Seite 2 Mittwoch, 20. Juli 1988 Nr. 17S die politische und, was fürs Raffen wichtiger ist, auf die wirtschaftliche Hörigmachung der Tschecho- slowatischcn Republik im Rahmen des als Hitler« kolonie gedachten Mittel» und Südeuropa . Wirt» schaftlich ist das Sudetenland für die Raffer von Ruhr und Rhein herzlich uninteressant, denn wir haben weder Bauxit noch Petroleum, Iveder Oel- frucht c noch Kupfer, wir haben nur Werkstätten und fleißige Hände, die man von der wirtschaft» lichen Entwicklung in unserem Staate abschneidet, wenn man Mißtrauen säet und eine Bedrohungspsychose schafft, mit wahrlich unabsehbaren Folgen für uns alle, für die Menschen hier, nicht für die Herren Gewährsleute in London , die bedauernd die Achseln zucken würden, toenns schief geht und die sich für unser Schicksal nur insoweit interessieren,, wenn sie es überhaupt tun, als unser Volk als Instrument einer Außenpolitik dienen kann, als ein Pressionsmittel des Faschistenblocks gegen die europäische Demokratie, sei es nun wegen der Antirußland-Politik des Oelkönigs Deterding, sei es wegen der ungarische» Träume der Lords Rothcrmere oder gar nur darum, daß ein paar augenblicklich unbeschäftigte oder schwach beschäftigte Herren der zweiten Garnitur der. Konservativen auf eigene Faust ein wenig Außenpolitik treiben können. Heraus mit der Sprachei Wer weiß in London so genau, wer dar Sudetendeutschtum vertritt? Wer sind die„hohen englischen Kreise", die nur Konrad Henlein die Lö sung eines von ihnen selbst al».weltpolitisch bezeichneten PrMems zutrauen. Wir glauben e» zu ahnen und warnen: Lord Rothermere ist aus det Familie der NörthcliffeS und die find nicht rafferein, was bei Rosenberg nachzulesen ist. E» wäre auch, vor intimerer Bekanntschaft, doch nachzufragen, ob die Herren diese» Zeitungskonzerne» schon ebenso, wie die Ascher da»„Gott strafe England" die Schandhetze gegen die deutschen Soldaten vergeffen haben, mit der man in Rother» mereS „Daily Mail" im Kriege tagtäglich das Lesepublikum fütterte. Wir erwarten restlose Aufllärung und wir werden uns dann über den Wert außenpolitischer Neuorientierung für die. deutschen Minderheiten unterhalten, für die neben Süd-Tirol die Deut» schen in Polnisch -Oberschlesien oder die Deutschen in Ungarn einen hinreichenden Anschauungsunterricht bilden. Wir nehmen uns nach wir vor das Recht heraus, für unser Bolk zu sprechen, auch wenn Herr Rutha eine oder mehrere Lordfchaften für seine etwas arrogante Auffaffung gewonnen haben sollte, und erinnern nur daran, daß Lloyd George bald nach den Khaki- wählen weniger zu sagen hatte als die Labouristen, die bei diesen Wahlen kein Sech st e l, geschweige denn ein Drittel der Stimmen erhaltenhatten. T. R. S. stellt, welche die Arbeit zweier Hobelmaschinen Merer Konstruktion ersetzen, wobei die Bedienung dttzser Maschine einem Arbeiter anvertraut ist, der daneben auch noch andere Auwmaten bedient. In einer Pipenfabrik wurden 86 Arbeiter ausgeschaltet, als man 6 Kopier-Drehbänke aufstellte, deren Leistung die Arbeit von 42 Drechslern ersetzte. In einer Bürstenfabrik wurde ein Auwmat eingeführt, welcher gleichzeitig zwei Brettchen durchbohrt und in zwei andere Brettchen die Borsten einschlägt. Die Maschine wird von einem Arbeiter bedient, während, früher für dieselben Manipulationen zwei bis drei Arbeiter notwendig waren. Weitgehende Rattonalisierungsmaßnahmen