, dar berg  "). Es war ein fühnes Beginnen, im Vor- Dialoge verschluckt. it. chen wirbeln und jetzt haben sich die" Fahrscheine unter sieben Tage mit mehr als einem Millimeter. märz solche verdächtige" Themen zu behandeln. auf beiden Seiten in Zehntronenscheine verwandelt. Gewitter wurden an fünf Tagen, Nebel und Sturm Um so mehr muß bedauert werden, daß dieses Drei Männer im Schnee. Der Millionärs­,, So mache ich es, wenn ich kein Geld habe," sagt überhaupt nicht beobachtet. soziale Drama in den letzten Jahrzehnten über- roman Erich Kästners, in dem sich der gleich­der Mann. Und die Zuschauer mögen noch so scharf Bäberpauschalaufenthalt der tschechoslowakischen haupt nicht aufgeführt wurde und seine mit dem geschaltete Autor auf wenig anständige Art über aufpassen Staatsbahn für Einzelpersonen, anzutreten an jedem Todestag Tyls in Bufammenhang gebrachte Wie- seine Leser lustig gemacht hat, ist troß mancher zu sehen. beliebigen Tag für beliebige Zeit, z. B. drei Wochen deraufnahme durch das Ständetheater am Sams- wißiger Wendungen eine entseßlich seichte, bewußt in Strbité Pleso 375 in Billen, 1695 im Hotel tag, den 27. Juni, infolge der vorgerüdten Saison titschige und in der Erfindung abgedroschene Ver Sriwan und 2115 im Grand- Hotel Hvězdoslav. ein schwach besuchtes Haus fand. Hoffentlich wer wechslungsgeschichte. Aber die Leser find Herrn Weiter Tatranská Lomnice 1740 im Grand- hotel den zahlreiche Reprisen im Herbst folgen. Es ist Kästner   auf den Leim gegangen, das Buch war ein Praha  , Lubochňa in der Slowakei   980, Johannisbad ein Verdienst der Bearbeitung. daß im Theater Erfolg, es ist sogar( unter dem Titel., Das lebens­890, Joachimsthal   1205, Marienbad   1100, Karls­ bad   1110.. Im Preis ist die Reise hin und zu­rüd, ganze Verpflegung samt Trinkgeld inbegriffen. Im Hinblick auf das große Interesse müssen Anmel dungen in der Hochsaison Juli August rechtzeitig erfolgen. Anmeldungen und Prospette im Basar neben dem Wilsonbahnhof, Telephon 383-35( 8 bis 12, 14 bis 17, Samstag 8 bis 13 Uhr).

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nur wirbelnde Zehnkronenscheine sind

Jedes Ding hat zwei Seiten. Mit einem Trid und einiger Fingerfertigteit hebt der Mann diesen alten Erfahrungssas auf und beweist, daß man es nur geschickt anzustellen braucht, um die Zuschauer nur die eine Seite sehen zu lassen und sie glauben zu machen, sie sähen beide. Solche Taschenspieler gibt es an vielen Stra­Ben. Und alle wollen sie ihre Sache an den Mann bringen. Sie lassen die Brettchen wirbeln und dann sehen die getäuschten Zuschauer nicht mehr, was sie doch alle aus eigener Erfahrung wissen. Der Zauber flimmert ihnen vor den Augen und sie schen bei spielsweise nicht mehr die magere Krone, die ihnen der Unternehmer als Lohn für ihre Arbeit zahlt jie sehen nur noch Volksgemeinschaft". Und sie halten es sogar für ganz in der Ordnung, daß der Zauberer in Fürstenschlössern frühstückt, in Fabri­fantenvillen zu Mittag speist und am Abend den fleinen Leuten seinen Hokuspokus vormacht.

Sie alle wollen ihre Brettchen an den Mann bringen. Nur: dieser Straßenhändler hier zeigt seinen Abnehmern den Trick, damit sie ihn nach machen können. Im andern Falle aber wird das Brettchen zum Brett. Die Gläubigen tragen es vorm Kopf und begreifen gar nichts mehr. Das ist der Unterschied.

