Nr. 174

Dienstag, 28. Null 1836

Sette 5

Spanien In Hammen

Die Blutchronik von Barcelona

llchen. Für die Erreichung dieser Zieles ist die brei­teste Entfaltung und Zusammenfassung aller Kräfte entscheidend.

Um 63.000 Mllchlübe wmiger.DieZahl der Milchlühe in der' Tschechoslowakei hat gegenüber demBorjahr um 68.012 Stück abgenommen. Da» bedeutet eine Verminderung der Milchproduktion um 126 Millionen Liter und eine Verminderung der Buttererzeugung um 486 Waggons.

Eiri; rumänischer Rüstungskredit Zur Finanzierung von Rüstungsaufträgen, die die rumänische Regierung an die tschechoslo­wakische Rüstungsindustrie vergibt, ist von der Tschechoslowakei anRuinänIeneinFinanzierungS» lredit von 266 Millionen Kronen gewährt!wor". den. Dieser Kredit wird von der Schwerindustrie unter der Führung der Skoda-Werk«, die auch den größten Teil der. Aufträge erhalten dürsten, eingeräumt. Allerdings hat ihn der Staat, voll, garantieren müssen. Die- Laufzeit beträgt zehn Jahre.Zu den- vorgesehenen: Lieferungen gehört in«ist« Linie Etseiwahnbrückh><' und Schiffs­baumaterial und- auch direkter Armeebtdarf. Die Lieferung von Kanonen würde schön' in. einem früheren Vertrag geregelt- so daß sie'in dem neuen Abkommen nicht enthalten ist...

Eröffnung der neuen slowakischen Bahn Sonntag wurde in feierlicher Weise durch den Eisenbahnminister die neue Bahnstrecke Cer« venä Skäla Margecany eröffnet. Der auch im Rundfunk gesendete Eröffnungsakt fand in der Station Margecany statt. Sektionschef Konerza gab namens der Bauverwaltung Erläuterungen über die Kosten und die technische Durchführung des schwierigen Baues und gedachte auch der sechs beim Bahnbau verunglückten Mitarbeiter. Bisen« bahnminister BechynL hob die Bedeutung der öffentlichen Investitionstätigkeit bei der'Be­kämpfung der Wirtschaftskrise hervor. Di« Staatsbahnen wenden im heurigen Jahre 721 Millionen AL für diese Zwecke auf, wovon 177 Millionen auf neue Bahnstrecken entfallen. Die nach dem Umsturz mit einem Aufwand von nahezu einer. Milliarde Ai erbauten neuen Bahnen liegen fast alle in der Slowakei . In dem Eebiet der neuen Bahn standen, bereits im 12. Jahrhundert blühende Berg­städte; im flowakischen Erzgebirge liegen nochmanch« Schätz« begraben, zu deren Hebung, und Nutzbar­machung die neue Bahn wesentlich beitragen wird. Den Touristen erschließen sich die sprichwörtlichen Naturschönheiten der Kleinen Tatra, der Eishöhlen und de» slowakischen Paradiese», der Bottswirtschaft ein zwetter sehr wichtiger Verkehrsweg nach dem Osten. Zum Schluß wies der Minister noch daraus hin, daß eine Reform der Frachtrarife vorbereitet wird, die dem Wirtschaftsleben der Slo­ wakei große Vorteile bringen wird. Der Sonderzüg der offiziellen Gäste und ein zweiter Zug mit Publikum, beide reich geschmückt, eröffneten hierauf den durchgehenden Verkehr auf der ganzen Strecke, die zum Teil durch altes deut­sches Gebiet geht. Bei den Begrüßungen in den einzelnen Stationen kamen auch deutsche Be« wohner zu Worte. Bei einem Festesten in der Station Eishöhle(Ladovä Jeskhnk) gab Ju» stizminister Dr. D L r e r, der ebenfalls der Er« öffnung beiwohnte, seiner Freude über die auf­richtigen Kundgebungen der Vertreter der deut­ schen Bevölkerung in der Slowakei Ausdruck, welche sich dessen bewußt werde, daß es der tsche« choflowakische Staat war, welcher ihnen ein« freie nationale Entwicklung ermöglicht hat. Von deut­ scher Seite erwiderte Abg. Kunz sBdL), daß bei der heutigen Feier Slowaken und Deutsche ge« meinsam die Staatshymne gesungen und gemein­sam versprochen haben, den Staat zu verteidigen. Bleiben wir beisammen, erklärte er, wie wir es tausend Jahre hindurch waren! Abg. B e L k o(tsch. Sozialdemokrat) kündigte an, daß bereit» eine AktiengesellschaftMontania" in Gründung begriffen sei, um die Mineralschätze des Gebietes, durch die die neue Bahn führt, aus­zubeuten.