wurden in der Textilindustrie durchgeführt. Eine große Textilfabrik hatte bisher die notwendige Durchmischung der Wolle mtt der Hand besorgen kaffen, wozu eine große Anzahl von Arbeitern notwendig war. Die Firma ist nunmehr zur auwmatischen Mischung in Beton- kammern übergegangen, wobei die Wolle pneumatisch in die Kammern geführt wird. Nach erfolgter Mischung wird sie ebenfalls pneumatisch zu den Pressen transportiert. In einer.Baumwollspinnerei wurde die verhältnismäßig teure Produktion des Baumwollgarns auf Selfaktoren durch die Einführung von automatischen Ringspinnmaschinen verbilligt, bei welchen nur Frauen beschäftigt werden, während 88 Arbeiter ihre Arbeit verloren. Durch Einführung eines schnelleren Durchzugs wurden in derselben Fabrik einige der Flügelspinnmaschinen überflüssig, was zur Ausschaltung von 90 Hilfskräften führte. Durch Einführung des Zweistuhlsystems kamen in einer Baumwollweberei 60 Weber um ihre Arbeit und auch andere Fabriken verringerten durch die Einführung des Zwetstuhlsystems die Zahl der be-. schäftigten Arbeiter. Eine Baumwollweberei teilte sogar, den Webern statt der bisherigen 4 Stühle, die sie zu bedienen hatten, 16 Spezialstühle zu, wogegen jedoch die Arbeiter Protest erhoben, so daß diese Maßnahme nur probeweise erfolgte. In einer Spinnerei wurden den Arbeitern statt der bisherigen 12 nunmehr 1b Maschinen zur Bedienung übertragen. Ueber entschiedenen Widerstand der Arbeiterschaft mußte jedoch diese Maßnahme widerrufen werden. Immerhin gelang es aber der Firma, den Arbeitsprozeß um 6 Prozent zu beschleunigen. Eine große Strumpffabrik erhöhte ihre Produktion durch Einführung automatischer Maschinen um 100 Prozent, wodurch die Hälfte der Arbeiter überflüssig wurden. Die Firma Baka vereinfachte ebenfalls in verschiedenen Abteilungen die Produktwn und erhöhte die Leistung um 16 Prozent. Die. Erzeugung der Blechtuben für Schuhputzmittel und ihre Füllung wurdeaütoma« tisiert,-wobei die Arbeitsleistung von 8000. auf i'OiÖOO Tuben täglich gesteigert wurde'."' Eine Molkerei führte einen neuen Auwmaten für das Füllen der Milchflaschen ein, welcher die Flaschen wäscht, füllt, verschließt und zur Expedition vorbereitet. 9 Arbeiterinnen können auf diese Weise 8000 Flaschen pro Stunde versandbereit machen, wobei ihre Hände mit der Milch überhaupt nicht in Berührung kommen. Durch den Ausbau der Transporteinrichtungen brachte eine Zuckerfabrik 60 Transporwrbeiter um ihre Beschäftigung. Auch im graphischen Gewerbe macht sich die Rationalisierung bemerkbar und eine große Buchdruckerei führte 2 neue Setzmaschinen ein, welche vis Auswirkungen der Rationalisierung in amtlicher Darstellung Die tschechoslowakischen Gewerbeinspektoren widmen den Fragen des technischen Fortschrittes alljährlich ihre Aufmerksamkeit und geben in ihrem Bericht eine zusammenfaffende Darstellung der Auswirkungen der Rationalisierung, die zu den gründlichsten Arbeiten aus diesem Gebiete gehört. In der Regel ist mit der Durchftihrung der Rationalisierungsmaßnahmen auch ein Rückgang der Arbeitsmöglichleiten festzustellen, nachdem die Maschine systematisch die menschliche Arbeitskraft ersetzt. So hat beispielsweise eine Kristallglasfabrik zwei Schmelzöfen und vier Kühlösen eingerichtet, welche mit elektrischem Strom aus einem eigenen Elektrizitätswerk betrieben werden. Wenn sich diese Einrichtung