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Das Jeschkenhaus eine altböhmische Burg. Eines der Melantrich- Blätter brachte un­längst eine Fliegeraufnahme des Jeschtengipfels, worauf auch das bekannte Jeschkenhaus zu sehen ist, die schmucke Baude, die so um 1910 herum vom Gebirgsverein für das Jeschten- und Iser­gebirge" errichtet wurde. Diese Baude wirft ja von oben gesehen einigermaßen burgähnlich. Je denfalls setzte sich einer der Redakteure jenes Blattes, der offenbar von heimatkundlichen Kennt nissen ziemlich unbeschwert ist, hin und versah das hübsche Bildchen mit dem noch hübscheren Text:

Kunst und Wissen

längliche Kind") dramatisiert worden, und am Ende ist nun gar ein tschechischer Film daraus ge= worden, der Berlin   in Prag  , die Alpen   ins Ric sengebirge und den Herrn Schulze in einen Herrn Novotný verwandelt hat. Da er außerdem die Käst­nerschen Einfälle" plump auftrumpfend wiedera holt, die im Buch schon unglaublichen Figuren noch unmöglicher erscheinen läßt und den Kitsch geradezu strahlen läßt, ist nichts Erfreuliches über ihn zu berichten. Ueber den Lustspiel"-Stil des Regisseurs Slawinský braucht hier nichts Neues gesagt zu werden( der einzige Fortschritt ist, daß er dies­mal nicht fingen läßt). Und für die krampfhaften Uebertreibungen der Darsteller, wäre, wenn man von Hugo Ha a s absicht, die Bezeichnung Schniere" ―cis­

iene Stellen besonders hervorgehoben wurden, wel­che soziale Fragen behandeln. In Kuttenberg  , der alten Silberbergstadt, hauste der Münzmeister des Königs Vladislav aus der Dynastie der Jagellonen, Beneš von der Weitmühle. Um sich zu bereichern, betrog er den König und schmälerte die Löhne der Bergarbeiter. Die Lohnfürzung hatte große Unzu­friedenheit und eine Zusammenrottung der Kutten­berger Bergarbeiter zur Folge, welche im Jahre 1493 mit Weib und Kind aus Kuttenberg   fortzo­gen und sich auf dem Berge Kant  ( Gang) in der Nähe der Stadt niederließen. Sie wurden umzin gelt, ausgehungert und zehn Geiseln, die sie stellen mußten, in Poděbrad und Pürglis hingerichtet. Das Stück, das sozial optimistisch endet, ist auf Grund dieser historischen Begebenheiten geschrieben. Alle nicht fehl am Orte. Mitwirkenden taten ihr Möglichstes, um diesem alten Stüde   zum Erfolge zu verhelfen, insbesondere Vydra als Münzmeister Weitmühle, Vojta als Rebellenführer Opat  , Štěpánek als verschmitter Schreiber Reforbat.

r. i.

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Vereinsnachrichten

Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker

Mitgliederzufammenkunft beim Atus- Feft in

Die verkaufte Braut.( Abschied Hilde Konezni.) In Smetanas immer wieder entzüdender Meisteroper Die verlaufte Braut" hat vorgestern abends wilde Konezni von der Prager   deutschen Oper und vom Prager   Publitum Abschied genommen, um einem überaus ehrenden Ruf an die Wiener Staatsoper Folge zu leisten. In den Jahren, en, während welcher Hilde Konezni dem Sommerspielzeit der Kleinen Bühne. Die Kleine Verbande des Prager   Deutschen   Theaters angehörte, Bühne eröffnet heute ihre diesjährige Sommerspiel­ist sie rasch zu einem wirklichen Bublifumsliebling zeit mit einem Gastspiel der Mitglieder des Wiener  geworden und dem Theater zu einer wertvollen fünft- Burgtheaters Maria Eis  , Barbara Uth, Hellmuth lerischen Stüße und Attrattion. Silde Konezni ist Krauß, Wilhelm Schmidt, Reinhold Siegert, Eduard eine Gesangstünstlerin, der von der Natur nicht nur Volters und Philipp v. Besta. Spielplan: Heute, Komotaut. Die Mitglieder der Freien Vereinigung, eine sieghaft schöne und blühende Stimme geschenkt 2. Juli: Kontuschovka". Freitag, 3. Juli: die am Atus- Fest teilnehmen, treffen sich Montag wurde, sondern auch die erforderliche repräsentative on tu chovka". Samstag, 4. Juli:" Die vormittags um 9 Uhr zu einer wichtigen Bespre äußerte Erscheinung und schauspielerisches Talent. Ihr Millionärin". Sonntag, 5. Juli nachm. 4: chung. Treffpunkt Café Reiter. eigener Fleiß und ihre hohe Intelligenz haben die ont uschovka". Sonntag. 5. Juli, abends: natürlichen Gaben zu reifster Stunst geformt, so daß Die Millionärin". Beginn der Abendvor­uns Hilde Konezni als gesangstechnisch bedeutende, stellungen 8 Uhr. Preise 5 bis 45. Vorver­grundmusikalische und gestaltungsstarte Künstlerin fauf: Deutsches Haus, Truhlařová, Wezler. berläßt, der wir im neuen Wirkungsfreis den glei­chen Erfolg wie bei uns wünschen. Als Maric in der Verkauften Braut" zeigte sie uns vorgestern

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Kultur und Arbeit im fergebirge Ausstellung in Gablong a. N.