Flüchtlinge wirksam verteidigen wollen und fordert st« auf, eine.schnelle und machtvolle Aktion zu ent­falten. Er fordert st« auf, gemeinsam alle Kräfte da­für einzusetzen, daß da» Asylrecht in den verschiedenen 'Ländern Europa » Und der Welt verwirklicht werde. Da» Sekretariat rechnet hierbei sowohl auf d'e demokratischen Regierungen, die au» dem Botte hervorgegangen.find, al» auf die Böl­ler bundversammlung vom September 1286, um dem Seist der von der Internationalen Pariser Konferenz gefaßten Beschlüsse und seines juristischen Statuier zum Durchbruch»u verhelfen.. Dar Sekretariat begrüßt«», daß die h o l l ä n« bische Regierung, die kurz vor der Pariser Konferenz den politischen FIüchtllng Schwittay aus­geliefert hatte, die Auslieferung der deutschen Flüchtling» Schmalenbeck abgelehnt hat und steht die» al» Ermutigung zur Fortsetzung weiterer erfolgrei­cher Aktionen an. Da» Sekretariat wendet. fich ferner an alle Organisationen und Persönlichkeiten, die fich für die Arbeiten'der Jnternatiopälen Pariser Konferenz interessieren, wenn ste auch noch nicht dem Jnternatto« nalen Büro angehören. E» lädt sie feierltchst ein, ihren Anschluß baü> zu vollziehen, um durch gemein­samen-Einsatz aller Kräfte da» von. den politischen Flüchtlingen mit Recht ungeduldig erhoffte Asylrecht und^bie materielle und moralische Hilft zu verwirk«

kür die Verwirklichung des Asylrechts Da» Sekretariat de»Internationalen Büro»- für Asyl und Hilft für polittsche Flüchtlinge", her­vorgegangen au» der Internationalen Pariser Kon­ferenz für Asylrecht,.ist am 17. Juli 1286 zu einer- ersten Sitzung in Pari» züsammengetreten. - Nach Prüfung., de »Vorläufigen üebtreinkom«. men» betreff» der deutschen Flüchtlinge'',' da» von der Regierungskonferenz vom 2. Utls 1986 in Eenfi beschlössen wurde, gelangt da» Sekretariat de». Inter «' nationalen Büro» u., a. zu folgenden Feststellungensi S» ist bedauerlich,. daß trotz der von einigen: hervorragenden Regierungidertketern in lobeniwer« ter Weise- gemachten Anstrengungen,'.die"auf die: Negierungskonferenz gesetzten Hoffnungen-nur in' ! schwachem Maße«rfültt wurden. : Mmerhin ist«ine der brennenden Fragen der .. au» Deutschland. kommenden:!p»ltttschea Flüchtlingz,- die Frage ber AuSweiSpäpiere teilweise in dieser'- Internationalen Konvention. geregelt. Da» Sekretariat wendet.- sich an alle Massen­organisationen und Persönlichkeiten, die die durch gäschi»mu» oder Reaktion verfolgten politischen

