Seift 2 DomierStas, 23. Juli 1338 Rr. 170 Krieg! gericht konstituiert Nach eiltet Madrider Meldung sind mehr als 1000 Offiziere, darunter viele in höheren Stellungen, verhaftet worden. Spätesten« am Donnerstag wird ein Kriegs­gericht konstituiert werden, welches die Führer der Aufstandsbewegung itt contumaciam verurteilen wird. Der Ministerrat hat u. a. den Beschluß ge­faßt, daß sämtliche Staatsbeamte, Beamte dec Monovole und der Staatsdienststellen, die an der AusstandSbewegung teilgenommen haben, als Staatsfeinde aus ihren Aemtern entlassen werden. DienStag, kurz vor 22 Uhr, sandte die Radiostation in Barcelona einen Aufruf deS spa­ nischen LandwirtschastsministeriumS aus, in wel­chem die spanischen Landwirte aufgefordert wer ­den, sich zu bewaffnen und sich den regierimgS- treuen Truppen nnzuschliehen. Durch ein Dekret deS Finanzministeriums wird der Negierung eine beliebige Summe zur Verfügung gestellt, die eventuell notwendig sein könnte, um die öffentliche Ordnung aufrecht za erhalten. - Ole Aufständischen melden: Die Nundfunkstation in Sevilla , die sich noch Immerhin dm Hände» der Aufständischen befindet, bestätigt dagegen den Vormarsch der Aufstän­dischen auf Madrid , und zwar sowohl von Süden wie auch von Norde» her. Die Nordnrmee habe ihrm Generalstab in Pampalmta unter dem Kommando des Generals Moll». Auch Neuter meldet, daß die Aufständischen im Norde n anscheinend an Boden gewinnen. Die Lage im Süden bleibt unsicher. Von den 48 Provinzen befinden sich zehn mehr oder weniger in den Händen der Aufständischen. General liolla gefallen? In Perpignan sind Meldungen eingelangt, dah General M o l l a, der Kommandant der Ausständifchen in Nordspanien, unweit San Sebastian ' im Kampfe gefallen ist. Schwere Verluste Zeitungsmeldungen zufolge betrug in Bar­ce l o n a die Zahl der Aufständischen 5000. Die Zahl der Todesopfer der dortigen Kämpfe wird mit zirka 800 angegeben, die der Verletzten mit 3000. Die Kämpfe spielten'sich hauptsächlich um das Hauptfernsprechamt, die Kasernen und daS Hotel Colon ab. Der Bürgermeister der in der Nähe der Hauptstadt gelegenen Stadt Colmenar V i d j o teilte dem Madrider Polizeipräsidenten mit, daß in den Bergen bei Santtllana die Leiche» ..pon vierzehn aufständischen Offizieren'üni> Svl- /"lioleii gefunden worden seien. Hier hatten Regie- rungsflugzeuge eine Truppe Aufständischer unter Maschinengelvehrfeuer genommen und mit Bom­ben belegt. In Malaga wurden bei den Kämpfen zwischen den Regierungstruppen und den Auf­ständischen 200 Persogen getötet und einige tausend verletzt. Einige Stadtviertel stehen in Flammen. Wie verlautet, wüteten in den Morgen­stunden des Mittlvoch heftige Kämpfe in den Straßen der Stadt S a n S e b a st i a n, wo der Zivilgouverneur neuerlich bestrebt sein soll, seine Macht zurückzugewinnen. Nach den letzten Nachrichten ist die Radio­sendestation San Sebastian immer noch in der Die aufständischen Soldaten, haben sich darauf beschränkt,, die Station zu umzingeln und wärten geduldig, daß sich die Besatzung ergibt. Der Fall der von den Aufständischen besetz­ten südspanischen Stadt Almeria nahm folgen­den Verlauf: Der spanische KreuzerLe- p a n t e" wollte vor der Ausfahrt nach Tanger in Gibraltar Brennstoffe laden. Die englischen Hand des der Regierung ergebenen Militär«. I Behörden erteilten jedoch nicht die Bewilligung ---f hiezu. Dar Schiff fuhr daher nach Almeria , da« von den Aufständischen besetzt gehalten wird. Die Anwesenheit des Kreuzers gab den der Regierung treügebliebenen Abteilungen neuen Mut. Sie unternehmen, unterstützt durch ein Geschützfeuer der..Lepante", einen Ausfall gegen die Auf­ständischen.und nötigten sie nach lebhastent Kampfe zur Kapitulation, Ueberslchtskarte zu den Ereignissen in Spanien Der Aufstand, der