bewährt, wird die Glasfabrik die bisherigen Oefen, die mit Generatorengas geheizt wurden, einstellen, womit drei Heizer um ihre Arbeit kommen. Für die Erzeugung von Glasampullen für Injektionen wurde ein Automat eingerichtet, welcher bei Bedienung durch 2 Arbeiter in 8 Stunden 7000—9000 dieser Ampullen preßt. / Eine Maschinenfabrik errichtete in ihrem -Stahlwerk statt-der bisherigen 2 Martinöfen, welche eine Produktionskapazität von 82 Tonnen in 24stündiger Arbeitszeit aufwiesen, einen Elektroofen, System Hörould, womit die Produktion wesentlich vereinfacht wurde, dabei jedoch gleichzeitig von 11 beschäftigten Arbeitern 8 ihren Arbeitsplatz verloren. Durch Einführung einer Exzenterpresse statt der bisherigen Spindelpresse könnten die Skodawerke in ihrer Schmiede die Leistung um 100 Prozent steigern. In einer Draht« und Nägelfabrlk wurden 6 Arbeiter aus dem Arbeitsprozeß ausgeschaltet, als man vom manuellen Abwiegen der Erzeugnisse zur automatischen Füllung der Päckchen überging.. Eine Schraubenfabrik erhöhte ihre Produktivität um% durch eine teilweise Automatisierung des Betriebes. Eine Fabrik für Baubeschläge führte in ihrer Schleiferei die Arbeit am lausenden Band ein, doch wurde dessen Schnelligkeit zu groß genommen, so daß die beim Schleifen erwärmten Gegenstände nicht einmal ordentlich auskühlen konnten. Ueber Einschreiten des Gewerbeinspekwrs, wurde die Geschwindigkeit auf ein Drittel reduziert, dabei jedoch die Menge der zugesührten Halbfabrikate auf das Dreifache erhöht. Eine Rasierklingenfabrik erstellte einen Automat für das Härten der Stahlbänder, wobei sich die menschliche Arbeitskraft nur auf die Versorgung der Maschinen mit dem notwendigen Material und auf die zeitweilige Kontrolle des Pyrometers oder Thermogramms beschränkt. Eine Schmuckkettenfabrik führte einen neuen Kettenautomaten ein, welcher bei 11 beschäftigten Arbeitern monatlich bis zu 80.000 Meter fertiger Ketten liefert. Die rationalisierte Arbeitsteilung ist Wohl am gründlichsten in den Radiofabriken durchge- fübrt. Die Montage der Apparate wird auf 40 bis 60 Arbettsprozesse geteilt, welche von den.ein- zelnen Arbeitern auf ihrem Arbeitsplatz durchge- sührt werden, während die zu montierenden Apparate auf einem laufenden'Band aN ihnen vorüberziehen. Gegenüber der gewöhnlichen Serienproduktion ist die Arbeitsleistung um 15—20- Prozent Höher, wobei auch infolge der Bereinsä« chung des Arbeitsprozesses, weibliche Hilfskräfte verwendet werden können. Eine andere Radiofabrik verdreifachte die Leistung beim Anziehen der Schrauben, als sie zur Einführung elettrisch betriebener Maschinen überging. In einer Automobilfabrik kamen 6 Arbeiter um ihre Beschäftigung, al- die Firma eine neue Maschine zum Schleifen der Wellen einführte. An demselben Betrieb wurden moderne Hobelmaschinen für das Hobeln der Zahnräder aufge. 48 Wir suchen ein Land Roman einer Emigration -Mi Rodert GrStuch Copyright by Bugen Prager-Verlag. Bratislava . Und die Steine, auch sie machen das Tal wirr. Man sagt, du lügst und hast doch keinem etwas verheißen... In Katos Stirn unter den kurzen Fransen, um die dunklen Augen und den faltigen Mund lagerten Trauer, Bangen, Schicksal. Eva sah lange in dieses Gesicht und verstand alles... Rot, in unberührter Schönheit, leuchtete seitlich am Hange ein Granatapfelbusch... Nun war alles klar— und morgen mußte sie fort. Die