Wiener Pessimismus. In denLidovt No« viny" veröffentlicht ein österreichischer Indu­strieller unter dem TitelWiener Pessimismus" einen Artikel, der deswegen interessant ist, weil hier ein Industrieller Gedankengänge ausspricht, die auch schon von sozialdemokratischer Seite ge­äußert worden sind.Die österreichische Szene", so schreibt er,hat sich über Nacht vollkommen geändert. Was gestern schwarz war, ist heute weiß und es wird nicht lange dauern, wird das Weiße wieder schwarz werden." Schuschniggs Vertragspartner Papen könnte manches aus sei­nem eigenen Schicksal erzählen. Der österreichische Kanzler und Mussolini unterschätzen den großen Einfluß, den der Nazismus auf das Bürgertum stets ausgeübt hat. Auf der anderen Seite unter­schätzen sie es, daß nach Ausschaltung der politisch gebildeten Arbeiter nur ein kleiner Teil der öster­reichischen Bevölkerung besondere politische Inter­essen hat. Die nationalgesinnte Beamtenschaft sieht in Schuschnigg nur ein vorübergehendes Regime. Schuschnigg selbst stellt sich wohl nicht ein. nazistisches Oesterreich als Ergebnis seiner Poli­tik dar, aber er wird es nicht verhindern und er beschreitet einen Weg, auf dem die wirklichen oder politischen Leichname Kahrs, Helds, Schleichers, Brünings und PapenS liegen. Die häufige Be­tonung des Dollfuß-Kurses in den letz­ten Tagen kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß dieser Kurs verlassen wurde. Ein Teil der Bevölkerung bat das Gefühl, daß es von Schusch­ nigg verraten wurde. Die Legitimisten sind ver-. ärgert, weil sie sich betrogen fühlen, die Heimweh- ren sind in zwei Flügel gespalten, von denen der eine national ist, der andere Starhemberg nahe­steht, welch letzterer das Gefühl hat, beiseite ge­stellt worden zu sein. Die Katholiken haben ein schlechtes Gelvissen vor den reichs- beutschen katholischen Kreisen, die durch die öster­reichische Kapitulation demoralisiert find. Ableh­nend ist auch der Stand der christlichsozialen Arbeiter, die sich von ihren sozialdemokratischen Kollegen, mit denen sie immer noch in Verbindung 'sind,-den Vorwurf gcsallElasseN. Müssen, daß sic, Hitler den Weg'geebnet haben. Gestiegen ist bei!"' Kampfelan der Sozialdemokraten, während die ehrlichen Nationalsozialisten, die nicht nur den Nationalsozialismus, sondern auch den Sozialis­mus wollen, nun zuOttoStrasser neigen.' Der. Verfasser stellt es nicht als unmöglich hin, daß sich alle Gegner Schuschniggs und Hitlers in Oesterreich zu gemeinsamem Vorgehen einigen werden. Tankow bildet Sturmabteilungen. Tankow» bulgarische nationalsozialistische Bewegung hat allen Vertrauensleuten des Landes besondere Di­rektiven zur Organisierung der Jugend zugehen lassen. In Sofia wird eine Schule zur Heranbil­dung von Jugend-Propagatoren geschaffen. ES wird auch ein- besonderes Presseorgan erscheinen, dessen Aufgabe in der Gewinnung der Jugend für den Cankow-Gedanken bestehen wird. An der Spitze der Jugendbewegung steht ein Exekutivaus­schuß, der sich in eine politische, eine Propaganda- und eine Sozialsektion gliedert. In Artikel 12 des Organisationsstatuts heißt es wörtlich:Bet je­der Jugend-OrtSgruppe werden aus einer be­schränkten Zahl mutiger und opferwilliger Leute Sturmabteilungen geschaffen, die mit den verant- wortungSvottsten Aufgaben betraut werden. Di« Namen der Sturmleute kennt nur der Führer der politischen Sektion in der Zentrale, dem die Sturmleute direkt unterstehen." Cankow gab auch ein« kleine Schrift unter dem TitelDie natio­nalsozialistische Bewegung und, der politische Augenblick" heraus, in der als das Hauptziel der Tankow-Bewegung die Konzentrierung und Ver­einheitlichung der bulgarischen Nation bezeichnet wird. Die Flugschrift macht kein Hehl aus der Br- wunderung für den H i t l e r i s m u s und den Faschismus und kündigt neuerlich den unerbitt» lichen Kampf gegm die Volksfront an. Die An­hänger Tankows in der Regierung.haben die Hoffnung nicht aufgegeben, daß sie schließlich de» - Innenminister KrasnowSli zwingen werden, ihnen eine größer« Einflußnahme auf die StaatSver« . waltung durch Besetzung wichttger Posten mit Tan« kow-Anhängern eiuzuräumen. Es ist nicht aus­geschlossen, daß König Boris im Hisiblick auf die innerpolitische Situation ehestens aus dem Aus« lande nach Bulgarien zurückkehren wird. In Sofia wird die in den'letzten Tagen einberufene Sitzung des Obersten Militärrates lebhaft kommentiert, in der auch hie durch di« Tankow-Agitation geschaf­fene Lage besprochen wurde. Die Zensur ist den Kundgebungen Tankow? gegenüber sehr nachsich» tig, während sie mit den übrigen politischen Füh­rern sehr streng verfährt. Andererseits verzeichnet auch die BollSfrontbewezung in Bulgarien ständig wachsende Fortschritte. Nach Schätzungen Einge­weihter könnte Tankow bei einer freien Wahl auf dem Lande 7015 Prozent, in den Städten 26 Prozent der Stimmen gewinnen.

