Nr. IBS
Mittwoch, 15. Juli 1938
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„Schafschur" (oi.) Unter diesem Titel berichten zwei Untoren, Ellison und Broack in der Zeitschrift„Readers Digest", wie in den USA . die Not der Arbeitslosen auSgenüht und diese Arbeitslosen um die letzten Ersparnisse geprellt werden. Den beiden Verfassern ist er aufgefallen, daß die amerikanischen Blätter ständig Anzeigen bringen, in denen dem Arbeitslosen und dem wenig Verdienenden da» Angebot gemacht wird, ihm für ein ganz geringe» Entgelt zu Brot oder zu beflerem Verdienst zu verhelfen.'Da gibt e» „Fremdsprachschulen", in denen man die fremden Sprachen— durch Fernkurse sogar— in einer erstaunlich kurzen Zeit erlernen kann, da gibt e» „Kommissionärsschulen",„Handelskurse" und wer Weib, wa» für Kurse und Schulen noch. Tin Beglücker der Menschheit annonciert:.Diesen Sie unsere Broschüre, sie kostet nur wenige Cent», und Sie werden lernen, Karriere zu machen!" Als ErfolgSnach- weir werden Briese.einiger Glückspilze. abgedruckt„ die jene geheimnisvolle Methode de» Karriere» machens glücklich angewandt haben sollten. Auch da» Photo einer„Schriftstellerin" taucht ab und zu nn Anzeigenteil der amerikanischen Blätter auf, d>e „Schriftstellerin geworden und mindesten» 190 Dollar wöchentlich verdient". Und noch mehr und mehr derartiger Dinge. Ellison und Brock machten sich nun die Mühe, diesen Anzeigen nachzuspüren. Und hier sind einige besonder» interessante unter den von ihnen auf diese Weise gesammelten Fällen. • In New Nork brachte ein geschickter Geschäft»- mann Arbeitrlustigen schon für 19 Dollar die Kunst der Autopflege bei. Er„garantierte" dabei den Schülern nach Abschluß der Lehre Arbeit / Zur selben Zett aber hatte er einen Vertrag mit dem Besitzer einer groben Garage abgeschloffen, von dem er. für jede» im Laufe de»„Unterricht»" von seinen gutgläubigen Schülern gereinigte und geputzte Auto» 78 Een!» bekam. Al» die Reporter hinter seine Schliche kamen, verschwand er. ■ In Denver gab e» eine„Agentur für Unterbringung von Lehrern". Eine Spezialvermittlungsstelle also. Sie nahm von jedem arbeitsuchende» Lehrer■ 19 Dollar Einschreibegebühr und verdiente so 188.999 Dollar, ohne daß sie auch nur einen einzigen Lehrer untergebracht hätte. Besonder» stark auSgebeutet werden von den Schwindlern Bürokräfte— Angestellte und Steno« ^Npistinnen. In einem Falle haben nicht weniger al» »6 Dausen» junger Männer und Frauen von ihrem Letzten für einen phantastischen Kursu» gezahlt, nach dessen Beendigung ihnen AÄeit zugesichert war. 8» versteht sich von selbst, dab sie keine Arbeit bekommen haben. Immer neue und neue Trick» erfinden die Schwindler. Und der sübe Köder der Arbeitsmöglich« kett ist zu verlockend, al» dab unter seiner Einwirkung auch die letzten Dollar» und Tent » in der Lasche de» Arbeitslosen nicht gelockert werden, könnten. . Neue» von ter Wünschelrute. Auf einem ver« fuchsseld Lei Kladno, dessen geologischer Ausbau durch die Tätigkeit der Prager Eisenindustrie ge» nanest bekannt ist, will der„Wünschelrutenverband für die Tschechoslowakische Republik", an deffeN Spitze Prof. Dr. Jng. Birk und der Zivilingenieur Denk stehen, mit Unterstützung der Kanzel Prof. Niethammer» für Elektrotechnik die Leistungen der Wünschelrute streng wissenschaftlich nachprüfen. 8» ist unzweifelhaft, daß die Wünschelrute Störungen in der Beschaffenheit de» Boden», also Wasserläufe und. Erzvorkommen, aber auch Verwerfungen feststellen kann. Da» Zustandekommen de» Au»schlage» der Wünschelrute und seine Auswertung bedürfen aber der. genauesten wissenschaftlichen Ueberprüfung, um Fehlerquellen und Irrtümer auSzuschließen, denn solche Irrtümer können zu grotzen Verlusten führen.
