Mr. 160

Ausland

General Rydz- Smigly  und die polnischen Bauern

( AP) General Rydz- Smigly   ist die große Sphing der polnischen Politit. Auf ihn seßten alle ihre Hoffnungen, als er das Erbe Pilsudstis an trat. Die Rechte glaubte, daß er mit den natio­nal- polnischen Kräften zu einem Ausgleich kom men, die Linke, daß er einen mehr demokratischen Kurs steuern werde. Als er an der Bildung der Regierung Koscialkowski mitwirkte, beeinträch tigte das die Erwartungen der Rechten so wenig, wie die Mitwirkung an der neuen Regierung Stlabkowski ihm von der Linken zur Last gelegt wurde. Bei der letzten Bauernkundgebung in Ga­ lizien  , das auch die Heimat des Generalinspet­teurs ist, rief man zwar Weg mit der Sanacja", aber mait brachte gleichzeitig auf. Rydz- Smigly  Hochrufe aus. Sowohl die Rechte wie die gemä­Bigte Linke verharren bei der Einstellung, für ihn weiterhin eintreten zu wollen, wenn nur das Mo­nopol der gegenwärtig am Ruder befindlichen Wachtgruppierung gebrochen werde.

Samstag, 11. Juli 1936

Seite 5

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Arbeitslosigkeit und Beschäftigung

600

500

400

300

100

ARBEITSLOSIGKEIT

( Nichtuntergebrachte Bewerber- in Tausenden)

1832

BESCHAFTIGUNGSGRAD

( Bel der K ankenversicherung der Zentralsozialversicherungs­Anstalt Versicherts in Millionen)

900

2.

2

300

24

700

2.3

24

800

2.3

500

2

300

200

SUS100

IX. X XI. XIL L

1039

1933

1934

( 829

1335

SUS

LIL L IV. V. VI. VII. VIH. IX X XP. X12 2

2.

2.7

2.A

2.5

24

2.3

2.

2.1

2.0

1.

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Die Zahlungsbilanz 1935

tes läßt sich der Grad der wirtschaftlichen Ver- derung: An der Höhe der Zahlungsbilanz eines Staa-, bei den einzelnen Hauptposten folgende. Verän flechtung mit dem Ausland erkennen. Denn sie enthält die Abrechnung aus dem gegenseitigen Handels- und Wirtschaftsverkehr. Da diese Han­