12. bis 26. Juli 1936. Qualitätsschau des weltbekannten Gablonzer Glases und Schmudes. Spielwaren,

" Der Jeschten eine der reizenbiten noch einmal alle ihre fünſtlerischen Zugenden u Verlanget Verlanget überall mudes, Indufiriemalerei, Grableren, Brägen, fünftet.

alt böhmischen Burgen usw." Aus war Gegenstand lebhaftester Beifallsbezeugungen sei­dem weiteren Tert erfuhr man, daß der geist- tens des ausverkauften Hauses. Mit dieser von immer glücklich musikalisch betreuten, durch den B e-

reiche und kundige Verfasser diesen bei Reichen- Stapellmeister Rieger liebevoll, wenn auch nicht Volkszünder

berg gelegenen Berg für einen Wach post en

werden.

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Galalith, Aluminium, Beleuchtungsförper, Lichtbild, Erfinderschußberband u. a. Kunstausstellung. geistige Kultur, Raumtunst. 6 große Ausstellungsgebäude.

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Arkadien an der Moldaubie Wässer davon. Und als ewiger Klang füllt Tagen. Aber an ihren grünumbuschten Sockeln gleichen Augenblick entschwindet das gar nicht pas­das starte weiche Rauschen den Tag und die ein- hat sich die Idylle angesiedelt. Tramphütten, halb- sende Bild, das nur die stille Feierlichkeit dieser In trockenen Sommern, in denen zeitweise same Nacht. versteckte Blockhütten nisten im Grünen. Und die Fahrt heraufbeschwor. Es ist kein   Charon, der uns In diesen Strudel hinein gleitet der Kahn. schmalen Ufer sind belebt von arkadischem Som- führt; es sind gebräunte Schiffer. Und der Alte die   Prager Moldaudampfer kaum bis Zbrazlav lamen, ohne auf dem Grunde zu schleifen, wird Eigentlich ist es nur ein flacher Trog, lang, breit merleben. Menschen in bunten Schwimmtrikots mit seinem freundlichen Faltengesicht legt die Ru­cs wohl auch am oberen Moldaulauf mehr Steine und schwer, ohne   Kiel. Gegen hundert Menschen lagern im Gras, spielen am Wasser, rufen her- derstange bordlängs und erzählt mit lauter als Wasser gegeben haben. Nun aber hat das ſizen auf quergelegten Brettern in Reihen wie auf über und winken zum Gruß. Es mutet an wie Stimme Geschichten von den Felsen rechts und regenreiche Frühjahr alle Quellen geschwellt; auch den Bänken einer Schule. Die Breite und Schwere Volksstamm nadter brauner Menschen, ein Sonn- links. Genießerisch legt er den Kopf zurück und die neuerbaute Staustufe bei Vraně wirkt bis des Kahnes läßt ihn die Stromschnellen zwischen tagsvolk, das in Blockhütten wohnt und stadtfern mit zusammengefniffenen Augen, aus rundem weit über Štěchovice hinauf. Gesättigt, üppig flu- den Klippen glatt überwinden, aber für die   Fähr- das idyllische Tal besiedelt. Die geringe Entfer- Munde unter dem struppig hängendem Schnurr­tend zwischen grünen Ufern rauscht der Fluß über leute ist es schwere Arbeit, das schwerfällige nung vom Kahn zum Ufer läßt sie alle einander bart gibt er die Pointe zum Besten. Schmunzelnd die felsigen Barren der Stromschnellen. Ein Schiff" durch die Schnellen zu steuern. Fest ein- ähnlich erscheinen. Es ist viel Jugend unter die heimst er die Grheiterung seiner Zuhörer ein kräftiger Mann, der den Schwall zwischen den gestemmt, an den in den Grund gestoßenen Stan- sem Hüttenvolt; alle sind gebräunt und fast alle am Ende der Fahrt auch ein Trinkgeld. Dann Klippen überwinden will, muß mit aller Kraft gen hängend, zwingen sie den Kahn in die ge- sind schlank und kräftig und gut gewachsen. Frei- greift er wieder zum Ruder und jede Sehne an mehr klimmend als schwimmend an den Felstan- wollte Bahn und mit gespannten Muskeln seßen lich, auch andere Gestalten sieht man, Männer diesem alten Fährmann ist Spannung und zähe ten unter Wasser Halt suchen, um vom gewalt sie der Kraft des Flusses die Kraft ihrer Arme mit gewaltigen Bäuchen, den Kühlerhauben ihrer Kraft. Die Wellen klopfen an die Planten. Tatt­samen Drange des Wassers nicht mitgerissen zu entgegen. Polternd, mit dumpfem, schluckendem abseits parkenden Autos ähnelnd. Aber sie sind mäßig flatscht der Ruderschlag. Das triefende Prall flopfen