Da» österreichische Kabinett wurde über Auftrag Mussolini » und Wunsch Hitler » durch die Ernennung de» Käblnetüches».im Bundeskanzleramt Guido Schmidt (links) zum. Staat»- sekreiär, und deSPräsideyten de» KriegSarchw; Staatsrat Glatse-Hotstenau zum Minister ohne Portefeuille erweitert.
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Warnung auszuweisen und ohne daß der Flüchtling sich geweigert hätte, die nötwendigen Schritte zur Auswanderung in ein ändere» Land zu tun oder von den für diesen Zweck für ihn getroffenen Vorkehrungen Gebrauch zu machen. Bezüglich der Rechtslage des Flüchtlings wird bestimmt, datz die seiner Ur- sprungSstaatSangehörigkeit gelten soll. Der Konventionsentwurf ist bisher von sechs Staaten— Belgien , England, Frankreich , Dänemark , Holland und der Schweiz — unterzeichnet worden. Damit tritt da» Abkommen in diesen Ländern binnen drei- tzig Tagen in Kraft. In weiteren dem Abkommen beitretenden Staaten werden die Bestimmungen dreißig Tage nach Hinterlegung der Unterschriften beim Völkerbundssekretariat wirksam. Die wirtschaftlichen und sozialen Fragen der deutschen Flüchtlinge sollen in der Septembertagung behandelt werden.
.„Neutralisierte" Tschechoslowakei ? Bon einem Redner der Sudetendeutschen Partei Konrad Hen lein » wurde kürzlich im tschechoslowakischen Parlament der famose Vorschlag gebracht, die Tschecho slowakei gleich der Schweiz zu neutralisieren. E» ist diesem Harmlosen von sozialistischer Seite ganz richtig gesagt worden, daß zum Neutralisieren eines Staates nicht nur der Neutralisierte, sondern auch die gehören, die diese Neutralität garantieren. Dieser an sich richtige Einwand trifft aber noch nicht die ganze.Kindlichkeit dieses Vorschlages. Wodurch unterscheidet sich denn ein neutralisier- tes Land, wie etwa die Schweiz , von irgendeinem beliebigen anderen. Es unterscheidet sich dadurch, daß es einen„Fetzen Papier " mehr besitzt, wo ihm das garantiert wird, war sich alle anderen gegetiseitig auf vielen anderen Papieren auch schon garantiert haben, nämlich die Unverletzlichkeit des Gebiete». Wa» zum Beispiel die Schweiz von diesem Vertrag hält, da» zeigt ihr AufrUstungSprogramm und ihre Wehrdebatten. Nach der neuen Schweizer Truppenordnung besteht die Luftwaffe aus drei Fliegerregimentern mit einundzwanzig Fliegerkompagnien und dreihundert Flugmaschinen. Da» wäre für hie Tschecho- slowakei auf den Kops der Bevölkerung oder auf den Quadratmeter des zu beschützenden Gebiete» umgerechnet ein Flugpart von über eintausend Kriegsmaschinen. Da jedoch die Luftwaffe für die langgestreckte Tschechoslowakei gegenüber der gebirgig gedrängten Schweiz im Vergleich zu den anderen Waffengattungen viel bedeutsamer ist, wäre ein der Schweiz gleichender aktiver Luftschutz erst etwa bei Verdoppelung de» Flugparke» erreicht. Wenn die Tschechoslowakei aber, will sie sich ebenso sichern wie die Schweiz , trotz Neutrali
Man wird in Paris natürlich wieder einmal ausschließlich Laval für diesen schweren französischen diplomatischen Mißerfolg verantwortlich machen. In Gens dagegen wird man nicht die Tatsache aus dem Auge verlieren, daß Hitler , Mussolini und Schuschnigg da» Ende der Völkerbundsversammlung abgewartet haben,, in deren: Verlaufe sich die außenpolitische Unsicherheit der Bolksfrontregierung deutlich zeigte. Der einzige neue politische Gedanke, den die französische Delegation geboren hatte und auf den sie sehr stolz war, dieEinladung a n S ch u sch n i g g, nach Genf zu kommen, hat mit der österreichisch-deutsch-italienisch en V e r b,r üderungSrede des Kanzlers am Samstagabend geendet.