Südafrikas Sonderwünsche.( AP.) Der süd afrikanische Verteidigungsminister Pirow   hat in London   nicht das erreicht, was er sich verspros chen hatte. Ursprünglich schien die englisch  - ita­lienische Spannung seinem Plan, englisches Geld für die Befestigung von Kapstadt  , das zu einem zweiten Singapore ausgebaut werden sollte, und von Simonstown günstig. Es gab nicht wenige in England, die dafür plädierten, daß England seine Flottenvorherrschaft im Mittelmeer  aufgeben, große Einheiten seiner Flotte am Kap der Guten Hoffnung   stationieren und die Han delsschiffahrt um das Kap anstatt durch den ge= fährdeten Suezkanal lenten sollte. Pirow   trug sich daher mit der Hoffnung, daß sich angesichts dieser Situation für Südafrika   eine günstige Ge­legenheit biete, englische finanzielle Hilfe für die Verteidigung des Dominions zu erlangen. Aber Pirow   hat sich getäuscht. Die Spannung im Mit­ telmeer   ließ nach, und im gleichen Maße schrumpf­ten auch die Aussichten Pirows zusammen. Man spricht heute kaum noch von dem zweiten Singa pore, das in Kapstadt   entstehen sollte. Auch die Lieferungen von Waffen und Material, insbeson= dere von Flugzeugen und Maschinengewehren, werden nicht in dem erwarteten Umfange ausfal­Ten. Das einzige, was Pirow   durchzusetzen ver­Die Teilnahme an der Bauer n= mochte, war die britische Mitarbeit für eine ausge- wicklung a) der Arbeitslosigkeit und b) des Be- tigungsgra de 3, d. h. der Zahl der bei Die obigen Diagramme zeigen die Ent- ivieder die Entwicklungskurve des Beschäf fundgebung, nach außen motiviert mit dehnte Luftverkehrsverbindung an der westafrika  - schäftigungsgrades in der Tschechoslowakischen der 3SVA Versicherten. Das Niveau des Be­deren nationalen und unpolitischen Charakter, nischen Küste. Im übrigen gilt Pirow   als der Republik   an. Die Arbeitslosigkeit be- schäftigungsgrades ist hier günstiger als im ließ viele aufhorchen und die Frage aufwerfen, aussichtsreichste Kandidat für den Posten des wegt sich ständig unter dem Stande vom Jahre Jahre 1934 und nähert sich bereits in beträcht ob er eine andere Politik als der Ministerpräsi- Ministerpräsidenten Südafrikas  , der nach den 1933, indem sie bei uns ihren Höhepunkt er- lichem Maße dem Stande von 1932. Man sieht dent zu treiben gewillt fei. Dabei muß man be- Wahlen von 1988 frei werden dürfte. Er gehört reicht hat und weicht von dieser Maximalfurve also, daß die Zahl der Beschäftig rüdsichtigen, daß eine Teilung der Macht mit den zu den Verfechtern des Empiregedankens. Er weiß, immer mehr ab. Der Stand vom Jahre 1934 ten stärker steigt als die Zahl Nationaldemokraten dadurch erschwert wird, daß daß die Union   und das Mutterland aufeinander wurde allerdings heuer nicht unterschritten, doch der Arbeitslosen abnimmt, was dar diesen gefühlsmäßig ein großer Teil der Be- angewiesen sind. Ihn erfüllte es, auch im Hinblick wird bei intensiveren Maßnahmen gegen die Ar- auf zurückzuführen ist, daß Arbeitspläße von amtenschaft und des Offizierstorps zuneigt, daß auf die Verteidiguna Tanganjitas, mit Besorgnis, beitslosigkeit auch diese Etappe erreicht werden Menschen besetzt werden, die nicht arbeitslos ge­also bei einem Regierungseintritt derselben diese daß sich das italienische Abessinien in das briti fönnen. Kräfte, auf die sich das Regime bis jest trop sche Kraftfeld hineingeschoben hat. Das rechtsstehende Diagramm zieht| wesen sind.( Nachrückende jüngere Jahrgänge). allem wegen des Fehlens einer Massenbasis stüt­zen muß, aus ihren Sympathien für die Natio= ,, Soziale Monarchie"? Der Korrespondent der naldemokraten kein Hehl mehr machen würden, Basler Nationalzeitung" schreibt über ein Gespräch so daß eine unerwünschte Gleichgewichtsverlage- mit dem österreichischen Legitimistenführer Doktor rung zustande käme. So bleibt naturgemäß als Wiesner u. a.: Er und seine Anhänger meinen, große Kraftreserve die Bauern- daß ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich die Wie­partei. Sie wäre als Partner weniger gefähr- derkehr der Habsburger   wünsche. Mögen auch viele lich, da sie in der Verwaltung nur schwach ver- von diesen Vielen im romantischen Glauben ieben, treten ist. Im Kurjer Peranny" empfiehlt denn daß mit den Habsburgern die gute alte Beit zurüd auch der Propagandachef des Kabinetts, Stpiczyn- fommen könnte, die geistigen Führer des Legitimismus sti, ständig den Ausgleich mit der Bauernbewe- haben jedenfalls nichts dafür getan, das Volk zu sol- dels- und Wirtschaftsbeziehungen durch die gung. Das Verhalten ihres derzeitigen Führers, chem Trugschluß zu verführen. Sie denken viel- Wirtschaftskrise weitgehend eingeschränkt worden Außenhandel des früheren Sejmmarschalls Rataj, zeigt jedoch, mehr, so versichert unser Gewährsmann, an die aller- find, so ergibt sich in den Krisenjahren auch eine daß man den Bauern etwas bieten muß, daß sie lezte Zeit der Monarchie, deren Götterdämmerung   starte Verringerung der tschechoslowakischen Zah­nicht so leicht zu gewinnen, nicht so billig zu ha- immerhin eine Abendröte war, deren Bestrebungen lungsbilanz. ben sein werden. Die Ueberläufer ins Regie- leßten Endes" schon sehr sozial gefärbt waren. rungslager haben ihren politischen Einfluß ein- Nur ein Kaiser oder König fönnte die gebüßt, und solche Beispiele schrecken, sind eine Gegenfäße innerhalb Desterreichs versöhnen, die Mahnung, sich nicht zu voreilig zu verständigen. Tradition" des Landes wirklich und nicht nur Daher die Forderungen auf Aenderung der Ver- äußerlich erneuern, die Löhne der Arbeiter fassung und Wahlordnung, Straffreiheit der bessern oder doch vor weiterem Abgleiten retten emigrierten Führer. Bis zu einer Veranſtändi- und die Kollektivverträge wieder gung wird angesichts dieser Forderungen noch ein sichern, vor allem aber dem dauernd drohenden weiter Weg sein. Bis dahin können auch Ereig- Nationalsozialismus wirksam begegnen. Das aber nisse eintreten, die dem ganzen Problem eine sei die Angst, die Deutschland   bewogen habe, Wendung geben. Aber der Stein ist ins Rollen durch seinen Trabanten Jugoslawien  gefommien. Man nimmt an, daß Rydz- Smigly   nicht nur die Ballanstaaten wie die Kleine Entente  , den Bauern auf dem Legionärstongreß im August auch die Westmächte und damit den ganzen Wölfer­eine Antwort erteilen wird. bund grundlos zu alarmieren. Grundlos, was den Beitpunkt betrifft; denn die Stunde Ottos habe Politik um das Geschütz Nr. 23. Um das noch immer nicht geschlagen. Für Jugo­neue Schnellfeuergeschütz Nr. 23 der französi- slawien auch sachlich grundlos, weil seine Stroaten 1933 schen Luftwaffe ist ein politischer Streit ausges nicht erst Habsburgs   bedürften, um sich mit den 1984 brochen, der leicht recht erhebliche Folgen haben Serben schlecht zu vertragen. Dagegen habe sich Jann. Vor einigen Tagen gab der Abgeordnete Italien  , obwohl es um Jugoslawien   besorgt und jetzt Henri de Kerillis  , einer der bekanntesten Jour- scheinbar um Deutschland   so bemüht ist, mit der nalisten der Rechten und der angesehene Innen- Wiederkehr Habsburgs   prinzipiell schon abgefunden. politiker des Echo de Paris" bekannt, daß er in Nur jest, gerade jest, wo Italien   so viele unmittel der Kammer den Luftfahrtminister Pierre Cot   bare eigene Interessen zu verfolgen hat, fämen sic über das Geschüß Nr. 28 interpellieren würde. ihm gewiß sehr ungelegen. Und deshalb sei es flug Die Pläne zu dieser neuen Waffe, die im Luft- und folgerichtig von Schuschnigg   gewesen, der dring­tampf unüberwindlich sei, wären vom Luftfahrt lichen Einladung nach Genf   nicht zu folgen, wo er ministerium Sowjetrußland bekanntgegeben wors in Abwesenheit des eigentlichen Italien   ganz isoliert den. Kerillis ging nicht so weit, dies als glatten den Gerüchten ausgefeßt gewesen wäre, die von Landesverrat zu bezeichnen, doch ist der Ton sei einem sehr gewiegten Propaganda ner Anfrage denkbar scharf, so daß Pierre Cot   sich minister in die Welt gesezt sein könnten." unbedingt getroffen fühlen mußte. Bevor jedoch die Interpellation im Parlament erfolgte, vers öffentlichte das Echo de Paris" eine sensatio nelle Mitteilung des Erbauers des Geschützes. Dieser erklärt, daß er auf Grund des von de Sterillis öffentlich gebrandmarkten Tatbestandes die Pläne des Geschüßes Nr. 23 nicht an den Auftraggeber das Ministerium abliefern wverde, da önnten" ein unrechte Sände geraten 5 ganze ist eine Attion gegen Pierre Cot   persönlich, zugleich aber auch gegen die Re­gierung Blum, und man darf gespannt sein, wie diese reagieren wird.

