Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

16. Jahrgang

Frankreich warnt

andere Mächte vor Einmischung

Paris . Im Auswärtigen Ausschuß des Se­nats erklärten Ministerpräsident Leon Blum und Außenminister Delbos, daß die Regierung allen Gerüchten über angebliche französische Liefe

rungen von Waffen, Flugzeugen und Kriegs­material ein unbedingtes Dementi entgegenstelle.

Auf die Frage, welchen Standpunte Frant­reich einnehmen würde, wenn andere Staaten diese Neutralität nicht einhalten würden, antwortete Außen, minister Delbos, daß trop den verschiedenen, ins­besondere über Italien fursierenden Gerüchten, diese Eventualität bisher nicht in Betracht gekom­men sei. Die franzöfifche Regierung fei überzeugt, daß sich kein europäischer Staat in reine innere spanische Angelegenheiten einmischen werde, da dies ſehr große internationale Komplikationen zur Folge haben tönnte.

Deutsche und Italienische Flugzeuge an die Aufständischen

Freitag, 31. Juli 1936

Ein Blick hinter die Kulissen der braunen Diplomatie:

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 177

Betrug an Oesterreich Oesterreich- Betrug an Europa

Eine illegale NSDAP Oesterreichs in Aktion

Die zweifellos systematisch aufgezogenen vom Juli 1934, vernehmet und glaubt: Wa z

Will man das Abkommen vom 11. Juli dieses Jahres richtig verstehen, dann muß man die außen­politische Lage betrachten und die Staats­unst Adolf Hitlers in ihrem Befen erfaßt haben. Wir wollen beide Dinge in nachfolgenden Beilen behandeln.

Massendemonstrationen der österreichischen Natios Ihr begonnen, wir werben es nalsozialisten lenten die Blicke der Welt auf das vollenden!" Land, das durch den Vertrag vom 11. Juli an­geblich" pazifiziert" worden ist. Europa und vohl auch gewisse naive Katholiken Desterreichs beginnen zu merken, daß sie hinters Licht geführt wurden. Um so interessanter ist es, in ein authentisches Dokument Einblick zu nehmen. Wir sind in den Besitz eines einwand­frei beglaubigten Textes gelangt, der durchaus geeignet ist, die Beteiligten und wer wäre nicht beteiligt an den Schicksalsfragen Europas über die Hintergründe des deutsch österreichischen Friedenspattes aufzuklären. Es handelt sich um die- illegalen

Mitteilungen der Landeslei tung der NSDAP Oesterreichs ", Folge 29 vom 17. Juli 1986. Auf Seite 1-4 bringen diese Mitteilungen eine Rundgebung zum 25. Juli dem Todestag Dollfuß'

und

Deubre" verzeichnet Informationen, denen zufolge den Aufständischen in Spanisch- Marokko Flugzeuge des Typ Junkers" und" Ca­ proni " geliefert wurden, und erinnert in die fem Zusammenhang an die Bestimmungen des französisch- spanischen Abkommens vom Jahre Bur politischen Lage". Dieser zweite Aufsatz 1912, nach welchem Spanien in Spanisch- Mas wird als Pflichtabdruck" bezeichnet, ist also ver­roffo die Bevölkerung nicht bewaffnen und an mutlich von allen Unterstellen zu vervielfältigen deren Mächten den Zugang auf deffen Territorium und an die Anhänger weiterzugeben. Wir zitieren nicht gestatten darf. Das Vorgehen des Gesim folgenden die interessantesten und michtigsten nerals Franco gibt, wie das Blatt schreibt, Frant­reich volle Berechtigung zum Protest.

Paris . In Le Bourget ist am Donnerstag mittags wiederum ein spanisches Regierungsflug­zeug mit 1500 Kilogramm Gold an Bord ein­getroffen. Es war am Donnerstag Morgen in Madrid gestartet.

Englische Flotte in Gibraltar konzentriert

Stellen aus den beiden Kundgebungen der tile­galen und nach dem Friedenspakt und Hitlers Ehrenwort vom 11. Juli, wie man sieht, illegal, aber mit Wissen Berlins weiterbestehen= den NSDAP Oesterreichs :

25. Juli! Ein Tag in aller Herzen, ein Be­griff, um den herum ein ehrfürchtig Schweigen liegt... Heute stehen wir wieder an den Gräbern, neue Hoffnung im Herzen, mit den Gedanken bei Vergangenheit und Zukunft zugleich. Die te uren oten, sie weisen mit tnöcherner

Die Grundlage der heutigen politischen Lage bilbet die kommunistische Gefahr. Sie bedroht Deutschland und ganz Europa . Das franzöfifch­sowjetrufffche Bündnis wird nunmehr planmäßig nach der militärischen Seite hin ausgebaut. Eng­land, das schon seinerzeit diesem Bündnis wohl. wollend gegenüberstand, ist in den letzten Wochen ans unerflärlimen Grünben sehr eng auf den franzöfifchen Kurs eingegangen und hat, wie fein Nachgeben bei der Meerengen­Zonferens mit land neue Fühlung genommen. Es besteht daher die Gefahr eines politischen Blodes England­Frankreich- Rußland, der mächtig genug wäre, bie schwierige Aufbauarbeit Adolf Hitlers zu hin­bern und zu stören.

tun haben wollte, obwohl er sich heftigst um eine Verbindung mit Berlin bemühte...