Senker klllcMIInssIronferens Vom 2. bi» 4. Juli tagte im neuen Gebäude de» Völkerbünde» in Genf auf Einladung des Hochkommissar» für deutsche Flüchtlinge, Sir Neill Malcolm, eine Staatenkonserenz, an der sich Belgien , England, Dänemark , Ecuador , Frankreich , Irland, Lett land , Norwegen , Niederlande , Polen , Rumänien , Schweden , Schweiz , Tschechosiowakei und Uruguay beteiligten. Der Konferenz lag ein Entwurf für ein Flücht» lingSstatut vor, da» sich im wesentlichen an da» Nansen-Statut vom 28. Oktober 1988 für die russischen und armenischen Flüchtlinge anlehnte. Da» Ziel der Konferenz war: vorläufige Bestimmungen bezüglich der Rechtslage der deutschen Flüchtlinge .zu. schaffen.„„Flüchtling,ist,derjenige,, der..frijh er. in Deutschland ansässig war, deutscher Nationalität, ist. und erwiesenermaßen rechtlich und tatsächlich.sicht unter dem Schutze der deutschen Regierung steht. Für diese Flüchtlinge, die erlaubtermaßen ihren ständigen Wohnsitz in einem dem Abkommen beitretenden Lande haben, soll ein Jdentität»au»wei» oder ein, denselben Zweck erfüllende» Dokument ausgestellt werden. Vorgesehen ist, daß provisorisch ein solcher Auiwei» auch denjenigen Flüchtlingen ausgestellt werden kann, die sich innerhalb einer, von der be- treffenden Regierung festzusetzenden, Frist gemeldet haben. Die Gültigkeitsdauer diese» Dokument» beträgt ein Jahr und kann verlängert werden. Der Inhaber de» Dokument» ist zu Reisen auf dem Gebiete de» Au»stellung»lande» berechtigt, vorbehaltlich der Regelung über Aufenthaltsrecht innerhalb diese» Staate». Während der Dauer der Gültigkeit diese» Dokumente» kann der Flüchtling sein Aufenthaltsland verlassen und wieder dorthin^urückkehren. Transitvisa sollen für diese» Dokument erleichtert werden. In der Frage der Aufenthaltsverweigerung und Ausweisungen wurde grundsätzlich beschlossen, daß kein Flüchtling Objett derartiger Maßnahmen sein dürfe, e» sei denn, daß er sich gegen die öffentliche Sicherheit , die öffentliche Ordnung vergangen habe. Fall» ein Flüchtling aurgewiesen wird, verpflichtet sich die Regierung nach dem Abkommen, diesen Flüchtling nicht nach Deutschland ohne entsprechende
rantie, die Berlin der Wiener Regierung gibt, als eine Garantie, die Berlin den römischen Machthabern zubilligt und die es natürlich nicht umsonst gegeben hat. Und hier ist nach der Auffassung der Genfer Diplomatie die Tragweite der Vereinbarung zu erblicken. So sehr man geneigt wäre, eine Regelung zwischen Berlin und Wien als Gewinn für den Frieden zu begrüßen, so schwierig erscheint es doch, in den besonderen Voraussetzungen, unter denen sich die Annäherung der feindlichen Brüder vollzieht, eine FriedenSgetvähr zu sehen. Sie wirkt in der Tat nicht als eine lokale Einigung, sondern trägt zu sichtbar den Stempel einer weltpolitischen fascht st isch-national- sozialisttschen Aktion. Im Augenblick, da man in Paris, Moskau und auch Prag durch die Auslieferung Abessiniens an Italien , durch die Zerstörung des VölkerbundSpakteS, durch die Aufhebung der Sanktionen Mussolini für eine gemeinsame Sicherungsaktion gegen das Dritte Reich gewonnen zu haben glaubte, vollzieht. dieser die heiß ersehnte und teuer erkaufte„Rückkehr seines Landes in die europäische Polstik" offen und erfolgreich... auf der anderen Settel Das einzige starke Band, da» zwischen dem fran zösischen - System, das von Paris Uber die Kleine Entente nach Moskau geht, und der italienischen Politik bestehen konnte, nämlich die Anschlußgefahr, ist zunächst beseitigt und das neue deutschitalienisch moralische Kondominat über Oesterreich — und die gemeinsame Einflußpolitik auf dem Balkan — schafft ein starkes Ba n d zwischen Rom und Berlin . Frank-- reich, wo man es immer annehmen mußte, ist in seiyen Hoffnungen betrogen und in einem der wichtigsten diplomatischen-Kampffelder Europas ausgeschaltet worden. Gleichzeitig läßt sich Hitler von Schuschnigg ein Zeugnis der Friedfertigkeit ausstellen, das Mussolini in Brüssel präsentieren kann-
feuer vom Pariser Ehrenmal fUr die Feier in Verdun Zu dem großen Frontkämpfertreffen, das am Sonntag am Beinhaus des Forts Douaumont durchgeführt wurde, brachten die französischen Frontkämpfer eine Fackel, die an der Ewigen Flamme am Grabmal des Unbekannten Soldaten in Paris entzündet wurde. Hier ziehen die Frontkämpfer mit der Fackel am Triumphbogen in Pari» vorbei..