Parteigenossin! Parteigenosse! Bist Du schon Mitglied der ftin&erfrettti&e? wenn nicht, dann tritt bei. »rennOfdkoft!"

Barcelona , 26. Juli Die tote Stadt In Barcelona herrscht Ruhe, doch ab und zu' knattert noch hier und da Gewehrfeuer. Vor mei­nem Fenster zieht ein« dünne, gelblichweiß« Rauchfahne vorbei, die sich au» der Brandstätte einer wenige Häuser entfernten Kirche erhebt. Au» dem Hof brüllt ein Lautsprecher die Erlässe der Madrider und der katalanischen Regierung. Man hört auf der Straße in rasendem Tempo, die requirierten eleganten Privatkraftwagen vorbei­fahren; es sitzen darin, dichtgedrängt, Polizei­beamte und verwegen ausfthende, unrasierte Arbeiter; einige liegen, da» Gewehr im Anschlag, auf den Kotflügeln der Wagen, ander« stehen, di« Pistole schußbereit, auf den Trittbret­tern. In den Straßen hängen noch die von den Kugeln zerrissenen Straßenbahndrähte herab; den Asphalt bedeckt Katt, Mauerstücke, Scherben von Fenstern und Laternen; da und dort liegt noch ein blusiger Uniformrock,«in Stahlhelm. Noch zeugen kaum eingetrocknete Blutlachen von Kampf und Qual, und die toten Pferde, mit aufge­schwemmten Leibern, die ihr« dünnen, starren Fes­seln in die heiße Sommerlust recken, werden in den Straßen verbrannt. In Barcelona ist der Kampf ent­schieden: die aufständischen Truppen sind ge­schlagen, zerrieben worden; ihr Anführer, der General G o d e t, ist gefangen. Der Präsident der katalanischen Regierung, Tompany», ist bereit» gestern früh barhäuptig, von seinen Getreuen um­ringt, im offenen Kraftwagen durch die Straßen gefahren. Di« von dem tagelangen Gewehr- und Mäschinengewehrgeknatter«ingeschüchterten Bür­ger hatten sich vor die Haustüren gewagt und applaudierten dem Präsidenten; mit ihnen die be­waffneten Arbeiter, die einzeln und in Gruppen, zusammen mit Polizisten derGuardia de Asalto", durch die Straßen ziehen. Kampftage . I» Barcelona drängten sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli dichte Gruppen um die Radioapparate in den Tafts, Parteilokalen, Klubs und Redaktionsstuben, um die spärlichen offiziel­len Nachrichten au» Madrid abzuhören. Wenige Stunden vorher hatte die dem Madrider Kabinett Tesare» Quiroga und dem Staatspräsidenten Azana durch Gestnnung und persönliche Freund­schaft verbundene katalanische Regierung die Poli­zeitruppen in Alarmbereitschaft versetzt, und di« in einem im Bareeloneser- Hafen verankerten Schiff liegeüdesi Waffen beschlagnahmt und an die Arbeiterbevölkerung verteilen lassem Spa­ nien » in Strahenkämpfen erfahrenste, verwegenste Aktionsgruppen der FAJ der Iberischen Anar­ chistischen Füderatton und deren Gewerkschafts­organisation TNT(Tonfederacion Nacional del Trabajo ) hatten sich, ebenso wie die VottSfront- parteien, der Regierung zur Verfügung gestellt. Gegen fünf Uhr morgens schreckten die er­sten Schüsse di« politisch uninteressierten Bürger (aber wer ist da» noch?) au» dem Schlaf; au» dem Vorort Pedralbe» rückten da» dort statio­nierte Infanterieregiment 18 und da» Kavalle- rieregiment 10 auf der eleganten Valmenallee Diagonal nach dem Stadtinnerm Gruppen der Guardia» de Asalto",MozoS de Escuadra" die malerische, blau und rot uniformierte Sonder- truppe der katalontschen Regierung und be­waffnete Arbeiter stellten sich den Soldaten ent­gegen. Biele Soldaten, denen die Offiziere erflärt hatten, daß siezur Verteidigung der Republik " ausgeschickt seien, ließen sich von den Arbeitern -entwaffnen, und diese schickten fich mit den erbeu- teten Militärgewehren und Stahlhelmen an, die­jenigen Truppen, die bi» ins Stadtinnere vor­gedrungen waren, sowie die Regimenter, die in­zwischen ihre im Stadtzentrum gelegenen Kaser­nen verlassen hatten, anzugreifen.