Mutter liebkoste noch immer die Hand der anderen und Evas Augen glitten über dieses Gesicht dahin. Von viel Not stand in diesen Falten geschrieben, eine stumme Klage um tote Söhne, erschossene Männer, harte Gesetze. Die Geschichte eines armen Volkes war in dies Gesicht gemeißelt, und jäh erkannte Eva eine Schönheit der Alternden, die weit über Raum und Zeit hinaus.wuchs. Am nächsten Morgen standen zwei junge Malisorinnen auf der Matte und wippten EvaS Gepäck auf den Rücken. Nehe» der geflochtenen Hütte blieb im gelb gebrannten Grase eine Lupe liegen. Niemand sah sie, trotzdem Eva noch einmal um den Haufen bunten Gesteins, herum ging, verträumt und mit einem kleinen Lächeln, In allen Farben schimmerte der Hausen, Wunder über Wunder lebten darin. Abertausend Abbilder deS Alls lagen in jedem Stein beschlossen, in jedem kreisten abertausend unendliche kleine Weltkörper um abertausend kleine Sonnen. Kleiner Stein, deine Kleinheit ist Gröhe, deine Starre ist Bewegung und in deinem menschsexnen Farbenspiel lebt Geschichte von Jahrmillionen. Aber die vorhandenen Wunder genügt» den Menschen nicht, wenig wissen sie davon, wenig vermögen sie damit— und weil ich, die Mineralogin Eva, keine anderen Wunder au» euch zaubern konnte, gerate ich in dunkle Gefahren... Justus, erging es dir, erging es euch in eurer Heimat nicht ebenso? Ihr solltet auch zaubern und wurdet gejagt, weil ihr es nicht konntet... Kato, die Mutter, gab der Weißen das Geleit bis zum nächsten Stamm. Die beiden Frauen weinten, als sie auseinander gingen. Zwei Tage wanderte Eva, höher und höher, über Trümmerfelder von Karstgeröll hinweg, dann fiel der Pfad zur Grenze hinab. Am selben Mend kam der jüngste Sokoli von Skodra zurück und jagte drei'Ziegen vor sich her. Finsternis brütete in seinem Herzen. Der Hirtenruf hatte ihm schon am großen Strome unten berichtet, daß die weiße Frau von dannen gegangen war. Still zeigte ihm die Mutter all die strahlenden Gastgeschenke, die Eva zurückgelassen. Eine Zauberlampe für LaSka war dabei: wenn man auf einen Knopf drückte, sprühte helles Licht heraus.— Stumpf und abwesend glitten Laska» Augen über all das hinweg. Draußen am Steinhaufen hockten Männer und Frauen, ließen die vergessene Lupe von Hand zu Hand gehen, beugten sich damit über das Geröll und stierten in diese stumme/ verschlossene Welt. Nun war sie fort, die weihe Frau, die deuten konnte, was der Schoß der Erde barg. Ach, das große Wunder war nicht geschehen! Warum hatte man sie von dannen ziehen lassen?! Bielleicht wuhte sie um den Schah und verriet ihn draußen in der grohen Welt und eine» Tagewaren Fremde hier, geschützt von den Steuereintreibern in Tirana , und gruben in den Bergen, stiegen in den Leib der Maleija hinab und prellten die armen Maltsoren um den verborgenen Reichtum! Warum hatte man die Weihe von dqn« nen wandern lassen?! Feindselig, die Arme über der Lammwoll« ^jacke verschränkt, das Gesicht unbeweglich, schaute Laska über die plappernden, hadernden Gruppen hin, bis sie abzogen... Noch am gleichen Mend füllte er seine Wasserflasche, jagte über die Berge zur GreNze, forschte nach Evas Spuren; sie gehörte ihm, er gehörte ihr, so wollte es die Ora. Nach fünf Tagen kehrte er zurück, müde, schweigsam, die Kavgl tief im Gürtel. Keine Kunde war ihm geworden, wohin sich die weiße Frau gewandt, nichts. Seit dieser Zeit hörte man ihn nicht