Seife 2
DienStag, 28. JuN 1036
Nr. 174
Ferngespräch Hitler-Mussolini? London.„Sundoy Chroniclc"«fährt, baß Ende der vergangenen Woche Retchlkanzl« Hitler u»d der italienische Ministerpräsident Mussolini eine telephonische Unterredung haften, die die Einladung aus die Konferenz d« fünf Locarno -Mächte betraf.
gen das unblutige Mittel des Streiks sofort Ma- schinengewehr» einsetzte, Ivlltete die realtionäre Presse der ganzen Well gegen die, spanischen Sozialisten. Damals hatte sie die Ausrede, sie stehe eben auf Seiten der legalen Gewalt. Diesmal aber bekennt sie sich zweifelsfrei zu der illegalen Rebellion und es stört sie nicht, daß die legale Regierung selbst eine bürgerliche Regierung ist. Jener Geist bürgerlicher Demokratie, den die spanische Regierung heute vertritt, ist eben in Mitteleuropa längst auSge» stürben(wodurch sich auch die allzu schematische Theorie von der notwendigen Nachahmung der BollSfront in unseren Verhältnissen widerlegt!) Daß die faschistischen Regierungen offen mit den Rebellen sympathisieren, während zugleich von den demokratischen Regierungen eine selbstmörderische Neutralität verlangt wird, ist beinahe selbstverständlich in einer Zeit, in der die heftigsten theoretischen Gegner deS Internationalismus sich als die gewandtesten Praktiker inter-
Kampf um den Frieden— würdig und ernst Achtung auf kommunistische Quertreibereien Das höchste Gut, welches die europäischen Völker zu verteidigen haben, ist der Friede. Alle ernsten Menschen, denen Kultur und sozialer Fortschritt ein hohes Gut sind, müssen der Bewahrung des Friedens und der Verhütung einer KriegSkatastrophe Ihre besten Kräfte weihen. Die stärksten Stützen deS Friedens in Europa sind heute die demokratischen und s ozia» listischen Parteien, welche die stärksten politischen Kräfte der FriedenSerhallung sind und die Staaten vor den destruktiven faschistischen Elementen, welche die größte Kriegsgefahr sind, schützen. Dessen sind sich alle Persönlichkeiten, die etwa außerhalb der Parteien stehen und das Grauen eines europäischen Krieges als der Uebel größtes ansehen, bewußt. Auch jene Friedensfreunde, welche am SamStag abend» in Prag , die Kundgebung auf der Slawischen Insel veranstal- tet'haben, suchen Verbindung mit Demokraten und Sozialisten, wie schon die Namen der Referenten zeigen. Einer solchen ernsten FriedenSbe« "wegung bringen wir Sozialdemokraten Sympathie entgegen, jeder, der ernstlich den Krieg um de» Friedens willen bekämpfen will, kann auf uns zählen. Anders verhalten wir uns allerdings jenen Elementen gegenüber, welche diese edle und schöne Belvegung für sich auSnühen wollen. Wie uns gemeldet wird, wollen die Kommunisten einzelner Gebiete— wie sie dies auch bei anderen Gelegenheiten tun— die Friedenssehnsucht der Sozialdemokratie auSnühen und versuchen unsere Genossen dazu zu veranlassen, ihnen bet irgendwelchen Friedenskundgebungen Staffage zu machen. Selbst sind die Kommunisten nicht imstande, ein.' größere und würdige Kundgebung zu veranstalten, sie brauchen die sozialdemokratischen Massen, um
nationaler Politik, nämlich der international ver- sipptan, verkuppelten und Verbündeten Konterrevolution erweisen. So kann der Rebell Fran« e» wagen, gegen die Verletzung del Tangerstatut» zu' .-«testieren", ass wäre er der Vertreter einer völlerrechtlich anerkannten Macht. Was hätte man wohl den Wiener oder den asturischen Arbettem geantwortet, wenn sie 1084 als klagende Parteien vor internationalen Tribünen erschienen wären! Daß unsere sudetendeutsche Bürgerpresse, in diesem wie in so vielen Fällen ein Herz und eine Seele mit den tschechisch-nationalistischen Hetzblättern des Herrn Stktbr n h, für den spanischen Großgruiwbefltz, für die jesuitische Kulturreaktion, für Don Alfonso und die eidbrüchigen Generale kämpft, versteht sich von selbst. Besonders lehrreich ist es dabei, jene Blätter zu beobachten, die sich in anderen Fällen, wo e» zur Tarnung notwendig war oder dem Hiller'« scheu Befehl entsprach, al» glühende„Republika- ner" gebärdeten. Die„Rumburger Zeitung" etwa, die, um Hitler Oesterreich zu verschaffen, die kühnsten„republikanischen" Bekenntnisse ablegte, scheint für Spanien die Lotterherrschaft der Bour bonen , Jesuiten , Granden und Generale durchaus für die richtige.nationale Negierungsform zu hallen. So scheid« sich hier die Geister und jedem, dem daran liegt, daß unserer Republik und unserer Demokratte die spanische Mode erspart bleibe, mag seine Lehre daraus ziehen I-