Die Staatstunst Adolf Hit

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Ier8 beruht- im Gegenfats an der ſtarren Machtpolitik Mussolinis darauf, daß er je­den feiner Gegner mit anderen Mitteln behandelt und ihm seinen Willen auf­zwingt.

dem Bolschewismus steht, seine Truppen in das Er hat gegen Frankreich , das hart vor Rheingebiet einmarschieren lassen und sofort eine

Schacht

der Schrittmacher. Hitlers im Südosten

Der Führer bricht die Brücken zu England nicht ab, wohl deswegen, weil nur die englische Regierung, nicht aber das Volk die Verständigung mit Deutschland ablehnt. Er muß aber, um vor­wärts zu kommen, feine Stellung durch gemeinsames Vorgehen mit Italien verstärten. Es ist zwischen Ber­ lin und Rom kein Bündnis abgeschlossen worden und es wird wohl auch keines abgeschlossen wer­den. Man ist lediglich übereingekommen, sich gegenseitig in allen Fragen zu unterstützen, in Der Kommandant der britischen Mittelmeer­benen ein gemeinsames Interesse besteht. So hat flotte hat sich an Bord des Kreuzers Galathea" and den Weg und zeigen uns als Ver­beispielsweise Italien erklärt, nur gemeinsam mit großzügige Wiederbefestigung der deutschen West­nach Gibraltar eingefchifft. Die Marine- mächtnis das Ziel, das ihnen versagt blieb.... Gr­Deutschland an einer Locarnokonferenz teilzu­grenze eingeleitet. Er hat aber mit England ver­behörden erklären, daß dieser Reise keine besondere schüttert und ergriffen hebt die Hand sich zum nehmen, ein wichtiger Beschluß, der die Ifolie- handelt, um auf dem wichtigsten Gebiet, der Flot­Bedeutung zukommt. Der Kommandant wünsche Schwur und inmitten der Helden, ganz in Er­rung der deutschen Politik verhindert hat. tenrüstung, einen Ausgleich zu erzielen. Polen einfach an der Stelle anwesend zu sein, wo vor- innerung an sie, geloben wir feierlich, ihr Werk In Desterreich hat es zu dieser Zeit alle mög- wurde freundschaftlich" durchsetzt, so daß seine übergehend der größere Teil der britischen zu beenden... In jener Stunde, in der ein lichen politischen Konzepte gegeben, die Politik des 2ußenpolitit heute praktisch in amtlicher Befehl im ganzen Lande in Fenstern Kers Reiches zu überspielen. Schuschnigg hat dies zuerst der te ich stanzlei gemacht wird, wie zen entzündet, für eine n, der Unglück brache auf der Linie Prag - Paris , dann, nach dem Sieg die Reise Becks nach Belgrad beweist und die Hal­über Leute und Land, werden wir in unserer Italiens in Abessinien, auf der Linie Budapest - tung Polens in der heiklen Danziger Krise neuer­Serzen Lichter anbrennen, wollen sie näh- Nom versucht. Sein Ziel ist die Restauration der dings bestätigt. Gegen Oesterreich mußte ren durch Inbrunst des Denkens an tote Kamera- Habsburger gewesen. Er hat mit allen Mitteln Mus- Adolf Hitler ein diplomatisch- politisches Verfahren den... Ihr Toten unserer Bewegung, Ihr Helden folini hiefür zu gewinnen versucht, um auf diese einleiten, das einerseits von Italien begriffen und mitgemacht wird und andererseits die Oststaaten, Ungarn , Jugoslawien , Bulgarien vollständig zu gewinnen vermag.

Mittelmeerflotte stationiert ist.

Geldgeber der Putschisten enteignet

Madrid . Der Staatspräsident hat einen Erlaß unterzeichnet, wonach die Handelsmarine­behörde ermächtigt wird, die Beschlagnahme der Campamia Transmediterranea einschließlich sämtlicher vorhandener Einrichtun= gen und Wertpapiere durchzuführen. Ein großer Teil der beschlagnahmten Wertpapiere gehört dem in Spanien sehr bekannten Millionär Juan March , der als finanzieller Organisator der Mi­litärerhebung gilt. Ebenso ist auf Grund eines Beschlusses der katalanischen Regierung die Ge­mäldesammlung des Führers der katalanischen Nechtspartei Cambo beschlagnahmt und als Engentum des katalanischen Volkes erklärt wor­den. Die Sammlung wurde in die katalanische Kunstgalerie gebracht.