UiMwM Die 36-Stundenwoche Im Dezember 1980 hatte die Kellog-Gesell­schaft, ein große» Unternehmen für Getreidenah­rungsmittel in Battle Treek(Michigan U. S. A. ) zur Verminderung der Acheitslosigkeit den Sechs­stundentag(vier Schichten) eingeführt. Diese Maßnahme war so erfolgreich, daß nunmehr nach fünfjährigen Erfahrungen der Sechsstundentag (86-Stunden-Woche) ständig«ingeführt worden ist. Gleichzeitig wurden die durchschnittlichen Lohn­sätze um 12.5 Prozent erhöht, wodurch die Löhne tpieder auf den Stand vor dem 1. Dezember 1980 für die 8sttindige Arbeitszeit gebracht worden sind. Herr Kellogg erklärte, daß nach den Erfah­rungen seiner Gesellschaft und dem Mißerfolg an­derer Lösungen die Ueberwindung der Arbeitslo­sigkeit nur durch kürzere Arbeitszeit mit Lohnaus­gleich erreicht werden könne. Nach seiner Schät­zung'würde dadurch der Beschäftigungsstand um wenigstens 20 Prozent verbessert werden köimen. Herr Kellogg fügte hinzu:Unser Vorgehen beruht nicht auf theoretischen Erwägungen. Nach unseren Erfahrungen wird bet einem kürzeren Arbeitstage die Leistungsfähigkeit und die seelische Haltung der Arbeiter verbessert, die Unfall« und Krankhettsztffern gehen zurück, und di« Geste­hungskosten'werden so gesenkt, daß wir für die sechlstündige Arbeitszeit einen ebenso hohen Lohn zahlen können wie vorher für die Sftündige Ar­beitszeit. Die Gesellschaft ist mit- den erzielten Ergebnissen außerordentlich zufrieden".