sich der Well als die eigentlichen KciegSbekämpfer hinzustellen. Unseren Genossen aber fallt eS nicht im geringsten ein, den kommunistischen Machern die Steigbügel zu halten, damit sich die Herren in den Sattel sehen und uns dann niederreiten. Den Konununtsten handelt es sich gar nicht darum, ernste Friedenskundgebungen zu veranstalten, sondern eine Aktion zu machen, zu der sie mit der g«ßen Trommel kommen wollen, um alle» zu Überschreien. Wir brauchen heute nicht Worte, sondern Taten. Wir müssen die politische Macht etnsetzen, um den Krieg zu verhindern, und' die Sozialdemokratie kann mit Stolz darauf Hinweisen, daß die Friedenspolitik der Tschechoflowakei s h r Werk sei. Unseren Genossen ist e» also zu sehr ernst um die Sache des Friedens, um den Kampf dafür in einen. Klamauk ausarten zu lassen. Wir beteiligen uns daher nicht an kommunistischen Veranstaltungen, die unter der heuchlerischen MaSke eines gemeinsamen Kampfes um den Frieden inszeniert werden— weder als Veranstalter noch als Zuhörer. Wir werden für den Frieden wetterkämpfen ernst, tapfer, ohne Geschrei— und gerade deshalb umso wirkungsvoller. *- u Die gemeinsame Landeszentrale hat am 2k!,' >Juli eine Sitzung abgehaüen, worin sie sich auch mit ihrer Stellungnahme zu den. in der letzten Zeit entstandenen Organisationen zur Erhaltung de» Frieden» beschäftigt hat. Die gemeinsame Lande-zentrale hat immer den Gedanken de» Frieden» al» die selbstverständliche Voraussetzung de» wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte» und der Sicherung der Kulturgüter unterstützt. Sie beteiligt sich auch und unterstützt die Aktion von Organisattonen, welche ständig und systematisch den Frieden anstreben. Sie betrachtet aber al» eine unzweckmäßige Kräftezersplitterung. wenn nüen den bisherigen Organisationen, welche für den Frieden arbeiten, neue, besondere Organisationen geschaffen würden.
Dia Aushungerung mißlingt In Madrid sind im Lauf» de» Montag au» Valencia , Alicante und Mauricia so Leben». mittelzüge zu je elf Waggon» eingetroffen. Blättermeldungm zufolge soll di» Leven», mittelvtrforgung von Madrid für 14 Tage sichergestellt sei». Pie Aufständischen melden: Bon Seite der Aufständischen wurde am. Sonntag das Gerücht in die Well gesetzt, daß die spanische Regierung Unterhandlungen mit den Aufständischen anknüpfen wolle und daß namentlich Außenminister Barrie im Namen des Präsidenten Annaäa dem General Mola, der die Nordarmee der Aufständischen befehligt, den Posten des Kriegsminister» in einem zu bildenden Rechtskabinett angeboien habe. General Mola und andere benützten diese Gelegenheit, um stolz zu versichern,.daß sie es unter dem vollen Sieg de» Aufstandes und der Ausrufung der Militärs diktatur nicht tun. Damit scheint'es noch gute Weile zu haben. Die Propaganda der Putschisten arbeitet mit den wüstesten Greuelmärchen über Schandtaten der Roten gegen Priester, reiche Bauern und Frauen, über die kommunistische Schreckensherrschaft in einzelnen Städten etc. Ausgesprochene Falschmeldungen setzt auch da» Deutsche Nachrichtenbüro in die Well, das am Sonntag die Besetzung sämtlicher Pässe in der Gebirgskette nördlich von Madrid durch die Aufständischen meldete, obwohl da» Gegenteil der Fall ist. Etwa» wahrscheinlicher sind vielleicht noch die Meldungen, daß in der Gegend von A l g e- ciras etwa 800 Putschisten, darunter 200 Fremdenlegionäre, gewisse Erfolge errungen hätten and erneut gegen Malaga vorrücken. Diplomatische Schritte Madrid . Verschiedene diplomatische Vertretungen, die bei der Madrider Regierung akkreditiert