Mr. 167

Sonntag, 19. Juli 1936

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Henleins Position erschüttert

Liebl rechnet mit dem Führer" ab

noch der Stammesherrgott war, nunmehr mit einer Nichtachtung, ja Verächtlichkeit, die auf die Dauer kein politischer Führer aushalten fonnte. Und deshalb ist anzunehmen, daß Herrn Henlein auch sein( von der Zeit" gemeldeter) Verzicht Als eines der auffälligsten, kennzeichnend- bei denen en Ie in bereits unten auf den Sommerurlaub nichts helfen wird. Man ſten Symptome für die schwere Erschütterung durch ist, läßt sich natürlich nicht angeben. bekommt vielmehr allmählich das Gefühl, daß der persönlichen Stellung Henleins als des sude- Jedenfalls ist aber nunmehr schon mehr als der der Kampf um den Arbeitsplatz vielleicht sehr tendeutschen ,, Messias" ist ein Brief zu werten, Nimbus hin. Die Abfallenden reden öffentlich| bald schon auch eine persönliche Frage für den den der aus der SdP ausgeschlossene Abg. über den Mann, der ,, bis vor wenigen Tagen" armen Konrad sein könnte. Liebl dieser Tage an Henlein gerichtet hat. Liebl, der entgegen dem Diktat Henleins und entgegen der eigenen ehrenwörtlichen Ver­pflichtung sein Abgeordnetenmandat nicht nie­derlegt, wirft Henlein   vor, daß man ihm, Liebl, nicht einmal das Ergebnis einer Sitzung der gegen ihn gerichteten Disziplinar- Ausschusses mitteilte und daß man ihm nicht einmal Gele­genheit gab, die Unrichtigkeit der Angaben seiner Antläger( Sandner und Dr. Zippe Iius) zu beweisen. Dann heißt es wörtlich an die Adresse Henleins:

Wenn nun Ihrerseits auf Grund eines sol­chen mangelhaften Verfahrens ein Schuldspruch ohne jede Begründung erfolgt, so fehlt ihm jede sittliche Berechtigung.

Henlein ,, moralisch gerichtet"

Ein bürgerliches Urteil

Während Henlein   in London   vor ein paar anonymen Politikern neuerdings den Mann zu spielen versucht, der mit seiner Partei Repräsen­tant des sudetendeutschen   Volkes und Willens sei, zeigt daheim jeder Tag mehr, wie sehr der Füh­rer" bereits ausgespielt hat. Geradezu bernich­tend beispielsweise ist das Urteil, das am Sams­tag die Deutsche Landpost" an der Spitze des Blattes fällt. Es heißt da unter anderem:

Der Standal um Brand ist aus einem Par­teiskandal zu einem nationalen Standal geworden. Henleins Vorgehen hat allerlei Ver­mutungen erregt, es kann nur noch mit einer voll­ständigen Abhängigkeit gegenüber Brand erklärt werden. Zum Kasperkonflikt kommt nun der Kon= flift mit dem Ehrenrate, den Henlein selbst ein gesetzt hat. Der Ehrenrat erklärt: Brand hat unehrenhaft gehandelt." Henlein   erklärt: Brand wurde nicht als satisfattionsunfähig erklärt, da­her hat er mein Vertrauen weiter."... Ueber die Begründung Henleins muß leider nur ge= sagt werden, daß sie Rabulistit schlimm= ster Art ist, und daß

Senlein, wenn er sich mit dem einer un­ehrenhaften Handlung beschuldigten Dr. Brand identifiziert, selbst auch moralisch ge­richtet ist.