in Spanisch-Marolko ausgebrochen ist, hat dann auf die südlichen Provinzen (vor allem Andalusien ) übergegriffen. Die stärksten Positionen der Republil sind Asturien , Galicien und Katalonien . Die Flotte greift ein Wie am Mittwoch Abend aus Gibraltar ge­meldet wird, eröffneten am Nachmittage die in der Nähe der englischen Festung liegenden Kriegs­schiffe der spanischen Regierung das Feuer aus die Flugzeuge der Aufständischen, die den Felsen von Gibraltar überflogen, um so vor den Gra­naten Schutz zu suchen. Ein Schrapnell fiel in unmittelbarer Nähe des Rock-Hotels, ein anderes in dem DorfKatalanische Bucht" nieder. Vier spanische Regierungsschisse haben Ceuta beschoßen. Zwischen den Batterien der Stadt und den Schiften kam es zu einem heftigen*- Feuerwechsel. v Kirchenvermögen In Barcelona beschlagnahmt In Barcelona hat die Negierung der katalanischen Generalidad den kirchlichen Besitz, die Kathedralen etc., die künstlerischen Wert besitzen, beschlag­nahmt. An den beschlagnahmten Kirchen wurden Aufschriften.Beschlagnahmt von der. Regierung der katalanischen Generalidad zugunsten des Volkes"'angebracht. Die Regierung verwendet die. Kirchen als Spitäler. «unser unter den Flüchtlingen In Gibraltar Gibraltar . Das Reuterbureau meldet, daß infolge des gewaltigen Zustroms von Flüchtlin­gen aus den nahen spanischen Städten Gibraltar fast am Ende seiner Versorgung mit Lebens­mitteln steht. Auch die neutrale Zone zwischen Gibraltar und der Stadt La Linea ist von Flücht­lingen überfüllt. Es handelt sich der Mehrzahl nach um Frauen, Kinder und Kranke. Sie sind von Panik erfüllt und ausgehungert. Die Um­gebung von Gibraltar wurde vom Militär auf Anordnung des Kommandos mit einem Drahtver­hau geschützt, um den Zustrom weiterer Flücht­linge von Gibraltar abzmvehren. Volksolympiade gestört Barcelona . Der französische DampferChed- dadh Djenne" hat 2000 französische Sportler und Touristen an Bord genommen, die nach Bar­ celona gekommen waren, uni der dortigen Arbei­terolympiade betzuwohnen. Der französische Kon­sul erklärte, daß fünf bis sechs Franzosen bei der Schießerei in den Straßen von Barcelona ver­wundet wurden, davon einer schwer. , Englische Flottendispositionen PoliflsdK Amnestie in OcstcrrcKh Angcblidi ohne RtlcItsKM aul Parteizugehörigkeit Wien . Die angckündlgte politische Amne­stie ist Mittlvoch.spät nachts bekanntgegeben wor­den. Di« Amnestie erfolgt ohne Unterschied der politischen Richtung und ohne Ansehung der Per­son des Täters und erstreckt sich auf vier Teil- aktione», und zwar: 1. Eine umfangreiche bedingte Nach­sicht der Sträfreste, 2. Niederschlagung' schwebender Strafver­fahren, 3. Einstellung ruhender Verfahren gegen Minderbeteiligte am Juli-Putsch mit Ausnahme von 48 Verfahren gegen öffentliche Angestellte und 4. Hemmung des Strafvollzuges. Strafe» bis zu zehn Jahren schweren. Ker­kers werden generell nachgesehen, bei zehn bis zwanzig Jahren erfolgt Nachsicht der Strafe, so­weit nicht Blutschuld oder besonders erschwerende Umstände(Verletzung der Amtspflichten»der des Soldateneides) vorliegen. Bon den 46 lebens­länglichen Kerkerstrafen wurden 13 nachgesehen. Rach der Durchführung der Amnestie werden sich nur mehr 224 Personen wegen politischer Straftaten in GrrichtShaft befinden. In Borbe­reitung befindet sich angeblich auch eine ver­waltungsrechtliche Amnestie, die sich auf Polizeistrafen and Konzentrationslager er­strecken und Ende Juli bekannt gegeben werden soll. London . An britischen kompetenten Stel­len wird die Situation in Spanien alS ernst bezeichnet. Auf Befehl der Admiralität hat die britische Flotte wichtige Positionsänderungen an der spanischen Küste durchgesührt. Einige britische Schiffe in den Gewässern von Gibraltar wurden von Bombensplittern getroffen. Dir