sind, haben gemeinsam bei der Regierung eine Demarche unternommen und fordern den Schutz der Botschaften, der Gesandtschaften und der Konsulate, absolute Freiheit im Verkehr mit ihren Regierungen und die Garantie einer entsprechenden Leben»mittelmenge. Die spanische Regierung hat auf die Demarche der diplomatischen Vertreter bekanntgegeben, daß sie ihnen jeden nur möglichen Schutz angedeihen lassen werde. Deutschland verlangt Schadenersatz Berlin . Die deutsche Botschaft in Madrid hat bei der spanischen Regierung gegen die Zerstörung. de». Heilste»...der^deutschen Arbeitsfront. sowie der deutschen . Schule in Barcelona energisch protestiert und die spanische Regierung für diese Plünderungen im vollsten Ausmaß verantwortlich gemacht und die entsprechenden Schadenersatzforderungen angemeldet. Da» deutsche Panzerschiff„Deutschland " ist am 26. Juli morgen» 6 Uhr vor San Sebastian eingetroffen. ' Laut Zeitungsmeldungen au» Madrid hat sich da» Kanonenboot„X amt n“, welche» angtb. sich da» einzige im Dienst der Aufständischen befindliche Schiff gewesen ist, wieder zur Verfügung der Madrider Regierung gestellt, nachdem die Besatzung die aufständischen Offiziere in ihre Gewalt gebracht hatte.
Massaua In Flammen? Ade n.(Reuter.) Reisende, di» aus Mass«» eintreffcii, erzählen, daß die Stadt in Wammen steh». Die erst vor kurz« Zett»«ich. teten Raphthäbehält« hätte» Feuer gefangen und der Brand breite sich in der Richtung zu den Munitionslagern auS. Auf dem Flugplätze wurde« angeblich mindestens öll Flugzeuge durch das Feuer vernichtet. R o m. Zu den englischen Nachrichten über einen Hafenbrand in Massava verlautet von zuständig« italienischer Seite, daß durch. die Explosion eine» Petroleumschiffes im H a f e n ein Brand entstanden sei, der sich trotz energischer Abwehr auSbreitcn konnte. Die Angaben einer englischen Nachrichtenagentur über den Schaden seien jedoch üb«» trieben.
Konkurrenz für IHN Die Riefenstahl „entdeckt“ einen Athleten! Das Belgrader Blatt„Breme " meldet aus Athen : Die bekannte deutsche Filmschauspielerin Lent Riefenstahl hielt sich dieser Tage au» Anlaß des. Beginnes de» Olympia-Stafettenlaufes in Athen aus. Hiebei ereignete sich ein Zwischenfall, der erst jetzt an die Oefsentlichleit gelangte. Als die Fackel mit dem olympischen Feuer aus den Olymp gebracht werden sollte, bemerkte die Künstlerin einen! jungen Athleten von ungewöhnlicher Schönheit mit einem Körper„wie ein junger Gott". Geblendet von der Schönheit de» jungen Manne» und in der Ueberzeugung, daß er in der deutschen Filmkunst eine große Rolle spielen könnte, lud ihn die Schauspielerin ein, mit ihr nach Berlin zu fahren, wobei sie ihm eine glänzende künstlerische Ka«iere versprach. Der Athlet nahm dieses Angebot'an und verließ mit einem Sonderflugzeug Athen . Leni Riefenstahl erklärt, daß es sich in diesem Falle um eine rein künstlerische Angelegenheit handle und nicht um eine sentimentale Affäre.
Streik der Landarbeiter beigelegt Paris . Das Landwirtschaftsministerium teilt mit, daß die Streiks der landwirtschaftlichen Arbeiterschaft überall beigelegt wurden und daß Montag früh die landwirtschaftlichen Arbeiter überall ihre Arbeit angetreten haben, so daß die Ernteavbetten in Frankreich gesichert erscheinen.
In Kürze i - Wien . Der römische Berichterstatter der „Rcichspost" erfährt aus vatikanischen Kreisen, daß der deutsche Botschafter beim Vatikan , von Bergen, in. neue Verhandlungen mit dem Vatikan Uber ein Abkommen mit dem Berliner Kabinett, speziell über die Durchs ührungdeSKon- kordateS, eingetreten ist. Jerusalem . Da die arabischen Blätter die Nachricht brachten, daß die Juden am Dienstag, d. i. dem Jahrestag der Niederreißung de» Jerusalemer Salomon-Tempel», Manifestationen veranstalten wollen, hat der jüdische Nationalrat die traditionelle Wallfahrt der Juden zur Klagemauer unter Hinweis auf die unsichere Lage untersagt. Jerusalem . Bei einem Gefecht zwischen britt« scheu Truppen und Arabern auf den Hügeln von Judäa sind zehn Araber getötet worden.