mehr Flöte spielen und der Oheim sagte, Laska sei Mann geworden. XVII. Kapitel.. Die herbvlauen Tage de» Septembers wölbten sich über dem böhmischen Lande. Ernteschwer hingen die Trauben des Hopfens. Bon den Bäumen prangte das Gelb und Rot des reifen Obstes. In der Spinne war ein Neuer angekommen: der lange Schorsch mit den kurzen Haaren und de» großen weißen Zähnen. Die Filmfirma drehte vorläufig nicht weiter. Bielleicht in einem halben Jahr wieder, sofern man da einen Langen brauchte... Schorsch gehörte zu den Sparsamen, er.wollte die paar Kröten beisammen halten. In der Spinne war Platz frei. Nun ging die Not mst dem Bett los. Gusti kannte da» von der Billa Wanja her: kein Bett war für den Langen lang genug, und beim Film schien er weih Gott nicht kürzer, geworden. Manchmal erzählte her.lange Schorsch von der Welt der Kulissen, der Scheinwerfer und schönen Frauen. Dann lief den. anderen Burschen das Wasser- im Munde zusammen und ein Hauch aus dem bunten Reich des Flitter» um> der grohen Star» wehte in die armen, Lie« deren Räume des Heims, Über i dessen Dach unsichtbare Geier kreisten. Herkner stand zwar wieder, fest in seinen Stiefeln, aber unter den Sohlen/ wankte der Boden: Hinnen kurzem muhte da» Werkeln, am Berge drüben, ein Ende nehmen. Einheimische hatten protestiert; hockten ja doch genug eingesessene Arbeitslose umher...»Und/ was soll im Winter werden?" früg Gusti.„Frosch die Arbeit von 4 Maschinensetzern bei Maschinen Merer Konstruktton ersetzten. In einer Steindruckerei würden. 12 Arbeiter durch die Einführung von Offsetmaschinen' ausgeschaltet; deren Leistung jener von drei Schnellpressen entspricht. Alle diese Maßnahmen führten dazu, daß sich die vorhandenen Arbeitsmöglichkeiten immer mehr verringerten. Die größten Kaolingruben im Karlsbader Gebiet konzentrierten ihre Förderung auf zwei modern eingeritete Schächte und stellten den Betrieb in fünf kleineren Schächten ein.' Durch die Konzentrierung dreier großer Maschinenfabriken (Böhmisch- Mährische Kolben- Danek in Prag ) wurde ein großer Betrieb, der früher gegen 1800 Arbeiter beschäftigt hatte, zu einem Torso von völlig untergeordneter Bedeutung. Aehnlich wirkten sich die Rattonalisierungsmaßnahmen auch in einer Reihe anderer Industriezweige aus und der Bericht der Gewerbeinspektoren ist in dieser Hinsicht eine einzige Anklage gegen die unvernünftige Gestaltung der Wirtschafts- und Produktions- verhWnisse in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Statt daß die immer vollkommener arbeitenden Maschinen das bittere Los der Menschen erleichtern würde, sind sie für viele Tausende von Arbeitern zu einem Schreckgespenst geworden, weil sie die Arbeiter und ihre Familien um die Arbeit und damit um die Existenzmöglichkeit bringen. Der technische Fortschritt wird erst dann von der Menschheit rückhaltslos begrüßt werden können, wenn der gesellschaftliche Fortschritt mit ihm parallel geht und wenn durch entsprechende Verkürzung der Arbeitszeit sowie durch eine Steigerung des Lohnniveaus den Menschen die Möglichkeit gegeben wird, den ihnen zukommenden Anteil an den erzeugten Gütern zu erhalten. Reichenberger Zeitungsenten In Prag gezüchtet Die„Reichenberger Zeitung " vbm Dienstag bringt auf der ersten Seite eine Reihe von Nachrichten, die sie selbst als Gerüchte bezeichnet, die aber-charakteristisch dafür sind, wozu sich das