Sie erinnern mich im zweiten Teil Ihres Schreibens an die bei Ihnen erliegende ehren­wörtliche Verpflichtung und fordern mich zur Mandatsniederlegung auf. Ich darf dazu folgen­des feststellen: Das Treueverhältnis zwischen Führer und Gefolgschaft kann seinem Wesen nach nur auf Gegenseitigkeit beruhen. Das Sudeten  deutschtum hat. Ihnen in einer in der Geschichte politischer Parteien einzig dastehenden Weise am 19. Mai vorigen Jahres einen gewaltigen Ver­trauensvorschuß gegeben. Es liegt in der Natur der Sache, daß in einer so rasch groß gewordenen politischen Bewegung, wie es die SdP. ist, ver­schiedene Reibungen und Spannungen auftreten fönnen. Es ist aber eine unbestrittene Tatsache, daß bis vor wenigen Tagen Ihre Stellung innerhalb der Bewegung niemals Gegenstand von Auseinandersetzungen gewesen ist. Ihre gehobene Stellung verpflichtet Sie, be= währten nationalen Männern eine gerechtere Beurteilung zuteil werden zu lassen, als Sie es getan haben. Trotz mancher schmerzlichen Er­fahrungen, die ich und viele andere Kameraden in den letzten Wochen machen mußten, habe ich der Entscheidung des von Ihnen eingesetzten Ehrengerichtes mit vollem Vertrauen entgegen­gesehen und hätte jeden Spruch bedingungslos Die Deutsche Landpost" berichtet, daß von anerkannt. Ich war peinlich st davon übe r- den im Oktober 1935 gewählten ze hn SdP- Ge­rascht, daß Sie dem Spruch dieses Gerichtes, meindevertretern in Prachatib bereits vier das ausschließlich von Männern Ihres Vertrauens zurückgetreten sind, und zwar: der Arbei­besetzt war, die selbstverständlich e ter Johann Lang  , Altbürgermeister Eustach Fuchs, Achtung versagten. Dadurch haben Sie I. N. Fuchs und der Vizebürgermeister, Rechts­sich in einen trassen Gegensatz zu der anwalt Dr. Reinhard Lumbe. Besonders Altbür­Ehrauffassung weitester Kreise des völlischen germeister Fuchs und Vizebürgermeister Lumbe, Sudetendeutschtums gestellt und damit die ein Maß voll Lebenserfahrung besißen, fonnten das volksschädigende Parteidittat Ihre Treuepflicht der Gefolgschaft gegenüber ver- einiger junger Männer nicht ertragen, weshalb sie letzt. Sie haben daher kein Recht mehr, auf die es vorzogen, aus der Partei auszutreten und auf Einhaltung von Erklärungen zu pochen, Amt und Würde zu verzichten. Außerdem sind die Ihnen unter anderen Voraussetzungen gege- noch zivei auf der Kandidatenliste stehende Per ben worden sind. Ihre dem völkischen Sudeten  - sonen aus der SdP ausgetreten... Niemand deutschtum gegenüber eingenommene Haltung hätte geglaubt, daß es so rasch zu einer solch verpflichtet mich, zwischen meiner Treuepflicht furchtbaren Niederlage der SdP meinen Volksgenossen und treuen Mitarbeitern kommt. Die Vertreter der SdP werden in der gegenüber und der Ihnen gegebenen Erklärung

zu wählen. Die Wahlfällt mir heute

... Die größte sudetendeutsche Partei wird sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, daß ihre Politik vom ersten Auftreten des Führers an und von den ersten Schritten dieser großen Partei auf parlamentarischen Boden eine Politik der versäumten Gelegenheiten war. Dar über hinaus aber ergibt sich ein Problem der öffentlichen allgemeinen Moral und dieses Pro­blem betrifft leider Gottes eine unserer wichtig sten völkischen Organisationen: den Turnver­band als Erziehungsverband... Wir müssen daher mit der sehr unangenehmen, aber sehr logi­schen Tatsache rechnen, daß über kurz oder lang die Krise der SdP auch zu einer Krise des Turnverbandes werden kann.

... Mit der ungeheueren Verschuldung Hen­Teins verlieren auch die Reserve der Parlamenta rier die erste Voraussetzung: Anerkennung absolu­ter Reinheit der politischen Absichten des Führers!

Und was werden bei dieser merkwürdigen Sachlage nun die aktiven und die alten Herren der Burschenschaften und Vereine tun? Werden sie auch diese Aussage und Nichtbeachtung alter, geheiligter Traditionen widerspruchslos hin­nehmen?

Blicken wir, wohin wir wollen: Die unverantwortliche Politik der SDP hat im Sudetendeutschtum einen Trüm.

merhaufen geschaffen!