die Wogen von unten gegen den vereinzelt. Die Jugend überwiegt. Der Sport, Studer streut glißernde Tropfen übers Wasser hin. Eilig und mit gelassener Kraft zugleich Brefterboden. Und dann glättet sich die Strö- das freie Wochenendleben in Luft, Wasser und Mit schwerer Drehung gleitet der Kahn in die schwingt sich der Fluß aus grünen Talgründen mung. Die Schiffer legen die Stangen hin, wischen Sonne hat doch schon eine Generation heranwach- Biegung. Die Ruder ruhen und lautlos wandelt heran. Welche Lockung liegt in jeder dieser Win- sich den Schweiß von der Stirn und ziehen die sen lassen, die sich ungeniert der Sonne darbieten sich die Szenerie. : die erhitzten Körper. darf. Ein Mädchen steht am Wasser, schlank, mit Und dann weitet sich der Talraum. Der dungen und Biegungen, dem Flusse immer wei- Jacken über die e ter aufwärts entgegenzuwandern, seinen Lebens- Still gleitet der Kahn. Ruhig, in epischem braunen Gliedern, in zitronengelbem Schwimm- Kirchturm von Štěchovice taucht auf und gleitet lauf zu erleben bis hinauf an die dunkelbeschat- Ablauf der Bilder zicht die Flußlandschaft heran trikot mit weißem Gürtel, in jugendlicher An- heran. Noch ein mäßiger Strudel, ein letter Nach­tete Quelle im   Böhmerwald! Aber gleich genuß- und vorüber. Grüne Ufersäume im Goldglanz der mut, als trüge Eva noch den zarten Hauch der flang, schon übertönt von der Lautsprechermusit zwischen Karussell und Luftschaukel. bych chtěl voll ist das Bleiben und Verweilen am Ufer, des- Sonne, steile Waldhänge, dicht am Ufer aufstei- Schöpfung unberührt auf blanken Schultern. sen Gräser das Wasser schwappend bespült. Ver- gend, weich hingeschwungen unter der Hülle der Eine Stunde dauert die Fahrt. Auf den mit tvé foto..." wir kommen aus grüner halten, sich sammelnd hemmt der Fluß seine flotte Laubwälder, schroffe verkauflete Felswände, die Strecken zwischen den Stromschnellen zieht der Stille und es war, als sei dies alles weit ent­Fahrt, als wisse er schon um den Sprung, den er das Tal zur Klamm verengen und den Fluß berg Fluß ruhig dahin. Feierlich gleitet der Kahn mit fernt von   Prag.   Arkadien an der Moldau. Doch tun muß. Da legt sich ihm die felsige Klippe quer seeartig abzuschließen scheinen, um sich dann in seiner schweren Fracht und unwillkürlich schwei- da liegt schon der Dampfer an der Landungs­vor den Lauf. Eine Barocksäule auf dem Felsen der Biegung leicht und leise zur Seite zu drehen gen in der Stille auch die Menschen. Ein zweiter brücke. beschwört mit frommen Inschriften die Gefahr, wie hohe Torflügel, die den Blick in liebliche Tal- Kahn folgt ihm. In der Entfernung vor dunkel- Mit schwerer Drehung schwenkt der Kahn mit der die steinerne Barre den Flößer bedroht. räume freigeben. Felsen, in Schichtungen und blaugrün schimmernden Schattengründen erinnert and Ufer. Es ist Ziel und Ende dieser Fahrt, von Und da ist die Klippe auch schon erreicht und mit Faltungen aufgetippt und aufgebogen, schieferig das lautlose Gleiten der Menschenreihen über der ein Leuchten in der Erinnerung, zurückbleibt, wirbelndem Sprunge genommen. Gischt sprißt um verwittert, von Urwässern zernagt; tragen die niedrigem Bord für eine flüchtige Vorstellung an blau und goldgrün, von weichem Rauschen durch= nasses Gestein. Erregt, aufgewühlt, in strudeln Niederschrift ihrer Entstehungsgeschichte auf zer irgendwo gesehene Bilder, an Charons Kahn auf tönt wie dieser Sonntag in der Stille." den Wogen sich rückwärts überschlagend schießen splitterten Tafeln, Urkunden aus gewaltigen den schweigenden Wässern des Acheron. Aber im Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch di. Post monatlich 16.-. vierteljährig 48.- halljährig 96.- ganzjährig 192.-.- Inferate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rüdstellung von Manuftripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfranfatur wurde von der Bofte und Teles graphendirektion mit Erlag Nr. 18.800/ VII/ 1980 bevilligt. Druderei: Orbis". Drud. Verlags- und Beitungs-.- G.   Prag.

- Edgar  

Hahnewald.