47 Wir suchen ein Land Roman einer Emigration Von Robert Grfitzsch
Copyright by Eugen Prager-Verlag, Bratislava . Laska stieg wieder zu Tale. Die Sonne war verschwunden. Da» Tal lag schon im Halbdunkel. Als Laska in den Haselnußbusch einbog, pfiff eö scharf an seinem Ohr vorbei und das Echo eines Schusses peitschte am Hang hin. Rasch wandte sich Last« der grauen Wand zu. Nicht» sah er, behielt seinen Schritt, Eile durfte man jetzt nicht zeigen, stieg in die Schlucht hinab. Zu den MihalS wollte er. Wenn bei denen drüben ein Mann fehlte, dann wußte man, aus welchem Gewehr die Kugel kam... Aber am Fluße machte er Hall. Was sollte er da drüben? Man würde ihn fragen, welche Botschaft er endlich zu bringen gedachte... Er ging zurück, trieb daS Vieh hinauf, stieg langsam hinterdrein. Oben kam ihm Eva entgegen.„WaS war das mit dem Schuß, Laska?" Er zuckte die Achseln, heuchelte ein argloses Lächeln:„Man wird ein Wild.geschossen haben!" Die Mutter stand daneben und sah den Sohn mit langem Blick an;' sie konnte in seinem Gesicht lesen. Sie hatte ost Schüsse gehört, einige waren abends durch die Fenster geschickt worden. Nie war es um Wild gegangen— immer um die Männer ihres Hauses. Als sie den Hund an den Feigenbaum band und Eva ihr die Hand reichte, merkte das Mädchen, daß die harten, braunen Finger der anderen leicht zitterten. Noch■ lange härte Eva den Hund murren. Er wittert Gefahr, dachte sie und spürte, daß sich, etwa» Dunkles um Laska».Haus zufammen- zog. Die Muiterwär in den letzten Tagen weni
ger bei ihr gewesen; daS faltige Gesicht unter dem schwarzen Tuche blickte ernster, ihr Gang schien schwerer. DaS Antlitz de» Blinden aber verwitterte noch mehr; Und da au» dem Duster gespensterte der Steinhaufens bekam irit Mondlicht glitzernde» Leben, Glimmer und Kristalle funkelten eine stumme Mahnung:„Hast du die Mienen der Männer und Frauen beobachtet, die gen Abend bet den Haselnußsträuchern sitzen blieben und dir zuschauten? Hüte dich! Du sprächst nicht die Wahrheit, sagen siel Du wolltest sie um den Schah bringen! Du wüßtest geheime Dinge und sagtest sie nichtI Hüte dich!"— Eva seufzte. Nichts sah sie in den bunten Brocken al» dünne Spuren von Kupfer, Eisen, Blei... Bis in die Nacht hinein vernahm sie den tropfenden Ruf de» Nachtvogels. Gewesenes furchte durch ihren Halbschlaf: die Spinne, GustiS volles besorgte» Gesicht, Mose» und der Kleine, Peter und Paul, die Hände wie angewachsen in den Taschen. Am großen Tisch würden die Emigranten jetzt sitzen und Skat spielen oder poltti« fieren... Merkwürdig, wie nebelhaft das schon zurücklag, wie rasch da» in diesem bunten Märchen verblaßte. Nur Justu»' Gesicht tauchte immer wieder scharf und deutlich hervor, Justus, in dessen verwunschenem Land sie jetzt Steine sammelte und der um diese Abendstunde wohl in seiner Kammer hockte und die Feder über» Papier laufen ließ, gepeitscht von seinen Gedanken, wäh- rend an den Grenzen Hunderte Tapfere auf die Männer warteten, die illegale Literatur brachten... Warum bist du nicht mit nach Süden gegangen, Justus? Wir hätten uns gut unterhalten, ich wäre ein guter Kamerad gewesen... Aber ich weiß ja, dein graue» Haar fürchtet sich vor meiner Jugend. Ich könnte dir wieder entgleiten und du kämst dir vor,'wie die alten Robben mit dem»erschundenen Fell und den närrischen Liebesschwerzen. Ich verstehe dich, Justu», du hast vielleicht zuviel Sinn für Komische». Aber ich bin ja älter als du denkst, viel älter...