,, Die ganze Stadt macht über die Gemeindeftube nicht mehr als vollwertig gehalten SdP Witze" und die ganze Stadt macht über die SdP Wite..

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I. Atus- Bundesschwimmfest 15. und 16. August in Teplitz- Schönau  Einzel- und Mannschaftswettkämpfe Abend­feier Rettungsprüfung Beginn: Samstag, 12 Uhr: Massenschwim men; ab 3 Uhr: Wettkämpfe; 7 1hr: Feier. - Sonntag, 6 Uhr: Massenschwimmen; ab 8 Uhr: Schlußfämpfe.

Eintritt: Dauerkarte einschließlich Uebernach

tung 7, für Kinder 2.

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Einzelfars

ten: Samstag und Sonntag je 3, zur Abendfeier 5( im Vorverkauf 3). Alle Anmeldungen und Anfragen an den Atus in Aussig  , Bahnhofsplatz 1.

Wer noch an einem schönen proletarischen Fest in diesem Jahre teilnehmen will, fährt am 15. August nach Tepliß- Schönau zum I. Atus- Bundesschwimmfest!

die tschechische Nation und die Juden, insbesondere in der heurigen Sommersaison. Mit Hinweis auf die Kundgebung des Konrad Henlein   in Eger   und des Senators Frank in Mies und weiters die Vor­bereitungen der staatsfreundlichen Parteien gegen das beabsichtigte Unternehmen ist ersichtlich, daß Sie als Veranstalter nicht imstande wären, die öffentliche Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhal ten. Schließlich ist die Teilnahme Fremder aus dem Auslande zu erwarten."

Treffen der Naturfreunde­Internationale

1936

XIII HAUPT­VERSAMMLUNG TOURISTEN VEREIN

DIE NATURFREUNDE

Brünn

ČSR

In Brünn   finden vom 6. bis 17. August 1936 eine Reihe internationaler Verans staltungen der Naturfreunde aus zahlreichen Ländern statt. Auszug aus dem Veranstaltungs­programm: Photo-, Natur- und Volkskunde- Aus­stellung( geöffnet vom 8. bis 23. August); Festkommers zu Ehren der ausländischen Teilnehmer( aus der Schweiz  , Frankreich  , Belgien  , Holland  , Polen  , Ungarn   usw.); Kundgebung im Stadion; Films und Lichtbilder- Vorführungen; tägliche Stadtfüh­rungen sowie Besuch der Spielbergtasematten und der Umgebung Brünns u. a. m.- Autocarfahrten: Macocha, Bata- Werke in Blin, 3naim und Frainer Talsperre. Tagestouren in die weitere Umgebung bei Brünn   während der Haupttage.

Urlaubstouren für die anschließende SDP- Treffen in Neuern verboten. Am heu- Urlaubswoche: Sechs Tage Alwatergebirge, Teilneh­tigen Sonntag sollte in Neuern ein Gebietstreffen merpreis 160; sieben Tage Tatra, 275; sechs der SdP stattfinden. Die in Klattau   erscheinende Tage Riesengebirge u. a. m. Festbeitrag ohne Verpflegung und Fahrtaus tschechische Zeitung Šumavan" wandte sich gegen das geplante Treffen, dem sie verhängnis- weis( drei Tage) 25. Festbeitrag ohne Vers bolle Auswirkungen voraussagte. U. a. behaup= pflegung für Mitglieder( drei Tage) 15. Mit tete das Blatt, daß die SdP vertraulich mit Nächtigung: Massenlager: Betten mit Strohsäden bayrischen Nationalsozialisten und Decken. Für Massenausspeisung wird gesorgt, wegen ihrer Teilnahme an dem Treffen verhan- jedoch rechtzeitige Meldung Bedingung. Festbeitrag delt habe. Die Bezirksbehörde in Klattau   hat nun mit Verpflegung: Gruppe a) 81, b) 90, das Gebietstreffen der SdP mit folgender( sprach- c) 111. Verpflegung: Je drei Frühſtüde, Mit­lich etwas holprigen) Begründung verboten:" In tag- und Abendessen. Fahrtermäßigung erfolgt auf der Stadt Neuern   und Umgebung ist eine wesent- Grund der Touristenbegünstigungen. liche Anzahl von Anhängern der Deutschen   sozial- Anmeldungen nehmen die Ortsgruppen, demokratischen Arbeiterpartei, deren Programm in Gaue und die Geschäftsstelle des Touristenvereines absolutem Widerspruch gegenüber den Grundsäßen Die Naturfreunde", Aussig  , Marktplatz 11, ent der SdP ist, außer diesen Kreisen in hohem Maße| gegen.