sierung zweitausend startbereite Kriegsmaschinen, braucht, dann ist nicht einzusehen, wozu dieser sonderbare Neutralitätsvertrag gut sein soll. Der einzige Schluß, den man aus diesen Uebcrlegun- gen ziehen kann, ist der: Wenn schon Lei'Neutralisierung zweitausend Flugzeuge— wieviel dann ohne?(K. D.) Braune„Kultur" nach Afrika ? Der Verteidigungsminister der Südafrikanischen Union Pirow erklärte in einer Unterredung mit dem Reuter-Berichterstatter nach seiner Rückkehr aus London , einflußreiche britische Kreise seien durchwegs der Ueberzeugung, daß keine dauernde Grundlage für ein friedliches Einvernehmen mit Deutschland werde erzielt werden können, außer wenn Deutschland entsprechende territoriale Kompensationen in Afrika für seine Kolonien gegeben werden. Pirow fügte hinzu, in London habe seine Ansicht großen Widerhall gefunden, daß die Mitarbeit Deutschlands in Afrika eine wesentliche Bedingung für die Aufrechterhaltung der Zivilisation der Weißen auf diesem Kontinent sei. Die deutsche Expansion. In Belgrad traf eine neue deutsche Wirtschaftskommission ein, die Verhandlungen über de» Ankauf der Bauxit-, Kupfer« und Zinkproduktion führen will. Die Kommission brachte auch Pläne für eine Eröffnung der bisher unausgebeutet gebliebenen Minen mit. Deutschland will die Maschinen auf Kredit liefern und fordert als Gegenleistung„nur" die gewonnen Erze. Wenn man bedenkt, daß man gleichzeitig den südosteuropäischen Staaten„nneigcn- nützigerweise" anrät, eine Umorientierung ihrer Lmidwirtschaft auf Oelsamen und Flachs vorzunehmen, da Deutschland diese Artikel in unbegrenzten Mengen aufnehmen könne, so kann mau ermessen, daß Deutschland im Begriffe steht, die wirtschaftlich schwache» Länder zu reine» Vasallenstaaten zu degradieren. Slowenen und Serben. Von 1919 bis 1935 hat Slowenien 25 Milliarden Dinar an Steuern entrichtet. Davon gab die Negierung für die Bedürfnisse in Slowenien nicht einmal zehn Milliarden zurück. Die Steuern sind in Slowenien um 85 Prozent höher als in Serbien , und die Stcuereintreibung geschieht so scharf, daß 1935 ganz Slowenien nur 50 Millionen Steuerschulden aufwies, während allein die Stadt Belgrad an HauSzinSsteuer 300 Millionen schuldete. An billigen Krediten erhielt Slowenien vier Anleihen im Betrage von wenigen tausend Dinar, dagegen der Belgrader Bezirk 8808 Anleihen im Gesamtbeträge von 340,000.000 Dinar.
Wie Genf es sieht .. Die Basler„National-Zeitung" laßt sich aus Genfer Kreisen über den Eindruck des Wiener Paktes u. a. berichten: In den Kommentaren, die man hier hört, wird begreislicheriveise weniger Gewicht auf die Anerkennung der österreichischen Unabhängigkeit durch daS Dritte Reich gelegt, als auf die inter nationale diplomatische Situation, die durch die Vereinbarung enthüllt wird.' In der Tat fragt man sich, ob die ö st e r r e i ch i s ch e Unabhängigkeit für die Zukunft nicht gefähr deter ist als bisher.' Der einzige wirkliche Schutzwall des kleinen Landes war die Absperrung gegen die aus dem nationalsozialisti schen Reich kommenden Einflüsse. Eine Politik der Verbrüderung, wenn sie auch juristisch die Gleich berechtigung beider Staaten festlegt, könne, so meint man, dazu führen, daß Oesterreich — da kulturell das italienische Gegengewicht fehlt— durch die deutsche Ideenwelt und durch die Wer ber des Dritten Reiches überschwemmt wird, so daß die Selbständigkeit des österreichischen Staa te» vielleicht praktisch bald der Autonomie Dan zigs, ähneln dürfte. Die österreichisch-deutsche Einigung schaltet ferner, so betont man. hier, die für die österreichische Unabhängigkeit bisher wirkenden E i n f l ü s s e Frank- reichs, Englands und de r Kl ei neu ^Entente aus. Sie sei weniger eine Ga«