Vom Schauplatz des Bürgerkrieges:

Madrid . Das Innenministerium veröf­fentlicht eine Meldung, in der es heißt, daß die Regierungstruppen im Guadarrama - Gebirge vor­rücken und sich zum Angriff auf die Provinz Ca­ stilien vorbereiten. Der Mittwoch zeichnete sich insbesondere durch die Tätigkeit der Artillerie und der Luftwaffe aus, die erfolgreich war.

Wie die Zeitungen aus Oviedo melden, follen dort die Minenarbeiter, die unter Führung des fozialdemokratischen Abgeordneten Gonzales Vena die Stadt eingeschlossen haben, die Be­Schießung der Stadt begonnen haben. Man rechne mit der baldigen Einnahme te Oviedos.

Die Regierung teilt im Nundfunk mit, daß Villanueva de la Serena in der Provins Badajoz von Regierungstruppen erobert wurde, wodurch die Freigabe fämtlicher Eisenbahn- und Telephonverbindungen zwischen Madrid , Badajoz und Portugal wieder ermöglicht wurde.

Concordaf

ROMA

CONSTANT

Franz heißt..."

Herr von Papen, Hitlers Spezialist im Hineinlegen katholischer Vertragspartner

Weise die österreichische Situation zu retten" und Italien dauernd von Deutschland zu trennen. Weit­gehende Zustimmung englischer Kreise haben es dem österreichischen Bundeskanzler ermöglicht, in der Habsburgerfrage ziemlich energisch beim Duce aufs zutreten. Im Innern hat er in den letzten Monaten der Habsburgerpropaganda freien Lauf gelassen. Wäre es ihm gelungen, ohne militärische Intervention Jugoslawiens ( das als einziger Staat marsch bereit gewesen wär e), die Habsburger nach Wien zu bringen, so wäre dadurch die österreichis sche Frage auf Jahre hinaus unlösbar geworden.

Es war jedem Einsichtigen schon längst flar, daf Adolf Hitler in Desterreich auf keinen Fall an eine gewaltsame Lösung denken konnte, durch die das Reich bei der Wiedergewinnung seiner Wehr­hoheit, der großartigen Aufrüstung und dem mo­dernsten Schutz seiner Grenzen Arbeiten, die taum vor 1940 beendet sein dürften schwer ge­fährdet und vielleicht zu vorschnellem Krafteinfah genötigt worden wäre.

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Adolf Hitler muß noch heute bei der Lösung des österreichischen Problems auf Italien Bedacht neh men. Gin Vorgehen, das gegen Italien gerichtet wäre, brächte das Reich in eine politische Isolierung, die seine Handlungsfähigkeit start beeinträchtigen würde. So kam es zum Vertrag vom 11. Juli 1936.

Die deutsche Politik ist auch nicht müßig ge­blieben. Auf allen Linien hat sie Sch uschnigs entgegengearbeitet. Mussolini hat man eindeutig unterrichtet, daß eine Unter­Es ist nicht ein Abkommen Berlin - Wien , ftübung der Pläne Schuschniggs den Bruch zwi­fchen Rom und Berlin und die verstärkte Annähe­sondern ein Abkommen Berlin - Rom - Budapest­rung Deutschlands an England bedeuten würde. Wien . Erst durch die kluge, weitschauende. Politik Schacht ist nach dem Often gefahren und hat des Führers konnte. Desterreich für dieses Abkommen bort allen largemacht, daß es nicht genüge, nur reif gemacht werden.

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mute Gefäfte mit Deutf land annette offentlige Teil des Abkommens ist der machen, sondern man in Belgrad , Die österreichische Bundesregierung wird ihre Athen , Softgame gintie mit hem dem deutſchen . Reiche ſtets auf, denselben este t- und Budapeſt eine Politit im allgemeinen wie insbesonders gegenüber große gemeinsame Reich finden müsse. Die Tschechoslowakei ist durch lichen Linien halten, die der Tatsache, daß Oeste ra die Folgen feines Vertrages mit So wie treich sich als deutscher Staat bekennt, rul and ganz aus dem Blickfelb Wiens ge­rüft. So ist es der deutschen Bolitik gelungen, Defterreich auf allen Linien zu isolieren.

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Aber auch noch eine Voraussetzung war zu schaf­fen, die Unschädlichmachung Starhembergs, mit dem aus begreiflichen Gründen niemand im Reich zu

entsprechen."

Diese Festlegung darf nicht verwechselt wer­ben mit den bisherigen Erklärungen der österrei­ chischen Regierung, daß fie auch" einen deutschen Staat regiere. Bielmehr steht hinter diesem Sat Adolf Hitler. Er hat damit jede Padelei