dem Juden managen läßt und mit dem Neger

fehr leicht: Ich stehe zu meinen völkischen Mit dem SdP- Mitgliedsbuch( einer fagte wörtlich: Unter Sitler ist doch ein Arbeit fümmern, wenn man welche erhalten wollte.

Arbeitern, die mich gewählt haben, und lehne daher die Niederlegung meines Mandates ab."

Liebls Brief ist wohl als eine der folgen­schwersten Entladungen außerhalb des Trommel­

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PRAG   LONDON  

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nach Deutschland  Bericht eines Aussigers

Neger ein Tier und kein Mensch") bogt! Alle lachten verständnisinnig, als einer sagte: Mensch, Geld stinkt doch unter Hitler auch nicht."

Am nächsten Tag ging ich zum Arbeitsamt. Ich feuers zu bezeichnen, das sich nun seit Wochen Ich bin von Beruf Kellner, seit 1. März 1935 erschrat. Ich hatte doch immer gehört, auch durch das gegen den sudetendeutschen   Trommler" richtet. arbeitslos, seit 1. Mai 1935 Mitglied der Sdp, Radio, daß es in Deutschland   keine Arbeitslosen mehr Wie groß schon die Masse der SdP- Anhänger ist, Mitgliedsnummer 325.680. Durch Zureden vieler gibt. Nun sah ich eine Schlange Menschen stehen, die Kameraden wurde ich überzeugt, daß man mit dem die Eingangstüren des Arbeitsamtes belagerten. In SDP- Mitgliedsbuch in Deutschland   auf alle mögliche der Fachabteilung für das Gastgewerbe wies ich mei­Art und Weise unterstützt wird. So entschloß ich mich, nen SdP- Ausweis vor, grüßte mit Heil Hitler" nach Deutſchland   zu fahren. Ich borgte mir 300, try einer Boften als Steller oder eine Aus­damit ich meine Papiere und den Paß auſammen- hilfe. Zur Antwort bekam ich: Wir haben keine bekomme, den ich unter der Nummer 679 bei der Arbeit. Was glauben Sie? Wir haben Auffiger Polizei ausgestellt erhielt, verschaffte mir hier in Dresden   900 arbeitslose Sell 20 RM und fuhr mit dem Rad, den Koffer auf dem ner und wissen nicht wohin mit Gepäckhalter, am 19. Juni 1986 voller Hoffnung ihnen!" Man schidte mich in die Ausländerabtei­aufs bessere Dasein von Aussig   über Tellniß- Nollen­dorf- Schönwald- Peterswald, wo ich die tschecho­slowakische Grenze anstandslos passierte nach Hellen­dorf zur reichsdeutschen Grenze. Bei der Kontrolle wies ich meine SdP- Legitimation und den Paß vor. Der Finanzer und es in der schwarzen Uniform unterhielten sich freundschaftlich mit mir. Ich sagte ihnen, daß ich nur 20 MM und 100 Bora habe. Die Zigaretten ließen sie mix, mein Gepäck wurde erst Ich war grenzenlos enttäuscht, denn ich hatte gar nicht kontrolliert und mit den besten Glückwün- eigentlich erwartet, daß ich in Deutschland   erstens schen entließen sie mich. Meine Hoffnung stieg hun- Arbeit erhalten würde und zweitens, daß man uns dertprozentig, da ich sah, daß meine SdP- Legiti Sudetendeutsche geradezu mit offenen Armen aufneh­mation eine wundervolle Wirkung hat. In Dresden   lam ich beitung in Deutſchland   men würde. Ich ſagte das dem Mann von der fleŋ­

EHREN­

KASPER

VERZICHT

MANDATS­

VERTRA

GERICHT

AUSTRITT

ALTER

SUM

AUSSCHLUSS BRAND

OPPOSITION

PROF GREGER

Der Führer" fliegt

Es war wie bei uns, man mußte sich selber um Ich ging also auf Arbeitssuche. Ich fand auch eine Sonntagsaushilfe in Loschwitz  , aber ich bin nicht hin­gegangen, weil ich doch noch vom Arbeitsamt eine Arbeit erhielt und die zog ich auf den Rat eines Kollegen vor, weil eine Arbeit vom Nachweis den Vorteil des Garantielohnes hat, was bei einer unter der Hand angenommenen Arbeit meistens nicht der Fall ist.