Um di«Plaza de Tataluna" tobte bis Mit­tag ein erbitterter Kampf, bi» sich die au» allen Seitengassen beschossenen und im Nahkampf be­drängten Truppen ergeben mußten. Auf den Blu­menbeeten, an den Baumstämmen, lehnten zahl­reiche Verwundete; dazwischen lagen die Leichen verwundeter Soldaten, zweier katalanischer Poli­zeibeamter und zweier Anhänger der FAJ, die sich tollkühn dem Militär entgegengestürzt hatten, um es im Nahkampf zu überwältigen. In den übrigen Stadtteilen wurde bis Mitt­woch weitcrgekämpft. Die Aufständischen hatten vier Geschütze vor dem Tivilgouvernement ange­fahren: VolkSmiliz und Polizeitruppen eroberten sie im Nahkampf und richteten sie gegen die Ka­sernen, in die sich die in offenen Gefechten geschla­genen Truppenteile zurückgezogen hatten. Regie­rungstreue Flieger beschossen die Aufständischen mit Maschinengewehren und warfen einige Bom­ben ab. Die Milizkommandantur wurde erstürmt und der General Godet festgenommen. Zuletzt lei­steten di« Truppen nur noch in der am Hafen ge­legenen ArtilleriekaserneAtarazanas" Wider­stand. Von den in den engen Gaffen der Altstadt aus Straßenpslaster, Matratzen und Möbelstücken errichteten Barrikaden knatterte ununterbrochen Maschinengewehr- und Gewehrfeuer. Die Offi­ziere hißten aufAtarazanas" die weihe Fahne: Polizei und bewaffnete Arbeiter verließen ihre ge­deckten Stellungen; da knatterte wieder ein Ma­schinengewehr, und zwanzig Menschen fielen, un­ter ihnen der Anarchistenführer Ascaso und der katalanische Abgeordnete TolldefornS. Der Kampf wurde weitergeführt, bis sich, wenige Stunden später, die wenigen überlebenden Offiziere und Soldaten ergeben mußten. Seitdem herrscht in Barcelona relative Ruhe. Hie und da vernahm man noch vereinzelte Dach­schützen: die mit BottSmiliz und Polizei besetzten, requirierten Privatkraftwagen, die ununteichro- chen durch die Straßen fahren, halten scharf an, und es beginnt ein wildes Gewehrfeuer gegen dm meist unsichtbaren Gegner. . Der Alltag beginnt wieder - Die katalanische Regierung ist nun bemüht, die Zivilkämpfer im Zaum zu halten und die Ar­beiter zu veranlassen, an ihre Arbeitsstätten zu­rückzukehren. Zwei Tage lang lagen dichte Rauch­wollen über Barcelona : fast alle Kirchen, Klöster und Klosterschulen wurden in Brand gesteckt. Allerdings wird behauptet, daß in einigen Kir­chen sich Tmppen festgesetzt hatten und von hier aus di» Volksmiliz beschossen. Die katalanische Regierung hat inzwischen die wenigeü n'öch unver­sehrten kirchlichen-Institute, sowie die Gebäude der rechtsstehenden Zeitungen staatlich beschlag­nahmt,um sie vor der Zerstörung zu retten. DI« Lebensmittelversorgung Barcelona » stockt: in den LebenSmittelläden werden Eßwaren für die Kämpfer requiriert. Einige der Clement«, di« aus dem Staatsgefängnis befreit wurden, unternahmen Plünderungen.' Polizei und die Gruppen der FAJ gehen gegen die Plünderer mit größter Schärfe vor, und zwar erklären die Anar­chisten, daß die unerbittlichsten Maß- nahmenzurReinhaltungihrerre- volutionärenBewegung statthaft seien: zwei Männer, die einen Juwelierladen auSrau- ben wollten, wurden auf offener Straße erschos­sen. Da» Privateigentum ist im allgemeinen respektiert worden, i Keinerlei Hebelgriffe sind Ausländern gegenüber vorgekommm, und in zahl­reichen Fällen begleiteten Milizionäre der Anar­chisten die Nichtspanier zu ihrem Schutz auf ihren Gangen durch die Stadt. Trotzdem beginnt das Leben in Barcelona allmählich wieder sich zu normalisieren. Auf den Ramblas sind die umge­worfenen Stühle bereit» wieder aufgestellt, Grup­pen von Neugierigen diSkutteren das Vorgefal­lene, und überall wird mit dem Aufbau des Zer­störten begonnen. Copyright by Mttropress.