Lange noch hörte sie den tropfenden Ruf des Nachtvogels. Am andern Tag war die Matte still, viele Ziegen und Lämmer fehlten. Aus etlichen Häusern langhin am Hang waren die Männer mit Tieren nach Skodra gewandert. Ehe'Laska ging, früh im ersten Strahl der Sonne, saß er noch einmal an Evas Hütte, hatte die Klinge des silbrigen Messers aufgerissen, in den Boden gepflanzt, EvaS Hand gepackt, ihre Handfläche mit der seinen auf den Messergriff gedrückt und dazu albanische Worte gemurmelt. Die hießen: Wo du hingehst, da will ich auch ich hingehen... Dann ließ er ihre Hand lo». Sein Gesicht entspannte sich... Am Hause drüben packte die Mutter den Proviantbeutel: MaiSbrot und Ziegenkäse. Eine Viertelstunde später schon verschwand Laska mit zwanzig Tieren oben über den Hang hin. ES war ein Tempo, als ginge es bergab. Eva sah zur Seite: da hatte da» Messer gesteckt. WaS sollte da» alle» bedeuten? Die albanische Beffä— der Eid, mit dem er mich unter den Schutz seines HauseS stellt? Aber dieser Schwur, so hatte ihr Justu» erzählt, wird doch nur Männern geleistet! Frauen stehen außerhalb jede« Gewalttat..-. ' Nein, hier sprach etwas anderes: er wollte sie»um Weibe,' hatte von ihr geträumt fett Jahren schon..... Sie schloß die Augen... Auf dieser Matte bleiben, Tiere hegen, Kinder, kräftige braune Kinder haben?— Gerat» gewachsen, groß und sehnig war er, aber wovon soMe sie mit chm«den, ein Leben lang? Biel Unerweckte» glomm in feinen Augen, al» Keiner Poet wohl galt er unter den Seinen. Wpnn sie seine Spräche lernte, sein Denken lernte, und er das ihre.— war das möglich? War da» alle» denkbar? Vom Busche her trippelte die alte Frau mit den kranken Augen, ließ sich neben der Weißen' nieder, küßte ihre Wänge, deutete nach den Augen. Da sah Eva, daß die Lider nicht mehr so verquollen'aufeinander hingen. Ein befreiter Blick drang
hindurch. Langsam sprach die Alte in rauher, fremder Sprache auf die Junge ein, machte eine Handbewegung nach dem Dorfe:„Man spricht schlecht von dir, aber du bist gut. Du hast mir geholfen. Du bist eine Gesegnete. Du kannst Steine deuten. Nimm dein Glas und schau durch unser Geröll, Schätze liegen in-der Malcija, wir sind arm, wir hungern, banne unsere Not," Sprach e» noch einmal langsam auf den Mund der Jungen; sie mußte eS doch verstehen, wenn man so langsam die Worte setzte... Eva lächelte, nur wenige Brocken nahm sie auf, schüttelte den Kopf und fühlte wie gestern abend nahe Gefahren, ein dunkles Unbekannte». Eine Weile, blieb die Alte sitzen, dann schlug sie da» Kreuz über EvaS Stirn und humpelte davon. Bald darauf saß Eva oben an der. Quelle, ließ das Wasser kühlend über den heißen PUlS rieseln. Männer schritten vorüber, sahen an ihr vorbei, grüßten nicht,'rasteten nicht wie sonst. Eva ging hinunter, der Mittag glutete über den Bergen. Die Mutter brachte frisches Mais« brot, Mieze, Aoghurt,„Kato", sagte Eva. griff nach der Hand der Mutter, zog sie neben sich ins Gras,„Kato, warum lachst du nicht mehrmit mir?" Stumm forschte die Mutter in EvaS Gesicht. Ihr Blick wurde weicher, sie strich über daS helle Haar der anderen, zog die schmale Hand auf ihren Schoß,' beugte sich darüber, äl» wollte sie in den Linien lesen,, fuhr ihr um die Schulter, wieder und wieder. Von de« Brombeerhecke hinter der Hütte kam der Düst vertrockneter schwarzer Beeren. Eva lehnte ihren Kopf an da» wollene Wans der Aefteren, fühlte ihre schwarzen, vollen Strähnen an der Wange, hörte langsame Worte und sah Gesten, von denen sie nur einige, erfaßte: La»ka Und Prenni drüben.' Verlobte';;. seit zehn Sommern... der Junge will nicht mehr.§,» Blut steht darauf... Feindschaft.,; (Fortsetzung folgt.).