Samstag früh war ich noch einmal auf das Arbeitsamt gegangen und ließ mich bei dem Amts­leiter des Arbeitsamtes anmelden. Ich wurde vor­gelassen, nachdem ich wiederum mein SDP- Mitglieds­buch vorwies. Der Amtsleiter fragte mich eingehend über die Verhältnisse bei uns. Er schüttelte zu meinem Vorhaben, nach Berlin   zur Olympiade zu fahren, bedenklich den Kopf und erst als ich erwähnte, daß ich lung. Dort dasselbe. Vorweisen der Legitimation ein Bekannter dez jezigen Reichs= meiner SdP- Mitgliedschaft und Gruß Heil Hitler  ". tag 3 abgeordneten Krebs sei, ia, das Der Mann in der Ausländerabteilung hörte sich ich eigentlich quasi auf seinem Besitztum in Aussig  ruhig meine Wünsche an, daß ich gern eine Aushilfe wohne, wies er mich abermals in die Ausländer­hätte, damit ich weiter nach Berlin   komme, wo ich abteilung und gab mir den Auftrag, zu erklären, aur Olympiade schon unterkommen würde. Ja", daß er mich schickt. Von der Ausländerabteilung wies sagte der gute Mann ,,, wenn sie in der Fachabteilung der in die Fachabteilung für das Gastgewerbe. Und nichts für Sie haben, kann ich auch nichts tun." nun war für mich eine Sonntagsarbeit da, und zwar in der Großen Wirtschaft". Die Arbeit erhielt ich hintenherum, daß die Ortsansässigen nichts merkten. Denn es waren viele Kollegen, die teine Arbeit er­hielten. Ich verdiente 12 Reichsmart.

e Schupos, länderabteilung.

die ich um Auskunft ersuchte, erteilten mir diese freundlichst und bereitwilligst. Auf ihr Anraten suchte ich mir bei der Heilsarmee   Nachtquartier, pro Nacht 45 Pfennige. In der Heilsarmee  - Kantine war es dickvoll. Es gibt für 5 Pfennige einen Topf Kaffee ( heißes Zichorientasser). Aber für mich war es interessant, den Gesprächen des fünften Standes, den es auch unter Hitler   noch gibt, zu lauschen. Da hatte gerade ein Tisch den Kampf Schmeling- Louis in der Mache. Daß Schmeling, der reine Arier, sich von

Da wurde er grob: ,, Was glauben Sie? Wenn wir alle Sudetendeutschen, die hungern, aufnehmen würden, gäbe es ja dort keine Menschen, die für uns tämpfen würden.

Die müssen ausharren, bis der Anschluß vollzogen

wird."

Da er mich direkt fragte, ob ich seiner Ansicht auſtimme, blieb mir natürlich nichts übrig, als dies zu bejahen. Im Innern dachte ich bereits ein wenig anders. Die erste Erkenntnis hatte ich geſanumelt.

Montag setzte ich mich auf mein Rad und ver ließ Dresden  . Nicht mehr so ganz fest überzeugt, daß ich auch wirklich Glück in Berlin   haben würde. Meine einzige Hoffnung blieb nur noch der Abgeord­nete Krebs  . Ein Kollege hatte mir für Berlin   das Hospiz St. Clementgemeinde empfohlen und auch eine persönliche Empfehlung mitgegeben. Der Kell­ner, der dort bediente, war auch ein Sudetendeutscher, der auch mit großen Hoffnungen nach Berlin   ges fahren war und froh war, in der St. Clements gemeinde zu landen, wo er nur für Essen und Unter­tunft den Abräumer machte. Ich unterhielt mich mit