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Serbien   triegslustig.( Ru) Der außenpoli­tische Redakteur der Londoner   liberalen ,, Newvs Chronicle", Vernon Bartlett  , der über ausge zeichnete diplomatische Verbindungen verfügt, teilt folgendes mit: Mir ist es bekannt geworden, daß die jugoslawische Regierung sich an Frants reich mit dem Ersuchen geivandt habe, eine ganz präzise Antwort darüber zu geben, ob und bis zu welchem Grade Jugoslawien   im Falle eines Versuches der Habsburger Restau ration auf die Unterstüßung von Paris re ch nen fönne. Die jugoslawische Regierung, teilt Bartlett weiter mit, möchte eine bestimmte Bus sicherung darüber erhalten, daß, falls die jugo­slawische Armee zur Verhinderung der Reſtau­ration in Desterreich einfallen sollte, die franzö­ sische   Armee bereit sein würde, in Italien   einzu­fallen, wenn das letztere sich gegen Jugoslawien  wendet.

Die höchste Zahlungsbilanz hat uns bisher das Jahr 1928 gebracht. Bei einem Passivum von zwei Millionen ſchloß sie mit 27,2 Mil liarden ab. Im Jahre 1933 war sie auf 7.9 Milliarden zusammengeschrumpft.

Die Verminderung der tschechoslowakischen Einnahmen und Ausgaben aus dem Verkehr mit dem Ausland betrug demnach mehr als 70 Prozent!