Bomben waren von spanischen Flugzeugen abgeworfen worden, von denen man bisher nicht feststellen konnte, ob sie zu den Aufständischen. oder den RegierungStruppen gehören. Die englische Admiralität hat Mittwoch vor­mittags zum Schutze des englischen Lebens und Eigentums in Spanien eine Reihe weiterer Kriegsschiffe nach den spanischen Häfen beordert. Der KreuzerDevonshire" wird sich zu diesem Zweck in Palma bereit halten, während der KreuzerLondon " nach Barcelona geht. Anr Donnerstag wird ein Flaggenschiff und drei Zer­störer ebenfalls in Barcelona eintreffen. Ein weiteres Flotillenführerschiff hat in Barcelona Anker geworfen und je ein Zerstörer stehen in Alicante und in Almeria in Bereitschaft. 48 Wir suchen ein Land Roman einer Emigration Von Robert Grö tzsch Copyright by Eugen Prager-Verlag, Bratislava . Boli räusperte sich und ließ erst eini­gen Tabaksqualm-um die scharfe Hakennase anfsteigen. Dann begann er nnvermittelt:Also tpann soll es nun sein, Laska?" Breit auSzuholen Ivar hier nicht mehr geboten.Die Mihais den­ken" er nannte mit Absicht die ganze Sippe wenn der Mond kleiner wird, ist die Ernte vorüber und Zeit, die Hochzeit zu bestellen!" Der Oheim nickte; er vertrat Vaterstelle für Laska.Warum noch länger warten?" fragte Boli und faßte den Jungen scharf ins Auge .Prenni wird nicht jünger dabei. Achtzehn Sommer hat sie jetzt gesehn mit sechzehn sind die Jung- franen hier am besten!" LaskaS Gedanken aber gingen zu der Wei­ßen. Prenni heiraten? Die Ora tvollie es anders. Sollte er der Sippe Prennis alles sagen? Daß er seit fünf Jahren immer nur an eine weiße Frau gedacht hatte? Daß ihm Prenni zu nahe war, seit Kindesbeinen, nahe wie Base und Schwester? Voll hätte gelacht, jeder Skipetar nannte so etwas kindlichen Schwatz. Da eine unschickliche Pause entstand, hob der Oheim die lange schmale Nase. Der jüngste Sokoli wollte ja wohl, daß die Aelteren entscheiden. Drum sagte der Oheim:Recht, po, nach der Eritte wär's schon recht." Bolis Brust weitete sich, seine Stimme klang dunkel:Und du,Laska, was sagst du?" Erst soll im Frühjahr eine Heine Kula wer­den, wollte er sprechen, aber die falsche Rede blieb im Halse stecken. Er holte Lust und sah dem. Va­ter.Prennis setz ins Auge:Recht hast du, Boli und so habt ihr den Versprach festgemacht, du und mein Vater, vor zehn Jahren, gut. Aber was zehn Jahre dauert, kann auch elf währen. Wer eilt, der übereilt. Ihr müßt mir noch ein­mal Zeit lassen warum, das brennt nur mich." Er atmete auf: nun war's heraus. Der Oheiin saß auf dem Schemel, starr wie ein steinerner Zacken. Mit solchen Worten hatte oft schon großes Unglück begonnen. Boli aber beugte sich in den Lichtschein und schitalzte so beleidigend mit der Zunge, daß Laska die Kappe erregt zur Seite schob.'. Das brennt nur dich, Laska? Die Jüngste der Mihais ist mit dem jüngsten Sokoli zu oft beisantmen gesehen tvorden und es brennt nur dich?!" Wieder das zornige Lachen. 8m Halb­dunkel schwammen die Blicke der Beiden inein­ander/ Der Kienspan leuchtete plötzlich auf und Laska konnte in der grimmigen Miene des an­deren alles lesen, was etwa noch zu sagen war: Du bist ein Skipetar, Laska, und du weißt, solcher Wortbruch kostet Blut. Dein Vater ist gefallen gegen die-Nika), zivei deiner Brüder auch. Und wer syll dich rächen, wenn wir schießen? Der blinde Oheim oder der flüchtige Bruder in Ma­ zedonien , oder gar die Vettern in Südalbanien? Du lieber Himmel, bis die hier herauf kommen! Du weiht, daß zwischen den Sokoli und den Mi- hal schon einmal Blut, stand, daß es drei Männer kostete. Zwei Bajraktare, zwei Stammführer, wä­ren nötig, um Frieden zu schaffen. Damals wur­det ihr zwei einander versprochen, damit die.bei­den benachbarten Sippen immer Freunde blei­ben... Willst du jetzt wieder Blut über