Blatt hergibt. Es wird da erzählt,„dah das Innenministerium in aller Stille Vorbereitungen treffe, um im Falle des Scheiterns der bisherigen Zusammenarbeit der RegierungSkoali- tion im Herbst Neuwahlen auszuschreiben". Anlaß zu diesen Neuwahlen sollen angeblich dtp geringen Erfolge der Regierungskoalition sein. Man merkt, warum das Blatt, bzw. sein Prager Korrespondent, der seinen Ehrgeiz dareinsetzt, ein Großunternehmer im Gerüchtemachen zu sein, eine solche Nachricht aufbringt. ES hat dies keinen anderen Zweck als die RegieruNgSkoali« tion, also vor allem die deutschen Parteien, die an der Regierung teilnehmen, in Mihkredit zu bringen. An der ganzen Sache ist naturgemäß -kein Wort^wahr und e? wäre, interessant, wenn der genannte Korrespondent Mitteilen würde, wer ihm diesen Bären aufgefunden hat. Ber « mutlich nicht einmal der Nachtwächter deS Innenministeriums. Ein anderes Gerücht, das die„Reichenber ger Zeitung " in derselben Prager Nachricht verbreitet, ist, daß sich der Borsitzende der tschechischen Agrarpartei Abgeordneter Beran, der mährische LandeSauSschuhbeisitzer Stoupal und der Redakteur des„Venkov" Kahanek nach— Danzig begeben werden. Wir können der„Reichen berger Zeitung " verraten, dah der Grund der Reise der drei genannten Politiker nach Danzig kein anderer ist als— die tschechoslowakische 1 Marine zu inspizieren. läuft mit seinen alten Hosen zur Schande draußen herum..." Die sanfte Zeit des knochigen Burschen war wieder vorüber, sein Haar lag nicht mehr gescheitelt über der breiten roten Stirn. Bojena, das Mädchen mit den kräftigen gesunden Backen und den pikanten dunklen Schlitzaugen, hatte man ihm wieder genommen, nach Hause geholt. Nur eine Hoffnung blieb ihm: eines Tages würde BoZena wieder da sein, dann war sie einundzwanzig, dann'wollten sie heiraten» mochten die Eltern schelten soviel sie stellten... Langsam entwickelte Frosch sein früheres ruppige» Wesen. Dafür blühten Peter und Paul mild und gleichmäßig auf; in Litosch hatten sie zwei Mädchen kennen gelernt, die in eine Fabrik gingen und selbstverständlich befreundet waren wie die zwei Burschen. Man sah die Bier ab und zu drüben am anderen Ufer baden. In Gusti» Haar mehrten sich die grauen' Fäden. Wie Justus so ging auch sie in geheimer UNruhe einher. Wo war der Kleine? Bon Moses lag ein Brief vor; er hatte in Saloniki auf den Kameraden gewartet und gewartet,'denn schwamm sein Schiff cch. Nun saß er in Telaviv und-wartete' noch immer. Kommen solle Ernst, tvo immer er sei; Moses werde bis zuM Hohen Kommissad vor-' dringen und das Zertifikat erwirken. Jeden Morgen lauerte Gusti auf din Briefträger— nichts vom Kleinen, keine Zeile; kein Lebenszeichen.„Wenn er nun kein Geld, mehr hat?"fragte rfte,^;Wte leicht kMint so'n! Junge in.schlechte Hände!"'—„Der nich", beruhigte Herkner,„der wUdgt sich durch;" Gusti schwieg, aber si«. wußte- daß auch der Boh täglich auf Nachricht lauerte. Sie', dachte an ihren Buben drüben bei den Großeltern und ihr war, al-sti Ernst nur dah gröhere Abbild des Kleineren; Je ferner die-Jungen» einem-entschwanden,' desto ähnlicher. wurden sie' einander-- Auch der Bub hatte herüber kommen wollen, wie Gusti von Boten erfuhr, aber-der Grohvitter verhinderte e». /Fortsetzung folgt.').
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16 (29.7.1936) 175
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