Seit 1934 wächst die Zahlungsbilanz wie­der. Es betrugen:

1935

Einnahmen

Ausgaben+ Aktivum bzw. -Passivum

in Millionen 7.879

9.499

10.338

7.642 9.856 10.404

-

Gegenseitige Dienſte Unentgeltliche Zahlungen

1935 1933 in Mill. in Mill. Etu- Aus. Ein Ausr nahmen gaben nahmen gaben 7.452 6.843 5.890.5.939 1.120 1.038 624 465 112 147 179 18 266 744 365 695 227 478 187 345

Einkünfte Auslandsschulden Forderungen a. d. Ausland 511 395 316 21 Effektenhandel Veränderungen in ausländ.

280 182 276 78

5. 44 81 160

Kapitalbeteiligungen Immobilienfäufe Goldfäufe d. Nationalbant 365 373

-

80 8 6

Man ersieht daraus, in welch starkem Maße die Außenhandelsbilanz die Zahlungsbilanz be= einflußt. Unter den gegenseitigen Diensten befin det sich die Abrechnung aus dem Fremdenverkehr, dem Eisenbahnwassertransport und Postverkehr, der Kommissionärs  - Provisionen und des Versi­cherungswesens. Dieser Posten ist gegenüber 1933 ebenfalls bedeutend erhöht; das Aktivum ist +232 allerdings kleiner geworden. Die unentgeltlichen +143 Zahlungen geben die unter Ausgaben die Bar­66 schaften der Auswanderer und unter den Einnah­Die Erhöhung der beiden Summen der men die von den Auswanderern in die Heimat Zahlungsbilanz   ist darnach im letzten Jahre nicht geleisteten Geldsendungen an. Da die Auswan in dem starken Umfang fortgeschritten wie 1934. derung seit gegenüber 1933 zugenommen hat, so haben sich auch die Auswandererkosten erhöht, während die Summe der zurückgeschickten Gelder weiter zurückgegangen ist. Bei den Einkünften, die aus Wertpapieren, Zinsen und Krediten be stehen, zeigt sich, daß die an Ausländer zu lei­stenden Zahlungen weiter steigen, während die Einnahmen sinken. Desgleichen sind die Zinsen für die Staats- und Kommunalschulden weiter gewachsen. Bemerkenswert sind 1935 noch die erheblichen Goldkäufe und Goldzahlungen der Nationalbant, die 1933 nur ganz gering waren.

In der Zunahme um etwa 9 Prozent tommt aber doch die stärkere Wiedereingliede­rung der Tschechoslowakei   in die Weltwirtschaft zum Ausdruck.

Die Zahlungsbilanz von 1935 hat damit übrigens fast die gleiche Höhe erreicht wie die des Jahres 1932. Vergleichen wir die niedrigste Zahlungsbilanz mit der von 1935 so ergibt sich

Luxusauto mit Hafermotor"

M.C.P.

Als Protest gegen die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Treibstoffsteuer und des beabsichtigten Beimischungszwanges von Alkohol wurde der ganze Kraftwagenverkehr in der Schweiz   von den Fahrzeugbefizern still gelegt. Wizbolde hatten Pferde vor ihre Luxus­wagen gespannt und große Protesttransparente an den Karosserien angebracht.

Während die Zahlungsbilanz in den beiden vorhergehenden Jahren ein Altivum aufivies, ist sic 1935 mit 66 Millionen passiv. Das höchste Passivum in der Zahlungsbilanz der letzten zehn Jahre war mit 344 Millionen im Jahre 1927 zu verzeichnen.

Im ganzen dokumentiert auch die Zahlungs­bilanz, daß unser Wirtschaftsverkehr mit dem Ausland 1935 erfreuliche Fortschritte gemacht hat.

Die Gold- Weltproduktion

Die Weltproduktion an Gold ist seit 1929 ununterbrochen gestiegen. Sie betrug im Jahr 1985 etwa 25 Milliarden Kronen. 1936 wird sic voraussichtlich um 10 Prozent höher sein. Für das Anwachsen der Goldproduktion sind vor allem zwei Ursachen bestimmend: die Währungsentwver­tungen, die sich in den meisten Produktionsländern abgespielt haben, und das Auftreten neuer Gold­produzenten, unter denen Rußland   an erster Stelle steht. Es hat seine Goldproduktion seit 1929 verfünffacht.

Araberstrelk hält an

Jerusalem  . Der Aufruf des Hohen Kom­missärs zum Terrorabbruch ist bisher erfolglos ge­blieben. Jerusalem   ist nunmehr das Haupt­Streifzentrum. Die Lebensmittelverknappung ist bedrohlich. Im syrischen   Drusengebiet erfolgten Zusammenstöße mit der Polizei,