euer Haus bringen? Gebrochenes Brot wird nicht mehr zusammengesügt...», Das alles las Laska in dem strengen Blick, dem verfinsterten bärtigen Gesicht des Aelteren, griff zum Tabak, drehte hastiger denn sonst und antwortete:Jin Recht bist du, Boli, daran will ich nicht rütteln, aber hast du ru>Ä nie gchört, dah auch die Ora'einmal sagen kann: Noch nicht, noch ist die Zeit nicht erfüllt!" .Dann muß es eine schwarze Ora sein, Laska!" Und Boli erhob sich schwer und mächtig. Wenn sie zu Wortbruch und Unehre rät, ist es eine schwarze Oral Wer Wort hält, der hat keine böse Oral" Er hing das Gewehr über, reichte dem Oheim die Hand, drückte die Wange an die des Blinden. Laska gab dem Gaste das Geleit. Am Feigenbäume saßen die Frauen im Dunkel, flüsterten und ließen sich von der Mutter erzählen, welche wundersamen Dinge die weiße Frau aus der Tasche gezogen hatte. Auf dem Wege zum Maisfeld hinab bljeb Boli stehen. Der Junge wollte ihn bis über den Fluh begleiten. In halber Hohe drüben stand das Haus der Mihals.Es ist gut, Laska", meinte Boli und schlug ans Gewehr,man hat ja das... Dir bleiben drei Tage. In drei Tagen wollen die Mihals klare Antwort." Griff LaskaS Hand, drückte dje Wange an die seine, und verschwand im fahlen Mondlicht.- Laska stieg wieder hinauf zur Matte. Tyr, der schivarze Hund, schlug leicht an. Die Mutter hatte ihn an den Feigenbaum gebunden. Laska blieb stehen und horchte. Dann ging er ins HauS, schob den Holzriegel vor. Die Mutter lag schon auf der Pritsche. Im kleinen Raume nebenan war dar Männerlager. Der Oheim schnarchte'auf seinen Ziegenfellen. In dieser Nacht schlief Eva traumlos und tief. Gegen Morgen stahl sich Lärm In ihren Schlaf.Za, za, za, luck, lud, luck, aah I" Sie stützte sich leicht auf die Ellenbogen und übersah durch die offene Tür den ganzen Plan. Schafe, Schweine und Ziegen mit großen Hörnern wurden zur Weide ins Tal getrieben, stürzten an der Mutier vorüber, rasten die Wiese hinab. Am Rande der Matte stand Last«, hoch aufgerichtet, und dirigierte die Herde mit einigen Steinwürfen, damit sie sich am Maisfeld nicht solange aushielt. »Za, za, za, luck, luck, luck, aah!" Eva streckte sich lang, schlummerte wieder davon. Die Sonne kroch über den Bergrücken drüben, legte sich voll auf die Matte, lies in die ge­flochtene Hütte. Als Eva die Augen wieder öff­nete, kündete ihre Armbanduhr den hellen Vor­mittag. Laska hockte an der Stelle, da er die Tiere talab getrieben und blies leise die Kaval . Und dann fiel der Schatten der Mutter in die Hütte. Sie brachte Wasser, aber Eva sprang auf, wurde auf die Wange geküßt, trat hinaus.in das blen­dende'Licht, deutete zum Wildbach hinab, kramt- in ihrem Koffer. Merkwürdige, herrliche Dinge sahen Laska und die Mutter von draußen. Eva griff Waschzeug, Handtuch und Seife, die nach Teerschwefel roch; damit hielt man sich das landes­übliche Ungeziefer gut vom Leibe. In die Schuhe konnten» ihre Füße noch nicht, die aufgelaufenen Stellen schmerzten noch zu sehr. In leichten Bade­schlüpfern eilte sie zum Wasser hinunter, das schäumend und zornig über gewaltige Blöcke dpn- nerte. Zwischen großen' Ufersteinen lockten meter­tiefe, glasklare Tümpel. Sie nahm ein kurzes Bad, wusch sich, trocknete sich in der Sonne. Die Bergwände strahlten rotbraun, die Kuppen schim­merten wie frisch bestäubt vom Morgen und Europa lag weit, weit weg... Oben trug die Mutter frisches Maisbrot und Meze in Evas Hütte, und als das Mädchen hinauf kam, im Handtuch rund' geschliffene, vom Wasser polierte Steine, stand der türkische Kaffee itt der kleinen Tasse. Sie/gab der Mutter und Laska von ihren Keks; beide kauten in leichter Verwun­derung. Ja, mit, solchen zarten Dingen erhält Man wohl die Haut so zart und ohne Runzeln, instand waren.''"c (Fortsetzung folgt.)